Armin Hary

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Armin Hary


Armin Hary 1960

NationDeutschland Deutschland
Geburtstag22. März 1937 (88 Jahre)
GeburtsortGersweiler
Größe182 cm
Gewicht71 kg
Karriere
DisziplinSprint
Bestleistung10,0 s (100 m)
VereinFSV Frankfurt
Statuszurückgetreten
Medaillenspiegel
Olympische Spiele2 ×Goldmedaille0 ×Silbermedaille0 ×Bronzemedaille
Europameisterschaften2 ×Goldmedaille0 ×Silbermedaille0 ×Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften2 ×Goldmedaille2 ×Silbermedaille1 ×Bronzemedaille
Deutsche Hallenmeisterschaften1 ×Goldmedaille0 ×Silbermedaille0 ×Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
GoldRom 1960100 m
GoldRom 19604 × 100 m
Logo der EAA Europameisterschaften
GoldStockholm 1958100 m
GoldStockholm 19584 × 100 m
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
SilberDüsseldorf 1957100 m
SilberHannover 1958100 m
BronzeHannover 19584 × 100 m
GoldBerlin 1960100 m
GoldBerlin 1960200 m
Logo des DLV Deutsche Hallenmeisterschaften
GoldBerlin 195970 m

Armin Erich Hary[1] (*22. März1937 inGersweiler) ist ein ehemaligerdeutscherLeichtathlet. In seiner Laufbahn wurde er jeweils zweimalOlympiasieger undEuropameister. Als erstemSprinter gelang es ihm 1958, die100 Meter in handgestoppten 10,0 s (auf derAschenbahn) zu laufen. Hary ist damit sowohl der bislang letzte Deutsche als auch Europäer, der den100-Meter-Weltrekord gehalten hat. 2011 wurde er in dieHall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der gelernte Feinmechaniker und Sohn eines Bergarbeiters spielte in seiner JugendFußball und wechselte im Alter von 16 Jahren zurLeichtathletik. Seine Eltern unterstützten seine sportlichen Aktivitäten zunächst nicht und hätten ihn lieber als Geigenvirtuosen gesehen. BeimSV Saar 05 Saarbrücken und1. FC Saarbrücken begann er alsZehnkämpfer und wechselte 1957 die Disziplin und den Verein: Als Sprinter beiBayer 04 Leverkusen, dessen TrainerBert Sumser ihn an den Rhein holte, wurde er noch im selben Jahr Deutscher Vizemeister im 100-Meter-Lauf (10,5 s), knapp hinterManfred Germar, der ihn auf der Ziellinie überholte. Seinen ersten internationalen Titel errang er 1958 bei denEuropameisterschaften in Stockholm. Er gewann sowohl den 100-Meter-Lauf als auch die4-mal-100-Meter-Staffel zusammen mit Manfred Germar,Heinz Fütterer undWalter Mahlendorf.

Am 6. September 1958 inFriedrichshafen lief Hary, inzwischen zumFSV Frankfurt gewechselt, erstmals die 100 Meter in handgestoppten 10,0 s und war damit eine Zehntelsekunde schneller als der Weltrekord. Seine Laufzeit wurde jedoch nicht anerkannt, da die Bahn elf statt der zulässigen zehn Zentimeter Gefälle aufwies. Im gleichen Jahr wurde Hary durch denDeutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wegen unkorrekter Spesenabrechnungen für mehrere Monate gesperrt (Bahnfahrt statt PKW, es ging um 70 DM, heute ca. 199 €).

BeimLeichtathletik-Meeting imZürcherLetzigrund am 21. Juni 1960 gelang ihm schließlich die offizielle Sensation: Im Wiederholungslauf nach einem angeblichen Fehlstart lief er die 100 Meter in neuer Weltrekordzeit von 10,0 s – auf einer Aschenbahn und elektronisch mit 10,25 s gestoppt. Die Funktionäre des DLV hatten seine Teilnahme zu torpedieren versucht, da man ihn für Rom „schonen“ wollte. Seine Teilnahmebestätigung bekam er telefonisch durch die schweizerischen Veranstalter, und er erreichte den Wettkampf erst wenige Stunden vor Beginn mit einer Transportmaschine, da alle regulären Flüge ausgebucht waren.

Im selben Jahr holte Hary Gold mit einer Zeit von 10,2 s nach drei Fehlstarts, wobei er einen selbst verursachte,[2] über die 100 Meter bei denOlympischen Spielen in Rom (Zitat Armin Hary in einem Interview 2007: „Rom waren meine Spiele – ich wollte mich rächen, für alles, was sie mir angetan hatten.“). Zudem wurde er zunächst Zweiter mit der 4-mal-100-Meter-Staffel (Bernd Cullmann, Armin Hary,Walter Mahlendorf,Martin Lauer). Die US-amerikanische Staffel, die als erste angekommen war, wurde 15 Minuten später wegen eines falschen Wechsels disqualifiziert, und Hary erhielt sein zweites olympisches Gold.

Ein Jahr danach war seine Karriere bereits zu Ende. Nach abermaligen Querelen wegen einer Spesenabrechnung und einer Knieverletzung durch einen Autounfall beendete er, frustriert durch das Verhalten der Funktionäre, 1961 seine Laufbahn und stieg ins Immobiliengeschäft ein. Nebenberuflich betätigt er sich als Autor von Kommentaren in derWelt am Sonntag.

Hary engagiert sich in einem 2004 begründeten Projekt für die Förderung jugendlicher Sporttalente aus sozial schwacher Umgebung oder anderen Problemfeldern. Für diese Initiative erhielt er 2008 dasBundesverdienstkreuz am Bande.[3][4] Im November 2018 gab Hary bekannt, dass seine umfangreiche Trophäen-Sammlung Mitte Dezember 2018 zum Verkauf in die USA anstehe, weil er keinen Erben dafür hat.[5]

Sportliche Erfolge

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • 1957: Deutscher Vizemeister 100 m
  • 1958: Deutscher Vizemeister 100 m
  • 1958: Europameisterschaftsgold 100 m und 4 × 100-m-Staffel
  • 1959: Deutscher Hallenmeister 70 m
  • 1960: Deutscher Meister 100 und 200 m
  • 1960: Weltrekord über 100 m (10,0 s)
  • 1960: Olympiagold in Rom 100 m und 4 × 100-m-Staffel

Auszeichnungen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Des Weiteren erhielt Hary 1960 eine unikale Medaille aus purem Gold, zehn Zentimeter im Durchmesser und von einem Zentimeter Dicke, die der japanische KaiserHirohito demjenigen Menschen versprochen hatte, der als Erster die 100 Meter in zehn Sekunden läuft. Diese Medaille wurde ihm in Rom nach dem Finale um halb drei nachts im olympischen Dorf überreicht.[8]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Armin Hary:10,0, Copress, München 1960.
  • Knut Teske:Läufer des Jahrhunderts. Die atemberaubende Karriere des Armin Hary, Verl. Die Werkstatt, Göttingen 2007,ISBN 978-3-89533-574-7.
  • Karl-Heinz Keldungs:Armin Hary. In: ders.:Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022,ISBN 978-3-96423-081-2, S. 63–65.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Armin Hary – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,Bundesanzeiger 2008 (Nr. 179, S. 4209–4211)
  2. „Das große Olympia Lexikon“, Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 40.
  3. Der Blitzstarter. Jörg Hahn,faz.net, 22. März 2012.
  4. Beschreibungstext von Bild 5 zuDer Usain Bolt von 1960, Michael Reinsch,faz.net, 27. Juli 2010.
  5. Armin Hary verkauft Trophäen: „Das Ganze regt mich maßlos auf“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. November 2018, abgerufen am 17. November 2018. 
  6. abMein Gold für Deutschland (Memento vom 19. Mai 2016 imInternet Archive)
  7. Ehrung Verdienstkreuz für Armin Hary (Memento vom 5. März 2016 imInternet Archive)
  8. Gunnar Meinhardt:Sprintlegende Armin Hary: „Ich hasste Deutschland, ich wäre zerbrochen“. In:Die Welt. 22. März 2017 (welt.de [abgerufen am 27. September 2020]). 
Olympiasieger im100-Meter-Lauf

1896:Vereinigte Staaten 44Thomas Burke |1900:Vereinigte Staaten 45Frank Jarvis |1904:Vereinigte Staaten 45Archie Hahn |Zwischenspiele 1906:Vereinigte Staaten 45Archie Hahn |1908:Vereinigtes Konigreich 1801Reggie Walker |1912:Vereinigte Staaten 48Ralph Craig |1920:Vereinigte Staaten 48Charles Paddock |1924:Vereinigtes Konigreich 1801Harold Abrahams |1928:Kanada 1868Percy Williams |1932:Vereinigte Staaten 48Eddie Tolan |1936:Vereinigte Staaten 48Jesse Owens |1948:Vereinigte Staaten 48Harrison Dillard |1952:Vereinigte Staaten 48Lindy Remigino |1956:Vereinigte Staaten 48Bobby Morrow |1960:Deutschland Mannschaft GesamtdeutschArmin Hary |1964:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenBob Hayes |1968:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenJim Hines |1972:Sowjetunion 1955Walerij Borsow |1976:Trinidad und TobagoHasely Crawford |1980:Vereinigtes KonigreichVereinigtes KönigreichAllan Wells |1984:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenCarl Lewis |1988:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenCarl Lewis |1992:Vereinigtes KonigreichVereinigtes KönigreichLinford Christie |1996:KanadaDonovan Bailey |2000:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenMaurice Greene |2004:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenJustin Gatlin |2008:JamaikaUsain Bolt |2012:JamaikaUsain Bolt |2016:JamaikaUsain Bolt |2020:ItalienItalienMarcell Jacobs |2024:Vereinigte StaatenVereinigte StaatenNoah Lyles

Liste der Olympiasieger in der Leichtathletik

Olympiasieger mit der4-mal-100-Meter-Staffel
Europameister im100-Meter-Lauf
Europameister mit der4-mal-100-Meter-Staffel
* Einsatz im Vorlauf
Personendaten
NAMEHary, Armin
ALTERNATIVNAMENHary, Armin Erich
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Leichtathlet
GEBURTSDATUM22. März 1937
GEBURTSORTGersweiler
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Armin_Hary&oldid=253606343
Kategorien:
Versteckte Kategorie: