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20. Jahrhundert

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Dieser Artikel behandelt den kalendarischen Abschnitt. Zu Zeitschriften sieheDas zwanzigste Jahrhundert; zum Film sieheMein 20. Jahrhundert.

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Das20. Jahrhundert begann am 1. Januar 1901 und endete mit dem 31. Dezember 2000. Das 20. Jahrhundert zählt zur Epoche derNeuzeit und war besonders durch denImperialismus und die beidenWeltkriege sowie den daraus erwachsenden Niedergang der europäischenKolonialreiche und denKalten Krieg geprägt, ebenso von der exponentiellen Zunahme der Weltbevölkerung, der Automatisierung und der Digitalisierung von Wirtschaftsprozessen sowie der Polarisierung zwischen derErsten und derDritten Welt. Wichtige Technologien wieKunststoffe,Elektronik,Raumfahrt undAntibiotika veränderten die Welt.

Wachstum von Architektur und Weltbevölkerung
Gräber gefallener Soldaten des Ersten Weltkriegs
Mauerfall 1989
DerEuro (€) in derEuropäischen Union

Geschichtlicher Überblick

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Periodisierung

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Viele Historiker nutzen für ihrePeriodisierungen nicht die kalendarischen Einteilungen, sondern berufen sich bei der Festlegung von Zäsuren auf politische, soziale oder kulturelle Aspekte. Weit verbreitet ist die These vom „Langen 19. Jahrhundert“, das bis zum Beginn desErsten Weltkriegs (1914) dauerte. Auch den Wendepunkt mit derOktoberrevolution 1917 zu verbinden, ist eine gängige These. Parallel dazu wird das 20. Jahrhundert auch als das „kurze 20. Jahrhundert“ bezeichnet, das eben vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der Sowjetunion und ihres Machtbereichs 1989 bis 1991 dauert. Grundlage für die Periodisierung kann zum Beispiel der Ost-West-Konflikt sein. Seine Wurzeln hatte er bereits im Aufstieg derArbeiterbewegung im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert versuchten viele Organisationen, aus den Theorien vonKarl Marx undFriedrich Engels neue Staatsorganisationen herzustellen. Dieser Prozess begann mit der Oktoberrevolution von 1917 und endete mit dem Zusammenbruch des als „Real existierender Sozialismus“ bezeichneten Versuchs um 1990.

Die Vorkriegszeit

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Buren im Kampf gegen britische Truppen während desBurenkriegs
Bulgarische Truppen in denBalkankriegen

Das Gedankengut derFranzösischen Revolution (1789) hatte viel bewirkt undNapoleon Bonaparte die politische Landkarte Europas völlig umgestaltet. DieIndustrialisierung und die daraus resultierendenkapitalistischen Gesellschaften hatten sich im 19. Jahrhundert durchgesetzt. Die soziale Frage geriet in den Vordergrund und es entwickelten sichGewerkschaften,sozialdemokratische Parteien und andere Organisationen der Arbeiterbewegung. Als Reaktion darauf entstanden in einigen Industrieländernsozialstaatliche Reformen aber auch Ausweitungen derdemokratischen Mitbestimmung, etwa des Wahlrechts. Der technische Fortschritt erhöhte die Mobilität und verkürzte die Kommunikationswege durch dieEisenbahn und ersteKraftfahrzeuge spürbar.

In Europa standen sich völlig unterschiedliche Systeme undRegime gegenüber. Im Vereinigten Königreich oder auch in Frankreich hatten sich funktionierende plurale und liberale bürgerliche Demokratien durchgesetzt, die mit der Industrialisierung und der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise entstanden. In Deutschland herrschte dagegen ein repressives obrigkeitsstaatliches Regime, das seine Gegner unterdrückte und sich vor allem auf das Militär stützte. Noch autoritärer war das russische Zarenreich, wo sich großes Elend breiter Schichten, der Reichtum einer kleinen Oberschicht und ein ultrarepressives politisches Regime gegenüberstanden und entsprechende Unzufriedenheiten hervorriefen.

Am Ausgang des 19. Jahrhunderts war aber vor allem die Zuspitzung der Gegensätze derimperialen Staaten prägend. Kriege und Krisen zwischen den großen Mächten folgten teils ohne Unterbrechung aufeinander. Die Märkte in den Industrieländern konnten die immer massenhafter produzierten Waren kaum noch abnehmen, so dass dringend Absatzmärkte außerhalb der Heimat gesucht wurden. Da die Welt um 1900 bereits „aufgeteilt“ war, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Das aufstrebende und nach Kolonien suchendedeutsche Kaiserreich geriet hier immer öfter in Konflikt mit schon existierenden Großmächten wieGroßbritannien oderFrankreich. Die Rüstungsausgaben der Großmächte machten den übergroßen Teil der Staatsausgaben aus und zwischenstaatliche Konflikte und Konkurrenzen wurden in vielenKrisen und Kriegen, meist außerhalb Europas, ausgetragen.

Erster Weltkrieg und Neuordnung

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Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs, 1917
Sturm auf das Winterpalais – 1920 nachgestellte Szene.

Dann kam es zu den „Urkatastrophen“ der Weltkriege. Nach einer relativ friedlichenBelle Époque und einemFlottenwettrüsten eskalierten 1914 die Rivalitäten der europäischen Mächte zum Ersten Weltkrieg derMittelmächte gegen dieEntente, welche ihn schließlich siegreich beendete. DiePariser Vorortverträge, darunter derVersailler Vertrag, sollten eine stabile Nachkriegsordnung etablieren. Die DoppelmonarchieÖsterreich-Ungarn wurde aufgelöst, diezweite polnische Republik gegründet, Deutschland verlor große Teile seines Gebietes, darunter auch das 1871 von Frankreich annektierteElsaß-Lothringen.

Nach Ende des Kriegs entstanden in vielen europäischen Ländern neue Demokratien und dasallgemeine Wahlrecht setzte sich fast überall in Europa durch. In Russland wurde der Erste Weltkrieg durch dieOktoberrevolution bereits 1917 vorzeitig beendet. DasZarenreich, das letzte autokratische Regime Europas, wurde nach einemBürgerkrieg durch eineRäterepublik ersetzt. Aus der TheorieLenins abgeleitet, sollte sich in Russland der erste sozialistische Staat entwickeln, der sich nach dessen Tod unterStalin allerdings in einetotalitäre Diktatur verwandelte.

In den 1920er Jahren entwickelte sich vielerorts ein neues Leben. Die „Goldenen Zwanziger Jahre“ brachten nach dem Krieg einen Wirtschaftsaufschwung mit sich und neue Formen der Unterhaltung entwickelten sich in den europäischen Städten. DieUSA wurden nicht nur militärisch und politisch zu einer Weltmacht, sondern hatten mit dem Aufblühen vonJazz und anderer Unterhaltungskultur in Europa auch einen kulturellen Einfluss. Mit der folgendenWeltwirtschaftskrise ab 1929 verschärften sich aber auch weltweit die sozialen Probleme. In Deutschland waren die alten militärischen, politischen und wirtschaftlichenEliten nicht ausgetauscht worden und hatten sich nie in die demokratische Republik integrieren lassen. Der letztlich gescheiterteHitler-Ludendorff-Putsch von 1923 gab einen Vorgeschmack auf das, was aus dem Bündnis aus deutschnationalen Eliten und unzufriedenen Verlierern der Republik folgen sollte.

Faschistische Diktaturen in Europa und Zweiter Weltkrieg

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Mussolini und Hitler, die zwei einflussreichsten faschistischen Diktatoren
Foto vom Torhaus desKZ Auschwitz-Birkenau kurz nach der Befreiung 1945. AufnahmeStanisław Mucha

Die unzureichende Nachkriegsordnung und die drückende Wirtschaftskrise, die Armut und Erwerbslosigkeit zur Folge hatte, förderte in vielen europäischen Ländern den Aufstieg desFaschismus. Dabei handelt es sich um einenationalistische undtotalitäre Ideologie. Die faschistischen Diktaturen negierten das Individuum, schufen sich riesige Armeen und verfolgten eine Modernisierungsideologie, die sich beispielsweise in der Kunst desFuturismus ausdrückte.

Die deutsche Spielart des Faschismus war derNationalsozialismus.Adolf Hitler, der Vorsitzende der nationalsozialistischenNSDAP, gelangte 1933 an die Macht und errichtete sehr schnell eine totalitäre Diktatur. Die Machthaber entwickelten schon 1933 den BegriffGleichschaltung, mit dem sie die völlige Unterwerfung des politischen, kulturellen und sonstigen öffentlichen Lebens unter ihre Ideologie beschrieben. Politische Gegner wie Sozialdemokraten, Kommunisten, Gewerkschafter und Liberale wurden verfolgt, inhaftiert und ermordet. Im Gegensatz zum italienischen Ursprung des Faschismus war der deutsche zusätzlich durch einen extremenAntisemitismus geprägt, der mit demHolocaust zum größtenVölkermord in der Geschichte der Menschheit führte.

Jedoch gelang es den Nationalsozialisten auch, die große Masse der deutschen Bevölkerung zu erreichen. Mit (scheinbaren) sozialpolitischen Maßnahmen nach derMachtübernahme, wie der Erklärung des1. Mai zum Feiertag und letztlich des Begriffs „Nationalsozialismus“ konnten sie auch große Teile der Arbeiterschaft gewinnen. Unterstützt wurde dies mit einem großen Aufwand für Propaganda und einer betäubendenMassenkultur, die viele in ihren Bann zog.

Es gab aber auch Widerstand gegen die Ausbreitung des Faschismus. Zwischen 1936 und 1939 tobte inSpanien einBürgerkrieg, bei dem sich die demokratisch gewählte Regierung der jungen spanischen Republik und ihre Anhänger den faschistischen Truppen des GeneralsFrancisco Franco gegenüberstanden. Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und viele andere unterstützten die Republikaner in ihrem Kampf, unterlagen aber schließlich, auch, da das nationalsozialistische Deutschland die Franco-Truppen militärisch unterstützte.

ImDeutschen Reich stellte sich der Widerstand komplizierter dar. Die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten hatte viele Menschen eingeschüchtert, zudem gewannen die Herrschenden immer mehr an Zuspruch. Vor allem aber war die deutsche Arbeiterbewegung seit der Weimarer Republik tief gespalten. Die illegalisierte KPD hatte erst lange nach 1933 von ihrerSozialfaschismusthese abgesehen, die Sozialdemokraten und Faschisten auf eine Stufe stellte. Auch die Sozialdemokratie, die imExil in Prag und später in Paris residierte, tat sich schwer, Kontakte zu den Kommunisten zu knüpfen. Die erhoffteEinheitsfront blieb lange aus, trotz vieler Bemühungen. Trotzdem bildeten sich in Deutschland viele Widerstandszellen heraus, die trotz der bisher ungekannten Repressionsbedrohung illegal arbeiteten. Das bekannteste Beispiel für den Widerstand aus diesen Kreisen war das Bombenattentat auf Hitler 1939 durch den bayrischen KommunistenGeorg Elser. Neben dem Widerstand der Arbeiterbewegung existierte auch ein bürgerlicher. DieBekennende Kirche wandte sich gegen die Machthaber, Gruppen wie dieWeiße Rose um die MünchnerSophie undHans Scholl verbreiteten Aufrufe gegen die Nationalsozialisten. Am 20. Juli 1944 verübten schließlich ranghohe Militärs derWehrmacht einAttentat auf Hitler, das allerdings missglückte.

1939 begann das Deutsche Reich schließlich mit demÜberfall auf Polen denZweiten Weltkrieg. Im Laufe der nächsten sechs Jahre fielen ihm rund60 Millionen Menschen zum Opfer. Über 50 Länder traten in den Krieg ein. Am 8. Mai 1945 wurde der Krieg in Europa mit der Kapitulation Deutschlands und einer verheerenden Bilanz an Opfern und Zerstörung beendet.

Im asiatisch-pazifischen Raum tobte noch für einige weitere Monate der Krieg zwischen den USA und dem mit Deutschland verbündeten Japan, der mit demAngriff auf Pearl Harbor begann. Mit denAtombombenabwürfen aufHiroshima undNagasaki fand diese Schlacht ihren Höhepunkt und gleichzeitig ihr Ende.

Europäischer Neuanfang 1945

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Churchill,Roosevelt undStalin beraten im Februar 1945 auf derKonferenz von Jalta über die Nachkriegsordnung.
Mit Hilfe desMarshallplans wird 1949 in West-Berlin ein Haus gebaut.

Am 8. Mai 1945 kam es zurbedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und Deutschland wurde in vierBesatzungszonen aufgeteilt. Die neuenSupermächte nach dem Ende des Kriegs waren die USA und die Sowjetunion, die sich in Deutschland direkt gegenüberstanden. Mit derTruman-Doktrin brach der schwelende Konflikt alsKalter Krieg offen aus. Deutschland wurde zu einem Schauplatz der Auseinandersetzungen. Auf die Einführung der D-Mark in den drei westlichen Besatzungszonen reagierte die östliche mit der AbriegelungWest-Berlins. Bald entstanden zwei deutsche Staaten: Am 23. Mai 1949 dieBundesrepublik Deutschland in den britischen, französischen und US-amerikanischen Besatzungszonen und gut vier Monate später, am 7. Oktober 1949, dieDeutsche Demokratische Republik. In der Bundesrepublik stand die Integration in den Einflussbereich der USA nicht zur Debatte. Dies war auch der Sowjetunion bewusst, die sich plötzlich an einer Landesgrenze mit der konkurrierenden Supermacht konfrontiert sah, und sie versuchte, auf ein neutrales geeintes Deutschland zu drängen. Mit denStalin-Noten von 1952 wurde diese Politik konkret, wobei bis heute deren Ernsthaftigkeit umstritten ist. Die Perspektive eines geeinten Deutschlands gab auch die DDR offiziell mit ihrer neuen Verfassung von 1968 auf. Die deutsche Teilung war zementiert und seit 1961 durchzog eine massiv gesicherte Grenze das Land. Trotzdem waren vor allem in den 1970er Jahren Ansätze zum Dialog erkennbar. DieNeue OstpolitikWilly Brandts suchte den Kontakt zu den östlichen Nachbarn, dieKSZE-Konferenzen in den 1970er Jahren brachten beide Blöcke an einen Tisch und letztlich schon viel früher, 1950, gelang ein Ansatz zur Normalisierung des traditionell problematischen Verhältnisses zwischen Deutschland und Polen durch dieAnerkennung derOder-Neiße-Grenze.

In Westeuropa begann erstmals die Konkretisierung der lang gehegten Träume von denVereinigten Staaten von Europa und dieKriegsfolgen, Armut sowie die großenVertreibungen bewirkten erste konkrete europäischeEinigungsbewegungen. DerSchuman-Plan von 1950, die Gründung derMontanunion 1952 und schließlich die Unterzeichnung derRömischen Verträge von 1957 waren erste Schritte auf diesem Weg, der trotz aller Rückschläge zurEuropäischen Integration führte, aus der 1993 dieEU in ihrer heutigen Gestalt hervorging. DerEuroparat, derEuropäische Gerichtshof für Menschenrechte, dieWesteuropäische Union sowie dieEuropäische Wirtschaftsgemeinschaft wurde geschaffen und eineZollunion begünstigte eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit.Im Einflussbereich der Sowjetunion entstand als Pendant zu den wirtschaftlichen Zusammenschlüssen des Westens derRat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW, im Westen auchComecon genannt).

Weltweit lösten sich seit Kriegsende ehemalige Kolonien von ihren einstigen Beherrschern. An einigen Stellen gelang dies friedlich, an anderen mussten dieBefreiungsbewegungen Gewalt einsetzen. Was anfangs vor allem direkt abhängige Kolonien betraf, weitete sich später auch auf de facto abhängige Regime aus. So wurde 1979 das Regime des persischen SchahsMohammad Reza Pahlavi in derislamischen Revolution gestürzt. Der Schah und sein diktatorisches Regime hielt sich vor allem aufgrund der starken Unterstützung durch den Westen. An seine Stelle wurde eine islamische Republik installiert, die zwar unabhängig wurde, in der aber weiterhin scharfe Menschenrechtsverletzungen herrschten.

Dritte Industrielle Revolution und Postfordismus

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Die industrielle Prosperität fand in den 1970er Jahren ihr Ende, mit ihr schwand auch die Bedeutung klassischer Industriereviere wie das Ruhrgebiet (Zeche Zollverein in Essen).

In den 1970er Jahren veränderten sich die ökonomischen Eckdaten in den Industriestaaten außerhalb des sowjetischen Einflussbereichs spürbar. Die materielle Warenproduktion hatte nach Ende des Kriegs immense Produktivitätssteigerungen vollzogen und brachte hohe Profitraten. Deren Steigerung schwächte sich in den 1970er Jahren nun deutlich ab. DieDritte industrielle Revolution brachte die Computertechnik in den Produktionsprozess ein, dieÖlkrise wirkte zusätzlich lähmend auf die Industrie. In Europa brachen die schwersten Wirtschaftskrisen seit Ende des Kriegs aus. Die Erwerbslosigkeit wurde in vielen Ländern ein massenhaftes Phänomen. Anstelle starker Lohnsteigerungen in den Jahrzehnten zuvor, die maßgeblich zum Wachstum beitrugen, gab es nun zeitweise Lohnsenkungen. Neue Arbeitsverhältnisse kamen auf, zunehmende Beschäftigung in Büros und in der Dienstleistungsbranche konnten die wegfallenden Industriearbeitsplätze allerdings nur unzureichend ersetzen. Mit diesem Wandel, der auch zunehmendprekäre Beschäftigung mit einschloss, vollzog sich auch eine Schwächung der Gewerkschaften. Beginnend mit Großbritannien unterMargaret Thatcher setzte sich nun immer mehr die politische und wirtschaftliche Theorie desNeoliberalismus um. Entwickelt als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise von 1929 und den folgenden Jahren und als Gegenbewegung zur damals bevorzugen Lösungsstrategie desKeynesianismus, sah er den freien Markt als Zentrum der Wirtschaftspolitik an und versprach so eine Lösung der Probleme desPostfordismus. So sollte als Ausweichort zur Profitgewinnung der Wirtschaft vielerorts die Privatisierung derÖffentlichen Daseinsvorsorge fungieren, etwa durch Privatisierung von Bahngesellschaften oder Versorgungsbetrieben. Diese Politik rief teils heftige Gegenwehr der Gewerkschaften und linken Parteien hervor, durchsetzen konnten sie sich allerdings nicht. Die Vorherrschaft dieser Art von Politik weitete sich mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem damit verbundenen Wegfall einer eventuellen Systemalternative und der Enttäuschung weiter Kreise der politischen Linken aus.

Zusammenbruch des Realsozialismus

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Nur scheinbare Einhelligkeit: Michail Gorbatschow und Erich Honecker 1986
Am 4. November 1989 demonstrierten über eine halbe Million Menschen für eine demokratische und freie DDR
AusWir sind das Volk wurdeWir sind ein Volk. Leipziger Montagsdemonstration im Januar 1990

Als 1985 in der Sowjetunion mitMichail Gorbatschow ein neuer Generalsekretär an die Macht kam, war die Supermacht bereits großen Problemen ausgesetzt. Die Versorgungslage gestaltete sich immer schwieriger, ein Problem, mit dem auch die DDR konfrontiert war, deren Sozialpolitik unter der Regierung Honecker – etwa Wohnungsbau und Ausweitung der Versorgung mit Konsumgütern – nicht mit der volkswirtschaftlichen Leistung standhalten konnte. Mit der Politik vonPerestroika undGlasnost versuchte Gorbatschow gesellschaftliche Reformen durchzusetzen. Die zunehmende Meinungsfreiheit in der Sowjetunion konnte freilich die Probleme nicht beseitigen. Als sich diesowjetische Intervention in Afghanistan als Fiasko abzuzeichnen begann, wurde dieNuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 zu einem Symbol für das Versagen des kommunistischen Systems und offenbarte die allgemeine Missachtung der Bevölkerungsinteressen durch die Behörden. Die sowjetische Reformpolitik stieß zudem auf zum Teil heftige Ablehnung in den anderen Ostblockstaaten. So verharrte die DDR-Führung auf ihrer über die Jahre erprobten Linie und unterdrückte sogar Nachrichten aus der Sowjetunion. Sie nahm beispielsweise 1988 die sowjetische ZeitschriftSputnik aus dem Postvertrieb, was einem Verbot gleichkam, da diese einen Artikel veröffentlichte, der sich mit den Verbrechen des Stalinismus auseinandersetzte. Die Opposition in der DDR stieg zunehmend an. Im Sommer 1989 nutzten schließlich unzählige DDR-Bürger die Öffnung der Grenze zwischenUngarn undÖsterreich und flohen über Budapest in den Westen, weitere suchten Zuflucht in derDeutschen Botschaft Prag. Im Herbst 1989 gingen erstmals in Leipzig Menschen auf die Straße, um auf denMontagsdemonstrationen für politische Reformen zu protestieren. Am 4. November fand auf dem Berliner Alexanderplatz diegrößte nicht staatlich organisierte Demonstration in der Geschichte der DDR statt. Die Teilnehmer forderten eine demokratische DDR mit einem pluralen Parteiensystem, ohne Staatssicherheit und ein Ende der Entmündigung. Eine Vereinigung mit der Bundesrepublik wurde explizit abgelehnt. Diese Stimmung dominierte fünf Tage lang die DDR, bis am 9. November dieBerliner Mauer und die Grenzen zur Bundesrepublik geöffnet wurden und noch in der Nacht zehntausende Menschen den Westteil Berlins besuchten. Die DDR-Führung konnte sich nicht mehr halten, Mitglieder des Politbüros traten zurück, die Führung wurde von Honecker aufEgon Krenz übertragen, aber auch dieser war zu einem Bruch nicht in der Lage. Nachdem der Führungsanspruch der SED aus der Verfassung der DDR getilgt wurde, hielt die ehemalige Staatspartei gegen den Willen ihrer Führung im Dezember einen Parteitag ab, der sich über zwei Wochenenden hinzog. Es war der erste Parteitag, dessen Delegierte frei gewählt wurden und auf dem frei diskutiert werden konnte. In der Folge wurde die Parteiführung komplett ausgetauscht, die Strukturen verändert und dem Parteinamen SED das Kürzel PDS – Partei des Demokratischen Sozialismus – beigefügt. Die ehemalige Staatspartei, die sich ab 1990 nur noch PDS nannte, konnte sich bei der folgendenVolkskammerwahl 1990 nur noch schwer gegen die neue Konkurrenz durchsetzen und kam nur auf den dritten Platz.

Nach der Maueröffnung wurde der Ruf nach der Einheit Deutschlands immer lauter. Aus der Parole der MontagsdemonstrationenWir sind das Volk wurde baldWir sind ein Volk. Nach der Volkskammerwahl begannen Verhandlungen der DDR-Regierung mit der der Bundesrepublik über einen Beitritt des Landes. Im Sommer wurde die D-Mark auch auf dem Gebiet der DDR zum offiziellen Zahlungsmittel. In der Folge standen dem großen Warenangebot zu Preisen wie im Westen die Gehälter auf DDR-Niveau gegenüber. Viele Betriebe, die von der schwachen DDR-Währung profitierten und preisgünstige Waren für den Export produzierten, waren nicht mehr konkurrenzfähig. Nachdem die Volkskammer schließlich die Auflösung der DDR und den Beitritt des Gebietes zum Geltungsbereich des Grundgesetzes beschloss, wurde am 3. Oktober der Einigungsvertrag vollzogen.

DieRevolutionen im Jahr 1989 führten zum Zusammenbruch der realsozialistischen Systeme in Zentral- und Osteuropa. Einige dieser Aufstände, wie dieSamtene Revolution in der Tschechoslowakei oder dieSingende Revolution in den baltischen Staaten, blieben friedlich. Andere verliefen gewalttätig, etwa der Sturz desrumänischen DiktatorsNicolae Ceaușescu, der sich schon Jahre vorher von der Sowjetunion distanzierte und ein neostalinistisches System installiert hatte. Der gescheitertePutschversuch in der Sowjetunion 1991 1991 führte zum Verbot der KPdSU und zum endgültigenZerfall der Sowjetunion. Der KPdSU-FunktionärBoris Jelzin ersetzte Michail Gorbatschow und wurde Präsident der neuen Russischen Föderation.

Neue Weltordnung

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Der Zerfall Jugoslawiens

Mit dem Untergang der Sowjetunion endete auch die Phase derBipolarität in der Welt. Die USA waren die einzige verbliebene Weltmacht. Entsprechend änderten sich auch die Konfliktlinien. Wurde in der Zeit des Ost-West-Konflikts und des Kalten KriegsStellvertreterkriege geführt, in denen die beiden Machtblöcke mittels jeweils unterstützter dritter Parteien aufeinandertrafen, so brachen mit dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts andere Kriege aus. Bereits 1991 begann derGolfkrieg zwischen den USA und demIrak unter dem DiktatorSaddam Hussein, der Jahre vorher noch von den USA als antisowjetische und anti-iranische Kraft gestützt wurde. Auf demBalkan, wo der StaatJugoslawien in seine Einzelstaaten auseinanderbrach, fanden 1991 bis 2001 Kriege statt (Jugoslawienkriege).

Die dreibaltischen Staaten erklärten 1991 ihren Austritt aus der Sowjetunion: Im Februar 1990 fanden inLitauen erstmals freie Wahlen statt, die die UnabhängigkeitsbewegungSąjūdis klar gewann. Am 11. März erklärte der neu gewählteOberste Sowjet Litauens Litauen als ersteUnionsrepublik der UdSSR für unabhängig und setzte dieVorkriegsverfassung wieder in Kraft. Daraufhin verhängte die russische Regierung eine Wirtschaftsblockade. Am 13. Januar 1991 (Januarereignisse in Litauen 1991) versuchten moskautreue Kräfte erfolglos, sich mit Unterstützung des KGB und sowjetischer Spezialtruppen an die Macht zu putschen. Dabei starben 14 unbewaffnete Zivilisten, die Parlament undFernsehturm in Vilnius verteidigten; über 1000 wurden verletzt. Als Antwort auf den blutigen Putschversuch fand dasReferendum am 9. Februar 1991 statt. 90,5 % der Wähler stimmten für ein unabhängiges Litauen.Litauen erklärte sich am 11. März 1991 für unabhängig,Lettland am 4. Mai undEstland am 8. Mai 1991. Am 6. September 1991, zwei Wochen nach demPutschversuch in der Sowjetunion 1991, anerkannte die Sowjetunion dies.[1]
DieTschechoslowakei teilte sich Ende 1992 friedlich inTschechien und dieSlowakei.
Die Methoden der Kriegführung änderten sich. Inasymmetrischen Konflikten kämpfenGuerilla- und Terrorgruppen gegen Staaten. Die Staaten nutzen aus der Ferne gesteuerte Methoden der Kriegführung, zum Beispiel Luftangriffe.

DieEuropäische Union (EU) vergrößerte sich 2004 und 2007.Nach der Installierung der europäischenGemeinschaftsorgane begann am 1. November 1993 der europäischeBinnenmarkt.OEEC undEFTA ermöglichten eine großeFreihandelszone. Es folgte dieEuropäische Gemeinschaft bzw. dieEU.Zehn EU-Staaten und drei Kleinstaaten (Monaco, San Marino und Vatikanstadt) führten denEuro zum 1. Januar 1999 als Buchwährung und zum 1. Januar 2002 als Bargeld ein.Zum 1. Mai 2004 traten zehnmittel- und osteuropäische Länder der EU bei (EU-Erweiterung 2004).Rumänien undBulgarien wurden zum 1. Januar 2007 in die EU aufgenommen. DasVereinigte Königreich (UK) trat zum 31. Januar 2020 aus der EU aus (Brexit).

Wissenschaft und Technologie

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Naturwissenschaft

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Albert Einstein
Die DNS wird als Erbmolekül identifiziert und analysiert

Albert Einstein entwickelt zunächst dieSpezielle und später dieAllgemeine Relativitätstheorie, mit derWechselwirkung zwischenMaterie einerseits sowieRaum undZeit andererseits beschrieben wird und ein völlig neues Verständnis vonGravitation herbeiführt.Werner Heisenberg undErwin Schrödinger entwickelten die Grundlagen der modernenQuantenmechanik. Die Architektur vonAtomen wird vonErnest Rutherford durchleuchtet. Spätere Arbeiten, wie beispielsweise die vonOtto Hahn, führten sodann zur Entwicklung sowohl vonKernwaffen als auchKernkraftwerken. Die über 300 Jahre alteFermatsche Vermutung wird vonAndrew Wiles undRichard Taylor bewiesen.

Mit der Begründung derPolymerchemie wird die Basis für die Entwicklung derKunststoffindustrie gelegt und der Siegeszug von Plastik nimmt seinen Lauf.

Die Identifikation derDesoxyribonukleinsäure als Erbsubstanz gelingtOswald Avery; ihre Struktur entschlüsselnFrancis Crick undJames Watson. Damit wird dieGentechnologie begründet.Hans Krebs entdeckt zentrale metabolische Reaktionszyklen wie etwa denCitratzyklus.

Medizin

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Christiaan Barnard führt die ersteHerztransplantation durch. DerOrthopädeGawriil Abramowitsch Ilisarow entwickelt grundlegende Verbesserungen orthopädischer Operationsmethoden. Durch seine Forschungsarbeiten zurKallusdistraktion gelingt ihm die Entwicklung desFixateur externe, womit er einen fundamental bedeutenden Beitrag zurOsteosynthese leistet.

Technik und Konsum

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Im 20. Jahrhundert entwickeln sich technologische und elektronische Geräte zu Massenkonsumgütern wie Haushaltsgeräte, Werkzeuge,Computer, Kommunikationsmittel,Medien, Ton- und Bildwiedergabegeräte sowie auch Fortbewegungsmittel. Mechanische Geräte werden in immer mehr Bereichen durch digitale oder elektrische Innovationen ersetzt; Hygiene, Verpackung und Mobilität gewinnen an Bedeutung.

Der Verbrennungsmotor sowie die Elektrizität ersetzen zunehmend die Dampfmaschine zum Antrieb von Schienen- und Wasserfahrzeugen. Der individuelle Straßenverkehr gewinnt gegenüber dem Schienenverkehr an Dominanz, was sich signifikant auf die Stadtplanung auswirkt. Der Luftverkehr kommt auf und entwickelt sich zum planmäßigen Linienverkehr. Globaler Personenfernverkehr wird bald fast ausschließlich in der Luft abgewickelt. Im Schienenverkehr kommen Hochgeschwindigkeitszüge, in der globalen Handelsschifffahrt Tank- und Containerschiffe auf.

Raumfahrt

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Am 4. Juni 1944 durchbrach eine Rakete vom typAggregat 4 (V2) als das erste von Menschen konstruierte Objekt, die Grenze zumWeltraum (nach Definition derFAI mehr als 100 kmHöhe, dieKármán-Linie). Am 4. Oktober 1957 wurde mitSputnik 1 der erstekünstliche Erdsatellit gestartet – der Beginn der Raumfahrt. Im selben Jahr wurde am 3. November die HündinLaika, als erstes Lebewesen, ins All befördert.Juri Gagarin gelang es am 12. April 1961 mithilfe vonWostok 1, die erste Erdumkreisung durchzuführen. Bei der MissionWoschod 2, 1965, glückte der ersteWeltraumausstieg vonAlexei Leonow. Drei Jahre später, am 21. Dezember, gelang die erste bemannte Mondumkreisung der MissionApollo 8. Am 20. Juli 1969 landeteApollo 11 zusammen mitNeil Armstrong, als erstem Menschen auf dem Mond.

Buzz Aldrin, zweiter Mensch auf dem Mond (Juli 1969,Apollo 11)

DieApollo 17 startete am 7. Dezember 1972 den letzten bemannten Flug zum Mond. 1977 wurden mit derVoyager 1 und derVoyager 2 erstmals Sonden losgeschickt, die eine Goldene Datenplatte mit Aufnahmen der Erde enthalten.

Golden Record an Voyager 2

Mit51 Pegasi b, wurde 1995 der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. 1998 begann das Projekt der InternationalenRaumstationISS.

Kunst

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Bildende Kunst

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Die Bildende Kunst des 20. Jahrhunderts war von derAvantgarde und Stilrichtungen wieModerne,Kubismus,Pop Art undSurrealismus geprägt. Herausragende Protagonisten warenSalvador Dalí,Pablo Picasso undMax Beckmann.

Musik

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Ragtime in Claude DebussysGolliwogg’s Cakewalk
…und ein Zitat aus WagnersTristan und Isolde im selben Stück
US-Soldaten brachten ihre Musik nach Europa, hierGlenn Miller
Der Ausklang des Jahrhunderts:Loveparade 1998 in Berlin

Das 19. Jahrhundert verabschiedete sich mit Tendenzen, die die bekannte europäische Musikkultur langsam auflösten.Franz Liszt und sein SchwiegersohnRichard Wagner experimentierten mit neuen Harmonien,Claude Debussy rezipierte Wagner, ließ sich von fernöstlicherPentatonik beeinflussen und wandelte die Malerei desImpressionismus in dieMusik mit gleicher Bezeichnung um. Betroffen waren alle von den ökonomischen Entwicklungen. Wagner schrieb bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert über die Ökonomisierung der Kunst, in der diese zurWare werde – gewiss ohne bereits den marxschen Begriff zu gebrauchen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verband sich an vielerlei Stellen die ökonomische, politische und gesellschaftliche Entwicklung mit der Kunst. Der Periode deratonalen Musik folgte dieZwölftonmusik des österreichischen KomponistenArnold Schönberg. Schönberg strich sämtliche Hierarchien der Töne aus der Musik und ersetzte sie durch alle 12 Töne, die gleichberechtigt in einem Stück fungierten.

Der europäische Faschismus hatte tiefgreifende Folgen auch auf die Entwicklung der Musik. Die in den 30er Jahren bereits entwickelte Moderne wurde als „entartet“ oder „jüdisch-bolschewistisch“ gebrandmarkt, die meisten Komponisten und Musiker mussten ins Exil fliehen. Vor allem die Nationalsozialisten setzten an ihre Stelle konservative Töne, wie die des noch in derSpätromantik verhaftetenHans Pfitzner. Die repressive und rückwärtsgewandte Kulturpolitik der Nazis setzte dem europäischen Musikleben stark zu und verhinderte, dass 1945 ungebrochen an die Entwicklungen Anschluss gehalten werden konnte.

In der Sowjetunion und ihren späteren Satellitenstaaten entwickelte sich eine vom Staat beeinflusste Musik unterdessen gänzlich anders. Zwar installierten die Herrschenden die Ideologie desSozialistischen Realismus, dieser Begriff blieb allerdings schwammig. So galt die Zwölftonmusik als „bürgerlich-dekadent“, als allerdingsHanns Eisler mit ihr experimentierte und ernsthaft komponierte, nahm sie still Einzug in den Kanon des Sozialistischen Realismus. Auch in der Sowjetunion entwickelte sich ein reichhaltiges Musikleben, das vor allem in der Zeit des Stalinismus ständig zwischen Anpassung und Verfolgung pendelte.Sergei Prokofjew und vor allemDmitrii Schostakowitsch bewegten sich ständig zwischen den Polen höchster Auszeichnung und der Furcht vor der Verhaftung. Trotzdem gehören ihre Werke zu den bedeutendsten der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts.

Auch in der westlichen Welt war das Musikschaffen nicht von der Politik abgekoppelt. In den 60er und 70er Jahren, im Umfeld der 68er-Bewegung und der folgenden sozialen Bewegungen, zum Beispiel gegen denVietnamkrieg, fungierten viele Kunstschaffende als politische Akteure. Vor allem in Italien wurde drei Namen aus der Kunstmusik für dieseengagierte Musik bekannt: Der KomponistLuigi Nono, der DirigentClaudio Abbado und der PianistMaurizio Pollini. Auch in Deutschland fungierte mitHans Werner Henze ein gewichtiger Vertreter der Kunstmusik, der sich zu den politischen Ereignissen der Zeit positionierte, das als drückend empfundene Land aber schon in den 50er Jahren Richtung Italien verließ.

Stilistisch war die Nachkriegszeit von derseriellen Musik, der Verwendung vonSynthesizern und anderen elektronischen Stilmitteln geprägt. Diese breiteten sich mit der Verzögerung von Jahrzehnten auch in der populären Musik aus.

Das 20. Jahrhundert war aber vor allem durch den Aufstieg der populären Musik gekennzeichnet. Aus den USA kam Anfang des Jahrhunderts derRagtime nach Europa und vor allem nach dem Ersten Weltkrieg breitete sich überall in den europäischen Städten der Jazz aus. Die Vielzahl an Unterhaltungslokalen machte es möglich. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten wiederum amerikanischen Besatzungstruppen denSwing nach Deutschland, der während der NS-Herrschaft verboten war. Später breitete sich derRock ’n’ Roll aus, der auf scharfen Widerstand der konservativen deutschen Gesellschaft stieß. Ähnlich wieBeatmusik wurde er zum Ausdruck einer rebellierenden neuen Generation.

Deutlicher wurden diese generationsgeschichtlichen Zusammenhänge nochmals in den Jahren nach 1990, als sich vor allem inBerlin eine neue Richtung der elektronischen Musik herausbildete.Techno stand für einen neuenHedonismus, den die neue Weltordnung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Wegfall der Blockauseinandersetzung hervorbrachte und prägte eine gesamte Jugendgeneration.


Film

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Filmplakat zum expressionistischen StummfilmDas Cabinet des Dr. Caligari

Das 20. Jahrhundert war das Jahrhundert des Films. 1895 fand in Berlin die erste belegte Aufführung einesStummfilms statt. In den folgenden drei Jahrzehnten entwickelte sich dieser zur Blüte. Schon im Ersten Weltkrieg gehörten Filme zu einem gewichtigen Teil der Propaganda, sie brachten die neuen bedrohlichenPanzer an die Heimatfront und trugen dazu bei, dass Militärs wiePaul von Hindenburg zu Kriegshelden stilisiert wurden. In Deutschland entstand inBabelsberg das zeitweise weltweit bedeutendste Zentrum des Films. Dort entstanden Klassiker wieDas Cabinet des Dr. Caligari,Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens oderMetropolis. Sehr bald entwickelte sich jedoch eine ernstzunehmende Konkurrenz im kalifornischenHollywood, wo im Laufe des 20. Jahrhunderts die größte Ansammlung von Filmstudios in der westlichen Welt entstehen sollte.

Nachdem sich um 1930 langsam derTonfilm durchsetzte, stieg Hollywood endgültig zur führenden „Filmmacht“ auf. Während des Zweiten Weltkriegs spielte der Film eine immense Rolle für die Propaganda der kriegführenden Parteien. Bekanntestes und herausragendes Beispiel dieser Art von Film istDer große Diktator mitCharlie Chaplin als Regisseur und in mehreren Hauptrollen unter anderem in der Figur des an Hitler angelehnten ins Lächerliche gezogenen Anton Hynkel.

Nach dem Krieg spaltete sich auch die Filmgeschichte in Deutschland. Im Westen wurden über Jahrzehnte vorrangig belanglose Unterhaltungs- undHeimatfilme produziert. Die jüngere Vergangenheit wurde explizit ausgeblendet. Erst in den 70er Jahren gewann das Kino der Bundesrepublik langsam wieder an Bedeutung. In der DDR hingegen entstand mit derDEFA ein Filmproduzent von hoher Qualität, der eine ganze Reihe an Autorenfilmen und vor allem solchen Werken produzierte, die sich mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzten. Allerdings entstanden auch Filme, deren Ansatz nicht den Vorstellungen der politischen Führung entsprach. Der FilmSpur der Steine beispielsweise, mitManfred Krug in der Hauptrolle, wurde 1966 drei Tage nach der Uraufführung aus dem Programm genommen und in der DDR erst wieder 1989 gezeigt. Dieses Schicksal teilten noch eine Reihe anderer Filme.

Sport

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Das Olympiastadion München als Beispiel für Architektur des 20. Jahrhunderts. Es war Austragungsort derOlympischen Sommerspiele 1972, der Finalspiele derFußball-Weltmeisterschaft 1974 und von Spielen der Fußball-Bundesliga

Im 20. Jahrhundert wurden viele Sportarten professionalisiert und es etablierten sich weltweit beachtete Sportereignisse, die in regelmäßigen Abständen wiederholt wurden, so Welt- und Kontinentalmeisterschaften in vielen Sportarten, die Olympischen Sommer- und Winterspiele und andere. Durch die Berichterstattung der Massenmedien und die entsprechende Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erzielten Spitzenathleten Einkommen, von denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten und die ihnen ermöglichten, sich hauptberuflich auf ihren Sport zu konzentrieren. Später im Jahrhundert wuchsen die Einkommen entsprechend herausragender Aktiver in einzelnen Sportarten zu Gehältern der Oberschicht an. Zu den Sportarten, mit denen zunehmend solche Einkünfte erzielt werden konnten, zählen u. a.American Football,Basketball,Baseball,Eishockey,Radsport,Tennis,Golf,Automobilsport undFußball. In letzterem etablierten sich weltweit organisierte Profiligen, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit der Möglichkeit, mit Sport nennenswerten Gewinn zu erzielen, erwuchsen auch entsprechende Manipulationstechniken, so wurden etwaDoping oder in Deutschland derBundesliga-Skandal bekannt.

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Wikiquote: 20. Jahrhundert – Zitate
Commons: 20. Jahrhundert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Matthieu Chillaud:Les pays baltes en quête de sécurité. Institut de Stratégie Comparée, Paris 2009,ISBN 978-2-7178-5687-3, S. 301.
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