Adolf Meyer (* 13. September 1866 inNiederweningen,Kanton Zürich; † 17. März 1950 inBaltimore) war einschweizerisch-US-amerikanischerPsychiater.
Meyer studierte an derUniversität ZürichPsychiatrie beiAuguste Forel undNeuropathologie beiConstantin von Monakow. Er wurde am 16. Dezember 1892 mit der DissertationÜber das Vorderhirn einiger Reptilien promoviert und spezialisierte sich anschließend alsNeuropathologe.
Da er an der Universität Zürich keine Anstellung fand, emigrierte er 1892 in die USA. Er praktizierte zuerst als Neurologe und lehrte an derUniversität von Chicago, wo er mit den Ideen der ChicagoerFunktionalisten in Berührung kam. Von 1893 bis 1895 war er Pathologe an der neuen psychiatrischen Klinik in Kankakee,Illinois. Anschließend arbeitete er an der staatlichen Klinik inWorcester,Massachusetts. Er veröffentlichte viele Artikel über Neurologie,Neuropathologie und Psychiatrie. 1902 wurde er Direktor am pathologischen Institut, „The Psychiatric Institute“, des New York State Hospital System.
Er beeinflusste die amerikanische Psychiatrie maßgeblich, in die er das KlassifikationssystemEmil Kraepelins einführte, auf die Bedeutung detaillierter Krankengeschichten und die Möglichkeiten der Psychoanalyse hinwies. Meyer übernahmSigmund Freuds Ideen über die Bedeutung der Sexualität und den Einfluss der frühen Kindheit auf die Persönlichkeit des Erwachsenen. Meyer war von 1904 bis 1909 Professor für Psychiatrie an derCornell University und von 1910 bis 1941 an derJohns Hopkins University. Die AnalytikerinElse Pappenheim war eine von vielen, die von Meyer in dieser Zeit unterrichtet wurde.[1][2] Seit ihrer Gründung 1913 war er zugleich Rektor derHenry Phipps Psychiatric Clinic. Im Jahr 1927 wurde er zum Mitglied derLeopoldina gewählt. Er war Gründungsmitglied derAmerican Psychoanalytic Association im Mai 1911.[3]
Meyer schrieb keine Bücher. Sein Einfluss auf die amerikanische Psychiatrie erfolgte durch seine zahlreichen veröffentlichten Artikel und über seine Studenten an der Manhattan State und vor allem der Johns Hopkins University.
Sein hauptsächlicher Beitrag zur Entwicklung der Psychiatrie waren seine Ideen zurPsychobiologie, mit denen er einen Zugang zu den psychiatrischen Patienten suchte, der sich auf relevante biologische, psychologische und soziale Faktoren bezog.[4] Er war der damals unzeitgemässen Auffassung, dass jedes menschliche Verhalten in Gesundheit und Krankheit eine Antwort und versuchte Lösung der Lebensfragen bedeute. In diesem Sinne musste auch das Verhalten schizophrener Patienten irgendwie sinnvoll sein, und es war viel mehr der Fehler des Psychiaters als des Patienten, dass sich die beiden nicht verstanden. Meyers „dynamisches Konzept“ veranlasstenHarry Stack Sullivan nach den eigentlichen schwer verständlichen Zielen und Absichten seiner Patienten zu forschen und er fand Wege, um die sogenannten „unheilbaren Geisteskranken“ rein psychotherapeutisch heilen zu können.
Er legte besonderes Gewicht auf das Anlegen von detaillierten Fallgeschichten, in denen die sozialen und umfeldbezogenen Hintergründe der Erziehung des Patienten untersucht wurden. Er glaubte, dass Nervenkrankheiten eher das Resultat einer Persönlichkeitsstörung als einer Hirnkrankheit seien. Seine Betonung der sozialen Faktoren hatte starken Einfluss auf die amerikanische Psychiatrie.
Er prägte den Begriff „Mental Hygiene“ und gehörte einer gleichnamigen Bewegung an.[4] Zudem war er Mitglied derEugenics society.
Er war der Ansicht, dass der Lebensstil und alltägliche Beschäftigungen sich auf Gesundheit und Krankheit auswirken,[5] und prägte dadurch die Disziplin derErgotherapie.[6]
Seit dem Sommer 2020 trägt ein Hörsaal des Departements Gesundheit derZürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den NamenAdolf Meyer.
DieMeyersche Schleife, als Teil der neuronalen Nervenbahn, wurde nach ihm benannt.[7]
Personendaten | |
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NAME | Meyer, Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Psychiater |
GEBURTSDATUM | 13. September 1866 |
GEBURTSORT | Niederweningen, Kanton Zürich |
STERBEDATUM | 17. März 1950 |
STERBEORT | Baltimore |