Bachkantate | |
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Angenehmes Wiederau | |
BWV: | 30a |
Anlass: | Übernahme von Schloss und Gut Wiederau durchJohann Christian von Hennicke |
Entstehungsjahr: | 1737 |
Entstehungsort: | Leipzig |
Gattung: | Weltliche Kantate |
Solo: | S A T B |
Chor: | S A T I/II B I/II |
Instrumente: | Trba I-III; V conc; Fltr I/II; Ob I/II; Ob d’am; Str.; Bc |
AD: | ca. 40 min |
Text | |
Christian Friedrich Henrici | |
Liste der Bachkantaten |
Angenehmes Wiederau (BWV 30a) ist eine weltlicheKantate vonJohann Sebastian Bach.
Derkursächsische Geheime Rat und VizekammerpräsidentJohann Christian von Hennicke erhielt 1737Schloss und Gut Wiederau beiLeipzig als erblichesLehen. Aus diesem Anlass fand am 28. September 1737 auf dem Schloss eineHuldigungsfeier statt. Die FestkantateAngenehmes Wiederau komponierte der Leipziger Thomaskantor und städtischeDirector musices Johann Sebastian Bach auf einen Text vonChristian Friedrich Henrici (Picander), mit dem er seit langem intensiv zusammenarbeitete.[1] Für die Aufführung dürfte Bach Mitglieder des von ihm geleiteten studentischenCollegium Musicum nach Wiederau geholt haben.[2]
Die Handlung ist ein Dialog von vierallegorischen Figuren, demSchicksal (Bass), demGlück (Alt), derZeit (Sopran) und dem FlussElster (Tenor). Mit dieser ist dieWeiße Elster gemeint, die, vom böhmischenElstergebirge kommend, durch dieWiederauer Feldmark nach Leipzig fließt und beiHalle in dieSaale mündet.
Die Vier überbieten sich, jeder von seiner Warte, in Lob und Glücksverheißungen für den neuen Gutsherrn und seinen Besitz: „So ziehen wir / in diesem Hause hier / mit Freuden ein.“ Reichtum, Sicherheit, Dauer, Ruhm, Fruchtbarkeit werden versprochen. Im ersten Rezitativ heißt es von Wiederau: „Du sollst nun Hennicks-Ruhe heißen.“ In weiteren fünf der zwölf Sätze wird Hennicke namentlich genannt. Anders als in anderen weltlichen Kantaten Bachs gibt es hier keine Rivalität zwischen den Protagonisten, daher auch keine dramatischen Kontraste.
Der Textvorlage entsprechend zeigt die Musik des notengleichen Eingangs- und Schlusschors und der mit Rezitativen abwechselnden fünf Arien durchgehend festliche Heiterkeit. Sie ist „ebenso gefällig, ja bisweilen ausgesprochen modisch, wie originell und fesselnd in der Erfindung“ (Dürr).[3] Die große Mehrzahl der Sätze hat Tanzcharakter.[4] Vielleicht hatte Bach schon bei der Komposition die Wiederverwendung der Musik für eine Kirchenkantate im Blick. Jedenfalls gingen, außer den Rezitativen und der Arie Nr. 11, alle Sätze mit neuem Text in die Kantate zumJohannistagFreue dich, erlöste Schar (BWV 30) ein. Bei dieser sind sogar die Rezitative metrisch genau denen der Wiederau-Kantate nachgebildet, doch komponierte Bach sie schließlich neu. Die perfekte geistlicheKontrafaktur des Textes muss ebenfalls ein Werk des auf diese Kunst spezialisierten Picander sein,[5] obwohl sich auch die Vorlage zu BWV 30 nicht in seinen gedruckten Werken findet.