Adana (hethitischAdaniya,[2]altgriechischἌδανα,armenischԱդանա) ist mit mehr als 1,7 Millionen Einwohnern (2022) die fünftgrößte Stadt derTürkei und Hauptstadt der gleichnamigenProvinz, in welcher über 2,2 Millionen Einwohner leben (2022). Sie ist die größte Stadt in der fruchtbaren TiefebeneÇukurova.
DieÇukurova-Universität in Adana ist mit rund 45.000 Studenten eine der größten Universitäten der Türkei. Für die Herkunft des Namens Adana gibt es verschiedene Quellen. So ist er angeblich abgeleitet vonAdanos, dem Sohn desUranos aus dergriechischen Mythologie. Eine weitere mögliche Herkunft ist die Ableitung vonAdanyia, einem Gebiet beiKizzuwatna im Reich derHethiter.
Adana liegt im Süden des Landes, im Süden desTaurusgebirges ca. 40 Kilometer vomMittelmeer entfernt. Die umliegende RegionÇukurova, in der Antike Teil vonKilikien, ist sehr fruchtbar. Die FlüsseSeyhan undCeyhan durchfließen sie. Adana ist ein Zentrum der türkischen Textilindustrie. Der Bahnhof ist ein Verkehrsknotenpunkt derBagdadbahn, knapp 30 Kilometer westlich der Stadt befindet sich der internationaleFlughafen Çukurova. DieIncirlik Air Base derNATO liegt 12 Kilometer östlich des Stadtkerns.
NachKöppen herrscht in Adana ein mediterranes Klima (Csa). Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Adana liegt bei 19,5 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich um die 29 °C, der kälteste der Januar mit unter 10 °C im Mittel. Die tiefste Temperatur seit Messbeginn im Jahr 1929 wurde am 20. Januar 1964 mit - 8,1 °C registriert. Die Sommertemperaturen können während der Hitzeperioden, die oft mehrere Tage andauern und von Juni bis September auftreten, bis über 40 °C im Schatten erreichen. Die höchste Temperatur seit Messbeginn wurde am 24. August 1958 mit 45,6 °C registriert. Durchschnittlich fällt jährlich 681 Millimeter Niederschlag. Die meisten Niederschläge fallen im Januar mit durchschnittlich etwa 86 Millimetern, die geringsten Niederschläge werden für die Monate Juli und August verzeichnet.
Die Stadt geht wahrscheinlich auf einehethitische Siedlung zurück: Seit dem 16. Jahrhundert v. Chr. wirdAdanija in historischen hethitischen Texten genannt. In späteren akkadischen Texten Syriens (ca. 1400 v. Chr.) und ägyptischen Berichten (12. Jahrhundert v. Chr.) wird die Stadt unter dem LandesnamenDanuna, einem Teil des späterenKilikien, erwähnt.
Der heiligeTheophilus von Adana († um 538), der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben soll, lebte hier.
1097 eroberte der armenische Fürst Oschin, der Stammvater derHethumiden, von seinerBurgLambron aus kommend Teile der Stadt.[4] Zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert wanderten vieleArmenier ein, als ihr weiter nördlich gelegenes Siedlungsgebiet von denSeldschuken erobert worden war. Unter der Herrschaft derRubeniden entstand dasKönigreich Kleinarmenien, zu dem auch Adana gehörte. Adana fiel 1378 an denturkmenischen Stamm derRamazanoğulları.[5]
Adana war beim Bau derBagdadbahn ab 1903 ein wichtiger Stützpunkt. Von hier aus wurden die Streckenabschnitte durch denTaurus und in RichtungAleppo vorangetrieben. Betrieblich war der Bahnhof wichtig, da hier die ältere Strecke nachMersin und die für den Bau der Bagdadbahn angelegte Strecke zum Hafen vonİskenderun verknüpft wurden.
Reihenhäuser nach osmanischer Architektur
Im April 1909 kam es hier zu einemMassaker, dem 20.000 bis 30.000Armenier zum Opfer fielen.[6][7] Bis 1910 forderten die anschließenden Epidemien und eine Hungersnot unter den schlecht versorgten Überlebenden der Massaker weitere 20.000 Opfer.[8]
Im Rahmen desVölkermordes an den Armeniern 1915 wie auch 1920 wurden die Armenier in weit größerer Zahl ermordet und endgültig aus Kilikien vertrieben. Zwischen 1918 und 1920 war die Stadt durchfranzösische Truppen besetzt.
Am 30. Januar 1943 kam es hier zum Gespräch zwischenChurchill undİnönü, bei dem die Alliierten versuchten, die Türkei zum Eintritt in denZweiten Weltkrieg zu bewegen, wobei es İnönü gelang, eine klare Zusage hinauszuzögern. Seit den 1980er Jahren wuchs die Bevölkerungszahl durch den Zuzug kurdischer Flüchtlinge stark an.
Am 24. November 2016 wurden bei einer Bombenexplosion zwei Menschen getötet, 21 weitere wurden verletzt. Der Terroranschlag ereignete sich vor dem Gouverneursamt.[9]
Die wichtigsten ethnischen Gruppen sind heuteTürken,Kurden undAraber.[10] Zudem leben knapp zweitausendkryptoarmenische Familien in Adana, die sich seit einem Jahrhundert alsAraber,Kurden oderAleviten identifizieren. Es gibt auch eine höhere Zahl an Nachkommen vonarmenischen Kindern, die zwangsweise an muslimische Familien übergeben wurden, um demVölkermord 1915 zu entkommen. Armenier undGriechen machten vor 1915 die Hälfte der Bevölkerung aus.[11]
Ähnlich wie in anderen türkischen Küstenstädten, vor allem am Mittelmeer und an derÄgäis, ist derSäkularismus in Adana tiefer verwurzelt. Unter den gläubigen Menschen hängt die Mehrheit demsunnitischenIslam an. Die Mehrheit der Türken und Kurden sowie einige Araber sind Sunniten. Adana ist auch eine Hochburg deralevitischen Gemeinschaft, viele Aleviten zogen nach denPogrom von Kahramanmaraş nach Adana. Araber aus Adana sind zumeistAlawiten, die oft mit den türkischen Aleviten verwechselt werden. Alawitische Araber sind vor Ort als Nusairier oderFellah bekannt. Araber, die aus derProvinz Şanlıurfa nach Adana ziehen, sind meist Sunniten. Es gibt auch eine kleine Gemeinde vonkatholischen Christen und wenigejüdische Familien.[10] Mittlerweile besteht auch eine türkisch-protestantische Gemeinde.[12]
Die 1840 an der Stelle einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche errichtete armenischeMuttergotteskathedrale wurde in das KinoTan umfunktioniert und in den 1970er Jahren abgerissen.
Das bekannteste historische Bauwerk in Adana ist die unter dem römischen KaiserHadrian über demSeyhan-Fluss errichtete Steinbrücke (Taşköprü), die – z. B. neben derMilvischen Brücke inRom – als eine der ältesten noch benutzten Brücken der Welt gilt. Die im 16. Jahrhundert errichtete Ulu-Moschee und der gleichnamige Komplex sowie die Hasan-Kethüda-Moschee aus demselben Jahrhundert sind sehenswert. Die zweitgrößte Moschee der Türkei, die 1998 eröffneteSabancı-Zentralmoschee, befindet sich hier. Die 1880 errichtete armenischeSt.-Paulus-Kirche ist bis heute als römisch-katholische Kirche erhalten geblieben. Die 1845 errichtete griechisch-orthodoxeKirche von Kuruköprü hingegen wurde ein Museum.
Sehenswert ist die Anfang des 20. Jahrhunderts von den Deutschen gebauteVardabrücke.
Beispiele römischerMosaikkunst kann man in den antiken StädtenMisis undAnazarbos sehen. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist dieYılankale (Schlangenburg). Dasarchäologische Museum enthält wichtige Grabungsfunde.Yumurtalık undKarataş sind für ihre Strände bekannte Ferienorte in der Umgebung.
Im Archäologischen Museum von Adana sind hethitische, römische und frühbyzantinische Fundstücke ausgestellt. Das Museum wurde gleich nach der Ausrufung der Republik im Jahr 1924 gegründet und ist eines der zehn ältesten Museen der Türkei.
Das Ethnographische Museum zeigt Exponate zu den in den Çukurovadörfern und imTaurusgebirge lebenden Volksstämmen.
DasAtatürk-Museum ist demVater der Türken gewidmet und dokumentiert dessen Aufenthalt in Adana.
ImMisis-Mosaik-Museum in Misis (Yakapınar) sind Bodenmosaiken aus dem 4. Jahrhundert zu besichtigen.
Hilton-Hotel in AdanaDasSabancı Kültür Merkezi, auf Deutsch Sabancı-Kulturzentrum, im Zentrum der Stadt enthält auch eine Bibliothek.
Adana hat ein innerstädtisches Busnetz und einen großen Busbahnhof am Rand der Stadt. Außerdem verfügt die Stadt über eineU-Bahn-Strecke mit 13 Stationen. Sie soll in den kommenden Jahren verlängert werden.
Adana hat eine sehr reiche Küche. Dazu gehören zum Beispiel das am Spieß gegrillte HackfleischAdana Kebap undŞalgam, ein aus Adana stammendes alkoholfreies scharf-saures Getränk aus Gemüse.
↑Anahid Ter Minassian: „L'Arménie et l'éveil des nationalités (1800–1914)“. In: Gérard Dédéyan (Hrsg.):Histoire du peuple arménien Editions privat, Toulouse 2007,ISBN 978-2-7089-6874-5, S. 518.
↑Grégoire Tafankejian: „Mémoire en images. L'Arménie et les Arméniens.“ Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2010,ISBN 978-2-8138-0125-8, S. 106.