Alister McGrath

Alister Edgar McGrath (*23. Januar1953 inBelfast,Nordirland) ist der Andreas Idreos Professor für Wissenschaft und Religion an der Fakultät für Theologie und Religion derUniversität Oxford.[1] Zuvor war er Professor für Theologie amKing’s College London und Leiter des Centre for Theology, Religion and Culture der Hochschule.[2] Davor hatte er einen Lehrstuhl fürHistorische Theologie amOxford Centre of Christian Apologetics inne, dem er gleichzeitig als Präsident vorstand.[2]
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]McGrath studierte am Methodist College in BelfastMathematik,Physik undChemie. Nach seinem Abschluss 1975 arbeitete er drei Jahre lang an der Universität Oxford in der Forschung über molekulare Biophysik und studierte gleichzeitig Theologie. 1977 wurde er Dr. phil. nat., 1978 schloss er das Theologiestudium ab. 1981 wurde er anglikanischerPriester. Nach einigen Jahren als Pfarrer kam er 1983 als Dozent fürDogmatik undEthik nach Oxford zurück.
1990 war erGastprofessor für Historische Theologie an der Drew University und von 1993 bis 1997 Professor für Theologie in Vancouver. 1999 wurde er ordentlicher Professor für Historische Theologie in Oxford. Von September 2008 bis März 2014 hatte er einen Lehrstuhl für Theologie an derUniversität London inne und kehrte dann nach Oxford zurück.[2]
Seine Fachgebiete sind Dogmatik,Kirchengeschichte, die Beziehung zwischen Glaube und Naturwissenschaft und evangelikale Spiritualität.
Positionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]McGrath bezeichnet sich selbst als ehemaligen Atheisten.[3][4] Neben intensiver Lektüre wissenschaftlicher Literatur als Vorbereitung auf das Studium in Oxford, beschäftigte er sich auch mit Literatur zur Geschichte und Philosophie der Wissenschaft und begann seine bisherigenaturalistische Weltsicht zu hinterfragen.
In seinem dreibändigen HauptwerkA Scientific Theology legt er dar, wie christliche Theologie von der intellektuellen Strenge der Wissenschaften profitieren könnte. Seiner Ansicht nach „müssen die Naturwissenschaften als Katalysator eine Schlüsselrolle in der Entfaltung christlicher Theologie spielen.“[5] McGrath sieht den christlichen Glauben als Rahmen, mit dem man alltäglichen Dingen und insbesondere wissenschaftlichen Erklärungen Sinn abgewinnen kann, und betont darüber hinaus dessenempirische Adäquatheit, also die Übereinstimmung der christlichen Sicht der Wirklichkeit mit der tatsächlichen Beobachtung. Nach seiner Auffassung will dieNatürliche Theologie nicht Beweise für Gottes Existenz in der Natur finden, sondern sieht vielmehr die Geschehnisse und Dinge innerhalb der Natur als im Einklang mit der Existenz Gottes an. Seine Einschätzung stützt er mit Argumenten, die auf demAnthropischen Prinzip beruhen, wie beispielsweise derFeinabstimmung der Naturkonstanten, die er mit den christlichen Kernthemen im Einklang sieht.
McGrath akzeptiert DarwinsEvolutionstheorie.[6]Seine Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt.[7]
Kritik an Dawkins
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mit seinem BuchDer Atheismus-Wahn (original:The Dawkins Delusion) antwortet McGrath auf das BuchDer Gotteswahn seines damaligen UniversitätskollegenRichard Dawkins.[8] McGrath sieht in diesem Buch von Dawkins, im Gegensatz zu dessen früheren Büchern, kaum wissenschaftliche Analysen, sondernpseudowissenschaftliche Spekulationen, gespickt mit allgemeinerReligionskritik, die größtenteils aus älterer atheistischer Literatur entliehen seien. McGrath bedauert, dass ein „so begabter und allgemein verständlicher Naturwissenschaftler“ wie Dawkins in diesem Buch ohne seine sonstige objektive Betrachtung und gewissenhafte Recherche aggressiv einenfundamentalistischen Atheismus vertrete.[9]
„Das wirkliche Problem ist Folgendes: Da die wissenschaftliche Methode offensichtlich nicht notwendigerweise zum Atheismus führt, müssen jene, die unter Berufung auf die Wissenschaft den Atheismus verteidigen, eine Reihe von nicht belegbaren,metaphysischen Annahmen in ihre Beschreibung der Wissenschaft einfließen lassen, und sie hoffen, dass niemand diesen intellektuellen Taschenspielertrick bemerkt. Dawkins ist ein Meister dieser Kunst.“
Reaktion von Dawkins
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Dawkins reagierte auf die Kritik in McGraths WerkDawkins’ God: Genes, Memes, and the Meaning of Life, die ihm vorwarf, gegenüber der christlichen Theologie ignorant zu sein, indem er sich fragt, wie McGrath auf die Kritik eines „Feenwissenschaftlers“ reagieren würde, der ihm Ignoranz hinsichtlich seines Glaubens vorwerfen würde. Auf den inThe Dawkins Delusion? von McGrath geäußerten Vorwurf, er sei dogmatisch, antwortete Dawkins, Wissenschaftler seien demütig genug zuzugeben, dass sie es nicht wüssten.
„McGrath selbst hat sich demnicaeaischen Glaubensbekenntnis unterworfen. Das Universum wurde von einem übernatürlichen Wesen geschaffen, dasdrei in einem ist. Nicht vier, nicht zwei, sondern drei. Die christliche Doktrin ist bemerkenswert spezifisch: Nicht nur bezüglich der großen Fragen des Universums und des Lebens. […] Und dennoch hat McGrath die allmächtige Unverfrorenheit, mir den naiven Glauben vorzuwerfen, die Wissenschaft habe alle Antworten. […] Ist McGrath ein „ideologischer Fanatiker“, weil er nicht an Thors Hammer glaubt? Natürlich nicht. Warum behauptet er dann, dass ich einer sei, nur weil ich keinen Grund sehe, an den speziellen Gott zu glauben, dessen Existenz er mit einem Mangel an Bescheidenheit und Beweisen verficht?“
Dokumentarfilm
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alister McGrath war auch für den DokumentarfilmThe Root of All Evil? von Richard Dawkins interviewt, aber aus dem Film herausgeschnitten worden.[12] McGrath behauptete, Dawkins habe sich unwohl beim Interview gefühlt. Er warf Dawkins journalistische Unseriosität vor. Dawkins habe eine ganz bestimmte Richtung vermitteln wollen und daher sei McGraths Vortrag entfernt worden.[13] Das McGrath-Interview erschien später in voller Länge auf der DVD vonThe Root of All Evil? im Bonusprogramm.[14]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Deutsch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Johann Calvin: Eine Biografie. 1991,ISBN 3-545-34095-3.
- Die Sache mit dem Kreuz. 1996,ISBN 3-7655-1028-9.
- Der Weg der christlichen Theologie. Eine Einführung. C.H. Beck, München 1997; Neuausgaben: Brunnen, Gießen 2007,ISBN 978-3-7655-9492-2 (Herausgegeben von Heinzpeter Hempelmann); neueste Auflage: 2011,ISBN 978-3-7655-9539-4.
- Naturwissenschaft und Religion. 2001,ISBN 3-451-27008-0.
- Zweifeln. Der Thomas in jedem von uns. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2007,ISBN 978-3-7751-4617-3.
- Der Atheismus-Wahn: Eine Antwort auf Richard Dawkins und den atheistischen Fundamentalismus. 2007,ISBN 978-3-86591-289-3.
- Theologie. Was man wissen muss. Brunnen, Gießen 2010,ISBN 978-3-7655-1462-3.
- Der Gottesplan. Glaube, Wissenschaft und der Sinn hinter den Dingen. Brunnen, Gießen 2013,ISBN 978-3-7655-1308-4.
- C. S. Lewis – Die Biographie. Exzentrisches Genie, prophetischer Denker. Brunnen, Basel 2014,ISBN 978-3-7655-1806-5.
Englisch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Emil Brunner: A Reappraisal. Wiley-Blackwell 2014,ISBN 978-0-470-67055-2.
- Why God Won’t Go Away: Engaging the New Atheism. SPCK, London 2011
- Christianity’s Dangerous Idea: The Protestant Revolution. A history from the sixteenth century to the twenty-first. Harper One, San Francisco 2007,ISBN 978-0-06-082213-2.
- The Dawkins Delusion: Atheist fundamentalism and the denial of the divine. 2007,ISBN 978-0-281-05927-0.
- The Science of God: An Introduction To Scientific Theology. 2004,ISBN 0-8028-2815-9.
- The Twilight of Atheism: The Rise and Fall of Disbelief in the Modern World. 2004,ISBN 0-385-50061-0.
- The Intellectual Origins of European Reformation. 2003,ISBN 0-631-22939-6.
- A Scientific Theology: Volume 3 – Theory. T&T Clark, London 2003,ISBN 978-0-567-03124-2.
- A Scientific Theology: Volume 2 – Reality. T&T Clark, London 2002,ISBN 978-0-567-03123-5.
- A Scientific Theology: Volume 1 – Nature. T&T Clark, London 2001,ISBN 978-0-567-03122-8.
- Christian Theology: An Introduction. 2001,ISBN 0-631-22528-5.
- The Christian Theology Reader. 2001,ISBN 0-631-20637-X.
- Christian Spirituality: An introduction. 1999,ISBN 0-631-21281-7.
- Historical Theology: An Introduction to the History of Christian Thought. 1998,ISBN 0-631-20844-5.
- „I Believe“: Exploring the Apostles’ Creed. 1998,ISBN 0-8308-1946-0.
- Iustitia Dei: A History of the Christian Doctrine of Justification. 1998,ISBN 0-521-62426-6.
- Intellectuals Don’t Need God and Other Modern Myths. 1993,ISBN 0-310-59091-4.
- Understanding Doctrine. 1992,ISBN 0-310-47951-7.
- Luther’s Theology of the Cross: Martin Luther’s Theological Breakthrough. 1990,ISBN 0-631-17549-0.
- Justification by faith: What it means for us today. 1988,ISBN 0-310-21140-9.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Barbara Drossel (Hrsg.):Naturwissenschaftler reden von Gott, Brunnen Verlag, Gießen 2016,ISBN 978-3-7655-2046-4.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Alister McGrath beiIMDb
- Literatur von und über Alister McGrath im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Persönliche Homepage (Memento vom 24. Februar 2012 imInternet Archive)
- Alister McGrath.Kann die „wissenschaftliche Theologie“ als „intellektueller Nonsens“ bezeichnet werden? Dialog mit Richard Dawkins (in deutscher Übersetzung)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑http://www.ox.ac.uk/news-and-events/find-an-expert/professor-alister-mcgrath
- ↑abcAlister McGraths Homepage (Memento vom 24. Februar 2012 imInternet Archive)
- ↑Nigel Bovey: Alister McGrath talks of God, science and Richard Dawkins. Christian Evidence Society, archiviert vom Original am 9. Dezember 2018; abgerufen am 13. November 2010.
- ↑Interview on CBC: The Hour 18 May 2007
- ↑Barbara Drossel (Hrsg.):Naturwissenschaftler reden von Gott, Brunnen Verlag, Gießen 2016, S. 27.
- ↑Nigel Bovey: Alister McGrath talks of God, science and Richard Dawkins. Christian Evidence Society, archiviert vom Original am 9. Dezember 2018; abgerufen am 13. November 2010.
- ↑General Readership. In: weebly.com. Alister E. McGrath, abgerufen am 16. November 2017 (englisch).
- ↑Kath.net:Atheismus-Wahn als Antwort auf Gotteswahn, 20. Oktober 2007
- ↑Die Tagespost:Gott spaltet, 1. Dezember 2007
- ↑Barbara Drossel (Hrsg.):Naturwissenschaftler reden von Gott, Brunnen Verlag, Gießen 2016, S. 17.
- ↑Richard Dawkins: My critics are wrong to call me dogmatic, says Dawkins. In: The Times. 12. Februar 2007, abgerufen am 18. Februar 2007 (englisch).
- ↑MediaCulture: The Dawkins Delusion (Memento vom 14. Februar 2007 imInternet Archive), Alister McGrath,AlterNet, 25. Januar 2007
- ↑Open Forum (Memento vom 17. Januar 2007 imInternet Archive)
- ↑Root of All Evil? The Uncut Interviews (Memento vom 13. Dezember 2013 imInternet Archive)
Personendaten | |
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NAME | McGrath, Alister |
ALTERNATIVNAMEN | McGrath, Alister Edgar (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | nordirischer Mathematiker, Physiker, Chemiker, Theologe, anglikanischer Priester und Professor an der Universität London |
GEBURTSDATUM | 23. Januar 1953 |
GEBURTSORT | Belfast |
- Anglikanischer Theologe (20. Jahrhundert)
- Anglikanischer Theologe (21. Jahrhundert)
- Sachbuchautor (Theologie)
- Sachliteratur (Theologie)
- Evangelikaler Theologe (20. Jahrhundert)
- Evangelikaler Theologe (21. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (University of Oxford)
- Hochschullehrer (King’s College London)
- Hochschullehrer (Regent College)
- Kirchenhistoriker (Theologe)
- Brite
- Nordire
- Person (Belfast)
- Geboren 1953
- Mann