Aleksis Kivi

Aleksis Kivi[ˈɑlɛksis ˈkivi] , eigentlichAlexis Stenvall (*10. Oktober1834 inNurmijärvi,Finnland; †31. Dezember1872 inTuusula) war ein finnischerNationaldichter. Er gilt als Vater der modernenLiteratur infinnischer Sprache. Zuvor warSchwedisch in seiner HeimatLiteratursprache gewesen.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der unter seinem fennisierten NamenAleksis Kivi (schwedischStenvall „Steinbank“,finnischKivi „Stein“) berühmte Schriftsteller wurde als jüngstes von fünf Kindern geboren. Seine Eltern, der Schneider Eerik Stenvall und Anna-Kristiin, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits drei Söhne und eine Tochter. Er beschrieb sich später selbst als lebhaftes, einfallsreiches, „fröhliches und mutiges“ Kind und erlernte neben Finnisch auch die schwedische Sprache, die jeder „gebildete Finne“ damals beherrschte. Nach dem Besuch der Volksschule wechselte er 1846 mit zwölf Jahren auf eine Schule inHelsinki.
Kivi lebte eine Zeit lang bei einem Schneider namens Albin Palmqvist und nutzte die freie Zeit fast ausschließlich zum Lesen. Mit der fünf Jahre älteren Tochter Palmqvists, Albina, sprach er über die WerkeShakespeares,Cervantes’ undByrons. Der notorisch verschuldete Alexis verliebte sich in Albina, jedoch war eine Heirat aus finanziellen Gründen nicht möglich. Sie ging 1853 nachDänemark und begann,Morphine zu nehmen. Während der folgenden Jahre verbrachte Albina viel Zeit außer Landes, traf Kivi jedoch mehrmals bei ihren Besuchen in Finnland. Eine Anzahl von Kivis weiblichen Figuren (Liisa inYö ja Päivä (1866), Elma inKankurit (1866), Lea inLea (1868)) sollen Albina widerspiegeln.
Seine Schulzeit schloss Aleksis Kivi mit derReifeprüfung ab. Als eines von sehr wenigen Kindern aus der unteren Mittelschicht konnte er sich an der Universität immatrikulieren. Das Studium brach er jedoch ab. In seiner Jugend traf er mit den wichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit wieJohan Vilhelm Snellman,Elias Lönnrot undFredrik Cygnaeus zusammen. Letzterer förderte ihn und unterstützte ihn bei der Aufnahmeprüfung der Universität.
Kivis Schaffensperiode dauerte knappe zehn Jahre. Er schrieb realistisch-volkstümliche Komödien, noch bevor es ein finnisches Nationaltheater gab. Die 1831 gegründeteFinnische Literaturgesellschaft ermutigte Übersetzer und Schriftsteller zur Literaturproduktion in finnischer Sprache und schrieb Wettbewerbe für Dramentexte aus, die Aleksis Kivi mehrmals gewann.[1] Die vernichtende Kritik an seinem später weltberühmten RomanDie sieben Brüder raubte ihm jedoch allen Lebensmut. Es hieß u. a. 1870: „Es ist eine lächerliche Arbeit und ein Schandfleck der finnischen Literatur“. Seine letzten Lebensmonate verbrachte er in einem unscheinbaren, dunklen Häuschen inSyvälahti, das seinen lebenslangen Alptraum „Obdachlosigkeit und Armut“ widerspiegelt. Das Haus amTuusulanjärvi gehörte seinem Bruder Albert Stenvall. Kivi litt an Depressionen sowie Schmerz- und Bedrängnisanfällen und starb am letzten Tag des Jahres 1872 im Alter von 38 Jahren unter ungeklärten Umständen. Seine berühmten letzten Worte waren der Legende nach:Lever, lever (schwed. „Ich lebe“).
Oper
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einojuhani Rautavaara schrieb die OperAleksis Kivi, ein Porträt des finnischen Nationaldichters, die als Hauptattraktion derOpernfestspiele 1997 im finnischenSavonlinna uraufgeführt wurde.
Ehrungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1999 wurde derAsteroid(4181) Kivi nach ihm benannt.[2]
In der StadtRostock wurde die Aleksis-Kivi-Straße im StadtteilEvershagen nach dem Dichter benannt.
Werke
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Kullervo, 1864, vom finnischen KomponistenAulis Sallinen neben demKalevala als Grundlage für seine Oper gleichen Namens aus dem Jahre 1992 verwandt
- Nummisuutarit, 1864
- dt. Übersetzung vonGustav Schmidt:Die Heideschuster.Heinrich Minden, Dresden 1923. [3]
- Olviretki Schleusingenissa, 1866 (dt.Bierfahrt nach Schleusingen)
- Yö ja päivä, Schauspiel, 1866 (dt.Nacht und Tag)
- Lea, Schauspiel, 1868
- Seitsemän veljestä, 1870 (dt.Die sieben Brüder, etliche Übersetzungen, so 1942 vonRita Öhquist)
- Margareta, Schauspiel, 1871
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Friedrich Ege:Kinder der finnischen Oedemark. 2 literatursoziologische Essays. Karlsruher Bote, Karlsruhe 1972.
- Manfred Peter Hein:Die Kanonisierung eines Romans. Alexis Kivis „Sieben Brüder“ 1870–1980. Otava, Helsinki 1984. (= Trajekt; 4),ISBN 3-608-95344-2.
- Manfred Peter Hein:Finnische Literatur in Deutschland. Essays zur Kivi- und Sillanpää-Rezeption. Dt. Abt. d. Univ. Vaasa, Vaasa 1991. (= Saxa; 5),ISBN 951-95422-4-8.
- Pekka Kujamäki:Deutsche Stimmen der „Sieben Brüder“. Ideologie, Poetik und Funktionen literarischer Übersetzung. Lang, Frankfurt am Main 1998. (= Nordeuropäische Beiträge aus den Human- und Gesellschaftswissenschaften; 18),ISBN 3-631-34038-9.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Aleksis Kivi im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Eintrag bei authorscalendar.info (englisch)
- Biografie Aleksis Kivis (englisch)
- Werke von Aleksis Kivi im Project Gutenberg (finnisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Regina Roßbach:Eine haarige Saubande auf literaturkritik.de, 10. Oktober 2014
- ↑Minor Planet Circ. 18456
- ↑Eine finnische Bauernkomödie. In: Pester Lloyd, 8. Februar 1922, S. 1 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pel (Rezension)
Personendaten | |
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NAME | Kivi, Aleksis |
ALTERNATIVNAMEN | Stenvall, Alexis |
KURZBESCHREIBUNG | finnischer Nationalschriftsteller |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1834 |
GEBURTSORT | Nurmijärvi |
STERBEDATUM | 31. Dezember 1872 |
STERBEORT | Tuusula |