Agen
Agen | ||
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Staat | Frankreich![]() | |
Region | Nouvelle-Aquitaine | |
Département (Nr.) | Lot-et-Garonne (47) | |
Arrondissement | Agen | |
Kanton | Agen-1,Agen-2,Agen-3,Agen-4 | |
Gemeindeverband | Agen | |
Koordinaten | 44° 12′ N,0° 37′ O44.2030555555560.61861111111111Koordinaten:44° 12′ N,0° 37′ O | |
Höhe | 37–162 m | |
Fläche | 11,49 km² | |
Einwohner | 32.193(1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 2.802 Einw./km² | |
Postleitzahl | 47000 | |
INSEE-Code | 47001 | |
Website | Agen | |
Agen – Ortsansicht |
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Agen [aʒɛ̃] ist eine Stadt inSüdfrankreich in derRegionNouvelle-Aquitaine. Mit 32.193 Einwohnern (1. Januar 2022), die sichAgenais oderAgenois nennen, ist sie die Hauptstadt (Präfektur) desDépartements Lot-et-Garonne.
Lage und Klima
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Agen liegt in einer Höhe von ca.50 m an derGaronne sowie am parallel verlaufenden Seitenkanal(Canal latéral à la Garonne), der hier mit einer imposantenKanalbrücke den Fluss überquert. Die Stadt liegt auch an derAutoroute A62 zwischenToulouse (Fahrtstrecke ca. 115 km) im Südosten undBordeaux (140 km) im Nordwesten. Das Klima ist warm bis gemäßigt; Regen (ca. 745 mm/Jahr) fällt übers Jahr verteilt.[1]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jahr | 1800 | 1851 | 1901 | 1954 | 1999 | 2018 |
Einwohner | 9.876 | 16.027 | 22.482 | 32.593 | 30.170 | 33.012 |
Quellen: Cassini und INSEE
Das stetige Bevölkerungswachstum beruht im Wesentlichen auf dem Verlust von Arbeitsplätzen im Umland infolge derMechanisierung der Landwirtschaft (Landflucht).
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Gegend von Agen war wahrscheinlich bereits seit derJungsteinzeit besiedelt. Der Ort war um 200 v. Chr. eine keltische Siedlung derNitiobrogen, die von den KeltenAginnum (oderAgennum) genannt wurde. 107 v. Chr. war sie vielleicht Schauplatz derSchlacht bei Agen, in der ein römisches Heer unter dem KonsulLucius Cassius Longinus eine Niederlage gegen dieTiguriner erlitt;[2] möglicherweise fand diese militärische Auseinandersetzung aber auch in der Nähe desGenfersees statt.[3] Um 56 v. Chr. wurde die Siedlung im Zuge desGallischen Krieges vonGaius Iulius Caesar erobert.
Ursprünglich befand sich das keltischeOppidum auf der im Norden Agens gelegenen,Ermitage genannten Anhöhe, doch verlegten es die Nitiobrogen während derrömischen Epoche in die Ebene, wo die Garonne mit ihrem Nebenfluss Masse eine dreieckige Fläche umschloss. Mit der Einrichtung derCivitas Aginnensis inAquitanien durch KaiserAugustus ging ihr Reich definitiv zu Ende. Die kaiserzeitliche prosperierende Siedlung lag nach neueren Ausgrabungen nicht wie lange angenommen nur im Süden der heutigen Stadt, sondern erstreckte sich auch bis in den Norden des modernen Agen. Aus der römischen Ära blieben unter anderem Reste von Tempeln derDiana und desJupiter sowie einesAmphitheaters bestehen, ferner Altäre, Statuen, Mosaiken und Inschriften.[4]
Der heiligeCaprasius soll dererste christliche Bischof von Agen gewesen sein und ebenso wie der heiligeFides unter KaiserDiokletian 303 n. Chr. in Agen dasMartyrium erlitten haben. Im 4. Jahrhundert wurde dasBistum Agen gegründet. Damals war die Stadt die zweitbedeutendste der ProvinzAquitania secunda. Um 407 fielen dieVandalen imAgenais ein, das sich danach seit etwa 418 fast ein Jahrhundert lang im Besitz derWestgoten befand.
Mittelalter und Neuzeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]509 eroberteChlodwig I. Agen, das nun folglich an dieMerowinger fiel. 843, 853 und 922 wurde es von denNormannen angegriffen. Seit dem 12. Jahrhundert besaß die Stadt eine gewisse Autonomie und manche wiederholt bestätigten Freiheiten und Privilegien. Die Bürger wurden ziemlich unabhängig von ihrem Bischof, obwohl dieser zusammen mit dem König nominell ihr Oberherr war. Die Stadt wurde von Konsuln, allerdings eher oligarchisch als demokratisch, verwaltet. Während der Kriege gegen dieKatharer Anfang des 13. Jahrhunderts wechselte Agen mehrmals den Besitzer.Arnaud IV. de Rovinha, der von 1209 bis 1228 als Bischof von Agen amtierte, war ein eifriger UnterstützerSimon de Montforts. Als Folge des Kriegs wurden die Katharer alsHäretiker von einem in Agen neu errichtetenInquisitionstribunal grausam verfolgt.
Im 13. und 14. Jahrhundert war die Stadt zwischen Engländern und Franzosen heftig umstritten. In der Anfangsphase desHundertjährigen Krieges kam sie 1360 durch denVertrag von Brétigny an die Engländer, wurde aber nach dessen Bruch zweimal erobert und wieder zurückerobert. 1372 richtete der Herzog von Anjou hier sein Hauptquartier ein. Zwar verlor er die Stadt im nächsten Jahr, konnte sie aber bereits 1374 wieder einnehmen. Während danach ein Teil der Städte und Burgen des Agenais zeitweise unter englischer Herrschaft stand, blieb Agen bis zum Ende des Krieges (1453) fast dauernd in französischer Hand. 1453 zogen sich die Engländer schließlich komplett aus dem Agenais zurück.
1463 suchte einePestepidemie Agen heim. 1481 und 1514 kam es zu Bürgerrevolten, da die Regierung der Stadt allein in den Händen der Konsuln lag, die ihre Macht oft missbrauchten. Diese Tumulte wurden unterdrückt, und noch lange übten nur Angehörige der Oberschicht die Verwaltung der Kommune aus.
Zwar fand dieReformation auch in Agen Anhänger, doch blieb die Stadt insgesamt entschieden katholisch und stand damit im Gegensatz zum benachbartenNérac, das eine Hochburg derHugenotten war. Diese bemächtigten sich Agens 1562 und 1569, wurden aber beide Male vonBlaise de Monluc vertrieben, der in seinen letzten Jahren bis zu seinem Tod (1577) in der Gegend kämpfte. Vom König von Navarra, dem späterenHeinrich IV. militärisch besetzt, wurde Agen 1578Biron übergeben und stand für die nächsten zehn Jahre unter Kontrolle dieses Marschalls sowie jener seines NachfolgersMatignon. 1589 traten die Bürger Agens auf die Seite derHeiligen Liga und erkannten denKardinal von Bourbon als französischen König an. Sie mussten gegen ihren auf der Seite des Königs von Navarra stehenden Seneschall Saint-Chamarand kämpfen, der bei einem Angriff auf die Stadt 1591 fiel. Erst 1594 erkannten sie Heinrich IV. als König an.
Während des Aufstands von Nérac und weiteren Städten 1621 blieb Agen KönigLudwig XIII. treu. 1628 und 1631 traten hier erneut Pestepidemien auf. Die Einführung derSalzsteuer führte 1635 zu Unruhen. Der Ausbruch derFranzösischen Revolution (1789) wurde in Agen enthusiastisch aufgenommen und es wurde nun Hauptstadt des Départements Lot-et-Garonne.
Moderne
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Agen war einer der Austragungsorte bei derRugby-Union-Weltmeisterschaft 1991. Im Januar2024 verursachten Bauernproteste in Agen Sachschäden im Wert von über 400.000 Euro.[5] Aktivisten der BauernorganisationCoordination rurale-47 (CR47) hatten Geschäfte und öffentliche Einrichtungen mitGülle undReifen[6] angegriffen und ein Schnellrestaurant der MarkeMcDonald’s verwüstet.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Umgebung der Stadt ist durch riesige Plantagen mitPflaumenbäumen gekennzeichnet.Kreuzritter brachten die Frucht im 11. Jahrhundert aus dem Vorderen Orient nach Frankreich. Die Mönche im nahe gelegenen Tal desLot waren möglicherweise die ersten, die die Pflaumen trockneten und alsDörrobst verkauften. Heute verlassen jährlich rund 35.000 Tonnen Dörrpflaumen die Fabriken von Agen.[7]
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Agen liegt an derBahnstrecke Bordeaux–Sète und wird im Fern- und Regionalverkehr mitTGV-,Ouigo-, Intercity- undTER-Zügen bedient. In Agen endet die 140 km langeBahnstrecke Niversac–Agen, über die es bis in die 1990er Jahre Direktverbindungen mit Paris gab.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Musée Municipal des Beaux Arts (Städtisches Museum der Schönen Künste) mit Gemälden vonGoya, darunterEl Globo,SisleysSeptembermorgen, eine vonCorots schönsten Landschaften,Der Teich von Avray, sowie Werken vonFrancis Picabia undGustave Caillebotte. Kleinod der Sammlung ist dieVénus du mas aus Marmor, eine 1876 in der Nähe entdeckte Statue aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.
- Kanalbrücke Agen (580 Meter lang, 23 Bögen), erbaut vonJean-Baptiste de Baudre in den Jahren 1839 bis 1842
- TheaterDucourneau vom ArchitektenGuillaume Tronchet, fertiggestellt 1908
- Kathedrale von Agen, erbaut im romanischen und gotischen Stil
- Rathaus
- Musée des Beaux Arts
Meteoriten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 5. September 1814 wurde bei Agen ein Meteoritenschauer beobachtet. Eine nicht überlieferte Zahl vonSteinmeteoriten wurde gefunden, die Gesamtmasse der Funde betrug mutmaßlich rund 30 Kilogramm. Die Meteoriten wurden später alsChondriten des eisenreichen Typs H5 klassifiziert.[8]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Heilige
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Caprasius von Agen († um 303)
- Fides von Agen († um 303)
- Vinzenz von Agen (3./4. Jh.)
- Maurinus von Agen (6. Jh.)
Sonstige
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Jim Allevinah (* 1995), gabunisch-französischer Fußballspieler
- Auguste Aramini (um 1875–1950), Sänger
- Alain Aspect (* 1947), Physiker
- Pierre Billaud (1970–2001), Journalist, Kriegsberichterstatter
- Jean Baptiste Bory de Saint-Vincent (1780–1846), Naturforscher, Botaniker und Oberst
- Thierry van den Bosch (* 1974), Motorradrennfahrer
- Gaston Cabannes (1882–1950), Politiker
- Francis Cabrel (* 1953), Musiker
- Laurent Camiade (* 1966), katholischer Geistlicher, Bischof von Cahors
- Bernard Campan (* 1958), Schauspieler, Filmregisseur und Drehbuchautor
- Joseph Chaumié (1849–1919), Jurist und Politiker
- Pierre Chaumié (1880–1966), Politiker und Résistant
- Matthieu Chazarenc (* 1977), Jazzmusiker
- Jeanne Demons (1890–1958), kanadische Schauspielerin
- Jacques Ferrand (1575–um 1630), Arzt
- Emmanuel Flipo (* 1958), Künstler
- Pierre Gaillouste (* 1989), Fußballschiedsrichter
- Jacques Jasmin (1798–1864), Schriftsteller
- Bernard Germain Étienne Médard de La Ville-sur-Illon, comte de La Cépède (1756–1825), Naturforscher und der erste Großkanzler des Ordens der Ehrenlegion
- Joseph Alexandre Laboulbène (1825–1898), Arzt und Entomologe
- Aymeric Laporte (* 1994), Fußballprofi
- Marcel-Frédéric Lubin-Lebrère (1891–1972), Rugby-Union-Spieler
- Jean-Marie Maury (1907–1994), Erzbischof von Reims
- Christian Noël (* 1945), Fechter
- Jacques Rabaté (1907–1941), Botaniker
- Florimond de Raemond (1540–1601), Historiker, Jurist,Gegenreformator und Freund vonMichel de Montaigne
- Jean-Denis Rieubland (* 1973), Sternekoch
- Stéphane Rideau (* 1976), Schauspieler
- Yves Saint-Martin (* 1941), Jockey
- Joseph-Barnabé Saint-Sevin (1727–1803), Violinist und Komponist der Klassik
- Joseph Justus Scaliger (1540–1609), einer der größten Gelehrten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
- Michel Serres (1930–2019), Philosoph und Professor an der Sorbonne und an der kalifornischenStanford University
- Jean-Baptiste-Cyrus-Marie-Adélaïde de Timbrune de Thiembronne (1757–1822), General
Städtepartnerschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Toledo, Spanien, seit 1973
- Dinslaken, Deutschland, seit 1975
- Tuapse, Russland, seit 1976
- Llanelli,Vereinigtes Königreich, seit 1989
- Corpus Christi, USA, seit 1996
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- De Bello Gallico von Gaius Julius Cäsar, Übersetzung von Max Oberbreyer, S. 86 ff.
- Maximilian Ihm: Agennum. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 773.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Offizieller Webauftritt der Stadt
- Lokales Fremdenverkehrsamt
- Kanalbrücke über die Garonne. In: Structurae
- Gilbert Kaenel: Agen, Schlacht bei. In:Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Agen – Klimatabellen
- ↑Gaius Iulius Caesar:De bello Gallico 1,7,4; 1,12,7; 1,14,7;Titus Livius:Ab urbe condita,Periocha 65; u. a.
- ↑SoFriedrich Münzer: Cassius 62. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 1738.
- ↑M. Klefstad-Sillonville:Aginnum (Agen), Lot-et-Garonne, France. In:Richard Stillwell u. a. (Hrsg.):The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976,ISBN 0-691-03542-3 (englisch,perseus.tufts.edu).
- ↑Philippe Baqué:Bauernfänger: Warum die extreme Rechte auf dem französischen Land offene Türen einrennt. In: Barbara Bauer, Dorothee D’Aprile (Hrsg.):Le Monde diplomatique/WOZ.Nr. 04/30, April 2024,ISSN 1434-2561,S. 22 f.
- ↑Redaktion/Agence France-Presse: Qu’est-ce que la Coordination rurale, ce syndicat agricole qui impose sa méthode dans le Lot-et-Garonne? In: Le Parisien. 27. Januar 2024, abgerufen am 12. Juni 2024.
- ↑Agen – Pflaumen
- ↑Agen. Meteoritical Bulletin, abgerufen am 2. August 2021.