Ampicillin
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Ampicillin | |||||||||||||||||||||
Andere Namen | (2S,5R,6R)-6-(2-Amino-2-phenyl-acetyl)amino-3,3-dimethyl-7-oxo-4-thia-1-azabicyclo[3.2.0]heptan-2-carbonsäure(IUPAC) | |||||||||||||||||||||
Summenformel |
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Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 349,41g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand | fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Löslichkeit | wenig löslich in Wasser[1] | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten beiStandardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Ampicillin ist ein halbsynthetischer,antibiotisch wirksamerArzneistoff aus der Gruppe derβ-Lactam-Antibiotika. Aufgrund seiner Wirksamkeit gegengrampositive Erreger (sowie einige gramnegative Stäbchen) wird es alsBreitbandantibiotikum oder Breitbandpenicillin eingeordnet. Chemisch zählt Ampicillin zu denAminopenicillinen und wurde zuerst vonJohn C. Sheehan synthetisiert.[3]
Pharmakologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Anwendungsgebiete
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Breitbandpenicilline werden eingesetzt bei Infektionen aller Art, gegen die „herkömmliche“ Penicilline unwirksam sind. Dazu zählen u. a. bestimmte Infektionen des Magen-Darm-Trakts, der Atemwege, des Mittelohrs, der Gallenwege und der Harnwege. Insbesondere sind sie geeignet zur Behandlung von Infektionen mit gramnegativen Stäbchen, die über eine natürliche Resistenz gegen Standardpenicilline verfügen.
Wirkungsmechanismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Diebakteriolytische Wirkung von Ampicillin setzt nach der Teilung von Bakterien ein. Sie beruht, wie bei allen β-Lactam-Antibiotika, auf der Blockierung des für Ausbildung einer neuenMureinschicht notwendigenEnzymsD-Alanin-Transpeptidase. Ampicillin verhindert also die Neusynthese einer stabilen Zellwand. Die Teilung menschlicher Zellen wird nicht behindert, da menschliche Zellen keine Mureinschicht enthalten.[4]
Das β-Lactam-Antibiotikum Ampicillin blockiert nicht nur die Teilung von Bakterien inklusive derCyanobakterien, sondern auch die Teilung der Cyanellen, derphotosynthetisch aktivenOrganellen derGlaucocystaceae, sowie derChloroplasten vonBlasenmützenmoosen,[5]Lebermoose (Marchantia polymorpha[6]) undMoosfarne (Selaginella nipponica[7]). Auf die Teilung derPlastiden der höher entwickeltenGefäßpflanzen wie beiTomaten haben sie jedoch keinen Effekt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass bei höheren Pflanzen durch evolutionäre Veränderungen der Plastidteilung β-Lactam-Antibiotika im Allgemeinen auf Chloroplasten keine Wirkung mehr zeigen.[5]
Verträglichkeit, Nebenwirkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ampicillin ist gegenüber anderen Breitbandpenicillinen wie demAmoxicillin beiperoraler Einnahme schlechter verträglich, da es vom Darm relativ schlecht aufgenommen wird. Dadurch verbleibt ein hoher Anteil des Wirkstoffs im Darm und schädigt dort die verdauungsfördernde mikrobielle Besiedlung (Darmflora). Bei Ampicillin kommt es sehr häufig zu gastrointestinalen Beschwerden.[8]Nebenwirkungen sind etwa Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Eine sehr seltene Wirkung ist hingegen die Verursachung einerpseudomembranösen Kolitis.
Zu den sehr häufig auftretenden Hautreaktionen gehört dieNesselsucht.[8]
Wie alle Penicilline kann auch Ampicillin häufig eineAllergie auslösen, die bis zu einem (allerdings sehr selten auftretenden)anaphylaktischen Schock führen kann. Häufig – und nicht mit einer Allergie zu verwechseln – ist auch einMasern-ähnlichesArzneimittelexanthem (ein „Ampicillinexanthem“ genannter Hautausschlag), das 7 bis 10 Tage nach der ersten Einnahme auftreten kann, auch wenn das Medikament bis dahin schon abgesetzt wurde. Dieses nicht-urtikarielleExanthem ist besonders häufig und ausgeprägt im Zusammenhang mit einer infektiösenMononukleose. Ein Auftreten dieses Exanthems spricht nicht gegen die spätere Einnahme von Penicillin oder seinenDerivaten (wie Ampicillin).
Gelegentlich kann es zu einem Anstieg der Transaminasen kommen.[8]Selten bis sehr selten[8] wurde von Kopfschmerzen, Schwindel,Blutbildveränderungen (Eosinophilie,Neutropenie,Anämie), entzündlicher Reaktion der Blutgefäße (Vaskulitis),interstitieller Nephritis (Nierenentzündung) und ein die Atemwege beeinträchtigendesLarynxödem berichtet.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]BeioralenKontrazeptiva (Verhütungsmitteln in Tablettenform; „Pille“) kann es durch die Beeinflussung der Darmflora zu einer herabgesetzten Aufnahme der Kontrazeptiva in das Blut kommen und damit zu einer verminderten Wirksamkeit.
Aus theoretischen Erwägungen gibt es die Forderung,bakteriostatische Antibiotika grundsätzlich nicht mit Penicillinen zu kombinieren, da sie deren Wirksamkeit einschränken. Der Grund dafür wird darin gesehen, dass Penicilline in der Teilungsphase der Bakterien eingreifen und somit keinen Angriffspunkt finden, wenn die Teilung durch bakteriostatische Mittel verhindert wird. Dies stellt sich im tatsächlichen Einsatz als nicht relevant dar, die Kombination von Ampicillin und anderen Penicillinen, z. B. mit den bakteriostatisch wirksamenMakroliden, ist eine geprüfte und etablierte Standardtherapie z. B. vonPneumonien.[9]
Indometacin,Phenylbutazon,Probenecid,Salicylate undSulfinpyrazon führen zu einer verlängerten und erhöhten Konzentration von Penicillinen im Blut und sollten daher nicht zusammen mit Penicillinen eingenommen werden.
Gegenanzeigen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Penicillinallergie, Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Ampicillin.
Anwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Aufgrund der primärenAminogruppe ist Ampicillin im Gegensatz zu Benzylpenicillin (Penicillin G) auch nach oraler Einnahme wirksam. Die Einnahme von Ampicillin erfolgt oral oderparenteral mehrfach täglich über einen Zeitraum von mehreren Tagen.
Molekularbiologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ampicillin ist eines der in derMolekularbiologie am weitesten verbreitetenSelektionsmittel. Es wird bei derTransformation vonVektoren in Bakterienzellen demNährmedium beigegeben, in dem die Zellen vermehrt werden sollen. Nur diejenigen Zellen können überleben, die bei der Transformation den Vektor aufgenommen haben, der die Ampicillin-Resistenz trägt. Um solchetransgeneE.-coli-Bakterien in z. B.LB-Medium selektiv zu kultivieren, wird eine Endkonzentration von bis zu 0,2 mg/ml Medium verwendet. Auch andere Antibiotika wieKanamycine oderTetracycline werden für Selektionsmedien eingesetzt.
Synthese
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Synthese kann aus6-Aminopenicillansäure erfolgen.
Handelsnamen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Standacillin (A), Generika (D)
- Kombinationspräparate (Ampicillin/Sulbactam)
Unasyn (A), Unacid (D), Generika +Sulbactam (D, A)
- Tiermedizin
Ampiciph, Ampisan, Ampitab, Aniclox, Apicin, Frommcillin, Gelstamp, Mastipent, Totocillin
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eintrag zuAmpicillin bei Vetpharm, abgerufen am 4. August 2012.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abTheMerck Index:An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006;ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑abDatenblattAmpicillin trihydrate beiSigma-Aldrich, abgerufen am 20. Oktober 2016 (PDF).
- ↑John C. Sheehan:THE CHEMISTRY OF SYNTHETIC AND SEMISYNTHETIC PENICILLINS. In:Annals of the New York Academy of Sciences.Band 145, 2 Comparative A, September 1967,S. 216–223,doi:10.1111/j.1749-6632.1967.tb50220.x.
- ↑Fachinformation Ampicillin-ratiopharm (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels) von ratiopharm GmbH – Stand: Juli 2007.
- ↑abKasten, Britta undReski, Ralf (1997):β-Lactam antibiotics inhibit chloroplast division in a moss (Physcomitrella patens) but not in tomato (Lycopersicon esculentum). In:Journal of Plant Physiology. 150, 1997, S. 137–140,doi:10.1016/S0176-1617(97)80193-9.
- ↑Tounou, E. et al. (2002):Ampicillin Inhibits Chloroplast Division in Cultured Cells of the Liverwort Marchantia polymorpha. In:Cytologia67; 429–434;doi:10.1508/cytologia.67.429.
- ↑Izumi, Y.et al. (2003):Inhibition of plastid division by ampicillin in the pteridophyte Selaginella nipponica Fr. et Sav. In:Plant Cell Physiol.44(2); 183–189;PMID 12610221;PDF (freier Volltextzugriff, engl.).
- ↑abcdMarianne Abele-Horn:Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009,ISBN 978-3-927219-14-4, S. 338.
- ↑Leitlinie "Pneumonie, ambulant erworben, Behandlung und Prävention von erwachsenen Patienten" (Memento vom 22. April 2016 imInternet Archive) derDeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Version vom 25. Februar 2016.