Ad libitum
Der Ausdruckad libitum (abgekürztad lib.) istlateinisch und bedeutet „nach Gutdünken“, „nach Belieben“.
Anwendungsbereiche
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Musik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der Musik steht die Bezeichnung:
- in notierter Musik allgemein für eingeräumte Freiheiten bei der Interpretation eines Werkes hinsichtlich Vortrag, Tempo oder Besetzung, beispielsweise
- bei Tempoänderungen (Agogik),
- oder beimAusschmücken von Melodien mit eigenen Ideen.
BeiBesetzungsangaben (etwa „Chor, Orgel ad lib.“) ist jedoch gemeint, dass das genannte Instrument (die Orgel) wegbleiben kann.
Dersolistische Teil kurz vor dem Ende des Kopfsatzes einesInstrumentalkonzerts, die sogenannteKadenz, wurde bis in dieWiener Klassik von denKomponisten nicht vorgeschrieben. Es war dem Solisten gestattet, sein Können durch eigeneKomposition oderImprovisationad libitum unter Beweis zu stellen; heute spielt man meist die vom Komponisten komponierte Kadenz.
- imHip-Hop als „adlibs“ für eine Gesangspraxis, bei der kurze Interjektionen und Füllwörter in den Vortrag eingeflochten werden, die mit dem eigentlichen Text nicht in Zusammenhang stehen.[1]
Landwirtschaft und Tierversuche
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der Landwirtschaft wird der Begriff bei der Tier-Fütterung und den dazugehörenden Versuchen verwendet, falls die Tiere jederzeit frei über die Menge an Wasser und Nahrung verfügen können, beides also nicht zugeteilt wird. Hier wirdad libitum im Sinne von „nicht portioniert“ verwendet.
Medizin
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der Schweiz wird der Begriff im Zusammenhang mit bestimmten Medikamenten für Schmerz- odermoribunde Patienten verwendet. Das sind meist stark wirksameAnalgetika oderintravenös verabreichtesMorphin. Durchad lib. auf dem Verschreibungsformular wird ein Tageslimit explizit aufgehoben.
Bei einer „Ad-lib.“-Verordnung kann die verabreichende Pflegeperson bei ausbleibender oder ungenügender Wirkung über eine Erhöhung der Dosis oder des Applikationsintervalls entscheiden, ohne jedes Mal beim Arzt eine neue Verordnung einholen zu müssen; die „Ad-lib.“-Verordnung bleibt somit bis auf Widerruf durch den Arzt bestehen.
In der Neu- und Frühgeborenenpflege wird der Begriff häufig im Zusammenhang mit der Ernährung des Kindes verwendet, womit eine obere Grenze der Nahrungsmenge aufgehoben wird und das Kind so viel trinken darf, wie es möchte.
Liturgie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In derLiturgie werden fakultative Elemente alsad libitum gekennzeichnet. Dies trifft beispielsweise auf dieSequenz vonFronleichnam zu, aber auch auf dasCredo an bestimmten Tagen.[2] Die lateinische Bezeichnung fürnichtgebotene Gedenktage lautet ebenfallsmemoria ad libitum.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Louis Richter: Adlibs: Unterschätzte Kunst. In: rap.de. 1. März 2016, abgerufen am 24. April 2024.
- ↑Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i. Br. (Hrsg.):Direktorium 2018 der Erzdiözese Freiburg für Messfeier und Stundengebet. 2018 (ebfr.de).