Artturi Ilmari Virtanen

Artturi Ilmari Virtanen[ˈɑrtːuri ˈilmɑri ˈvirtɑnɛn] (*15. Januar1895 inHelsinki; †11. November1973 in Helsinki) war einfinnischerBiochemiker. Er erhielt 1945 denNobelpreis für Chemie „für seine Untersuchungen und Entdeckungen auf dem Gebiet derAgrikultur- undNahrungsmittelchemie, insbesondere für seine Methode derKonservierung vonFuttermitteln und Futterpflanzen“. Er gilt durch seine Arbeiten als einer der Begründer derErnährungswissenschaften und vor allem derLebensmittelchemie.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Artturi Ilmari Virtanen wurde 1895 in Helsinki als Sohn von Kaarlo Virtanen und Serafiina Isotalo geboren. Seine Schulausbildung erhielt er im Klassischen Gymnasium vonWiborg (finnischViipuri, heute amtlich russisch Выборг/Wyborg),[1] danach studierte er ab 1913 an derUniversität HelsinkiChemie,Biologie undPhysik. 1919 beendete er das Studium mit derPromotion und startete sein Berufsleben in den Laboratorien des Zentralverbandes der finnischen MolkereigenossenschaftValio. 1921 wurde er Direktor der Genossenschaft. 1931 erhielt er ein eigenes Laboratorium und eine Berufung für eine Professur für Biochemie an die Universität Helsinki, die er bis zu seinerEmeritierung 1948 innehatte. Er starb 1973 in seiner Heimatstadt und wurde auf demFriedhof Hietaniemi beigesetzt.[2] Sein SohnKaarlo Virtanen war Mathematiker.
Werk
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Die Arbeit von Artturi Virtanen konzentrierte sich vor allem auf die Inhaltsstoffe pflanzlicher Nahrung. So studierte er etwa dieBiosynthese derVitamine und konnte zahlreiche neue Inhaltsstoffe aus Pflanzen isolieren und ihre Bedeutung für die Ernährung untersuchen.
Ab 1924 untersuchte er diebakteriellen Prozesse bei derKäse- undMilchherstellung und beobachtete dieenzymatischen Vorgänge in denGärungsprozessen. Des Weiteren untersuchte er dieStickstofffixierung beiHülsenfrüchtlern (Leguminosen) und derenKnöllchenbakterien. Er konnte den roten FarbstoffLegoglobin der Bakterien identifizieren und stellte eine nahe chemische Verwandtschaft mit dem BlutfarbstoffHämoglobin und die Bedeutung bei der Aufnahme vonGasen heraus. Weitere Untersuchungen konzentrierten sich auf Gärprozesse im Boden, den Säuregehalt von Böden und die Lebensweise von Bodenbakterien.
Bei den biochemischen Prozessen konzentrierte er sich zudem auf dieNitrataufnahme bei Pflanzen sowie die Herstellung vonVitaminen,Aminosäure undProteinen. Er isolierte unter anderem neue Formen derKetocarbonsäuren,Aminocarbonsäuren sowie schwefelhaltige Verbindungen und antibakteriell wirkende Inhaltsstoffe derZwiebel und desKnoblauchs.
Den Nobelpreis bekam er vor allem aufgrund der Entwicklung der AIV-Methode zur Konservierung von Futtermitteln, bei der wichtige Inhaltsstoffe wie die Vitamine nicht zerstört werden. Dies erreichte er durch spezielleSilageverfahren nach der Ernte proteinreicher Futterpflanzen. Später entwickelte er zudem ein Verfahren zur Milchproduktion bei proteinfreier Ernährung der Kühe.
Ab 1949 war er korrespondierendes Mitglied derBayerischen Akademie der Wissenschaften.[3] 1959 wurde er Ehrenmitglied (Honorary Fellow) derRoyal Society of Edinburgh.[4] 1963 wurde er zum Mitglied derDeutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt,[5] 1969 in dieNational Academy of Sciences.
Ehrungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Asteroid(1449) Virtanen trägt den Namen des Biochemikers. Seit 1970 ist der MondkraterVirtanen[6] nach ihm benannt.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bernhard Kupfer:Lexikon der Nobelpreisträger. Patmos Verlag, Düsseldorf 2001,ISBN 3-491-72451-1.
- Winfried R. Pötsch, Annelore Fischer, Wolfgang Müller:Lexikon bedeutender Chemiker. Harri Deutsch, Thun/Frankfurt am Main 1989,ISBN 3-8171-1055-3, S. 438.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Informationen derNobelstiftung zur Preisverleihung 1945 an Artturi Ilmari Virtanen (englisch)
- Literatur von und über Artturi Ilmari Virtanen im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Informationen zu undakademischer Stammbaum vonArtturi Ilmari Virtanen bei academictree.org
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑https://www.nobelprize.org/prizes/chemistry/1945/virtanen/biographical/
- ↑Friedhof Hietaniemi:MERKITTÄVIÄ VAINAJIA, Seite 21.(PDF; 552 kB)
- ↑Artturi Ilmari Virtanen Nachruf vonAdolf Butenandt im Jahrbuch 1974 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (PDF-Datei).
- ↑Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002 (K–Z). (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 18. April 2020.
- ↑Mitgliederverzeichnis Leopoldina, Artturi Virtanen (mit Bild) (Memento vom 5. März 2016 imInternet Archive)
- ↑Artturi Ilmari Virtanen imGazetteer of Planetary Nomenclature derIAU (WGPSN) /USGS
Personendaten | |
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NAME | Virtanen, Artturi Ilmari |
ALTERNATIVNAMEN | Virtanen, Artturi |
KURZBESCHREIBUNG | finnischer Biochemiker, Nobelpreisträger für Chemie (1945) |
GEBURTSDATUM | 15. Januar 1895 |
GEBURTSORT | Helsinki |
STERBEDATUM | 11. November 1973 |
STERBEORT | Helsinki |
- Nobelpreisträger für Chemie
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Biochemiker
- Hochschullehrer (Universität Helsinki)
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der National Academy of Sciences
- Mitglied der Royal Society of Edinburgh
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Träger der finnischen Auszeichnung Akademiker
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Person als Namensgeber für einen Mondkrater
- Absolvent der Universität Helsinki
- Finne
- Geboren 1895
- Gestorben 1973
- Mann