
Bei derAGM-154 Joint Standoff Weapon (JSOW) handelt es sich um einepräzisionsgelenkteGleitbombe, die primär von denUS-Streitkräften eingesetzt wird. Produziert wird sie vomUS-KonzernRTX Corporation.


Die Entwicklung der AGM-154 JSOW begann ursprünglich im Jahre 1986, als dieUS Navy das „Advanced Interdiction Weapon System“-Programm startete. Ziel war die Entwicklung einer präzisionsgelenktenFire & Forget Abstandswaffe, um dielasergelenkten WaffenAGM-123 Skipper II,AGM-65E Maverick undPaveway abzulösen. Im Juni 1992 gewannTexas Instruments (Rüstungssparte inzwischen Teil vonRaytheon) die Ausschreibung und wurde beauftragt einige Demonstrationsmodelle der AGM-154A herzustellen. Im selben Jahr wurde das AIWS mit einem ähnlichen Programm derUS Air Force zusammengelegt und wird seitdem als „Joint Standoff Weapon“ bezeichnet. DasLastenheft forderte nun eine günstige, leichte Waffe mit mindestens 9 km Reichweite bei einem Abwurf aus geringer Höhe. Auch eine Befähigung für das sogenannte „lock-on after launch“-Verfahren (LOAL) wurde verlangt, das es der Bombe ermöglicht, das Ziel selbständig nach dem Abwurf durch die Trägerplattform zu erkennen und zu bekämpfen. Da eine Vielzahl von verschiedenen Zielen bekämpft werden sollte, gehörte ein modularer Gefechtskopf ebenfalls zum Forderungskatalog. Als Lösung entwickelte Texas Instruments eine Gleitbombe mit einerGPS/INS-Steuerung. Der erste gesteuerte Testabwurf fand im Dezember 1994 statt und im Februar 1997 begann die operationelle Erprobung durch die US Navy, die nach 44 Tests mit einer Erfolgsrate von 96 % abgeschlossen wurde. Die anfänglicheGefechtsbereitschaft („Initial Operational Capability“, IOC) wurde 1999 erreicht. Im selben Jahr begann auch die Serienfertigung.
Im Februar 2006 erhielt Raytheon aufgrund des hervorragendenProjektmanagements den „David Packard Excellence in Acquisition Award“, die höchste Auszeichnung desUS-Verteidigungsministeriums für ein Entwicklungs- und Beschaffungsprogramm.
Aktuell (Stand: August 2008) liegen insgesamt 546 Bestellungen für die AGM-154A (231 für die US Navy, 315 für die US Air Force) und 421 für die AGM-154C vor. Der Stückpreis bewegt sich je nach Variante im Bereich von 300.000 bis 350.000US-Dollar. Bis zum Oktober 2010 wurden insgesamt 3500 JSOWs ausgeliefert und über 400 im Kampf eingesetzt.[1]

Als primäre Quelle für den nötigenAuftrieb dienen zweiSchwenkflügel, die Lageregelung erfolgt durch vier kleine kreuzförmig angeordnete Flügel am Heck sowie zwei kleine horizontale Kontrollflächen. Das GPS/INS-Navigationssystem erreicht einenCEP von unter drei Metern. Mittels einesDatenlinks kann die JSOW auch nach dem Abwurf durch eine kompatible Plattform nachträglich mit neuen Daten versorgt werden. Die Zelle weist im Vergleich zu ähnlichen Bomben eine erheblich geringereRadar- undInfrarot-Signatur auf (Tarnkappentechnik), um auch moderne Luftabwehrsysteme, zum Beispiel9K330 Tor oderS-300P, umgehen oder bekämpfen zu können.[2]
Dies ist die erste einsatzfähige Variante der JSOW und wurde schon über 400-mal eingesetzt, vor allem imIrak und inAfghanistan. Sie verwendet ein Auswurfsystem für 145BLU-97/BStreubomben, die jeweils 1,54 kg wiegen. Diese können sowohl „Weichziele“ als auch leicht gepanzerte Ziele bekämpfen, da sie über einen Splitter- und einenHohlladungsgefechtskopf verfügen.
Diese Version baut auf der Block II-Konfiguration auf und versieht die AGM-154A mit einemBLU-111 Gefechtskopf, der im Wesentlichen auf derMark-82-Bombe basiert. Dieser ist für die Bekämpfung vonverbunkerten bzw. gehärteten Zielen vorgesehen, weswegen er sich in einem massivenStahlgehäuse befindet. Der Gefechtskopf wiegt 227 kg und enthält 83 kgSprengstoff, die Produktion begann im Jahre 2006.
Im Juni 2007 lieferte Raytheon die erste überarbeitete „Block II“-Variante aus. Diese Version ist durch optimierte Fertigungsprozesse und eine modifizierte Konstruktion um mehr als 25 % kostengünstiger. Außerdem verfügt die Bombe über ein verbessertes Inertialnavigationssystem und einen neuen, störfesten GPS-Empfänger[2]. Alle zukünftigen A- und C-Varianten, sowie deren Unterversionen, werden auf Basis des Block II-Standards gefertigt.
Die AGM-154B enthält sechsBLU-108/B „Sensor Fuzed Munition“ Gefechtsköpfe zur Bekämpfung von beweglichen, stark gepanzerten Zielen. Jeder Gefechtskopf setzt nach dem Ausbrennen des kleinen Raketenmotors und dem Erreichen einer bestimmten Höhe vier weitere Submunitionseinheiten aus, die als „Skeet“ bezeichnet werden. Diese verfügen über einen DualbandInfrarotsensor, der selbständig nach Zielen sucht und diese anschließend mit einem Hohlladungsgefechtskopf bekämpft.
Die Entwicklung dieser Version ist zwar abgeschlossen, allerdings hat die Air Force ihre Beteiligung an diesem Projekt aufgegeben, was dazu führte, dass die Navy ihre Beschaffung bis auf weiteres ausgesetzt hat.

Diese Variante wird exklusiv für die Navy gebaut. Sie besitzt einen zusätzlichenFLIR-Sensor, der im niedrigen Infrarotspektrum arbeitet und über eine automatische Zielerfassung verfügt, um eine noch höhere Präzision zu erreichen (CEP: 1,2 Meter). Es kommt der BROACH-Gefechtskopf vonBAE Systems zum Einsatz, der auch stark gehärtete Ziele effektiv bekämpfen kann. Die Serienproduktion läuft seit Dezember 2004.
Primäres Merkmal dieser Version (die vormals als „JSOW Block III“ bezeichnet wurde) ist der Zwei-Weg-Datenlink (WDL), der es der Abwurfplattform ermöglicht, mittels einesUHF- oderLink-16-Datenlinks diverse Statusmeldungen von der Bombe zu erhalten und neue Befehle zu senden. Durch weitere Verbesserungen des Zielerkennungsalgorithmus und des Infrarotsuchkopfes, der in den Jahren 2005 und 2006 umfangreich erprobt wurden, ist nun auch die effektive Bekämpfung von beweglichen Boden- und insbesondere Seezielen möglich. AGM-154C-1 hat eine Reichweite von über 100 km[3] und verwendet einenHohlladungsgefechtskopf. Am 13. März erhielt Raytheon den Auftrag, 280 AGM-154C-1 zu einem Gesamtpreis von 107 Mio. US-Dollar herzustellen und auszuliefern.[4] Mitte Juni 2016 wurde dieInitial Operating Capability erreicht.[3]
Bei dieser Version, die auf dem AGM-154A-Modell basiert und teilweise als „JSOW-ER“ bezeichnet wird, kommt zur Erhöhung der Reichweite einWilliams WJ24-8Turbojet mit 1,07 kNSchub zum Einsatz.
Gleicht der D-Version, basiert jedoch auf dem AGM-154C-Modell.

1 Vollständige Integration abgeschlossen (Stand: August 2008)
| System | AGM-154A | AGM-154A-1 | AGM-154B | AGM-154C | AGM-154C-1 | AGM-154D | AGM-154E |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Länge | 4,1 m | ||||||
| Spannweite | 2,69 m | ||||||
| Breite | 0,34 m | ||||||
| Startgewicht | je nach Variante ca. 475 kg | ||||||
| Antrieb | keiner | WJ24-8Turbojet | |||||
| Geschwindigkeit | Unterschall (subsonisch) | ||||||
| Reichweite | Abwurfhöhe 12 km: 115–130 km | 290 km | |||||
| Lenkung | GPS,INS, Datenlink | GPS, INS,FLIR, Datenlink | GPS, INS, FLIR, UHF/Link 16 2-Weg Datenlink | GPS, INS, Datenlink | GPS, INS, FLIR, Datenlink | ||
| Gefechtskopf | 145 × BLU-97/B | BLU-111 | 6 × BLU-108 | BROACH | u. a. BROACH | 145 × BLU-97/B | BROACH |