Ursprünglich war Arras einekeltische Siedlung(Atrebatae), die vom Stamm derViromanduer bewohnt wurde. Später wurde sie von denRömern zurGarnisonsstadtAtrebatum ausgebaut.
Bei der Teilung desFrankenreiches fiel Arras anLothar I. In den westfränkischen Reichsannalen, denAnnales Bertiniani, heißt es in Bezug auf denVertrag von Verdun: „Außerhalb dieser Grenzen erhielt er (Lothar) bloß Arras durch die Güte seines Bruders Karl.“
Von 1459 bis 1461 begingen Bürger der Stadt unter dem Namen „Vauderies d’Arras“ bekannt gewordene Denunziationen, Ketzer- und Hexenjagden, die der polnische SchriftstellerAndrzej Szczypiorski in seinem RomanEine Messe für die Stadt Arras verarbeitete.
Ludwig Tieck hat 1831 in der Novelle "Hexensabbat" diese Ereignisse in einer klaren Gegenüberstellung der philosophisch-theologischen Differenzen erzählt. Deutlich wird dabei, wie sich fanatischer Dogmatismus und freiheitliches Denken bekämpfen und in absolutistischer Machtpolitik auflösen. Diese Novelle basiert auf den "Mémoires de Jacques Du Clercq" über die damaligen Ereignisse in Arras. (geschrieben zwischen 1448 und 1467.)
Am 6. Januar 1579 wurde in der Stadt dieUnion von Arras zwischen den katholisch gebliebenen südlichen Provinzen derSpanischen Niederlande geschlossen.Wirtschaftlich lebte die Stadt lange vom Handel. Große Bedeutung errang die Stadt als eines der Hauptzentren der südniederländischenTapisserie-Herstellung. Diese Erzeugnisse aus denManufakturen sind auch heute noch namentlich alsArrazzi bekannt.
Arras, Grand'Place, 1919James Kerr-Lawson:Arras, the dead city, 1919.Canadian War Museum,Ottawa,Kanada – Im Jahr 1917 wurde Major James Kerr-Lawson beauftragt, die Schlachtfelder der Westfront zu besuchen und die zerstörten Städte Arras undYpern zu malen. Das Gemälde zeigt die Ruinen der Kathedrale von Arras aus dem Jahr 1917.
Während desErsten Weltkriegs lag Arras nahe der Front. Ab dem 6. September 1914 war die Stadt kurzfristig von deutschen Truppen besetzt, die aber noch im Verlauf des Monats an den Stadtrand zurückgedrängt wurden. Von Herbst 1914 bis 1918 fanden im Gebiet der nördlichen Vororte mehrere große Schlachten statt, so im Mai/Juni 1915 dieLorettoschlacht und dieSchlacht bei Arras im April/Mai 1917.[1] DieAlliierten konnten Arras gegenüber allen Angriffen der Deutschen behaupten – nicht zuletzt dank eines gigantischen, unterhalb der Stadt angelegten Tunnelsystems, in dem bis zu 24.000 Soldaten untergebracht werden konnten.[2] Die Stadt wurde während des Krieges fast völlig zerstört: schon am 7. Oktober 1914 brannte das Rathaus und derBelfried stürzte am 21. Oktober 1914 ein. Die Kathedrale wurde am 6. Juli 1915 zerstört. Nach dem Krieg wurde Arras in historischer Form wieder aufgebaut.
ImZweiten Weltkrieg war die Stadt von Juni 1940 (Westfeldzug) bis Ende August 1944 von deutschen Truppen besetzt, die hier 1943–1944 dieAbwehrstelle Arras stationierten.240 Franzosen wurden von den Besatzern als Mitglieder derRésistance in derZitadelle von Arras hingerichtet.[3]Am 1. September 1944 wurde die Stadt von der ‚11th Armoured Division‘ und der ‚Guards Division‘ des ‚British XXX Corps‘ befreit.[4]
1950 kam es zu einem vielbeachteten Skandal um den AbgeordnetenAntoine de Récy, der unter anderem eine große Geldsumme unterschlagen hatte.[5]
2020 wählte Arras mitÉléonore Laloux die erste Person mitDown-Syndrom in ein öffentliches Amt. Sie ist Mitglied des Stadtparlaments und Beauftragte fürInklusion und Glück.[6]
DasWappen ist seit 1355 aufSiegeln nachweisbar. Der im rotenWappenschild über den steigenden blaubewehrten goldenenLöwen gelegene kleine blaue Schild mit den goldenenLilien und dem rotenTurnierkragen gilt als das Familienzeichen des ersten Herren Robert d’ Artois.
Wahrzeichen der Stadt sind zwei große Plätze im Zentrum, dieGrand'Place und diePlace des Héros. Sie sind von einem Ensemble restaurierter Gebäude umgeben, darunter das spätgotischeMaison Des Trois Luppars.
Die Boves sind ein gut erhaltenes unterirdisches Tunnelnetz, 10 Meter unterhalb der Stadt. Sie wurden im 10. Jahrhundert erbaut und können besichtigt werden. Die Idee war, ein riesiges unterirdisches Netz zu errichten, um die Keller aller Einwohner durch Tunnel miteinander zu verbinden. Das Aushubmaterial (Kreide) wurde zum Bau von Häusern verwendet. Während der Weltkriege wurden die Boves als unterirdischer Bunker genutzt, um Bewohner und wertvolle Gegenstände vor Bomben zu schützen.
Bereits seit 1956/57 existiert eine Schul-Partnerschaft des Lycée Robespierre und des Lycée Gambetta mit dem König-Wilhelm-Gymnasium der deutschen StadtHöxter.
↑Der deutsche GeneralErich Ludendorff schrieb in seinenKriegserinnerungen (Berlin 1919): „Am 6. April 1917 war für mich kein Zweifel, daß ein großer englischer Angriff bei Arras unmittelbar bevorstand. […] Die Schlacht bei Arras am 9. April bildete einen schlechten Beginn des Entscheidungskampfes in diesem Jahre“. (S. 332, 334)