Altwasser (Fluss)
EinAltwasser ist ein ehemaligerFlussarm, der keine Verbindung mehr zum Hauptstrom hat und dadurch zumStillgewässer geworden ist. Mit seiner Vorstufe, demAltarm, wird er unter dem BegriffAltgewässer zusammengefasst.
Unterscheidungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Altarm
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Braune Schleife unten rechts: künstlicher Hauptarm (von ca. 1480)
Braune kurze Strecke darüber:Alte Donau: alleinige Donau bis ca. 1480, danach Altwasser und heute schiffbarer Nebenarm
Ein Altarm, umgangssprachlich auchtoter Arm, ist ein Teil eines Flusses, der vom Hauptstrom abgeschnitten ist. Altarme entstehen auf natürlichem Weg aus Flussschlingen nach dem Durchbruch einesMäanders. Beim Durchbruch entsteht eineStromschnelle, die eine rasche Flussvertiefung zur Folge hat. Diese Absenkung betrifft nicht den Altarm, der so flacher als der Hauptstrom wird. Der Altarm wird nur noch wenig und schließlich gar nicht mehr durchströmt und neigt durch Laubeintrag zunehmend zurVerlandung, kann aber bei Hochwasser überflutet werden. Da Flussbetten im Gegensatz zu Altarmen oft durch wasserbauliche Maßnahmen gestört werden, sind Altarme in der Regel naturnaher als der Hauptarm und bilden auf diese Weise einen wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna. Häufig werden sie daher alsNaturschutzgebiete oderLandschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Besteht keine Verbindung mehr zum Hauptstrom, bezeichnet man den Altarm auch alsAltwasser.
Altwasser
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein Altwasser ist ein vollständig abgetrennter Teil eines Flusses mit stehendem Wasser, also einStillgewässer. Sie entstehen natürlicherweise oft an Fließgewässern mit geringem Längsgefälle beimMäanderdurchbruch, während Fließgewässer mit natürlicherweise verzweigtemGewässerbett (Furkation) seltener Altwasser ausbilden. Noch seltener kann ein Fluss bei einem Katastrophenhochwasser seinen Lauf innerhalb der Aue vollkommen verlegen („Flussspringen“), so etwa im Mittelalter die Elbe beiSchönebeck. Altwasser sind natürlicherweise Bestandteil derAuelandschaft. Da sie nicht mehr durchströmt werden, unterliegen Altwasser, wie alle Stillgewässer, einer natürlichenVerlandung undEutrophierung, durch Eintrag mineralischer Sedimente bei Hochwassern und durch Akkumulation von organischem Schlamm oder Torf durch pflanzliche Produktion. Sie besitzen im Flachland natürlicherweise ein Alter bis zu einigen Hundert Jahren. Wenn durch Einschränkung der natürlichen Flussdynamik ihre Neuentstehung verhindert wird, verschwinden sie also nach und nach von selbst.
Altwasser bilden, wie Altarme, einen wichtigen Lebensraum für Vögel und Insekten. Einige sind mittlerweile als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen, zum Beispiel das NaturschutzgebietKühkopf-Knoblochsaue am Mittelrhein.
Altwasser entstehen aus Nebenarmen, Altarmen, Resten von Hochwasserarmen oder aus Altstrecken eines Schifffahrtskanals, die keine Verbindung zum Kanal mehr haben. Wo sie nicht abgedeicht sind, bilden sie bei Hochwasser wichtige Notabläufe und natürlicheRetentionsräume (Auffangbecken).
Merkmale:
- Keine Verbindung mehr mit dem Hauptstrom
- Nicht mehr durchströmt, außer eventuell von kleineren Nebengewässern, wieBächen
Beispiele:
Oberauer Schleife in Straubing
Sennfelder Seenkranz bei Schweinfurt
Schifffahrt
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alte Fahrt
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei schiffbaren Gewässern, besonders bei Schifffahrtskanälen, kann eineAlte Fahrt entstehen, wenn neben der ursprünglichen Strecke eineNeue Fahrt erstellt wird und beide Wege weiterhin der Schifffahrt dienen.
Beispiele:
Alte Fahrt (Dortmund-Ems-Kanal) bei Olfen
Alte Fahrt (Müritz)
Nedlitzer Alte Fahrt derHavel inPotsdam-Nedlitz
Hiltruper Alte Fahrt desDortmund-Ems-Kanals inHiltrup bei Münster
Altstrecken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Altstrecken eines Schifffahrtskanals sind beid- oder einseitig noch mit dem Hauptverlauf des Kanals verbunden, haben aber für die Schifffahrt in der Regel keine Bedeutung mehr.
Limnologische Typisierung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Altgewässer von Flüssen werden in derLimnologie nach einem von dem französischen LimnologenClaude Amoros entwickelten System ökologisch klassifiziert.[1][2][3] Die Typisierung beruht auf der Anbindung an den Fluss, in Verbindung mitSukzessions- undVerlandungsvorgängen. Die verschiedenen Typen können, als Zeitreihe, als verschiedene Stadien einer dynamischen Entwicklung eines bestimmten Laufabschnitts aufgefasst werden. Verwendet wird das System, um Gewässer als Lebensräume und ihre Flora und Fauna, insbesondere auch die Fischfauna, beschreiben zu können.[4]
- Eupotamon: Das durchströmte Fließgewässer. Dazu gehören ggf. der Hauptarm und verschiedene, durchströmte Nebengerinne einesanastomosierenden Flusses.
- Parapotamon: Einseitig angebundener Altarm. Hier herrscht bei Niedrigwasser keine wahrnehmbare Strömung, das Gewässer ist aber offen zum Hauptlauf, so dass sowohl Wasser als auch Organismen wie Fische ausgetauscht werden.
- Plesiopotamon: Zumindest bei Niedrigwasser völlig abgetrenntes Altwasser, zum Beispiel eine beiderseits abgeschnürte Mäanderschlinge. Kann durch die Trennung in der Gewässerchemie und der Temperatur völlig andere Bedingungen aufweisen als der durchströmte Fluss oder ein damit verbundener Altarm. Häufig bestehen aber noch kleine, wenig durchströmte Verbindungen, die sich kaum auf die physikalischen oder chemischen Bedingungen auswirken, aber einen Faunenaustausch ermöglichen.
- Paläopotamon: „Uraltwasser“. Stark verlandetes, oft durch mächtige Sedimentauflage aus Schlamm gekennzeichnetes Altwasser, das nur bei Extremhochwasser mit dem Fluss in Verbindung steht. Sie gehen nach und nach in nicht mehr wasserführende Flutrinnen und Flutmulden über.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- DIN 4054 Verkehrswasserbau; Begriffe; September 1977
- Volker Lüderitz, Uta Langheinrich, Christian Kunz: Flussaltwässer: Ökologie und Sanierung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden (Springer Verlag) 2009.ISBN 978-3-8348-9976-7
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑C. Amoros, C., A. L. Roux, J. L. Reygrobellet (1987): A method for applied ecological studies of fluvial hydrosystems. Regulated Rivers: Research and Management 1: 17-36.
- ↑Ulrich Schwevers und Beate Adam: Bewertung von Auenanhand der Fischfauna – Machbarkeitsstudie. BfN-Skripten 268, 2010.BfN Bundesamt für Naturschutz, Bonn.
- ↑Tanja Pottgiesser: Typisierung potamaler Altgewässer in Sachsen-Anhalt. Gutachten im Auftrag des LHW Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Gewässerkundlicher Landesdienst, Sachgebiet Ökologie, 2012.PDF (Memento desOriginals vom 31. August 2018 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lhw.sachsen-anhalt.de
- ↑Ecological parameter: hydrological preference (Memento desOriginals vom 24. Februar 2017 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freshwaterecology.info www.freshwaterecology.info Database, abgerufen am 31. August 2018.