Amt Lauterstein
DasAmt Lauterstein war eine imErzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit desKurfürstentums Sachsen.
Bis zum Ende dersächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben undFrondienste, fürPolizei, Rechtsprechung undHeeresfolge.
Geographische Ausdehnung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Gebiet desAmts Lauterstein liegt im mittlerenErzgebirge östlich vonMarienberg zwischen derSchwarzen Pockau und dem Oberlauf derFlöha. Im Süden grenzte das Amt an dasKönigreich Böhmen.
DieExklave des „Einsiedler Walds“ mit seinen zweieinhalb Orten lag östlich vonNeuhausen/Erzgeb. zwischen derFlöha im Norden und derSchweinitz im Süden. Sie wurde im Norden, Westen und Süden von derHerrschaft Purschenstein (ab 1696 zumKreisamt Freiberg gehörig) umschlossen. Im Osten grenzte sie an dasKönigreich Böhmen.
1830 wurde diese Exklave mit demAmt Frauenstein gegen deren Exklave „Hirschberger Wald“ imSeiffener Winkel östlich vonOlbernhau mit seinen drei Orten und zwei Mühlen getauscht. Diese Exklave wurde im Norden durch dieFlöha von derHerrschaft Pfaffroda getrennt, welche vor 1650 zurHerrschaft Purschenstein gehörte. Im Osten grenzte die Exklave an die Herrschaft Purschenstein, welche wie die Herrschaft Pfaffroda ab 1696 zum Kreisamt Freiberg kamen. Im Süden und Westen bildete dieSchweinitz die Grenze zurböhmischen GemeindeBrandau. Die Gemarkung der Gemeinde Brandau imKönigreich Böhmen trennte die Exklave „Hirschberger Wald“ vom Gebiet des Amts Lauterstein (Olbernhau).
Angrenzende Verwaltungseinheiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Amt Augustusburg | Amt Wolkenstein (Exklave RittergutGroßhartmannsdorf) | |
Amt Wolkenstein | ![]() | Kreisamt Freiberg (Herrschaft Purschenstein) |
Königreich Böhmen |
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die ersten Besitzer des Amts Lauterstein waren im 13. Jh. die Herrenvon Schellenberg. 1275 bis 1293 kam es zu einer Fehde zwischen Heinrich und Ulrich von Schellenberg und demKloster Altzella beiNossen. Dieser als „Schellenberger Fehde“ bezeichnete Streit endete 1319 mit der Verwüstung der Altzellaer Klostergüter durch Heinrich von Schellenberg. Daraufhin kam es zur Ächtung der Reichsministerialen von Schellenberg und zum Einzug ihres Besitzes. Die Herrschaft mit derBurg Lauterstein und dem StädtchenZcobelin (Zöblitz) wurde infolgedessen im Jahr 1323 an die Burggrafen Albrecht von Altenburg und Ottovon Leisnig verlehnt. 1434 wurde die Herrschaft Lauterstein von Kasparvon Berbisdorf für 4.000 Gulden von den bisherigen Besitzern gekauft. Seit derLeipziger Teilung 1485 war das Gebietalbertinisch. Das Amt Lauterstein wurde 1559 eingerichtet, nachdemKurfürst August von Sachsen durch Kauf die Abtretung von Burg und der Herrschaft Lauterstein erzwang. 1639 wurde die Burg während desDreißigjährigen Kriegs von schwedischen Reitern in Brand gesteckt und danach nicht wieder aufgebaut. Der Amtssitz wurde infolgedessen nach Zöblitz verlegt.
1653 kam es zu einer Flurteilung des OrtesDeutscheinsiedel in der östlich angrenzendenHerrschaft Purschenstein. Der vomsächsischen Kurfürsten gekaufte Anteil des Ortes östlich vonNeuhausen/Erzgeb. mit demEinsiedler Revier und demClausnitzer Wald kam als Exklave zumAmt Lauterstein. Um 1660 gründeten böhmische Glaubensflüchtlinge (Exulanten) in dieser Exklave die OrteNeuwernsdorf undRauschenbach.
1830 fand zwischen den ÄmternFrauenstein und Lauterstein ein Gebietsaustausch statt. DasAmt Lauterstein erhielt als Exklaven denHirschberger Wald östlich vonOlbernhau mit den ExulantengründungenHirschberg,Oberseiffenbach,Niederseiffenbach, den kurfürstlichen Anteil vonDeutschkatharinenberg (2 Wohnhäuser) und den beiden MühlenNieder- undOberlochmühle. Dafür erhielt dasAmt Frauenstein den kurfürstlichen Anteil vonDeutscheinsiedel und das Forstrevier Einsiedel mit dem Clausnitzer Wald und den darin befindlichen ExulantenortenNeuwernsdorf undRauschenbach.
Kurz vor Auflösung des Amts kam im Jahr 1832 noch der OrtNieder-Haselbach mit Neuhaselbach[1] vomAmt Wolkenstein zum Amt Lauterstein hinzu.
Zugehörige Orte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hauptort des Amtes war der namensgebende OrtLauterstein bei Marienberg mit der imDreißigjährigen Krieg zerstörtenBurg Lauterstein.
Ort | heutige Ortszugehörigkeit | Bemerkungen |
---|---|---|
Niederlauterstein, Schlossmühle | StadtMarienberg | mit derBurg Lauterstein |
Lauta,Lauterbach | StadtMarienberg | |
Pobershau (Amtsseite),Rittersberg | StadtMarienberg | Pobershau (Ratsseite) gehörte zumAmt Wolkenstein |
Einsiedel-Sensenhammer,Rübenau mit Nieder- und Ober-Natzschung | StadtMarienberg | |
BergstadtZöblitz | StadtMarienberg (seit 2013) | |
Ansprung, Grundau, Sorgau | StadtMarienberg (seit 2013), davor: StadtZöblitz | |
Olbernhau | StadtOlbernhau | Olbernhau ist erst seit 1902 Stadt |
Leibnitzdörfel (Amtsseite) | StadtOlbernhau | die Leibnitzmühle und ein Haus stehen unter dem Amt |
Rittergut Olbernhau, Leibnitzdörfel | StadtOlbernhau | |
Blumenau, Grünthal | StadtOlbernhau | |
KupferhammerGrünthal | StadtOlbernhau | |
Rothenthal | StadtOlbernhau | 1626 von böhmischenExulanten gegründet |
Ober-Haselbach, Niederhaselbach mit Neuhaselbach | StadtOlbernhau | Niederhaselbach gehörte vor 1832 zumAmt Wolkenstein |
Pockau, Nieder-, Ober-Forchheim,Görsdorf,Nennigmühle, Neusorge mit Drachenwald,Wernsdorf | StadtPockau-Lengefeld, Ortsteil Pockau | |
Reifland,Lippersdorf | StadtPockau-Lengefeld, Ortsteil Lengefeld | |
Kalkwerk | StadtPockau-Lengefeld, Ortsteil Lengefeld | zugehörig zu Lauterbach |
Obersaida,Mittelsaida,Niedersaida | GemeindeGroßhartmannsdorf | |
Deutscheinsiedel (Lautersteiner Anteil) | GemeindeDeutschneudorf | zur Exklave „Einsiedler Wald“, 1831 durch Gebietstausch zumAmt Frauenstein |
Neuwernsdorf,Rauschenbach | GemeindeNeuhausen/Erzgeb. | beide 1660 von böhmischenExulanten in der Exklave „Einsiedler Wald“ gegründet, 1831 durch Gebietstausch zumAmt Frauenstein |
Hirschberg,Niederlochmühle | StadtOlbernhau | Hirschberg wurde 1619 als Jagdhaus in der Exklave „Hirschberger Wald“ gegründet, kam 1831 durch Gebietsaustausch vomAmt Frauenstein zum Amt Lauterstein |
Niederseiffenbach | GemeindeHeidersdorf | 1655 von böhmischenExulanten in der Exklave „Hirschberger Wald“ gegründet, kam 1830 durch Gebietsaustausch vomAmt Frauenstein zum Amt Lauterstein |
Oberseiffenbach | Gemeinde KurortSeiffen/Erzgeb. | 1660 von böhmischenExulanten in der Exklave „Hirschberger Wald“ gegründet, kam 1831 durch Gebietsaustausch vomAmt Frauenstein zum Amt Lauterstein |
Oberlochmühle | GemeindeDeutschneudorf | lag in der Exklave „Hirschberger Wald“, kam 1831 durch Gebietsaustausch vomAmt Frauenstein zum Amt Lauterstein |
Deutschkatharinenberg (Lautersteiner Anteil) | GemeindeDeutschneudorf | 1650 von böhmischenExulanten in derHerrschaft Purschenstein gegründet, ein Anteil (Amtsseite, 2 Häuser) kam 1830 durch Gebietsaustausch vomAmt Frauenstein zum Amt Lauterstein, ein Anteil (Herrschaftsseite) befindet sich imAmt Freiberg |
Amtsleute
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Johann Valerian Fischer († 1716), Amtsschösser und Justizamtmann
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Heinz Bauer:Burg Lauterstein - zur Geschichte ihrer Erforschung. In: Erzgebirgische Heimatblätter Heft 5/1995, 15–17
- Karlheinz Blaschke,Uwe Ulrich Jäschke:Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009,ISBN 978-3-937386-14-0
- Leo Bönhoff:Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In:Neues Archiv für Sächsische Geschichte.Band 38, 1917,S. 17–45 (Digitalisat).
- Carl Wilhelm Hering:Geschichte des Sächsischen Hochlandes mit besonderer Beziehung auf das Amt Lauterstein und angrenzende Städte, Schlösser und Rittergüter. Verlag von Johann Ambrosius Barth. Leipzig 1827 bis 1828
- Band 1. XXXVI, 585 Seiten. 1828Digitalisat SLUB Dresden, abgerufen am 27. Juni 2014.
- Band 2. 172 Seiten. 1828Google, abgerufen am 27. Juni 2014
- Band 3. 276 Seiten. 1827Digitalisat SLUB Dresden, abgerufen am 27. Juni 2014 undGoogle, abgerufen am 27. Juni 2014
- Heinz Müller/Gerhard Billig:Burgen - Zeugen sächsischer Geschichte. Neustadt a. d. Aisch 1998.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ämterverzeichnis – das Amt Lauterstein im historischen Ortsverzeichnis von Sachsen.
- [1] – die Exklave Hirschberger Wald in Schumanns Lexikon