Andrzej Kern
Andrzej Piotr Kern (*18. Mai1937 inŁęczyca; †29. November2007 inZgierz) war ein polnischer Politiker (PC,ZChN,AWS). Von 1991 bis 1993 war er Vizemarschall desSejm, dem er von 1989 bis 1993 in der X. (Volksrepublik) und I. (Dritte Republik) Wahlperiode angehört hatte.
Leben und Beruf
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Andrzej Kerns Vorfahren väterlicherseits stammten aus der Schweiz. Sein Großvater migrierte 1893 in das damals zum russischen Zarenreich gehörende Polen, wo sein Vater in der Zwischenkriegszeit die polnische Staatsbürgerschaft annahm.[1] Er studierte Rechtswissenschaften an derUniversität Łódź. Als Rechtsanwalt vertrat er unter anderemKarol Głogowski,Andrzej Słowik,Jerzy Kropiwnicki undGrzegorz Palka sowie Studenten, die während derMärz-Unruhen 1968 in Polen angeklagt worden waren.
Die Beziehung seiner damals 16-Jährigen Tochter zu einem 21-Jährigen, die in der Flucht der Tochter aus dem Elternhaus gipfelte, führte 1992 zu erheblichem Aufsehen in den Medien. So veröffentlichte Jacek Hugo-Bader in derGazeta Wyborcza eine Reportage unter dem Titel „Mezalians“, in der Kern negativ und die Familie des 21-Jährigen positiv dargestellt wurde. Der RegisseurMarek Piwowski drehte über die Angelegenheit den FilmDie Entführung der Agata. Später wurde berichtet, dass die Angelegenheit von politischen Gegnern instrumentalisiert worden sei, um Kern politisch zu beschädigen. Der spätere BildungsministerRyszard Legutko bezeichnete die Medienveröffentlichungen zu diesem Thema „die größte Peinlichkeit des Medienumfelds der Dritten Polnischen Republik“.[2] Kern gewann später mehrere Verfahren gegen verschiedene Zeitungen wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte.[3]
Kern war verheiratet und hatte zwei Kinder.[1] Nach seinem Tod wurde er auf demDoły-Friedhof in Łódź beigesetzt.
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kerns Politisierung begann, als er imPolnischen Oktober 1956 zum Führungszirkel der oppositionellen Jugendorganisation „Związek Młodych Demokratów“ gehörte. 1980 beteiligte er sich als Rechtsberater am Aufbau der Strukturen der unabhängigen GewerkschaftSolidarność in Łódź. Während desKriegsrechts war er einen Monat lang interniert.
Bei denWahlen zum Vertragssejm 1989 erhielt er ein Mandat für dasBürgerkomitee Solidarność.[4] Dort gehörte er demObywatelski Klub Parlamentarny an. Bei der ersten vollständig freienWahl zum Sejm 1991 wurde er für dasPorozumienie Centrum gewählt[5] und bekleidete das Amt eines Vizemarschalls desSejm. 1993 kandidierte er nicht erneut für den Sejm. Mitte der 1990er Jahre trat er derZjednoczenie Chrześcijańsko-Narodowe (ZChN) bei und gehörte von 1998 bis 2002 für das WahlbündnisAkcja Wyborcza Solidarność (AWS), an dem sich die ZChN beteiligt hatte, demWoiwodschaftssejmik derWoiwodschaft Łódź an.[3] Bei den Sejm-Wahlen2001[6] (für die AWS) und2005 (für dieRuch Patriotyczny) kandidierte er jeweils erfolglos, da beide Listen jeweils an derSperrklausel scheiterten.[7][8]
Ehrungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 2001 Medaille für Verdienste im Kampf um die Unabhängigkeit Polens und die Menschenrechte 13 XII 1981 – 4 VI 1989
- 2008 Komturkreuz desOrdens Polonia Restituta (postum)[9]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Kurzbiografie auf sejm.gov.pl
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abRede Kerns am 1. April 1993 imSejm auf orka2.sejm.gov.pl, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑„Najłatwiej zabić gazetą“ auf www.rp.pl, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑ab„Były wicemarszałek Sejmu Andrzej Kern nie żyje“ auf wiadomosci.wp.pl, abgerufen am 12. August 2024.
- ↑Ergebnis inMonitor Polski 1989, Nr. 21, S. 294.
- ↑Ergebnis imMonitor Polski 1991, Nr. 41, S. 434.
- ↑Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 12. Januar 2025.
- ↑Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 30. März 2025.
- ↑Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 30. März 2025.
- ↑Monitor Polski, 2008, Nr. 31, S. 272
Personendaten | |
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NAME | Kern, Andrzej |
ALTERNATIVNAMEN | Kern, Andrzej Piotr (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnischer Rechtsanwalt und christlich-nationaler Politiker |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1937 |
GEBURTSORT | Łęczyca |
STERBEDATUM | 29. November 2007 |
STERBEORT | Zgierz |