Geographisch ist Alaska zudem der nördlichste, westlichste und – wenn man Ost und West als fest definierte Erdhälften betrachtet – auch der östlichste Bundesstaat, da dieAleuten-Inseln denAntimeridian (180°) überschreiten. Der Bundesstaat macht mit 1.717.854 km², von denen 1.481.346 km² auf Land entfallen, knapp 17,5 % der Gesamtfläche der USA aus. Damit umfasst der Staat mehr Gesamtfläche als die drei nächstkleineren BundesstaatenTexas,Kalifornien undMontana zusammen und ist die siebtgrößte subnationale Einheit der Welt. Mit rund 740.000 Einwohnern hat der Bundesstaat die drittniedrigste Bevölkerungszahl aller Bundesstaaten und die niedrigste Bevölkerungsdichte (0,41 Einwohner pro km²). Im Vergleich mit dem restlichen amerikanischen Norden hat Alaska aber mehr als viermal so viele Einwohner wie Nordkanada undGrönland zusammen.
Der Bundesstaat beherbergt die vier flächenmäßig größten Städte der Vereinigten Staaten, darunter die LandeshauptstadtJuneau. Die bevölkerungsreichste und bedeutendste Stadt des Bundesstaates istAnchorage, in dessen Ballungsraum mit rund 400.000 Einwohnern etwa die Hälfte der Alaskans lebt.
Die Ureinwohner leben bereits seit Tausenden von Jahren in Alaska, und es wird allgemein angenommen, dass die Region als Ausgangspunkt für die erste Besiedlung Nordamerikas über dieBering-Landbrücke diente. DasRussische Reich war die erste europäische Großmacht, die das Gebiet ab dem 18. Jahrhundert aktiv kolonisierte und schließlichRussisch-Amerika gründete, das sich über den größten Teil des heutigen Staates erstreckte und eine einheimischeAlaska-Kreolische Bevölkerung förderte und unterhielt. Die Kosten und logistischen Schwierigkeiten, die mit der Aufrechterhaltung dieses weit entfernten Besitzes verbunden waren, veranlassten den Verkauf an die USA im Jahr 1867 für 7,2 Millionen US-Dollar (entspricht 162 Millionen Dollar im Jahr 2024). Das Gebiet durchlief mehrere administrative Veränderungen, bevor es am 11. Mai 1912 alsTerritorium organisiert wurde. Am 3. Januar 1959 wurde es als 49. Bundesstaat der USA anerkannt.
Dank der reichhaltigen natürlichen Ressourcen hat Alaska – mit einer der kleinsten Volkswirtschaften unter den Bundesstaaten – eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen, wobei die kommerzielle Fischerei und die Förderung von Erdgas und Erdöl die Wirtschaft Alaskas dominieren. Eine finanzpolitische Besonderheit stellt hierbei derAlaska Permanent Fund dar. Auch die Stützpunkte derUS-Streitkräfte (siehe:United States Alaskan Command) und der Tourismus tragen zur Wirtschaft bei; mehr als die Hälfte des Staates befindet sich in Bundesbesitz und umfasst Nationalwälder, Nationalparks und Naturschutzgebiete. Alaska ist einer der unreligiösesten Bundesstaaten und einer der ersten, derMarihuana für den Freizeitgebrauch legalisiert hat. Der Anteil der indigenen Bevölkerung in Alaska ist mit über 15 Prozent nach Hawaii der zweithöchste aller US-Bundesstaaten. Dies und die abgeschiedene Lage mit ihren besonderen klimatischen Bedingungen ist auch der Grund für relativ große kulturelle Unterschiede zwischen Alaska und dem Rest der USA.
Alaska hat aufgrund seiner kaum beeinflusstenWildnisregionen den BeinamenLast Frontier („Letzte Grenze“ im Sinne von „letztes Grenzgebiet der Zivilisation“).
Größenvergleich zwischen Alaska und den „Lower 48“ (flächentreue Projektion, nicht maßstabsgetreu bezüglich der Form)
Alaska besteht aus drei landschaftlichen Großräumen: dieGebirgskette entlang der gesamten südlichen Pazifikküste, derYukon-Niederung mit ihrem Berg- und Hügelland sowie der Küstenebene („North Slope“) am Nordpolarmeer.
Der größteFluss bzw.Strom des Landes ist derYukon River, der in denkanadischenRocky Mountains entspringt, in Richtung Westen fließend die Mitte Alaskas durchschneidet und in dasBeringmeer mündet. Im Osten grenzt Alaska an das kanadische TerritoriumYukon.
Auf dem Gebiet Alaskas befinden sich tausende Seen, die größten davon (Becharof,Iliamna, Naknek und Ugashik) liegen auf derAlaska-Halbinsel bzw. am Übergang des Festlands zu dieser Halbinsel.
Im Südwesten von Alaska liegt die schmaleAlaska-Halbinsel, an die sich dieAleuten anschließen, sowohl auf der Halbinsel als auch auf der langgestrecktenInselkette befindet sich dieAleutenkette, die imMount Redoubt bis 3109 m hoch aufragt. Im nördlichen Mittelteil des US-Bundesstaats liegen die Berge derAlaskakette, zu der auch derDenali(Mount McKinley) gehört – mit 6190 m der höchste Berg dieser Kette und von ganzNordamerika. Imarktischen Norden erhebt sich dieBrookskette, die bis 2749 m hoch aufragt. Im Südosten ragen dieWrangell Mountains imMount Blackburn bis 4996 m, die Waxell-Barkley Ridge bis 3261 m und die anKanada grenzendenEliaskette mit dem in Alaska liegendenMount Saint Elias bis 5489 m hoch auf. Im äußersten Südosten liegt derAlaska Panhandle („Pfannengriff“), ein schmaler Streifen entlang des Pazifiks, westlich der kanadischen ProvinzBritish Columbia, dessen Orte größtenteils nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen sind. Dort liegt auch die HauptstadtJuneau. Die restlichen Gebiete Alaskas kennzeichnen teils sehr dicht bewaldete Hügelländer und zahlloseFjorde an der Küste.
Das Gebirgssystem entlang der Pazifikküste ist geologisch instabil,plattentektonische Vorgänge um diePazifische Platte machen die südöstliche Küste und die Aleuten zu einem Teil desPazifischen Feuerrings. Er ist vulkanisch aktiv und löst Erd- und Seebeben aus. Die Südseite ist stark vergletschert: DerMalaspina im Südosten Alaskas nahe der Küste am Golf von Alaska ist mit 4275 km² der größte außerpolare Gebirgsgletscher der Erde. An seiner dicksten Stelle weist der etwa 100 km lange und bis 65 km breite Gletscher eine Mächtigkeit von mehr als 600 m auf. Zum mittleren Teil des Bundesstaates gehören die Niederungen des Yukon und des Kuskokwim River. Die Küstenebene im Norden fällt von der Brookskette allmählich zum Nordpolarmeer ab.
AlsAlaskan Bush werden alle Teile des Staates bezeichnet, die nicht an das nordamerikanische Straßennetz angeschlossen sind oder vomAlaska Marine Highway erreicht werden können.Im Osten grenzt Alaska an das kanadische TerritoriumYukon, im Westen an das Beringmeer, im Norden an dasNordpolarmeer und im Süden an denGolf von Alaska, der ein Teil desPazifischen Ozeans ist.
Alaska ist nicht wie die anderen Bundesstaaten inCountys eingeteilt, sondern in 19Boroughs, die den Countys in den anderen Staaten, denLandkreisen inDeutschland und denBezirken inÖsterreich ähneln, sowie in den sogenanntenUnorganized Borough. Dieser Bezirk ist inCensus Areas (Volkszählungsgebiete) ohne öffentliche Verwaltung aufgeteilt. Deren Grenzen wurden nicht vom Staat Alaska, sondern von der US-Volkszählungsbehörde festgelegt. Im Jahr 1961 war das ganze Staatsgebiet von Alaska dem Unorganized Borough zugeordnet. Erst nach und nach bildeten sich im Wunsch nach kommunaler Selbstverwaltung die heute existierenden Boroughs heraus.[1]
Im Innern Alaskas herrscht einkontinentalesBorealklima, auf den Aleuten ein teilweisesubpolares Ozeanklima und im Westen und Norden einpolaresTundrenklima. Die Winter sind hier lang, dunkel und sehr kalt. Im kurzen Sommer kann es dann aber dafür recht warm werden, an der Nordküste steigen die Temperaturen dann über 0 °C. Sogar auf den Gipfeln der Berge nördlich der Rocky Mountains (bis 3000 m) schmilzt im Sommer ein Großteil des Schnees. Bis auf die Sommermonate fällt nur wenig Niederschlag (100–300 mm), meist in Form von Schnee. An der Süd- und Westküste ist es gemäßigter und regenreicher. Hier fallen auch im Winter die Temperaturen nur selten unter −10 °C, die Sommer sind nur mäßig warm. Dafür ist es aber sehr feucht, es gibt teilweise 300 Regentage pro Jahr. Im Süden Alaskas reichen die Gletscher teilweise bis zum Meer.
Der bisherigeHitzerekord Alaskas wurde am 27. Juni 1915 mit 37,8 °C inFort Yukon gemessen,[2] die Tiefsttemperatur betrug am 23. Januar 1971 −62 °C am Prospect Creek.[3]
Alaska gehört zu den Weltregionen, in denen sich dieGlobale Erwärmung stark bemerkbar macht. Nach Auswertungen durchBerkeley Earth stieg von 1970 bis 2005 die Durchschnittstemperatur in Alaska um etwa 2 °C.[4] Bedingt durch den Klimawandel hat die Anzahl anBrändenborealer Waldgebiete zugenommen und ein Ausmaß erreicht, das einer Studie zufolge in den vergangenen 10.000 Jahren nicht erreicht wurde.[5] Beispielsweise wurden 2019 in Alaska mehrere Waldbrände verzeichnet.[6]
Trotz der langen russischen Vergangenheit der Region ist der Anteil russischstämmiger Personen mit 1,1 % relativ niedrig. Ihr Erbe spiegelt sich heute hauptsächlich in zahlreichenToponymen und Flurnamen wider. Eine Ausnahme bildet die Ortschaft (CDP)Nikolaevsk auf derKenai-Halbinsel, wo im Jahr 2000 noch zwei Drittel der Bevölkerung im AlltagRussisch sprachen, allerdings wurde der Ort erst im Jahr 1968 gegründet.
Die mitgliederstärksten Religionsgemeinschaften im Jahre 2000 waren diekatholische Kirche mit 54.359 und dieSouthern Baptist Convention mit 22.959 Anhängern. Es folgten dieorthodoxe Kirche mit rund 20.000 Mitgliedern und dieKirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit 19.019 Mitgliedern.[12] Bei statistischen Erhebungen gaben 33 % der in Alaska lebenden US-Bürger an, einer Konfession anzugehören. Die verschiedenen evangelikalen Kirchen haben zusammen ca. 78.000 Anhänger.
Die vergleichsweise hohe Anzahl orthodoxer Christen lässt sich auf die Missionierung der einheimischen Ureinwohner während der russischen Kolonialzeit zurückführen. Die meisten orthodoxen Christen in Alaska haben indianische Vorfahren.[13][14]
Neben der HauptstadtJuneau sindAnchorage, die mit Abstand größte Stadt des Staates, undFairbanks die wichtigsten Städte Alaskas. In Anchorage leben also fast 40 % der Einwohner Alaskas.
Alaska war der erste Teil des amerikanischen Kontinents, der von Menschen besiedelt wurde. AusSibirien kommend, erreichten die ersten Nomaden die Gegend nach einer aktuellen Hypothese vermutlich bereits vor etwa 36.000 Jahren über die damals noch bestehendeBeringia, eine Landbrücke zwischen Asien und Nordamerika. Bis etwa 18.000 v. Chr. sollen genetische Kontakte nach Sibirien bestanden haben. Um diese Zeit spaltete sich die amerikanischePopulation endgültig von der asiatischen ab. Von diesen Siedlern sollen nach der Studie alle heutigen nord- und südamerikanischenIndianer abstammen. Weitere Einwanderungswellen – wie viele ältere Studien sie postulieren – soll es (mit Ausnahme derältesten Vorfahren der Inuit) nicht gegeben haben.[15] Erst mit dem Ende der Eiszeit hob sich der Meeresspiegel, und vor rund 10.000 Jahren wurden die beiden Kontinente durch die heutigeBeringstraße getrennt. Aus diesen ersten Menschen in der Region bildeten sich die heutigen Stämme derUreinwohner, tausende von Jahren vor der Besiedelung durch die Europäer. Im heutigen südöstlichen Alaska, wie auch in TeilenBritish Columbias und desYukon, siedelten sich dieTlingit an und entwickelten einematrilineale Gesellschaftsform. Im südöstlichen Alaska lebten zudem auch noch dieHaida, die heute vor allem für ihre (Handwerks-)Kunst bekannt sind. Das Volk derTsimshian siedelte von British Columbia nachAnnette Island um, als ihnen deramerikanische PräsidentGrover Cleveland und derKongress im Jahre 1887 die Erlaubnis dazu gaben. Dort gründeten sie die SiedlungMetlakatla. Diese drei Völker, wie auch weitereUreinwohner der Nordwestküste, litten im späten 18. Jahrhundert bis in die 1950er-Jahre an diversen Ausbrüchen derPocken; besonders verheerend waren die Ausbrüche in den 1830er- und1860er-Jahren, bei denen zahlreiche Tote zu beklagen waren.[16]
DieAleuten sind auch heute noch die Heimat desVolkes der Aleuten, obwohl sie zu den ersten Völkern gehörten, die von den Russen ausgebeutet wurden. Das westliche und südwestliche Alaska sind die Heimat derYupik; die nah verwandtenAlutiiq leben in Zentralalaska. Das Volk derGwich'in, die vor allem für ihre Abhängigkeit von denKaribu-Beständen bekannt sind, lebte im nördlichen Zentralalaska, imArctic National Wildlife Refuge. DieNorth Slope undLittle Diomede Island bewohnen verschiedene Völker derInuit.
Venezianische Glasperlen, die zwischen 1400 und 1480 vermutlich aus Sibirien nach Alaska kamen, belegen Kontakte auf dieeurasische Landmasse bereits vor Ankunft der ersten europäischen Entdecker.[17] Der erste Europäer, der Alaska sichtete, war möglicherweise der russische EntdeckerSemjon Deschnjow, der 1648 zusammen mitFedot Popow undGerassim Ankudinow dieTschuktschen-Halbinsel umschiffte und so die These widerlegte, dass Amerika und Asien zusammenhängen. 1728 und 1729 scheiterte der im Auftrag des russischen Zaren segelnde DäneVitus Bering bei dem Versuch, Alaska zu erreichen. So betrat letztlich erst 1732 im Rahmen der ExpeditionAfanassi SchestakowsMichail Gwosdew das Festland amKap Prince of Wales.[18] Erst 1741 wurde Alaska im Rahmen derzweiten Kamtschatkaexpedition erneut betreten. Der RusseAlexei Tschirikow, Kapitän derSt. Paul, des zweiten Schiffs von Berings Expedition, sichtete am 25. Juli jenes Jahres in der Nähe derPrince-of-Wales-Insel Land. Bering erreichte tags darauf die Küste rund 600 km weiter nördlich – die Schiffe waren zuvor bei einem Sturm getrennt worden. Auf der Rückfahrt musste dieSt. Peter, das Schiff Berings, auf der später nach ihm benanntenInsel anlanden, auf der er am 19. Dezember 1741 verstarb. Der Rest der Besatzung kam am 6. September 1742 wieder im Ausgangshafen an, dem heutigenPetropawlowsk aufKamtschatka. Von Bedeutung waren bei dieser Expedition auch die Beobachtungen des Botanikers und ZoologenGeorg Wilhelm Steller, der einige amerikanische Tier- und Pflanzenarten erstmals beschrieb, darunter auch die nach ihm benannte und bereits 1768 ausgerotteteStellersche Seekuh.
Ab 1745 erkundeten dieRussen ihre spätereKolonieRussisch-Amerika auf der Suche nachSeeottern und deren wertvollen Pelzen. Wegen der großen Entfernungen und des widrigen Klimas waren diese Unternehmungen höchst riskant. 1783 landeteGrigori Schelichow mit zwei Schiffen auf der InselKodiak. Gegen die unwilligen Koniag-Eskimo ließ er das Feuer eröffnen und tötete oder verwundete Hunderte. Er gründete die erste permanente Siedlung vonKolonisten in Alaska an der heutigenThree Saints Bay. 1792 wurde die Siedlung an die Stelle der heutigen StadtKodiak verlegt, die sich zum Hauptumschlagsplatz für Pelze, auch vom Festland, entwickelte.
Der russischen Expansion traten baldSpanien und Großbritannien entgegen. Spanien erhob auf der Grundlage desVertrags von Tordesillas aus dem Jahr 1494 Anspruch auf die gesamte amerikanische Pazifikküste. Um diesen Anspruch zu untermauern, entsandte KönigKarl III. zwischen 1774 und 1791 mehrere Expeditionen zu deren Erkundung. Eines von zwei Schiffen der zweiten Expedition erreichte unterJuan Francisco de la Bodega y Quadra 1775 Alaska. 1791 gelang dies auch dem in spanischen Diensten stehenden ItalienerAlessandro Malaspina, der im Auftrag der Krone nach derNordwestpassage suchte; nach ihm ist derMalaspinagletscher benannt. Eine spanische Gründung ist die OrtschaftValdez. Die unterschiedlichen Auffassungen der Spanier und Briten führten ab 1789 zurNootka-Krise. Im Zuge der 1810 beginnenden lateinamerikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen verlagerten sich die Interessen Spaniens. Die Grenze zwischen Russisch-Amerika, Großbritannien und den USA wurde 1824 bzw. 1825 in Verträgen konkretisiert.
Bereits 1778 kartographierte der BriteJames Cook grob den Verlauf der Pazifikküste von Kalifornien bis zurBeringstraße und fand dabei das nach ihm benannteCook Inlet.George Vancouver setzte diese Unternehmungen 1791–1795 fort. Zunehmend drängten in den nächsten Jahren auch britische und amerikanische Pelzjäger und -händler mit Schiffen nach Alaska. Die britischeHudson’s Bay Company unterhielt erst ab den 1830er Jahren Handelsposten inFort Yukon, amStikine River und inWrangell, die teilweise durch Pachtverträge mit den Russen zustande kamen. Später wurden diese jedoch zugunsten der weiter südlich, insbesondere im heutigenBritish Columbia gelegenen Neugründungen aufgegeben.
Bis 1798 erkundeteAlexander Baranow die Küstengebiete südlich von Kodiak und gründete 1799 rund 10 km nördlich des heutigenSitka eine Niederlassung, um den russischen Alleinanspruch zu verdeutlichen.
Die drei größten verbliebenen Pelztierunternehmen, unter ihnen die von Schelichow mitbegründete Schelichow-Golikow-Gesellschaft, schlossen sich 1799 unter Mitinitiative des Schwiegersohns von Schelichow,Nikolai Resanow, zurRussisch-Amerikanischen Kompagnie (RAK) zusammen, derZarPaul I. auf zwanzig Jahre das Monopol desPelzhandels in Alaska erteilte.
Resanow plante, die gesamte Pazifikküste Nordamerikas für Russland in Besitz zu nehmen. 1805 erreichte er dieBucht von San Francisco, doch sein früher Tod im darauffolgenden Jahr und die Vorsicht des russischen Zaren vereitelten diese Pläne. Weniger aus Machtanspruch denn als notwendige Versorgungsbasis errichtete 1812 der StellvertreterIwan Kuskow auf Weisung Baranows den HandelspostenFort Ross in Kalifornien. Er wurde 1841 verkauft.
Russisch-Amerika wurde für das Zarenreich immer wichtiger, zu wichtig, als dass die Kolonie nur von einem Pelzhändler wie Baranow geleitet werden konnte. 1818 wurde Baranow abgelöst, die russische Regierung übernahm mit russischen Marineoffizieren die Kontrolle und setzte zunächstLudwig von Hagemeister als Gouverneur ein. Zu den Gouverneuren der bis 1867 bestehenden Kolonie zählte auchFerdinand von Wrangel.
Alaska war für die aufstrebende Weltmacht Russland die einzigeÜbersee-Kolonie, die aber kaum rentabel und schwierig zu verwalten war. Da die Passage durch das Eismeer zu gefährlich war, führte der einzige Weg von der damaligen russischen HauptstadtSankt Petersburg quer östlich durch das Land über dieTschuktschensee und dauerte mehr als ein halbes Jahr.
Mit der Zeit wurden diePelztiere, insbesondere derSeeotter, infolge der Bejagung immer seltener und das Territorium für Russland immer schwieriger zu unterhalten. Zudem machten die einheimischen Indianer, vornehmlich dieTlingit, den Russen Schwierigkeiten. Um die Staatskasse nach dem verlorenenKrimkrieg wieder aufzufüllen, stimmteZarAlexander II. einem Vertrag zu, den sein Botschafter in den USA,Eduard von Stoeckl, am 30. März 1867 mitUS-AußenministerWilliam H. Seward inWashington unterzeichnet hatte. Danach verkaufte das Zarenreich Alaska für 7,2 MillionenDollar (entsprach 2016inflationsbereinigt etwa 160 Millionen Dollar) an die Vereinigten Staaten (Alaska Purchase).[19]
Dieser Kauf war mit einem Preis von nur 4,74 Dollar pro Quadratkilometer einer der billigsten Landkäufe der Geschichte. Der Ankauf war gleichwohl in den USA sehr umstritten. DerSenat stimmte dem Kaufvertrag zwar mit 37 Ja- und 2 Neinstimmen zu,[20] Spötter nannten das erworbene Land jedochSeward’s ice box („Sewards Gefriertruhe“) oder auch „Johnsons Eisbärengehege“. Am 18. Oktober 1867 ging Alaska offiziell in amerikanischen Besitz über; inSitka wurde dierussische Fahne eingeholt und dieFlagge der USA gehisst. Durch die Einführung des gregorianischen Kalenders hat dieser offizielle Übergabetag Russisch-Amerikas an die USA zwei Daten, den 6. Oktober (julianischer Kalender) und den 18. Oktober (gregorianischer Kalender), der bis heute ein Feiertag ist („Alaska Day“) und vor allem in der alten Hauptstadt Sitka gefeiert wird.
1968 wurden sehr großeErdölfelder an der Polarmeerküste beiPrudhoe Bay entdeckt. Dies führte in den Jahren 1974–1977 zum Bau derTrans-Alaska-Pipeline von Prudhoe Bay nachValdez. 1989 gab es ein schweres Unglück mit einem Öltanker (Exxon-Valdez-Katastrophe). Dabei lief das Schiff mit einfacher Außenhülle auf Grund, und das ausgetretene Öl verseuchte das empfindliche Ökosystem Alaskas. Als Konsequenz daraus änderten die US-Amerikaner ihre Vorschriften und ließen nur noch sicherereDoppelhüllentanker in ihre Häfen einlaufen.
Schätzungen zufolge sollte das 1968 entdeckte Ölfeld ca. 2020 erschöpft sein – jedoch entdeckte man vor einigen Jahren ein weiteres riesiges Ölfeld weiter nördlich.
Am 19. Oktober 2005 trat im Bundesstaat Alaska auf Betreiben derNational Rifle Association ein besonders liberalesWaffengesetz in Kraft. Alaska soll nach dem Willen der NRA Vorbild für die anderen Bundesstaaten werden. Dies ist bezeichnend für die politische Kultur desfrontier spirit, der an hinsichtlich des Eigentums libertäre und dennoch die soziale Ordnung betonende Traditionen des alten amerikanischen Westens anknüpft. Der Staat ist demnach vornehmlich konservativ geprägt, ohne dass jedoch die Religion eine ähnlich große Rolle spielt wie in traditioneller strukturierten Staaten der USA. DemKongress gehören alsSenatoren die RepublikanerLisa Murkowski undDan Sullivan an; das einzige Abgeordnetenmandat des Staates imRepräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat der RepublikanerNick Begich III inne.
Der erfolgreichste republikanische Präsidentschaftskandidat in Alaska warRonald Reagan1984 bei seiner Wiederwahl, bei der er rund 67 Prozent der Stimmen verbuchen konnte.
1992 wählten 73.481 der Wähler Alaskas (28,43 Prozent)Ross Perot. Es war das beste Ergebnis eines Kandidaten, der nicht einer der beiden großen Parteien angehörte.[24]
In Alaska existiert eine Unabhängigkeitsbewegung (Alaska Independent Movement),[26] deren Anhänger sich als Alaskaner statt als US-Amerikaner sehen und eine Sezession von den USA sowie eine unabhängige Republik anstreben. Dafür fordert sie die Unterstützung und Anerkennung derUNO.[27] Die sie vertretendeAlaskan Independence Party hatte 1990 mit der Wahl vonWalter Hickel (US-Innenminister unterRichard Nixon) zum Gouverneur von Alaska einen einmaligen Achtungserfolg aufzuweisen (Hickel kehrte jedoch 1994 zur Republikanischen Partei zurück) und bekam durch die Autonomie vonNunavut 1999 wieder Auftrieb.
Darüber hinaus gab und gibt es weitere zum Teil kuriose Debatten:
Der russischeRechtspopulistWladimir Schirinowski hat seit 1991 wiederholt die Rückgabe Alaskas an Russland gefordert und behauptet, der Verkauf von 1867 sei illegal gewesen. Der Besitz Alaskas würde zudem Russlands komfortable Position imArktis-Streit weiter stärken, denn derzeit haben die USA über Alaska einen kleinen sektoralen Anteil an der Nordpolarregion.
Im Jahr 1957, also noch vor dem Beitritt als Bundesstaat in die amerikanische Union, schaffte das Alaska-Territorium dieTodesstrafe ab. Diese wurde sowohl von den indigenen Bevölkerungsgruppen als auch von denWeißen als koloniale und brutale Rechtsprechung wahrgenommen. Ab 1997 auftretende Bestrebungen, die Todesstrafe wieder einzuführen, scheiterten in derState Legislature vor allem an der Tatsache, dass einelebenslange Haftstrafe für den Bundesstaat kostengünstiger ist.[32]
Alaska weist unter den US-Bundesstaaten die höchste Kriminalitätsrate pro 100.000 Einwohner auf. Der Unterschied tritt dabei vor allem bei Gewaltverbrechen auf.[33]
Ein Hundeschlittenteam beim Iditarod, dem berühmtesten Wintersportevent in Alaska
Eine der populärsten jährlichen Veranstaltungen in Alaska ist dasIditarod-Hundeschlittenrennen, das jeweils inAnchorage gestartet und inNome beendet wird; die Eis-Kunst-Weltmeisterschaften finden jeweils inFairbanks statt. InKetchikan findet dasBlueberry Festival und dasAlaska Hummingbirds Festival statt; zudem gibt es inWrangell dasStikine River Garnet Fest. Im Frühling kann amStikine River die weltweit größte Konzentration vonWeißkopfseeadlern beobachtet werden.
Die alaskanische Musik wird durch die traditionelle Musik der Natives stark beeinflusst wie auch durch die Volksmusik, die von den russischen und europäischen Einwanderern mitgebracht wurde. Bekannte Musiker aus Alaska sind beispielsweise die SängerinJewel und die aleutische FlötistinMary Youngblood.
Es gibt zahlreiche Musikfestivals in Alaska, so zum Beispiel in den beiden größten Städten des Staates,Anchorage undFairbanks. Das wichtigste Orchester des Staates ist dasAnchorage Symphony Orchestra, obwohl mittlerweile jene von Fairbanks und Juneau bekannter sind. DieAnchorage Opera ist zurzeit das einzige professionelle Ensemble in Alaska; zudem gibt es einige Laien- und halbprofessionelle Orchester im Staat.
Die wichtigste überregionale Tageszeitung ist die 1946 gegründeteAnchorage Daily News. Rund 30 lokale Zeitungen erscheinen in den weit auseinander liegenden Orten, größtenteils wöchentlich. Sie haben Namen wie „Nome Nugget“ und waren anfangs auch so etwas wie ein Sprachrohr von Eskimos und Indianern.
Alaska gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Bundesstaaten der USA. Das realeBruttoinlandsprodukt pro Kopf (engl. per capita real GDP) lag im Jahre 2016 bei 68.356 USD (nationaler Durchschnitt der 50 US-Bundesstaaten: 57.118 USD; nationaler Rangplatz: 6).[35]
Die Quelle des Reichtums stellen dieÖlvorkommen Alaskas dar, die rund 85 Prozent der staatlichen Einnahmen ausmachen. Einmalig in den USA ist dabei derAlaska Permanent Fund, der die Einnahmen des Ölgeschäfts verwaltet und den jährlichen Gewinn zu gleich großen Teilen unter die Bewohner Alaskas verteilt. So erhielt jeder Bewohner Alaskas 2011 zusätzliche Einkünfte aus dem Fonds in Höhe von rund 1170 USD.
Nur in den Flusstälern (beispielsweise amYukon) kann Landwirtschaft betrieben werden. Angebaut werdenGetreide,Gemüse und Futterpflanzen, wobei es nur sehr wenige Anbauflächen gibt. Gezüchtet werden vorwiegendPelztiere.
Im Vergleich zu denLower 48 ist Alaska nur sehr spärlich durch Straßen erschlossen. Das alaskanische Straßensystem umfasst nur eine sehr geringe Fläche des Bundesstaates, das die größten Zentren und denAlaska Highway, die wichtigste Straße nach Kanada, verbindet. Die Hauptstadt des Staates,Juneau, ist nicht an das Straßensystem angebunden und nur über eine Fähre desAlaska Marine Highways oder über denFlughafen zu erreichen. Im Laufe der Jahre haben mehrere Debatten darüber stattgefunden, die Hauptstadt an einen anderen Ort zu verschieben oder eine Straße nachHaines zu bauen.
Ungefähr seit 1915 spielt dieAlaska Railroad (ARR) eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Staates im 20. Jahrhundert. Sie verbindet die Schifffahrt auf dem Nordpazifik über den Hafen vonSeward, Anchorage, Eklutna, Wasilla, Talkeetna nach Fairbanks, mit Abzweigungen nach Whittier, Palmer undNorth Pole. Außerdem wurden zahlreiche Anschlüsse zu Abbaugebieten natürlicher Ressourcen gebaut, wie beispielsweise von derUsibelli Coal Mine nahe Healy nach Seward und vomMatanuska Valley nach Anchorage. Diese Strecken sind im Sommer auch bei Touristen sehr beliebt. Eine der bei Touristen beliebtesten Eisenbahnstrecken ist dieWhite Pass and Yukon Railway, die vonSkagway über denWhite Pass über kanadisches Territorium bis nachCarcross verläuft.
Da zahlreiche Siedlungen in Alaska nicht ans Straßensystem angeschlossen sind, sind auch die Wasserverbindungen sehr wichtig. Das staatliche Fährensystem (Alaska Marine Highway) verbindet die Dörfer im Südosten, der Golfregion und auf derAlaska Peninsula. Die Schiffe transportieren sowohl Passagiere als auch Fahrzeuge. Außerdem gibt es eine Schiffsverbindung vonBellingham (Bundesstaat Washington) durch dieInside Passage viaPrince Rupert nachSkagway. DieInter-Island Ferry Authority bedient auch weitere Häfen in derPrince-of-Wales-Insel-Region mit dem Alaska Marine Highway.
In den letzten Jahren wurde von verschiedenen Kreuzfahrtgesellschaften ein großes Angebot an sommerlichen Kreuzfahrten nach Alaska aufgebaut, die hauptsächlich die Nordwestküste und das südöstliche Alaska anfahren. An gewissen Tagen kann die StadtKetchikan bis zu 10.000 Besucher verzeichnen; wenn bis zu vier Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen liegen.
Da viele Orte Alaskas nur per Flugzeug erreichbar sind, gibt es in Alaska mehr als 250 Flugplätze, die meisten mit Sand- oder Eispisten, die vorwiegend dem Frachttransport in die abgelegenen Regionen dienen. Auch sehr vieleWasserflugzeuge werden eingesetzt. Viele Fluggesellschaften nutzten vor der Praxisreife vonLangstreckenflugzeugen Alaska als Zwischenstopp bei internationalen Flügen. So begann 1957SAS mit DouglasDC-7C diePolarroute von Kopenhagen via Anchorage nach Tokio zu bedienen, wobei sich derFlughafen Anchorage in den 1960er-Jahren als Luftkreuz vor allem für den Frachtverkehr nach Europa und Asien etablierte. Nach den 1990er-Jahren (mit Öffnung der Strecken über Russland und der Einführung neuer Langstreckenflugzeuge) ging der internationale Luftverkehr jedoch stark zurück. Auch derFlughafen Fairbanks bietet internationale Verbindungen und spielt vor allem für den Tourismus eine wichtige Rolle.[36]
Stephen W. Haycox:Alaska: An American Colony. 2. Auflage. University of Washington Press, Seattle 2020,ISBN 978-0-295-74685-2.
Jonathan M. Nielsen, Geschichte Alaskas in drei Bänden:
A history of Alaska, Volume I:From Old and New Frontiers to the Changing Strategic Balance. Academia Press, Washington, D.C. 2018,ISBN 978-1-68053-058-2.
A History of Alaska, Volume II:Alaska On the Road to War. Academia Press, Washington, D.C. 2018,ISBN 978-1-68053-059-9.
A History of Alaska, Volume III:Gibraltar of the North. Academia Press, Washington, D.C. 2018,ISBN 978-1-68053-060-5.
Marvin W. Falk (Hrsg.):Alaska History: An Annotated Bibliography. Praeger, Westport 2006,ISBN 0-313-28224-2.
Harry Ritter:Alaska’s History: The People, Land, and Events of the North Country. Graphic Arts Books, Portland 1993,ISBN 978-0-88240-432-5.
Claus-M. Naske, Herman E. Slotnick:Alaska: A History of the 49th State. Zweite Auflage. University of Oklahoma, Norman 1987,ISBN 0-8061-2099-1.
↑R. Kelly, M. L. Chipman, P. E. Higuera, I. Stefanova, L. B. Brubaker, F. S. Hu:Recent burning of boreal forests exceeds fire regime limits of the past 10,000 years. Proceedings of the National Academy of Sciences, Band 110, 2013, Nr. 32, S. 13055–13060.doi:10.1073/pnas.1305069110.
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↑Lydia T. Black:Russians in Alaska, 1732–1867. University of Alaska Press, Fairbanks 2004,ISBN 1-889963-04-6,S.26 (englisch,eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Larry Wayne Koch, Colin Wark, John F. Galliher:The Death of the American Death Penalty: States Still Leading the Way. Northeastern University Press, Lebanon 2012,ISBN 978-1-55553-782-1,S. 11 f. (englisch).