Anthelminthikum
EinAnthelminthikum (vonanti- undaltgriechischἕλμινςhélmins [Genitivἕλμινθοςhélminthos] „Wurm“) oderWurmmittel (auchVermizid,Vermicidum undVermifugum genannt; vonlateinischvermis [Genitivvermicis] „Wurm“ und-zid für „abtötend“ beziehungsweise-fugum, etwa „entfliehend“, zu lateinischfugere „[ent-]fliehen“) ist einMedikament gegenWurminfektionen, das bei dem Krankheitsbild derHelminthiasis, der durchEingeweidewürmer (Enthelminthen) hervorgerufenenWurmkrankheit, eingesetzt wird. In der Regel handelt es sich um Stoffe, die als spezifischesGift in den Stoffwechsel vonWürmern (Helminthen bzw.Helminthes) eingreifen. Die Verabreichung eines Anthelminthikums wird auch alsEntwurmung bezeichnet.
Wirkungsmechanismen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Humanpathogene Würmer lassen sich einteilen inBandwürmer (Zestoden),Fadenwürmer (Nematoden) undSaugwürmer (Trematoden).[1]
Anthelminthika wirken, indem sie entweder hemmend in den Energiestoffwechsel der Würmer eingreifen oder über das Stilllegenneuronaler Übertragungsmechanismen zur Lähmung der Würmer führen. Unterschieden werden Mittel, die oralbioverfügbar sind und bei systemischen Wurmerkrankungen einsetzbar sind und solche, die nicht aus demMagen-Darm-Trakt resorbiert werden und beiintestinalem Wurmbefall angezeigt sind.
Benzimidazole wieMebendazol undAlbendazol wirken in erster Linie gegen Fadenwürmer. Die Wirkung entsteht durch Anlagerung an dieMikrotubuli der Wurmzelle, wodurch intrazelluläre Transportvorgänge wie etwa die Glukose-Aufnahme gestört werden. In der Folge degeneriert der Verdauungstrakt der Würmer und sie sterben ab.Praziquantel wirkt gegen Bandwürmer und Saugwürmer (z. B.Pärchenegel). Es öffnet die Calcium-Kanäle in derZellmembran der Wurmzelle. Calcium vermittelt in kontraktilen Zellen dieMuskelkontraktion. Damit führt Praziquantel zu einer Dauerkontraktion des Muskelschlauchs (spastische Lähmung) des Wurmkörpers.
Wirkstoffe
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Übersichtstabelle für einige als Anthelminthika verwendete Wirkstoffe:
Wirkstoff | Einsatzbereich | Wirkart | Anthelm. Wirkspektrum | Chemische Stoffgruppe |
---|---|---|---|---|
Albendazol | human, veterinär | systemisch | Fadenwürmer, mancheBandwürmer | Benzimidazole |
Diethylcarbamazin | human, veterinär | systemisch | Fadenwürmer (Spulwurm,Augenwurm,Onchocerca volvulus) | Piperazine |
Eprinomectin | veterinär | systemisch | Fadenwürmer | Avermectine |
Epsiprantel | veterinär | lokal | Bandwürmer | Chinoline und verwandte Substanzen |
Febantel | veterinär | systemisch | Fadenwürmer, Bandwürmer | Benzimidazole |
Fenbendazol | veterinär | systemisch | Fadenwürmer, manche Bandwürmer | Benzimidazole |
Flubendazol | veterinär | systemisch | Fadenwürmer, manche Bandwürmer | Benzimidazole |
Ivermectin | human, veterinär | systemisch | Fadenwürmer | Makrolide |
Levamisol | veterinär | systemisch | Fadenwürmer | Imidazothiazole |
Mebendazol | human | systemisch | Fadenwürmer, manche Bandwürmer | Benzimidazole |
Metrifonat | human | systemisch | Saugwürmer (Pärchenegel) | Organophosphate |
Milbemycinoxim | veterinär | systemisch | Fadenwürmer (u. a.Herzwurm) | Milbemycine |
Niclosamid | human, veterinär | lokal | Bandwürmer | Salicylanilid |
Oxamniquin | human | systemisch | Saugwürmer (Darmpärchenegel) | Chinoline und verwandte Substanzen |
Oxantel | human | lokal | Fadenwürmer (Peitschenwurm) | Tetrahydropyrimidine |
Piperazin | human, veterinär | systemisch | Spulwurm,Madenwurm | Piperazine |
Praziquantel | human, veterinär | systemisch | Bandwürmer, Saugwürmer | Chinoline und verwandte Substanzen |
Pyrantel | human, veterinär | lokal | Fadenwürmer (Madenwurm, Spulwurm,Hakenwurm) | Tetrahydropyrimidine |
Pyrvinium | human | lokal | Madenwurm | Chinoliniumsalze |
Tiabendazol | human, veterinär | systemisch | Fadenwürmer | Benzimidazole |
An natürlichen Mitteln sind verschiedene Pflanzen alsWurmkräuter bekannt.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Schistosomiasis (Bilharziose)
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- D. Hüttemann:Da steckt der Wurm drin. Pharmazeutische Zeitung, 19. Mai 2015.
- Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑G. Geisslinger, S. Menzel, T. Gudermann, B. Hinz, P. Ruth:Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie. Begründet vonErnst Mutschler, 11. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020,ISBN 978-3-8047-3663-4. S. 1117 ff.