Alghero
Alghero / L’Alguer | ||
---|---|---|
![]() | ||
Staat | Italien | |
Region | Sardinien | |
Metropolitanstadt | Sassari (SS) | |
Lokale Bezeichnung | S’Alighera /L’Alguer (ca) | |
Koordinaten | 40° 33′ N,8° 19′ O40.558.31666666666677Koordinaten:40° 33′ 0″ N,8° 19′ 0″ O | |
Höhe | 7 m s.l.m. | |
Fläche | 224,43 km² | |
Einwohner | 42.458(31. Dez. 2022)[1] | |
Fraktionen | Fertilia, Maristella, Il Carmine, La Pivarada, Porto Conte, Santa Maria La Palma, Sant’Agostino, Burantino | |
Postleitzahl | 07041 | |
Vorwahl | 079 | |
ISTAT-Nummer | 090003 | |
Bezeichnung der Bewohner | Algheresi | |
Schutzpatron | San Michele Arcangelo | |
Website | Alghero | |
![]() Blick auf die Altstadt von Alghero |
Alghero,katalanischL’Alguer ([ləlˈɣe] (Standard) bzw. [lalˈɣe] (lokal)),sardischS’Alighera, ist eine Stadt in derMetropolitanstadt Sassari auf deritalienischen InselSardinien. Sprachwissenschaftlich ist es alskatalanischeSprachinsel von Bedeutung.
Lage und Daten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alghero hat 42.458 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022) auf einer Fläche von 225 km² und liegt an der nördlichen Westküste Sardiniens.
Die Altstadt verfügt über viele mittelalterliche Baudenkmäler, die typisch für mittelalterliche Städte auf dem Gebiet derKrone von Aragon sind. Dicke Mauern umschließen die Altstadt, die auf einem Felsvorsprung liegt. Schmale Gassen und Steinstufen führen zu den Plätzen und Kirchen.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Periode der Fremdherrschaft über Sardinien, die etwa 800 v. Chr. mit denPhöniziern undKarthagern begann und sich über etliche Zwischenstufen fortsetzte, wurde im 11. Jahrhundert in Alghero damit fortgeführt, dass die genuesische FamilieDoria die Stadt im Namen derRepublik Genua vonsarazenischenPiraten befreite, besetzte und in eine Festung gegen die konkurrierendenPisaner umbaute.
Bernhard II. von Cabrera segelte als Feldherr des KönigsPeter IV. von Aragón am 18. August 1353 mit einer Kriegsflotte nach Sardinien und erschien vor Alghero, um die Stadt der aragonesischen Herrschaft zu unterwerfen. Zu diesem Zweck ließ er Alghero zu Land und Wasser belagern; außerdem erhielt er ausVenedig eine Verstärkung von 20 Kriegsschiffen. Am 27. August 1353 schlug er eine herbeigeeilte genuesische Flotte in derSeeschlacht von Porto Conte. Drei Tage später ergab sich Alghero dem Sieger. Bald fiel die Stadt aber wieder von Aragón ab. König Peter IV. rüstete eine Flotte von 50 Kriegs- und 20 Lastschiffen aus, die er mit 10.000 Infanteristen und 1500 Reitern bemannte. Er segelte mit ihr am 15. August 1354 vonRosas ab, kam eine Woche später vor Alghero an und ordnete dieBelagerung der Stadt zu Wasser und Land an. Dagegen drohte der Richter (d. h. König)Mariano IV. vonArborea mit 17.000 Mann und nötigte den gefährlich erkrankten aragonesischen König nach harten Verhandlungen zum Abschluss eines unvorteilhaften Vertrags. Immerhin erhielt Peter IV. mit dieser Diplomatie am 16. November 1354 die Kontrolle über Alghero zurück.[2] Die Aragonesen bauten die Festung aus und vertrieben die einheimische Bevölkerung. Das führte unter anderem zur Gründung der StadtVillanova Monteleone.
ImZweiten Weltkrieg wurden bei einem Luftangriff durch britische Flugzeuge am 17. Mai 1943 Dom und Bischofspalais von Bomben getroffen und 52 Menschen getötet.[3]
Sprache
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Ein Teil der Einwohner spricht immer noch Katalanisch, da Kolonisten aus Barcelona die Stadt neu besiedelten, nachdem die Sarden 1372 nach einem Volksaufstand gegen den aragonischen KönigPero IV. vertrieben worden waren.
Als offizielle Sprache wurde das Katalanische im 17. Jahrhundert durch das Spanische, später durch das Italienische ersetzt. Im Jahr 1990 verstanden noch etwa 60 % der Bevölkerung den katalanischenDialekt von Alghero, in dem sichvalencianische, balearische und ostkatalanische Elemente mit sardischen Einflüssen vermischt haben. Derzeit wird die Mundart nur noch von wenigen Familien an ihre Kinder weitergegeben. Verschiedene Vereinigungen fördern die Sprache und die Kultur, wie z. B. dasMaria-Montessori-Zentrum und dasKulturwerk von Alghero.Die Sprache ist aber, trotz anders lautender Richtlinien zum Minderheitenschutz in der italienischen Verfassung, vor Ort nur dürftig geschützt. Die Einwohner sprechen daneben Italienisch und verstehen zumindest die lokalensardischen Dialekte.
Die Bewohner von Alghero nennen ihre StadtKlein-Barcelona (Barceloneta), nicht zu verwechseln mitLa Barceloneta, dem Stadtteil von Barcelona.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DieKathedraleSanta Maria desrömisch-katholischenBistums Alghero-Bosa stammt aus dem 16. Jahrhundert, wurde aber mehrfach umgebaut. Ihreklassizistische Fassade erhielt sie erst im 19. Jahrhundert. Bis zu ihrem Bau diente die Chiesa di San Michele (Kirche zum Heiligen Michael) als Kathedrale. Sie wurde im 17. Jahrhundert wiedererrichtet; der Vorgängerbau der alten Kirche stammte aus dem 14./16. Jahrhundert. Diese Kirche ist bis heute Sitz des Jesuitenkollegs. Sie hat den Grundriss eines Kreuzes. Die Kuppel der Kirche stammt aus dem Jahr 1950 und ist einer der auffälligsten Blickpunkte der ganzen Stadt: Sie ist mit glasierten, farbigen Dachziegeln gedeckt.
Vom Hafen aus verkehren regelmäßig Boote zurGrotta di Nettuno, einer vom Meer aus zugänglichenTropfsteinhöhle. Eine weitere Sehenswürdigkeit, dieDomus de Janas vonAnghelu Ruju, liegen etwa 10 km nördlich von Alghero. Zwischen Fertilia und Maristella, etwa 10 km nordwestlich von Alghero, befindet sich derNuraghenkomplex Palmavera.
Ungefähr 5 km von Alghero entfernt befindet sich die Bucht Cala Burantino mit ihren Stränden und dem historischen Sandsteinbruch Bolantì.[4]
- Panorama
- KathedraleSanta Maria
- Hauptaltar der Kathedrale von 1727
- Chiesa di San Michele
- Kuppel vonSan Michele
- Grotte di Nettuno
- Nuraghenkomplex Palmavera
- Römerbrücke bei Fertilia
- Torre Aragonese (Torre della Polveriera)
- Bucht Cala Burantino
Feste und Traditionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Unter den lebendigen Traditionen in Alghero sticht derGesang der Sibylle hervor, der, wie aufMallorca, in der Weihnachtsnacht gesungen wird.
Karwoche
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Woche vor Ostern ist in Alghero von rituellen Feierlichkeiten geprägt, die ihren Höhepunkt in der Karfreitagsprozession, derProcessione del Discendimento finden. In deren Rahmen wird die hölzerne Christusfigur aus dem Dom vom Kreuz abgenommen und zusammen mit Bannern und anderen Statuen in einem Sarg durch die Stadt in die Chiesa della Misericordia getragen.[5]
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alghero verfügt über ein System von Stadt- (servizi urbani) und Regionalbussen (servizi extraurbani), die sowohl die einzelnen Ortsteile von Alghero untereinander als auch die Stadt mit Orten im näheren und weiteren Umland verbinden. Betrieben wird der Busverkehr von dem UnternehmenTrasporti Regionali della Sardegna (ARST).
Von dem etwas außerhalb der Stadtmitte gelegenen Bahnhof besteht eineZugverbindung nachSassari, die regelmäßig von Zügen der FdS (Ferrovia della Sardegna) bedient wird. Bis 1988 begann die Strecke am Hafen.
Alghero hat eineninternationalen Flughafen (IATA-Code:AHO). Ganzjährige Linienflugverbindungen verbinden Alghero mitRom undMailand, seit Februar 2004 besteht eine reguläre Flugverbindung zu der katalanischen StadtGirona. Die Billigflug-GesellschaftRyanair verbindet Alghero mit den deutschen FlughäfenBremen,Dortmund,Hahn (Hunsrück),Memmingen undNiederrhein sowie mitBratislava in der Slowakei,Graz in Österreich und weiteren Städten in Europa.
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Spanien
Balaguer, Spanien
- Spanien
Tarragona, Spanien[6]
- Spanien
Palma, Spanien[6]
- Andorra
Encamp, Andorra[6]
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Antonello Cuccureddu (* 1949), Fußballspieler und -trainer
- Dario Del Fabro (* 1995), Fußballspieler
- Enzo Favata (* 1956), Jazzmusiker
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Manuel Pagès i Mercader:Crònica descriptiva d’Alguer, 1957 (katalanisch)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Alghero (italienisch)
- L’Alguer: eine katalanische Sprachinsel auf Sardinien. Archiviert vom Original am 25. Oktober 2008; abgerufen am 9. März 2018.
- Alghero (deutsch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. Abgerufen am 14. Mai 2023 (Bevölkerungsstatistiken desIstituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑B. Röse:Peter IV. von Aragonien. In:Johann Samuel Ersch,Johann Gottfried Gruber (Hrsg.):Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 3. Sektion, Bd. 18 (1843), S. 413.
- ↑https://web.archive.org/web/20140202213215/http://rcslibri.corriere.it/bombardatelitalia/bombardate1943.pdf
- ↑Iuzzolino C., Lombardo V.:El massacà: la pedra de l'Alguer. L'Alguer XIV-n° 78. Edizioni del Sol, 2001, ISSN 2282-8338,S. 10–16 (katalanisch).
- ↑Andrea Behrmann: Su Desclavament – die lange Karfreitagsnacht in Alghero. sardinien.com, 16. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2014; abgerufen am 30. Mai 2014.
- ↑abcAlghero – La Porta del Mediterraneo – Città candidata Capitale Italiana della Cultura 2018 – Dossier seconda fase. (pdf) 29. Juni 2016, archiviert vom Original am 17. Mai 2017; abgerufen am 7. Juni 2017 (italienisch).