
Adam Stegerwald (*14. Dezember1874 inGreußenheim beiWürzburg; †3. Dezember1945 in Würzburg) war ein deutscher Politiker (Zentrum, späterCSU). Er war Mitbegründer derchristlichen Gewerkschaften inDeutschland und der CSU inBayern.
Der Sohn eines Kleinbauern besuchte von 1881 bis 1888 dieVolksschule in Greußenheim. Eine Lehre als Schreiner absolvierte er inWürzburg. Nach seiner Lehre begab er sich in Süddeutschland und in der Schweiz aufWanderschaft. 1893 trat er in den katholischenGesellenverein inGünzburg (Schwaben) ein. InMünchen arbeitete er seit 1896 im Arbeiterwahlverein desZentrums. Vornehmlich setzte er sich für den Aufbau einer christlichen Gewerkschaftsbewegung ein. 1899 wurde er ehrenamtlicher Erster Vorsitzender des Zentralverbandes christlicher Holzarbeiter, dem er bis 1903 vorstand.
Von 1900 bis 1902 war er Privathörer beiLujo Brentano für zwei Semester fürVolkswirtschaftslehre und spezielle Nationalökonomie an derUniversität München. Von 1903 bis 1905 besuchte er Vorlesungen an derHandelshochschule Köln. Von 1903 bis 1929 wirkte er als Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands. Parallel war er von 1908 bis 1914 internationaler Sekretär derChristlichen Gewerkschaftsinternationale, die aber keine Wirksamkeit entfaltete.
In der Konzeption der Gewerkschaftspolitik steuerte er einen antisozialistischen, kaisertreuen und die deutsche Kolonialpolitik unterstützenden Kurs und versuchte durch Zusammenschluss mit weiteren Organisationen (Deutschnationaler Handlungsgehilfen-Verband, evangelische undkatholische Arbeitervereine) zu einemDeutschen Arbeiterkongress zu gelangen, um ein Gegengewicht zu den freien Gewerkschaften zu schaffen. Er unterstützte den Kriegskurs der Regierung und wurde von 1916 bis 1919 Vorstandsmitglied desKriegsernährungsamts. Von 1917 bis 1918 gehörte er demPreußischen Herrenhaus an.
Als Vertreter der christlichen Gewerkschaften unterzeichnete er dasArbeitsgemeinschaftsabkommen zwischen den Unternehmerverbänden und den Gewerkschaften am 15. November 1918. In einer Anfang 1919 in der Schriftenreihe des Generalsekretariats zum Studium und zur Bekämpfung desBolschewismusRevolutionäre Streitfragen erschienenen BroschüreUnsere Not und unsere Rettung nahm er gegen die Rätebewegung Stellung und forderte ihre Auflösung. Von 1919 bis 1929 trat er an die Spitze des christlichenDeutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Jetzt widmete er sich immer mehr der Politik und wurde von 1919 bis 1920 Mitglied derNationalversammlung. Er gehörte demAusschuß zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung für das Deutsche Reich der Nationalversammlung an. Von 1919 bis 1921 gehörte er derpreußischen Landesversammlung an.


Von März 1919 bis November 1921 war er preußischerMinister für Volkswohlfahrt. Von April bis November 1921 bekleidete er zugleich das Amt despreußischenMinisterpräsidenten, von April 1929 bis März 1930 das desReichsverkehrsministers, von März 1930 bis Mai 1932 das desReichsarbeitsministers.
Von Januar 1919 bis Juni 1920 vertrat er den Wahlkreis 20 der Regierungsbezirke Köln undAachen imReichstag, von Juni 1920 bis Mai 1924 den Wahlkreis 19Westfalen-Nord und von Mai 1924 bis November 1933 den Wahlkreis 17 Westfalen-Nord. Vorsitzender der Reichstagsfraktion des Zentrums war er von Januar bis April 1929.
Als Reichsarbeitsminister im Kabinett seines früheren persönlichen ReferentenHeinrich Brüning versuchte er, unter den extremen Bedingungen derWeltwirtschaftskrise wenigstens die Grundlagen des Weimarer Sozialstaates zu retten, scheiterte darin aber an Widerständen derSchwerindustrie. Bereits zu dieser Zeit warnte er, dass die soziale Verschärfung notwendigerweise die politische Radikalisierung von rechts und von links nur verstärken könne.
Am 21. Februar 1933 wurde er auf einer Wahlveranstaltung inKrefeld von Nationalsozialisten tätlich angegriffen.[1] Im März 1933 führte er zusammen mitLudwig Kaas und Albert Hackelsberger Verhandlungen mitAdolf Hitler, als deren Ergebnis die Zentrumspartei demErmächtigungsgesetz zustimmte.
Im Juli 1933 erfolgte gemeinsam mitHeinrich Imbusch der Ausschluss aus der Deutschen Arbeitsfront. Von 1933 bis 1934 wurde er zusammen mitWilhelm Marx undHeinrich Brauns imProzess gegen den KölnerVolksverein-Verlag in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Volksvereins für das katholische Deutschland angeklagt, der Prozess wurde aber 1934 eingestellt.
Während dernationalsozialistischen Herrschaft blieb Stegerwald ohne politischen Einfluss. Am 30. Juli 1934 tauchte er vorübergehend unter.[2] Von 1934 bis 1935 übte er die Funktion eines Hausvogts von zwei Frauenklöstern in und bei Berlin aus. 1935 erwarb er eine Beteiligung an einer Torfverwertungsgesellschaft. 1937 kaufte er ein Mietshaus zur Alterssicherung aus nachgezahlten Übergangsgeldern seiner Ministerzeit. In Briefen mitEugen Bolz, Thomas Esser undJean Albert Schwarz setzte er sich mit dem Nationalsozialismus auseinander. Er plädierte für ein Abrücken der katholischen deutschen Bischöfe von ihrem strikt ablehnenden Kurs gegenüber dem Regime, da er andernfalls mit einer weiteren Radikalisierung der NS-Politik und einer zwangsweisen Zerschlagung der Kirchen rechnete.[3]
Bis Ende 1938 erhielt er Mittel aus dem Bezug des Übergangsgelds aus seiner Ministertätigkeit. Im Juni 1939 wurde er in derSD-ÜbersichtErfassung führender Männer derSystemzeit (Konfessionelle Parteien) aufgeführt.[4] Im März 1944 siedelte er nach der Ausbombung nach Greußenheim über.[5] Nach demAttentat vom 20. Juli 1944 wurde er zeitweise im Rahmen derAktion Gewitter verhaftet. Vom 24. August bis 19. Oktober 1944 war er von der Gestapo im Würzburger Gefängnis inhaftiert.[6]
Bereits 1920 hatte Stegerwald auf dem Kongress der christlichen Gewerkschaften in Essen seine Überlegungen zur Gründung einer konfessionsübergreifenden, antisozialistischen Volkspartei, die möglichst breite Schichten der Bevölkerung ansprechen sollte, vorgestellt. Sein Ansatz, „zwischen der Arbeiterschaft und der landwirtschaftlichen Bevölkerung sowie zwischen den Konfessionen Brücken zu schlagen“, fand aber erst nach dem Ende desZweiten Weltkriegs größere Resonanz.
Am 11. Mai[7] 1945 wurde er auf Veranlassung der amerikanischen Besatzungsmacht zum Regierungspräsident des BezirksUnterfranken ernannt. Stegerwald wurde zum führenden Kopf derWürzburger Gruppe, die neben der Münchner Gruppe umJosef Müller maßgeblich an der Gründung derChristlich-Sozialen Union im Sommer und Herbst 1945 beteiligt war.
Am 14. August vertrat er bei dem Gespräch im Münchner Rathaus über die Gründung einer bayerischen Partei mit christlich-sozialer Grundhaltung seine Vorstellungen von einer „Brückenpartei“. Am 21. August 1945 hielt er im Stadthaus zu Würzburg eine vielbeachtete Rede zu der Frage „Wo stehen wir?“ Er sah die Hauptursache für die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges in der langwierigen Zersplitterung Deutschlands, die nach der späten Einigung im 19. Jahrhundert zu übertriebenem Machthunger geführt habe. Damit im Zusammenhang habe die Sehnsucht nach Volksgemeinschaft gestanden, wie sie schließlich die Nationalsozialisten versprachen. Große Mitschuld habe auch die Verbreitung derDolchstoßlegende gehabt und insbesondere das letztliche Zusammengehen von Reichspräsident Hindenburg mit Hitler. Stegerwald forderte ein ausdrückliches Bekenntnis zur Demokratie und die Abkehr vom Gedanken der Staatsallmacht.
Adam Stegerwald starb im Dezember 1945 an einerLungenentzündung.


Heute sind nach ihm der Adam-Stegerwald-Kreis,[8] der Veranstaltungen zur politischen Bildung organisiert, dasAdam-Stegerwald-Haus inKönigswinter, die Stegerwaldstiftung, sowie inKöln-Mülheim die Stegerwaldsiedlung benannt. In Würzburg gibt es das Adam-Stegerwald-Haus, ein Studentenwohnheim im Stadtbezirk Frauenland.[9] Die Geschäftsstelle der CSU Würzburg Land und Stadt befindet sich im Adam Stegerwald-Haus im Stadtbezirk Zellerau.[10] Eine Adam-Stegerwald-Straße gibt es in mehreren Städten, so in Arnsberg-Neheim, Bamberg, Bocholt, Bremen, Dachau, Düsseldorf, Frechen, Gerolzhofen, Haßloch, Heinsberg, Hilden, Greußenheim, Koblenz, Köln-Mülheim, Kürnach, Langenhagen, Lüdinghausen, Ludwigshafen, Mainz, Mülheim, Osnabrück, Papenburg, Remscheid, Schweinfurt, Twistringen und Trier. In Berlin, Würzburg und Leipzig wurden nach ihm die Stegerwaldstraße und in Hamburg-Horn der Stegerwaldring benannt.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Stegerwald, Adam |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Zentrum, CSU), MdR und Mitbegründer der christlichen Gewerkschaften in Deutschland |
| GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1874 |
| GEBURTSORT | Greußenheim beiWürzburg |
| STERBEDATUM | 3. Dezember 1945 |
| STERBEORT | Würzburg |