George Grenville, britischer Premierminister von 1763 bis 1765
Das britische Parlament beschließt am 5. April den von PremierministerGeorge Grenville entworfenenSugar Act. Mit diesem Zollgesetz wird der Zoll aufMelasse auf die Hälfte verringert, andererseits aber der Anwendungsbereich des Gesetzes auf andere Güter wie Zucker, bestimmte Weine, Kaffee und Piment ausgedehnt. Als weitere Neuerung sieht der Sugar Act insbesondere auch strengere Regeln zur Durchsetzung der Zollbestimmungen vor. Die durch den Sugar Act eingeführten Vorschriften führen zu einem Zusammenbruch des Handels mit Madeira, den Azoren, den Kanaren und den französischen Westindischen Inseln und bringen die Wirtschaft in den Kolonien praktisch zum Erliegen. DerSugar Act stößt auf massiven Widerstand der Kolonisten und ist somit eine der Ursachen für dieAmerikanische Unabhängigkeitsbewegung.
Mai:Benjamin Franklin wird Sprecher der Abgeordnetenversammlung vonPennsylvania. Wegen seines Vorschlags, die im Besitz der Familie Penn befindlicheProvince of Pennsylvania in eine direkt der britischen Krone unterstellteKronkolonie umzuwandeln, um den Steuerstreit mit den NachkommenWilliam Penns endgültig zu lösen, verliert er jedoch bei der Wahl im November seinen Sitz in der Versammlung.
OberstJohn Bradstreet marschiert im Juni während desPontiac-Aufstands mit 1.200 Mann vonAlbany nachFort Niagara, wo er bei einem großen Treffen mit den Indianern eine Reihe von Verträgen abschließt. Bis September werden weitere Verträge unter anderem mit denLenni Lenape undShawnee, denWyandot,Odawa undMiami abgeschlossen. Schließlich kehrt Bradstreet nachOswego zurück. Ein Teil der von ihm geschlossenen Abkommen wird von seinen Vorgesetzten jedoch nicht anerkannt.
26. Juli: Während desPontiac-Aufstandes begehen vier Krieger derLenni Lenape einMassaker in einer Schule in Pennsylvania, bei dem der Schulmeister und zehn Kinder getötet werden. Auf Grund dieses Vorfalls werden wieder Kopfprämien für Indianer eingeführt.
Der Einzug von Kaiser Franz I. Stephan mit seinem Sohn Joseph in Frankfurt am Main am 29. MärzMartin van Meytens: Die KrönungJosephs II. zum römisch-deutschen König im Kaiserdom St. Bartholomäus in Frankfurt
27. März: Der HabsburgerJoseph II. wird zum römisch-deutschen König gewählt und am 3. April inFrankfurt am Main gekrönt.
Die Wahl Stanisław August Poniatowskis 1764Stanislaus II. August im Krönungsornat, Gemälde vonMarcello Bacciarelli
7. September: Russlands FavoritStanislaus II. August wird in der letztenFreien Wahl zum König vonPolen und damit gleichzeitig zum Großfürsten vonLitauen gewählt. Er unterzeichnet am 13. September diePacta conventa und wird am 25. November in derJohanneskathedrale inWarschau durch PrimasWładysław Aleksander Łubieński gekrönt. Damit endet die Personalunion vonSachsen-Polen. Die Wahl wird zunächst von Frankreich, Österreich und dem Osmanischen Reich nicht anerkannt, da diese in Poniatowski ein Werkzeug der russischen Kaiserin sehen. Dies ändert sich jedoch nach mehreren Interventionen russischer und preußischer Diplomaten. Auch innenpolitisch gibt es Proteste der AnhängerJan Klemens Branickis, die dieGoldene Freiheit derRzeczpospolita gefährdet sehen.
Auf Basis desEinladungsmanifests von ZarinKatharina der Großen aus dem Vorjahr nimmtRussland bis 1767 rund 30.000 sogenannteWolgadeutsche auf. Tausende überleben die Strapazen, den Hunger und die Krankheiten während der langen Reise nicht. Auch bei der Ankunft erleben die meisten ob der kargen Landschaft eine Enttäuschung. Viele überleben die ersten Jahre nicht. Neben den klimatischen Verhältnissen, Schädlingen und Seuchen stell sich als weiteres Problem die strategische Lage heraus, denn es kommt immer wieder zu Überfällen durch Reiternomaden aus dem Osten, die ganze Siedlungen zerstören und ihre Einwohner entführen und versklaven.
21. Juni: VonPortsmouth aus bricht der britische AdmiralJohn Byron mit den SchiffenDolphin undTamar zu einerWeltumseglung auf. Über die Kanarischen Inseln segelt die Expedition mit Kurs auf Südamerika.
12. Juli: Der französische AstronomCharles Messier entdeckt den erstenplanetarischen Nebel, den später so genanntenHantelnebel im SternbildFuchs. Messier, der in diesem Jahr noch zahlreiche andere astronomische Objekte entdeckt, beginnt mit der Aufzeichnung desMessier-Katalogs.
James Watt erhält als Universitätsmechaniker an derUniversität von Glasgow den Auftrag, das nur schlecht funktionierende Modell einerDampfmaschine nach der Bauart vonThomas Newcomen zu reparieren. Watt erkennt, dass das Problem im ungünstigen Wärmehaushalt der Grundkonstruktion begründet ist. Ein Großteil des einströmendenWasserdampfes wird dabei verbraucht, dieZylinderwandung auf über 100 °C aufzuheizen. Beim Modell tritt dieser Sachverhalt aufgrund des unterschiedlichen Verhältnisses von Zylinderoberfläche und -volumen deutlicher zutage als bei den Originalmaschinen. Watt beschließt daraufhin, die Maschine – basierend auf Vorarbeiten vonDenis Papin – zu verbessern.
Der Mailänder Jurist und RechtsphilosophCesare Beccaria veröffentlicht sein bekanntestes WerkDei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und von den Strafen).
6. September: Der französische KönigLudwig XV. legt den Grundstein für das von ihm gestiftetePanthéon inParis. Der ArchitektJacques-Germain Soufflot beginnt mit den Bauarbeiten für die zu diesem ZeitpunktSainte-Geneviève genannte Kirche.
ZarinKatharina II. von Russland kauft von dem deutschen Kunsthändler und SpekulantenJohann Ernst Gotzkowsky rund 250 Gemälde, die ursprünglich für Friedrich den Großen bestimmt waren, von diesem jedoch nicht bezahlt werden konnten. Sie begründet damit das heutigeEremitage-Museum inSankt Petersburg.
Bildnis David Garrick
Angelika Kauffmann malt dasBildnis Johann Joachim Winckelmann. Das Porträt, das den Archäologen Johann Joachim Winckelmann zeigt, macht die Malerin mit einem Schlag bekannt. Das Werk wird in der Folge gestochen und in hoher Auflage verbreitet. Im gleichen Jahr entsteht auch dasBildnis David Garrick.
Johann Joachim Winckelmann:Geschichte der Kunst des Altertums
Mit dem RomanThe Castle of Otranto, A Story. Translated by William Marshal, Gent. From the Original Italian of Onuphrio Muralto, Canon of the Church of St. Nicholas at Otranto (Das Schloss von Otranto) begründet der britische Politiker und SchriftstellerHorace Walpole dasGenre desSchauerromans.
Akteneintrag zum ersten Überfall: « L’an 1764 et le 1 Juillet, a été enterrée, Jeane BOULET, sans sacremens, ayant été tuée par la bette féroce, présans Joseph RIEU et Jean REBOUL. »
Die sogenannte »Bestie des Gévaudan« verursacht am 30. Juni den ersten behördlich registrierten Todesfall. Die 14-jährige Jeanne Boulet aus der PfarreiSaint-Étienne-de-Lugdarès wird grausam entstellt tot aufgefunden. In den folgenden drei Jahren kommen etwa 100 Kinder, Jugendliche und Frauen imGévaudan, einer dünn besiedelten Region im südfranzösischenZentralmassiv, und in angrenzenden Gebieten ums Leben. Ab dem 15. September versuchtJean-Baptiste Louis François Boulanger Duhamel als Kommandant von 57 in das Gévaudan entsandten Dragonern, der Bestie mit unkonventionellen Methoden auf die Spur zu kommen. Unter anderem werden Opfer längere Zeit am Angriffsort liegen gelassen oder sogar dorthin zurückgebracht. Als sich diese Vorgangsweise herumspricht, lassen einige Familien von der Bestie getötete Angehörige heimlich bestatten, ohne wie vorgeschrieben die zuständige Behörde zu informieren. Am 23. Dezember entkommt die Bestie bei einer Treibjagd nur um Haaresbreite; ihre Identität wird nie abschließend geklärt.
27. Februar: Papst Clemens XIII. verbietet die Lektüre des unter dem PseudonymJustinus Febronius im Jahr zuvor erschienenen BuchesDe statu ecclesiae et legitima potestate Romani pontificis liber singularis und setzt es auf denIndex Librorum Prohibitorum. Die Verbreitung der Gedanken desFebronianismus durch mehrereNachdrucke stoppt das nicht. Dem Trierer WeihbischofJohann Nikolaus von Hontheim wird nach seiner Enttarnung als Autor Jahre später ein Widerruf auferlegt.