Ada Lessing

Kabinettfotografie, Atelier HoffotografAlexander Möhlen, Georgsplatz, um 1900
Ada Lessing (*16. Februar1883 inHannover; †10. November1953 inHameln) war eine deutsche undtschechoslowakische Journalistin,Kommunalpolitikerin,[1] Pionierin der deutschenErwachsenenbildung sowie Mitbegründerin und erste Geschäftsführerin[2] der später nach ihr und ihrem ermordeten Ehemann benanntenAda-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule.[1]
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ada Lessing wurde als Adele Minna Abbenthern in derGründerzeit desDeutschen Kaiserreichs geboren, als ältestes von drei Kindern des Bodo Abbenthern,[3] eines Kaufmannes und Angestellten derStädtischen Lagerbier-Brauerei. Sie wuchs zunächst im hannoverschen StadtteilSüdstadt auf, ab dem Jahr 1890 dann in der WaldwirtschaftBischofshol, deren Leitung ihr Vater übernommen hatte.[2]
1902 heiratete sie den seinerzeit 31-jährigen Ernst Grote, Pächter einesRittergutes, mit dem sie nachBemerode umzog. Diese Ehe scheiterte allerdings im Jahr 1904; in der Folge zog Ada Grote zurück zu ihren Eltern.[2]
Nach dem Tod ihrer Mutter zog Ada Grote 1907 – zwecks weiterer Ausbildung – nachBerlin,[2] obwohl sie eigentlich gerne nachGroßbritannien hatte gehen wollen, woran sie fehlende Fremdsprachenkenntnisse hinderten. In Berlin lernte sieMaschinenschreiben,Stenographie und Englisch. Kurze Zeit arbeitete sie in einem Kinderheim bei Cottbus. Sie arbeitete danach als Verlagsangestellte für die ZeitschriftSchönheit, für die sie auch Artikel – vor allem Buchrezensionen – schrieb.
Ihren zweiten Ehemann, den Philosophen und PublizistenTheodor Lessing, lernte sie wahrscheinlich um die Jahreswende 1908/1909 kennen. Obwohl beide erst 1912 heiraten – auch für Theodor Lessing war es die zweite Ehe – lebten sie bereits vor der Hochzeit zusammen.


Mit dem Kriegsbeginn 1914 kämpfte Ada für dieRechte der Frauen und engagierte sich in derSPD. Ab 1919 arbeitete Ada für die VolkshochschuleLinden. Am 25. Januar 1920 wurde die Einrichtung eröffnet. Bis 1933 war sie als Geschäftsführerin tätig. Bei denReichstagswahlen 1932 und 1933 kandidierte sie für SPD, fiel aber 1933 den Säuberungsaktionen derNationalsozialisten in der Stadtverwaltung zum Opfer und musste ihren Posten bei der Volkshochschule räumen. Bereits seit 1926 hetzten die Nationalsozialisten gegen Theodor Lessing, der schließlich seine Lehrerlaubnis verlor und instschechoslowakischeMarienbad floh, wo er 1933 ermordet wurde. Ada folgte ihm ins Exil und erhielt 1937 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft. Rechtzeitig vor dem Einmarsch der deutschen Truppen konnte sie nachGroßbritannien fliehen und arbeitete inWales in einem Kinderheim.
Nach Ende desZweiten Weltkriegs kehrte sie 1946 zurück nach Hannover, konnte allerdings nicht an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren. Derniedersächsische KultusministerAdolf Grimme beauftragte sie daraufhin im Rahmen derTeacher Reeducation der britischen Besatzungsmacht mit dem Aufbau und der Leitung des LehrerfortbildungsheimsSchloss Schwöbber in der Nähe vonHameln. Bis zu ihrem Tod hatte Ada Lessing diese Position inne. Vom 16. Juli 1951 bis zum 9. November 1952 gehörte sie als Abgeordnete der SPD demKreistag desLandkreises Hameln-Pyrmont an, wo sie im Wohlfahrts- und Gesundheitsausschuss tätig war.
Ihre Tochter Ruth aus der Ehe mit Theodor Lessing überlebte den Krieg in Deutschland und arbeitete mit ihrer Mutter im Lehrerfortbildungsheim, welches sie nach dem Tod ihrer Mutter 1953 bis zur Schließung 1970 leitete.
Würdigung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1999 wurde die Ada-Lessing-Hauptschule in Hannover-Bothfeld nach ihr benannt.[4]2006 wurde die Volkshochschule Hannover nach Ada und Theodor Lessing benannt.[5] 2011 wurde in Hannover im StadtteilAnderten vor dem ehemaligen Wohnhaus von Ada und Theodor Lessing in der Straße Am Tiergarten zur Erinnerung einStolperstein verlegt. 2021 wurde eine zuvor im Jahr 1938 nach dem LuftwaffengeneralWalter Wever benannte hannoversche Straße in „Ada-Lessing-Straße“ umbenannt.[6] 2021 beschloss die Stadt Hameln den zukünftigen Bildungs- und Gesundheitscampus der Stadt nach Ada Lessing zu benennen und unter dem Namen „Ada-Lessing-Park“ zu eröffnen.[7]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Charlotte Ziegler:1919–1969 Volkshochschule Hannover. Eine pädagogisch-historische Studie. Hannover 1970.
- Wissen ist Macht, Bildung ist Schönheit. Ada & Theodor Lessing und die Volkshochschule Hannover. In: Katalog zur Ausstellung des Stadtarchivs zum 75 jährigen Bestehen der VHS (26.1. – 4.3.1995). Hannover 1995.
- Hiltrud Schroeder (Hrsg.):Sophie & Co. Bedeutende Frauen Hannovers. Biographische Porträts. Hannover 1996, S. 246–247.
- Jörg Wollenberg:„14 Jahre Volkshochschularbeit … das lasse ich nicht aus der Geschichte Hannovers löschen.“ Ada Lessing als Geschäftsführerin der VHS Hannover 1919–1933. In:Paul Ciupke, Karin Derichs-Kunstmann (Hrsg.):Zwischen Emanzipation und „besonderer Kulturaufgabe der Frau“ (=Frauenbildung in der Geschichte der Erwachsenenbildung. Bd. 13). Klartext, Essen 2001, S. 133–148.
- Jörg Wollenberg:Ada und Theodor Lessing: Rückkehr unerwünscht. In:Sozial.Geschichte. Bd. 21, 2006, Nr. 2, S. 52–66.
- Helga Altkrüger-Roller:Ada Lessing. In:Couragierte Frauen aus Hameln & Umgebung. GG, Hameln 2012,ISBN 978-3-939492-39-9, S. 38–51.
- Martina Jung:Mary Wigman (1886–1973) und Ada Lessing (1883–1953) – das Projekt frauenORTE in Hannover. In:Hannoversche Geschichtsblätter. Band 75. 2021. S. 199–209.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur über Ada Lessing in derNiedersächsischen Bibliographie
- Lothar Pollähne:Ada Lessing unter dem Obertitel150 Persönlichkeiten der hannoverschen Sozialdemokratie vomSPD-Stadtverband Hannover
- Barbara Fleischer:Ada Lessing. In:FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten). 31. Januar 2018
- Ada Lessing, geb. Abbenthern. Netzwerk Erinnerung + Zukunft in der Region Hannover, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 10. September 2019.
- Ada Lessing beifrauenORTE Niedersachsen
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abLothar Pollähne:Ada Lessing. (Memento vom 31. März 2017 imInternet Archive) SPD-Stadtverband Hannover, abgerufen am 30. März 2017.
- ↑abcdHugo Thielen:Lessing, (1) Ada, in:Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 231f.
- ↑Jörg Wollenberg:„14 Jahre Volkshochschularbeit … das lasse ich nicht aus der Geschichte Hannovers löschen.“ Ada Lessing als Geschäftsführerin der VHS Hannover 1919–1933. In:Paul Ciupke, Karin Derichs-Kunstmann (Hrsg.):Zwischen Emanzipation und „besonderer Kulturaufgabe der Frau“ (=Frauenbildung in der Geschichte der Erwachsenenbildung. Bd. 13). Klartext, Essen 2001, S. 133–148, hier S. 137.
- ↑Homepage der Ada-Lessing-Hauptschule in Hannover-Bothfeld (Memento vom 11. August 2007 imInternet Archive)
- ↑Homepage der Volkshochschule Hannover
- ↑Neuer Name für die General-Wever-Straße | Meldungen | Stadtbezirk Bothfeld-Vahrenheide | Stadtbezirksportale Hannover | Bürger-Service | Leben in der Region Hannover. Abgerufen am 7. September 2021.
- ↑Aus Linsingen-Kaserne wird Ada-Lessing-Park. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
Personendaten | |
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NAME | Lessing, Ada |
KURZBESCHREIBUNG | Pionierin der deutschen Erwachsenenbildung sowie Mitbegründerin und erste Gesellschafterin der Volkshochschule in Hannover |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1883 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 10. November 1953 |
STERBEORT | Hameln |
- Person (Frauengeschichte)
- Journalist (Deutschland)
- Pädagoge (20. Jahrhundert)
- SPD-Mitglied
- Kommunalpolitiker (Niedersachsen)
- Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus
- Person, für die in Hannover ein Stolperstein verlegt wurde
- Geehrte des Projekts Frauenorte
- Person (Marienbad)
- Tschechoslowake
- Person (Wales)
- Person (Hannover)
- Südstadt (Hannover)
- Bemerode
- Anderten (Hannover)
- Landrat (Landkreis Hameln-Pyrmont)
- Deutscher
- Geboren 1883
- Gestorben 1953
- Frau