Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum Gegenkönig zu Heinrich IV. sieheAlfons von Kastilien (1453–1468).
Alfons XII. von Spanien
Alfons XII. (*28. November1857 inMadrid; †25. November1885 ebenda) war vom 30. Dezember 1874 bis zu seinem Tod König vonSpanien. Sein vollständiger Name warAlfonso Francisco de Asís Fernando Pío Juan María de la Concepción Gregorio Pelayo de Borbón y Borbón.
Alfons XII. wurde 1857 in Madrid als viertes von neun Kindern der KöniginIsabella II. von Spanien geboren. Als sein Vater gilt offiziell deren Ehemann und CousinFrancisco de Asís de Borbón. An der Vaterschaft bestehen allerdings Zweifel,[1] da die Ehe Isabellas mit Francisco von Anfang an distanziert und bald schon zerrüttet gewesen war und die Eheleute meist getrennt lebten. Francisco war kränklich, galt wahlweise als zeugungsunfähig oder homosexuell.[2] Isabella scheute sich nie, sich öffentlich mit ihren jeweils wechselnden Liebhabern zu zeigen, sie bevorzugte gutaussehende junge Offiziere und Höflinge, die von ihrer Beziehung mit der Königin finanziell profitierten. Obwohl es keine eindeutigen Beweise gibt, wurde zu ihren Lebzeiten von Anfang an vermutet, dass alle ihre neun Kinder tatsächlich als „Kuckuckskinder“ von ihren Liebhabern abstammten.[3] Als biologischer Vater Alfons XII. wird gelegentlich Enrique Puigmoltó y Mayans, ein Hauptmann der Leibgarde, vermutet,[4] was dieKarlisten als Propagandawaffe einsetzten, wie diese auch behaupteten, Francisco de Asís’ VaterFrancisco de Paula de Borbón entstamme bereits einem außerehelichen Seitensprung, er selbst sei daher schon illegitimer Herkunft gewesen.
Als Folge derSeptemberrevolution von 1868 ging Alfons, im Alter von zehn Jahren, mit seinen Eltern nach Paris ins Exil. Am 25. Juni 1870 dankte seine Mutter zu seinen Gunsten ab.In Paris besuchte er dasCollège Stanislas. Nach derSchlacht von Sedan am 1. September 1870 und dem Einmarsch deutscher Truppen nach Paris flüchtete die Königsfamilie in die Schweiz und ließ sich vorübergehend inGenf nieder. Von da aus ging Alfons nach Wien, um dort dasÖffentliche Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie zu besuchen. Dort hielt er sich drei Jahre lang auf. An offiziellen Veranstaltungen und am Leben des Kaiserhofs nahm er nicht teil.[5] Im Sommer 1874 trat Alfons in die britischeMilitärakademie Sandhurst ein. Er war damit der erste spanische Thronfolger, der eine systematische Ausbildung im Ausland und in öffentlichen Ausbildungsstätten erhielt. Seine Ausbildung wurde besonders durch den ehemaligen Minister und späteren MinisterpräsidentenAntonio Cánovas del Castillo gefördert, der sich bereits im Oktober 1870 bei der Wahl eines neuen Königs für Alfons einsetzte. Bei dieser Wahl hatte Alfons zwei der 334 Stimmen erhalten.
Als erste öffentliche Stellungnahme des späteren Königs gilt das „Manifest von Sandhurst“. In diesem Manifest, das als ein Dank für die Glückwünsche zu seinem 17. Geburtstag veröffentlicht wurde und vermutlich weitgehend von Antonio Cánovas del Castillo beeinflusst war, bekräftigte Alfons, dass er sich nach der Annahme der Krone als guter Katholik verhalten, aber auch ein liberaler Monarch sein werde.[6]Ziel Canovas war es, die Monarchie durch einen Beschluss der Cortes wiederherzustellen und Alfons durch eine Aufforderung der Cortes zum König berufen zu lassen. Dieser Vorgehensweise kam im Dezember 1874 einPronunciamiento des GeneralsArsenio Martínez-Campos zuvor, der sich für die Wiedereinführung der Monarchie und Alfons als König aussprach.
Martínez-Campos rief inSagunt naheValencia Alfons zum König aus. Das Pronunciamiento fand ausreichend Zustimmung. Dies veranlasste den seit nahezu einem Jahr quasi diktatorisch regierenden Präsidenten der RepublikFrancisco Serrano Domínguez, die Regierungsgewalt dem von Martínez-Campos vorgeschlagenen Antonio Cánovas del Castillo zu überlassen. Alfons erreichte Madrid am 14. Januar 1875. Fünf Tage später setzte er sich offiziell (er war 17 Jahre alt und hatte über seine Ausbildung in Sandhurst hinaus keinerlei praktische militärische Erfahrung oder Kenntnisse in Bezug auf die Möglichkeiten der spanischen Armee) an die Spitze des Heeres, um im Rahmen des3. Karlistenkrieges gegen seinen Vetter, der unter dem NamenKarl VII. die spanische Krone beanspruchte, zu kämpfen. Alfons nahm an den letzten Kriegshandlungen 1876 persönlich teil. Im März 1876 kehrte er als Sieger nach Madrid zurück; Don Carlos (Karl VII.) ging geschlagen ins Exil nach Frankreich.
Die Beendigung der Karlistenkriege war die erste bedeutende Leistung der neuen Monarchie. Im Januar 1876 wurden nach den Vorschriften von 1869 dieverfassunggebenden Cortes gewählt. Antonio Cánovas del Castillo, der seit Ende Dezember 1874 de facto das Amt des Ministerpräsidenten ausübte und von Alfons offiziell in dieses Amt berufen wurde, legte den Cortes einenVerfassungsentwurf vor, der im Juni 1876 von diesen beschlossen wurde. Im Februar 1878 trat derVertrag von Zanjón in Kraft, durch den zumindest eine Pause in denkriegerischen Auseinandersetzungen in Kuba erreicht wurde.
Von hohem Wert für das Ansehen des Königs in der spanischen Bevölkerung war eine Reise, die er 1883 durch die Staaten Mitteleuropas unternahm.[7][8][9] Im Streit mit demDeutschen Reich um dieKarolineninseln 1885 nutzte König Alfons seine persönlichen Beziehungen zuKaiser Wilhelm I., um eine friedliche Lösung zu erreichen. Die Auseinandersetzung wurde auf VorschlagBismarcks durch einen Schiedsspruch des PapstesLeo XIII. beigelegt.
Das „Restaurationssystem“, das sich während der Regierungszeit König Alfons’ in Spanien etablierte, basierte darauf, alle politischen Richtungen mit Ausnahme derKarlisten und der Republikaner an der Macht zu beteiligen. Ein friedlicher Wechsel (turno de los partidos) in der Ausübung der Macht zwischen den Konservativen und den Liberalen wurde durch Absprachen zwischen den Parteien und systematischeWahlfälschung erreicht.[10]
Das Problem desAhnenverlustes, das die Ahnentafel zeigt, besteht bei Alfons XII. möglicherweise nur in der Theorie, insofern als diskutiert wird, ob Francisco de Asís de Borbón überhaupt der Vater von Alfons war.[12] Schon allein mütterlicherseits ist jedoch ebenfalls ein signifikanter Ahnenschwund zu verzeichnen: Über seine Söhne Karl IV. und Ferdinand I. ist beispielsweise das Paar Karl III. von Spanien und seine Gattin Maria Amalia von Sachsen innerhalb der ersten Generationen dreimal in der Vorfahrenliste von Alfons’ Mutter präsent.
María Carme Garcia-Nieto (et al.):Bases Documentales, vol. IV. Madrid. 1941, pp. 43–45.
Susana Sueiro Seoane:Alfons XII. (1874–1885). In: Walter L. Bernecker (Hrsg.):Die spanischen Könige. 18 historische Portraits vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 1997,ISBN 3-406-42782-0.
↑Susana Sueiro Seoane:Alfons XII. (1874–1885). In: Walter L. Bernecker (Hrsg.):Die spanischen Könige. 18 historische Portraits vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 1997,ISBN 3-406-42782-0, S. 257.
↑Martin Baumeister:Isabella II., in:Die Spanischen Könige, 1997, S. 2oo ff.
↑Fernando Bruquetas de Castro:Reyes que amaron como reinas – De Julio César al Duque de Windsor. La Esfera de los Libros, Madrid 2002,ISBN 978-84-9734-076-2,S.318ff. (spanisch).
↑Juan Sisinio Pérez Garzón, Isabel II: Los Espejos de la Reina (2004)
↑Susana Sueiro Seoane:Alfons XII. (1874–1885). In: Walter L. Bernecker (Hrsg.):Die spanischen Könige. 18 historische Portraits vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 1997,ISBN 3-406-42782-0, S. 259.
↑Martin Baumeister:Isabella II. (1833–1868). In: Walter L. Bernecker (Hrsg.):Die spanischen Könige. 18 historische Portraits vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 1997,ISBN 3-406-42782-0, S. 231.
Vorgänger
Amt
Nachfolger
Isabella von Bourbon und Bourbon-Neapel-Sizilien (Isabella II.)