Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Arbeitsnorm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Freiwillige Normerhöhung
Durchschnitt: 9 %
Alte Norm Ruhe sanft!

Politische Losung am
1. Mai 1953 in Leipzig

EineArbeitsnorm oderNorm war in derZentralverwaltungswirtschaft derDeutschen Demokratischen Republik die in einem vorgegebenen Zeitraum von einerArbeitskraft zu erbringendeArbeitsleistung. Zu der Arbeitsnorm gehörte die Beschreibung der Bedingungen, also der technischen und organisatorischen Voraussetzungen sowie der Art der Arbeitsdurchführung. Das alles führte zur Berechnung, welche Stückzahl eines Produktes in einer bestimmten Zeit hergestellt werden konnte.

Normenschaukelei

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Festlegung von Arbeitsnormen war in der DDR eine staatliche Maßnahme in der volkseigenen Wirtschaft, um das Verhältnis vonArbeitsproduktivität undArbeitsleistung den gegebenen Veränderungen in der Produktion anzupassen. Durch die Erhöhung der bestehenden Normen konnte sich der Lohn der Beschäftigten verringern, die nach Leistung bezahlt wurden.Brigadiere oder Betriebsleiter täuschten dieErfüllung der Planvorgaben vor, indem sie prämienbegünstigte Leistungen angaben, die tatsächlich nicht oder nicht im angegebenen Umfang erbracht wurden. Diese eigenmächtige Änderung der Normen wurde staatlicherseits mit demSchlagwortNormenschaukelei bezeichnet.

Im Gegenzug zwangen die Normabteilungen der Betriebe die Beschäftigten dazu, freiwillige Normerhöhungen zu erklären, dies wiederum führte zu staatlich festgelegten Normerhöhungen.

Berlin, 17. Juni 1953

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Juni 1953 spitzte sich nach einer Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 % dieses Problem erheblich zu. Das führte von Seiten derSED zu heftigen Reaktionen. Am 14. Juni 1953 veröffentlichte die ZeitungNeues Deutschland einen Artikel unter der Überschrift „Es wird Zeit, den Holzhammer beiseite zu legen“, in dem aufgefordert wurde, mit dem „Kuhhandel und der Normenschaukelei“ Schluss zu machen.[1] Die Beschlüsse für neue Normen müssten durch Überzeugung bei den Belegschaften durchgesetzt werden, denn „das Gefährlichste dabei ist, dass wir bei diktatorischer und administrativer Einführung von Maßnahmen unsere Werktätigen abstoßen, anstatt sie immer fester an uns zu binden“. Am 16. Juni 1953 ließ das SED-Politbüro im Rundfunk erklären, die administrative Durchsetzung der Normerhöhungen sei falsch und empfahl der Regierung, den entsprechenden Beschluss aufzuheben.[2] DieUnruhen des 17. Juni 1953 konnten dadurch nicht mehr aufgehalten werden.

Der DramatikerHeiner Müller thematisierte die Problematik in seinen StückenDer Lohndrücker undDie Korrektur.[3]

Normbrecher

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

AlsNormbrecher wurden im sozialistischen System der DDR Personen bezeichnet, die über das vorgegebene Maß, denPlan, hinaus arbeiteten. Dadurch setzten sie den Maßstab für ihre Kollegen hoch, die fürchteten, für den gleichen Lohn mehr arbeiten zu müssen. Normbrecher waren somit unter Arbeitern unbeliebt und gefürchtet, während sie von der politischen Führung hofiert und für Propagandazwecke eingesetzt wurden. Bekannt wurde insbesondere derBergmannAdolf Hennecke, der 1948 in einer vorbereiteten Hochleistungsschicht die Arbeitsnorm mit 387 % übererfüllte und dafür 1949 als Erster denNationalpreis der DDR I. Klasse für Wissenschaft und Technik erhielt. Ein anderes Beispiel war dieSchnelldrehbrigade derMaschinenfabrik Buckau-Wolf, die 1951 „für die Auslösung der Schnelldrehbewegung in der Deutschen Demokratischen Republik“ mit dem Nationalpreis der DDR II. Klasse geehrt wurde.Nach dem Arbeiteraufstand vom17. Juni 1953 suchte die SED-Führung nach geeigneten Arbeitern als Vorbildobjekte, um die Überbietung der Normen und den sozialistischen Wettbewerb wieder in Gang zu bringen. DieWeberinFrida Hockauf verpflichtete sich nach einer Gewerkschaftsaktivtagung am 29. September 1953, in den drei letzten Monaten des Jahres 45 laufende Meter zusätzlichen Stoff zu produzieren. Es wurde vermeldet, dass sie durch gut organisierte Arbeit und gewissenhafte Ausnutzung der Arbeitszeit ihr selbstgestelltes Ziel bereits am 10. Dezember 1953 erreichte.[4]

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Chronik des 17. Juni 1953: 14. Juni 1953 (Sonntag). Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 31. August 2009. 
  2. Chronik des 17. Juni 1953: 16. Juni 1953 - Teil I. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 31. August 2009. 
  3. Komm auf die Normenschaukel. Berliner Theaterkritiken, archiviert vom Original am 7. Juni 2009; abgerufen am 26. März 2021. 
  4. Institut für Marxismus-Leninismus beimZentralkomitee der SED:Geschichte der deutschenArbeiterbewegung, Band 7, Von 1949 bis 1955. Autorenkollektiv:Walter Ulbricht u. a., Seite 244,Dietz Verlag
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Arbeitsnorm&oldid=252519253
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp