Armazi

Armazi (georgischარმაზიArmasi) ist eine archäologische Stätte inGeorgien, 4 km südwestlich vonMzcheta und 22 km nordwestlich vonTiflis. Der Ort war Teil des historischen Groß-Mzcheta. An dem Ort stand eine antike Stadt mit dem Namen Armazi, die ursprünglich sogar die Hauptstadt des frühen georgischen KönigreichsKartli beziehungsweiseIberien war. Die Stadt blühte in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung und wurde in derArabischen Invasion in den 730ern zerstört.
Archäologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kleinere Ausgrabungen auf dem Gebiet in den 1890ern deckten den Sockel von Ziegel-Stadtmauern mit Steinstufen auf und brachten eine zwei-räumige Struktur zu Tage, wo Fragmente eines weiblichen Torso aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gefunden wurden. Von 1943 bis 1948 wurden großräumige Ausgrabungen vorgenommen unter der Leitung vonAndria Apakidse von derGeorgischen Nationalen Akademie der Wissenschaften. Die Arbeiten wurden 1985 wieder aufgenommen und dauern an. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Ziegelmauern und Türme, welche in der ersten Hälfte des ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung auf einem Fundament aus behauenen Steinen errichtet wurden, den Gipfel des Hügels umschlossen und teilweise an den Hängen bis zum Fluss hinabreichten auf einem Gebiet von 30 ha. Das Land innerhalb der Mauern war terrassiert und verschiedene Gebäude standen auf den Terrassen.
Drei Haupt-Besiedlungsschichten wurden identifiziert: die frühesten gehen zurück auf das 4.–3. Jahrhundert v. Chr. (Armazi I), die mittlere erstreckte sich über das 3. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. (Armazi II), und die relativ neueren Bauwerke entstanden im 1.–6. Jahrhundert n. Chr. (Armazi III).
- Armazi I wurde auf massiven Steinfundamenten errichtet, jedoch mit weniger beständigen Lehmziegeln aufgemauert. Aus dieser Zeit stammt auch eine große Halle mit sechs Säulen und einem Ziegeldach.
- Armazi II verfügte über einen Tempel mitApsis.
- Armazi III ist die reichhaltigste Schicht mit elegant behauenen Steinblöcken, die mit Kalkmörtel und Metallklammern zusammengehalten werden. Zu den erhaltenen Gebäuden zählen der königliche Palast, verschiedene reich dekorierte Gräber, ein Badehaus und ein kleines steinernesMausoleum.[1]
Das Areal ist mittlerweile ein staatlich geschütztes Feldmuseum, verwaltet im Zusammenhang mit demNationalen Archäologischen Museum-Reservat Groß-Mtskheta.[2][3]
Geschichte
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Archäologische Funde deuten darauf hin, dass das antike Armazi viel größer war, als heute noch erkennbar ist. Seine strategische Lage war bestimmt durch die Lage in der Nähe zumDarialpass, der Hauptverbindung über denGroßen Kaukasus, durch den dieSkythen nach Süden vordrangen. Zusammen mitDzalisi war es einer der Hauptorte des antiken Iberien.
Der Name der Stadt und ihrer beeindruckendenAkropolis,Armas-Ziche („Zitadelle von Armazi“"; არმაზციხე, auchArmaz-Tsikhe umschrieben), wird gewöhnlich auf eine Ableitung vom Namen des GottesArmazi, der Hauptgottheit des heidnischen Iberischen Pantheons, zurückgeführt. Der Name taucht erstmals in den frühen mittelalterlichen georgischen Annalen auf, auch wenn er eindeutig älter ist. In derAntike taucht der Name „Armastica“ oder „Harmozica“ auf, beiStrabon,Plinius,Claudius Ptolemäus undCassius Dio. In einer Sammlung der mittelalterlichen georgischen Chroniken wird berichtet, dass „Armasziche“ im 3. Jahrhundert v. Chr. von KönigParnawas I. an dem Platz, der seither alsKartli bekannt ist, angelegt wurde. Diese Festung stand am heutigen BergBagineti, auf dem rechten Ufer desMtkvari (Kura), am Zusammenfluss mit dem FlussAragwi. Die andere Zitadelle,Zizamuri (წიწამური, Sevsamora), stand genau gegenüber, auf dem linken Ufer des Aragwi und kontrollierte die Straße zumKasbek.[1]

Auch nach dem Aufstieg von Mtskheta als Hauptstadt von Iberien blieb Armazi die heilige Stadt des iberischen Götterkultes und ein Teil der Verteidigung von Mtskheta. Die Festung wurde vomrömischen GeneralPompeius während seines Feldzuges 65 v. Chr. gegen den iberischen KönigArtag erobert[4]. Eine Ruine einer Brücke am Mtkvari stammt aus dieser Zeit und ist noch immer als „Pompeii-Brücke“ bezeichnet. Armazis Hochzeit kam, als Iberien mit dem römischen Reich verbündet war. DieVespasians-Stele von Armasi (ვესპასიანეს სტელა,Wespassianes Stela), die 1867 entdeckt wurde, berichtet, dass der römische KaiserVespasian Armazi für den iberischen KönigMithridates I. 75 n. Chr. befestigen ließ.[5] Die Verteidigungsmauer wurde an einer einzigartigen Position errichtet, um den Südausgang des Darialpasses zu blockieren, bevor er sich in die Ebene des heutigen Tiflis öffnete. Dies war wahrscheinlich eine Maßnahme zum Schutz gegen dieAlanen, die häufig von jenseits des Kaukasus in das römische Gebiet einfielen.

In dieser Periode wurde Armazi von einem Fürsten regiert, der den erblichen Titel despitiachsch (Gouverneur) trug, dessen Rang mit dem einesVizekönigs oderSatrapen vergleichbar war. Er rangierte in der offiziellen iberischen Hierarchie direkt nach dem König. Ausgrabungen in derNekropole dieser Dynastie brachtenGemmen mit Porträts von zwei der Vizekönige zu Tage:Asparuch (wahrscheinlich ein Zeitgenosse des römischen KaisersHadrian, 117–138 n. Chr.) undSewach (um 150 n. Chr.), ein seltenes Beispiel authentischer, vorchristlicher georgischer Porträtkunst.[6]Aramäische Inschriften von Armazi erwähnen auch den königlichen Architekten und denepitropos (Haushofmeister, Regent).
Armazi spielte eine zentrale Rolle in der kulturellen Entwicklung des antiken Georgien und in der lokalenEpigraphik, bereits vor der Erfindung desGeorgischen Alphabets im 5. Jahrhundert. Neben einer ganzen Anzahl unentzifferbarer Inschriften aus Armazi ist die wichtigste diebilingualegriechisch-aramäische Grabinschrift, welche die jung verstorbene Serapit und ihre adlige Abstammung ehrt. Diese sogenannteArmasi-Bilingue enthält eine ungewöhnliche, in Duktus und Formensprache abweichende Version des aramäischen Alphabets, die als „Armasische Schrift“ bekannt geworden ist, jedoch auch in anderen Gegenden Georgiens vorkommt.
Mit der Verlegung der Hauptstadt nachTiflis im späten 5. oder frühen 6. Jahrhundert verlor Armazi im Laufe der Zeit an Einfluss. Es behielt zwar noch seinen eigenen hochrangigen Kommandanten, eine Position, die 545 n. Chr. ein gewisserWistam innehatte. Die Stadt wurde aber letztlich 736 von demarabischen KommandantenMarwan ibn Muhammad (dem späterenumayyadischenKalifen) erobert und zerstört.[1]
Die Stadt hat sich seitdem nie mehr erholt, nur eingeorgisch-orthodoxes Kloster derHeiligenNino bestand dort zwischen 1150 und 1178. DieHallenkirche mit sechsApsiden zusammen mit den zugehörigen Anbauten liegt heute größtenteils in Ruinen und nur einige Fragmente der Mauern aus dem 12. Jahrhundert haben überlebt.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Historical monuments of the Mtskheta District. TheMtskheta-Mtianeti Regional Administration.
- The Bilingual Inscription from Armazi (1st century AD) (Greek and Aramaic texts with German translation) The Armazi Project.Open Society – Georgia Foundation.
- Ruins on Mount Bagineti. Fund „Udabno“.
- Revaz Zhghenti (Fotos): Bagineti. Juni 2002; ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 13. September 2007 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.geocities.com (Seite nicht mehr abrufbar.Suche in Webarchiven)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcDavid Marshall Lang:„Armazi“.Encyclopædia Iranica Online Edition. 13. September 2007.
- ↑@1@2Vorlage:Toter Link/www.georgianmuseums.geGeorgian Museums: National Archaeology Museum-Reserve of Greater Mtskheta. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2024.Suche in Webarchiven)Ministry of Culture, Monuments Protection and Sports of Georgia. 13. September 2007.
- ↑georgia.travel.
- ↑არტაგ, auch: Arik არიკ, Rok როკ, Aderk ადერკ.
- ↑Robert K. Sherk:The Roman Empire: Augustus to Hadrian. Cambridge University Press, 1988,ISBN 0-521-33887-5, S. 128–129.
- ↑David Marshall Lang:"Asparukh" (Memento desOriginals vom 12. Juli 2008 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iranica.comEncyclopædia Iranica Online Edition.
41.81666666666744.666666666667Koordinaten:41° 49′ 0″ N,44° 40′ 0″ O