| Arrow (Rakete) | |
|---|---|
Start einer Arrow 2 | |
| Allgemeine Angaben | |
| Typ | Anti-Raketen-Rakete |
| Heimische Bezeichnung | Arrow, חץ, Chetz |
| Herkunftsland | Israel |
| Hersteller | IAI,IMI, Tadiran,Boeing,Raytheon,Lockheed Martin |
| Entwicklung | 1986 |
| Indienststellung | 2000 |
| Einsatzzeit | im Dienst |
| Stückpreis | ~3 Mio.USD |
| Technische Daten | |
| Länge | 7,0 m |
| Durchmesser | 800 mm |
| Gefechtsgewicht | 2.500 kg |
| Spannweite | 850 mm |
| Antrieb Erste Stufe Zweite Stufe | Feststoffraketentriebwerk Feststoffraketentriebwerk |
| Geschwindigkeit | Mach 7,2 (2.500 m/s) |
| Reichweite | +100 km |
| Dienstgipfelhöhe | +50 km |
| Ausstattung | |
| Lenkung | Radar,INS &Datenlink |
| Zielortung | Aktive Radarzielsuche &passive Infrarotzielsuche |
| Gefechtskopf | 150 kg Splittergefechtskopf |
| Zünder | Aufschlagzünder & Radar-Annäherungszünder |
| Waffenplattformen | Lkw mitAnhänger |
| Listen zum Thema | |
Arrow (englisch für: ‚Pfeil‘, ursprünglicherhebräischer Name:חץChetz) ist einRaketenabwehrsystem zur Abwehr vonballistischen Raketen. Es wurde gemeinsam vonIsrael und denVereinigten Staaten entwickelt.
Im Rahmen derStrategic Defense Initiative (SDI) unterzeichneten die Vereinigten Staaten und Israel am 6. Mai 1986 eineAbsichtserklärung zur Entwicklung eines Raketenabwehrsystems. Dies geschah im Interesse desKabinetts Reagan, welches eine Einbindung Israels in das SDI-Programm anstrebte. Im Rahmen dieses Programms sollten verschiedene Möglichkeiten zum Abfangen von ballistischen Raketen untersucht werden. Die Absichtserklärung regelte vor allem die gemeinsame Finanzierung des Projektes, dessen Kosten man auf mindestens eine MilliardeUS-Dollar schätzte. Die eigentliche Entwicklung der Arrow 1 basiert auf einem Vertrag vom Juli 1988. Darin wurde die Entwicklung eines taktischenRaketenabwehrsystems zur Bekämpfung vonKurzstreckenraketen, wie die sowjetische9K72 Elbrus (NATO-Codename SS-1c Scud-B) definiert. Im Rahmen dieses Programms sollte der HauptauftragnehmerIsrael Aircraft Industries (IAI) zusammen mit den US-FirmenBoeing undLockheed Martin einen Technologiedemonstrator einer Abfangrakete entwickeln. Das Auftragsvolumen belief sich vorerst auf 158 Mio. US-Dollar, von denen 80 % vomVerteidigungsministerium der Vereinigten Staaten übernommen wurden. Der erste (ungelenkte) Teststart einer Arrow-Abfangrakete erfolgte am 9. August 1990.[1][2][3][4]
Die mangelnden Erfolge derMIM-104 Patriot imZweiten Golfkrieg 1991 gaben den Ausschlag zu einer Neukonzeption des Projektes. Basierend auf demTechnologiedemonstrator sollte für dieIsraelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) nun ein serienreifes Raketenabwehrsystem entwickelt werden. Mit diesem sollten Kurz- undMittelstreckenraketen mit einer Schussdistanz von 1.500 km in derStratosphäre bekämpft werden können. Mit dem ProjektArrow Continuation Experiments (ACES) wurdeArrow 2 entwickelt, welcher Bestandteil des zukünftigen israelischen RaketenabwehrschildesHOMA werden sollte. Auch bei der Arrow 2 wurden rund 80 % der Entwicklungskosten von den Vereinigten Staaten getragen. Am 12. Juli 1994 konnte beim neunten Arrow-Test erstmals ein ballistisches Ziel über demMittelmeer abgefangen werden und der erste erfolgreiche Teststart einer Arrow 2-Abfangrakete erfolgte am 30. Juli 1995. Der erste Abfangtest mit einem Arrow 2-Gesamtsystem erfolgte im August 1997. Schließlich wurde das erste Arrow 2-System am 29. November 1998 den IDF übergeben. Nach Truppenerprobungen ging die erste Arrow 2-Batterie im März 2000 auf derLuftwaffenbasis Palmachim in Dienst. Die zweite Batterie wurde im Oktober 2002 auf demMilitärflugfeld Ein Schemer in Dienst gestellt. Bis dahin hatten die Vereinigten Staaten das Arrow-Programm mit rund 860 Mio. US-Dollar unterstützt.[4][5][6][7][8][9][10]
Danach wurdeArrow-2 in mehreren Ausbaustufen (Block’s) weiterentwickelt. Weiter folgten die SystemeArrow 3 undArrow 4. Bis Ende 2023 investierten die Vereinigten Staaten rund 4,5 Mrd. US-Dollar in die Entwicklung des Arrow-Raketenabwehrsystems.[7][11][12]
Der Raketenabwehrschild von Israel ist in drei Schichten aufgebaut. Mit dem Arrow-System sollen ballistischeMittelstreckenraketen abgefangen werden. Das SystemDavid’s Sling wird zur Bekämpfung vonKurzstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu rund 300 km eingesetzt.Iron Dome wird zur Abwehr vonArtillerieraketen mit einer Reichweite von unter 70 km eingesetzt.
Das Arrow-Raketenabwehrsystem besteht im Wesentlichen aus einemFrühwarnradar, einemFeuerleitradar, einemBatterie-Kommandoposten, einem Feuerleitstand sowie Startgeräten für dieLenkflugkörper. Sämtliche Komponenten sind aufSattelauflieger verbaut und können mitSattelzugmaschinen auf der Straße transportiert werden.[13]

Als Frühwarn- und Feuerleitradar wird das RaketenaufklärungsradarEL/M-2080 „Green Pine“ verwendet. Das Radar ist auf das Erfassen und Begleiten von kleinen Zielen mitHyperschallgeschwindigkeit ausgelegt und wiegt rund 60 Tonnen. Es soll ballistische Raketen bis zu einer Entfernung von 500 km erfassen und begleiten können. Dazu verwendet es eineActive-Electronically-Scanned-Array-Antenne mit 2.000–2.300Phasenschiebern. DieRadarantenne hat eine Länge von 9,15 m sowie eine Höhe von 3 m. Das Radar arbeitet imL-Band mit einer Frequenz von 500–1.000 MHz. Als Feuerleitradar kann es zeitgleich die Zieldaten von 12 ballistischen Raketen ermitteln und eine unbekannte Anzahl Arrow-Lenkflugkörper mit einer Abweichung von maximal 4 m an die Ziele heranführen. Dabei kann die maximale Zielgeschwindigkeit 2,5–3 km/s (rundMach 7,3–8,7) betragen.[1][13][14][15][16][17][18]
Seit 2010 wird das verbesserteEL/M-2080S Super Green Pine-Radar verwendet. Eine weitere Bezeichnung lautetGreen Pine Block-B. Dieses modernisierte Radar soll ballistische Raketen bis zu einer Entfernung von 900 km erfassen und begleiten können. Weiter soll es besser zwischen dem eigentlichen Ziel sowie Trümmerteilen und Täuschkörpern unterschieden können. Dabei soll es zeitgleich die Zieldaten von 30 ballistischen Raketen ermitteln und eine unbekannte Anzahl Arrow-Lenkflugkörper an die Ziele heranführen können.[19][20][21][22][23]
Das nochmals verbesserteGreen Pine Block-C-Radar wurde erstmals 2018 erwähnt.[24]
DasGolden Citron-Battle Management System (BMS) ist der zentrale Kommandoposten einer Arrow-Batterie. Der Kommandoposten verfügt als C3I-System über umfangreiche Kommunikationseinrichtungen, die es dem Kampfführungspersonal erlauben, mit verschiedenen Aufklärungs- und Führungssystemen zu kommunizieren. So hat jeder Kommandoposten eine direkte Verbindung zumHauptquartier derIsraelischen Verteidigungsstreitkräfte. Im Golden Citron laufen alle Daten vomGreen Pine-Radar und vomBrown Hazelnut-Feuerleitstand zusammen und werden dort verarbeitet. Im Kommandoposten führen 7–10 Bediener den Feuerkampf. Die Bediener können überLink 16 auch den Flug- und RaketenabwehrsystemenMIM-104 Patriot undDavid’s Sling Ziele zuweisen. Der Golden Citron kann in einer Entfernung von 300 km zum Batterie-Feuerleitstand platziert werden.[1][13][18][25]
DerBrown Hazelnut ist der Batterie-Feuerleitstand und befindet sich bei den Lenkflugkörperstartern. Als Startkontrollzentrum werden in ihm die Lenkflugkörperstarter überwacht sowie die Lenkflugkörper gestartet.[1][13][18][25]

Die Lenkflugkörperstarter tragen je sechs Lenkflugkörper, die in geschlossenen und wartungsfreien Containern transportiert werden. In derStellung wird der Starter vom Lastkraftwagen abgekoppelt. Um den Lenkflugkörperstarter feuerbereit zu machen, werden die Lenkflugkörpercontainer aus der horizontalen Transportposition in die Vertikale angestellt und auf den Boden aufgesetzt. Die Kontrolle und Überwachung der unbemannten Lenkflugkörperstarter erfolgt durch denBrown Hazelnut-Batterie-Feuerleitstand.[1][13][18][25]
Die Arrow 2-Lenkflugkörper sind zweistufige Flugkörper mitFeststoffraketentriebwerken. Die ersteAntriebsstufe hat einen Durchmesser von 800 mm und die zweite einen solchen von 500 mm. Der Lenkflugkörper hat einen zylinderförmigen Rumpf und ist in mehrere Sektionen aufgeteilt: Die Zweite Antriebsstufe ist 2,75 m lang und wiegt rund 500 kg. Hinter derogiven Lenkwaffenspitze befinden sich die Sensoren für die Zielverfolgung. Diese bestehen aus einem aktivenRadar-Suchkopf sowie einemInfrarotsuchkopf mit digitalerBildverarbeitung. Der Infrarotsuchkopf verwendet Detektoren mitIndiumantimonid mit einem Focal Plane Array (FPA). Hinter der Suchkopfsektion ist der Splittergefechtskopf mit einem Gewicht von 150 kg untergebracht. Der Gefechtskopf verfügt über einenAufschlagzünder sowie einen Radar-Annäherungszünder. Anschließend folgen dieElektronik sowie die Technik für dieEnergieversorgung. Am Ende der zweiten Antriebsstufe sind viertrapezförmigeSteuerflächen sowie zwei dreieckförmige Stabilisierungsflächen angebracht. Ein Adapterkonus verbindet die erste und zweite Antriebsstufe. Die Steuerung dieser Antriebsstufe erfolgt mit einerSchubvektorsteuerung.[1][3][13][18][25]
Die neueren Arrow 3-Lenkflugkörper sind zweistufige Lenkflugkörper mit einem Durchmesser von 533 mm. Der Splittergefechtskopf wurde durch ein separierendesKinetic Kill Vehicle ersetzt, welches das Ziel durch die kinetische Aufschlagenergie bei einem Direkttreffer zerstört. Dieser Lenkflugkörper hat keine Stabilisierungsflächen und die Steuerung erfolgt rein mit einer Schubvektorsteuerung.[11][26][27]
Dies war der erste Technologiedemonstrator aus dem Jahr 1990. Arrow 1 wurde zum Abfangen von ballistischenKurzstreckenraketen wie dieR-17 Elbrus (NATO-CodenameSS-1c Scud-B) und ihre Abarten konzipiert. Die Arrow 1 wurde weder in Serie gefertigt noch bei denIsraelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) in Dienst gestellt. Der zweistufige Arrow 1-Lenkflugkörper hatte eine Länge von 7,5 m, einen Rumpfdurchmesser von 1.200 mm und wog rund 2.000 kg. Die maximale Einsatzdistanz betrug rund 50 km und die maximale Einsatzhöhe lag bei rund 30.000 m.[1][3][28]

Arrow 2 steht seit dem Jahr 2000 im Dienst der Israelischen Verteidigungsstreitkräften. Der zweistufige Arrow 2-Lenkflugkörper erreicht eine Fluggeschwindigkeit von rundMach 9 (3.090 m/s). Die maximale Einsatzdistanz beträgt rund 100 km und die Einsatzhöhe liegt bei 8.000–50.000 m. Das Arrow 2-Raketenabwehrsystem wurde in mehreren Ausbaustufen (Block’s) weiterentwickelt.[1][3][5][13]
Die AusführungArrow 2 Block 2 ist seit 2005 operationell. Die Anpassungen umfasste primär dieSoftware zur Steuerung der Abfangraketen. Es konnte die minimale und maximale Abfanghöhe verbessert werden. So konnte bei einem Test im Dezember 2003 ein Ziel in 60 km Höhe getroffen werden. Daneben kann das Green Pine-Radar jetzt in bis zu 100 km Entfernung zum Lenkflugkörperstarter aufgestellt werden. Weiter können die Bediener überLink 16 dem Flug- und RaketenabwehrsystemMIM-104 Patriot Ziele zuweisen.[3][28][29][30][31][32]
Die AusführungArrow 2 Block 3 befindet sich seit 2007 im Einsatz. Dabei wurden ältere Elektronikteile durch moderne Komponenten ersetzt, was zu geringeren Unterhaltskosten führt. Daneben wurden auch die Lenkflugkörperstarter verbessert. Weiter wurde die Software im Green Pine-Radar und im Lenkflugkörper angepasst, so dass jetzt separierende Gefechtsköpfe besser erkannt werden können.[3][28][29][30][31][32]
Die AusführungArrow 2 Block 4 ist seit 2012 operationell und verwendet das Super Green Pine-Radar. Mit dieser Ausführung konnte die Treffererwartung bei der Bekämpfung von ballistischenMittelstreckenraketen wie derShahab 3 deutlich verbessert werden. Weiter sollen separierende Gefechtsköpfe besser von Raketen-Trümmerteilen unterschieden werden können. Daneben soll auch die Anzahl der gleichzeitig einsetzbaren Lenkflugkörper erhöht worden sein.[16][32][33][34]
Nachdem 2008 mit der Entwicklung derArrow 3 begonnen worden war, wurde im April 2011 die Entwicklung derArrow 2 Block 5 gestartet. Dabei wurden beide Systeme zu einem einzigen nationalen Raketenabwehrsystem zusammengeführt, welches sowohl Arrow 2 wie auch Arrow 3-Lenkflugkörper einsetzen kann. Im Jahr 2020 wurde die erste Arrow 2 Block 5-Batterie in Dienst gestellt. Der Golden Citron-Kommandoposten wurde umfassend modernisiert. Dabei wurden u. a. die Elektronik und die Schnittstellen verbessert und erweitert. Damit ist eine Vernetzung mit dem U.S.-RadarAN/TPY-2 und demAegis-Kampfsystem möglich. Weiter sollen auch Daten von weltraumbasierten Aufklärungsmitteln empfangen werden können. Daneben wurde die Software und Lenkeinheit der Lenkflugkörper überarbeitet. Durch einekinetisch verbesserteFlugbahn und den daraus resultierenden größeren Energiereserven verfügen die Lenkflugkörper über eine größere Reichweite. Damit wurde das Gebiet, welches eine Arrow-Batterie gegen Raketenangriffe verteidigen kann, um rund 50 % vergrößert. Dabei können ballistische Raketen bis zu einer Fluggeschwindigkeit von 3.000 m/s bekämpft werden. Weiter können die Bediener über Link 16 den Flug- und Raketenabwehrsystemen MIM-104 Patriot undDavid’s Sling Ziele zuweisen.[16][28][35][36][37]

Im August 2008 kündigte die israelische Regierung die Entwicklung vonArrow 3 an. Am 27. Juli 2011 wurde das Arrow-3-System erstmals getestet. Der erste Schießversuch mit einer Arrow 3 erfolgte am 24. Januar 2012. Im Juli 2019 fanden drei erfolgreiche Tests auf demPacific Spaceport Complex auf der InselKodiak vor Alaska statt.[38][39] Im Januar 2017 war sie schließlich einsatzbereit und wurde u. a. auf derLuftwaffenbasis Sdot Micha installiert.[40][41] Mit der Arrow-3-Rakete können nur Ziele außerhalb der Atmosphäre, am Rande des Weltraums bekämpft werden.[27] Daher verwendet das Arrow-3-System auch die älteren Arrow-2-Lenkflugkörper, um mit diesen Ziele in der Atmosphäre zu bekämpfen. Der neue Arrow-3-Lenkflugkörper besteht aus zwei Antriebsstufen sowie aus einemKinetic Kill Vehicle mit den Sensoren für die Zielverfolgung. Wenn die Antriebsstufe außerhalb der Atmosphäre, in rund 100 km Höhe ausgebrannt ist, wird dasKinetic Kill Vehicle abgetrennt und steuert sich mit Hilfe von Manövrierdüsen ins Ziel. Die anfliegende Rakete wird allein durch die kinetische Energie des Zusammenpralls zerstört (englischHit-To-Kill). Gegenüber der Arrow 2 besitzt der Arrow 3-Lenkflugkörper eine deutlich höhere Geschwindigkeit. Die maximale Einsatzdistanz von Arrow 3 wurde nicht veröffentlicht. Sie ist aber deutlich größer als beim Vorgängermodell Arrow-2 und wird auf mindestens das Doppelte geschätzt.[27] Mit Arrow 3 können ballistischeMittelstreckenraketen mit einer Maximalreichweite von 2.400 km abgefangen werden.[42] Die maximale Abfanghöhe beträgt dabei über 100 km.[11][12][43][44]
Arrow 4 wurde erstmals 2017 in einerMachbarkeitsstudie erwähnt. Im Februar 2021 gaben Israel und die US-Regierung (Kabinett Biden) den Beginn der Entwicklung der Abfangrakete Arrow 4 bekannt. Sie werde die Fähigkeiten der Arrow 3 noch verbessern und in den kommenden Jahrzehnten die Arrow 2 ersetzen.[45] Mit Arrow 4 sollen neben ballistischen Raketen auch überschallschnelleMarschflugkörper sowieHyperschallgleiter bekämpft werden können.[46][47][48][49]
Die Ziele werden mit demEL/M-2080 Green Pine-Radar detektiert und verfolgt. ImGolden Citron-Kommandoposten werden dieFlugbahnen der Ziele sowie der ungefähre Einschlagpunkt ermittelt. Jedem Ziel wird eine Bekämpfungspriorität zugewiesen. Für die gefährlichsten Ziele werden nun die Zielparameter sowie den optimalen Abfangkurs für die Arrow-Lenkflugkörper ermittelt. Danach wird vomKommandanten vom Kommandoposten der Startbefehl für die Lenkflugkörper erteilt. Mit dem Kommandoposten können zeitgleich eine nicht veröffentlichte Anzahl Arrow-Lenkflugkörper gegen eine unbekannte Anzahl Ziele eingesetzt werden. Der Lenkflugkörper-Start erfolgt aus der senkrecht angestellten Lenkflugkörpercontainern der Lenkflugkörperstarter. Die Lenkflugkörper-Starts werden in demBrown Hazelnut-Batterie-Feuerleitstand koordiniert und überwacht. Die ersteAntriebsstufe beschleunigt den Arrow-2-Lenkflugkörper auf rundMach 7,2 (2.500 m/s). Ist die erste Antriebsstufe ausgebrannt, wird diese abgeworfen und die zweite Antriebsstufe zündet. Diese Antriebsstufe sorgt für das Aufrechterhalten der Fluggeschwindigkeit. Die Steuerung erfolgt in dieser Flugphase hierbei mittels einemInertialen Navigationssystem. Weiter wird der Lenkflugkörper über den Datenlink weiter mit aktuellen Zielparametern des Green Pine-Radars versorgt. Dabei sind die Bediener über ein2-Weg-Datenlink jederzeit über den Flugweg und Status der Lenkflugkörper im Bilde. Für den Endanflug wird der Aufschlag- und Radar-Näherungszünder sowie die lenkflugkörpereigenen Sensoren für die Zielverfolgung aktiviert. Der Endanflug erfolgt nach dem Prinzip derProportionalnavigation. Kommt das Ziel in den Ansprechradius des Näherungszünders, wird der Splittergefechtskopf gezündet. Der Gefechtskopf ist asymmetrisch aufgebaut, so dass die Splitterwirkung in Zielrichtung gebündelt wird. Im Zielanflugrollt der Lenkflugkörper um die Längsachse um so den Gefechtskopf in die optimale Position zum Ziel zu bringen. Der Wirkungsradius des Gefechtskopfes beträgt 40–50 m. Bei einem Direkttreffer wird der Gefechtskopf durch den Aufschlagzünder zur Detonation gebracht. Verfehlt der Lenkflugkörper das Ziel, so kann er vom Kommandoposten aus gesprengt werden.[1][3][5][13]
Beim neuen Arrow 3-Lenkflugkörper befördert die Antriebsstufe einKinetic Kill Vehicle auf eine Höhe von rund 100 km an den Rand desWeltraumes. Dort wird dasKinetic Kill Vehicle abgetrennt und steuert sich mit Hilfe von Manövrierdüsen ins Ziel. Statt durch einen Gefechtskopf wird die anfliegende Rakete allein durch die kinetische Energie des Zusammenpralls zerstört (englischHit-To-Kill), da so eine sichere Zerstörung des Gefechtskopfes gewährleistet werden soll. Dieses Verfahren erfordert einen Direkttreffer, da es keinen Näherungszünder oder einen Gefechtskopf gibt.[11][12][26]
Am 17. März 2017 setzte die israelische Armee zum ersten Mal eine Rakete vom Typ Arrow 2 in einem realen Einsatz ein. EineS-200-Luftabwehrrakete, die von denStreitkräften Syriens als Reaktion auf einen israelischen Luftangriff abgefeuert worden war, lange nachdem die Flugzeuge Syrien wieder verlassen hatten, wurde abgefangen und zerstört. Wäre die S-200-Rakete nicht bekämpft worden, wäre sie auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Die Explosion, als die Arrow die S-200 traf, war in weiten Teilen Israels und imWestjordanland zu hören.[50]
Am 31. Oktober 2023 wurde mit einer Arrow 2 Block 4 eine Mittelstreckenrakete südlich vonEilat abgeschossen. Die Rakete war zuvor, vermutlich von denHuthi inJemen gestartet worden.[51][52] Am 9. November 2023 wurde über demRoten Meer mit einer Arrow 3 eine Mittelstreckenrakete vom TypGhadr abgefangen. Auch diese wurde aus Jemen in Richtung Israel gestartet.[53][54] Beimiranischen Angriff auf Israel am 13. April 2024 startete derIran neben Drohnen und Marschflugkörpern rund 120 Mittelstreckenraketen gegen Israel. Für die Abwehr der Mittelstreckenraketen wurden die Systeme Arrow undDavid’s Sling eingesetzt.[55][56][57][58] Beimiranischen Angriff auf Israel am 1. Oktober 2024 startete der Iran rund 180 Mittelstreckenraketen gegen Israel. Für die Abwehr kamen wiederum die Systeme Arrow und David’s Sling zum Einsatz.[59][60][61]
ImIsraelisch-iranischen Krieg wurde das Arrow-System zur Bekämpfung von ballistischen Raketen aus dem Iran eingesetzt. Bis zum Beginn einer Waffenruhe am 24. Juni 2025 sollen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte gemäßOSINT-Quellen schätzungsweise 9 bis 21Arrow 2, 4 bis 80Arrow 3 sowie eine unbekannte Anzahl Abfangraketen der Systeme David’s Sling und Iron Dome gestartet haben.[62][63]
Zwischen den Vereinigten Staaten und Israel haben sich seit der Jahrtausendwende mehrmals Spannungen ergeben, da sich unter anderem die Türkei und Indien verstärkt um den Erwerb des Abwehrsystems bemühen. Die USA vergeben Militärhilfe nur unter der Auflage, dass daraus erfolgende Projekte exklusiv den US-amerikanischen Industrien, Politik und Militär zukommen und dass alle Schritte mit den USA abgestimmt werden. Konflikte ergaben sich aus der Tatsache, dass Israel mehrmals versucht hat, Interessenten auf Umwegen den Zugang zu Teilen desArrow-Programms zu ermöglichen.
Im Jahr 2024 haben dieIsraelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) drei Arrow-Batterien im Bestand. Jeweils eine Batterie ist auf derLuftwaffenbasis Sdot Micha, auf demMilitärflugfeld Ein Schemer sowie auf derLuftwaffenbasis Palmachim stationiert. Das Arrow-System wird vomIsraeli Air Defense Command, einer Abteilung derIsraelischen Luftstreitkräfte betrieben.
Im März 2022 wurde berichtet, dass diedeutsche Bundesregierung vor dem Hintergrund desrussischen Überfalls auf die Ukraine den Kauf des Arrow-3-Systems zum Aufbau eines Raketenschutzschirms für Deutschland prüft. Der Berichterstattung zufolge würden an drei Standorten im Bundesgebiet Flugkörper-Radarsysteme vom TypSuper Green Pine installiert, die ihre Daten an dasCombined Air Operations Centre Uedem senden. Dieses würde von einem der im Bundesgebiet verteilten Startgeräte eineArrow-3-Rakete starten, um die angreifende Rakete abzufangen und zu zerstören. Der Radius der Radargeräte sei ausreichend groß, um auch bspw. Polen, Rumänien und das Baltikum abzudecken, weshalb sich die entsprechenden Länder vergleichsweise einfach dem Schutzschirm anschließen könnten.[64]Arrow 3 soll einen Bestandteil derEuropean Sky Shield Initiative bilden.
Gemäß einem Bericht der ZeitungThe Jerusalem Post vom 5. April 2022 haben Israel und die Vereinigten Staaten grundsätzlich einem Verkauf des SystemsArrow 3 an Deutschland zugestimmt.[65]LautBundesministerium der Verteidigung sollte bis Ende 2023 eine vorvertragliche Vereinbarung mit der Regierung Israels geschlossen werden, eine erste Einsatzbereitschaft soll bis Ende 2025 hergestellt sein.[66]Am 17. August 2023 genehmigte die US-Regierung den Verkauf des Systems an Deutschland.[67]Am 19. Oktober 2023 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags der Beschaffung in einer Höhe von rund 4 Mrd. Euro zu.[68]Als erster Standort für ein Radar und eine Feuerstellung wurde derFliegerhorst Holzdorf ausgewählt.[69] Hinzu sollen Stationierungen in Schleswig-Holstein und Bayern kommen.[70]
Die Bundeswehr beschreibt als Einsatzspektrum von Arrow 3 die „territoriale Flugkörperabwehr“ von ballistischen Raketen in der Größenordnung vonMittelstrecken- undInterkontinentalraketen.[71][72]DerInspekteur der LuftwaffeIngo Gerhartz sprach in dieser Hinsicht von einer zu schließenden Fähigkeitslücke der deutschenLuftverteidigung.[73]Die Beschaffungsentscheidung für das genannte Einsatzspektrum vor dem Hintergrund einer potenziellen russischen Bedrohung wird dabei teilweise von Wissenschaftlern und Sicherheitsexperten infrage gestellt.[74][75][76] So sei Arrow 3 auf die Abwehr von Raketen außerhalb der Erdatmosphäre, also in Höhen über 100 km, spezialisiert. Gerade in dem Bereich hoch fliegender Mittelstreckenraketen werden die russischen Fähigkeiten jedoch bisher als gering eingeschätzt. Raketen wie9K720 Iskander undCh-47M2 Kinschal sowieMarschflugkörper, die Russland gegen die Ukraine einsetzt, operieren hingegen für gewöhnlich innerhalb der Erdatmosphäre und liegen damit im Wirkbereich der bisher schon sowohl von der Ukraine als auch von Deutschland eingesetzten bzw. im Zulauf befindlichen AbwehrsystemeMIM-104 Patriot undIRIS-T SLM.[75][74][77]Die Antwort auf die Frage nach der konkreten Bedrohungslage, die der Beschaffung von Arrow 3 zugrunde liegt, hat die Bundesregierung auf maximal 30 Jahre alsVerschlusssache (VS-NfD) eingestuft.[78]
Im Februar 2025 wurde über den Bau des ersten Radars für Arrow 3 nördlich der OrtschaftZüllsdorf in derAnnaburger Heide, einige Kilometer vom Fliegerhorst Holzdorf entfernt, berichtet.[79]
Im Mai 2025 gab der stellvertretende Inspekteur der LuftwaffeLutz Kohlhaus bekannt, dass die deutsche Luftwaffe zusätzlich auch die in Entwicklung befindliche Variante Arrow 4 beschaffen will. Die Arrow-4-Flugkörper könnten mit den für Arrow 3 beschafften Radaren und Startgeräten eingesetzt werden.[80]