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Afroamerikaner

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Bundesstaaten nach Anteil an afroamerikanischer Bevölkerung 2010:
  • unter 2 %
  • 2–5 %
  • 5–10 %
  • 10–15 %
  • 15–20 %
  • 20–25 %
  • 25–30 %
  • 30–35 %
  • 35–40 %
  • AlsAfroamerikaner (englischAfrican Americans) werden die etwa 40 Millionen Bürger derVereinigten Staaten von Amerika bezeichnet, derenVorfahren überwiegend aus dem südlich derSaharagelegenen Teil Afrikas stammen. Die weitaus meisten von ihnen sind die Nachfahren der rund 6,5 Millionen Menschen, die im Zuge desatlantischen Sklavenhandels zwischen 1619 und 1808 voneuropäischenMenschenhändlern nachAmerika verschleppt und vor allem in derKaribik undNordamerika alsSklaven ausgebeutet wurden. Fast 160 Jahre nach der Abschaffung derSklaverei in den USA hat die afroamerikanische Bevölkerung des Landes weiter mitrassistisch motivierten Benachteiligungen zu kämpfen.

    Zugehörigkeit und Abgrenzung

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    Zu den Zeiten der Sklaverei undSegregation galten alle Menschen mit „einem Tropfen schwarzen Blutes“ als schwarz („One-Drop-Rule“), d. h. ungeachtet des äußeren Erscheinungsbildes galten alle Personen alsSchwarze, denen ein „schwarzafrikanischer“ Vorfahre nachgewiesen werden konnte. DieserassentheoretischeZuschreibung wurde ab den späten 1960er Jahren als rassistisch hinterfragt und verlor an Bedeutung.

    Die Abgrenzung von Afroamerikanern zu US-Bürgern europäischer oderlateinamerikanischer Abstammung (Weiße undLatinos) ist heute oft schwierig, weil sich im Verlauf der Jahrhunderte starkeethnische Vermischungen ergeben haben. Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, ab wie vielen Vorfahren Personen als „europäisch“/„weiß“ oder „afroamerikanisch“/„schwarz“ angesehen werden. Oft beziehen sich die Afroamerikaner mit dieser Bezeichnung kritisch auf die Geschichte derSklaverei in den Vereinigten Staaten und grenzen sich damit von rassistischen Bezeichnungen wie „Neger“ oder „Farbiger“ (Colored) ab. Eine weitere Selbstbezeichnung ist „Black“ (Schwarzer), die aus politischen Überlegungen häufig großgeschrieben wird.[1]

    Die Frage, wer Afroamerikaner ist, wird durch die Zuwanderung von Menschen aus der Karibik und dem subsaharischen Afrika in die USA und durch die Zunahme der Zahl von Personen, die sich (im englischen Sprachgebrauch) selbst als „multirassisch“ ansehen, in jüngerer Zeit häufig anders gestellt. Auch die Wahl vonBarack Obama zumPräsidenten der Vereinigten Staaten hat zu dieser Diskussion beigetragen. Seit den 1980er Jahren gibt es zudem eine starke Zuwanderung von subsaharischen Afrikanern (besonders ausNigeria,Ghana undÄthiopien) in die USA. Die Kinder dieser Zuwanderer wachsen als Amerikaner auf; ihre Familienbiographien sind nicht von den geschichtlichen Erfahrungen der Afroamerikaner geprägt.

    In derAfroamerikanistik bezieht sich der BegriffAfroamerikaner in der Tradition vonMelville J. Herskovits allgemein auf Volksgruppen auf dem amerikanischen Doppelkontinent, die Vorfahren aus dem subsaharischen Afrika haben.[2]

    Geschichte der Afroamerikaner

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    Hauptartikel:Geschichte der Afroamerikaner

    Bereits seit der frühenKolonialzeit wurden Afrikaner alsSklaven in das spätere Staatsgebiet der Vereinigten Staaten verschleppt. Die meisten von ihnen gelangten damals noch nicht direkt vonAfrika aufs nordamerikanische Festland, sondern wurden auf dieZuckerrohrplantagen der Karibik verkauft. Die ersten schwarzen Sklaven auf dem amerikanischen Kontinent warenAtlantische Kreolen. In großer Zahl wurden versklavte Afrikaner seit dem 18. Jahrhundert direkt in die13 britischen Kolonien in Amerika verbracht, als in den südlichen Kolonien diePlantagenwirtschaft entstand.

    Eine Familie von Sklaven auf einer Plantage inSouth Carolina, 1862

    DieUnabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten im Jahre 1776 führte trotz ihrer viel beachtetenPräambel, in der allen Menschen das unveräußerliche Recht auf Leben, Freiheit und Streben nach Glück zugestanden wurde, nicht unmittelbar zu einer Abschaffung der Sklaverei. Selbst dieNordstaaten, deren Ökonomie nur in geringem Umfang auf der Arbeitskraft von Sklaven beruhte, verabschiedeten erst nach und nach Gesetze zu deren schrittweiser Freilassung. In denSüdstaaten blieb die Sklaverei nicht nur weiter bestehen, sondern wurde noch ausgeweitet, nachdem die Erfindung derEgreniermaschine ab etwa 1800 den massenhaften Einsatz von Sklaven auf Baumwollplantagen besonders profitabel machte. Seit den 1830er Jahren gewannen im Norden dieAbolitionisten zunehmend an Einfluss, und 1860 wurde mit ihrer UnterstützungAbraham Lincoln zum Präsidenten gewählt, der für eine allmähliche Abschaffung der Sklaverei eintrat. Nach seiner Wahl traten 1861 elf Südstaaten aus der Union aus und bildeten dieKonföderierten Staaten von Amerika. Diese Abspaltung führte zumSezessionskrieg, den die Nordstaaten gewannen. Nach der Wiederherstellung der Union verabschiedete derKongress 1865 den13. Zusatzartikel zur Verfassung, der die Sklaverei auf dem gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten endgültig abschaffte.

    Auf den Bürgerkrieg folgte bis 1877 die kurze Ära derReconstruction, in der die Südstaaten von Unionstruppen besetzt blieben. Die Militärverwaltung sorgte damals für die Einhaltung der Gesetze, die den ehemaligen Sklaven das aktive und passive Wahlrecht zugestanden. Nach dem Ende der Besatzung gingen die Südstaaten jedoch sofort daran, die Emanzipation der Afroamerikaner so weit wie möglich rückgängig zu machen, etwa mit Hilfe der diskriminierenden „Jim-Crow-Gesetze“. Gleichfalls unmittelbar nach dem Bürgerkrieg gründete Anhänger der ehemaligen Konföderation denKu-Klux-Klan, eine rassistische Organisation. Dessen Mitglieder gingen mit Terror, Gewalt und Lynchjustiz gegen Afroamerikaner vor, um sie einzuschüchtern und zu unterdrücken. Der Ku-Klux-Klan war und ist der markanteste Exponent einerWhite-Supremacy-Ideologie, die in den USA bis heute weit verbreitet ist. Zu seinen Gegnern zählt er auchJuden,Katholiken und Mitglieder anderer nicht-protestantischer Glaubensrichtungen.

    Bürgerrechtsbewegung: Abschlusskundgebung desMarsches auf Washington 1963

    Die andauernde Konfrontation mit Armut und Rassendiskriminierung führte von 1910 bis 1970 zu einer großen und lang anhaltenden Wanderbewegung, derGreat Migration, in deren Verlauf Millionen von Afroamerikanern aus den Südstaaten in denMittleren Westen, dieMittelatlantikstaaten und den SüdenNeuenglands, aber auch nachKalifornien zogen. Als Reaktion auf die sehr zögerlich erfolgende rechtliche Gleichstellung und dieRassentrennung, die unter dem Mottoseparate but equal bereits seit 1896 legalisiert wurde, formierte sich Mitte der 1950er Jahre dieafroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, die so ungleiche Persönlichkeiten wieMartin Luther King,Malcolm X und späterStokely Carmichael von derBlack Panther Party hervorbrachte. Sie erprobte eine Vielzahl politischer Kampfmethoden – wie denBoykott, denzivilen Ungehorsam und dengewaltlosen Widerstand – und setzte damit die Aufhebung derSegregation und die zumindest formale, vollständige Gleichstellung der Afroamerikaner durch.

    Dennoch wird die US-amerikanische Gesellschaft bis in die Gegenwart von einemstrukturellen Rassismus geprägt. Die afroamerikanische Bevölkerung sieht sich auf vielfältige Weise benachteiligt. Ihre Angehörigen haben geringere Bildungschancen und sind in der Regel ärmer als ihre weißen Mitbürger. Ihr Pro-Kopf-Einkommen beträgt nur 62 % des mittleren Einkommens eines nicht-hispanischen Weißen[3], ihre Kinder wachsen weit überproportional häufig in unvollständigen Familien auf, und ihre Männer befinden sich ebenfalls weit überproportional häufig in Haft: Rund 8 Prozent der Afroamerikaner sind permanent inhaftiert.[4][5] Um Diskriminierung und deren Folgen entgegenzuwirken, wurden Organisationen wie dieNational Association for the Advancement of Colored People (NAACP) und Programme wie dieAffirmative Action („positive Diskriminierung“) geschaffen. Letztere wird vor allem von konservativen Weißen kritisiert oder gänzlich abgelehnt. Ein anderer Kritikpunkt ist, dass Förderprogramme zugunsten von Afroamerikanern überproportional häufig Kindern afrikanischer und karibischer Zuwanderer zugutekommen.[6] In jüngster Zeit wird in den USA die Frage diskutiert, ob den Nachfahren der schwarzen Sklaven Reparationszahlungen zustehen.[7] Nach derTötung von George Floyd durch weiße Polizisten im Mai 2020, die zu landesweitenProtesten und schweren Unruhen führte, rückte die Diskriminierung von Afroamerikanern auch international wieder ins öffentliche Bewusstsein.

    Heutige Situation in den Vereinigten Staaten

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    Sprachgebrauch

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    Seit der Abschaffung jeglicher Segregation in den USA in der Nachkriegszeit istAfrican-American oderAfro-American heute die gebräuchlichste Bezeichnung zur Beschreibung der Zugehörigkeit zu einerafrikanischen Diaspora. Sie wird in ähnlichem Kontext wieBlack gebraucht. Der BegriffNegro, der in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch als „neutral“ galt und auch von Afroamerikanern selbst verwendet wurde, gilt heute als abwertend und wird nicht mehr verwendet.

    Der AusdruckColored („Farbiger“) wurde in den Vereinigten Staaten nur auf die Personen mit (teilweiser) afrikanischer Herkunft südlich der Sahara wegen ihrer dunklen/schwarzen Hautfarbe verwendet. Personen mit anderer Hautfarbe waren dort von dem Begriff nicht eingeschlossen. Zur Zeit der Segregation gab es viele separate Einrichtungen nur für diese, zum Beispiel Schulen, Busabteile, Toiletten und Warteräume an Verkehrsknotenpunkten.Coloreds gehörten neben anderen Bevölkerungsgruppen zu den „non-white people“. AlsEuphemismus taucht der Begriff immer wieder seit den Kolonialzeiten in den USA auch in offiziellen Texten auf.Colored People wurden im Unterschied zu denFree people of color weitgehend mit Sklaven gleichgesetzt. DasColored Soldiers Monument in Frankfort inKentucky ist eines der wenigen den afroamerikanischenUnited States Colored Troops gewidmetenKriegerdenkmale. Der Name der BürgerrechtsorganisationNational Association for the Advancement of Colored People ist auf den älteren Sprachgebrauch zurückzuführen.

    Statistiken

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    Verteilung der afroamerikanischen Bevölkerung nach demUnited States Census Bureau in den USA (Volkszählung 2010)

    RegionAbsolute AnzahlAnteil an der
    afroamerikanischen Gesamtgruppe
    Südstaaten23.105.08255,0 %
    Mittlerer Westen07.594.48618,1 %
    Nordosten07.187.48817,1 %
    Westen04.133.68709,8 %

    Entwicklung der afroamerikanischen Bevölkerung

    JahrAnzahlAnteil an der
    Gesamtbevölkerung
    17900.757.20819,3 %
    18001.002.03718,9 %
    18101.377.80819,0 %
    18201.771.65618,4 %
    18302.328.64218,1 %
    18402.873.64816,8 %
    18503.638.80815,7 %
    18604.441.83014,1 %
    18704.880.00912,7 %
    18806.580.79313,1 %
    18907.488.78811,9 %
    19008.833.99411,6 %
    19109.827.76310,7 %
    192010,5 Millionen09,9 %
    193011,9 Millionen09,7 %
    194012,9 Millionen09,8 %
    195015,0 Millionen10,0 %
    196018,9 Millionen10,5 %
    197022,6 Millionen11,1 %
    198026,5 Millionen11,7 %
    199030,0 Millionen12,1 %
    200034,6 Millionen12,3 %
    201038,9 Millionen12,6 %

    Großstädte mit überwiegend afroamerikanischer Bevölkerung sind u. a.Detroit (82,7 %),Atlanta (54,0 %),Baltimore (63,7 %),Memphis (63,3 %),Newark (52,4 %),Washington D.C. (50,7 %) undCleveland (51,0 %).

    Afroamerikaner in Süd- und Mittelamerika

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    Im weiteren Sinne umfasst der Begriff „Afroamerikaner“ alle Bevölkerungsgruppen schwarzafrikanischer Abstammung inNord-,Mittel- undSüdamerika, etwa dieAfrokanadier,Afrobrasilianer,Afro-Guatemalteken,Afrokolumbianer,Afrokubaner oder dieAfrokariben. Die spanisch- und portugiesischsprachigen Bevölkerungsgruppen werden auch alsAfrolateinamerikaner von den zumeist englisch- oder französischsprachigen Afroamerikanern Nordamerikas unterschieden.

    Literatur

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    Geschichte

    • Sarah A. Tishkoff et al.:The Genetic Structure and History of Africans and African Americans. In:Science, Band 324, Nr. 5930, 2009, S. 1035–1044,doi:10.1126/science.1172257.
    • Ron Eyerman:Cultural Trauma: Slavery and the Formation of African American Identity. Cambridge University Press, Cambridge 2001,ISBN 978-0-521-00437-4.
    • John Hope Franklin, Alfred A. Moss Jr.:Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA. Propyläen Taschenbuch. Propyläenverlag, Berlin 1999,ISBN 3-548-26550-2.
    • Ulrike Heider:Schwarzer Zorn und weisse Angst. Reisen durch Afroamerika. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1996,ISBN 3-596-12344-5.

    Nachschlagewerke

    • Henry Louis Gates, Jr. (Hrsg.):The African American National Biography. Oxford University Press, New York 2008 (umfassendes biographisches Nachschlagewerk).
    • Henry Louis Gates, Jr. (Hrsg.):Africana: The Encyclopedia of the African and African American Experience. Oxford UP (Revised Edition 2005)
    • The Greenwood encyclopedia of African American literature, hrsg. von Hans Ostrom und J. David Macey, Jr, Westport, Conn. u. a.: Greenwood Press, 2005, 5 Bände
    • Encyclopedia of African American popular culture. hrsg. von Jessie Carney Smith, 4 Bände, Greenwood, Santa Barbara, Calif. [u. a.] 2011
    • Historical Dictionary of African American Cinema, hrsg. von S. Torriano Berry, Venise T. Berry, Lanham, Md. u. a.: Rowman & Littlefield, 2. Auflage 2015

    Weblinks

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    Commons: Afroamerikaner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. Vgl.Susan Arndt,Antje Hornscheidt:Afrika und die deutsche Sprache. Unrat, Münster 2003,ISBN 3-89771-424-8.
    2. Vgl. Rossbach de Olmos, Lioba und Bettina E. Schmidt (Hrsg.):Ideen über Afromerika — Afroamerikaner und ihre Ideen. Beiträge der Regionalgruppe Afroamerika auf der Tagung derDeutschen Gesellschaft für Völkerkunde in Göttingen 2001. Einleitung (abgerufen am 26. März 2007).
    3. U. S. Census (Memento vom 20. April 2006 imInternet Archive)
    4. Young Black Males Headed for Extinction?,The Washington Post, abgerufen am 30. Mai 2010.
    5. Quick Facts About the Bureau of Prisons,Federal Bureau of Prisons, abgerufen am 30. Mai 2010.
    6. Top Colleges Take More Blacks, but Which Ones?,The New York Times, abgerufen am 27. Mai 2010.
    7. Amerikas Billionen-Frage: Soll man den Afroamerikanern «Reparationen» für die Sklaverei zahlen?Neue Zürcher Zeitung, abgerufen am 18. Juni 2020.
    Normdaten (Sachbegriff):GND:7506235-5 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS) |VIAF:245480237
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