Die Altstadt liegt auf einer Landzunge am Nordrand derBucht von Haifa und ist von einer starken Festungsanlage umgeben. Auf der Landseite ist die Altstadt von der Neustadt umschlossen.Während die Neustadt eine mehrheitlichjüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich vonisraelischen Arabern bewohnt und ist eine derorientalischsten Städte Israels.
DerSeehafen der Stadt, die mehrere Jahrhunderte lang eine wichtige Hafenstadt des östlichenMittelmeers war, hat inzwischen stark an Bedeutung verloren. Von wirtschaftlicher Bedeutung ist heute dieIndustrie, vor allem die Eisenverarbeitung. Die Stadt besitzt einen Bahnhof an derStrecke Naharija–Haifa.
Die früheste Besiedlung auf dem Tell Akko, arab. Tell el-Fukhar, begann bereits in derBronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.).
Die früheste schriftliche Erwähnung der Stadt findet sich in denägyptischenÄchtungstexten der13. Dynastie.[3] Daneben gibt es inmesopotamischen Texten Belege dafür, dass die Stadt bereits in der Bronzezeit eine bedeutende Hafenstadt war. Unter denAmarna-Briefen finden sich einige Briefe von KönigSurata an denPharao.[3] Akkon war zu dieser Zeit einStadtstaat und diente alsVasall Ägyptens. Akkon taucht auch in Städtelisten aus der Zeit vonThutmosis III.,Sethos I. undRamses II. auf. DasHypostyl des Ramses-Tempels inKarnak zeigt die Zerstörung von Akkon, vermutlich zwischen 1276 und 1270 v. Chr. ImPapyrus Anastasi I aus dem späten 13. Jahrhundert v. Chr. wird Akkon als eine der KüstenstädteKanaans aufgezählt. Ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. gehörte die Ortslage zum Einflussgebiet vonTyros. Derphönizische Einfluss ist archäologisch sowohl durch zahlreiche Keramikfunde als auch andere Objekte gut nachweisbar.
Nach großflächigen Zerstörungen und zahlreichen Wiederaufbauten erreichte Akkon unterpersischer Herrschaft erneut eine wirtschaftliche Blütezeit. Nach der Kampagne vonKambyses II. gegenÄgypten um 526 v. Chr. wurde Akkon zum militärisch und wirtschaftlich bedeutenden Zentrum ausgebaut. An dieser Position änderte sich im Verlauf der nächsten Jahrhunderte nichts.Im 4. Jh. v. Chr. expandierte die Siedlung, und städtebauliche Maßnahmen in der Ebene, unterhalb des antiken Siedlungshügels, begannen. Seit 281 v. Chr. war die Stadt fest inptolemäischer Hand und erhielt mit ihrer Erhebung zurPolis auch ihren neuen Namen:Ptolemais (Ptolemaïs); zu Ehren des Begründers der ptolemäischen Dynastie,Ptolemaios I. Soter.
Die Stadt Ptolemais ging nach dem Ende desFünften Syrischen Krieges um 198 v. Chr. schließlich inseleukidischen Besitz über; ebenso wie die übrigen StädtePhöniziens und Palästinas.Diehellenistische Zeit brachte eine erneute wirtschaftliche Blütezeit durch den massivenSeehandel mit den griechischen Gebieten und bis nach Italien.Archäologisch lässt sich dieser Handel durch die Keramikfunde nachweisen.
Plinius der Ältere beschreibt in seiner um das Jahr 77 entstandenenNaturalis historia die Mündung des Flusses Belu bei Ptolemais als die einzige Stelle, die den für die Herstellung vonGlas erforderlichen reinenSand lieferte.[5][6]
Im Rahmen derislamischen Expansion kam die Stadt 638 unter arabische Herrschaft, die bis 1104 anhielt. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts beauftragte der ägyptische HerrscherAhmad ibn Tulun den Architekten AbuBekr al-Bana' mit der Erweiterung des Hafens. Der mit Steinlagen aufSykomoren-Bohlen ausgebaute Hafen hatte eine große Bedeutung für den Handel imMittelmeer. Die Einfahrt wurde nachts durch Ketten verschlossen.
ImMittelalter war Akkon der einzige Hafen an derLevanteküste, in dem bei jedem Wetter Waren gelöscht werden konnten, weshalb er für dieKreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung war. Nachdem das Heer desErsten Kreuzzugs vor derBelagerung von Jerusalem 1099 die gut befestigte Stadt noch umgangen hatte, unternahmen die Könige des durch sie gegründetenKönigreichs Jerusalem alsbald Anstrengungen zu deren Eroberung. Nachdem ein erster Versuch KönigBalduins I. 1103 noch erfolglos geblieben war, gelang ihm nur ein Jahr später nachzwanzigtägiger Belagerung die Einnahme der Hafenstadt.Während der Kreuzzüge bestand hier der Sitz des lateinischenBistums Akkon, das 1135 gegründet wurde.[7] Neben Pilgerinnen und Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem nutzten auch christlicheKaufleute den Hafen, um mit Waren aus dem rund 180 km entferntenDamaskus zu handeln. Die Stadt blühte auf.[8]
1219 stifteteFranz von Assisi das noch heute existierendeFranziskaner-Kloster. 1229 wurde Akkon nach demFrieden von Jaffa zwischenFriedrich II. und demAyyubiden-Sultanal-Kamil unter die Verwaltung des Johanniterordens gestellt – der alternative NameSt. Jean d’Acre, der von der gleichnamigen Hospitaliterkirche stammt, weist darauf hin. Akkon wurde eine wichtige Schnittstelle für die Vermittlung arabischer Kultur und Wissenschaft nach Europa.
Nach der endgültigen EroberungJerusalems durch die Muslime 1244 war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Nachsechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen nahm der ägyptischeMamluken-Sultanal-Aschraf Chalil die Stadt schließlich am 18. Mai 1291 ein. DieEisenburg genannte und direkt am Meer gelegene Stadtfestung des Templerordens konnte sich noch bis zum 28. Mai 1291 halten.[9] Mit dem Verlust Akkons war der Widerstand der Kreuzfahrerstaaten an derLevante gebrochen und die Kreuzzüge gescheitert. Die letzten verbliebenen Städte und Festungen der Kreuzfahrer fielen bis August 1291 ohne größere Kampfhandlungen. Sultan al-Ashraf Chalil ließ die Befestigungsanlagenschleifen, damit die Kreuzfahrer sich nie wieder an der Küste festsetzen können würden.[10] Eingotisches Kirchenportal aus Akkon wurde als Trophäe nachKairo gebracht.
Der autonomistische RegionalpotentatẒāhir al-ʿUmar weitete vonTiberias seit 1730 seine Herrschaft nach Westen aus.[11] Ab 1749 ließ er die seit 1291 zum Teil noch immer zerstörte Stadt neu aufbauen. Bis 1774 war Akkon Hauptstadt des Herrschaftsgebiets Ẓāhirs. Er errichtete auf der Grundlage derKreuzritterfestung, die heutige Zitadelle, die sein NachfolgerCezzâr Ahmed Pascha (Dschezzar Pascha) ausbaute. Seine durch dieHohe Pforte eingesetzten Nachfolger führen den Titel einesWālī vonSidon.
Im Jahre1799 belagerten französische Soldaten 61 Tage lang Akkon, worin sieNapoleon anführte. Die Stadt unter dem Kommando Cezzâr Ahmed Paschas[12] leistete erfolgreich Widerstand. Einer Legende nach warf Napoleon beim Rückzug der Truppen mit den Worten „Wer Akkon erobert, erobert die Welt!“ seinen Hut ins Meer. Von ihm zurückgelassene Kanonen stehen auf dem Festungswall.
Im Jahre 1832 verlegte der Wālī seinen Sitz und die regionale Verwaltung von Akkon nach Sidon (Eyâlet Sidon). Dabei blieb Akkon Sitz des UnterbezirksNahiya Akkon imEyâlet, nach dessen Auflösung kam dieNahiya 1864 ansVilâyet Syrien, 1888 ans neu geschaffeneVilâyet Beirut.
1869 kamBaha’u’llah, der Religionsstifter desBahaitums, als Gefangener des Osmanischen Reiches insGefängnis Akkon. Dort entstanden sein BuchKitab-i-Aqdas und die SchriftensammlungBotschaften aus Akka. Mit der Verdrängung von Segelschiffen durch Dampfschiffe im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verlor der Hafen von Akkon an strategischer Bedeutung, da große Schiffe dort nicht anlegen können.
Der osmanische Versuch imErsten Weltkrieg auf Seiten derMittelmächte, denSuezkanal zu blockieren, um so die Verbindungen zwischen den Teilen desBritischen Imperiums auf weite Umwege zu zwingen und im Falle eines Sieges das bis 1882 osmanischeChedivat Ägypten dem britischen Einfluss wieder zu entreißen, endete schließlich mit der Niederlage und Auflösung des Osmanischen Reiches. Den durch dieosmanische Armee eröffnetenSinaifeldzug trieben siegreiche Gegenvorstöße derEgyptian Expeditionary Force derTriple Entente vom ägyptischen Sinai immer weiter nordostwärts über die osmanische Grenze insMutesarriflik Jerusalem, das westliche Pilger, Theologen, Historiker und Geographen als Teil Palästinas ansahen, weshalb die Kriegsberichte vonPalästinafront sprechen.[13]
Die Seeblockade durch die überlegene britischeRoyal Navy war sofort in Akkon zu spüren, wie auch Rekrutionen, Währungsverfall und Mangel an allem Lebensnotwendigem. Mit den Schlachten in derScharonebene, um Nablus undbei Megiddo vom 19. bis 25. September 1918 schoben die Entente-Streitkräfte die Palästinafront ins osmanisch-libanesischeVilâyet Beirut. Die Streitkräfte der Mittelmächte (osmanische Armee, deutschesAsienkorps undÖsterreich-Ungarns Truppen in Palästina) zogen sich perBahnstrecke Haifa–Darʿā gen Damaskus zurück. Die osmanische Herrschaft endete mit der Einnahme Akkos durch die13th Cavalry Brigade derBritisch-Indischen Armee am 23. September 1918. Die Briten errichteten die militärische BesatzungsverwaltungOccupied Enemy Territory Administration South (OETA South), womit Akkon vom libanesischen Verwaltungsbereich ins Einflussgebiet Jerusalems wechselte.
Die mittelalterlicheZitadelle der Stadt, überragt vom „Schatzturm“ (Burǧ al-Chazna), beherbergt die ältesteKommende desJohanniterordens, ein ebenerdiges zweischiffigesRefektorium (gebaut ab 1104), vermutlich Urbild aller gotischenKreuzrippengewölbe. Es wurde ebenso wie die 1291 weitgehend zerstörteJohanniterkirche der Kommende vonZe'ev Goldmann ausgegraben. Die erhaltene Krypta der Kirche und die ergrabenen Teile der Kommende, soweit hergerichtet, stehen als Teil derRitterhallen für Besucher offen. Ein Fluchttunnel der Tempelritter von der Eisenburg zum Hafen ist ein Besuchermagnet.[16]
In der bisher noch nicht wiedergefundenen ältesten Dominikanerkirche (Predigerkirche) Akkons wurde der katholische Heilige und Ordensgeneral derDominikanerJordan von Sachsen beigesetzt. Sein Schiff zerschellte 1237 in der Nähe von Akkon vor der syrischen Küste. Mitten in der Altstadt, im ehemaligenGenuesenviertel, findet sich dieMetropolitankirche St. Georg, älteste Kirche der Stadt undKathedrale des griechisch-orthodoxenMetropoliten von Akko. An der Südspitze der Altstadt überragt Akkons bekannteste Kirche, dieFranziskanerkirche St. Johannis, die Stadtmauer und ist von derBucht von Haifa gut sichtbar.
Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei denVolkszählungen vom 8. November 1948, 22. Mai 1961, 19. Mai 1972, 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Akkon folgende Einwohnerzahlen an:[17]
Die Liste enthält eine chronologisch geordnete Übersicht bedeutender, in Akkon geborener Persönlichkeiten. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Akkon hatten oder nicht, ist dabei unerheblich. Viele sind nach ihrer Geburt weggezogen und andernorts bekannt geworden. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
„Akkon“ ist derFunkrufname derJohanniter-Unfall-Hilfe im deutschen und österreichischenBOS-Funk. Dies hat seine Wurzeln im Johanniterorden, der in Akkon beheimatet war.
Akkon ist Schauplatz des im Jahre 1191 spielenden ComputerspielsAssassin’s Creed und als solcher umfangreich dargestellt.
↑Peter Plank:Kirchen-Kolonialismus. In:Welt und Umwelt der Bibel. 29 (Die Kreuzzüge). Katholisches Bibelwerk, 2003,ISSN1431-2379, Das Aufeinandertreffen von Ost- und Westkirche während der Kreuzzüge,S.30.
↑Marion Bayer:Eine Geschichte Deutschlands in 100 Bauwerken. Köln 2015, S. 73. Hinweis: In Akkon befinden sich keine deutschen Bauwerke; umgekehrt: Die Kreuzrippengewölbe in Akkons Spital waren Vorbild für die große Durchfensterung derGotik.
↑Akko Templerburg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. November 2019; abgerufen am 13. November 2019.
↑Vgl. Albrecht Fuess:Verbranntes Ufer. Auswirkungen Mamlukischer Seepolitik auf Beirut und die Syro-Palästinensische Küste (1250–1517). (=Islamic history and civilization. Band 39). Brill Academic Pub, Köln 2001, S. 107 ff.
↑Thomas Philipp,Acre: the rise and fall of a Palestinian city, 1730–1831, New York und Chichester: Columbia University Press, 2001, (=History and society of the modern Middle East series; Bd. 6), S. 18.ISBN 0-231-12327-2.
↑abcJean-Pierre Filiu:Comment la Palestine fut perdue – Et pourquoi Israël n’a pas gagné – Histoire d’un conflict (XIXe–XXIe siècle). Éditions du Seuil, Paris 2024,ISBN 978-2-02-153833-5,S.198, 205, 224.
↑Alex Carmel (אָלֶכְּס כַּרְמֶל),Geschichte Haifas in der türkischen Zeit 1516-1918 [תּוֹלְדֹוֹֹת חֵיפָה בִּיְמֵי הַתּוּרְכִּים, Haifa:הוצאת הספרים של אוניברסיטת חיפה, 1969; dt.], Clara Zellermeyer (Übs.), Wiesbaden: Harrassowitz, 1975, (=Abhandlungen des Deutschen Palästinavereins; Bd. 3), S. 149.ISBN 3-447-01636-1.