Agis II.

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Agis II. (altgriechischἎγιςÁgis; †400 v. Chr.) war von 427/426–400 v. Chr. König des antikenSparta. Er stammte aus der Dynastie derEurypontiden. In der Frühphase desPeloponnesischen Kriegs machte er 426 und 425 v. Chr. wenig ergiebige Einfälle inAttika. Nach der Unterbrechung des Peloponnesischen Kriegs durch denNikiasfrieden (421 v. Chr.), zu dessen Unterzeichnern er gehörte, kämpfte Agis 418 v. Chr. gegenArgos und dessen Verbündete und besiegte sie nach anfänglichen Misserfolgen in derSchlacht von Mantineia. Nach der Erneuerung des Kriegs gegenAthen drang er 413 v. Chr. wieder in Attika ein und schlug dort sein Hauptquartier im festenDekeleia auf, wo er bis zum Kriegsende die spartanischen Operationen gegen Athen leitete. Während seines Aufenthalts in Attika verfeindete er sich mit dem nach Sparta geflüchteten athenischen StaatsmannAlkibiades, dem er ein ehebrecherisches Verhältnis mit seiner Gattin Timaia unterstellte. Seine 411 und 410/409 v. Chr. von ihm durchgeführten Angriffe auf Athen selbst scheiterten. Nach der Niederlage Athens (404 v. Chr.) bekriegte er von 402–400 v. Chr.Elis und zwang es zu einem demütigenden Frieden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Peloponnesischer Krieg

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Erste Einfälle in Attika

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Agis II. war ein Sohn desArchidamos II. und derLampido sowie ein StiefbruderAgesilaos’ II.[1] Zum Beginn seiner Regierung rückte er im Frühjahr 426 v. Chr. mit einem Aufgebot der Spartaner und ihrer Verbündeten aus, um inAttika einzufallen. Da aberErdbeben und SturmflutenMittelgriechenland heimsuchten, kehrte er amIsthmus von Korinth wieder um.[2] Im nächsten Jahr 425 v. Chr. rückte er an der Spitze einer Armee verwüstend in Attika ein, zog aber bereits nach 15 Tagen wieder ab.[3] Seitdem war er meist Anführer des peloponnesischen Aufgebots. 421 v. Chr. beschwor er mit seinem MitkönigPleistoanax den damals vereinbarten Ausgleich mitAthen und gehörte wohl auch zu den Unterzeichnern desNikiasfriedens, durch den der Peloponnesische Krieg vorläufig beendet wurde.[4]Alkibiades brachte aber ein Bündnis von Athen mit den bedeutenden peloponnesischen StädtenArgos undMantineia sowie mitElis zustande, wodurch er sich in Spartas Einflussbereich einmischte.

Krieg gegen Argos

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419 v. Chr. griffen die Argiver auf Anstiften des AlkibiadesEpidauros an. Agis zog daraufhin mit dem gesamten spartanischen Heer im Sommer dieses Jahres bis zur GrenzstadtLeuktra, machte dort aber wegen ungünstiger Opfer Halt und führte seine Truppen zurück. Seinen Verbündeten ließ er ausrichten, dass sie sich für einen weiteren Feldzug nach dem folgenden Monat, in dem das Fest derKarneia gefeiert wurde, bereithalten sollten. Als die Argiver erneut Epidauros attackierten, marschierte er mit dem spartanischen Aufgebot bis zur GrenzstadtKaryai, wagte aber wiederum wegen angeblich ungünstiger Oper nicht, die Grenze zu überschreiten.[5]

Epidauros wurde 418 v. Chr. weiterhin von den Argivern bedrängt. Agis zog mit den spartanischen Streitkräften gegen Argos. Die Argiver, Mantineier und Eleer stellten sich ihm bei der arkadischen StadtMethydrion entgegen. Nach einem Ausweichmanöver vereinte der spartanische König seine Truppen beiPhleius mit jenen seiner Bundesgenossen, drang in dieArgolis ein und schnitt das argivische Heer von der Stadt Argos ab. Trotz seiner vorteilhaften Position ließ er sich, ehe es zur Schlacht kam, von zwei Argivern, dem Feldherrn Thrasyllos um dem als SpartasProxenos fungierenden Alkiphron, die ihm Aussicht auf Frieden machten, zum Abschluss eines viermonatigenWaffenstillstands und Abzug seines Heers überreden. Hierbei hatte er auf seine alleinige Verantwortung gehandelt und sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, eine günstige Gelegenheit zur Vernichtung der Feinde verpasst zu haben. Als dann die Argiver den Waffenstillstand brachen und gemeinsam mit den AthenernOrchomenos eroberten, wurde in Sparta der Antrag gestellt, das Haus des Königs zu zerstören und ihn zur Zahlung einer Geldstrafe von hunderttausend Drachmen zu verurteilen. Zwar erreichte Agis einen Aufschub seiner Bestrafung, musste aber hinnehmen, dass ihm ein Beirat von zehnSpartiaten an die Seite gestellt wurde, ohne dessen Zustimmung er nicht mit dem Heer in den Krieg ziehen durfte. Kurz darauf erfuhr er, dass die spartafreundliche Partei inTegea zur Kapitulation gezwungen sei, wenn sie nicht rasch Verstärkung erhielte. Er rückte mit dem gesamten spartanischen Aufgebot aus, stellte in Tegea die Ordnung wieder her, erhielt hier Zuzug durch arkadische Bundesgenossen und marschierte im Spätsommer 418 v Chr. gegen Mantineia. Im Gebiet dieser Stadt hatte sich das gegnerische Heer, das aus Verbänden der Argiver, Mantineier sowie einem von Athen gesandten Aufgebot – 1000Hopliten und 300 Reiter unter dem Kommando des StrategenLaches – bestand, Stellung auf einer steilen, schwer zugänglichen Anhöhe bezogen. Agis griff trotzdem an, zog sich aber mit seinen Truppen auf den warnenden Zuruf eines erfahrenen Begleiters, wohl einem der ihm beigegebenen Räte, wieder zurück. Um die Feinde zum Verlassen ihrer festen Stellung zu zwingen, ließ er Wasser eines Flusses durch einen Kanal in die Ebene von Mantineia leiten, um das Gebiet zu überschwemmen. Doch das feindliche Heer war schon zuvor in die Ebene herabgestiegen. In der folgendenSchlacht von Mantineia, die zu den blutigsten des Peloponnesischen Kriegs zählt, errang der mit viel Umsicht agierende König einen vollständigen Sieg und stellte so die spartanische Vormacht auf derPeloponnes wieder her.[6]

Im Winter 418/417 v. Chr. fand in Argos eine Gegenrevolution statt, die den Sturz der dortigen oligarchischen prospartanischen Partei herbeiführte. Agis rückte mit der spartanischen Armee nochmals gegen Argos aus und zerstörte die mit Hilfe der Athener begonnenen langen Mauern, die Argos mit dem Meer verbinden sollten. Er vermochte jedoch nicht, die spartafreundliche Partei in Argos wieder an die Macht zu bringen.[7]

Weitere Operationen in Attika; Entzweiung mit Alkibiades

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Alkibiades fiel 415 v. Chr. in Athen in Ungnade und wurde als Flüchtling in Sparta aufgenommen. Inzwischen war der Krieg zwischen Sparta und Athen wieder ausgebrochen, und auf Rat des Alkibiades wurde Agis im Frühjahr 413 v. Chr. an der Spitze eines Heers nach Attika entsandt, um die dort gelegene, strategisch bedeutsame StadtDekeleia zu besetzen und zur Festung auszubauen. Agis blieb nun bis zum Ende des Kriegs als machtvoller Oberbefehlshaber in Dekeleia und besaß dort wieder volle Handlungsfreiheit. Von hier aus konnten die Spartaner Athen die auf dem Landweg überOropos erfolgende Lebensmittelzufuhr vonEuböa blockieren und ständig in das attische Gebiet einfallen. 20.000Sklaven, darunter viele Handwerker, wechselten auf die Seite der Spartaner; Schafe und anderes Vieh der Athener, das im Umland von Dekeleia weidete, ging zugrunde.[8] Nach dem Eintreffen der Nachricht über das katastrophale Scheitern der athenischenSizilienexpedition zog Agis im Winter 413/412 v. Chr. nach Mittelgriechenland, ließ den Oitaiern das Vieh wegtreiben und erpresste dann Geld für dessen Rückgabe. Auch zwang er dieAchaier vonPhthiotis und andere Untertanen derThessaler zur Stellung von Geiseln und Geldzahlungen. Ferner regte er den Schiffsbau zur Vorbereitung des Seekriegs an. Die zum Abfall von Athen bereiten Einwohner von Euböa,Lesbos undChios wandten sich an Agis, der in Dekeleia auch Gesandtschaften derBoioter und anderer spartanischer Verbündeter empfing.[9]

In Sparta sah Agis sich aber durch den machthungrigen und eloquenten Alkibiades in den Hintergrund gedrängt. Angeblich hatte Alkibiades auch die Gemahlin des Agis,Timaia, verführt und mit ihr Ehebruch getrieben. Die Glaubwürdigkeit dieser u. a. vom antiken BiographenPlutarch überlieferten Nachricht wird von Althistorikern unterschiedlich bewertet. Agis verstieß jedenfalls wenig später seinen Sohn Leotychidas, weil er dessen Vaterschaft Alkibiades zuschrieb. Nicht nur Agis, sondern auch andere einflussreiche Spartaner sahen sich in ihrem Machtanspruch durch das Auftreten und die Erfolge des athenischen Flüchtlings beeinträchtigt. Als sich Alkibiades inKleinasien aufhielt, erhielt der spartanische NauarchAstyochos 412 v. Chr. den Befehl, ihn ermorden zu lassen. Dank rechtzeitiger Warnung gelang Alkibiades aber die Flucht zum persischen SatrapenTissaphernes.[10]

Nachdem das oligarchische Regime desRats der Vierhundert 411 v. Chr. in Athen durch einen Putsch an die Macht gekommen war, sandte es Gesandte nach Dekeleia zu Agis, um mit ihm Friedensverhandlungen anzuknüpfen. Der spartanische König sah aber in dem Umsturz eine Gelegenheit, Athen relativ leicht zu erobern. Er dachte nämlich, dass nun in der Stadt Unruhe und Verwirrung herrschten, da das Volk den oligarchischen Putsch nicht ohne Weiteres akzeptieren würde. So rückte er mit seinen bei Dekeleia stationierten Streitkräften und den von Sparta entsandten Verstärkungstruppen gegen die Langen Mauern Athens vor, die er aufgrund der geringen Menge an Verteidigern rasch erstürmen zu können glaubte. Sein Angriff misslang aber, und nachdem er einige Verluste erlitten hatte, sah er sich zum Rückzug gezwungen.[11] Auch ein zweiter Vorstoß des Agis gegen Athen im Jahr 410 oder 409 v. Chr. scheiterte.[12] Damals schickte er den spartanischen FlottenführerKlearchos mit 40 Schiffen nachByzanz.[13]

Es ist strittig, ob Agis 405/404 v. Chr. an der kriegsentscheidenden Belagerung Athens beteiligt war. Den Oberbefehl bei dieser Operation führte 405 v. Chr. der andere KönigPausanias, während Agis wohl in Dekeleia blieb. Die Athener schickten im Dezember 405 v. Chr. Gesandte mit Friedenvorschlägen zu Agis, der sich indessen für unzuständig erklärte und die Gesandten an die Ephoren in Sparta verwies. Im Frühjahr 404 v. Chr. fiel Athen, womit der Peloponnesische Krieg endete. Agis entließ daraufhin sein Heer und kehrte in seine Heimat zurück.[14]

Krieg gegen Elis; Tod

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Bald nach dem Sieg über Athen führte Agis wohl im Jahr 402 v. Chr. einen Feldzug gegenElis, dessen Einwohner Spartas Forderung, ihrenPeriöken-Städte Autonomie zu gewähren, zurückgewiesen hatten. Agis fiel vonAchaia aus in Elis ein und richtete hier Verwüstungen an, kehrte aber aufgrund eines Erdbebens wieder um. Im nächsten Jahr wiederholte er seinen Einfall in Elis und erhielt dabei Militärhilfe von allen spartanischen Verbündeten einschließlich Athens; nur dieBoioter undKorinther hielten sich fern. Bei Agis’ Herannahen erhoben sich die StädteTriphyliens, vor allemLepreon, nach seinem Überschreiten des FlussesAlpheios auch die Periöken-StädteLetrinoi,Amphidoloi undMargana. Nachdem Agis inOlympia demZeus geopfert hatte, rückte er gegen die gleichnamige Hauptstadt der Region,Elis, vor, verheerte das fruchtbare Land und erbeutete zahlreiches Vieh. Dann zog er weiter nachKyllene und kehrte schließlich nach Sparta zurück. Er stationierte aber in Epitalion eine Besatzung, die weiterhin Plünderungszüge unternahm. Als er im nächsten Jahr den Feldzug zu erneuern drohte, fügte sich Elis den harten spartanischen Forderungen. InDelphi opferte Agis den Zehnten der Kriegsbeute, erkrankte auf dem Heimweg inHeraia inArkadien, wurde nach Sparta gebracht und starb bald danach (400 v. Chr.).[15] Obwohl er den verstoßenen Leotychidas am Totenbett doch noch als seinen Sohn anerkannt hatte, folgte ihm sein StiefbruderAgesilaos II. als König Spartas nach.

Literatur

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Weblinks

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Anmerkungen

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  1. Plutarch,Agesilaos 1, 1.
  2. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 3, 89, 1.
  3. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 4, 2 und 4, 6.
  4. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 5, 19, 2 und 5, 24, 1.
  5. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 5, 54 f.
  6. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 5, 57–74; dazuWolfgang Will:Athen oder Sparta. Eine Geschichte des Peloponnesischen Kriegs, C. H. Beck, 2. Auflage München 2020,ISBN 978-3-406-74098-5, S. 136–142; Erich Bayer:Griechische Geschichte, Kröner, 3. Auflage, Stuttgart 1987,ISBN 3-520-36203-1, S. 313 f.
  7. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 5, 83.
  8. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 7, 19, 1; 7, 27, 4 ff.
  9. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 7, 3 und 7, 5; dazu Wolfgang Will:Athen oder Sparta. Eine Geschichte des Peloponnesischen Kriegs 2020, S. 204 f.
  10. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 8, 12, 2 und 8, 45, 1; Plutarch,Agis 3; Plutarch,Alkibiades 23 ff.; u. a.; dazu Wolfgang Will:Athen oder Sparta. Eine Geschichte des Peloponnesischen Kriegs 2020, S. 222 f.
  11. Thukydides,Peloponnesischer Krieg 8, 70 f.; dazu Wolfgang Will:Athen oder Sparta. Eine Geschichte des Peloponnesischen Kriegs 2020, S. 234.
  12. Xenophon,Hellenika 1, 1, 33 ff.;Diodor,Bibliothḗkē historikḗ 13, 72, 3 ff.
  13. Xenophon,Hellenika 1, 1, 35.
  14. Xenophon,Hellenika 2, 2, 17 ff.; 2, 3, 3; Diodor,Bibliothḗkē historikḗ 13, 107, 2; Plutarch,Lysandros 9 und 14; Plutarch,Lykurg 14.
  15. Xenophon,Hellenika 3, 2, 22–31; 3, 3, 1,ff.; Diodor,Bibliothḗkē historikḗ 14, 17 und 14, 34;Pausanias,Beschreibung Griechenlands 3, 8, 3 ff.
VorgängerAmtNachfolger
Archidamos II.König von Sparta
427–400 v. Chr.
Agesilaos II.
Normdaten (Person):LCCN:n83122696 |VIAF:30912464 |Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 20. September 2024.
Personendaten
NAMEAgis II.
KURZBESCHREIBUNGKönig von Sparta
GEBURTSDATUM5. Jahrhundert v. Chr.
STERBEDATUM400 v. Chr.
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