Die Tochter des Gründers und Direktors der rumänischen Staatsbank übersiedelte nach dem Tod ihres Vaters 1891 mit ihrer Mutter und ihren drei Schwestern nach Berlin. Sie besuchte eineHöhere Töchterschule und erhielt privaten Gesangs- und Schauspielunterricht.
Sie gab ihr Debüt 1903 amDeutschen Theater, wo sie ihren ersten Auftritt in ShakespearesEin Wintermärchen in einer InszenierungMax Reinhardts hatte. Von 1906 bis 1914 gehörte sie zumEnsemble des Deutschen Theaters. Außer an denReinhardt-Bühnen in Berlin spielte sie bis zum Ende des Ersten Weltkrieges inHalle undNaumburg.[1] Mindestens einmal, nämlich 1917 in dem ZweiteilerDie Faust des Riesen wirkte sie auch in einemStummfilm mit.
Nach Kriegsende beendete sie ihre Laufbahn am Theater und widmete sich ganz der Schriftstellerei. Bekannt wurde sie vor allem durch die Roman-TrilogieDer Skorpion (1919, 1921 und 1931), die als eines der ersten Werke der deutschsprachigen Literatur das Thema der lesbischen Liebe zum Inhalt hatte. Dieses Werk erschien in den USA zwischen 1932 und 1975 in mehreren Übersetzungen.
Weirauch, die seit Mitte der 1920er Jahre bis zu ihrem Tod mit Helena Geisenhainer, einer zehn Jahre jüngeren Niederländerin, zusammenlebte, verfasste insgesamt über 60 Romane, die oft als Fortsetzungen in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen erschienen. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus blieb sie aktiv, war Mitglied derReichsschrifttumskammer und veröffentlichte in dieser Ära allein 21 Romane, in deren Mittelpunkt Frauenschicksale standen. Das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe griff sie jedoch nicht wieder auf,Der Skorpion zählte zurListe des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Ihr RomanDas Rätsel Manuela wurde 1943 unter dem TitelEs lebe die Liebe verfilmt.
Weirauch zog mit ihrer Lebensgefährtin um 1933 nach Gastag in Oberbayern und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in München und seit 1961 wieder in West-Berlin, wo sie und Geisenhainer im Käte-Dorsch-Heim für ehemalige Schauspielerinnen wohnten. Sie wurde auf einem Friedhof in Berlin-Reinickendorf begraben.
Michael Fisch: Unglück einer unglücklichen Liebe: Anna Elisabet Weirauchs Roman "Der Skorpion". In: Ich bin meine eigene Frauenbewegung. Frauen-Ansichten aus der Geschichte einer Großstadt. Herausgegeben vom Bezirksamt Schöneberg/Kunstamt Schöneberg. Berlin: Edition Hentrich 1991, S. 93–95.ISBN 3-926175-99-0
Michael Fisch, Esther Matuszewski, Nicole Schumacher: Unglück einer unglücklichen Liebe. Manuskript zur Lesung aus dem "Skorpion" am 25. Juni 1991 in der Stadtbücherei Schöneberg (unveröffentlicht).
Michael Fisch: Von der Freundschaft und der Liebe unter Frauen. Anna Elisabet Weirauchs Roman "Der Skorpion". In: Siegessäule (Berlin) Oktober 1991, S. 12–13.
Michael Fisch: Nachwort, Werkverzeichnis, Literaturverzeichnis und Editorischer Bericht. In: Anna Elisabet Weirauch: Der Skorpion. Roman. Erster Band. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Michael Fisch. Frankfurt am Main und Berlin: Ullstein 1993, S. 214–271.ISBN 3-548-30307-2
Michael Fisch: Warum soll man nicht die Toten lieben? Erinnerung an die vergessene Schauspielerin und Schriftstellerin Anna Elisabet Weirauch. In: Filmklappe 2 (1996) S. 16–17.
Jutta Hinz: Aus der bösen alten Zeit. Vergessener Roman über eine lesbische Liebe. Der Skorpion von Anna Elisabet Weirauch. In: Der Tagesspiegel vom 27. Juni 1991.
Claudia Schoppmann: Der Roman "Der Skorpion" von Anna Elisabet Weirauch. Eine Auseinandersetzung mit Frauenliebe in der Weimarer Republik. Berlin: Freie Universität 1983 (Examensarbeit).
Claudia Schoppmann: Ein Lesbenroman aus der Weimarer Zeit: Der Skorpion. In: Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850–1950. Geschichte, Alltag und Kultur. Berlin: Frölich und Kaufmann 1984, S. 197–199.ISBN 3-88725-068-0
Claudia Schoppmann: Der Skorpion. Frauenliebe in der Weimarer Republik. Hamburg: Frühlingserwachen 1992.ISBN 3-896560-38-7
↑Darstellung lautGroße Bayerische Biographische Enzyklopädie. Laut der angegebenen Website spielte sie erst in Halle und Hamburg und debütierte 1906 in Berlin.