Allantois

Allantois (altgriechischἀλλαντοειδήςallantoeidḗs, deutsch‚wurstförmig‘, vonἀλλᾶςallás, deutsch‚Wurst‘) wird die embryonaleHarnblase beiReptilien,Vögeln undSäugetieren genannt. Sie ist eine Ausstülpung des embryonalen Enddarms und dient unter anderem zur Aufbewahrung des Oxidationswassers und anderer Stoffwechselendprodukte. Die Allantois ist häufig mitBlutgefäßen durchzogen.
Mensch und andere Säugetiere
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Allantois entsteht beim Menschen am 16. Tag nach der Zeugung aus demHypoblasten und ist normalerweise nur vorübergehend existent. Sie erstreckt sich zunächst alsAllantoisdivertikel in das extraembryonaleMesoderm des Haftstiels (engl.body stalk) – die spätere Nabelschnur des Embryos – hinein. Das Allantoisdivertikel vergrößert sich beim menschlichen Embryo kaum und verschließt sich zumUrachus. Bildet sich beim Menschen die Allantois nicht vollständig zurück, dann kann eine Urachusfistel zurückbleiben, die eine vollständige Verbindung zwischen Blase und Nabel herstellt.
Bei den meisten anderen Säugetieren wird das Allantoisdivertikel von einem großen Sack mesodermaler Herkunft umgeben, der Allantois, welche in derChorionhöhle liegt und die gesamteAmnionhöhle (z. B.Raubtiere,Pferde) oder nur einen Teil (z. B.Paarhufer) davon umgibt. Die Allantois bildet durch ihre Verbindung mit dem Chorion (Allantochorion) diePlazenta mit.
Vögel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Beim Haushuhn ist die Allantois nach fünf Tagen Brutdauer schon etwa so groß wie der Embryo und hat schon dasAmnion durchstoßen. Sie wächst dann im Ei in Richtung Luftkammer und tritt mit dieser in Kontakt. Danach läuft der Gasaustausch zwischen dem Embryo und der Umgebung des Eis in erheblichem Maße über die Allantois. Das Wachstum geht weiter und die Allantois berührt kurz vor Schlupf des Kükens innen fast die gesamte Eioberfläche. In diesem Stadium trägt die Allantois außerdem zum Abbau des für den Knochenaufbau nötigenCalciums aus der Schale bei. Dieser Vorgang wird vermittelt durch das ausgeatmeteKohlenstoffdioxid und die Feuchtigkeit in der Schale. Beim Schlupf wird die Allantois zerstört und der noch übrig gebliebene Inhalt benässt das Küken zusammen mit der restlichen Flüssigkeit aus dem Amnion (Fruchtwasser).
Reptilien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Verhältnisse bei Reptilien sind ähnlich denen der Vögel. Bei einigen Arten, beispielsweise bei den lebendgebärendenSeeschlangen der GattungEnhydrina, erfüllt die Allantois die Funktion einer Plazenta (allantoide Plazenta).
Quellen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- P. Fioroni:Allgemeine und vergleichende Embryologie der Tiere. Springer, Berlin 1992.
- T. Schiebler u. a. (Hrsgb.):Anatomie. 6. Auflage. Springer, Berlin, 1995.
- Detlev Drenckhahn (Hrsg.):Benninghoff, Anatomie. Band 1, 17. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2008,ISBN 978-3-437-42342-0, S. 228.
- Monika Kressin, Bertram Schnorr:Embryologie der Haustiere. 5. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2006,ISBN 3-8304-1061-1.