Er liegt nordwestlich vonKyōto und nördlich vonKōbe in derPräfektur Hyōgo im Bereich der GemeindeShin’onsen auf einem schwer zugänglichen Hochplateau, umgeben von dichten Kiefernwäldern. In den Wintermonaten ist Antaiji aufgrund starken Schneefalls meist nicht zugänglich. Der Tempel ist autark und versorgt sich selbst durch Reis- und Gemüseanbau.
Der Tempel wurde 1921 im Norden von Kyōto gegründet und zog 1976 an den heutigen Ort.[1]
Antaiji wurde1923 von Oka Sotan als Kloster für das Studium desShōbōgenzō, dem Hauptwerk desjapanischenZen-MeistersDōgen, gegründet. Es befand sich damals im Norden Kyōtos und viele Gelehrte kamen zum Studium hierher.
Während desZweiten Weltkriegs (1939–1945) wurde der Tempel jedoch aufgegeben und blieb bis1949 unbewohnt. Zu diesem Zeitpunkt ließ sichKodo Sawaki (1880–1965) mit seinem SchülerKōshō Uchiyama (1912–1998) dem sechsten Abt dort nieder und die beiden machten Antaiji zu einem Ort, der der reinenZazen-Praxis gewidmet ist. Seitdem widmen sich die Mönche von Antaiji ausschließlich der Zazen-Praxis und dem Betteln im Geist und in der Form der buddhistischen Mönchstradition, und der Ruhm des Tempels hat sich nicht nur in Japan, sondern auch im Ausland verbreitet und viele japanische und westliche Praktizierende angezogen.[2]
Die zunehmende Bekanntheit des Tempels in Kyōto zog viele Besucher an, hinzu kam der Bau mehrerer Wohnhäuser in der Umgebung des Tempels. All dies erschwerte das Praktizieren von Zazen am Standort Kyoto. Kosho Uchiyamas Nachfolger und siebter Abt, Koho Watanabe (1942–2016), beschloss daher, Antaiji an seinen heutigen Standort in der Nähe eines Nationalparks an der Küste des Japanischen Meeres zu verlegen. Zusammen mit der Ruhe der Berge suchte er nach einem neuen Lebensstil, der das Zen zu seinen chinesischen Wurzeln der Selbstversorgung zurückführen sollte.[3]
Im Antaiji wirdSōtō-Zen praktiziert. Unterkunft und Verpflegung sind prinzipiell kostenlos, es wird aber um eine angemessene Spende gebeten. Wer sich im Kloster aufhält, muss sich in den sehr harten und anstrengenden Tagesablauf integrieren und beispielsweise mithelfen, die Felder zu bewirtschaften, Holz zu hacken und zu putzen. Der Tag beginnt morgens um 4 Uhr und endet abends um 21 Uhr. Jeden Monat finden intensive mehrtägigeSesshin mit etwa 15 Stunden Meditation am Tag statt.
Der neunte Abt von AntaijiMuhō Nölke (* 1968) wurde als Olaf Nölke in Berlin geboren. In sein Amt wurde er 2002 nach dem Tod seines Meisters und Vorgängers Shinyu Miyaura berufen, das er bis zum Jahr 2020 durchgehend ausübte.
Die auf dem Antaiji gründende Überlieferungslinie des Japanischen Zen-MeistersKōdō Sawaki (1880–1965) ist im Westen weit verbreitet. Sawakis Schüler und Nachfolger als AbtKōshō Uchiyama war der Lehrer von Shōhaku Okumura (奥村 正博, *1948), der die Sanshin-Zen-Gemeinschaft inBloomington,Indiana, gründete, und sein SchülerGudō Wafu Nishijima (1919–2014) war der Lehrer vonBrad Warner (* 1964) einem US-amerikanischen Zen-Meister und Autor. Okumura war von 1997 bis 2010 auch Direktor des Sōtō Zen Buddhism International Center inSan Francisco, Kalifornien, das ein Verwaltungsbüro der Sōtō-Schule in Japan ist.
François-Albert Viallet (1908–1977) Schüler des Zen-MeistersTaisen Deshimaru und von Kosho Uchiyama dem fünften Abt, erhielt die Mönchsweihe in Antaiji, lebte dort, kehrte danach nachEuropa zurück wo er Vorträge hielt, Kurse zur Verbreitung desSoto-Zen in Frankreich,Italien, derSchweiz und vor allem inDeutschland gab und somit zur Verbreitung des Zen in diesen Länder beitrug. In Deutschland gründete und leitete er dasZendoFrankfurt am Main.
Muhō Nölke (* 1968), der neunte und erster deutscherAbt von Antaiji. ist ein Zenmeister,Autor undÜbersetzer, der zwischen 2002 und 2020 dem Kloster vorstand.[4][5] In Deutschland ist er auch durch seine Übersetzungen der Werke Sawaki Kōdōs bekannt, dessen Traditionslinie er inJapan als Stammhalter vertritt. Muhō ist Autor von rund zwanzig Büchern in Deutsch und Japanisch, ist imRadio undFernsehen sowie imInternet sehr präsent (Blog,YouTube,Twitter …) und leitet zunehmend Sesshins in Deutschland und der Schweiz.
Außerhalb Japans, vor allem in Deutschland und der Schweiz, erlangte das Kloster 2016 Bekanntheit, durch den 105-minütigen DokumentarfilmZen for Nothing, in dem das Leben im Kloster von Herbst 2014 bis Frühjahr 2015 dokumentiert wurde.