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Abdullah Ibrahim

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Dieser Artikel behandelt einen südafrikanischen Komponisten, zum einstigen marokkanischen Politiker sieheAbdallah Ibrahim.
Abdullah Ibrahim (2016)
Abdullah Ibrahim (2016)
Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[1]
The Balance
 CH9507.07.2019(1 Wo.)
Solotude
 CH9723.01.2022(1 Wo.)

Abdullah Ibrahim (arabisch عبد الله إبراهيم, GeburtsnameAdolph Johannes Brand; *9. Oktober1934 inKapstadt) ist einsüdafrikanischerPianist undKomponist. Daneben spielt er auchFlöte,Saxophon undCello. Abdullah Ibrahim gilt als Protagonist desModern-Creative-Stils in derJazzmusik.

Bevor er seinen aktuellen Namen mit seinerKonversion zumIslam Ende der 1960er Jahre annahm, nannte er sichDollar Brand. Seine KompositionMannenberg galt unter demApartheid-Regime zeitweise alsHymne der nicht-weißen Bevölkerung Südafrikas.[2]

Leben und Wirken

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Ibrahim wuchs bei seinen Großeltern inKensington auf, einem der ärmsten Schwarzen-Ghettos in Kapstadt. Sein Vater wurde ermordet, ebenso einige seiner Freunde. Ruhepunkt war für ihn die „American Methodist Episcopal Church“, wo seine Mutter und GroßmutterKlavier spielten.[3] Ibrahim wuchs in einem von der African Methodist Episcopal Church (AME) geprägten Umfeld auf. Seine Großmutter war dort Gründungsmitglied, seine Mutter Chorleiterin. Im Alter von sechs Jahren begann er Klavier zu spielen. Mit sieben Jahren komponierte er erste eigene Stücke und erhielt Unterricht beim Lehrer der lokalen Schule. Mit 16 Jahren beendete er den formalen Unterricht und setzte seine musikalische Ausbildung eigenständig fort.[4] 1949 wurde er professioneller Musiker, zunächst als Begleiter einer Gesangsgruppe, derStreamline Brothers; später spielte er in Gruppen wie denTuxedo Slickers und derWillie Max Big Band. Ab 1958 leitete er mitKippie Moeketsi ein Quartett, zu demJohnny Gertze (Bass) undMakaya Ntshoko (Schlagzeug) gehörten. 1960 und 1961 trat er mit der umHugh Masekela undJonas Gwangwa zum SextettJazz Epistles erweiterten Band auf.[5]

1962 nahm er die Gelegenheit wahr, Südafrika zu verlassen, nachdem er mit dem MusicalKing Kong bei einem England-Gastspiel war; gemeinsam mit der südafrikanischenJazzsängerinSathima Bea Benjamin, die 1965 seine Frau wurde, ließ er sich zunächst inZürich nieder. Dort trat er alsDollar Brand Trio, mit dem Bassisten Johnny Gertze und dem Schlagzeuger Makaya Ntshoko, fast zwei Jahre lang vor allem imCafe Africana auf, wo er vonDuke Ellington entdeckt wurde.

Abdullah Ibrahim (Oslo Jazzfestival 2016)

Durch Ellingtons Vermittlung konnte sein Trio eine erste Platte einspielen,Duke Ellington Presents the Dollar Brand Trio, die 1963 bei Reprise erschien, und auf wichtigen Festivals wie inAntibes auftreten. 1963 gastierte er zusammen mit Sathima Bea Benjamin in Paris; 1964/1965 tourte er durch Europa und trat unter anderem imJazzhus Montmartre in Kopenhagen auf, bevor er in die USA ging, wo er zunächst auf demNewport Jazz Festival 1965 auftrat, dann mit einem eigenen Trio sowie mitJohn Coltrane undOrnette Coleman arbeitete. Daneben fungierte der Pianist 1966 als Ellingtons Ersatzmann bei einigen Konzerten desDuke Ellington Orchestra, löste dann sein Trio auf und trat inElvin Jones’ Quartett ein, wo er ein halbes Jahr blieb. In den folgenden Jahren der Dekade arbeitete er in verschiedenen Projekten, unter anderem ging er 1968 als Solist auf Tournee, spielte in den Bands vonDon Cherry und im Duo mitGato Barbieri. 1968 konvertierte er zum Islam.

Die Tanzmusik und religiöse Hymnen aus den südafrikanischenTownships zählen neben Kompositionen von Duke Ellington zu den wichtigsten Einflüssen auf die Werke von Abdullah Ibrahim. Der pianistisch deutlich durchThelonious Monk undRandy Weston beeinflusste Ibrahim trat solo, im Sextett, aber auch mit großformatigen Gruppen, zu denen unter anderemCarlos Ward, Don Cherry undJohnny Dyani gehörten, auf. 1974 organisierte er – kurzzeitig in Südafrika – Aufnahmen für mehrere einflussreiche, zunächst im Kleinvertrieb vertriebene Platten vonCape Jazz-Musikern wieBasil Coetzee undRobbie Jansen, darunter auch seine KompositionMannenberg mit einem beeindruckenden Solo von Coetzee, die sich in Größenordnungen wie sonst nur Hits verkaufte und bald zu einer inoffiziellen Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung in Südafrika wurde.[6][2] Die Studioversion vonMannenberg – Is Where It’s Happening entstand 1974 in Kapstadt in einem einzigen, rund 17-minütigen Durchlauf ohne vorherige Proben. Während der Session wurde auch ein Vorgespräch im Studio aufgezeichnet. Die spontane Aufnahme etablierte die finale Fassung des Stücks.[4]

Bei einem späteren Aufenthalt 1976 organisierte er auch ein Jazzfestival, mit dem er dieApartheid-Gesetze des damaligen Regimes ignorierte. 1977 siedelte er in die USA über.

Abdullah Ibrahim gab im August 1982 inMaputo eine Serie von „Freiheitskonzerten“ zum Gedenken an die durch ein Bombenattentat in dieser Stadt getötete SozialwissenschaftlerinRuth First. Eine Mitwirkende war seine Frau Sathima Bea Benjamin. Die Konzertveranstaltungen fanden durch die persönliche Anwesenheit vonSamora Machel und seiner FrauGraça Machel politische Anerkennung.[7]

Abdullah Ibrahim (INNtöne Jazzfestival 2019)

1982 präsentierte er in Europa seineKalahari Liberation Opera. 1990 kehrte er nach Kapstadt zurück, wo er die südafrikanische Jazzszene maßgeblich beeinflusste. Gleichzeitig behielt er seinen Wohnsitz in New York. 1994 spielte er bei der AmtseinführungNelson Mandelas. In Kapstadt gründete Ibrahim die Akademie „M7“ zur Unterstützung der musikalischen Ausbildung junger Südafrikaner; 2006 war er Initiator desCape Town Jazz Orchestra, einer 18-köpfigenBig Band.

Wiederholt arbeitete Ibrahim mit Big Bands und Sinfonieorchestern zusammen. Aus der Kooperation mitDaniel Schnyder, der seine Kompositionen orchestrierte, entstand 1997 dieAfrican Suite für Jazztrio und Sinfonieorchester. Er arbeitete auch mit George Gray,Buddy Tate undMax Roach zusammen. Immer wieder trat er auch mit Soloprogrammen auf, zuletzt dokumentiert aufSenzo (2008). 2011 schrieb er seinen KlavierzyklusAfrican Songs. Als Interpret ist er „ein Zauberer der Wiederholung, und hinter jedem Ton steht eine ganze Landschaft“; die Musik „strahlt Weite und Ruhe aus“.[8]

1999 wurde Ibrahim mit demOrder for Meritorious Service in Silber ausgezeichnet,[9] im Jahr darauf mit demEhrenpreis der deutschen Schallplattenkritik.[10] 2009 erhielt er den AachenerInnovationspreis Kunst, der mit 10.000 Euro dotiert und von derPeter-und-Irene-Ludwig-Stiftung vergeben wird. Im selben Jahr erhielt er denOrder of Ikhamanga in Silber.[11] Im Jahr 2017 wurde er mit derGerman Jazz Trophy ausgezeichnet.[12]Gemeinsame Tochter von Ibrahim und Sathima Bea Benjamin ist die New Yorker Underground-RapperinJean Grae; ein weiteres Kind ist der Sohn Tsakwe.

Ibrahim lebt mit seiner aus Italien stammenden zweiten Frau inAschau imChiemgau.[13]

Diskografie (Auswahl)

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  • 1965:Round Midnight at the Montmartre
  • 1969:African Piano
  • 1973:Good News from Africa (mitJohnny Dyani)
  • 1973:African Space Program
  • 1973:Sangoma
  • 1973:Ode to Duke Ellington (Solo Piano)
  • 1974:Mannenberg: Is Where It’s Happening
  • 1974:Ancient Africa
  • 1975:African Herbs
  • 1976:Black Lightning
  • 1977:Streams of Consciousness
  • 1978:Nisa: African Violets
  • 1978:Anthem For The New Nations
  • 1979:Echoes from Africa (mit Johnny Dyani)
  • 1979:Africa – Tears and Laughter
  • 1980:African Marketplace
  • 1980:Dollar Brand at Montreux
  • 1981:Duke’s Memories (Live in Berlin)
  • 1982:African Dawn
  • 1985:Water from an Ancient Well
  • 1988:Mindif
  • 1989:African River
  • 1989:Blues for a Hip King
  • 1990:No Fear, No Die
  • 1990:Duet (mit Archie Shepp)
  • 1991:Desert Flowers
  • 1991:Mantra Mode
  • 1993:Knysna Blue
  • 1995:Yarona
  • 1997:Cape Town Revisited (Live in Kapstadt)
  • 1997:Cape Town Flowers
  • 1998:African Suite (DE:Gold (German Jazz Award)Gold (German Jazz Award))[14]
  • 1998:Made in Southafrica Township
  • 1998:Voice of Africa
  • 1999:African Sun
  • 2001:Ekapa Lodumo
  • 2001:African Symphony
  • 2002:African Magic
  • 2003:The Journey
  • 2005:A Celebration
  • 2008:Senzo (Preis der deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 4/2008))
  • 2009:Bombella
  • 2011:Sotho Blue (Sunnyside)
  • 2013:Mukashi: Once Upon a Time
  • 2019:The Balance
  • 2019:Dream Time (Solo Piano)

Filmmusik und Dokumentarfilme

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Abdullah Ibrahim (2005)
  • Abdullah Ibrahim schuf 1988 mit dem AlbumMindif die Filmmusik zur Rassismus-StudieChocolat – Verbotene Sehnsucht vonClaire Denis
  • 1988 erstellte er den Soundtrack zum DokumentarfilmThe Cry of Reason: Beyers Naude – An Afrikaner Speaks Out vonRobert Bilheimer
  • 1990 schuf er zu einem weiteren Film der Regisseurin Claire Denis eine atmosphärisch dichte Musik, diesmal zum DramaNo Fear, No Die (Originaltitel:S’en fout la mort)
  • A Brother with Perfect Timing ist ein Dokumentarfilm von Chris Austin über Ibrahim, der 1987 gedreht wurde und 2005 auf DVD erschien.[15]
  • 2004 drehte der Regisseur Ciro Cappellari die dokumentarische HommageAbdullah Ibrahim – A Struggle for Love, wofür er 2005 denGrimme-Preis in der KategorieInformation & Kultur erhielt.[16]

Literatur

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Lexigraphische Einträge

Interviews

  • Stefanie Flamm:Jazzmusiker Abdullah Ibrahim – Überwinde deine Angst! In:Die Zeit. Nr. 20/2013 (zeit.de – Anmeldung erforderlich).
  • Petra Mostbacher-Dix:Ein Leben im Klang — Interview mit Abdullah Ibrahim. In: PIANO-POST Ausgabe Nr. 5 (piano-fischer.de)

Weblinks

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Commons: Abdullah Ibrahim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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[4]

  1. Abdullah Ibrahim in der Schweizer Hitparade
  2. abKalamu ya Salaam & Mtume ya Salaam:Abdullah Ibrahim: „Mannenberg Is Where It’s Happening“. In:breath of life. 17. März 2008
  3. Maya Jaggi:The sound of freedom. In:The Guardian. 8. Dezember 2001
  4. abcInterview von PIANO-FISCHER mit Abdullah Ibrahim (Text & Video). In: PIANO-FISCHER. 16. Oktober 2025, abgerufen am 29. Oktober 2025. 
  5. Die Combo war 1959 für Aufnahmen mit dem US-amerikanischen PianistenJohn Mehegan gegründet worden und hatte mitJazz Epistle Verse One das erste Jazzalbum schwarzer südafrikanischer Musiker eingespielt.
  6. John E. Mason:„Mannenberg“: Notes on the Making of an Icon and Anthem (Memento vom 20. Juni 2013 imInternet Archive). In:African Studies Quarterly. Vol. 9, Issue 4, Herbst 2007
  7. Colin Darch:The Murder of Ruth First: 4. The Dollar Brand-Abdullah Ibrahim Concert. auf www.mozambiquehistory.net (englisch)
  8. Konrad Heidkamp:70. Geburtstag: Allahs Melodien. In:Die Zeit. Nr. 42, 7. Oktober 2004
  9. National Orders Recipients 1999. Liste der Ordensempfänger 1999. In: sahistory.org.za. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. August 2018; abgerufen am 29. August 2023 (englisch). 
  10. Ehrenpreise 2000. In: schallplattenkritik.de. Abgerufen am 19. Januar 2023. 
  11. Liste der Ordensempfänger 2009 (englisch), abgerufen am 27. November 2015
  12. German Jazz Trophy geht an Abdullah Ibrahim. jazzzeitung.de vom Januar 2017, abgerufen am 6. August 2017
  13. Andrian Kreye:Der Botschafter. In:Süddeutsche Zeitung. 1. Oktober 2022 (Vorschau [abgerufen am 2. Januar 2023]). 
  14. Auszeichnungen für Musikverkäufe:DE
  15. CD Universe:Abdullah Ibrahim - A Brother With Perfect Timing DVD.
  16. Grimme-Institut:Preisträger 2005: Abdullah Ibrahim (Memento vom 29. Dezember 2010 imInternet Archive)
Personendaten
NAMEIbrahim, Abdullah
ALTERNATIVNAMENBrand, Adolph Johannes (Geburtsname); Dollar Brand
KURZBESCHREIBUNGsüdafrikanischer Pianist und Komponist
GEBURTSDATUM9. Oktober 1934
GEBURTSORTKapstadt
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