Akbar Bugti
NawabAkbar Khan Bugti (*12. Juli1927 inBarkhan; †26. August2006 beiTratani,Kohlu District) war einpakistanischerPolitiker und Rebellenführer. Bugti widmete sein Leben dem Kampf für die AutonomieBelutschistans.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nawab Akbar Khan Bugti war Anführer desBugti-Stammes in Belutschistan. In seiner Jugend studierte erPolitikwissenschaften undJura inOxford undLahore. Nach der Rückkehr in seine Heimat, die 1947 Teil des neu gegründeten StaatesPakistan geworden war, begann er seine politische Karriere. Als traditionellerNawab (Fürst) seines Stammes genoss Bugti großes Ansehen in der Bevölkerung.
Im Jahre 1958 war er für kurze Zeit Staatsminister für Verteidigung im pakistanischen Kabinett. Er verlor diesen Posten jedoch schon nach wenigen Wochen durch denPutsch vonGeneralMuhammad Ayub Khan am 8. Oktober 1958. Bugti wurde verhaftet und 1960 vor einMilitärtribunal gestellt. Ihm wurde die Ausübung jeglicher öffentlicher Ämter verboten. Bis zu den demokratischen Wahlen im Jahre 1970 versuchte Bugti vergeblich, seine bürgerlichen Ehrenrechte auf juristischem Wege wiederzuerlangen.
Obwohl er aufgrund der juristischen Auseinandersetzungen nicht an den Wahlen von 1970 teilgenommen hatte, wurde er am 15. Februar 1973 vonZulfikar Ali Bhutto zumGouverneur von Belutschistan ernannt. Nach Unstimmigkeiten mit der Zentralregierung trat er am 1. Januar 1974 wieder zurück. Nach demMilitärputsch von GeneralMohammed Zia ul-Haq am 5. Juli 1977 ging Bugti erstmals in den Untergrund.
Als Pakistan 1988 wieder zur Demokratie zurückkehrte, trat Bugti derBalochistan National Alliance bei und wurde am 4. Februar 1989 zumChief Minister von Belutschistan gewählt. Auseinandersetzungen mit der Zentralregierung unterBenazir Bhutto führten bereits im folgenden Jahr zur Auflösung der Provinzversammlung und zu Bugtis Rücktritt.
Für die Wahlen im Jahre 1990 gründete Bugti eine eigene Partei, dieJamhoori Watan Party (JWP). In den 1990er Jahren war die JWP die größte Partei Belutschistans und galt zugleich als Mehrheitsbeschaffer der RegierungenNawaz Sharif undBenazir Bhutto. 1993 wurde Bugti als Abgeordneter der JWP in das pakistanische Parlament gewählt.
Als sich GeneralPervez Musharraf am 12. Oktober 1999 an die Machtputschte, endete auch die Teilhabe der JWP an der Zentralmacht. Die Provinzregierungen und -parlamente wurden aufgelöst. Die Wahlen vom Oktober 2002 brachten in Belutschistan eine Regierung ausislamistischen Parteien und einer Musharraf unterstützenden Fraktion derPMLQ (Pakistan Muslim League-Qaid) an die Macht.
Zugleich hatte die Regierung Musharraf seit 2000 begonnen, die Exploration vonGasfeldern in Belutschistan massiv voranzutreiben. Bugti organisierte den militärischen Widerstand und griff mit seinen bewaffnetenRebellentrupps Verbindungsstraßen, Gasförderanlagen und Armeeposten an.
Seit Dezember 2004 nahmen dieKampfhandlungen massiv zu; die pakistanische Zentralregierung setzte zeitweise bis zu 50.000Soldaten zur Bekämpfung der Rebellen ein. Nachdem Bugti zunächst parallel zum Einsatz militärischer Mittel noch darauf gesetzt hatte, auf dem Verhandlungswege eine Beteiligung der belutschistanischen Nationalisten an den Einnahmen aus dem Gasgeschäft zu erreichen, ging er Anfang 2006 in den Untergrund und schloss sich den Rebellen an. In der Folge kam es zu vermehrten Anschlägen auf Gasleitungen und dieStreitkräfte.
Am 26. August 2006 starb Bugti während eines Gefechts mit pakistanischen Sicherheitskräften in einem Höhlenkomplex in der Nähe von Tratani im Kohlu-Distrikt von Belutschistan. Sein Tod löste Unruhen in der Region aus.[1] InQuetta wurde derAusnahmezustand verhängt. Die gewaltsamen Proteste rissen auch nach mehreren Tagen nicht ab.[2]
Politik und Ansehen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Als traditionelle Autorität genoss Bugti bei seinen Stammesgenossen hohes Ansehen. Der deutsche JournalistHeinz Helfgen, der in den frühen fünfziger Jahren als Gast von Bugti empfangen wurde, beschreibt den Stammesführer als „hochtalentierten, gebildeten Konservativen in der pakistanischen Politik, der einen harmonischen Übergang seines Volkes vom Mittelalter zur Neuzeit suchte“.[3]
Als zentrale Figur im Kampf um mehr Autonomie für Belutschistan wurde Bugti häufig als „Tiger von Belutschistan“ bezeichnet.[4]
Kritiker bezeichneten ihn dagegen alsWarlord. Er sei selber an den Einnahmen aus der Gasförderung beteiligt gewesen und habe die Einnahmen für Waffen und Munition statt für das Schul- und Gesundheitssystem seiner Provinz ausgegeben. Er habe Kampfhandlungen zwischen rivalisierenden Stammesgruppen provoziert und eigene Gefängnisse unterhalten.[5]
Er galt außerdem als Mentor derGuerillaorganisationBalochistan Liberation Army (BLA). Die BLA strebte dieErrichtung eines unabhängigen Staates Belutschistan an, der neben der pakistanischen Provinz Belutschistan auch TeileAfghanistans undIrans umfassen sollte. In Pakistan und inGroßbritannien wurde die BLA alsTerrororganisation eingestuft und verboten.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- „Unrest after Pakistan rebel death“,BBC, 27. August 2006 (englisch).
- Tribal Leader’s Killing Incites Riots in Pakistan,New York Times, 28. August 2006 (englisch).
- Der 'Tiger von Belutschistan' ist tot,taz, 28. August 2006.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Streiks und Unruhen in mehreren Teilen Belutschistans,Der Standard, 27. August 2006 „Militär tötete Rebellenführer Nawab Akbar Bugri - Demonstranten zünden Behördengebäude und Bankfiliale an.“
- ↑Clashes at Baloch tribal memorial. BBC News, 29. August 2006, abgerufen am 11. September 2010.
- ↑Heinz Helfgen:Ich radle um die Welt 1988,ISBN 3-87073-032-3
- ↑wohl eine Anspielung auf Filme mit dem TitelDer Tiger von Eschnapur
- ↑Shahzada zulfiqar: Commander, 23 Bugti tribesmen surrender. nation.com.pk, archiviert vom Original am 9. Oktober 2007; abgerufen am 11. September 2010.
Personendaten | |
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NAME | Bugti, Akbar |
ALTERNATIVNAMEN | Bugti, Akbar Khan |
KURZBESCHREIBUNG | pakistanischer Politiker und Rebellenführer |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1927 |
GEBURTSORT | Barkhan |
STERBEDATUM | 26. August 2006 |
STERBEORT | bei Tratani, Kohlu District |