DieAktionsGemeinschaft (AG) ist die derzeit auf Bundesebene zweitstärksteFraktion innerhalb derÖsterreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH).[1] Sie bezeichnet sich selbst alsparteiunabhängig, steht aber derÖVP als assoziiertes Mitglied derEVP nahe und wurde von ihr in den 1990er Jahren zeitweilig auch finanziell unterstützt.[2] Derzeitiger Bundesobmann ist Laurin Weninger.
Die AktionsGemeinschaft ging Anfang der 1980er-Jahre aus der Fusion der ÖVP-nahenÖsterreichischen Studentenunion (ÖSU) mit dem von Mitgliedern desÖCV gegründetenStudentenforum[3] hervor. Die ÖSU war ihrerseits aus dem „Wahlblock“, einem Wahlbündnis verschiedener christlich-konservativer Verbände (ÖCV,ÖKV) durch Fusion mit der Freien Österr. Studentenschaft (FÖSt) hervorgegangen. Der Wahlblock hatte die Gremien der ÖH schon seit ihrer Gründung im Jahre 1945 dominiert. In den 1970er-Jahren kam es infolge mehrerer Abspaltungen zu einem zeitweiligen Verlust der ÖSU-Vormacht. Diese Fusion 1982 geschah mutmaßlich unter dem Druck von ÖVP undCartellverband.[4]
Die AktionsGemeinschaft konnte seit ihrem erstmaligen Wahlantritt 1983 durchgehend bis 1995 – sowie erneut zwischen 1997 und 2001 – den bundesweiten ÖH-Vorsitz stellen, musste sich jedoch seit ihrer schweren Wahlniederlage 2001 (von 40,6 % auf 29,2 %) – den ersten ÖH-Wahlen nach Einführung von allgemeinen Studiengebühren sowie Publikation des Rechnungshofberichts[5], der Finanzströme von der ÖVP zur AG offenlegte – zumeist mit der Oppositionsrolle abfinden.
2004 sprach sich die AktionsGemeinschaft als eine der wenigen Fraktionen nicht gegen die Abschaffung der Direktwahl zur ÖH-Bundesvertretung aus. Durch die neue Wahlarithmetik wurde bei den ÖH-Wahlen 2005 eine Verzerrung der Mandatszahlen zugunsten der AktionsGemeinschaft befürchtet. Das Gegenteil trat jedoch ein, derVSStÖ profitierte von dem neuen Wahlmodus, die AktionsGemeinschaft verlor an fast allen Universitäten Stimmen (mit einigen Ausnahmen, etwaMedizinische Universität Wien). Nach der ÖH-Wahl 2007 gab es eine einjährige Koalition ausUnabhängigen Fachschaftslisten (FLÖ),Grüne & Alternative StudentInnen (GRAS) und VSStÖ. Nach der Hälfte der Amtszeit wurde der Vorsitzende Hartwig Brandls (FLÖ) abgewählt und in einer turbulenten Sitzung Samir al-Mobayyed zum neuen Vorsitzenden und Norbert Köck zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, womit die AG ein Jahr lang ohne Koalitionsbündnis den Vorsitz der ÖH führte.[6][7] Bei der ÖH-Wahl 2009 konnte die AG ihr bestes Ergebnis seit 1999 verbuchen und ihre Position alsmandatsstärkste Fraktion weiter ausbauen, war jedoch nicht in der Exekutive vertreten.[8] Bei den ÖH-Wahlen 2011, 2013 und 2015 hatte die AktionsGemeinschaft jeweils Stimmenverluste zu verzeichnen, konnte jedoch ihre Position als stimmen- und mandatsstärkste Fraktion in der ÖH-Bundesvertretung verteidigen.
Die AktionsGemeinschaft ist Gründungsmitglied derEuropean Democrat Students (EDS) und begleitete im Sommer 2011 im Rahmen des 50. Jahrestages der EDS die XXXV. Summer University in Wien.[9]
Weiters ist die Fraktion Mitglied der CREAS, der Center-Right European Association of Students.[10]
Bei der ÖH-Wahl 2019 kandidierte die AktionsGemeinschaft mit Dominik Ramusch als ihren bundesweiten Spitzenkandidaten und konnte ihre Position als stimmenstärkste Fraktion mit leichtem Zugewinn (26,9 %) weiterhin behaupten, verfehlte jedoch abermals den Einzug in die ÖH-Exekutive.[11] Im Oktober 2019 wurde Sabine Hanger zur ersten gewählten Bundesobfrau der AktionsGemeinschaft.[12]
Bei einer turbulenten Sitzung im Oktober 2020, bei der alle drei Vorsitzenden der Fraktionen VSStÖ, GRAS und FLÖ zuvor zurückgetreten waren, wurde Sabine Hanger zur neuen Vorsitzenden der ÖH gewählt. Mit ihr stellte die AktionsGemeinschaft zum ersten Mal seit 12 Jahren wieder den Vorsitz in der ÖH-Bundesvertretung.[13]
Bei der ÖH Wahl 2025 kandidierte die AG erstmals am Wiener Juridicum auf gemeinsamer Liste mitJUNOS.
Die AktionsGemeinschaft steht nach eigenen Angaben für eine ÖH-Politik, die sich nur um die Interessen der Studierenden drehen soll und nicht um Gesellschaftspolitik fernab der Hochschulen. Sie will dadurch die Interessen der Studierenden in den Vordergrund rücken und echte Verbesserungen im Studium erwirken.[15]Die AG setzt sich für einen Ausbau des Stipendien- und Beihilfensystems ein und für günstigere Tarife im öffentlichen Fernverkehr für Studierende. Dabei fordert der Verein ein österreichweites Studententicket um einen „fairen“ Preis. Eine zentrale Forderung des Vereins ist die Ausfinanzierung der österreichischen Hochschulen und der Ausbau von Drittmittelfinanzierungen, um genügend Plätze in den Lehrveranstaltungen zu schaffen. Ein weiterer Kernpunkt ist die Forderung nach einer besseren Mobilität während des Studiums (Studienplatzwechsel, Auslandssemester).Gefordert wird außerdem mehr Einbindung der Studierenden in den Entscheidungsprozess der ÖH. Dies soll einerseits durch direkten Kontakt mit den Studierenden an den Hochschulen und andererseits durch regelmäßige Onlinebefragungen ermöglicht werden.[16]
2017 wurde aufgedeckt, dass in mehreren internen Gruppen der Aktionsgemeinschaftantisemitische Inhalte veröffentlicht wurden. Unter anderem wurden Postings geteilt, die denHolocaust relativierten undnationalsozialistische Sprache verwendeten. Ein Screenshot zeigte etwa die Aussage, dass „nicht alle Juden vergast wurden“. Veröffentlicht wurden die Beiträge von Funktionären der AG und derJungen ÖVP.[29][30] Weiters wurden im selben Jahr aufgrund des Verdachts derUntreue und des Fördermissbrauchs Bankkonten der Fakultätsvertretungen der Rechtswissenschaftlichen und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durch dieÖsterreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH) eingefroren.[31]
Bekannte ehemalige Wahlblock-, ÖSU- und AG-Mitglieder
Harald Mahrer (AG), ehem. Bundesminister und Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (ÖVP); Präsident der WKO, des Österreichischen Wirtschaftsbundes uvm.
↑Bernhard Weidinger:1968 und die Reaktion(en): Neuer akademischer Kulturkampf und rechter Richtungsstreit an österreichischen Universitäten um 1970. In: Massimiliano Livi, Daniel Schmidt, Michael Sturm (Hrsg.):Die 1970er Jahre als schwarzes Jahrzehnt. Politisierung und Mobilisierung zwischen christlicher Demokratie und extremer Rechter. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010,ISBN 978-3-593-41011-1, S. 147–170, hier: S. 155.
↑AktionsGemeinschaft. In: ÖH-Wahl Wien Blog. 27. April 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2015; abgerufen am 5. Januar 2015.