Afrikaans
Afrikaans | ||
---|---|---|
Gesprochen in | Botswana![]() Eswatini ![]() Namibia ![]() Sambia ![]() Sudafrika ![]() | |
Sprecher | 6,44 MillionenMuttersprachler, 6,75 Millionen 1 Zweit- oder Drittsprachler, 12–16 Millionen 2 weitere Zweit- oder Drittsprachler 1 mit gleicher Sprachkenntnis wie Muttersprachler 2 mit Grundkenntnis für einfache Kommunikation Stand: Oktober 2007 | |
Linguistische Klassifikation | ||
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Sudafrika![]() | |
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in | Namibia![]() | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 | af | |
ISO 639-2 | afr | |
ISO 639-3 |
Afrikaans, früher auchKapholländisch oderKolonial-Niederländisch genannt, ist eine der elf Amtssprachen in der RepublikSüdafrika und eine anerkannte Minderheitensprache undLingua franca inNamibia. Es gehört zumwestgermanischen Zweig derindogermanischen Sprachen und ist aus demNeuniederländischen des 17. Jahrhunderts entstanden. Verglichen mit der heutigenniederländischen Standardsprache hat Afrikaans erhebliche morphologische Vereinheitlichungen und Vereinfachungen durchlaufen. Ursprünglich war es die Sprache derBuren, während heute die Mehrheit der Afrikaans-Muttersprachler sogenannteColoureds sind.
Verbreitung
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Afrikaans wird hauptsächlich in Südafrika (17,54 Millionen Sprecher) und Namibia (220.000) gesprochen, außerdem in anderen Staaten dessüdlichen Afrikas, darunterSambia (96.000),Eswatini (17.000) und Botswana (8000).[1] Afrikaans ist ebenfalls in klassischen Einwanderstaaten örtlich anzutreffen: InAustralien leben nahezu 44.000 Sprecher, inKanada 10.300,in denNiederlanden 14.300 (jeweils Stand 2016), inNeuseeland 27.400 (Stand 2013), imVereinigten Königreich 11.200 (Stand 2011) und in denVereinigten Staaten rund 23.000 Sprecher (Stand 2015).[1]
In Südafrika ist Afrikaans die Muttersprache von etwa 13,5 % aller Einwohner (laut amtlicher Volkszählung von 2011[2]) bzw. von 13,78 % der über fünfzehnjährigen Bevölkerung (Stand 2015[3]). Damit nimmt Afrikaans hinsichtlich des muttersprachlichen Gebrauchs von den elf offiziellen Landessprachen hinterisiZulu undisiXhosa den dritten Platz ein. Seit den 1980er Jahren gibt es mehr nicht-weiße als weiße Muttersprachler. Von allen Afrikaans-Muttersprachlern in Südafrika sind 50,2 % Coloureds, 39,5 % Weiße, 8,8 % Schwarze, 0,9 % Asiatischstämmige und 0,6 % Sonstige (zur Unterscheidung siehe auchDemografie Südafrikas).[2]
Muttersprachler in Südafrika, Stand 2011[2] | |
weiß | 2,71 Millionen |
Coloured | 3,44 Millionen |
schwarz | 0,60 Millionen |
Inder | 0,06 Millionen |
Sonstige | 0,04 Millionen |
Gesamt | 6,86 Millionen |
61 % der Weißen und 76 % der Coloureds in Südafrika sprechen Afrikaans als Muttersprache (Stand 2011).[2] Daneben gibt es mehrere Millionen Menschen, die Afrikaans alsZweit- oder Drittsprache beherrschen. Nach dem Community Survey 2007 sowie der Mid-Year Estimation 2007 wurden folgende Schätzungen über die Anzahl der Südafrikaner mit Afrikaans als Zweit- oder Drittsprache angestellt:
Zweitsprachler mit Sprachfähigkeiten von Muttersprachlern in Südafrika | |
weiß | 0,88 Millionen |
Coloured | 0,43 Millionen |
schwarz | 5,44 Millionen |
Inder | unbekannt |
Gesamt | 6,75 Millionen |
Zweit- oder Drittsprachler mit sprachlichen Grundkenntnissen in Südafrika | |
weiß | 0,52 Millionen |
Coloured | 0,52 Millionen |
schwarz | 12–16 Millionen0. |
Inder | unbekannt |
Gesamt | unbekannt |
Weltweit gibt es etwa 16 bis 22 Millionen Menschen, die sich auf Afrikaans verständigen können.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Entstehen einer eigenständigen afrikaansen Sprache
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1652 wurdeKapstadt im Auftrag derNiederländischen Ostindien-Kompanie gegründet. Die ersten Bewohner der Stadt waren vor allem Beamte und Seefahrer, die nur zeitweise dort lebten und Niederländisch sprachen. Mit der Gründung vonStellenbosch begann 1679 die systematische Besiedlung der Gebiete um Kapstadt durch niederländische Bürger.
Durch die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Isolierung vom ursprünglichen niederländischen Sprachraum in Europa entwickelte sich Afrikaans aus dem Neuniederländischen zu einer eigenständigen Sprache, die im 20. Jahrhundert die völlige Anerkennung als solche erlangt hat. In der Sprachwissenschaft wird es alsAusbausprache klassifiziert. Bereits seit 1775 konnte eine eigenständige Sprachentwicklung festgestellt werden; zu diesem Zeitpunkt sprachen die meisten Bewohner derKapkolonie kein reines Niederländisch mehr.[4] Dennoch blieb Niederländisch bis Anfang des 20. Jahrhunderts Schriftsprache in Südafrika, die in den Schulen unterrichtet wurde, während Afrikaans lange Zeit eher dem mündlichen Bereich vorbehalten war. Afrikaans unterscheidet sich vom Niederländischen einerseits durch vielfältige Neuerungen (meistens Vereinfachungen) im Bereich der Wortform (Morphologie), andererseits durchEntlehnungen insbesondere aus afrikanischen Sprachen und dem Englischen.
Sprachkontakte mit anderen südafrikanischen Sprachen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bis 1714 erhielten die sogenanntenTreckburen pachtfreies Weideland an den Grenzen derKapkolonie, was eine schnelle Ausbreitung des Niederländischen ins Landesinnere ermöglichte. Zu dieser Zeit bestand ein engerSprachkontakt der Siedler mit dem Volk derNama. DiePockenepidemie von 1713 hatte zur Folge, dass sich viele Nama bei den Niederländern verdingten und schließlich in deren Sprachgruppe aufgingen.[5] Der Kontakt mit den Nama trug Anfang des 18. Jahrhunderts zum Beginn desFlexionsabbaus der niederländischen Sprache in Südafrika und dem Entstehen des Afrikaans als eigenständige Sprache bei.
Einfluss auf die Entwicklung des Niederländischen hin zum Afrikaans hatte zudem der am Ende des 17. Jahrhunderts einsetzende und im gesamten 18. Jahrhundert anhaltende Import vonVersklavten ausSüdostasien, dieMalaiisch oderKreolportugiesisch sprachen. Das von dieser Bevölkerungsgruppe unvollständig erlernte Niederländisch hatte ebenfalls Einfluss auf den Flexionsabbau und die Vereinfachung der Grammatik des südafrikanischen Niederländisch.
Konkurrenz des Afrikaans mit Englisch und Niederländisch, Ausbau des Afrikaans zur Staatssprache
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1806 ging die Kapkolonie in britischen Besitz über. Fortan stand Afrikaans in ständiger Konkurrenz zum Englischen, das durch die Ansiedlung einer britischen Führungsschicht in Südafrika ein höheres Prestige errang. Der Kontakt mit dem Englischen bewirkte zahlreiche Entlehnungen in verschiedenen Bereichen des Wortschatzes.
1875 gründete sich inPaarl dieGenootskap van Regte Afrikaners, eine Vereinigung, die auf die Anerkennung des Afrikaans als eigenständige Sprache hinarbeitete, um es aus der dialektalen Abhängigkeit vom Niederländischen zu lösen. Der Verein gab von 1876 an die erste afrikaanssprachige Zeitschrift heraus,Die Afrikaanse Patriot. Der vom Niederländischen unabhängige Wortschatz des Afrikaans hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits stark vergrößert, und die ersten Bücher auf Afrikaans, darunter Grammatiken und Wörterbücher, erschienen.
Dennoch wurden bei der Gründung derSüdafrikanischen Union am 31. Mai 1910 zunächst Englisch und Niederländisch zu gleichwertigen Amtssprachen erklärt. Am 8. Mai 1925 wurde in Südafrika per Gesetz festgelegt, dass die Bezeichnung „Niederländisch“ Afrikaans einschließe; damit war Afrikaans neben Niederländisch und Englisch alsAmtssprache in der Südafrikanischen Union anerkannt.[6] Die Verfassung der Republik Südafrika von 1961 bekräftigte nochmals den Status von Afrikaans und Niederländisch als Synonyme.[7] In der Verfassung von 1981 wurde erklärt, dass der Begriff „Afrikaans“ Niederländisch einschließe beziehungsweise Afrikaans mit diesem identisch sei. Im öffentlichen Raum, Gesetzgebung, Verwaltung und Unterrichtswesen kamen de facto nur noch englische und afrikaanse, jedoch keine niederländischen Texte mehr zum Einsatz. Bis 1994 waren Afrikaans und Englisch alleinige Amtssprachen Südafrikas.[8]
1975 errichtete die südafrikanische Regierung inPaarl, dem etwa 50 Kilometer nördlich vonKapstadt liegenden Gründungsort derGenootskap, dasAfrikaanse Taalmonument, ein Denkmal, das die Bedeutung des Afrikaans symbolisieren soll.
Eine erste sprachwissenschaftliche Darstellung des Afrikaans in deutscher Sprache veröffentlichteHeinrich Meyer-Benfey im Jahr 1901.[9]
Status des Afrikaans während der Apartheid und heute
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImApartheidsstaat Südafrika sollte 1976 Afrikaans für die gesamte schwarze Bevölkerung als Unterrichtssprache eingeführt werden, also auch für jene Teile, die Afrikaans nicht als Muttersprache sprachen. Daraufhin kam es am 16. Juni 1976 inSoweto zuSchülerprotesten, die niedergeschlagen wurden. Zum Symbol für die Brutalität der weißen Polizisten wurde der Tod des zwölfjährigenHector Pieterson.
Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre gibt es mehr nicht weiße als weiße Sprecher des Afrikaans, da die Mehrheit der Bevölkerungsgruppe der Coloureds Afrikaans als Muttersprache sprechen.[10] Bei der schwarzen Bevölkerung, die die Mehrheit der Bewohner Südafrikas bildet, ist Afrikaans eher unbeliebt, weil es an die Apartheid erinnert. Daher hat Afrikaans seit 1994 gegenüber dem Englischen als Verkehrssprache undLingua Franca aller Bevölkerungsgruppen Südafrikas etwas an Bedeutung verloren, obwohl Afrikaans hinsichtlich der Anzahl seiner muttersprachlichen Sprecher die drittgrößte Sprache Südafrikas ist.
Rechtschreibung und Aussprache
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Noch konsequenter als imNiederländischen richtet sich im Afrikaans dieRechtschreibung nach der Aussprache. Die im Niederländischen noch unterschiedenen, aber gleich ausgesprochenen Buchstabeng undch sind im Afrikaans zug zusammengefallen. Lediglich die grafische Unterscheidung zwischeny (niederländischij) undei ([ɛɪ̯]) sowie zwischenv undf ([f]) wird ausetymologischen Gründen beibehalten.
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
gaan[xɑːn] | gaan[xaːn],[ɣaːn] | gehen |
nag[nax] | nacht[nɑxt] | Nacht |
vry[frɛɪ̯] | vrij[frɛɪ̯] | frei |
beide[bɛɪ̯də] | beide[bɛɪ̯də] | beide |
vyf[fɛɪ̯f] | vijf[fɛɪ̯f] | fünf |
Die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenenSilben ist wie im Niederländischen wichtig für die Schreibung der langen und der kurzen Vokale: In betonten offenen Silben können nur Langvokale stehen und werden stets einfach geschrieben (va-der ‚Vater‘); in geschlossenen Silben müssen Langvokale hingegen verdoppelt (brood ‚Brot‘) werden, während Kurzvokale in geschlossenen Silben einfach (kat ‚Katze‘) geschrieben werden. Wenn geschlossene Silben mit langem Vokal durchFlexion zu offenen Silben werden, wird der Vokal nur einmal geschrieben (so wirdbrood im Plural zubro-de); wenn geschlossene Silben mit kurzem Vokal durch Flexion zu offenen Silben werden, wird der Konsonant, der im Auslaut stand, verdoppelt (kat wird zukat-te).
Buchstabenkombinationen wieoe, eu, ie, ei, ui, ou sind kurz bis mittellang und werden im Schriftbild nicht verdoppelt.
Da die ehemals nur quantitative Unterscheidung (kurz – lang) sich bei den Vokalpaarene – ee,o – oo undu – uu durchLautwandel zu einer qualitativen Unterscheidung entwickelt hat, wurden für die langen Versionen vone,o undu die Buchstabenê,ô undû eingeführt.
Die Rechtschreibung des Afrikaans ist wegen ihrer Nähe zur Aussprache einfach zu erlernen. Bis auf wenige Ausnahmen kann jeder Buchstabe auf nur eine Art ausgesprochen werden. Eine Ausnahme hiervon bildenstimmhafte Laute, die am Ende einer Silbe (wie im Deutschen)Auslautverhärtung erfahren (hand, ‚Hand‘, wird tatsächlichhant ausgesprochen), eine weitere die Buchstabenkette-tjie am Ende vonDiminutiven, die[ki] ausgesprochen wird.
In der Regel ist die ersteSilbe eines Wortes betont. Ausnahmen bilden Wörter mit den Vorsilbenver-, be-, ge-, ont-, her-, bei denen die zweite Silbe betont wird.
In unbetonten Silben treten nur kurze Vokale auf. In schnell gesprochener Sprache werden sie häufig zu[ə] abgeschwächt. In betonten offenen Silben stehen nur lange Vokale (oderoe, eu, ie, ei, ui, ou), in betonten geschlossenen Silben können lange und kurze Vokale stehen.
Einzelvokale
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vokal | in geschlossener Tonsilbe | in offener Tonsilbe | |
---|---|---|---|
kurz | lang | lang | |
[i],[iː] (wie deutsches ie) | diep[dip] ‚tief‘ | vor r: vier[fiːr] ‚vier‘ | geskiedenis[xə'skiːdəˌnəs] ‚Geschichte‘ |
[y],[yː] (wie deutsches ü) | nuus[nys] ‚Neuigkeiten‘ | vor r: muur[myːr] ‚Mauer‘ | mure['myːrə] ‚Mauern‘ |
[u],[uː] (wie deutsches u) | boek[buk] ‚Buch‘ | vor r: broer[bruːr] ‚Bruder‘ | moeder['muːdər] ‚Mutter‘ |
[ɛ],[ɛː] (wie kurzes ä in Männer) | net[nɛt] ‚Netz‘ | vor r: werk[væːrk] ‚arbeiten‘, | hê[hɛː] ‚haben‘ |
[ɛː] (wie langes ä in Mähne) | vor rd, rs, rt: perd[pæːrt] ‚Pferd‘ | ||
[œ],[œː] (wie kurzes ö in können) | vurk[fœrk] ‚Gabel‘ | brûe['brœːə] ‚Brücken‘ | |
[ɔ],[ɔː] (wie kurzes o in offen) | bottel['bɔtəl] ‚Flasche‘ | môre['mɔːrə] ‚morgen‘ | |
[a],[ɑː] (wie deutsches a) | nat[nat] ‚nass‘ | naam[nɑːm] ‚Name‘ | vader['fɑːdər] ‚Vater‘ |
[ə] (wie unbetontes e) | kind[kənt] ‚Kind‘ | wîe[vəːə] ,Keile’ |
Diphthonge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Diphthong | in geschlossener Tonsilbe | in offener Tonsilbe |
---|---|---|
[ɪə̯] (wie ea in engl. fear) | peer[pɪə̯r] ‚Birne‘ | nege['nɪə̯xə] ‚neun‘ |
[ʊə̯] (wie kurzes u +[ə]) | hoor[hʊə̯r] 'hören' | olie['ʊə̯li] ‚Öl‘ |
[ɛɪ̯] (wie ay in engl. may) | vyf[fɛɪ̯f] ‚fünf‘, steil[stɛɪ̯l] ‚steil‘ | my[mɛɪ̯] ‚mein‘, beide['bɛɪ̯də] ‚beide‘ |
[øə̯] (wie langes ö +[ə]) | seun[søə̯n] ‚Sohn‘ | meule['møə̯lə] ‚Mühle‘ |
[œʊ̯] (wie o in brit. engl. go) | oud[œʊ̯t] ‚alt‘ | blou[blœʊ̯] ‚blau‘ |
[œɪ̯] (wie frz. œil) | uit[œɪ̯t] ‚aus‘ | suiker['sœɪ̯kər] ‚Zucker‘ |
Doppelvokale
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Doppelvokal | in offener Tonsilbe |
---|---|
[iu̯] (wie i in Mieter + u) | leeu[liu̯] ‚Löwe‘ |
[uɪ̯] (wie u in tun + i) | goeie[xujə] ‚gute/r/s‘ |
[oːɪ̯] (wie o in Mond + i) | nooi[noːɪ̯] ‚Mädchen‘ |
[aːɪ̯] (wie a in Vater + i) | draai[draːɪ̯] ‚drehen‘ |
Konsonanten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Konsonantenb, d, f, h, j, k, l, m, n, p, t werden wie im Deutschen ausgesprochen,p, t undk sind jedoch nichtaspiriert.Der im Niederländischen häufige Buchstabe Z (für das stimmhafte S) wurde durch S ersetzt und wird nur mehr in Fremdwörtern bzw. Eigennamen z. B. Zambië (Sambia) verwendet. Dadurch änderte sich auch die Schreibweise des Landesnamens vonZuid-Afrika in Suid-Afrika, sodass dasNationalitätszeichenZA eigentlich nicht mehr stimmt.
Konsonant | Position | Aussprache nachIPA | Beispiel |
---|---|---|---|
g | zwischen l bzw. r und e | [g] | berge['bεrgə] ‚Berge‘ |
g | alle anderen Positionen | [x] (ach-Laut) | gaan[xɑːn] ‚gehen‘, berg[bεrx] ‚Berg‘ |
ng | Silbenende | [ŋ] | kussing['køsəŋ] ‚Kissen‘ |
r | überall | [r] (Zungenspitzen-r) | rekenaar['rɪə̯kənɑːr] ‚Rechner, Computer‘ |
s | überall | [s] (stimmloses s) | kos[kɔs] ‚Kosten‘,siek[sik] ‚krank‘, gesond[xə'sɔnt] ‚gesund‘ |
sj | überall | [ʃ] (deutsches sch) | Sjina['ʃina] ‚China‘ |
tj | überall | [c] (zwischen tj und tsch) | bietjie['bici] ‚bisschen‘,tjop[cɔp] ‚Kotelett‘ |
v | überall | [f] (deutsches f) | vry[frɛĭ] ‚frei‘ |
w | nachd, k, s, t | [w] (englischesw) | twee[twɪə̯] ‚zwei‘,swem[swεm] ‚schwimmen‘ |
w | alle anderen Positionen | [v] (deutsches w) | sewe['sɪə̯və] ‚sieben‘ |
Grammatik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Wortstruktur des Afrikaans ist sehr einfach, da die meistenFlexionsendungen abgebaut wurden.
Substantive
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Substantive haben wie im Englischen keingrammatisches Geschlecht.
Artikel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der bestimmteArtikel ist im Singular und Plural immerdie, der unbestimmte Artikel im Singular ’n (gesprochen wie ein unbetontes e (Schwa),[ə]):
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
die man,die vrou,die kind | de man, de vrouw, het kind | der Mann, die Frau, das Kind |
’n man, ’n vrou, ’n kind | een / ’n man, een / ’n vrouw, een / ’n kind | ein Mann, eine Frau, ein Kind |
Plural
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die häufigste Pluralendung ist-e:
Singular | Plural | Niederländisch Plural | Deutsch |
---|---|---|---|
voet | voete | voeten | Fuß |
bus | busse | bussen | Bus |
man | manne | mannen | Mann |
minuut | minute | minuten | Minute |
Substantive, die auf einen langen Vokal +d oderg enden, verlieren diesen Konsonanten im Plural normalerweise:
Singular | Plural | Niederländisch Plural | Deutsch |
---|---|---|---|
oog | oë | ogen | Auge |
tyd | tye | tijden | Zeit |
vraag | vrae | vragen | Frage |
Die zweithäufigste Endung ist-s. Sie tritt hauptsächlich bei mehrsilbigen Wörtern auf, darunter beiDiminutiven und solchen auf-el, -ël oder-er:
Singular | Plural | Niederländisch Plural | Deutsch |
---|---|---|---|
liedjie | liedjies | liedjes | Liedchen |
moeder | moeders | moeders | Mutter |
voël | voëls | vogels | Vogel |
Eine weitere Endung ist-te (oft bei kurzem Vokal +g oders; in historischer Sicht handelt es sich um ein im Singular entfallenes auslautendes-t, das im Plural wieder eintritt):
Singular | Niederländisch Singular | Plural | Niederländisch Plural | Deutsch |
---|---|---|---|---|
nag | nacht | nagte | nachten | Nacht |
amp | ambt | ampte | ambten | Amt |
Relationen im Satz
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Unterschiedliche Satzelemente werden im Afrikaans nicht durchFälle ausgedrückt, es gibt keine Kasusflexion.
Der herkunftsanzeigendeGenitiv wird durch eineUmschreibung mitvan gebildet, der besitzanzeigende Genitiv durch Nachstellung einesse (ursprünglich das enklitischezy, vgl. umgangssprachlich deutschdem Mann sein Hund). DiePhrase vor demse darf dabei sehr lang sein und sogar einen Relativsatz enthalten.
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
die boekevan Gordimer | de boeken van Gordimer / Gordimers boeken | Gordimers Bücher (Die Bücher von Gordimer = die Bücher, die von Gordimer geschrieben wurden) |
die manse hond | De hond van de man (De man zijn [z’n] hond) | Der Hund des Mannes (Dem Mann sein Hund) |
die man wat ek gister gesien hetse hond | De hond van de man, die ik gisteren gezien heb | Der Hund des Mannes, den ich gestern sah (Dem Mann, den ich gestern sah, sein Hund) |
Objektekönnen im Afrikaans zur besseren Verständlichkeit durch ein vorgestelltesvir (eigentlich ‚für‘) eingeführt werden, ein Zwang hierzu besteht allerdings nicht. Bei Verben, die zwei Objekte erfordern, kann dasvir nur das indirekte Objekt markieren.
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Ek sien die man. | Ik zie de man. | Ich sehe den Mann. |
Ek sienvir die man. | Ik zie de man. | Ich sehe den Mann. |
Ek gee die man die boek. | Ik geef de man het boek. | Ich gebe dem Mann das Buch. |
Ek gee die boekvir die man. | Ik geef het boek aan de man. | Ich gebe das Buch dem Mann. |
Aus dem Englischen übernommen und durch den Objektmarker erweitert ist der häufige AbschiedsgrußSien vir jou later.
Pronomina
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DiePersonalpronomina für dasSubjekt des Satzes sind:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
ek | ik | ich |
jy | jij/gij | du |
hy | hij | er |
sy | zij | sie |
dit | het | es |
ons | wij | wir |
julle | jullie | ihr |
hulle | zij | sie |
u | u | Sie (Höflichkeitsform) |
Die Pronomina fürObjekte sind:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
my | mij | mich / mir |
jou | jou | dich / dir |
hom | hem | ihn / ihm |
haar | haar | sie / ihr |
dit | het | es / ihm |
ons | ons | uns |
julle | jullie | euch |
hulle | hen | sie |
u | u | Sie/Ihnen (Höflichkeitsform) |
Das prädikativePossessivum unterliegt keinerKongruenz mit dem Bezugsnomen:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Dismy huis(e). | Dit/het is(zijn)mijn huis(huizen). | Es istmein Haus. / Es sindmeine Häuser. |
Disjou huis(e). | Dit/het is(zijn)jouw huis(huizen). | Es istdein Haus. / Es sinddeine Häuser. |
Dissy huis(e). | Dit/het is(zijn)zijn huis(huizen). | Es istsein Haus. / Es sindseine Häuser. |
Dishaar huis(e) | Dit/het is(zijn)haar huis(huizen). | Es istihr Haus. / Es sindihre Häuser. |
Disons huis(e). | Dit/het is(zijn)ons(onze) huis(huizen). | Es istunser Haus. / Es sindunsere Häuser. |
Disjulle huis(e). | Dit/het is(zijn)jullie huis(huizen). | Es isteuer Haus. / Es sindeure Häuser. |
Dishulle huis(e). | Dit/het is(zijn)hun huis(huizen). | Es istihr Haus. / Es sindihre Häuser. |
Disu huis(e). | Dit/het is(zijn)uw huis(huizen). | Es istIhr Haus. / Es sindIhre Häuser. (Höflichkeitsform) |
Auch dasPossessivpronomen wird nicht flektiert, es gibt keine Unterscheidung nach Numerus oder syntaktischer Funktion:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Dismyne. | Dit/het isvan mij (ndl. dialektal:mijnes). | Es istmeins. / Es sindmeine. |
Disjoune. | Dit/het isvan jou (ndl. dialektal:jouwes). | Es istdeins. / Es sinddeine. |
Dissyne. | Dit/het isvan hem. | Es istseins. / Es sindseine. |
Dishare. | Dit/het isvan haar. | Es istihr. / Es sindihre. |
Disons s’n. | Dit/het isvan ons (ndl. dialektal:onzes). | Es istunseres. / Es sindunsere. |
Disjulle s’n. | Dit/het isvan jullie (ndl. dialektal:jullies). | Es isteures. / Es sindeure. |
Dishulle s’n. | Dit/het isvan hen (ndl. dialektal:hunnes). | Es istihres. / Es sindihre. |
Disu s’n. | Dit/het isvan u (ndl. dialektal: uwes). | Es istIhres. / Es sindIhre. (Höflichkeitsform) |
Verben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Infinitiv (Grundform)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerInfinitiv im Afrikaans kommt in drei Formen vor:
a)om te + Verb:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Ek weet nie watom te doen nie. | Ik weet niet watte doen. | Ich weiß nicht, waszu tun ist. |
Ek hou daarvanom te sing. | Ik hou daarvan/ervan(om) te zingen. | Ich liebe es,zu singen. |
Ek hou daarvanom in die stortbadte sing. | Ik hou daarvan/ervan (om) in/onder de douchete zingen. | Ich liebe es, unter der Duschezu singen. |
b)te + Verb (feste Fügungen)
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Jy behoortte weet. | Jij behoortte weten. | Du solltestwissen. |
Jy hoef dit niete doen nie. | Jij hoeft dit niette doen. | Du musst das nichtmachen / tun. |
c)Hilfsverb + Verb
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch |
---|---|---|
Ek kanpraat. | Ik kanpraten / spreken. | Ich kannsprechen. |
Ek salsing. | Ik zalzingen. | Ich werdesingen. |
Ek wilsing. | Ik wilzingen. | Ich möchtesingen. |
Ek moetpraat. | Ik moetpraten / spreken. | Ich musssprechen. |
Gegenwart
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es gibt keinen Unterschied zwischen demInfinitiv und denPräsensformen desVerbs. Die Verbformen sind in allenPersonen undNumeri gleich (Beispielloop 'laufen'). Nur zwei Verben haben unregelmäßige Präsensformen:wees 'sein' undhê 'haben':
Infinitiv | loop | wees | hê |
---|---|---|---|
1. Sg. | ek loop | ek is | ek het |
2. Sg. | jy loop | jy is | jy het |
3. Sg. (mask., fem., neutr.) | hy, sy, dit loop | hy, sy, dit is | hy, sy, dit het |
1. Pl. | ons loop | ons is | ons het |
2. Pl. | julle loop | julle is | julle het |
3. Pl. | hulle loop | hulle is | hulle het |
Höflichkeitsform | u loop | u is | u het |
Vergangenheit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es gibt nur eineVergangenheitsform, dasPerfekt. Es wird bis auf eine Ausnahme (hê „haben“ –gehad „gehabt“) mit demHilfsverbhê und der Vorsilbege-, die vor den Infinitiv gestellt wird, gebildet. Die Satzstellung ändert sich wie im Deutschen:
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
Ek sien die man. | Ich sehe den Mann. |
Ekhet die mangesien. | Ich habe den Mann gesehen. |
Bei acht Verben gibt es zusätzlich zum Perfekt noch einePräteritumform:
Infinitiv | Perfekt | Präteritum | Deutsch |
---|---|---|---|
wees | het gewees | was | sein |
hê | het gehad | had | haben |
kan | kon | können | |
moet | moes | müssen | |
wil | het gewil | wou | wollen |
sal | sou | werden | |
weet | het geweet | wis | wissen |
dink | het gedink/gedog | dog | denken |
Zukunft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasFutur wird mit den Hilfsverbengaan (bei Absichten) undsal (bei nicht beeinflussbaren Ereignissen) und demInfinitiv gebildet. Die Satzstellung ändert sich wie im Deutschen:
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
Ek sien die man. | Ich sehe den Mann. |
Eksal die man môre sien. | Ich werde den Mann morgen sehen. (z. B. bei der Arbeit) |
Ekgaan die man môre sien. | Ich werde den Mann morgen sehen. (ich habe einen Termin mit ihm) |
Konjunktiv
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerKonjunktiv (II) wird allgemein mit der Vergangenheitsform des Verbssal 'werden',sou, gebildet. Um eine andere Einstellung des Sprechers zur Verbalhandlung auszudrücken, wird außerdem die Vergangenheit anderer Modalverben (z. B.wil ‚wollen‘) hinzugezogen:
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
Eksou die motor koop. | Ichwürde das Auto kaufen.(an Stelle des Angesprochenen) |
Eksou graag die motorwou koop. | Ichwürde das Auto gerne kaufen.(Absicht des Sprechers) |
Eksou die motor gekoop het. | Ichhätte das Auto gekauft. (= Ichwürde das Auto gekauft haben.) |
Der Konjunktiv dient vor allem als Ausdruck der Nichtwirklichkeit und irrealerBedingungssätze. Im Bedingungssatz wird wie im Englischen, aber im Gegensatz zum Deutschen die einfache Vergangenheit verwendet:
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
As ek jywas,sou ek die motor gekoop het. | Wenn ich duwäre,hätte ich das Auto gekauft. |
Hysou my kon help as hywou. | Erhätte mir helfen können, wenn er esgewollthätte. |
Adjektive
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Man unterscheidet dieAdjektive nach ihrem Gebrauch. Adjektive könnenattributiv oderprädikativ gebraucht werden. Viele Adjektive werden, wenn sie als Attribut vor einem Substantiv stehen, flektiert, d. h., sie erhalten die Endung-e. Dabei kommt es zu den für das Afrikaans so typischen aussprachebedingten Lautveränderungen:
Afrikaans | Niederländisch | Deutsch | |||
---|---|---|---|---|---|
prädikativ | attributiv | prädikativ | attributiv | prädikativ | attributiv |
Die kos is smaaklik. | Die smaaklike kos. | De kost / Het eten is smakelijk. | De smakelijke kost. | Das Essen ist lecker. | Das leckere Essen. |
Die seep is glad. | Die gladde seep. | De zeep is glad. | De gladde zeep. | Die Seife ist glatt. | Die glatte Seife. |
Die man is wreed. | Die wrede man. | De man is wreed. | De wrede man. | Der Mann ist grausam. | Der grausame Mann |
Die kamer is muf. | Die muwwe kamer. | De kamer is muf. | De muffe kamer. | Das Zimmer ist muffig. | Das muffige Zimmer. |
Die man is doof. | Die dowe man. | De man is doof. | De dove man. | Der Mann ist taub. | Der taube Mann. |
Die kussing is sag. | Die sagte kussing. | Het kussen is zacht. | Het zachte kussen. | Das Kissen ist weich. | Das weiche Kissen. |
Die berg is hoog. | Die hoë berg. | De berg is hoog. | De hoge berg. | Der Berg ist hoch. | Der hohe Berg. |
Die water is koud. | Die koue water. | Het water is koud. | Het kou(d)e water. | Das Wasser ist kalt. | Das kalte Wasser. |
Die man is besig. | Die besige man. | De man is bezig. | De bezige man. | Der Mann ist beschäftigt. | Der beschäftigte Mann. |
Die man is lank. | Die lang man. | De man is lang. | De lange man. | Der Mann ist groß. | Der große Mann. |
Die seuntjie is jonk. | Die jong seuntjie. | De jongen is jong. | De jonge jongen. | Der Junge ist jung. | Der junge Junge. |
Die klere is nuut. | Die nuwe klere. | De kleren zijn nieuw. | De nieuwe kleren. | Die Kleidung ist neu. | Die neue Kleidung. |
Eine Ausnahme bilden die sogenannten Farbadjektive. Sie werden nicht flektiert:
Afrikaans | Deutsch | ||
---|---|---|---|
prädikativ | attributiv | prädikativ | attributiv |
Die rok isrooi. | Dierooi rok. | Das Kleid istrot. | Dasrote Kleid. |
Die sneeu iswit. | Diewit sneeu. | Der Schnee istweiß. | Derweiße Schnee. |
Die skoene isswart. | Dieswart skoene. | Die Schuhe sindschwarz. | Dieschwarzen Schuhe. |
Außerdem werden viele einsilbige Adjektive (und auch ein paar zweisilbige auf-er) nicht flektiert. Beispiele hierfür sind:
bitter ‚bitter‘,dapper ‚tapfer‘,dik ‚dick‘,laat ‚spät‘,lekker ‚lecker‘,mooi ‚schön‘,vuil ‚schmutzig‘,siek ‚krank‘,suur ‚sauer‘,swaar ‚schwer‘,vet ‚fett‘,warm ‚warm‘,bang ‚ängstlich‘,arm ‚arm‘,vars ‚frisch‘,ryk ‚reich‘.
Afrikaans | Deutsch | ||
---|---|---|---|
prädikativ | attributiv | prädikativ | attributiv |
Die koffie isbitter. | Diebitter koffie. | Der Kaffee ist bitter. | Der bittere Kaffee. |
Die blomme ismooi. | Diemooi blomme. | Die Blumen sind schön. | Die schönen Blumen |
Werden diese Adjektive jedoch im übertragenen Sinne gebraucht, so werden sie flektiert:
Afrikaans | Deutsch | ||
---|---|---|---|
prädikativ | attributiv | prädikativ | attributiv |
Die bedelaar isarm. | Diearme pasiënt. | Der Bettler ist arm. | Der arme Patient. |
Die afskeid wasbitter. | Diebittere afskeid. | Der Abschied war bitter. | Der bittere Abschied |
Die vrugte isryp. | Op ’nrype ouderdom. | Die Früchte sind reif. | In einem reifen Alter. |
Adverbien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Adverbien, auch Umstandswörter genannt, stehen beim Verb, Substantiv oder Adjektiv. Sie bestimmen die Art und Weise, den Zeitpunkt und den Grund einer Handlung. Sie unterscheiden sich im Afrikaans meist in ihrer Form nicht von den Adjektiven.
Adjektiv | Adverb |
---|---|
Jy is baievinnig.(Du bist sehr schnell.) | Jy stap baievinnig.(Du gehst sehr schnell.) |
Sy isgoed.(Sie ist gut.) | My dogtertjie kangoed lees.(Mein Töchterchen kann gut lesen.) |
Hierdie woordeboek issterk uitgebrei envolledig hersien.(Dieses Wörterbuch wurde stark erweitert und völlig überarbeitet.) | Dis ’nsterk uitgebreide,volledig hersiene woordeboek.(Es ist ein stark erweitertes und völlig überarbeitetes Wörterbuch.) |
Zur Bildung von Adverbien wird häufig auch derWortstamm verdoppelt:
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
Die skape loopwei-wei op die veld. | Die Schafe weiden auf dem Feld. (wörtlich: ‚Die Schafe laufen weidend auf dem Feld.‘) |
Die boeke lêplek-plek op die tafel. | Die Bücher liegen verstreut (‚hier und da‘) auf dem Tisch. |
Die kinders klimeen-een uit die bus uit. | Die Kinder steigen eins nach dem anderen aus dem Bus. |
Verneinung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das letzte Wort einer Sinneinheit, in der ein Negationswort auftaucht, istimmernie ‚nicht‘, wodurch in vielen Fällen einedoppelte Verneinung entsteht. Auch bei vielen niederländischen Dialekten (aber nicht in der Standardsprache) gibt es diese sogenannte doppelte Verneinung.
Afrikaans | Deutsch |
---|---|
Ek werknie. | Ich arbeite nicht. |
Niemand werknie. | Niemand arbeitet. |
Ek sienniks nie. | Ich sehe nichts. |
Ek het virniemand gesiennie. | Ich habe niemanden gesehen. |
Ek wilnie werknie. | Ich will nicht arbeiten. |
Niemand het die man wat gister gesterf het gekennie. | Niemand hat den Mann, der gestern gestorben ist, gekannt. |
Ek het die man nognooit gesiennie. | Ich habe den Mann nochnie gesehen. |
Ek kan die boeknêrens vindnie. | Ich kann das Buchnirgends finden. |
Diminutive
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Diminutive werden wie im Niederländischen häufig gebraucht, die Bildung der korrekten Form gehört zu den komplexeren Aspekten der Sprache. Eine Besonderheit des Afrikaans ist die Möglichkeit der Dopplung von Diminutiven. Dies ist deshalb möglich, da manche Wörter, die früher Diminutive darstellten, nicht mehr als solche angesehen werden. Beispiele hierfür sindertjie (Erbse) undmandjie (Korb), für die die Diminutiveertjietjie undmandjietjie gebildet werden können.
Wortschatz
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der niederländische Grundstamm
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Etwa 95 % des Wortschatzes des Afrikaans stammen aus demNiederländischen. Allerdings haben sich aufgrund von Herkunft und Berufen der ersten Kolonisten (vor allem Bauern aus dem Norden und Seeleute) einige Begriffe ausholländischenDialekten und der niederländischenSeemannssprache (z. B.kombuis ‚Küche‘, ndl.keuken) im Afrikaans als Standard etabliert. Ebenso haben sich im Afrikaans Wörter gehalten, die im heutigen Niederländischen als antiquiert gelten (z. B.navorsing ‚Nachforschung‘ > ndl.onderzoek), außerdem haben manche Begriffe einen Bedeutungswandel erfahren (z. B.pad ‚Trampelpfad‘ > ‚Weg, Straße, Autobahn‘ oder:fontein ‚Quelle‘, ndl.bron).Der Wortschatz des Afrikaans hat sich im 20. Jahrhundert durch technische Neuerungen um ein Vielfaches vergrößert. DieSprachkommission der staatlichenAkademie für Wissenschaft und Kunst gibt seit 1917 eine südafrikanische Grammatik mit Wortlisten und Schreibregeln(Afrikaanse woordelys en spelreëls (AWS)) heraus. Vorbild bei den bewussten Neologismen ist meist das Niederländische (siehe auchWeblinks).
Der fremdsprachliche Einfluss
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Fremdsprachige Wörter (5 % des Wortschatzes) sind vor allem aus demEnglischen,Französischen und demDeutschen (Sprachen von Kolonisten), demMalaiischen und demKreolportugiesischen (Sprachen ehemaliger Sklaven) sowie denKhoisansprachen und denBantusprachen (Sprachen der Einheimischen) entlehnt.
Das wohl am häufigsten gehörte Lehnwort istbaie ‚viel, sehr‘, das aus dem Malaiischenbanja(k) stammt. Weitere Beispiele für Wörter mit malaiischem Ursprung sindpiesang ‚Banane‘,piering ‚Untertasse‘,baadjie (badju) ‚Jacke‘,bar (baharu) ‚unverschämt‘,kapok ‚Schnee‘,katel ‚Bett‘,soebat ‚flehen‘,doepa ‚alkoholisches Getränk‘,baklei (berkahali) ‚kämpfen‘ undsjambok ‚Peitsche‘.
Beispiele von Lehnwörtern aus demXhosa, einer der Bantusprachen, sindkaya ‚Haus‘,aikona ‚nein‘ und in neuerer Zeitoeboentoe (ubuntu), in etwa ‚menschenfreundlich‘.
Aus dem Khoikhoi stammen u. a.eina ‚au!‘,aitsa etwa ‚schön gemacht‘ oder auch Ausdruck des Erstaunens undabba ‚(ein Kind) auf dem Rücken tragen‘.
Den stärksten Einfluss auf das Afrikaans hat das Englische ausgeübt. Dieser Einfluss spiegelt sich jedoch nicht so stark im Bereich direkter Wortentlehnungen wider (obwohl es diese durchaus gibt, z. B.spiets, engl. ‚speech‘), sondern vor allem bei Lehnübersetzungen (z. B.sypaadjie, engl. ‚side-walk‘;dit reën katte en honde, engl. ‘It’s raining cats and dogs’).
Sprachbeispiel
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mit wenig Mühe können Afrikaanssprecher und Niederländer die jeweils andere Sprache lesen und verstehen. Obwohl Afrikaans in der Sprachwissenschaft allgemein als eigenständige Sprache betrachtet wird, steht es der niederländischen Standardsprache immer noch näher als mancher niederländische oderflämische Dialekt. Dies und die niedrigeren südafrikanischen Arbeitslöhne führten u. a. dazu, dass manches niederländische Unternehmen ab Ende des 20. Jahrhunderts seine Kundenbetreuung oderCallcenter-Abteilung nach Südafrika verlagerte.
Afrikaans:Nuwe navorsing toon (aan) dat aardverwarming ’n impak op sandduine in Suid-Afrika kan hê. Dit sal beteken dat woestynagtige gebiede kan uitbrei en die bestaan van duisende mense kan benadeel. Volgens die tydskrifNature word voorspel dat die duine kan skuif as gevolg van reënval wat daal en windsterkte wat toeneem.
Niederländisch:Nieuw onderzoek (alt: navorsing) toont (aan) dat opwarming van de aarde invloed op zandduinen in Zuid-Afrika kan hebben. Dit zal betekenen dat woestijnachtige gebieden zich kunnen uitbreiden en het bestaan van duizenden mensen kunnen benadelen. Volgens het tijdschriftNature wordt voorspeld dat de duinen kunnen verschuiven als gevolg van afnemende regenval en toenemende windsterkte.
Deutsch:Neuere Forschung zeigt, dass Erderwärmung Einfluss auf Sanddünen in Südafrika haben kann. Dies wird bedeuten, dass sich wüstenartige Gebiete ausbreiten und so das Leben tausender Menschen beeinträchtigen können. Der ZeitschriftNature zufolge wird vorhergesagt, dass sich die Dünen als Folge sinkender Regenmengen und zunehmender Winde verschieben können.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Jeremy Bergerson:Apperception and linguistic contact between German and Afrikaans. Dissertation. University of California, Berkeley 2011,Digitalisat.
- Bruce C. Donaldson:A Grammar of Afrikaans (=Mouton Grammar Library. Band 8). Mouton de Gruyter, Berlin / New York 1993,ISBN 3-11-013426-8.
- Bruce Donaldson:Afrikaans. In:The Germanic Languages. Hrsg. von Ekkehard König und Johan van der Auwera. Routledge, London / New York 1994,ISBN 0-415-05768-X, S. 478–504.
- Bruce C. Donaldson, Tej Bhatia:Colloquial Afrikaans. The Complete Course for Beginners. Routledge, London / New York 2000,ISBN 0-415-20674-X.
- Rajend Mesthrie:Language and Social History. Studies in South African Sociolinguistics. 1. Auflage. David Philip, Cape Town ZA 1995,ISBN 0-86486-280-6 (korrigierte und aktualisierte Version:Language in South Africa. Cambridge University Press, Cambridge 2002,ISBN 0-521-79105-7).
- F. F. Odendal, R. H. Gouws:Verklarende Handwoordeboek van die Afrikaanse Taal. 5., revidierte Auflage. Pearson Education South Africa, Kaapstad ZA 2005,ISBN 1-86891-243-4.
- Edith H. Raidt:Einführung in Geschichte und Struktur des Afrikaans. Darmstadt 1983,ISBN 3-534-08607-4.
- Thomas Suelmann:Afrikaans Wort für Wort. Kauderwelsch Band 23, Bielefeld 1997 (8. Auflage 2009),ISBN 978-3-89416-308-2.
- Georg P. J. Trümpelmann, E. Erbe: Afrikaans – Duits, Deutsch – Afrikaans. Woordeboek / Wörterbuch, 8. Auflage. Van Schaik, Pretoria 1983,ISBN 0-627-01271-X (Reprint: Pharos, Kapstadt 2004,ISBN 1-86890-042-8).
- Herman Vekeman, Andreas Ecke:Geschichte der niederländischen Sprache. Bern u. a. 1993.
- Annette de Wet:Afrikaans. In: Janet Duke (Hrsg.):EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2:Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019,ISBN 978-3-8440-6412-4, S. 17–53.
- Ton van der Wouden (Hrsg.):Roots of Afrikaans. Selected Writings of Hans Den Besten. John Benjamins Publishing, Amsterdam 2012 (Creole Language Library, Bd. 44;Auszüge bei books.google.de).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcAfrikaans. Ethnologue.com. Abgerufen am 27. Juli 2020.
- ↑abcdZusammenfassung der Volkszählung 2011 (englisch; PDF), abgerufen am 14. Dezember 2015
- ↑Institute of Race Relations:South Africa Survey 2017. Johannesburg 2017, S. 74
- ↑Mesthrie :129
- ↑Mesthrie: 3
- ↑ P. van Eeden:Afrikaans hoort by Nederlands: Ons Afrikaans taalverdriet (Memento vom 12. Juni 2011 imInternet Archive)
- ↑Republic of South Africa Constitution Act, 1961
- ↑Republic of South Africa Constitution Act, 1983
- ↑Heinrich Meyer-Benfey:Die Sprache der Buren. Einleitung, Sprachlehre und Sprachproben. Fr. Wunder, Göttingen 1901.
- ↑Census 1996 (Memento vom 30. November 2006 imInternet Archive) (PDF; 1,1 MB)