
Antonio di Benedetto (*2. November1922 inMendoza; †10. Oktober1986 inBuenos Aires) war einargentinischer Schriftsteller.
Di Benedetto arbeitete in Argentinien als Journalist, Auslandskorrespondent und Drehbuchautor.[1] Nur Stunden nach dem Militärputsch 1976 wurde er ohne erkennbaren Grund von denMilitärs inhaftiert. Aufgrund ausländischer Petitionen, u. a. vonErnesto Sábato undHeinrich Böll, wurde er nach 18 Monaten aus dem Gefängnis entlassen und emigrierte sofort nachMadrid.[2] 1984 kehrte er nachArgentinien zurück und starb, einsam und verarmt, zwei Jahre später inBuenos Aires. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter anderem denGran Premio de Honor de la Sociedad Argentina de Escritores, der als höchste literarische Auszeichnung in Argentinien gilt.
Die Werke von Antonio di Benedetto sind nicht so bekannt wie die seiner LandsleuteJorge Luis Borges,Manuel Puig oderJulio Cortázar, vor allem auch deshalb nicht, weil sie lange Zeit aus den Buchläden verschwunden waren. In Argentinien begann Ende der Neunzigerjahre mit Neuauflagen seiner Werke beiAdriana Hidalgo Editora seine Wiederentdeckung.
Und Zama wartet ist di Benedettos bekanntester Roman über die Selbstzerstörung eines spanischen Kolonialbeamten in der öden Hauptstadt des heutigenParaguay. Er erschien unter dem Titel „Zama“ zuerst 1956 imEditorial Dople P in Buenos Aires. 1967 kam es in Argentinien zu einer Neuausgabe einer vom Autor überarbeiteten Version. Der Roman erlebte weitere Auflagen unter anderem in Spanien (1972, 1979, 1985) und Kuba (1990). Die deutsche Übersetzung stammt vonMaria Bamberg und erschien 1967 imErdmann Verlag unter Berücksichtigung der vom Autor vorgenommenen Änderungen. Eine Neuausgabe dieser Übersetzung erschien 2009 unter dem verkürzten Titel „Zama wartet“ imManesse Verlag.[3]
Die ErzählungStille heißt im OriginalEl silenciero und wird dort auch alsnovela (also als Roman) bezeichnet.El silenciero erschien zuerst 1964 beiEdiciones Troquel in Buenos Aires und wurde 1968 in der Übersetzung vonCurt Meyer-Clason beiSuhrkamp auf Deutsch verlegt.
Der Originaltitel der Erzählung,El silenciero, ist einNeologismus, der den nicht namentlich genanntenIch-Erzähler beschreibt. Es handelt sich um einen Mann, der einmalJura studiert hat, nun aber nichts mehr zustande bringt, da er sich immer und überall störendemLärm (el ruido) ausgesetzt sieht und keinen klaren Gedanken fassen kann. Sein Pochen auf ein Recht auf Ungestörtsein, seine Eingaben bei den Behörden bleiben erfolglos. Er sieht sich selbst als angehenden Schriftsteller, der ein Werk namensDas Dach (El techo) vorantreiben will. Doch der allgegenwärtige Lärm lässt ihn sein Leben verpassen. Am Ende landet er wegen einer Brandstiftung im Gefängnis.
Das Buch wurde 1999 in Argentinien neu aufgelegt, versehen mit einem Vorwort vonJuan José Saer, derEl silenciero zu den Hauptwerken der argentinischen Literatur zählt.
Visor Obstinatus erschien unter dem spanischen OriginaltitelObstinado visor zuerst in der ErzählsammlungAbsurdos (1978). Die deutsche Übersetzung vonRené Strien erschien zusammen mit den Erzählungen anderer Autoren in dem SammelbandDer rote Mond. Phantastische Erzählungen vom Río de la Plata 1988 beiSuhrkamp.
Die kurzeErzählung (im angegebenen Band umfasst sie nur acht Seiten) zeigt vier Episoden aus dem Leben von Rubén, der sich seit seiner Kindheit dazu getrieben sieht, bestimmte Dinge in Erwartung einer Katastrophe genau zu beobachten.
In der ersten Episode ist Rubén sieben Jahre alt. Er wird immer wieder zu einem bestimmten Haus mit hellblauer Fassade hingezogen und hält dort ohne ersichtlichen Grund „Wache“. Eines Tages bemerkt er einen Riss in der Wand des Hauses und beobachtet, wie zuerst das Dach und dann die himmelblaue Wand einstürzen.
Die zweite Episode erzählt vom neunjährigen Rubén, der den Geschichtsunterricht in unbestimmter Erwartung eines kommenden Unglücks verbringt. Diesmal ist es die Lehrerin, deren schiere Gegenwart bei Rubén „eine alles beherrschende Gefühlsbeeinflussung“ bewirkt. Rubéns Unbehagen wird bestätigt, als der Kittel der Lehrerin den Ofen streift und Feuer fängt. Die Lehrerin will nach draußen fliehen, durch die Luftzufuhr weitet sich das Feuer auf ihre Kleider und ihre langen Haare aus.
Die dritte Episode verbringt der inzwischen siebzehnjährige Rubén wieder in Vorahnung eines Unglücks. Diesmal betrifft sein unbestimmtes Gefühl ein schwangeres Mädchen aus der Nachbarschaft. Eines Tages treibt ihn seine Vorahnung in den Bus, in den sie einsteigt. Während der Fahrt setzen die Wehen ein, sie bringt das Kind im Bus zur Welt. Es tritt dabei auch kein Unglück ein, es geht alles gut, und obwohl Rubén nicht direkt dabei behilflich ist, vermeint er zu erkennen: „Dafür [...] hat er dort sein müssen.“
In der vierten Episode ist diesmal ohne Altersangabe von „Herr Rubén“ die Rede. Er ist verwitwet, hat eine Tochter und einen Schwiegersohn. Ein neuerliches Vorgefühl treibt ihn früher als gewöhnlich aus dem Büro nach Hause. Unterwegs begegnet er einem angeketteten, bellenden Hund, der ihn ansieht, „mit einem direkten Blick, der nur ihm gilt, und es ist vielleicht ein trauriger Blick“. Die Begegnung mit dem Hund geht ihm nicht aus dem Kopf, nachts kann er nicht schlafen und begreift plötzlich, „dass er ohne Ungeduld und ohne Ärger warten muß bis um fünf. Warten ... worauf?“ Sein eigener Tod hat sich hier angekündigt, und als es fünf Uhr schlägt, „beobachtet er von dem Sessel aus, in dem er sich niedergelassen hat, wie er in seinem Bett stirbt“. Mit dieser unbestimmt gehaltenen Trennung von Leib und Seele beim Sterben endet die Erzählung.
Die argentinische RegisseurinLucrecia Martel drehte den SpielfilmZama, der im September 2017 im Rahmen derInternationalen Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt wurde, im selben Jahr der offizielle Beitrag Argentiniens bei den Oscars war und in Folge zahlreiche Auszeichnungen erhielt.
Eine Erzählung aus dem BandAbsuros dienteFernando Spiner als Vorlage für seinen FilmAballay, el hombre sin miedo aus dem Jahr 2010.
2005 fand die Premiere von Regisseur Juan Villegas AdaptionLos suicidas statt.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Benedetto, Antonio di |
| KURZBESCHREIBUNG | argentinischer Schriftsteller |
| GEBURTSDATUM | 2. November 1922 |
| GEBURTSORT | Mendoza |
| STERBEDATUM | 10. Oktober 1986 |
| STERBEORT | Buenos Aires |