Phenylendiamine | ||||||||
Name | o-Phenylendiamin | m-Phenylendiamin | p-Phenylendiamin | |||||
Andere Namen | 1,2-Diaminobenzol 0 | 1,3-Diaminobenzol 0 | 1,4-Diaminobenzol, C.I. 76060 | |||||
Strukturformel | ![]() | ![]() | ![]() | |||||
CAS-Nummer | 95-54-5 | 108-45-2 | 106-50-3 | |||||
ECHA-InfoCard | 100.002.210 | 100.003.259 | 100.003.096 | |||||
PubChem | 7243 | 7935 | 7814 | |||||
Summenformel | C6H8N2 | |||||||
Molare Masse | 108,14 g·mol−1 | |||||||
Aggregatzustand | fest | |||||||
Kurzbeschreibung | farblose bis schwach rote Kristalle | |||||||
Schmelzpunkt | 102,1 °C[1] | 63 °C[2] | 140 °C[3] | |||||
Siedepunkt | 257 °C[1] | 284 °C[2] | 267 °C[3] | |||||
pKs1-Wert[4] (der konjugierten Säure BH+) | 4,74 | 4,98 | 6,2 | |||||
pKs2-Wert[4] (der konjugierten Säure BH+) | 0,6 | 2,41 | 2,67 | |||||
Löslichkeit | 54 g·l−1 (20 °C)[1] | 429 g·l−1 (20 °C)[2] | 40 g·l−1 (24 °C)[3] | |||||
mäßig bis gut löslich in Wasser, gut in organischen Lösungsmitteln | ||||||||
GHS- Kennzeichnung |
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H- und P-Sätze | 301‐312+332‐317 319‐341‐351‐410 | 301+311+331‐317 319‐341‐410 | 301‐311‐331 319‐317‐410 | |||||
keine EUH-Sätze | keine EUH-Sätze | keine EUH-Sätze | ||||||
273‐280‐302+352 305+351+338‐308+310 | 261‐273‐280‐301+310 305+351+338‐311 | 280‐273‐304+340‐302+352 305+351+338‐309+310 | ||||||
MAK | Schweiz: 0,1 mg·m−3 (gemessen alseinatembarer Staub)[5] | |||||||
Toxizität | 720–1600 mg·kg−1 0 (LD50, Ratte, oral)[6] | 280 mg·kg−1 0 (LD50, Ratte, oral)[2] | 80 mg·kg−1 0 (LD50, Kaninchen, transdermal)[3] |
DiePhenylendiamine (auchDiaminobenzole; Abk. PPD oder PDA) sind chemische Verbindungen aus der Gruppe deraromatischen Amine und wichtige Ausgangsstoffe für vieleorganische Verbindungen. Sie bestehen aus einemBenzolring mit zweiAminogruppen (–NH2). Durch unterschiedliche Anordnung dieser Gruppen ergeben sich dreiKonstitutionsisomere: 1,2-Phenylendiamin (ortho-Phenylendiamin), 1,3-Phenylendiamin (meta-Phenylendiamin) und 1,4-Phenylendiamin (para-Phenylendiamin).
Die Phenylendiamine werden durch Reduktion derNitroaniline mitWasserstoff inToluol als Lösungsmittel in Gegenwart einesKatalysators hergestellt und durchDestillation gereinigt. Reduktion vonm-Dinitrobenzols mit Fe/HCl führt zum-Phenylendiamin.[7]
Die Phenylendiamine bilden farblose bis schwach rote Kristalle, die an der Luft schnell oxidieren und sich dabei braun färben (o-Phenylendiamin: Bildung vono-Chinondiimin und weiter2,3-Diaminophenazin). Daher werden häufig die stabilen Dihydrochloride der Verbindungen eingesetzt.o-Phenylendiamin kondensiert mitKetonen undAldehyden zuSchiff’schen Basen. Diese Reaktion erlaubt die Synthese substituierterBenzimidazole.Chinoxalindion kann durch Kondensation vono-Phenylendiamin mitDimethyloxalat hergestellt werden.
Die Phenylendiamine sind kristalline Feststoffe. Ihre Schmelzpunkte unterscheiden sich deutlich.p-Phenylendiamin, das die höchste Symmetrie aufweist, besitzt den höchsten Schmelzpunkt.
Wasser ist alsLösungsmittel wenig geeignet. In vielen organischen Lösungsmitteln lösen sie sich dagegen gut.
o-Phenylendiamin wird als Ausgangsstoff oder Zwischenprodukt für die Syntheseheterocyclischer Verbindungen, insbesondere vonBenzotriazol undPhenazin verwendet. Weiterhin wirdo-Phenylendiamin verwendet bei der Herstellung
DieKunststoffindustrie produziertp-Phenylendiamin in großen Mengen für die HerstellungaromatischerPolyamide. Es ist dort zusammen mitTerephthalsäure wesentlicher Bestandteil derAramide.p-Phenylendiamin fällt bei der Herstellung vonAzofarbstoffen als Zwischenprodukt an. Die Synthesewege einiger Pharmazeutika und Photochemikalien verlaufen ebenso oft über diese Verbindung. Aufgrund seiner färbenden Eigenschaften findenp-Phenylendiamin und einige seiner Derivate (zum Beispiel2-Nitro-p-phenylendiamin) in Kosmetika Verwendung (insbesondere für Haarfärbemittel, diese Verwendung wurde 1888 vonErnst Erdmann entdeckt). Vermutlich beruhen viele allergische Reaktionen bei Friseuren auf dem Kontakt mit diesemFarbstoff.[8][9] In einigen fotografischenEntwicklern ist die alkalische Lösung vonp-Phenylendiamin aktive Komponente.
o-Phenylendiamin ist als krebserzeugend nach Kategorie 2 und als hautsensibilisierend eingestuft.[1]p-Phenylendiamin wird zu denAllergenen gezählt, da es bei Hautkontakt zu Reizungen und zurSensibilisierung führen kann. Ferner wird diese Chemikalie in einigen Urlaubsorten auch zur Farbintensivierung und zum „Schwärzen“ von rotbraunenHenna-Tattoos verwendet.
o- undm-Phenylendiamin führen zur Bildung vonMethämoglobin und dadurch zum Zerfall von roten Blutkörperchen, Leber- und Nierenschäden können die Folge sein. Die Substanz kann als Staub über die Atemwege, die Augen und über die Haut aufgenommen werden.[10]