Abdem Ramon Lancini-Villalaz (*28. August1934 inCaracas; †10. November2007 ebenda), auch alsAbdem R. Lancini zitiert, war einvenezolanischerHerpetologe, der aufSchlangen spezialisiert war.
Lancini absolvierte seine Schulzeit in Caracas. Im Alter von 17 Jahren schloss er sich einer Gruppe von Studenten an, die für Demokratie und Menschenrechte gegen dieJunta demonstrierten, die 1948 durch einen von der Armee angeführtenStaatsstreich an die Macht gekommen war. Er wurde verhaftet und in ein geheimesKonzentrationslager auf der InselGuasina imDelta desOrinoco gebracht, wo er sieben Jahre alspolitischer Gefangener verbrachte. Während dieser Zeit entdeckte er sein Interesse an Reptilien und sammelte verschiedene Exemplare, während er umfangreiche Notizen und Zeichnungen in einem Notizbuch anfertigte. Mit dem Regierungswechsel im Januar 1958, der zu den ersten freien Wahlen führte, wurde er aus Guasina entlassen und kehrte nach Caracas zurück. Dort trat er bald in die zoologische Abteilung desMuseo de Ciencias Naturales (MCN) ein. Noch im selben Jahr ging er an das Schlangenlabor desInstituto Butantan inSão Paulo, Brasilien, wo er bei den beidenOphiologenAlphonse Richard Hoge undHélio E. Belluomini eine Ausbildung erhielt. Es folgten Kurse inphysischer Geographie,Phytogeographie undKlimatologie amInstituto Brasileiro de Geografia e Estatistica (1959) und Studien überSpinnentiere und Schlangen amMuseu Nacional (1960), beide inRio de Janeiro. Lancini wurde 1962Kurator für Herpetologie am MCN, als Nachfolger vonAgustin Fernandez-Yépez, einemIchthyologen am Museum, undJanis A. Roze, einemlettischenEinwanderer undProfessor an derUniversidad Central de Venezuela, der die Sammlung informell kuratiert hatte.
Lancini wurde 1962 auch Direktor des MCN, ein Amt, das er 29 Jahre lang bis zu seinerPensionierung im Jahr 1991 innehatte. Ab 1966 war er auch Professor am Instituto de Zoologia Tropical derUniversidad Central de Venezuela. Lancini starb am 10. November 2007 in Caracas. Er verfasste fast 40 Arbeiten überReptilien undAmphibien (zwischen 1959 und 1986) und drei Bücher. Die meisten seiner Titel widmeten sich derTaxonomie undVerbreitung und enthielten Übersichten über Sammlungen in allen Teilen des Landes. Er benannte acht neue Reptilienarten, alle bis auf eine aus Venezuela. Darunter befanden sich fünfEidechsen – dreiZwergtejuarten aus den GattungenAnadia undEuspondylus (heuteCercosaura), dieGeckoartPhyllodactylus dixoni und dieBlindschlangenartAmphisbaena rozei. Seine neuen Schlangen waren zweiNattern (GattungenAtractus undHelicops) und die peruanische KorallenschlangeMicrurus putumayensis. Seine einzige Abhandlung über Amphibien betraf die aquatischeSchleichenlurchartChthonerpeton haydee (jetztTyphlonectes natans). Eine große Sammlung dieser Art ermöglichte ihm eine Beschreibung von Variationen undÖkologie.
Lancinis bedeutendster Beitrag zur Herpetologie war sein farbig bebilderter Band über Schlangen mit dem TitelSerpientes de Venezuela (1979). Das Buch behandelt 130 Arten in sieben Familien. Eine zweite, nicht revidierte Auflage erschien 1986. Die deutsche AusgabeDie Schlangen von Venezuela wurde 1989 herausgegeben, die jedoch keine reine Übersetzung ist.Paul M. Kornacker vomBundesamt für Naturschutz inBonn überarbeitete das Buch (mit 14 weiteren Arten und einer neuen Familie für Venezuela) und fügte Verbreitungskarten, eineBibliografie und einen neuen Text (mit seinen Initialen versehen) hinzu. Die deutsche Ausgabe enthält 65 Zeichnungen von Schlangenköpfen von Ursula Euler, ebenfalls aus Bonn.
Neben der Herpetologie galt Lancinis besonderes InteresseAlexander von Humboldt, dem preußischen Naturforscher, der mit seinem Kollegen, dem französischenBotanikerAimé Bonpland, von Juli 1799 bis November 1800 Venezuela bereiste. Lancini begab sich erneut auf die historische Route Humboldts, um die damals getätigten Beobachtungen zu bestätigen. Als Ergebnis dieser Expedition schrieb Lancini mehr als ein Dutzend Abhandlungen über Alexander von Humboldt, die in der herpetologischen Fachwelt weitgehend unbekannt sind. 2009 wurde posthum sein Buch über Humboldt in Venezuela mit dem TitelAlejandro de Humboldt El Viajero del Orinoco veröffentlicht.
Nach Lancini sind die FroschartPristimantis lancinii sowie die NatternartAtractus lancinii benannt.
Personendaten | |
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NAME | Lancini, Abdem Ramon |
ALTERNATIVNAMEN | Lancini-Villalaz, Abdem Ramon (vollständiger Name); Lancini, Abdem R. |
KURZBESCHREIBUNG | venezolanischer Herpetologe |
GEBURTSDATUM | 28. August 1934 |
GEBURTSORT | Caracas,Venezuela |
STERBEDATUM | 10. November 2007 |
STERBEORT | Caracas,Venezuela |