Airborne Warning and Control System


EinAirborne Early Warning and Control System (AWACS) ist ein fliegendesRadarsystem. Aufgabe des AWACS ist die luftgestützte Luftraumaufklärung und -überwachung mit dem Ziel der Früherkennung und Vorwarnung (englischAirborne Early Warning, kurz AEW). Zu den Aufgaben der NATO-Raumüberwachung gehört auch die Seeüberwachung.[1] Die Flugzeuge werden gleichzeitig als Einsatzleitzentrale eingesetzt, um eigene Verbände oder Einheiten direkt dirigieren oder koordinieren zu können. Bündnisse wie dieNATO und Großmächte oder größere Staaten verfügen über solche Kapazitäten.
Die Entwicklung von AWACS-Flugzeugen geht bis auf das Jahr 1944 zurück, das erste AWACS wurde ab 1946 eingesetzt. Heute ist das AWACS eine zentrale Komponente in jedem Luftkrieg im Rahmen derNetwork-Centric-Warfare-Doktrin. Ohne ein solches System sind die Luftüberlegenheits- und Abfangjäger in ihrer Rolle auf die vorhandenen bodengestützten sowie eigenen Bordsysteme angewiesen, die sie jedoch selbst verraten und tieffliegende Objekte meist nicht gut erfassen können.
Für die luftgestützte Gefechtsfeldüberwachung am Boden dient das fliegende Kommando- und KontrollzentrumNorthrop Grumman E-8.
Geschichte
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Bis 1944 hatten dieVereinigten Staaten, vor allem für den Einsatz derUnited States Navy (USN) imPazifik schiffsgestützte Radarsysteme mit großer Reichweite entwickelt. Es zeigte sich jedoch, dass hierbei die Vorwarnzeit gegenüber Angriffen zu gering war und die als Radarvorposten eingesetzten Schiffe starke Verluste hinnehmen mussten.
Flugzeugträgergestützte Systeme
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Februar 1944 beauftragte die USN deshalb dasMassachusetts Institute of Technology (MIT) mit der Entwicklung eines luftgestützten Radarsystems (Projekt „Cadillac I“). Schon im August flog eine mit einem APS-20-Radar ausgerüsteteGrumman TBM Avenger. Das Radar war unter dem Flugzeug angebracht und konnte tief fliegende Flugzeuge auf etwa 160 km Entfernung entdecken. 40 TBM-3W wurden ab März 1945 fertiggestellt, ohne dass diese jedoch noch imZweiten Weltkrieg zum Einsatz gekommen waren.
Die TBM-3W hatte eine aus einem Piloten und einem Radaroffizier bestehende Besatzung. Die Daten des Radars wurden an Schiffe weitergegeben, in deren Operationszentralen die Informationen ausgewertet wurden.
Für den Einsatz auf Flugzeugträgern rüstete die USN Ende der 1940er Jahre dieDouglas AD Skyraider als Frühwarnflugzeug aus. Unter dem Rumpf fand wieder das APS-20 Platz, im Rumpf schuf man Raum für zwei Radaroffiziere. Es wurden drei Versionen gebaut, AD-3W (31 Maschinen), AD-4W (168) und AD-5W (218, ab 1962 EA-1E), was immerhin fast ein Fünftel der gesamten Produktion ausmachte.
Als leistungsfähigerer Nachfolger für die Douglas Skyraider wurde ab 1954 dieGrumman WF-2 Tracer (ab 1962 E-1B) entwickelt. Diese zweimotorige Maschine hatte erstmals ein oberhalb des Rumpfes angebrachtesHazeltine APS-82-Radar. Wie bei den Vorgängern war dasRadom unbeweglich und es drehte sich die Antenne in dessen Inneren. Neu war bei der E-1B ein „Airborne Moving Target Indicator (AMTI)“, der die Störsignale von Bodenunebenheiten und Wellen besser ausfiltern konnte. Die 88 gebauten Maschinen waren von 1958 bis 1977 im Einsatz auf Flugzeugträgern der USN.
Nachfolger der E-1B wurde ab 1965 dieGrumman E-2Hawkeye, die bis heute eingesetzt wird. Die E-2 hatte erstmals ein sich drehendes Radom über dem Rumpf. AmerikanischeFlugzeugträger haben je eine Staffel von vier Flugzeugen dieses Typs an Bord. Die E-2 wird ebenfalls von Ägypten, Frankreich, Japan, Mexiko, Singapur und Taiwan eingesetzt.
Einsatz in Großbritannien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Großbritannien nutzte 50 AD-4W als Skyraider AEW.1 von 1954 bis 1960. Danach baute man das APS-20 in 44 modernereFairey Gannet ein, die bis 1978 auf britischen Flugzeugträgern eingesetzt wurden (Gannet AEW.3). Als ab Ende der 1960er Jahre die meisten britischen Flugzeugträger außer Dienst gestellt wurden, baute man wiederum die APS-20-Radare aus den Gannets aus und rüstete zwölfAvro Shackleton derRoyal Air Force als Shackleton AEW.2 damit aus. Nachdem die als Nachfolger geplanteNimrod AEW.3 1986 gestrichen wurde, blieben die Shackletons bis zur Ablösung durch dieSentry AEW.1 im Jahre 1991 und das APS-20-Radar somit 46 Jahre im Dienst. Als Reaktion auf denFalklandkrieg wurden 13Westland Sea King zu AEW-Hubschraubern umgebaut. Diese sollten durchAgustaWestland AW101 ersetzt werden, die aber voraussichtlich erst 2024 einsatzbereit sind[2]. Ende 2021 wird die bestehendeSentry-Flotte außer Dienst gestellt und danach durchE-7Wedgetail ersetzt werden.[3]
Landgestützte Systeme
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Ebenfalls 1944 gab die USN eine Variante in Auftrag („Cadillac II“), die eine Flugleitzentrale beinhalten sollte. Als Trägerflugzeuge wurden die TransportmaschineDouglas C-54 Skymaster sowie die BomberConsolidated B-24 Liberator undBoeing B-17 Flying Fortress in Betracht gezogen. Die B-24 schied aus, da sie für ein unter dem Rumpf angebrachtes Radar zu wenig Bodenfreiheit hatte, die C-54 hatte den meisten Platz für Radar, Ausrüstung und Besatzung. Da die Flugzeuge jedoch in Feindgebiet operieren sollten, fiel die Wahl auf die stark bewaffnete B-17, obwohl sie das älteste Flugzeug war. 20 von Douglas in Lizenz gebaute B-17G wurden Ende 1945 an die „Naval Aircraft Modification Unit“ (Marineeinheit für die Modifizierung von Flugzeugen) in Johnsville,Pennsylvania (USA), geliefert. Anstelle des Bombenschachtes wurde unter dem Flugzeug das APS-20-Radar angebracht. Im Inneren gab es drei 36 cm-Radarschirme und mehrere Anzeigetafeln sowie eine umfangreiche Kommunikationsausrüstung (UKW,KW,LW,IFF undLORAN). Bei den ersten Maschinen wurde die Bewaffnung bis auf den Kinn- und Rückenturm belassen, jedoch später ausgebaut. Die PB-1W Fortress genannte Maschine war das erste AWACS, welches im Februar 1946 erstmals flog. Zur Verbesserung der Radarerfassung wurden später einige Maschinen mit einem auf dem Flugzeug angebrachten APS-20-Radar erprobt.
Als Nachfolger der PB-1W wurde dieLockheed WV-2 Warning Star für die USN entwickelt. Unter einer Lockheed L-1049 Super Constellation wurde ebenfalls ein APS-20-Radar angebracht, gepaart mit einem APS-45 auf dem Rumpf, welches zur genaueren Höhenbestimmung der Flugzeuge diente. Die USN erhielt ab 1956 142 WV-2 (ab 1962 EC-121K), dieUnited States Air Force 73 EC-121D. Eine Warning Star hatte 22 Mann Besatzung und am 24. Oktober 1967 konnten zweiF-4C Phantom II der USAF erstmals ein gegnerisches Flugzeug (eine nordvietnamesische MiG-21) nach Radarleitung einer EC-121D abschießen. Die USAF ersetzte die EC-121 bis 1978 durch dieBoeing E-3A Sentry, die letzte NC-121K der USN flog bis 1982.
Von der E-3 wurden bis 1992 68 Maschinen gebaut, die von denUSA, derNATO,Frankreich,Großbritannien undSaudi-Arabien eingesetzt werden. Das System wurde vonBoeing entwickelt und ursprünglich in dieBoeing 707 eingebaut. Es bezeichnete ursprünglich auch nur den auf der 707 basierenden Typ derBoeing E-3 Sentry mit dem markanten Radom, das sich oberhalb des Flugzeugrumpfes dreht.
Die derzeit 17 NATO-eigenen Maschinen habenluxemburgischeLuftfahrzeugkennzeichen und sind auf demNATO-Flugplatz Geilenkirchen beiAachen stationiert. Hier arbeiten auch 133kanadische Soldaten im AWACS Headquarters, die letzten dieses Landes in Deutschland.[4] Ferner fliegt dieRAF vom StützpunktRAF Waddington im Auftrag der NATO. Zusätzlich gab es bis Ende 2011 auf dem StützpunktGeilenkirchen noch drei Trainingsmaschinen ohne Radar, so genannte TCA (Trainer and Cargo Aircraft) für das Training der Cockpit-Besatzung sowie Personal- und Materialtransporte.
In den 1980er Jahren führte die US-Marine das sogenannte NASP-Programm (US Navy Airship Program) durch[5]. Ziel war die Entwicklung eines Frühwarn-Luftschiffes, das im Gegensatz zu Schiffsradar auch schnelle, sehr tief anfliegende Marschflugkörper rechtzeitig erkennen konnte. Der Beitrag vonGoodyear[5][6] baute von der Auslegung her auf dem bereits Ende der 1950er Jahre für die US-Marine gefertigten AEW-LuftschifftypZPG-3W auf und brachte als Versuchsträger das ersteTurboprop-Luftschiff, dieSpirit of Akron hervor. Der Auftrag ging jedoch anWestinghouse Airship Industries, die dann mit demSentinel 1000 ebenfalls einen Technologieträger entwickelte, vergeben[6]. Von der Gondel des eigentlich geplanten RadarträgerSentinel 5000 wurde eine Attrappe gebaut. Das Programm wurde 1996 nach Haushaltskürzungen abgebrochen[7].

Entwicklung in der Sowjetunion
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DieSowjetunion entwickelte in den 1960er Jahren ebenfalls ein AWACS-Flugzeug, dieTupolew Tu-126. Die Radarsignale scheinen allerdings bei diesem in nur neun Exemplaren beschafften Flugzeug stark von den Doppelpropellern der vier Turboprop-Triebwerke gestört worden zu sein. Nachfolger wurde ab 1984 dieBerijew A-50 Schmel auf Basis des TransportflugzeugsIljuschin Il-76. Insgesamt wurden etwa 40 Flugzeuge gebaut, sechs fürIndien. Die russische Bezeichnung für das System lautet DRLO (Dalnoje radiolokazionnoje obnaruschenije,russischДальное радиолокационное обнаружение).[8]
Heutige AWACS
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- Berijew A-50 Schmel auf Basis des TransportflugzeugsIljuschin Il-76
- Nutzer:Russland,Indien und dieVolksrepublik China
- Berijew A-100 auf Basis des TransportflugzeugsIljuschin Il-76MD-90A
- Nutzer:Russland (in der Erprobung)
- Boeing E-3 auf Basis derBoeing 707-320
- Boeing E-767 AWACS auf Basis derBoeing 767-200
- Nutzer:Japan
- Boeing Wedgetail auf Basis derBoeing 737 AEW&C mit starrer Antenne
- Nutzer:Australien,Türkei,Südkorea
- Embraer R-99 auf Basis derEmbraer EMB 145 mit Saab Erieye Radar System
- Nutzer:Brasilien,Griechenland,Mexiko,Indien
- Nutzer:Vereinigte Staaten,Ägypten,Frankreich,Japan,Mexiko,Singapur undTaiwan;Israel hat seine Maschinen an Mexiko verkauft.
- Gulfstream G550Aitam
- IAI EL/W-2090 auf Basis des TransportflugzeugsIljuschin Il-76
- Nutzer:Indien
- KongJing-200 auf Basis des TransportflugzeugsShaanxi Y-8F-600
- Nutzer:Volksrepublik China
- KongJing-500 auf Basis des TransportflugzeugsShaanxi Y-9
- Nutzer:Volksrepublik China
- KongJing-2000 auf Basis des TransportflugzeugsIljuschin Il-76
- Nutzer:Volksrepublik China
- Saab Erieye Radar System
- Nutzer: Neun Länder nutzen das System von Saab auf unterschiedlichen Trägerflugzeugen:Saab 340AEW Erieye,Saab 2000,Embraer 145,Bombardier Global.[9]
- Saab GlobalEye mit Saab Erieye Radar System[10]
- Nutzer:Vereinigte Arabische Emirate
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- NATO Airborne Early Warning and Control Programme Management Organisation
- Frühwarnsystem
- Liste von Flugzeugtypen
- Network Centric Warfare
- C4ISR
- Joint Surveillance Target Attack Radar System
- ZPG-3W (Radar-Luftschiff 1950er/60er)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Anja Clemens-Smicek:Geilenkirchen: Awacs-Maschinen: In der Luft ein Gefühl vom Kalten Krieg,Aachener Zeitung, 29. Dezember 2016, online alsarchivierte Kopie. [Memento vom 19. September 2024 im Webarchivarchive.today]
- ↑Crowsnest Airborne Surveillance and Control due to achieve Initial Operating Capability in 2023. In: Navy Lookout. 19. Dezember 2022, abgerufen am 27. September 2024 (englisch).
- ↑RAF Sentry aircraft returns to Waddington after final mission. In: BBC. 4. August 2021, abgerufen am 12. August 2021 (englisch).
- ↑siehe die Deutschlandkarte beiUrsula Lehmkuhl Hrsg.:Länderbericht Kanada. Schriftenreihe, 10200.Bundeszentrale für politische Bildung BpB, Bonn 2018, in dem von ihr verfassten EssayDas „Peaceable Kingdom“. Kanada in der internationalen Staatengemeinschaft 1945–2016, Karte S. 530.
- ↑abUS Navy considers AEW airship options.Flight International, Ausgabe vom 29. November 1986, Seite 12, online alsarchivierte Kopie. [Memento vom 26. April 2018 imInternet Archive; PDF; 1,4 MB], In:flightglobal.com (englisch).
- ↑abUS Navy awards NASP contract; Flight International, Ausgabe vom 20. Juni 1987; Seite 29; online alsarchivierte Kopie. [Memento vom 27. Juli 2018 imInternet Archive; PDF; 1,9 MB], In:flightglobal.com (englisch).
- ↑Peter Kleinheins:Die großen Zeppeline. Die Geschichte des Luftschiffbaus. 3. Auflage. Springer, Berlin 2005,ISBN 3-540-21170-5, Kapitel 17, S. 261.
- ↑Dieter Stammer:Russlands fliegende Radarschirme. In:Flieger Revue Extra. Nr. 35. Möller 2011,ISSN 0941-889X, S. 38.
- ↑Karl Schwarz: Polen kauft Saab 340 AEW. In: flugrevue.de. Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 26. Juli 2023, abgerufen am 28. Juli 2023 (deutsch).
- ↑GlobalEye AEW&C. In: saab.com. Saab AB, abgerufen am 18. September 2024 (englisch, Information auf der Website des Herstellers).