Albanien ist eine demokratisch verfassteparlamentarische Republik. Während der Zentralverwaltungswirtschaft unter DiktatorEnver Hoxha, der fast nur in Sicherheit investierte, und der marktwirtschaftlichen Transformation in den 1990er Jahren befand sich Albanien in einer wirtschaftlich sehr schlechten Lage. Seit den 2000er Jahren wurden bedeutende Schritte zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage gemacht, insbesondere durch Wachstum im Tourismus- und Bausektor. Albanien gehört jedoch weiterhin zu den ärmeren LändernEuropas. Die Armutsquote ist deutlich gesunken, aber weiterhin im regionalen Vergleich hoch[5], es gibt zudem eine hohe Ungleichheit und geringe Bereitstellung öffentlicher Güter.[6] Das Land hat mitorganisiertem Verbrechen undKorruption zu kämpfen.[7]
Die Landgrenze zuMontenegro ist 173 Kilometer lang, die zuKosovo 114, die zu Nordmazedonien 151 und die zu Griechenland 282 Kilometer lang.[9]
Wie der ganzeMittelmeerraum liegt auch Albanien in einertektonisch sehr aktiven Region. SchwereErdbeben sind immer wieder aufgetreten, so zum Beispiel 1967,1979 und 2019.[10][11]
Etwa die Hälfte des albanischen Staatsgebiets wird von Bergland mit Höhen von über600 m ü. A. eingenommen. Ein kleiner Teil davon sind Hochgebirgsregionen.[12] VomSkutarisee im Norden bis nachVlora im Süden erstrecken sich zum Teil nur wenige Kilometer breiteAlluvialböden entlang der Küste, die sich in Mittelalbanien zur großenMyzeqe-Ebene ausdehnen. An der Küste befinden sich zahlreicheLagunen undFeuchtgebiete.
Nur die Täler, das Hügelland, Teile der Küstenebene und einige Hochebenen ermöglichen eine dichte menschliche Besiedlung. Dort ist die Bevölkerungsdichte relativ hoch, während andere Teile des Landes spärlich bewohnt sind.
Im Norden des Staates befinden sich dieNordalbanischen Alpen, die zu denDinariden gehören. Höchster Berg Albaniens ist der2764 m ü. A. hoheKorab, nordöstlich vonPeshkopia direkt an der Grenze zu Nordmazedonien. Ein weiterer hoher und bekannter Berg ist dieJezerca. Diese ist mit2694 m ü. A. der höchste vollständig in Albanien liegende Berg.
Alle großen Flüsse Albaniens münden in die Adria. Mit 282 Kilometern Länge ist derDrin der längste Fluss des Landes. DerSchwarze Drin entspringt demOhridsee. Beim nordalbanischenKukës vereinigt er sich mit dem aus dem Kosovo kommendenWeißen Drin. Der (vereinigte) Drin fließt dann in westlicher Richtung durch mehrere große Stauseen und mündet bei Shkodra in dieBuna. Die anderen größeren albanischen FlüsseMat,Shkumbin,Seman mitDevoll undVjosa (in ihrer Nennung von Norden nach Süden) fließen mehr oder weniger direkt in westlicher Richtung der Adria zu, wobei alle verschiedene Bergketten durchbrechen. Die kurze Buna entwässert den Shkodrasee in die Adria und bildet dabei streckenweise die Grenze zu Montenegro.
In Albanien herrscht einsubtropisch-mediterranes Winterregenklima (Mittelmeerklima) mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 16 °C und einer Jahresniederschlagssumme von knapp 1200 Millimetern.
In Tirana sind zwei Sommermonatearid. In den nördlichen und östlichen Bergregionen sind die Winter hart; auch im Sommer kann es dort recht kühl werden. Im Winter sind viele Orte in diesen Gebieten wegen Schnees für Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Im Süden am Ionischen Meer ist das Klima deutlich milder. In den Küstenregionen sind im Winter die Niederschlagsmengen hoch.[13] InSaranda werden jährlich fast 300 Sonnentage verzeichnet.
Natur und Umwelt
Albanien verfügt über eine reiche Artenvielfalt und kämpft gleichzeitig mit einer Reihe von Umweltproblemen, darunterÜberweidung, illegaleRodungen,Wilderei bei Fischfang und Jagd sowieÜberfischung. Im Jahr 2002 waren 3,6 % der Landesfläche unter Schutz gestellt; im Jahr 2010 waren es 9,9 %.[14] Albanien hat Anteile amGrünen Band Europas und liegt imBlauen Herzen Europas.[15][16]
Das Land liegt in einer artenreichen Region, die vor allem viele Pflanzenarten aufweist. Die albanische Flora zählt über 3221 Arten. Davon sind 489 auf der Balkanhalbinselendemisch, und 40 Arten kommen nur in Albanien vor. In den Niederungen wachsenPalmen,Orangen- undZitronenbäume. Die tief in das Bergland eingegrabenen Flusstäler sind vonWalnuss- undMandelbäumen gesäumt. In den Wäldern im Norden gedeihen unter anderenTannen,Fichten,Eichen,Buchen undAhornbäume. Besonders Eichenwälder sind typisch und bilden ein Fünftel der albanischen Wälder. Im wärmeren Süden und in den Küstenebenen wachsen vor allemPinien,Linden undOlivenbäume.Macchie sind bis auf eine Höhe von800 m ü. A. verbreitet nebenEukalyptus-,Feigen- undLorbeerbäumen.[17]
DerSteinadler (albanischShqiponja) – ein Symbol Albaniens
Mit vielen unerschlossenen Gebieten bietet das Land Lebensraum für eine Vielzahl von seltenen Vogelarten und anderen Tieren, die anderswo in der Region verschwunden sind. In den abgelegenen Berggebieten lebenWölfe, die letzten der stark gefährdetenBalkanluchse undFüchse;Hirsche, verwilderteHausziegen undWildschweine sind ebenfalls verbreitet. Die Zahl derBraunbären soll sich Ende der 1990er Jahre stark dezimiert haben.[18] Zudem hat Albanien mehr als 350 heimische Vogelarten. Dazu gehören unter anderenAdler,Falken undMilane. Die großen Feuchtgebiete an der Küste, insbesondere die Lagunen vonKaravasta,Narta undButrint sowie Seen im Landesinneren sind wichtige Stationen für vieleZugvögel. In albanischen Gewässern gibt es ca. 260 Salz- und Süßwasserfischarten sowieSuppenschildkröten undKarettschildkröten.[19]
In den 25 Jahren nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes wurde in Albanien ein Rückgang derBiodiversität festgestellt. Zwei Pflanzen- und vier Säugetierarten sind ausgestorben. Bei 27 Säugetierarten, 89 Vogelarten, sechs Fischarten und vier Pflanzenarten wurde ein Bestandsrückgang um mehr als die Hälfte dokumentiert.[19] Um die bedrohte Tierwelt zu schützen, verhängte die Regierung Anfang 2014 einen Jagdbann für zwei Jahre.[20] 2016 wurde der Jagdbann bis ins Jahr 2021 verlängert.[21] Die Maßnahme zeigte deutlichen Erfolg: Eine Vogelzählung ergab, dass mehr Vögel vorhanden sind und die Artenvielfalt angewachsen ist.[22]
Im Februar 2016 wurde zudem ein zehnjähriges Abholzungsverbot erlassen.[23] Laut dem Tiraner MagazinExit zeigt das Abholzungsverbot jedoch keinerlei Wirkung, denn neu gerodete Flächen werden im Zonenplan automatisch als „landwirtschaftliche Fläche“ klassifiziert.[24]
In Albanien gibt es15 Nationalparks, die rund 7,32 % des Staatsgebiets abdecken. Die größten sind derNationalpark Hotova-Dangell, derNationalpark Shebenik-Jablanica und derNationalpark Dajti. Die Parks sind Rückzugsgebiet zahlreicher Pflanzen und Tiere und beherbergen unberührte Landschaften. Es fehlt jedoch teilweise in manchen Nationalparks ein praktischer und effektiver Schutz. Einzelne Nationalparks sind beliebte Touristenziele.
Umweltverschmutzung
Albanien galt 2004 als das Land mit der stärkstenUmweltverschmutzung in Europa.[25] Emissionen undAltlasten verschmutzen Gewässer, Grundwasser, Böden und die Luft, vor allem in dicht besiedelten Regionen.
Ursächlich hierfür sind mitunter eine unzureichendeAbfallentsorgung, darunter ein weit verbreitetes Verbrennen von Müll jeglicher Art sowiewilde Müllkippen, und der Verkauf von minderwertigen Kraftstoffen.[26] Es gab 2013 nur zweiMülldeponien, welche die EU-Normen erfüllten. Viele Abfälle werden an Flussufern oder auf Feldern entsorgt. Dennoch wird Müll importiert.[27] 2011 wurde der Müllimport von der damaligenRegierung Berisha erlaubt, 2013 machte dieneue Regierung Rama das entsprechende Gesetz rückgängig. Im Sommer 2016 wurde das Gesetz unerwartet wieder erlassen. Zudem ist das neue Müllimport-Gesetz viel freizügiger als das ursprüngliche Gesetz aus dem Jahr 2011.[28]
Viele der in Albanien betriebenen PKWs habenDieselmotoren. Ebenso wie die LKWs sind viele von ihnen alt und schlecht gewartet. Die meisten Fahrzeuge wurden alsGebrauchtwagen importiert.[25]
2014 veröffentlichte das Umweltministerium einen umfassenden Bericht zum Umweltzustand in Albanien. Er gibt an, dass auf einigen Gebieten Fortschritte erzielt werden konnten, während auf anderen Gebieten noch hoher Verbesserungsbedarf besteht.[29]
Luftverschmutzung Während die Werte vonSchwefeldioxid,Ozon undStickstoffdioxid bei allen sieben Messstationen unter den zugelassenen Werten derEU lagen, waren die durchschnittlichen Jahreswerte fürFeinstaub teilweise bedenklich (der in der EU zugelassene Jahresmittelwert beträgt 40 μg/m³):
Tirana (südliche Innenstadt bei der Nationalen Umweltagentur): 65 μg/m³
Tirana (östliche Innenstadt beim Umweltministerium): 45 μg/m³
Durrës: 15 μg/m³
Shkodra: 22 μg/m³
Elbasan: 47 μg/m³
Vlora: 15 μg/m³
Korça: 38 μg/m³
Lärmbelastung Die albanischen Städte haben eine überdurchschnittlich hohe Lärmbelastung. Die durchschnittlichen Höchstwerte in Tirana wurden an derRruga e Elbasanit mit 74,3 dB am Tag und beimUniversitätsspital Mutter Teresa mit 63,3 dB in der Nacht gemessen. Dabei ist die Lärmbelastung in der Hauptstadt seit 2007 bei fast allen Messstationen zurückgegangen. Die zugelassenen Werte der EU sind für den Tag 55 dB und für die Nacht 45 dB. 2014 wurden folgende Werte gemessen:
Tirana: 67,9 dB (Tag), 57,3 dB (Nacht)
Fier: 60,9 dB, 48,5 dB
Vlora: 62,2 dB, 50,4 dB
Saranda: 62,3 dB, 46,1 dB
Korça: 61,9 dB, 43 dB
Gewässerverschmutzung Messungen des Jahres 2014 bestätigten die Werte der letzten Jahre: Die Wasserverschmutzung ist vor allem in den städtischen Flüssen am höchsten, also in derLana, imIshëm, imTirana-Fluss und in derGjanica. All diese Flüsse überschritten die von der EU zugelassenen Werte vonPhosphor undAmmonium. Von den größeren Flüssen weisen einzig derMat und dieVjosa gute bis sehr gute Wasserwerte auf. Die Flusssysteme von Ishëm,Erzen,Seman,Drin undBuna befinden sich in einem schlechten Zustand. DerShkumbin weist mittelmäßig negative Wasserwerte auf. Zudem ist die Wasserqualität der meisten Strandabschnitte beiKavaja undDurrës sehr niedrig.
Müllentsorgung Bei der Müllentsorgung konnte Albanien große Fortschritte erzielen. So gab es mit Stand von 2014 fünf offizielle Deponien (Tirana, Shkodra, Saranda,Rrëshen undBajram Curr), eine weitere bei Korça befand sich im Aufbau.
Städte
Im Jahr 2023 lebten 65 Prozent der Einwohner Albaniens in Städten.[30] Städte gibt es auf dem Gebiet Albaniens seit über 2600 Jahren. Als eine der ältesten giltDurrës, gegründet 627 v. Chr. Die größten Städte liegen in den westlichen Küstenniederungen. Sie sind ab dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stark gewachsen, während kleinere Orte Einwohner verloren. Insbesondere Tirana hat sich durch die starkeLandflucht in den 1990er Jahren weit ins Umland ausgedehnt und bildet heute zusammen mit Vorstädten und Durrës eineMetropolregion.
Die Bevölkerung ist nach einem starken Anstieg im 20. Jahrhundert stark rückläufig. Laut der 2023 durchgeführten Volkszählung hatte Albanien 2.402.113 Einwohner. Dies entspricht einer Abnahme der Bevölkerung um über 14 % in den Jahren 2011 bis 2023 nach 8 % in den Jahren 2001 bis 2011. Diese Entwicklung ist durchAuswanderung und neuerdings auch durch geringe Geburtenraten verursacht. Erstmals in der Geschichte des Landes lebte 2011 nur noch die Minderheit der Bevölkerung (46,5 %) auf dem Land.[32][35][36]
Das Innenministerium erklärte im Dezember 2015, dass mehr als 4,4 Millionen Personen in den Zivilstandsregistern Albaniens registriert seien. Davon lebe aber ein sehr großer Teil im Ausland.[37]
Wenn auch in kommunistischer Zeit einUrbanisierungs- undIndustrialisierungsprozess einsetzte, so wohnte doch die große Mehrheit derAlbaner auch vor 1990 noch auf dem Land. Das prägt die Mentalität vieler Menschen auch in den Städten, denn wenn sie nicht erst selbst in die Stadt gezogen sind, so waren es ihre Eltern, und in jedem Fall haben sie nahe Verwandte, die noch immer von der Kleinlandwirtschaft leben. Ein traditionelles Bürgertum ist in Albanien immer sehr rar gewesen. Moderne bürgerliche Kultur gab es Anfang des 20. Jahrhunderts nur inShkodra,Korça,Durrës,Berat undGjirokastra. In den 1920er Jahren kam die neue Hauptstadt Tirana hinzu. Die Kommunisten lehnten das bürgerliche Selbstbewusstsein dieser Städte ab und zerstörten die bürgerlichen Kulturleistungen nach 1945 weitgehend.
Die Zeit nach der Wende von 1990 brachte große demographische Verschiebungen. Zum einen emigrierten Hunderttausende Albaner legal oder illegal nach Italien, Griechenland, in andere Staaten der EU und nachNordamerika, zum anderen kam es zu einer großenBinnenwanderung, einerLandflucht von den Bergen und ländlichen Gebieten in die städtischen Zentren. 2004 bezifferte die albanische Regierung die Zahl der Emigranten auf eine Million Personen in weniger als 15 Jahren.[34] Trotz Abwanderung verzeichneten beispielsweise die HauptstadtTirana und die HafenstadtDurrës einen enormen Zuwachs aus der Binnenwanderung: Tirana wuchs von 250.000 Einwohnern im Jahr 1990 auf über 600.000 Einwohner. Die Qarks Tirana und Durrës verzeichnen als einzige im Land Wachstum; zwischenzeitlich leben 42 % der Bevölkerung in diesem Ballungsraum.[35] Das Land und auch nicht wenige Kleinstädte veröden dagegen regelrecht. Im Gebirge und im Süden sind schon zahlreiche Dörfer verlassen.[38]
1,7 % der Bevölkerung in Albanien ist im Ausland geboren (Volkszählung 2023). Der gleiche Anteil der Bevölkerung hat eine ausländische Staatsangehörigkeit.[39]
Hatten die Albaner vor 1990 die höchste Geburtenrate Europas (Verhütungsmittel waren verboten), so ist diese 2020 mit 1,6 Kindern pro Frau auf den europäischen Durchschnitt gesunken. In der Hauptstadt Tirana liegt sie bei nur noch einem Kind je Frau, dem wohl niedrigsten Wert unter größeren europäischen Städten. Dieser Umstand und die anhaltende Abwanderung bewirken eine rapide Alterung der albanischen Bevölkerung, was aber angesichts der stark vertretenen Generation der 15- bis 30-Jährigen noch nicht allzu stark zu spüren ist. DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 37,3 Jahren.[40] DieLebenserwartung der Einwohner Albaniens ab der Geburt lag 2022 bei 76,8 Jahren[41] (Frauen: 79,5,[42] Männer: 74,5.[43])
Ethnien
Die traditionellen bzw. historischen Völker und Religionen in Albanien
Verteilung der ethnischen Gruppen innerhalb Albaniens (Volkszählung 2011)
Bei der Volkszählung von 2011 gaben aus verschiedenen Gründen 13,96 % der Bevölkerung keine Antwort bezüglich ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Weitere 1,58 % gaben eine ungültige Antwort. Aufgrund dieses großen Anteils verweigerter Aussagen, denen mehrheitlich Boykottaufrufe der Minderheitenorganisationen zugrunde liegen, gestatten diese Zahlen nicht, „ein klares und glaubhaftes Bild der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung Albaniens zu gewinnen“ (Dhimitër Doka: Albanische Hefte).[46]
Laut den bei der Volkszählung gegebenen Antworten sind die Griechen mit einem Anteil von 0,87 % die größte Minderheit; sie siedeln vor allem im Süden des Landes. Mit je 0,3 % sind die Roma und die Aromunen in der Bevölkerung vertreten. Ihre Mitglieder leben über das ganze Land verstreut, sind aber mehrheitlich in den größeren Städten bzw. in der südlichen Landeshälfte Albaniens konzentriert. Danach folgen mit 0,2 % die Mazedonier, die in einigen Dörfern entlang der Staatsgrenze zu Nordmazedonien siedeln. Als „Balkan-Ägypter“ bezeichnen sich 0,12 % der Bevölkerung. Diese von den Roma abzugrenzende Ethnie ist vor allem in den Großstädten anzutreffen. Eine relativ kleine Minderheit bilden mit 0,01 % die Montenegriner. Ihre Siedlungsgebiete liegen im Nordwesten Albaniens und grenzen anMontenegro. Darüber hinaus existieren noch andere Volksgruppen im Land, die zusammen 0,09 % der Bevölkerung ausmachen.
Im Jahre 2017 waren 1,8 % der Bevölkerung im Ausland geboren.[47][48]
DieAlbaner gliedern sich in die zwei großenDialekt- undKulturgruppen: derGegen im Norden und derTosken im Süden. Eine von den Tosken zu unterscheidende Gruppe bilden die aus dem heute griechischen Teil vonEpirus vertriebenen oder eingewandertenÇamen, welche verstreut im Süden oder in der Hauptstadt Tirana siedeln.
Das albanische Siedlungsgebiet war jahrhunderte- bis jahrtausendelang eine zusammenhängende Region, in der die gegenseitigen Verbindungen sehr eng waren, weswegen man die Ethnie der Albaner in Albanien nur sehr beschränkt gesondert von den Albanern des Kosovo, Nordmazedoniens, Montenegros, Serbiens oder Griechenlands betrachten kann. Mit derFestlegung der albanischen Grenze 1913 begann eine Isolation der Albanien-Albaner von denen außerhalb Albaniens – vor allem aber nach demBruch Enver Hoxhas mit Josip Broz Tito 1948, die bis zum Sturz des totalitär-kommunistischen Regimes 1990 andauerte. Seitdem hat wieder ein größerer Austausch stattgefunden, bisweilen ist sogar ein Prozess der Vereinheitlichung in vielen Bereichen zu sehen.
Was die Albaner auf dem Staatsgebiet Albaniens angeht, so wurden die Tosken in der Südhälfte des Landes viel stärker von der orientalisch-städtischen Kultur des Osmanischen Reiches beeinflusst, während im gegischen Norden bis ins 20. Jahrhundert eine archaische Stammeskultur das Leben der Menschen dominiert. Eine Ausnahme bildete die wichtige nordalbanische Stadt Shkodra, die bis ins 15. Jahrhundert längere Zeitvenezianisch beherrscht war; dort prägten der Katholizismus und die Verbindungen nach Italien auch später noch die Mentalität der Bewohner, genausoDurrës, das zwar ebenfalls stark osmanisch geprägt war, jedoch über konstante Verbindungen nach Italien verfügte.
Seit den 1990er Jahren ist zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen im Süden Albaniens als Griechen bekennen und ihren muslimischen Namen gegen einen christlichen oder griechischen tauschen. Sie erhoffen sich damit zumeist, ein Visum für Griechenland zu erhalten.[49]
Griechen
DieGriechen sind trotz einer starken wirtschaftlich motivierten Emigrationsbewegung nachGriechenland immer noch die zahlenmäßig größte Minderheit Albaniens. Ihr Bevölkerungsanteil ist umstritten: Für die Jahre 1991 und 1992 gingen unabhängige Quellen von etwas über 100.000 Griechen in Albanien aus.[50] In Griechenland wurde ein Vielfaches davon angegeben, während Tirana 1989 offiziell 58.758 Griechen zählte.[51] Rund 40 bis 70 Prozent der Griechen sind seitdem aus Albanien ausgewandert, so dass die Zahl heute viel niedriger liegen dürfte.[50] Viele, ehemals hauptsächlich von Griechen bewohnte Dörfer sind verwaist oder nur noch von älteren Menschen bewohnt.[52] Griechenland hat lange Renten an griechischstämmige Pensionäre in Albanien bezahlt, um der Abwanderung entgegenzuwirken.[53]
Die Griechen stellen mit 23.485 Personen (Volkszählung 2023) ein Prozent der Bevölkerung.[44] Die 2011 durchgeführte Volkszählung ergab noch 24.243 Griechen, was damals 0,87 Prozent der Bevölkerung entsprach; 15.196 gaben damals als Muttersprache Griechisch an.[32] Allerdings boykottierte dieOrganisation Demokratischer Bund der Griechischen Minderheit (Omonia) den Zensus und erklärte, dass sie das Ergebnis über deren Bevölkerung nicht akzeptieren würde.[54]
Griechen leben vorrangig in den südalbanischen GemeindenDelvina,Finiq,Dropull,Kolonja,Korça,Këlcyra,Konispol undHimara sowie im DorfNarta. Sie wurden schon zu kommunistischen Zeiten als ethnische Gruppe offiziell anerkannt. In den 1990er Jahren ist es rund um die jeweiligen Minderheitenfragen wiederholt zu Spannungen zwischen Griechenland und Albanien gekommen (siehe auch:Çamen). Diese Probleme sind heute größtenteils beigelegt. Besonders in Himara gibt es aber immer wieder politische Spannungen zwischen griechischstämmigen Politikern und albanischen Behörden.[50]
Die Gemeinden Dropull und Finiq benutzen auf kommunaler Ebene neben Albanisch auch Griechisch als Amtssprache.
Aromunen
DieAromunen (Untergruppe derWalachen) leben in kleineren Gruppen über ganz Südalbanien verstreut. Ortschaften mit einer bedeutenden aromunischen Bevölkerung sind vor allemKorça, wo sie eine eigene großeorthodoxe Kirche haben, und das nahe gelegeneVoskopoja, das bis ins 18. Jahrhundert das Zentrum der aromunischen Volksgruppe war. Ein Teil von ihnen lebt auch in Tirana und Elbasan. Anfang 1999 gründeten Aromunen kulturelle Vereinigungen, die künstlerische Veranstaltungen organisierten und Bücher über die Kultur und Geschichte der Aromunen veröffentlichten. Über ihre Gesamtzahl liegen keine sicheren Angaben vor, sie variieren zwischen 10.000 und 100.000.[55][56] Die Volkszählung 2011 ergab für die Aromunen 8266 Personen als Ethnie, 0,30 Prozent der Bevölkerung; 3848 Personen hattenAromunisch als Muttersprache.[32] Bei der Volkszählung 2023 waren es nur noch 2459 Aromunen.[44]
Laut der Volkszählung 1989 gab es 4697 slawische Mazedonier in Albanien.[57] Als ethnischeMazedonier erklärten sich bei der Volkszählung von 2011 5512 Personen respektive 0,20 Prozent der Bevölkerung. Von ihnen gaben 4443 PersonenMazedonisch als Muttersprache an.[32] 2023 waren es 2281 Personen.[44]
Bei den Mazedoniern undBulgaren in Albanien handelt es sich mehrheitlich um die gleiche Volksgruppe im gleichen Siedlungsraum. Während gewisse Quellen von einer wechselnden Identität sprechen,[58] erwähnen andere eine Mazedonisierung seit der kommunistischen Machtübernahme im Zuge des Zweiten Weltkrieges der ursprünglich bulgarischen Bevölkerung.[59] Am Ende war den Bulgaren über Jahrzehnte verwehrt sich als solche zu identifizieren. Seit den 1950er Jahren erkennt Albanien die Mazedonier an. Erst mit dem Beginn derEU-Beitrittsverhandlungen, erkannte 2017 Albanien eine bulgarische Minderheit im Land an und ermöglichte ihnen mit der Volkszählung von 2023 zum ersten Mal bei einer Volkszählung ihre Identität als solche zu deklarieren. Dabei erklärten sich 7057 als Bulgaren.[44][60][61] Die Tatsache, dass in Albanien die Anzahl der Bulgaren größer als diejenige der Mazedonier ist, führte zu einem politischen Beben in Nordmazedonien und einem Protest des nordmazedonischen Außenministeriums.[62]
Die Mazedonier respektive Bulgaren siedeln mehrheitlich in der GemeindePustec (alb.Liqenas) amPrespasee. Sie haben eigene Schulen; im Hauptort der Gemeinde besteht so auch das einzige mazedonischsprachigeGymnasium Albaniens. Kleinere slawische Gruppen gibt es in der Umgebung vonKorça, beiPogradec, in der mittelalbanischen StadtElbasan, inTirana sowie in einigen Dörfern zwischenPeshkopia undMaqellara nahe dem Dreiländereck mit Kosovo und Nordmazedonien.[55][63]
2023 waren 9813 Personen respektive 0,4 % der BevölkerungRoma (Volkszählung 2023).[44] Bei der Volkszählung 2011 gaben 4025 PersonenRomani als Muttersprache an, etwa die Hälfte aller, die sich damals als Roma deklariert hatten.[32] Schätzungen zufolge leben in Albanien jedoch zwischen 30.000 und 150.000 von ihnen, was rund vier Prozent der Bevölkerung entspräche.[64][65][66][67]
Sie leben im ganzen Land verstreut. In Mittelalbanien gibt es Roma, die traditionell sesshaft sind. Viele verfügen über Häuser, sind aber als Händler viel unterwegs, andere sind gar nicht sesshaft. Während des Kommunismus mussten sich alle niederlassen, registrieren lassen und Arbeit annehmen.[64] Die Mehrheit dieser Volksgruppe lebt in Armut.[68]
Neben den Roma gibt es auch die albanischsprechendenBalkan-Ägypter, die sich nicht als Teil der Roma-Gesellschaft betrachten. Es handelt sich jedoch um albanisierte Roma.[69] Bei der Volkszählung 2023 wurden 12.375 Ägypter gezählt (0,5 % der Bevölkerung)[44] – 2011 waren es noch nur 3368 Personen gewesen.[32] Auch diese Volksgruppe lebt in schlechten sozialen Verhältnissen und ist stark von Armut betroffen. Dieägyptische Botschaft in Tirana erkennt die ethnischen Gruppen nicht als Minderheit an. Die Balkan-Ägypter sind besonders in Kavaja, Lushnja,Cërrik, Elbasan, Gjirokastra, Vlora, Korça, Delvina, Përmet, Këlcyra, Berat, Shkodra und anderen kleineren Ortschaften zu finden.[70]
Nach einem Angriff Unbekannter auf Roma-Siedlungen in der Hauptstadt im Februar 2011 reagierten die Botschafter der EU, USA und OSZE mit scharfer Kritik. Sie forderten die albanischen Behörden auf, die Diskriminierung dieser Bevölkerungsgruppe zu stoppen sowie die Minderheitenrechte der Roma-Bevölkerung zu respektieren und zu garantieren. Wenn das Land der EU beitreten wolle, müsse diese Problematik mit höchster Priorität in Zukunft gelöst werden. Beim Zwischenfall wurden rund 120 Roma vertrieben und deren Baracken verbrannt.[71]
AuchBosniaken stellen mit rund 3000 Angehörigen eine kleine Minderheit im Land (Volkszählung 2023).[44] Die Mehrheit davon lebt in der Region zwischen Durrës und Tirana, genauer in den OrtenBoraka undShijak. Insgesamt konnten sie ihre Identität und Sprache aufrechterhalten.[72] Die Volkszählung 2011 wies sie nicht separat aus.[32]
Kleinere GruppenSerben bzw.Montenegriner leben seit dem ersten Jahrtausend n. Chr. in der Region nördlich von Shkodra. Die genaue Zahl ist unbekannt; sie dürfte wenige Hundert nicht übersteigen.[73] Sie war schon in derZwischenkriegszeit durch Assimilation auf wenige Tausend zurückgegangen. Gleichwohl gab es bis Mitte der 1930er Jahre noch ein halbes Dutzend kirchlicher Grundschulen, die in serbischer Sprache unterrichteten. Die albanische Regierung verweigerte den kleinen slawischen Minderheiten jahrzehntelang die Anerkennung und setzte nach dem Zweiten Weltkrieg die Assimilierungspolitik fort.[74] Erst 2004 hat die Regierung Albaniens die Existenz montenegrinischer bzw. serbischer Minderheiten offiziell anerkannt.[75]
Im Dorf Hamil bei Fier wurde 2014 eine serbische Schule für 60 Kinder eröffnet. Von serbischer Seite wurde die Größe der Minderheit bei dieser Gelegenheit mit 20.000 Personen angegeben.[76] Bei der Volksbefragung 2023 bezeichneten sich 511 Personen als Montenegriner und 584 Personen als Serben.[44] 2011 gaben 66Serbokroatisch als Muttersprache an.[32]
DieGoranen, eine kleine, slawischsprachige Minderheit, lebt in den Bergen zu Kosovo südöstlich von Kukës rund um den OrtShishtavec. Sie sindislamischen Glaubens und sprechen einen Dialekt mit Einflüssen aus verschiedenen südslawischen Sprachen. Die Bevölkerung der neun von Goranen bewohnten Dörfer Albaniens beträgt wenige Tausend Personen.[77]
Laut der 1998 angenommenen Verfassung betrachtet sich der Staat Albanien heute als „laizistische Republik“. Die Volkszählung von 2023 ermittelte folgende Religionszugehörigkeiten: 51 %muslimisch, davon 9,5 %Bektaschi (4,8 % der Bevölkerung). Die 16 % der Christen teilten sich auf in: 8,4 %römisch-katholisch, 7,2 %albanisch-orthodox und 0,4 %protestantisch/evangelikal. 10 % der Bevölkerung gaben keine Antwort, 14 % waren Gläubige, die sich keiner Glaubensgemeinschaft zuordnen und 3,6 % warenatheistisch.[78]
Vor demZweiten Weltkrieg bekannten sich etwa 70 % der Bevölkerung zum Islam. Davon waren die meistensunnitisch und fast ein Drittel Anhänger desBektaschi-Ordens. Knapp 20 % der Bevölkerung warenorthodoxe Christen, zu denen praktisch alle ethnischen Minderheiten zählen. Etwa 10 % gehörten der römisch-katholischen Kirche an.
Am 13. November 1967 erklärten die Kommunisten Albanien zum „atheistischen Staat“ und verboten jegliche Religionsausübung.[79] Im Dezember 1990 wurde dasReligionsverbot aufgehoben. Nach wie vor hat die Mehrheit der Albaner kein offizielles Bekenntnis abgelegt, fühlen sich aber gemäß der religiösen Tradition der Familie einer Glaubensgemeinschaft zugehörig.[80] Die katholische Kirche reorganisierte sich nach 1990 vor allem mititalienischer Hilfe. Auch bis dahin in Albanien unbekannteGlaubensgemeinschaften wieprotestantische Kirchen kamen nach Albanien.[81] Deralbanisch-orthodoxen Kirche fehlte die Unterstützung durch eine große Organisation im Ausland. Der Islam erhielt viel Unterstützung ausArabien und derTürkei, und es wurden zahlreicheMoscheen errichtet. Extremistische Tendenzen konnten nicht Fuß fassen, die organisierte Religion spielt (Stand 2003) eine geringe Rolle.[82]
Muslime gibt es außer in einigen Bergregionen fast im ganzen Land. Katholiken leben vor allem im Nordwesten Albaniens, so in der Region umLezha, in derMirdita, in derMalësia e Madhe sowie in der StadtShkodra und dem dazugehörigen Bergland. Im Süden sind es insbesondere die Siedlungsgebiete der ethnischen Minderheiten, in denen die Orthodoxie mehr Anhänger hat; dazu zählen die Gemeinden vonSaranda,Finiq,Delvina,Dropull undHimara (Griechen) sowie die DörferPustec (Mazedonier) undVoskopoja (Aromunen).
Wie schon in den Zeiten vor dem Religionsverbot ist die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz unter den Anhängern der alteingesessenen Religionen hoch. Zum Teil werden religiöse Feste gemeinsam gefeiert und auch religiöse Stätten anderer Gemeinschaften aufgesucht. Ehen zwischenChristen undMuslimen waren schon zu Zeiten desSozialismus für beide Seiten kein Problem und sind in Albanien immer noch üblich.[83]
Laut Volkszählung gab es 2011 kaumJuden in Albanien. Die ursprüngliche kleine jüdische Gemeinde umfasste vor demZweiten Weltkrieg 204 Mitglieder. Während des Kriegs stieg die Zahl Schätzungen zufolge auf 800 bis 2000. Keiner der im Land Zuflucht suchenden Juden wurde deportiert. Sie wurden von Albanern geschützt, die sie bei sich aufnahmen und versteckten. Die geflohenen Juden verließen das Land nach dem Krieg wieder. Anfang der 1990er Jahre – nach dem Ende des kommunistischen Regimes – wanderten die verbliebenen Judennach Israel aus.[84][85][86]
Sprachen
Die alleinige Amtssprache istAlbanisch, als Standardvarietät gilt dertoskische Dialekt. Gemäß der Volkszählung von 2011 sprechen 98,767 % der Bevölkerung Albanisch als Muttersprache.
InPustec in Ostalbanien hatMazedonisch einen offiziellen Status. In einigen Gemeinden mit einer großen griechischen Minderheit gibt es griechischen Schulunterricht, soweit genügend Schüler vorhanden sind, und auch mit den Lokalbehörden kann auf Griechisch kommuniziert werden. An derUniversität Gjirokastra werden Unterrichtsgänge auf Griechisch angeboten. Dörfer mit griechischer Mehrheit sind zweisprachig gekennzeichnet.
Viele Albaner sindmehrsprachig.[87] Die mit Abstand am meisten verbreitete Fremdsprache istItalienisch. Italienischsprachige Medien wie Fernsehen und Radio sind in ganz Albanien verbreitet und beliebt. Die an Universitäten am meisten unterrichteten Fremdsprachen sindEnglisch undFranzösisch. AuchGriechisch wird von vielen Albanern gesprochen.[88]
Von den 1950er Jahren bis zum Ende der 1980er Jahre wurde in den Schulen und UniversitätenRussisch gelehrt, da es damals dieLingua franca derOstblock-Staaten war. Albanien ist zudem Vollmitglied derFrankophonie. FranzösischeLyzeen inKorça undGjirokastra wurden auch während der kommunistischen Ära betrieben, da Staatschef Enver Hoxha an derUniversität Montpellier studiert hatte. Nachdem sich Albanien im Zuge der ideologischen Kontroversen zwischen derSowjetunion undChina auf die Seite der Volksrepublik gestellt hatte, begannen zahlreiche Albaner, in China zu studieren, und lernten dortChinesisch.[88]
Die 1957 gegründeteUniversität Tirana ist die wichtigste Bildungsinstitution Albaniens
Das Bildungssystem Albaniens hat in den letzten Jahren einige Reformen und Umstrukturierungen erlebt. So wurde 2008 dieSchulpflicht von acht auf neun Jahre erhöht, die Zahl der Studierenden hat sich ungefähr verdoppelt, das Hochschulsystem wurde liberalisiert, dieEinschulungsrate hat sich enorm erhöht, und auch die Staatsausgaben im Bildungswesen wurden erhöht.
Für das Schuljahr 2012/2013 wurden 3952 Bildungsinstitutionen registriert. 1911 davon waren Kindergärten, 1472 Grundschulen, 511 Mittelschulen und 58 Hochschulen bzw. Universitäten. Mit Ausnahme der Grundstufe hat sich die Anzahl der Institutionen erhöht. Am meisten wuchs die Hochschulstufe. Während es 2008/2009 landesweit 26 Hochschulen gab (15 davon privat), waren dies 2012/2013 genau 58 (44 davon privat). Die Zunahme der Anzahl der Bildungsinstitutionen liegt daran, dass sich in den letzten Jahren die Verteilung der Schüler und Studenten veränderte. Während sich die Zahl der Grundschüler von 2008/2009 bis 2012/2013 um 67.049 verringerte, stieg die Anzahl der Studierenden im selben Zeitraum um über 185 Prozent, also fast um das Doppelte.
Die Verringerung der Schüler-, Lehrer- und Schulzahlen setzte sich nach 2012/2013 fort. 2016/2017 wurden noch 1370 Grundschulen, 24.866 Lehrpersonen (2012/2013: 25.363) und ca. 328.000 Schüler (2012/2013: ca. 391.000) gezählt. Gründe dafür sind lautInstituti i Statistikës zum einen die extrem zurückgegangene Geburtenrate und zum anderen die wieder aufkommende Auswanderung.[89]
Einen großen Erfolg konnte Albanien bei der Einschulungsrate erzielen. Waren 2008/2009 68,1 % der Kinder eingeschult, waren dies nach nur vier Jahren schon 90,3 %. Die Regierung erhöhte auch den Anteil der Ausgaben für den Bildungsbereich von 10,8 % im Jahr 2008 auf 13,3 % im Jahr 2012.[12]
Erste Spuren menschlicher Besiedlung auf dem Staatsgebiet des heutigen Albanien weisen auf die Zeit vor 100.000 Jahren. Etwa um 1000 v. Chr. besiedelten dieIllyrer denWestbalkan. Es konnten einige Reiche von einzelnen Stämmen gegründet werden, wie das Reich derLabeaten, das von etwa 380 bis 168 v. Chr. bestand. Residenzstädte waren Skodra (Shkodra) und Rhizon (Risan). Nach denIllyrischen Kriegen kam der westliche Balkan Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. unter römischen Einfluss, und die Romanisierung der Illyrer begann. Mit der Teilung desRömischen Reichs 395 n. Chr. kam das heutige Albanien unterbyzantinische Herrschaft. Im Jahr 591 drangen dieSlawen vom Norden her in das Gebiet ein, es folgten Plünderungen auf dem gesamten Balkan. Zwischen 880 und 1018 waren Mittel- und Südalbanien Teil desBulgarischen Reiches. Im Jahr 1081 fielen dieNormannen in das unterbyzantinischer Herrschaft stehende Albanien ein.
1190 gründete der Archon von Kruja, Progon, als erster Albaner ein Fürstentum, Arbanon. Nach dem Zerfall des Byzantinischen Reiches infolge desVierten Kreuzzugs (1204) wechselte die Herrschaft über die Gebiete des heutigen Albanien in schneller Folge. Neben fremden Mächten wie Neapel, Serbien und Venedig konnten auch einheimische Adelige wieder eigene Fürstentümer begründen. Auf die Herrschaft des serbischen KönigsStefan Dušan folgte in Mittelalbanien unter anderem das Fürstentum vonAndrea II. Muzaka (1331 bis 1372) undKarl Thopia (1359 bis 1388), und ungefähr zur selben Zeit, von 1360 bis 1421, regierten dieBalshaj mit ihrem Fürstentum in Nordalbanien und Montenegro.
1443–1468 führte der Fürst von Kruja,Skanderbeg, erfolgreich den Abwehrkampf gegen die Osmanen. Nach seinem Tod unterlagen die Albaner und ihre Verbündeten aber, und vom Ende des 15. Jahrhunderts an war das ganze Land mehr als vier Jahrhunderte lang Teil desOsmanischen Reiches. Während dieser Zeit traten die meisten Albaner zum Islam über.
Am 28. November 1912, während derBalkankriege, wurde die albanische Unabhängigkeit ausgerufen.
Am 30. Juli 1913 wurden die albanische Unabhängigkeit und dieGrenzen des Staates infolge desLondoner Vertrags international anerkannt. 1914 wurde der deutschstämmigeWilhelm zu Wied alsFürst von Albanien gekrönt. Im jungen und noch instabilen Albanien versuchte Prinz Wied, neue Reformen einzuführen und politische Ämter zu besetzen. Seine Amtszeit dauerte jedoch nur sechs Monate. Griechen riefen im Süden die Republik „Autonomes Epirus“ aus, in Mittelalbanien führten albanische Muslime einenAufstand gegen die neue Regierung und das Land versank im Chaos. ImErsten Weltkrieg und bis 1920 war das neutral deklarierte Albanien von kriegführenden Mächten besetzt.
Mit demKongress von Lushnja 1920 konnte Albanien erste Ansätze einer neuen Staatsorganisation schaffen und seine erste demokratische Verfassung vorweisen.[91][92] Im selben Jahr folgte die Aufnahme in denVölkerbund. 1921 kamen die vonGriechenland besetzten Gebiete per internationalem Beschluss wieder an Albanien. Von 1920 bis 1925 wechselten sich die Regierungen in Albanien in schneller Folge immer wieder ab. UnterFan Noli scheiterte der Versuch, eine demokratische Republik zu errichten. 1925 wurde das Fürstentum Albanien in eine de jure demokratische, de facto jedoch diktatorische Republik transformiert. Von 1925 bis 1939 folgte eine Phase der autoritären Herrschaft desAhmet Zogu, der sich 1928 zumKönig der Albaner proklamierte und Albanien in eine konstitutionelleMonarchie umwandelte. Um den Feindseligkeiten mit den benachbarten Staaten zu entkommen, machte sich Zogu daran, die Verhältnisse mit demKönigreich Italien zu verbessern. Das faschistische Regime übte großen Einfluss auf Albanien aus, was sichBenito Mussolini imErsten und Zweiten Tiranapakt erkaufte und im April 1939 in derBesetzung des Landes durch Italien gipfelte. ImZweiten Weltkrieg war Albanien bis zurKapitulation Italiens im September 1943 von Italien besetzt, anschließend bis November 1944 vonNS-Deutschland.
Enver Hoxha, der kommunistische Diktator Albaniens im Jahr 1971
Bis 1944 führten Albaner einen Partisanenkrieg gegen die italienischen und später deutschen Besatzer. Diese hatten dem albanischen Marionettenstaat auch Teile Kosovos, Nordmazedoniens und Montenegros angeschlossen. Im September 1944 zog dieHeeresgruppe E der Wehrmacht vom Balkan ab, und die Vorkriegsgrenzen wurden wiederhergestellt.Enver Hoxha, der Führer der Kommunistischen Partei (später inPartei der Arbeit Albaniens umbenannt), errichtete eine Diktatur. DieSozialistische Volksrepublik Albanien schloss sich eng anJugoslawien an, das damals vonTito dominiert wurde. Im Juli 1948 brach Hoxha mit Jugoslawien,[93] und eine Phase der Anlehnung an dieSowjetunion begann.
1967 wurde ein totales Religionsverbot erlassen. Albanien wurde zum „erstenatheistischen Staat der Welt“ erklärt. 1968 trat Albanien aus demRGW und demWarschauer Pakt aus und blieb aufstalinistischem Kurs. Aus Angst vor einer feindlichen Invasion wurden im ganzen Land verstreut an die200.000 Bunker errichtet.[95] Bis 1978 bestand ein Bündnis mit der Volksrepublik China, allerdings erfolgte eine zunehmende Selbstisolation des Landes. 1985 starb Enver Hoxha, zum Nachfolger wurdeRamiz Alia ernannt. Im Dezember 1990 wurde das kommunistischeRegime gestürzt – Albanien war das letzte Land Europas, in dem die kommunistische Einparteienherrschaft fiel.[96]
Mit demLotterieaufstand ging 1997 der Zusammenbruch der staatlichen Strukturen einher. Eine Friedens- und Aufbaumission der OSZE stellte die Stabilität wieder her und führte Neuwahlen durch. 1998 wurde in einer Volksabstimmung eine neueVerfassung angenommen. Während desKosovokrieges 1999 nahm das Land Zehntausende kosovarische Flüchtlinge auf. Albanien unterzeichnete 2006 dasStabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der Europäischen Union. Am 1. April 2009 trat das Land derNATO bei. Ende des Jahres 2010 lockerte die Europäische Union die Visa-Bestimmungen für albanische Bürger, die fortan nur einenbiometrischen Pass vorweisen müssen, um in denSchengen-Raum einreisen zu dürfen. Seit dem 24. Juni 2014 ist Albanienoffizieller Beitrittskandidat derEuropäischen Union. Am 26. Juni 2018 stimmte die EU dem Beginn von Beitrittsverhandlungen zu.[97]
2015 beschloss das Parlament die Öffnung der Archive der kommunistischen GeheimpolizeiSigurimi. Ein fünfköpfiges Komitee entscheidet über den Zugang für ehemals überwachte Personen, Institutionen und Kooperateure und stellt Unbedenklichkeitsbescheinigungen aus für jene, die bei Wahlen antreten wollen oder im Staatsdienst arbeiten.[98]
Im September 2025 ernannte der albanische Ministerpräsident Edi Rama erstmals eine künstliche Intelligenz zur Ministerin. Das System trägt den Namen Diella (albanisch für „Sonne“) und übernimmt das Amt der Ministerin für öffentliche Ausschreibungen. Ziel dieser Entscheidung ist es, Transparenz zu fördern und Korruption in einem besonders sensiblen Bereich der Verwaltung einzudämmen. Damit gilt Albanien als das erste Land weltweit, das ein KI-System in ein Kabinettsamt berufen hat.[99]
Diella war zuvor bereits als virtueller Assistent auf der Plattform e-Albania im Einsatz, wo sie Bürgerinnen und Bürgern bei Online-Behördengängen half. Mit ihrer Ernennung ins Kabinett gilt Albanien als das erste Land weltweit, das eine KI offiziell mit ministeriellen Aufgaben betraut.
Albanien ist eineparlamentarische Republik. Gesetzgeber ist dasKuvendi i Shqipërisë, dessen 140 Abgeordnete alle vier Jahre gewählt werden. Staatsoberhaupt ist der vom Parlament auf fünf Jahre gewähltePräsident. Die dem Parlament verantwortlicheRegierung wird vom Ministerpräsidenten geführt. Albanien hat im Jahr 2000 einVerfassungsgericht nach deutschem Muster eingerichtet, das sich in den politischen Krisen der jüngsten Zeit als stabilisierender Faktor erwiesen hat. Die derzeit gültigeVerfassung wurde am 28. November 1998 durch eine Volksabstimmung angenommen.
Wahlen
Das aktive und passiveFrauenwahlrecht führte Albanien 1920 ein.[100] Im kommunistischen Albanien war nur eine Partei zu denWahlen zugelassen. 1991 wurden dieersten freien Wahlen mit mehreren Parteien abgehalten. Sämtliche folgenden Urnengänge bis 2009 waren von Unregelmäßigkeiten geprägt.
Inzwischen gibt es bei der Stimmenzählung nur noch selten Fehler. Internationale Wahlbeobachter rügen aber nach wie vor die Organisation der Wahlen: Die ablaufenden Prozesse sind nur unzulänglich bekannt, und über die Wählerlisten wird noch immer vor jeder Wahl gestritten. Bei den Kommunalwahlen im Februar 2007 kam es noch innerhalb der Monatsfrist vor dem Urnengang zu Gesetzesänderungen im Wahlrecht. Der Wahltermin wurde erst nach langem Streit festgelegt. DieParlamentswahl 2013 hingegen war die erste Wahl ohne größere Unregelmäßigkeiten, und erstmals gestand der Verlierer seine Niederlage ein. Hierfür wurde Albanien international gelobt.
Bei den Parlamentswahlen am 3. Juli 2005 gewann die bis dahin oppositionelleDemokratische Partei (PD) von Ex-PräsidentSali Berisha, ohne eine absolute Mehrheit imParlament zu erreichen. Aufgrund zahlreicher Einsprachen und notwendiger Wiederholung des Urnengangs in drei Wahlkreisen konnte das offizielle Resultat erst Anfang September veröffentlicht werden. Berisha wurde in der Folge neuerMinisterpräsident Albaniens. Bei den Lokalwahlen vom 18. Februar 2007 musste die Demokratische Partei eine Niederlage hinnehmen.
Am 28. Juni 2009 fanden erneut Parlamentswahlen statt, bei denen die Mitte-rechts-Koalition unter Führung von Berishas Demokratischer Partei 70 der 140 Sitze erringen konnte. Die Koalition unter derSozialistischen Partei (PS) mitEdi Rama als Vorsitzenden erreichte 45,34 % der Stimmen und erhielt 66 Sitze. Die Wahl wurde von Beobachtern derEuropäischen Union als ordnungsgemäß erklärt, was ein wichtiger Schritt in der europäischen Integration Albaniens war.[101] Die Sozialistische Partei warf der Regierung jedoch Wahlfälschung vor, was einelang andauernde und schwere politische Krise mit sich brachte. Die oppositionellen Sozialisten boykottierten eine Weile Parlamentssitzungen, traten in einen großen Hungerstreik und organisierten gewaltsame Proteste, die Todesopfer zur Folge hatte.
Bei denKommunalwahlen 2011 wurde die Demokratische Partei unter Sali Berisha Siegerin. Unter anderem gewann sie die Bürgermeister- und Stadtratswahlen in der Hauptstadt Tirana, wo seit 2000 Edi Rama (PS) regierte.
Im Vorfeld derParlamentswahlen 2013 verließ im April die sozialistischeLSI die seit 2009 gebildete Regierungskoalition mit den Demokraten, um zu den Sozialisten überzugehen. Siegerin wurde die Koalition unter der Führung der Sozialisten mit dem SpitzenkandidatenEdi Rama, der nun den Ministerpräsidenten stellt.
Die Politik wird von den beiden großen ParteienDemokratische Partei Albaniens (PD) undSozialistische Partei Albaniens (PS) bestimmt. Die PD ging 1990 aus der antikommunistischen Studentenbewegung hervor, während die PS die Nachfolgepartei derPartei der Arbeit Albaniens ist, die das Land fast ein halbes Jahrhundertsozialistisch und unter ihrem VorsitzendenEnver Hoxhadiktatorisch regierte. Zur Erlangung der absoluten Mehrheit im Parlament sind sie in der Regel aufKoalitionspartner angewiesen, wobei einzelne Parteien des mittleren Spektrums schon in demokratischen und sozialistischen Regierungen beteiligt waren.
Seit 1993 hat Albanien ein Gesetz mitGrundfreiheiten undMenschenrechten. Nach Einschätzung vonAmnesty International im Jahr 2013 ist jedoch familiäre Gewalt gegen Frauen nach wie vor weit verbreitet. Schlecht sei die Situation für junge Waisen, die nach dem Verlassen aus staatlichen Fürsorgeeinrichtungen Gefahr liefen,obdachlos zu werden. Deralbanischen Polizei werden Folter und Misshandlungen durch einige Polizeibeamte vorgeworfen. Die Dauer der Untersuchungshaft sei häufig übermäßig lang, und es sei nicht gewährleistet, dass Häftlinge rechtzeitig anwaltliche und ärztliche Hilfe erhielten. Auch die Diskriminierung von Roma-Familien sei noch ein Problem.[107]
Die Außenpolitik Albaniens hat sich nach dem Sturz derkommunistischen Diktatur 1990/91 stark verändert. Das Land ist nicht mehr eine „isolierte Insel“ auf der Karte Europas, sondern Mitglied in vielen internationalen Organisationen und strebt die Integration in europäisch-atlantische Strukturen an. Im Februar 2006 konnte mit dem Abschluss einesStabilisierungs- und Assoziierungsabkommens mit derEuropäischen Union der erste wichtige Meilenstein in diese Richtung gesetzt werden. Am 1. April 2009 folgte der Beitritt zurNATO, und am 28. desselben Monats reichte das Land einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein.[108] Am 15. Dezember 2010 wurden albanische Bürger von derVisapflicht befreit. Mit einembiometrischen Pass können sie ohne Hindernisse in alle EU-Staaten außer Irland und in die „Schengen-Länder“ Schweiz, Norwegen und Island einreisen.[109] Am 24. Juni 2014 wurde Albanien offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union.[110] 2020 hatte Albanien den Vorsitz derOSZE. Seit 2019 diskutiert Albanien mit Serbien und Nordmazedonien über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum, der ab 2023 alsOpen Balkan Realität werden soll. 2022 und 2023 ist Albanien Mitglied desSicherheitsrats der Vereinten Nationen und brachte sich aktiv gegen denRussischen Überfall auf die Ukraine ein. Ende 2023 vereinbarten Rom und Tirana, dass ItalienAufnahmezentren für Flüchtlinge aus dem Mittelmeer in Nordalbanien bauen dürfe.
Wichtige Mitgliedschaften in internationalen Organisationen
Das Gebiet der Republik Albanien gliedert sich in 12Qarqe (Singular:Qark), die sich ihrerseits in61 Gemeinden(Bashkie) unterteilen. Die früherenKreise sind mittlerweile gesetzlich abgeschafft.
Die Republik Albanien besitzt seit 1912 eine eigenständige Armee. Sie bestand anfangs aus aktiven Streitkräften, Reservisten oder Freiwilligen und der Gendarmerie. Insgesamt umfasste die damalige Armee 12.000 Mann. 1913 unterstützen dieniederländischen Streitkräfte die albanische Gendarmerie bei ihrer Umstrukturierung. In den darauffolgenden Jahren wurden diealbanischen Streitkräfte in die bis heute bestehenden Komponenten desHeeres, derLuftwaffe und derMarine aufgeteilt.[112]
1939 wurden der albanische Staat und somit auch die albanischen Streitkräfteim Zuge des Zweiten Weltkrieges und deritalienisch-faschistischen Besetzung aufgelöst. Gleichzeitig entstanden im Land jedoch verschiedene Widerstandsbewegungen, von denen diejenige derKommunisten unterEnver Hoxha – dem späteren Diktator – die kampfstärkste und populärste war. Zu Kriegsende im November 1944 umfassten die kommunistischen Partisanen rund 70.000 Mann, was damals sieben Prozent der Bevölkerung Albaniens entsprach.[112]
Nach der Befreiung Albaniens wurde die Armee in derSozialistischen Volksrepublik Albanien im Juli 1945 neugegründet und besaß rund 40.000 Mann, ihre Zahl wurde jedoch bis im Dezember desselben Jahres auf 35.000 reduziert und bis ins Jahr 1948 noch einmal auf 27.000 aktive Soldaten.[112]
Von 1950 bis 1968 war Albanien Mitglied imWarschauer Pakt, sodass es von derSowjetunion mit Waffen und technischen Anlagen beliefert wurde. Mit den Streitkräften der anderen kommunistischen Staaten fanden zu dieser Zeit regelmäßig Militärübungen statt, bei denen diejenige von 1950 die größte war.[112]
In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Streitkräfte sukzessive ausgebaut. So umfassten sie am Ende der kommunistischen Herrschaft 61.000 aktive Soldaten, 260.000 Reservisten und eine hohe Zahl an „Freiwilligen“.[112]
Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur 1990/1991 schlug Albanien wie viele andere kommunistische Staaten einen neuen Weg ein und orientierte sich vermehrt am Westen. Dies gipfelte 1992 im öffentlichen Regierungswunsch, einmal Mitglied derNATO werden zu wollen. Die Streitkräfte befanden sich in dieser frühen Phase der Demokratisierung jedoch in einem sehr schlechten Zustand.[112] Nach demLotterieaufstand im Jahr 1997 zeigten sie gar Auflösungserscheinungen. Deswegen startete die Regierung im Jahr 2001 ein zehnjähriges Reformprogramm, um die Streitkräfte technisch auf den neuesten Stand zu bringen und sie professionell auszubilden. 2009 wurde Albanien Mitglied der NATO. Die Armee bestand 2010 aus 14.500 aktiven Soldaten sowie 5000 Reservisten, jedoch waren nur 7000 aktive Soldaten einberufen. 2010 wurde zudem dieWehrpflicht abgeschafft und Albanien verfügt daher seitdem über eineBerufsarmee.[113] Der Wehretat lag dabei im Jahr 2016 bei 1,23 % desBIP.[114][115]
Polizei, Justiz und Kriminalität
DiePolicia e Shtetit ist dieStaatspolizei, die unter der Aufsicht des Innenministeriums steht. Mitte 2017 waren 10.958 Personen in allen Bereichen der albanischen Polizei angestellt.[116] 2013 wurde durch dieRegierung Rama ein Modernisierungsprozess der albanischen Polizei eingeleitet, der 2017 beendet wurde. Unter anderem wurde die Polizei mit neuen Transport- und Streifenwagen ausgestattet. Auch erhielt jeder Polizist eine Körperkamera, um die Einsätze später besser analysieren zu können. Es wurden für alle Abteilungen neue Uniformen kreiert, und auch das Logo wurde geändert. Zeitgleich fanden diverse Polizeioperationen statt, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei wiederherzustellen. Weltweit Schlagzeilen machte im Juni 2014 die Erstürmung vonLazarat, das bis dahin nicht vom albanischen Staat kontrolliert wurde. Bei jener Operation zerstörten albanische Drogenfahnder Tausende vonCannabispflanzen und verhafteten mehrere Personen.[117]
Teil der albanischen Polizei sind zudem die Spezialkräfte der RENEA und dieGarda Republikane für Ordnungsdienst- und Objektschutz-Aufgaben.
Der Kampf gegen die Kriminalität ist von Regierungsperiode zu Regierungsperiode unterschiedlich ausgeprägt. Seit das Land jedoch offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union wurde, stiegen die Erwartungen der internationalen Gemeinschaft, vor allem im Hinblick auf die Anstrengungen zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. So sprach der US-amerikanische Botschafter in Albanien,Donald Lu, am 2. Oktober 2017 von vier größeren Clans im Land, welche 20 Familien in einem weiten Spektrum von kriminellen Aktivitäten kontrollieren. Solange das Land keinen „großen Fisch“ fange, werde der Drogenhandel stark sein, Richter und Anwälte bestochen und Regierungsbeamte korrupt sein, erklärte Lu weiter.[118]
DurchDrogenanbau und-schmuggel werden weiterhin bedeutende Einnahmen generiert, das Land galt Anfang 2019 als Hauptlieferant für bestimmte Drogen in die Europäische Union.[119]
Entwicklung der Kriminalitätszahlen in Albanien zwischen 2005 und 2014
Unter dem Diktator Hoxha bis 1985 wurde vor allem in den Bereich Sicherheit investiert, der Wohlstand der Bevölkerung hingegen stark vernachlässigt.[125] Albanien befindet sich heute in einemTransformationsprozess von der ehemaligenZentralverwaltungswirtschaft in eineMarktwirtschaft mit offenem Außenhandel. Viele staatliche Unternehmen wurdenprivatisiert und es kam zu schweren Krisen in den 1990er-Jahren. In den 2000er-Jahren verbesserte sich die Lage, dieInflation verlief stabil und die Rahmenbedingungen haben sich verbessert. Die Arbeitslosenquote sank, während das Bruttoinlandsprodukt und die Gehälter stiegen, die Infrastruktur wurde verbessert. DerIndex für menschliche Entwicklung zählt Albanien 2024 im weltweiten Vergleich zu den hoch entwickelten Staaten, der zweithöchsten von vier Kategorien der Entwicklung.[4][126] Insbesondere der wachsendeTourismus-Sektor bringt hohe Einnahmen, beschädigt jedoch auch die Umwelt.[125] Weitere Wachstumsbranche ist der Bausektor.[6] Bis ins Jahr 2008 ist das Bruttoinlandsprodukt mit zum Teil weit über 5 % (real) rasant angestiegen.[127] Zu Beginn derFinanzkrise ab 2007 verzeichnete Albanien im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ländern noch ein Wirtschaftswachstum.
Die Anzahl der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, ist in den 2000ern gesunken. Laut der Weltbank leben aber weiterhin 20 % der Menschen in Armut, die höchste Armutsrate der Region. Viele Menschen sind emigriert, Rücküberweisungen von Emigranten machten 2024 fast zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.[5] 2008 wurde eineFlat-Tax-Rate von 10 % eingeführt, eine der niedrigsten in Europa. Albanien zieht als Niedriglohnland einfache verarbeitende Industrie insbesondere im Textilbereich und Dienstleistungen wie Callcenter, die ausländische Kunden bedienen, an. DieGewerkschaften haben wenig Einfluss. Industriepolitische Ansätze, die albanische Wirtschaft auf eine höhere Wertschöpfungsstufe zu heben, gibt es kaum.[6] Die Energiekrise hat die Produktionsausfälle zur Folge. 2013 sank das Wachstum Albaniens auf 1,1 %, im Jahr 2014 betrug das Wirtschaftswachstum knapp 2 %, für 2015 wird das Wachstum mit 2,7 % angegeben. Die Inflation betrug 2015 ca. 1,8 %.[128] DieArbeitslosenquote lag 2014 offiziell bei 17,9 %.
BIP pro Kopf seit 1913 laut den Schätzungen aus dem Maddison Project
Eines der größeren Probleme des Landes ist die schwache Infrastruktur. Der Durchschnittslohn (im staatlichen Sektor) lag im selben Jahr bei 379 Euro. Albanien war 2017 weiterhin einer der ärmsten Staaten Europas.[129] Es gibt eine hohe Ungleichheit und geringe Bereitstellung öffentlicher Güter.[6] Die Hauptverbindungsachsen wurden zwar erneuert und ausgebaut, doch der Großteil der Transportwege in ländlichen Gebieten (insbesondere die Gebiete im Osten Albaniens) ist noch immer sehr schlecht. Die Wasserversorgung ist dort oft auf wenige Stunden pro Tag beschränkt, und auch Stromausfälle kommen gelegentlich vor. Wegen dieser wirtschaftlichen Probleme auf dem Land haben viele ihre Dörfer verlassen und sind entweder in eine Stadt umgezogen (Urbanisierung) oder ins Ausland ausgewandert.
Die Ausfuhren beliefen sich 2011 auf 1,954 Mrd.US-Dollar und die Einfuhren auf 5,076 Mrd. US-Dollar. Dies ergab einHandelsdefizit von 3,122 Mrd. US-Dollar (24,3 % des BIP).
Wichtige Export-Handelspartner im Jahre 2010 warenItalien (48,8 %), dieVolksrepublik China (8,4 %),Türkei (6,7 %),Griechenland (5,6 %),Spanien (5,4 %) undIndien (4,9 %). Importiert wurden 2010 vor allem Waren aus Italien (34,8 %), Griechenland (12,9 %), China (6,2 %), der Türkei (6,0 %) undDeutschland (4,6 %). Exportiert werden verarbeitete Nahrungsmittel,Chrom, Textilien, Rohöl,Asphalt und Baumwolle. Die importierten Waren sind vor allem Nahrungsmittel, Maschinen, Chemikalien, Textilien und andere Verbrauchsgüter.[1]
2000-Lek-Banknote mit dem illyrischen KönigGenthios als Motiv
Finanzwesen
Die ZentralbankBanka e Shqipërisë ist für dieGeldpolitik zuständig, emittiert die LandeswährungLek und übt dieBankenaufsicht aus. Die ehemalige staatliche BankBanka e Kursimeve wurde im Jahr 2004 von der österreichischenRaiffeisen International erworben und alsRaiffeisen Bank Albania zum führenden Finanzdienstleister des Landes entwickelt. Gewisse Finanzdienstleistungen werden auch vom staatlichen PostunternehmenPosta Shqiptare erbracht. DieWertpapierbörse des Landes, dieTirana Stock Exchange wurde 1996 ins Leben gerufen, ist aber seit 2014 geschlossen und nicht funktional.
Nach der Abschaltung desbulgarischenKernkraftwerks Kosloduj im Dezember 2006 verschärfte sich die bereits prekäre Energieversorgung im Land stark: Albanien, das Strom zu 97 % aus Wasserkraft erzeugt,[1] war wie viele Nachbarländer auf Importe aus Bulgarien angewiesen, insbesondere da wegen fehlender Niederschläge über Jahre nur wenig Strom aus Wasserkraft produziert werden konnte. Regelmäßige, langandauernde Stromausfälle in den Folgejahren brachten große wirtschaftliche Schäden mit sich.
Vor allem durch den Ausbau der Wasserkraft hat sich die Lage markant gebessert. Die meisten großen Wasserkraftwerke amDrin undMat wurden mit Schweizer und österreichischer Hilfe erneuert. Auch die Stromnetze wurden saniert und ausgebaut. Neue Staudämme sind an mehreren Orten in Planung oder im Bau. AmDevoll im Süden Albaniens bauteDevoll Hydropower in den 2010er Jahren zwei große neue Wasserkraftwerke, die die Stromproduktion im Land deutlich erhöhten.[130][131][132] Von den über 300 Staudammprojekten sind aber viele stark umstritten,[133] so die Verbauung derVjosa.
Das Land verfügt über zahlreiche Rohstoffe.Chrom ist eines der wichtigsten Rohstoffgüter Albaniens. Daneben gibt es größere Vorkommen anNickel,Kupfer,Kohle,Gips,Kalkstein,Torf,Basalt,Sandstein undLehm. Aus verschiedenen Gründen werden aber viele Rohstoffe kaum gefördert.[134][135]
Albanien verfügt außerdem über kaum erschlossene Gas- und Erdölvorkommen. Man schätzt ein Gasvorkommen von 3,014 Mrd. m³ und ein Ölvorkommen von 2,987 Mrd.Barrel.
Landwirtschaft
Ziegenherde in der OrtschaftVuno an der Albanischen Riviera
Als traditionellesAgrarland ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Sektoren Albaniens. Fast 7000 km², rund ein Viertel der Gesamtfläche, sind landwirtschaftlich nutzbar.[136] Das Klima ist grundsätzlich für alle Arten von Landwirtschaft und Viehzucht geeignet, die Qualität der Böden variiert stark nach Region und Lage. Es dominiert die Viehhaltung. Beim Ackerbau wird rund die Hälfte der Produkte als Viehfutter verwendet.[137]
Mit 21,4 % tragen landwirtschaftliche Aktivitäten wesentlich zum BIP bei. 2010 waren 55 % der berufstätigen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Allerdings betreibt der Großteil nurSubsistenzwirtschaft. Die Produktivität in der Landwirtschaft ist nach wie vor gering. Hauptprobleme sind der Mangel an Kapital für Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie in die Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit, unzureichende Bewässerungssysteme, veraltete Produktionsmethoden und der fehlende Zugang zu Märkten.[137] Die starke Zerstückelung der Anbauflächen und ungeklärte Eigentumsverhältnisse stellen weitere strukturelle Probleme dar, die die Entwicklung der albanischen Landwirtschaft noch auf längere Zeit hinaus hemmen werden. Die Landwirtschaftsbetriebe haben eine durchschnittliche Größe von lediglich 1,05 Hektar (2011).[136] Außerdem sind die Besitzverhältnisse nach wie vor oft ungeklärt. Trotz eines radikalen Dekollektivierungsgesetzes aus dem Jahr 1991, das die Verteilung der landwirtschaftlich genutzten Fläche an die Bauern der Betriebe vorsah ohne Berücksichtigung der vormaligen Besitzverhältnisse, fehlen oftmals die formalen Grundstückeigentumspapiere.[138]
Albanien exportierte 2011 Agrargüter im Umfang von lediglich € 86 Millionen, mehrheitlich Fisch, Heilkräuter und Leder. Im selben Zeitraum mussten aber landwirtschaftliche Produkte im Wert von € 607 Millionen importiert werden.[136] Nischenmärkte wie der Export von Gewürzen und Heilpflanzen bieten noch weiter viel Potential, obschon Albanien bereits zu den größten Exporteuren vonSalbei,Rosmarin,Gelber Enzian und weiterer Heilpflanzen zählt.[139]
Unberührte Natur und abwechslungsreiche Landschaften (Ökosystemvielfalt) charakterisieren große Teile Albaniens. Es beherbergt einzigartige Arten anFauna undFlora, was Albanien bezogen auf seine Größe zu einem der artenreichsten Länder Europas macht (Endemie). Mit seiner vielfältigen Kultur sowie dem mediterranen Klima besitzt Albanien weitere Voraussetzungen für die Entwicklung unterschiedlicher Arten von Tourismus.
Die Zahl der Touristen steigt von Jahr zu Jahr. 2004 wurden 588.000 Übernachtungen registriert. Rund drei Viertel der Touristen stammen aus dem Inland; Gäste aus dem Ausland kamen vorwiegend aus den Nachbarländern. Im Jahre 2016 besuchten bereits 4,07 Mio. ausländische Personen das Land. Der Großteil der Touristen kommt noch immer aus den NachbarländernKosovo,Nordmazedonien,Montenegro,Griechenland undItalien. Die Einnahmen aus demFremdenverkehr stiegen von 2002 auf 2004 von 480 auf 740 MillionenUSD. 2016 beliefen sie sich auf ca. 1,69 Milliarden US-Dollar. Der Beitrag des Tourismussektors zumBIP betrug 2005 4,7 % und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3 % an. 11 % der erwerbstätigen Bevölkerung arbeiteten 2005 im Tourismus, das sind rund 165.000 Personen.[140] Albanien verzeichnete im Jahr 2021 insgesamt 5,52 Millionen Touristen.[141]
Während in der Vergangenheit vor allem in die Errichtung und den Ausbau von Unterkünften und in die Gastronomie investiert wurde, fehlt es insbesondere im Bereich Infrastruktur an wichtigen Investitionen. Um in Zukunft vermehrt zahlungskräftige Touristen aus dem Ausland anziehen zu können, sind vor allem verstärkte Investitionen in die kommunale Infrastruktur, das Verkehrsnetz und den Umweltschutz sowie Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Dienstleistungen sowie die Verbesserung der Ausbildung unabdingbar.[142] In den Jahren 2020 bis 2024 wurden einige Schritte in diese Richtung unternommen mit dem Beginn des Baus desneuen Flughafens in Vlora und zwei neuen Yachthäfen, einer inDurrës[143] und einer inVlora.[144][145]
Für Touristen gilt Albanien als ein sicheres Land, in dem dieGastfreundschaft überall anzutreffen ist.[146][147]
Staatshaushalt
DerStaatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 3,55 Mrd.US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 3,20 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,8 % desBIP.[1]
Die Staatsverschuldung betrug 2016 71,5 % des BIP.[148]
2020 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in %) folgender Bereiche[149]
Albanien hat heute mit großen strukturellen Problemen zu kämpfen, die der Wirtschaft oft im Weg stehen. Zu den größten zählen die Armut, die schwache Infrastruktur, die weit verbreitete Korruption, das auf den sogenanntenKanun zurückgehende Sozialproblem derBlutrache,[150] Geldwäsche,[151] Vetternwirtschaft, Ämterkauf und ähnliche.
Albanien gilt bei westlichen Sicherheitsbehörden als größterMarihuanalieferant für Europa. Für 2018 gehen Schätzungen von Umsätzen allein aus dem Marihuanahandel albanischer Banden von vier Milliarden US-Dollar aus, was etwa der Hälfte des Bruttoinlandproduktes entspricht. Albanien ist weltweit siebtgrößter Cannabisproduzent.[152] Hinzu kommt die Rolle als bedeutende Drehscheibe für den internationalenHeroin- undKokainschmuggel.[119] Albanien wird auch als „Europas Kolumbien“ bezeichnet.[153][154]
Seit dem Kandidatenstatus verbessert sich jedoch die Lage in Albanien stetig. Die Forderungen derEU in puncto Justizreform und Bekämpfung von Korruption und Organisierter Kriminalität haben sich positiv bemerkbar gemacht.[155] Deutsche und albanische Behörden arbeiten intensiv miteinander im Kampf gegen die Mafia, sodass es in beiden Ländern Verbindungsbeamte gibt.[156]
Die Verkehrsgeographie Albaniens ist vor allem durch dasRelief des Landes bestimmt. Die Straßen folgen im Wesentlichen denFlusstälern, haben aber an verschiedenen Stellen auch hohePässe zu überwinden. Die überragende Bedeutung der Hauptstadt spiegelt sich auch im Straßennetz wider. Fast alle Nationalstraßen führen nach Tirana.
Die ersten modernen Straßen wurden von 1939 bis 1942 von den italienischen Besatzern gebaut. Dazu gehört zum Beispiel die Strecke Tirana–Elbasan. Unter der kommunistischen Herrschaft ist das Straßenverkehrsnetz kaum entwickelt worden. Allerdings wurde auch der Bedarf künstlich niedrig gehalten, dennKraftfahrzeuge in Privatbesitz waren bis 1990 nicht gestattet, und die schwacheÖkonomie des Landes benötigte ebenfalls nur relativ geringe Transportkapazitäten. Die Straßenverhältnisse sind vor allem in ruralen Gegenden immer noch schlecht. Mit Mitteln desBalkan-Stabilitätspakts und anderer Geldgeber konnten alle wichtigen Fernstraßen saniert werden. Die ersteAutobahn Albaniens, dieSH 2 (Tirana–Durrës), wurde, obwohl erst im Jahr 2000 fertiggestellt, kurz vor Tirana bereits auf vier Spuren pro Fahrtrichtung ausgebaut. Der Bau eines Autobahnkilometers kostete mehr als in Deutschland. Die gesetzlich vorgegebene Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen liegt bei 120 km/h. Seit dem Herbst 2007 existiert eine weitere Autobahnverbindung als Teil derSH 4 vonRrogozhina überLushnja bis nachFier.
Nachdem derPaneuropäische Verkehrskorridor VIII, die West-Ost-Verbindung von Durrës, dem größten Hafen des Landes, zur mazedonischen Grenze, sowie fast alle Strecken der Nord-Süd-Verbindung von Montenegro nach Griechenland gut ausgebaut worden waren, legte die Regierung die Priorität auf dieAutobahn 1 zwischen Durrës undPristina (GrenzübergangMorina). Zwischen Herbst 2006 und 2010 wurde am Verbindungskorridor in den Kosovo gebaut, 2009 eröffnet. Diese Autobahn verläuft durch das gebirgige Nordalbanien. Aufgrund dieser Topographie weist sie eine große Zahl von Kunstbauten auf. DerKalimash-Tunnel mit 5,65 Kilometer ist das Kernstück dieser Strecke. Bei der Autobahn handelt es sich um das größte und teuerste Infrastrukturprojekt Albaniens.[157] DerLlogara-Tunnel (5992 Meter) ist der längste des Landes.
Alle albanischen Eisenbahnlinien wurden nach demZweiten Weltkrieg gebaut, oft in „Freiwilligen-Einsätzen“ der Bevölkerung und Studenten. DieBahngesellschaftHekurudha Shqiptare betrieb 2016 nur noch die LinienDurrës–Kashar, Durrës–Elbasan–Librazhd, Durrës–Shkodra und Durrës–Fier. Nur für den Güterverkehr wiedereröffnet war dieStrecke von Shkodra nach Podgorica im benachbartenMontenegro. Man beabsichtigt, mit Finanzierung derEBRD dieStrecke von Durrës nach Tirana mit einem neuen Anschluss zum Flughafen wieder in Betrieb zu nehmen; 2021 haben die Bauarbeiten begonnen.[158] Das Schienennetz hatte im Jahr 2013 eine Gesamtlänge von 346 Kilometern, 101 Kilometer weniger als in der Mitte der 1990er Jahre.[159] Bei den transportierten Gütern beläuft sich der Rückgang in diesem Zeitraum auf 75 % und lag 2013 bei 151.000 Tonnen. Die Passagierzahl ist in 20 Jahren um über 90 % zurückgegangen auf 329.000 Personen im Jahr 2013.[160] 2016 musste der Betrieb wiederholt eingestellt werden.
DerHafen Durrës an der Adria ist der wichtigste albanische Hafen. Weitere kleinere Häfen gibt es inShëngjin,Vlora undSaranda. Von Durrës oder Vlora bestehen regelmäßige Fährverbindungen nachBrindisi,Bari,Ancona,Triest undVenedig in Italien. Das südalbanische Saranda ist vonKorfu mit der Fähre zu erreichen. Die albanischen Häfen wurden erneuert und ausgebaut. In Vlora und nördlich von Durrës wurdenErdgas- (LPG) undErdöl-Terminals errichtet.
Tiranas Flughafen ist der meistgenutzteFlughafen Albaniens, benannt nachMutter Teresa. Er liegt 17 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt. Der Flughafen verzeichnete 2.947.172 Passagiere, 2249 Tonnen Luftfracht und 25.426 Flugbewegungen (2018). Er bietet auch über 1000 Beschäftigten eine Arbeit. 2007 konnte der damalige Betreiber, ein deutsch-amerikanisches Konsortium, neue Terminals für Passagiere und Fracht in Betrieb nehmen, die später erweitert wurden.
2021 ging derFlughafen Kukës mit wenigen Flügen pro Woche in Betrieb. Er wird zurzeit nicht ganzjährig angeflogen.[161] DerFlughafen Vlora befindet sich im Bau.
Albanien verfügt zurzeit noch über die FluggesellschaftAir Albania (staatliche Beteiligung, seit 2019 im Aufbau). Zwischen 2016 und 2024 operierte auch dieBilligfluggesellschaftAlbawings, die jedoch aufgrund zu starker Konkurrenz wieder eingestellt werden musste. Fluggesellschaften aus diversen europäischen Ländern haben Tirana als Ziel.
Mitte der 1920er Jahre wurde in Albanien ein Inlandflugdienst aufgebaut, da es kein gutes Verkehrsnetz am Boden gab. Zwischenzeitlich wurden ab demFlugplatz Lapraka am Stadtrand von Tirana acht albanische Städte angeflogen. Tirana war auch mit ausländischen Städten verbunden. Transportiert wurde neben Passagieren vor allem auch Post.[162]
Albanien hat eine facettenreicheKultur vorzuweisen, die seit der Unabhängigkeit von dem Osmanenreich 1912 eine weit umfassende Entwicklung durchlief. Sie konnte über die Jahrhunderte in verhältnismäßiger Abgeschiedenheit im Großen und Ganzen ihre Eigenständigkeit bewahren. Dennoch blieb sie in der westlichen Welt auch vielen Völkerkundlern undAnthropologen, die sich auf Südosteuropa spezialisiert hatten, weitgehend unbekannt.
Die Albaner in Albanien, Kosovo, Nordmazedonien, Serbien und Montenegro haben eine gemeinsame Kultur, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs einen rasanten Entwicklungsschub erfuhr und mit dem BegriffAlbanosphäre als gemeinsamerKulturraum erfasst wird. Entgegen dieser Wandlung bleiben kulturelle Differenzen zwischen den Albanern aus diesen Staaten. Zum Beispiel istinterreligiöses Heiraten in dem Kosovo nach wie vor eher selten, doch in Albanien ist es durch das jahrzehntelange Religionsverbot der Kommunisten gang und gäbe geworden. Und während in Albanien und Kosovo Literatur, Kunst, Sport, Film und Musik ziemlich fortgeschritten sind, stecken sie in Nordmazedonien, Serbien und Montenegro durch das (frühere) Fehlen von städtischen Zentren und einer ausgeprägten Bürgergesellschaft eher in der Frühphase.
Insbesondere unter der kommunistischen Regierung wurde die Volkskultur gepflegt und gefördert, aber auch für ideologische Zwecke eingesetzt.[52] Folklore-Feste finden im ganzen Land regelmäßig statt. DasNationale Folklorefestival wird alle fünf Jahre inGjirokastra ausgetragen. Dazu kommen jährliche nationale Festivals fürRhapsoden inLezha, fürPolyphonie inVlora, fürSaz und Volksorchester inKorça, fürstädtische Lieder inElbasan und für Volkstänze inLushnja. Alle diese Festivals werden vom Qendra Kombëtare e Veprimtarive Folklorike(Nationales Zentrum für Folklore-Aktivitäten) organisiert.[163][164]
Traditionelle albanische Volksmusik gehört noch heute zu jedemHochzeitsfest,Volksfest und zu jedem Stelldichein. Die musikalische Tradition ist reich und variiert ziemlich stark von Region zu Region.
Wie bei der Sprache gibt es auch bei der Volksmusik eine Trennung: Im Süden istiso-polyphone Musik typisch. Bezeichnend für den Norden sindhomophone Musik mitepischen Liedern,Lauten-Musik undAusrufs-Lieder (këngë thirrje), die zur Übermittlung von Nachrichten in den Bergen dienten.[165]
In der albanischen Volksmusik gibt es eine Vielzahl eigener Instrumente. Dazu zählen zum Beispiel dieLahuta, eine einsaitige Schalenhalslaute, sowie verschiedene Langhalslauten wie die zweisaitigeÇiftelia, die dreisaitigeSharki und dieSaze mit zehn Saiten. Wichtig sind auch Flöten (Fyell) und Blasinstrumente wie die KegeloboeSurle (ähnlich derZurna) oder der albanischeDudelsackGajde, eine Variante der thrakischenGaida. Fehlen dürfen auch verschiedene Rhythmusgeber wieTamburin (Dajre) und Trommeln in vielen verschiedenen Materialien und Größen nicht.[166]
Gesang ist in der albanischen Volksmusik sehr bedeutend. Bei epischen Liedern, die Geschichte und Wertvorstellungen darstellen, begleitet sich der Sänger oft selber auf der Lahuta oder einer Laute.[166] Im Süden sind die iso-polyphonen Gesänge derTosken, die im Jahr 2005 von derUNESCO ins Welterbe derMeisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen wurden, besonders populär. Das Land hat eine reiche Tradition an städtischer Musik, wo sich auch diverse Orchester und Kapellen bildeten: ausShkodraJahres-Lieder, ausElbasan undKorçaSerenaden-Lieder sowie ausVlora,Përmet,Leskovik undDelvina Saze-Lieder.
Albanien hat auch eine reiche Tradition an Tänzen mit abwechslungsreichen Kostümen und Choreographien. Es gibtepische undlyrische Tänze, bei denen die Tänzer auch singen. Es gibt viele Formen von Reihentänzen, Einertanz und kleinen Gruppen, am bedeutendsten sind hingegen die Rundtänze, bei denen eine beliebige Zahl Tänzer verschiedene Kreise in verschiedenen Variationen bilden.[166]
Die Volkstrachten waren bis in die 1950er Jahre auch im Alltag verbreitet. Früher zeigten sie oft den Reichtum oder den gesellschaftlichen Status eines Menschen. Heutzutage werden die Trachten in den zahlreichen Kultur-Ensembles gepflegt. Vor allem in ländlichen Gebieten aber trifft man sie noch zu Hochzeiten und anderen familiären Anlässen.
Kulturräumliche Gliederung
Albanien wird kulturell oft in drei Großregionen gegliedert, die sich weiter in kleinere Kulturräume unterteilen.[168] Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal dieser drei Großregionen ist der Dialekt bzw. die Dialektgruppe. Nordalbanien (Shqipëria e Veriut) umfasst grob dieQarqe vonShkodra,Kukës,Lezha undDibra. In diesem Gebiet werdengegische Dialekte gesprochen, die denjenigen in Kosovo und Nordmazedonien ähnlich sind. DerKanun des Lekë Dukagjini war das traditionelle Gewohnheitsrecht der gegischen Albaner während der osmanischen Zeit und auch darüber hinaus.
Südalbanien (Shqipëria e Jugut) liegt etwa in den heutigen Qarqe vonFier,Berat,Korça,Gjirokastra undVlora. Hier sindtoskische Dialekte verbreitet, an denen auch die albanische Standardsprache bei ihrer Entstehung orientiert war. Der Süden ist im Allgemeinen für seine Musik berühmt; der dortige Gesangsstil wurde gar alsUNESCO-Kulturerbe klassifiziert.
Mittelalbanien (Shqipëria e Mesme) ist eine Übergangszone zwischen diesen beiden Regionen. Sie umfasst traditionell den Flusslauf desShkumbin und die Ebenen und das Hügelland nördlich davon. Dies sind heute die Qarqe vonDurrës,Tirana undElbasan. Die Dialekte variieren hier stärker von Gegend zu Gegend, als dies im Norden und Süden der Fall ist. Im Süden Mittelalbaniens überwiegen toskische, im Norden gegische Elemente. Sprachlich gesehen verläuft deshalb etwa am Shkumbin die Dialektgrenze zwischen derGegëria im Norden und derToskëria im Süden. Ein weiteres Merkmal Mittelalbaniens, das es von den anderen zwei Regionen unterscheidet, ist seine Volksmusik, die von den Klängen der Klarinette, derDaira und des Akkordeons geprägt ist.
Architektur
DieArchitektur in Albanien ist wie die Kultur ziemlich kontrastreich. Dort, wo historische Stadtkerne bewahrt werden konnten, kann man architektonische Leistungen vor allem aus osmanischer und venezianischer Zeit betrachten. So wurden die südalbanischen StädteBerat (Stadt der Tausend Fenster genannt) undGjirokastra wegen ihrer architektonischen Besonderheit aus der osmanischen Epoche zumUNESCO-Weltkulturerbe ernannt.[169] Auch in Tirana undElbasan finden sich ganze Straßen mit solchem Architekturstil. Gute Beispiele des ottomanischen Baustils sind unter anderem dasHistorische Museum von Shkodra und dasHotel Tradita ebenda. Andere Städte wiederum erhielten durch verschiedene kulturelle oder wirtschaftliche Einflüsse ihr heutiges – für Albanien – einzigartiges Aussehen. Da sind vor allemKorça (Kaufmanns-Wohnhäuser im Stil derGründerzeit, aber auch imJugendstil),Shkodra,Vlora,Saranda undDurrës (italienische Architektur) zu nennen. Sehr archaische Formen der Architektur finden sich vor allem in den bergigen Regionen. Einige Überbleibsel der mittelalterlichen Bauweise finden sich z. Bsp. in derBurg von Petrela.
Heute ist die Architektur durch zahlreichePlattenbauten aus der sozialistischen Zeit (1944 bis 1990) geprägt, die Teil der Pläne der diktatorischen Regierung vonEnver Hoxha waren, welche ein einheitliches Aussehen für jede Ortschaft wollten.
Einen ganz eigenen Weg hat die moderne Architektur eingeschlagen: Nachdem der Künstler und damalige Bürgermeister von Tirana,Edi Rama (später Ministerpräsident), im Jahr 2000 damit begonnen hatte, triste Gebäude im Stadtzentrum farbig zu streichen, wurden Häuser im ganzen Land farbenfroh bemalt. Insbesondere die Stadtbilder der größeren Orte werden durch viel Farbe und verspielte Architektur aufgelockert.
Zu den bekanntesten Bauwerken der modernen Architektur Albaniens zählen dasABA Business Center, dasETC European Trade Center, dieTwin Towers und derTID Tower, allesamt in der Hauptstadt Tirana.
Herausragendes Beispiel früher albanischer Kunst ist der im 16. Jahrhundert in Südalbanien tätigeIkonenmalerOnufri.Kolë Idromeno gilt als erster Albaner, der sich säkularer, realistischer Malerei widmete.
Film
Albanische Filmproduktion gibt es seit dem Jahr 1952, als mit russischen Regisseuren der erste Kinofilm gedreht wurde. Es handelt sich dabei um einen Film über den NationalheldenSkanderbeg, sein Leben und dem Krieg gegen dieOsmanen. Produziert wurden die Filme vom 1991 aufgelöstenKinostudio „Shqipëria e Re“(Neues Albanien) in Tirana. Dieses Studio produzierte bis zu 14 Filme pro Jahr. Heute gibt es zahlreiche kleine Produktionsfirmen.[170] Seit 2003 findet jährlich dasTirana International Film Festival statt.
Populäre Musik
Zahlreiche Festivals und Fernsehsendungen widmen sich aktueller Musik, so das in Tirana stattfindende MusikfestivalFestivali i Këngës, das seit 1961 jedes Jahr organisiert wird und seit 2003 den albanischen Vorentscheid zumEurovision Song Contest darstellt.
Ismail Kadare ist wohl der bekannteste albanische Schriftsteller. (2002)
Zu den bedeutendsten Dichtern der albanischen Literatur des 19. Jahrhunderts gehören nebenGjergj Fishta (1871–1940) unter anderemNaim Frashëri (1846–1900) undGirolamo de Rada (1814–1903). Die bekanntesten Vertreter der neuerenProsa sindFan Noli (1882–1965),Mimoza Ahmeti (* 1963) undAnila Wilms (* 1971). Namhafte Autoren des albanischen sozialistischen Realismus und der zeitgenössischen Literatur sind unter anderemSterjo Spasse (1914–1989),Dritëro Agolli (1931–2017) und der auch international bekannteIsmail Kadare (1936–2024).
Neben dem staatlichenRadio Televizioni Shqiptar gibt es weitere, private Sender wieAlbanian Screen Radio Television,Top Channel undTV Klan. Wie die staatlichen Medien sind auch viele private Sender und Publikationen politisch nicht unabhängig. Seit 2004 sendet derBezahlfernsehen-KonzernDigitalb viele albanische und internationale Kanäle durch den SatellitenEutelsat, aber auch durch nationalen Funk aus. Die Reichweite der elektronischen Medien ist viel größer als die der meisten Zeitungen und Zeitschriften, von denen viele mit sehr kleinen Auflagezahlen und schwieriger Distribution zu kämpfen haben. Mit einer Gesamtzirkulation von 95.100 aller zwölf im Jahre 2001 in Albanien erscheinenden Tageszeitungen hat das Land eine der niedrigsten Zeitungsleserraten Europas.[171] Die meistgelesenen Zeitungen Albaniens sindShqip undShekulli.
Albanien nahm erstmals im Jahr1972 in München an denOlympischen Sommerspielen teil. Die Regierung entschied sich gegen eine Teilnahme an den nächsten vier Austragungen, zwei davon aufgrund des Boykotts (1980 und 1984). Albanien kehrte für dieSpiele von 1992 in Barcelona zurück. Albanische Sportler nehmen seitdem meist an Wettbewerben wie Schwimmen, Leichtathletik, Gewichtheben, Schießen und Ringen teil. 2006 zählte zum ersten Mal ein albanischer Sportler zu den Teilnehmern an denOlympischen Winterspielen. Die größten Erfolge für Albanien bei den Olympischen Spielen erzielten der GewichtheberIlirjan Suli, der inSydney 2000 im Mittelgewicht den fünften Platz errang, undBriken Calja, der2016 im Leichtgewicht Fünfter und2021 in Tokio Vierter wurde – nur ein Kilogramm fehlte ihm zur ersten Medaille für Albanien.[173] NebenBosnien und Herzegowina,Malta undMonaco ist Albanien das einzige europäische Land ohne olympische Medaille.
Bei denMittelmeerspielen trat Albanien erstmals 1987 an. Seitdem gewann man 49 Medaillen: 11 Goldmedaillen, 19 Silbermedaillen und 19 Bronzemedaillen. Die erfolgreichsten Spiele stellten die Mittelmeerspiele 1987 in Syrien dar, als Albaniens Frauen Gold im Volleyball sowie Basketball gewannen. Im Sportschießen gewann Kristi Robo die Goldmedaille. Albanien beendete die Spiele auf Platz 11.[174]
Der beliebtesteSport im Land ist derFußball. In derKategoria Superiore spielen zwölf Mannschaften um den Landesmeistertitel. Die bisher meisten Meisterschaften gewann der HauptstadtclubKF Tirana.FK Partizani Tirana gewann 1970 denBalkanpokal im Finale gegenBeroe Stara Sagora nach Hin- und Rückspiel. Auf europäischer Ebene erzielte der KF Tirana in den 1980er Jahren – damals als 17. Nëntori Tirana – einige Erfolge. ImEuropapokal der Landesmeister 1982/83 qualifizierten sich die Albaner erstmals fürs Achtelfinale dank eines Siegs überLinfield FC. Des Weiteren erreichte man das Achtelfinale1988/89 sowie letztmals1989/90, als man gegen denFC Bayern München ausschied.KS Flamurtari Vlora erreichte imUEFA-Pokal 1987/88 das Achtelfinale, wo man gegen denFC Barcelona trotz eines Sieges im Rückspiel ausschied. Man besiegte zuvor denFC Erzgebirge Aue sowieFK Partizan Belgrad.KF Skënderbeu Korça qualifizierte sich als erste albanische Mannschaft für die Playoffs: In derUEFA Champions League 2015/16 scheiterte die Mannschaft gegenDinamo Zagreb.[175] Darauf nahm der Club an derUEFA Europa League teil. Auch2017/18 gelang die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Zu den größten Erfolgen deralbanischen Fußballnationalmannschaft gehören der Sieg beimBalkan-Cup 1946, als auch die Teilnahme an derQualifikation zurFußball-Europameisterschaft 1964, wo man im Achtelfinale an Dänemark, trotz eines Rückspielsieges mit 1:0 scheiterte. Das bislang einzige Mal, dass Albanien in der Runde der besten 16 Mannschaften in Europa teilnahm.[176] Sowie die Teilnahme an derFußball-Europameisterschaft 2016.[177] Albanien verlor seine ersten beiden Spiele gegen die Schweiz und Frankreich mit 0-1 bzw. 0-2 denkbar knapp. Trotz eines Sieges gegen Rumänien schied Albanien somit in der Gruppenphase aus.[178] DieU-21-Nationalmannschaft erreichte das Viertelfinale derU-21-Fußball-Europameisterschaft 1984 – der größte Erfolg in der Fußballgeschichte Albaniens. Das Team besiegte zuvor die Bundesrepublik Deutschland, Österreich und die Türkei in der Qualifikation.[179] Im Viertelfinale verloren die Albaner beide Spiele gegen Italien und schieden aus. Zuvor gewann die U21 von Albanien zwei Mal den Balkan-U21-Pokal im Finale 1978 gegen Rumänien sowie 1981 gegen Bulgarien.[180]
Die Männer vonKS Dinamo Tirana erreichten das Finale derVolleyball Champions League 1971/72 in Brüssel. Man bezwang im AchtelfinalePanathinaikos Athen nach Hin- und Rückspiel. Im Halbfinale besiegten die AlbanerCSKA Sofia aus Bulgarien und Rebels Lier aus Belgien. Am Ende wurden die Albaner Vierte. KS Dinamo Tirana erreichte in der Volleyball Champions League 1973/74 das Halbfinale. Man bezwang im Achtelfinale IETT Istanbul sowie im Viertelfinale Ruini Firenze aus Italien. Die Albaner traten dann im Halbfinale aus politischen Gründen nicht an und schieden somit aus.[188]
Gewichtheben ist der erfolgreichste Individualsport in Albanien. Bis 2022 gewannen Albaner bei denEuropameisterschaften im Gewichtheben 33 Medaillen: darunter neun Goldmedaillen, zwölf Silbermedaillen und zwölf Bronzemedaillen. Bei denWeltmeisterschaften im Gewichtheben 2021 gewann Albanien erstmalig eine Medaille: Birken Calja errang Silber.[189] Auch bei den Mittelmeerspielen waren albanische Gewichtheber die erfolgreichsten Sportler. Sie gewannen 26 Medaillen, darunter fünf Goldmedaillen, elf Silbermedaillen und zehn Bronzemedaillen.[190]
2013 wurden mit denEuropameisterschaften im Gewichtheben erstmals bedeutende internationale Wettkämpfe in Tirana ausgetragen. 2022 fanden erneut dieEuropameisterschaften im Gewichtheben in Tirana statt. Das internationale StraßenradrennenTour of Albania wird seit 1925 ausgetragen, 2018 zum 75. Mal. DerGiro d’Italia 2025 wird in Albanien starten mit einer Etappe von Durrës nach Tirana, einem Einzelzeitfahren in Tirana und einer weiteren Etappe in der Region Vlora und Albanische Riviera.
Bei Feiertagen, die auf einen Samstag oder Sonntag fallen, ist der darauffolgende Montag frei.
Siehe auch
Portal: Albanien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Albanien
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