Alport-Syndrom

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Klassifikation nachICD-10
Q87Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome mit Beteiligung mehrerer Systeme
Q87.8Sonstige näher bezeichnete angeborene Fehlbildungssyndrome, anderenorts nicht klassifiziert
Alport-Syndrom
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

DasAlport-Syndrom, auchhereditäre Nephritis („erbliche Nierenentzündung“) oderprogressive hereditäre Nephritis genannt, ist einevererbte Krankheit mit fehlgebildetenKollagenfasern des Typ IV. Es wurde erstmals 1927 vonArthur Cecil Alport bei einer britischen Familie beschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

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Das Alport-Syndrom ist eine vererbbare chronischprogredienteNephropathie, die zum Nierenversagen führen kann. DiePrävalenz beträgt ca. 1:7500. 80 % der Betroffenen sind männlich.

Ursache

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Bisher sind über 300 verschiedeneMutationen bekannt,[1] die Defekte der α-Kette des Typ-IV-Kollagens bewirken, welche in denBasalmembranen desInnenohres, des Auges und in derNiere vorkommen. Je nach Ort der Mutation können verschiedene Erbgänge vorliegen:

  • In 80 % der Fälle liegt einX-chromosomal-dominanter Erbgang vor. Die Mutation befindet sich auf Xq22.3, betroffen ist das GenCOL4A5.
  • Bei 10 % besteht einautosomal-rezessiver Erbgang, die Mutation liegt aufChromosom 2,Genlocus q35–36. Betroffen können die GeneCOL4A3 oderCOL4A4 sein.
  • Ca. 10 % der Fälle beruhen auf Neumutationen.
  • Sehr selten liegt dem Alport-Syndrom ein autosomal-dominanter Erbgang zugrunde.

Symptome

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Innenohrschwerhörigkeit bei Alport-Syndrom

Das erste Symptom ist meist eineHämaturie (Blut imUrin), zu der dann eineProteinurie (Eiweiß im Urin) hinzu kommt.Im jungen Erwachsenenalter kommt es in 50 % der Fälle zu einer beidseitigenInnenohrschwerhörigkeit, vor allem im Frequenzbereich 2000–8000 Hz. Bei etwa 10 % kommt es zu Augenveränderungen, meist durch eine kegelförmige Vorwölbung derAugenlinse (Lenticonus). Zu den weiteren Augenkrankheiten zählenKeratokonus,Katarakt, wie auchAugenhintergrundveränderungen,Netzhautflecken in derMakula und Mitte der Peripherie.[2] Im weiteren Verlauf entwickelt sich die chronisch-progredienteNiereninsuffizienz, die meist zu Beginn der zweiten Lebensdekade eineNierenersatztherapie notwendig macht.

Diagnose

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Bei positiver Familienanamnese, Hörstörung und Hämaturie besteht der Verdacht auf Vorliegen eines Alport-Syndroms. Gesichert werden kann die Diagnose durch eineNierenbiopsie oder eine molekulargenetische Untersuchung.

Therapie

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Der Verlauf der Erkrankung wurde bis vor kurzem als schicksalhaft angesehen, obwohl eine molekulargenetische Diagnose im Kleinkindalter noch vor Ausbruch der Erkrankung möglich ist.

Vielversprechende Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine vorbeugende Therapie mitACE-Hemmern den Verlauf der Nierenerkrankung um mehrere Jahre hinauszögern kann.[3][4][5] Man nimmt an, dass – neben der Schädigung der Nieren durch das Alport-Syndrom selbst – vor allem auch der durch die Niereninsuffizienz entstehende Bluthochdruck die Nierenfunktion schädigt. Daher ist eine früh beginnende Blutdruckbehandlung mit niedrigen Zielwerten (120/80 mmHg) besonders wichtig.

Trotz dieser vielversprechenden Therapieansätze steht zurzeit keine kausale Therapie zur Verfügung. Wenn die Niereninsuffizienz so schwer wird, dass ohne Therapie eine bedrohlicheUrämie entstehen würde, beginnt man mit derDialyse. Außerdem sollte, wenn notwendig, der arterielleBlutdruck mit ACE-Hemmern unter 130/80 mmHg gehalten werden, da dies den Fortschritt der Erkrankung verzögert. Als weitere Option kommt dieNierentransplantation in Betracht.

Prognose

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Wegen des X-chromosomalen Erbgangs sind hauptsächlich Männer betroffen. Der Verlauf ist sehr variabel, oft kommt es jedoch schon im jungen Erwachsenenalter zu einer terminalen und damit dialysepflichtigen Niereninsuffizienz.

Aktuelle Nomenklatur seit 2016

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Heute wandeln sich die Begriffe. DieNephropathie vom Typ der dünnen Basalmembran wird zum Alport-Syndrom gezählt. „Das Alport-Syndrom führt X-chromosomal hemizygot oder autosomal homozygot immer zum terminalen Nierenversagen. Früher noch als Syndrom der dünnen Basalmembran oder familiäre benigne Hämaturie bezeichnet, haben heterozygote Anlageträger für Alport Mutationen (über 1 % der Gesamtbevölkerung) häufig keinen benignen Verlauf. Deshalb fassen wir mittlerweile auch heterozygote Patienten auch unter der Diagnose „Alport-Syndrom“ zusammen.“[6][7][8]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. O. Groß, K.-O. Netzer, R. Lambrecht, C. Jung, S. Seibold, A. Leinonen, M. Weber:Meta-analysis of genotype - phenotype correlation in X-linked Alport Syndrome: Impact on genetic counseling. In:Nephrol Dial Transpl. 17, 2002, S. 1218–1227.
  2. Chugh KS, Sakhuja V, Agarwal A, Jha V, Joshi K, Datta BN, Gupta A, Gupta KL:Hereditary nephritis (Alport's syndrome)--clinical profile and inheritance in 28 kindreds. In:Nephrology, Dialysis, Transplantation. 8. Jahrgang,Nr. 8, 1993,S. 690–5,PMID 8414153. 
  3. N. Siegmund-Schultze:Bei Alport-Syndrom verlängern ACE-Hemmer das Überleben. In:Dtsch Arztebl. Band 109, Nummer 18, 2012, S. A-896 / B-770 / C-766.
  4. O. Groß, C. Licht u. a.:Early angiotensin-converting enzyme inhibition in Alport syndrome delays renal failure and improves life expectancy. In:Kidney International. Band 81, Nummer 5, März 2012, S. 494–501,ISSN 1523-1755.doi:10.1038/ki.2011.407.PMID 22166847.
  5. J. Temme, F. Peters u. a.:Incidence of renal failure and nephroprotection by RAAS inhibition in heterozygous carriers of X-chromosomal and autosomal recessive Alport mutations. In:Kidney International. Band 81, Nummer 8, April 2012, S. 779–783,ISSN 1523-1755.doi:10.1038/ki.2011.452.PMID 22237748.
  6. Oliver Groß:Alport Syndrom: Neue Medikamente am Horizont und Leitlinien zur Diagnose und Therapie. Alport Selbsthilfegruppe, S. 1.
  7. B. Hudson, K. Tryggvason, M. Sundaramoorthy, E. G. Neilson:Alport's Syndrome, Goodpasture's Syndrome, and Type IV Collagen. In:The New England Journal of Medicine, Jahrgang 2003, Band 348, S. 2543–2556.
  8. Oliver Groß:Hereditäre Typ-IV-Kollagen-Erkrankungen: Alport-Syndrom und ‚Thin Basement Membrane Nephropathy‘. In:Mark Dominik Alscher:Referenz Nephrologie.Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2019,ISBN 978-3-13-240001-6, S. 341–348.

Weblinks

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