Arschloch
Arschloch steht vulgär-umgangssprachlich für denAnus. Das Wort wird hauptsächlich alsSchimpfwort gebraucht.
Etymologie
Der WortbestandteilArsch findet sich in allen germanischen Sprachen (alts.,altn.,schwed.,ahd.,mhd. undfrnhd.ars;altenglischærs, neuenglischarse, vor allem imamerikanischen Englisch auchass; Niederländischaars;niederdeutschors, auchnors,mors) und erlaubt die Rekonstruktion des urgermanischen Nomens*arsaz. Wahrscheinlich ist eine Verwandtschaft mitaltgriechischὄρρος(órros) „Schwanz“, das ebenfalls als Kraftausdruck für das Gesäß gebraucht und daher in gehobener Sprache vermieden wurde. Zu einer möglichen urindogermanischen Nomen*h₁ors- werden auchair.err „Schwanz“ undhethitischarraš „Gesäß“ gerechnet.
Der BegriffLoch istalthochdeutschen Ursprungs und bedeutet Öffnung. Die Kombination dürftefrühmittelalterlich sein, da sie inhaltsgleich sowohl im Englischen als auch im Deutschen vorkommt. Im Althochdeutschen ist für den Anus dagegen primär der AusdruckDarm,Derm zu finden, der später auf dasIntestinum übertragen wurde.
Fingerzeichen

Ein Fingerzeichen fürArschloch ist ein aus Daumen und Zeigefinger gebildeter Kreis. Dies wird beispielsweise als Beschimpfung unter Autofahrern und in vielen Regionen der Welt (z. B. Brasilien) verwendet.[1] Das gleiche Zeichen kann auch alsok verstanden werden, z. B. als normiertesTauchzeichen.
Rechtsfragen
Das Schimpfwort „Arschloch“ kann imdeutschen Strafrecht denTatbestand derBeleidigung nach§ 185StGB erfüllen. Beleidigung ist die Kundgabe vonMissachtung oderNichtachtung gegenüber dem beleidigten Opfer oder Dritten in demWillen, dass diese Äußerung auch zur Kenntnis genommen wird.[2] Es muss die Absicht bestehen, das Opfer herabzuwürdigen und dessenEhre zu verletzen. Zu unterscheiden ist hierbei zwischen bloßerSchmähkritik undWerturteilen. Bloße Schmähkritik umfasst insbesondere Schimpfworte wie „Arschloch“, „Nichtsnutz“ „Idiot“ usw. Dem Beleidiger kommt es darauf an, das Opfer in seiner Ehre zu verletzen, die Diffamierung steht im Vordergrund, die Kritik im Hintergrund. Werturteile dagegen sind gemäßArt. 5GG von derMeinungsfreiheit geschützt.
GemäßRechtsprechung desAmtsgerichts Ehingen (Donau) (Aktenzeichen 2 Cs 36 Js 7167/09) ist die Äußerung „Leck mich am Arsch“ in einem verhandeltenEinzelfallkeine Beleidigung im Sinne des§ 185 StGB.[3][4]
Wer imArbeitsrecht seinenVorgesetzten mit „altes Arschloch“ tituliert, darf nichtfristlos entlassen, aberabgemahnt werden.[5] ImMietrecht rechtfertigt die während einesStreits ausgesprochene schwere Beleidigung „Du Arschloch“ gegenüber dem Vermieter eine fristlose Kündigung.[6] Die bewusste und wiederholte grobe Beleidigung des Vermieters (zweimal „Arschloch“ hintereinander), die keinem momentanen Kontrollverlust entspringt, rechtfertigt die fristloseKündigung von Mietverträgen.[7] DasLandgericht Köln verkannte in diesem Urteil nicht, dass eine beleidigende Äußerung entschuldbar sein kann, wenn sie aus einerProvokation heraus oder im Zusammenhang einer streitigen Atmosphäre heraus erfolgte sowie wenn sie als eine momentane und ganz vereinzelteUnbeherrschtheit zu bewerten ist. ImStraßenverkehrsrecht löst die Beleidigung als „Arschloch“ einBußgeld von bis zu 1.500 Euro aus.
Der Staatsanwalt desKantons Basel-Landschaft erkannte im September 2017 im WortScholarch (Schuloberhaupt) eine Beleidigung in einem Fall, in dem es alsAnagramm fürArschloch verwendet wurde; er verhängte dann eine Buße von 150Franken. Der Verfasser zog das Verfahren an das Strafgericht weiter, welches ihn zur Übernahme von Gerichts- und Anwaltskosten verurteilte.[8] Seit Dezember 2019 ist diese Frage nun auch höchstrichterlich geklärt; dasBundesgericht stützte die Ansicht des Strafgerichtes und verrechnete 3000Schweizer Franken Gerichtskosten.[9]
Verwendung in der Literatur
- InCharles Bukowskis WerkPost Office – deutsch:Der Mann mit der Ledertasche (1971) – beginnt ein Absatz mit: “What’s wrong with assholes, baby?” („Was hast du denn gegen Arschlöcher, Baby?“)[10] und auch sonst setzt er das Wort nicht eben sparsam ein.
- Roland Topor schrieb 1975Mémoires d’un vieux con, deutsch:Memoiren eines alten Arschlochs – eine fiktiveAutobiografie.[11]
- DasKleine Arschloch vonWalter Moers ist eine bekannteComicfigur.
- Der Philosophieprofessor Aaron James von derUniversity of California schrieb das BuchAssholes. A Theory, in dem er eine Untersuchung über die Charakterzüge typischer Arschlöcher anstellt.[12]
- In Bezug auf dasBetriebsklima in Unternehmen beschreibt derOrganisationspsychologeRobert I. Sutton, Professor an derStanford Graduate School of Business, ebenfalls Erkennungsmerkmale von „Arschlöchern“ in seinem BuchDer Arschloch-Faktor: Vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten in Unternehmen (Heyne 2008,[13] alsThe No Asshole Rule: Building a Civilized Workplace and Surviving One That Isn’t 2007 erschienen), anhand derer auch entsprechende Bewerber erkannt werden können, um ihre Einstellung zu vermeiden. Sie schaden seiner Meinung nach derProduktivität des Unternehmens. Er betont, dass die extreme Wortwahl erforderlich sei.
Zeitung:
- Georg Seeßlen – Definition inDie Tageszeitung: „Wenn jemand für einen kleinen Vorteil für sich selbst einen großen Nachteil bei anderen Menschen in Kauf nimmt, ist das schon eine ziemliche Arschlöchigkeit. Je kleiner der eigene Vorteil im Verhältnis zum Nachteil anderer, desto höher der A-Faktor. Der anständige Mensch beginnt, wo man einen kleinen eigenen Nachteil zugunsten eines größeren Vorteils für andere in Kauf nimmt. Wenn man allerdings einen großen eigenen Nachteil zugunsten eines kleinen Vorteils anderer in Kauf nimmt, ist man entweder scharf auf einen Heiligenschein oder hat ein kleines Problem mit dem „Helfersyndrom“. Und gerät schon wieder in Arschloch-Gefahr.“[14]
Bühne
- Ein bekanntes Beispiel für die Nutzung in derMusik ist das LiedSchrei nach Liebe von denÄrzten, in dem es einem fiktivenNeonazi quasi ins Gesicht geschrien wird.
- Der ComedianMichael Mittermeier benennt ein bekanntes Lied seines Repertoires mit dem TitelArschloch-Kind.
- Der Kabarettist und AutorFritz Eckenga lobt dasRuhrgebiet folgendermaßen: „Die Arschlochdichte ist hier nicht so hoch.“[15]
Zitat
- „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ (Joschka Fischer: Der Abgeordnete Fischer am 18. Oktober 1984 zum damaligen BundestagsvizepräsidentenRichard Stücklen)[16]
- „Wir lassen uns die Ostpolitik nicht von den acht Arschlöchern in Karlsruhe kaputtmachen.“[17]
- „Wir befinden uns in einer politischen Kampagne, in der der Kandidat Uber heißt und der Gegner ein Arschloch namens Taxi.“ (Travis Kalanick)[18]
Weblinks
- Literatur über Arschloch im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑Andere Länder, andere Gesten - WELT. 19. November 2011, abgerufen am 20. Juni 2023.
- ↑Herbert Tröndle/Thomas Fischer,Kommentar Strafgesetzbuch, 2004, S. 1250
- ↑AG Ehingen, 24.06.2009 – 2 Cs 36 Js 7167/09. In: dejure.org. dejure.org Rechtsinformationssysteme GmbH, abgerufen am 30. August 2021.
- ↑AG Ehingen, Beschluss vom 24.06.2009 – 2 Cs 36 Js 7167/09. In: openjur.de. openJur gUG (haftungsbeschränkt), abgerufen am 30. August 2021.
- ↑LAG Köln, Urteil vom 4. Juli 1996, Az.: 10 Sa 337/96 =NZA-RR 1997, 171
- ↑Landgericht Berlin, Urteil vom 18. Juni 1990, 62 S 152/90
- ↑Landgericht Köln, Urteil vom. 21. Januar 1993, Az.: 1 S 365/92 = WuM 1993, 349
- ↑Scholarch oder Arschloch? Das ist hier die Frage. In: Basellandschaftliche Zeitung. 17. August 2018, abgerufen am 17. August 2018.
- ↑Entscheid BGer 6B_1232/2019 vom 17. Dezember 2019
- ↑Aus Charles Bukowski - Der Mann mit der Ledertasche. Abgerufen am 20. Juni 2023.
- ↑Roland Topor:Memoiren eines alten Arschlochs (=Mémoires d’un vieux con, 1975). Übersetzt vonEugen Helmlé. Diogenes, Zürich 1977; Taschenbuch ebd. 1980,ISBN 3-257-20775-1.
- ↑Selbstsüchtig: Warum echte Arschlöcher meistens männlich sind - WELT. 7. September 2015, abgerufen am 20. Juni 2023.
- ↑Robert I. Sutton:Der Arschloch-Faktor : vom geschickten Umgang mit Aufschneidern, Intriganten und Despoten im Unternehmen.Heyne,München 2008,ISBN 3-453-60060-6.
- ↑Georg Seeßlen: Der A-Faktor. Manche Leute achten nur auf den eigenen Vorteil und missbrauchen unser Vertrauen. Wie setzt man sich zur Wehr, ohne selbst zum Ekel zu werden? Die Tageszeitung, 5. September 2018, abgerufen am 6. September 2018.
- ↑Kabarett: „Das kommt alles aus einem Kopf“ (Memento vom 24. September 2015 imInternet Archive)
- ↑Bündnis '90 / Die Grünen: Nicht nur die Mode ändert sich. Archiviert vom Original am 23. Januar 2012; abgerufen am 20. Juni 2023. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeit.de
- ↑Äußerung eines Repräsentanten der Regierungspartei SPD zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zumGrundlagenvertrag, vgl.Ulrich Battis,Christoph Gusy:Einführung in das Staatsrecht. S. 21 undZuchtmeister für Bonn und Bürger. In:Der Spiegel.Nr. 10, 1975 (online).
- ↑Süddeutsche Zeitung: Uber und das Taxigewerbe - David, der ein Goliath ist. 3. September 2014, abgerufen am 20. Juni 2023.