Anilith
Anilith | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 1968-030[1] |
IMA-Symbol | Ani[2] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Sulfide und Sulfosalze |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | II/A.02 II/B.01-050 2.BA.05f 02.04.07.05 |
Ähnliche Minerale | Djurleit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse;Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[5] |
Raumgruppe | Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[4] |
Gitterparameter | a = 7,89 Å;b = 7,84 Å;c = 11,01 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 16[4] |
Zwillingsbildung | Häufig, bildet pseudokubische Zellen |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 3[6] |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 5,68[7] |
Spaltbarkeit | fehlt[8] |
Bruch;Tenazität | spröde;[9]sektil[6] |
Farbe | bläulichgrau[6] |
Strichfarbe | schwarz[6] |
Transparenz | undurchsichtig (opak)[6] |
Glanz | Metallglanz[6] |
Anilith ist ein selten vorkommendesMineral aus der Mineralklasse der „Sulfide undSulfosalze“ mit derchemischen Zusammensetzung Cu7S4 und damit chemisch gesehen einKupfersulfid.
Anilith kristallisiert imorthorhombischen Kristallsystem und entwickelt prismatische oder flacheKristalle bis 5 mm Größe mit einem metallischenGlanz auf den Oberflächen. Sehr häufig werden auchKristallzwillinge entdeckt, die pseudokubische Zellen bilden. Das in jeder Form undurchsichtige (opake) Mineral ist von bläulichgrauer Farbe, hinterlässt aber auf der Strichtafel einen schwarzenStrich. SeineMohshärte beträgt etwa 3 und entspricht damit der Härte des ReferenzmineralsCalcit, dass sich mit einer Kupfermünze ritzen lässt.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Mineral wurde 1968 von derInternational Mineralogical Association (IMA) anerkannt.[1] Die Erstbeschreibung wurde ein Jahr später imAmerican Mineralogist von Nosuo Morimoto, Kichiro Koto und Yoshihiko Shimazaki veröffentlicht. Sie hatten das Mineral imBergwerk „Ani“ beiKitaakita in derPräfektur Akita auf der japanischen InselHonshū gefunden. In ihrer Arbeit beschrieben sie, dass eine Probe ausNeudorf,Sachsen-Anhalt ebenfalls Anilith sein könnte, jedoch vom Beschreiber H. Takeda nicht als eigenständiges Mineral erkannt wurde. Auch weitere Minerale konnten schon da als Anilith identifiziert werden.[10]
Das Typmaterial des Minerals wird im Nationalen Naturwissenschaftlichen Museum (NSM) inTokio aufbewahrt.[11]
Klassifikation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Anilith zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide etc. mit [dem Stoffmengenverhältnis] M(etall) : S(chwefel) > 1 : 1“, wo er zusammen mitBornit undDigenit sowie im Anhang mitRickardit undUmangit die „Digenit-Bornit-Gruppe“ mit der System-Nr.II/A.02 bildete.
ImLapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik vonKarl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr.II/B.01-50. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Sulfide, Selenide und Telluride mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo Anilith zusammen mitChalkosin, Digenit,Djurleit,Geerit,Roxbyit,Spionkopit undYarrowit die Gruppe der „Kupfersulfide“ bildet (Stand 2018).[8]
Auch die seit 2001 gültige und von derInternational Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[12]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Anilith in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach den an der Verbindung beteiligten Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mitKupfer (Cu),Silber (Ag),Gold (Au)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe2.BA.05f bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlicheSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Anilith ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er in der „Chalkosingruppe“ mit der System-Nr.02.04.07 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p = 2:1“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Anilith kristallisiert orthorhombisch in derRaumgruppePnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit denGitterparameterna = 7,89 Å,b = 7,84 Å undc = 11,01 Å und vierFormeleinheiten proElementarzelle.[7]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Anilith bildet sichhydrothermal in Kupfer-Lagerstätten. In seinerTyplokalität, dem Bergwerk „Ani“ in Akita, fand sich das Mineral vor allemvergesellschaftet mitDjurleit undCovellin. Die meisten Proben aus Ani sind allerdings entwederMischkristalle aus Anilith und Djurleit oderepitaktische Verwachsungen der beiden.
Weitere bisher bekannte Mineralparagenesen fanden sich unter anderem amYarrow Creek in der kanadischen ProvinzAlberta, wo Anilith neben Djurleit noch zusammen mitBornit,Chalkopyrit, Spionkopit,Tennantit,Wittichenit und Yarrowit vorkam.[6]
Als seltene Mineralbildung konnte Anilith nur an wenigen Orten entdeckt werden, wobei bisher rund 100 Fundstätten dokumentiert sind (Stand 2021).[13] Außer an seiner Typlokalität im Bergwerk „Ani“ trat das Mineral inJapan bisher nur noch in der nahe gelegenen ErzlagerstätteMatsumine des Bergwerks „Hanaoka“ beiŌdate auf.
In Deutschland wurde Anilith bisher unter anderem bei Oberhepschingen in der GemeindeFröhnd sowie in den GrubenJohann undMichael beiWittichen in Baden-Württemberg, in derGrube Wilhelmine bei Sommerkahl in Bayern, beiGadernheim in der Gemeinde Lautertal im südhessischen Kreis Bergstraße, in der ehemaligen Grube Henriette imSiebertal in Niedersachsen, in den Gruben Meiseberg und Pfaffenberg beiNeudorf sowie an mehreren Stellen imLandkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, beiGehringswalde im sächsischenErzgebirgskreis sowie in mehreren Gruben und Steinbrüchen beiImsbach,Mendig,Kruft undFrücht in Rheinland-Pfalz entdeckt.
In Österreich fand sich das Mineral in der KupferlagerstätteSchönberg nahe der ehemaligen GemeindeFlatschach und amKremser Schlossberg im Bezirk Voitsberg in der Steiermark sowie am Lohninger Bruch imHüttwinkltal, dem hinterenRaurisertal im Salzburger Land.
In der Schweiz kennt man Anilith aus einem aufgelassenen Steinbruch beiMumpf im Kanton Aargau, aus der Cavradischlucht imVal Curnera im Kanton Graubünden sowie vomGriesgletscher, aus dem ehemaligen BergwerkFilon de Tignausa Supérieur und aus dem SteinbruchPierre à Perret im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Griechenland, Indien, Indonesien, Iran, Israel, Italien, Kanada, auf Papua-Neuguinea, in Peru, auf den Philippinen, in Polen, Portugal, Russland, Saudi-Arabien, Serbien, der Slowakei, in Spanien, Tschechien, der Türkei, in Usbekistan, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.[14]
Des Weiteren konnte Anilith noch in Mineralproben aus dem HydrothermalfeldLogatchev 114.750277777778-44.968333333333 auf demMittelozeanischen Rücken imAtlantischen Ozean nachgewiesen werden.[15]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Nosuo Morimoto, Kichiro Koto, Yoshihiko Shimazaki:Anilite, Cu7S4, a new mineral. In:American Mineralogist.Band 54, 1969,S. 1256–1268 (englisch,rruff.info [PDF;798 kB; abgerufen am 12. März 2021]).
- Kichiro Koto, Nobuo Morimoto:The crystal structure of anilite. In:Acta Crystallographica. Section B.Band 7,Nr. 26, 1970,S. 915–924,doi:10.1107/S0567740870003370 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Anilith. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung; abgerufen am 13. März 2021
- Anilite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Anilite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcMalcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑Laurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑Anilith. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 14. März 2021.
- ↑abcHugo Strunz,Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X (englisch).
- ↑David Barthelmy: Anilite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
- ↑abcdefgAnilite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.):Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch,handbookofmineralogy.org [PDF;62 kB; abgerufen am 13. März 2021]).
- ↑abKichiro Koto, Nobuo Morimoto:The crystal structure of anilite. In:Acta Crystallographica. Section B.Band 7,Nr. 26, 1970,S. 915–924,doi:10.1107/S0567740870003370 (englisch).
- ↑abStefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018,ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑Anilite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. März 2021 (englisch).
- ↑Nosuo Morimoto, Kichiro Koto, Yoshihiko Shimazaki:Anilite, Cu7S4, a new mineral. In:American Mineralogist.Band 54, 1969,S. 1256–1268 (englisch,rruff.info [PDF;798 kB; abgerufen am 13. März 2021]).
- ↑Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 14. März 2021.
- ↑Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑Localities for Anilite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
- ↑Fundortliste für Anilith beimMineralienatlas und beiMindat, abgerufen am 14. März 2021.
- ↑I. F. Gablina, T. A. Semkova, T. V. Stepanova, N. V. Gor’kova:Diagenetic alterations of copper sulfides in modern ore-bearing sediments of the Logatchev-1 hydrothermal field (Mid-Atlantic Ridge 14°45′ N). In:Lithology and Mineral Resources.Band 41,Nr. 1, 2006,S. 27–44,doi:10.1134/S0024490206010032 (englisch,online verfügbar bei researchgate.net [PDF;690 kB; abgerufen am 15. März 2021]).