Aquavit

Aquavit, auchAkvavit, (lateinischaqua vitae‚Wasser des Lebens, auchLebenswasser, genannt auch „gebranntes Wasser“‘) ist einalkoholischer,destillierterAuszug und seit demMittelalter eine pharmazeutische Bezeichnung fürBranntwein oderWeingeist.[1] Frühneuzeitliche Autoren des Aqua-vitae-Schrifttums waren vor allemTaddeo Alderotti,Gabriel von Lebenstein undMichael Puff.[2] In Norwegen wurde der Aquavit im 16. Jahrhundert zum ersten Mal als gewürzter Branntwein schriftlich erwähnt.[3] In Norwegen und Dänemark wird Aquavit traditionell mitKümmel versetzt.[4]
Ab der frühenNeuzeit wird damit meist ein mit Gewürzen aromatisierter Branntwein bezeichnet,[5] so z. B. auchWhiskey. Die klare bis goldgelbeSpirituose wird unter Verwendung von Kümmel undDillsamen hergestellt und stammt ursprünglich ausSkandinavien.
Aquavit wird aushochrektifiziertem, sehr reinem (96Vol-%), fast geschmacksneutralemAgraralkohol, z. B. ausGetreide oderKartoffeln, hergestellt. Dazu wird dieser nach demDestillieren(Brennen) mit Wasser, Kümmel, Dillsamen (Dillfrüchte) oder einer markenspezifischen Gewürzmischung wieKoriander,Fenchel,Zimt oderNelken versetzt. Die Zusammensetzung der jeweiligen Gewürzmischung bestimmt den Charakter der einzelnen Marken.
Bei der Destillation werden der Vor- und Nachlauf wegen der enthaltenen Verunreinigungen abgeschieden. Um das gewürzte Destillat auf Trinkstärke herabzusetzen, wirddestilliertes oderdemineralisiertes Wasser zugegeben. Dieses Rohprodukt verbringt anschließend einige Zeit im Reifelager, um die Inhaltsstoffe Bindungen eingehen zu lassen und den Geschmack abzurunden. Hochwertiger Aquavit reift in Holzfässern heran. Teilweise werden dabei auch gebrauchteSherryfässer wiederbefüllt.
Die MarkeLinie-Aquavit reift zunächst 12 Monate in Sherryfässern an Land. Danach werden die Fässer auf Autotransportschiffe der ReedereiWallenius Wilhelmsen Logistics verladen und mindestens vier Monate transportiert. Dabei wird der Äquator (= Linie) mind. zweimal überquert.
Aquavit muss einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent aufweisen. Die Beigabe weiterer würzender Stoffe (u. a. Zucker bis zu 0,5 g/100 ml des Fertigerzeugnisses) ist zugelassen, nicht jedoch die Zugabe vonätherischen Ölen; der Extraktgehalt darf 1,5 % nicht übersteigen. Der Kümmelgeschmack muss vorherrschend sein.[4] Er wird in Deutschland – je nach Marke – oft, aber nicht immer eiskalt in einem möglichst vorgekühlten Schnapsglas getrunken, in Skandinavien hingegen meist bei Zimmertemperatur.
Bekannte Marken sind unter anderemBommerlunder,Malteserkreuz Aquavit,Linie-Aquavit undAalborg Akvavit. Norddeutsche Kümmelbranntweine werden regional auch alsKöm bezeichnet. Eine Variante von Kümmelschnaps oder Kümmellikör ist der lettischeAllasch. Dem Aquavit ähnlich ist auch der isländischeBrennivín.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Helmut Arntz:Weinbrenner. Die Geschichte vom Geist des Weines. Busse-Seewald-Verlag, Stuttgart 1982,ISBN 978-3512003974, S. 70–77 und 86 f.
- ↑Joachim Telle:Zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Alchemia medica unter besondere Berücksichtigung von Joachim Tanck. In:Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.):Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (=Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11),ISBN 3-527-17011-1, S. 139–157, hier: S. 149.
- ↑Wissenswertes zum Aquavit, rumundco.de, abgerufen am 27. September 2020
- ↑abWaldemar Ternes, Alfred Täufel, Lieselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.):Lebensmittel-Lexikon. 4., umfassend überarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005,ISBN 3-89947-165-2.
- ↑Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Band 2, S. 27.