Die Bezeichnung Österreich ist in ihreralthochdeutschen Form „Ostarrichi“ erstmals aus dem Jahr 996 überliefert. Daneben war ab dem frühen Mittelalter dielateinische BezeichnungAustria in Verwendung. Ursprünglich eineGrenzmark desStammesherzogtums Baiern, wurde Österreich im Jahr 1156 zu einem imHeiligen Römischen Reich eigenständigenHerzogtum erhoben. Alsälteste Stadt Österreichs bezeichnet sich nach einemStadtrecht aus dem Jahr 1212 die StadtEnns.Nach dem Aussterben des Geschlechts derBabenberger 1246 setzte sich das HausHabsburg im Kampf um die Herrschaft in Österreich durch, das auch über Jahrhunderte die Kaiser des(Römisch-)Deutschen Reichs stellte. Mit der Zerschlagung des (Römisch-)Deutschen Reichs durch Napoleon konstituierte sich ab 1804 dasKaisertum Österreich. Im 1815 gegründetenDeutschen Bund war Österreich das führende Mitglied, wurde letztendlich jedoch durch das erstarkende Preußen 1866 imDeutschen Krieg aus dem deutschen Staatenbund verdrängt (wobei die süddeutschen Staaten im Deutschen Krieg auf der Seite Österreichs standen). Daraufhin wurde 1867 die DoppelmonarchieÖsterreich-Ungarn errichtet.
Österreich erstreckt sich in west-östlicher Richtung über maximal 575 Kilometer, in nord-südlicher über 294 km. Die fünf Großlandschaften Österreichs sind:
dieOstalpen (52.600 km², 62,8 % der Staatsfläche),
Die großenEbenen liegen imOsten entlang derDonau, vor allem imAlpenvorland und imWiener Becken mit demMarchfeld, sowie in der südlichenSteiermark. Die Südsteiermark wird wegen ihrer Landschaftsähnlichkeit mit derToskana auchSteirische Toskana genannt. DasBurgenland östlich desAlpen-Karpaten-Bogens läuft in die Pannonische Tiefebene aus und weist sowohl landschaftlich als auch klimatisch eine starke Ähnlichkeit mit dem östlichen NachbarlandUngarn auf, zu dem es bis 1921 gehörte.
Von der Gesamtfläche Österreichs mit 83.883,87 km²[5][11] entfällt etwa ein Viertel auf Tief- und Hügelländer. Nur 32 % liegen tiefer als 500 Meter. Der tiefste Punkt des Landes liegt in Hedwighof (GemeindeApetlon,Burgenland) bei 114 MeterSeehöhe, 43 % der Landesfläche sind bewaldet.
Zunahme der Extremwetterereignisse in Österreich (Grafik aus demAAR2)
Der Klimawandel ist in den Alpen und damit auch in Österreich stärker ausgeprägt als in anderen Ländern Europas.[14]GeoSphere Austria verzeichnete unter den zehn heißesten Sommern der Messgeschichte vier aus den 2020er Jahren, vier aus den 2010er Jahren, weiters 2007 und 1994. 2024 war mit +3,1 % über dem Mittel das heißeste Jahr der Messgeschichte, in diesem Jahr wurden zudem der heißeste Sommer, der heißeste Frühling und der zweitheißeste Winter in der Messgeschichte verzeichnet.[15]
Steigerung der mittleren jährlichen Lufttemperatur vom vorindustriellen Niveau (Abbildung aus demAAR2)
Extremwetterereignisse, wie Starkregenereignisse und Dürren sowie die Anzahl der Hitzetage nehmen deutlich zu.[17]
Lufttemperatur (bis 2020)
Mittlerer Jahresmittelwert der Lufttemperatur in Österreich[18]
Der Gesamtbereich desJahresmittels derLufttemperatur reicht in Österreich von über 12 °C in den inneren Bezirken Wiens bis etwa −7 °C auf den höchsten Gipfeln. In den dicht besiedelten Niederungen liegt es größtenteils bei 9 bis 11 °C. Das Flächenmittel beträgt 7,4 °C. Die Null-Grad-Isotherme liegt im Jahresmittel in einer Seehöhe von etwa 2400 m. In abgeschlossenen Becken, Tälern und Mulden unter 800 bis 1200 m Seehöhe treten im Winterhalbjahr häufig Temperaturzunahmen mit der Höhe auf (Temperaturinversion).
Während im Großteil Österreichs Jänner und Juli im Durchschnitt der kälteste und wärmste Monat des Jahres sind, trifft dies imHochgebirge auf den Februar und August zu. Das langjährige Jännermittel der Lufttemperatur liegt in denFlachlandschaften des Ostens bei 0 bis 2 °C und sinkt in rund 1000 m Seehöhe auf −3 bis −2 °C. Der tiefste Wert im Bereich der höchsten Gipfel ist rund −14 °C. Im Juli liegen die langjährigen Mittelwerte im Osten bei 21 bis 22 °C und in 1000 m bei 16 bis 18 °C. Am Großglockner wird im Hochsommer die Nullgradgrenze im Mittel knapp überschritten.[12][18]
Niederschlag
Mittlere Jahressumme des Niederschlags in Österreich[19]
Bei den häufigen West- bis Nordwestlagen liegen der Bregenzerwald und die gesamten Nördlichen Kalkalpen imLuv. Ähnliches gilt für die Gebirge an der Südgrenze Österreichs, die bei Anströmung aus dem Mittelmeerraum intensiveStauniederschläge erhalten. Gemeinsam mit den zentralalpinen Hohen Tauern erreichen die gemessenen Jahresniederschlagssummen in den genannten Regionen im langjährigen Durchschnitt um 2000mm, vereinzelt an die 3000 mm. Im Gegensatz dazu erhalten das östlicheWaldviertel, dasWeinviertel, das Wiener Becken und das Nordburgenland weniger als 600 mm Niederschlag im Laufe eines Jahres. Als niederschlagsärmster Ort Österreichs kannRetz mit knapp unter 450 mm genannt werden.
Das Flächenmittel Österreichs beträgt etwa 1100 mm für das Jahr. Auf das Sommerhalbjahr (April bis September) entfallen etwas mehr als 60 % der Jahressumme, auf das Winterhalbjahr (Oktober bis März) dementsprechend etwas weniger als 40 %. Diese Niederschlagsverteilung erweist sich in Hinblick auf die Vegetationsentwicklung als günstig. Während im überwiegenden Großteil des Landes der niederschlagsreichste Monatkonvektionsbedingt (Schauer und Gewitter) auf den Juni oder Juli fällt, bildet das KärntnerLesachtal die einzige Ausnahme: Mit einem primären Niederschlagsmaximum im Oktober ist es dem mediterranen Niederschlagsklima zuzurechnen.[12][19]
DerSchneereichtum ist hauptsächlich von der Seehöhe sowie von der Lage des Gebietes relativ zu den Hauptströmungsrichtungen abhängig und variiert dementsprechend stark. Während im österreichischen Flächenmittel im durchschnittlichen Jahr etwa 3,3 m Neuschnee fallen, sind es beiKrems nur 0,3 m, amSonnblick hingegen 22 m.[12]
Die höchsten Berge in Österreich sindDreitausender, welche sich in denOstalpen befinden. Mit 3798 Metern ist derGroßglockner in denHohen Tauern der höchste Berg. Es gibt mit Nebengipfeln fast 1000 Dreitausender in Österreich.[20]
In Österreich gibt es viele Seen, die als Relikte der eiszeitlichenVergletscherungen vor allem in den Alpen und dem Alpenvorland die Landschaft prägen. Der größteSee ist jedoch ein Steppensee im Osten Österreichs, derNeusiedler See imBurgenland, der mit etwa 77 % seiner Gesamtfläche von 315 km² in Österreich liegt (der Rest gehört zu Ungarn). Von der Fläche her an zweiter Stelle steht derAttersee mit 46 km², gefolgt vomTraunsee mit 24 km² inOberösterreich. Auch derBodensee mit seinen 536 km² amDreiländereck mit Deutschland (Freistaat Bayern und Land Baden-Württemberg) und der Schweiz liegt zu einem kleinen Anteil auf österreichischem Staatsgebiet. Allerdings sind die Staatsgrenzen auf dem Bodensee nicht exakt bestimmt.
DieDonau (hier beiLinz) ist der längste Fluss Österreichs
Ein großer Teil Österreichs wird direkt über dieDonau zumSchwarzen Meer entwässert, rund ein Drittel im Südosten über dieMur,Drau, und – über andere Länder – ebenfalls über die Donau zum Schwarzen Meer, kleine Gebiete im Westen über denRhein (2366 km²) und im Norden über dieElbe (918 km²) zurNordsee.
Die großenNebenflüsse der Donau (von Westen nach Osten):
Die Mur entwässert den SalzburgerLungau und die Steiermark, sie mündet inKroatien in die Drau, die wiederumKärnten undOsttirol entwässert. Die Drau mündet in Kroatien an der Grenze zuSerbien in die Donau.
Der Rhein entwässert den größten TeilVorarlbergs, durchfließt denBodensee und mündet in die Nordsee.
Die kleineLainsitz ist der einzige österreichische Fluss, der von Niederösterreich überTschechien zur Elbe entwässert.
Österreich gehört zum Großteil der mitteleuropäischen Florenregion an, nur das östliche Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland sowie einige inneralpische Trockentäler als Exklaven, zählen zurpannonischen Florenprovinz, die wiederum den westlichsten Teil dersüdsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion darstellt. Beide Regionen sind Teil desholarktischen Florenreiches.[21] In den alpinen Gebieten weicht die Flora so stark ab, dass sie einer eigenen alpischen Unterflorenregion zugerechnet wird. In einigen klimatisch warmen Gebieten ist ein deutlicher submediterraner Einfluss erkennbar.[22]
In Österreich wachsen 3.165 Vollstatus-Gefäßpflanzen-Arten, dazukommen rund 600 häufig auftretende kultivierte und eingebürgerte sowie ausgestorbene Arten. InklusiveUnterarten treten in Österreich 3.428 Elementar-Gefäßpflanzen-Taxa auf, dies sind beispielsweise um rund 300 Elementar-Taxa mehr als im flächenmäßig ungefähr viereinviertelmal so großen Nachbarland Deutschland. Begründet ist diese Artenvielfalt darin, dass Österreich einen Anteil an mehreren verschiedenen Groß-Naturräumen hat: demPannonischen Gebiet, derBöhmischen Masse, der Flora derAlpen, den Kärntner Becken- und Tallandschaften, dem nördlichen und südöstlichenAlpenvorland sowie dem Rheintal.[22]
Insgesamt gibt es in Österreich 150 endemische Pflanzen.[23]
Insbesondere dasEdelweiß, derGlocken-Enzian und dieAurikel gelten als nationale Symbole – wiewohl sie nicht für ganz Österreich typisch sind und nur im Alpengebiet auftreten – und sind auf österreichischen Münzen abgebildet.
Ungefähr 54.000 Tierarten kommen in Österreich vor, wovon 98,6 % wirbellose Tiere sind, rund 40.000 Tierarten sind alleinig Insekten. 10.882 Arten wurden bisher auf eine mögliche Bestandsgefährdung bewertet, daraus resultierend wurden 2.804 Spezies auf die nationale Rote Liste gefährdeter Arten gesetzt.[25][24]
Österreich liegt in einem geologisch aktiven Gebiet. Im Osten und Südosten Österreichs sind heiße Quellen ein Indiz für andauernde vulkanische Aktivität. So kommt es auch immer wieder zuErdbeben. Durchschnittlich werden pro Jahr 30 bis 60 Erdbeben in Österreich von der Bevölkerung wahrgenommen.[29] Beben, die Gebäudeschäden verursachen, kommen in unregelmäßigen Abständen vor. Durchschnittlich und stark gerundet ereignen sich alle drei Jahre ein Erdbeben mit leichten Gebäudeschäden, alle 15 bis 30 Jahre mit mittleren Gebäudeschäden und alle 75 bis 100 Jahre ein Erdbeben, das vereinzelt auch zu schweren Gebäudeschäden führen kann. Erdbeben kommen in Österreich in bestimmten Regionen vor, speziell im Wiener Becken,Mürztal und dem Inntal. Indirekt ist der südliche Teil von Kärnten durch Erschütterungen jenseits der Grenze in Italien und Slowenien gefährdet.[29]
Aufgrund seiner Topografie kommt es in Österreich zu Lawinen, vereinzelt auch verheerenden wie 1999 bei derLawinenkatastrophe von Galtür. AuchBergstürze undMuren kommen vor. Durch Starkregen oder zur Zeit der Schneeschmelze können Überschwemmungen auftreten, etwa beimAlpenhochwasser 2005. Extremwetterereignisse wieStürme,Hagel oderStarkschneefall verursachen regelmäßig folgenschwere Schäden.[30]
Die ersteVolkszählung, die heutigen Kriterien entspricht, fand inÖsterreich-Ungarn 1869/70 statt. Seit damals stieg die Einwohnerzahl auf dem Gebiet des heutigen Österreich bis zur letzten Zählung vor Beginn desErsten Weltkrieges, die 1913 stattfand, stetig an. Die Bevölkerungszunahme war zu einem beträchtlichen Teil auf dieBinnenwanderung aus denKronländern zurückzuführen.
Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, war die Bevölkerung wegen Kriegsverlusten und Rückwanderung in die ehemaligen Kronländer um 347.000 Personen zurückgegangen. Danach stieg die Einwohnerzahl bis 1935 wieder kontinuierlich an. Bis 1939, als nach dem„Anschluss“ Österreichs an dasDeutsche Reich die letzte Zählung vor Ausbruch desZweiten Weltkrieges stattfand, war die Bevölkerung auf 6,65 Millionen zurückgegangen, da eine starke Auswanderung als Folge politischer Verfolgung undAntisemitismus stattfand. Als 1946 auf Basis der ausgegebenenLebensmittelmarken die ersten Einwohnerzahlen nach Kriegsende ermittelt wurden, ergab sich eine Einwohnerzahl von rund 7 Millionen, was einen neuen Höchststand ausmachte. Die hohen Kriegsverluste waren durch Flüchtlingszustrom überkompensiert worden.
Bis 1953 waren Flüchtlinge undDisplaced Persons großteils in ihre Heimat zurückgekehrt oder weitergewandert, weshalb die Einwohnerzahl auf 6,93 Millionen zurückging.
Danach ließen hohe Geburtenüberschüsse die Einwohnerzahl auf einen neuen Höchststand im Jahr 1974 anwachsen, als 7,6 Millionen Personen in Österreich lebten. Nach einer Phase der Stagnation begann die Einwohnerzahl Österreichs ab Ende der 1980er Jahre erneut merklich zu steigen – diesmal aufgrund verstärkter Zuwanderung, etwa wegen derJugoslawienkriege. Zu Jahresbeginn 2012 erreichte Österreich einen Bevölkerungsstand von 8,44 Millionen.[33]
Im Durchschnitt des Jahres 2018 lebten mehr als 2 Millionen Personen (23,3 %) mitMigrationshintergrund in Österreich. Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund inWien betrug 2018 45,3 %.[34] Zudem herrscht eine große Bevölkerungskonzentration in der Bundeshauptstadt Wien, hier leben mehr als 20 % aller Einwohner (gut 1,98 Millionen) Österreichs.
Aufgrund starken Zuzugs aus derUkraine, infolge desrussischen Angriffskriegs, ist die Bevölkerungszahl im Zeitraum Jänner 2022 auf Jänner 2023 um 127.197 Einwohner gestiegen (alleine in Wien um rund 51.000), während sie im gleichen Zeitfenster ein Jahr zuvor in ganz Österreich um nur rund 46.000 Einwohner stieg.[35] Im Jahr 2022 wurde auch die Marke von 9 Millionen Einwohnern überschritten, demnach hatte Österreich am 1. Jänner 2023 erstmals 9.106.126 Einwohner.
Das heutige Bundesgebiet und insbesondere Wien waren schon in den fünfzig Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Ziel vieler Zuwanderer aus anderen Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, besonders ausBöhmen undMähren. Diese Zuwanderung bewirkte, dass Wien 1910 mehr als 2 Millionen Einwohner hatte. Im Ersten Weltkrieg flüchteten BewohnerGaliziens (darunter viele jüdischer Religion) vor der russischen Armee nach Wien.
Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns und der Gründung derTschechoslowakei 1918 wanderten hunderttausende Tschechen in ihre Heimat zurück. Aus dem neuen, kleinen Österreich wanderten dann bis zum Zweiten Weltkrieg in der Regel jährlich mehr Österreicher aus, als Ausländer einwanderten. 1938/39 gab es eine Flüchtlingswelle: Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich mussten viele Menschen, auch seit 1933 aus Deutschland gekommene, Österreich verlassen, darunter 140.000 jüdische Österreicher.
Politisch bedingte Einwanderungswellen gab es
um 1920 aus Ungarn (wegen bürgerkriegsartiger Auseinandersetzungen),
1933 bis 1937 aus dem Deutschen Reich (wegen der Verfolgung Andersdenkender und -gläubiger in der NS-Diktatur),
Seit dem Beginn des starken Wirtschafts- und Wohlstandswachstums, das Österreich ab den 1950er Jahren zu einem wohlhabenden Land machte, wurden Gastarbeiter gezielt angeworben. So wurde mit der Türkei im Jahr 1964 einAnwerbeabkommen für Arbeitskräfte abgeschlossen. Ein ähnlicher Vertrag wurde 1966 mit Jugoslawien abgeschlossen.[36] Später erreichten Österreich immer wieder Flüchtlingsströme, etwa während derJugoslawienkriege nach dem Zerfall dieses Staates.
Die Zahl der Ausländer bei der Wohnbevölkerung lag Anfang 2016 bei 1,268 Millionen Personen, das waren 14,6 % der Bevölkerung.[37] Anfang 2020 lag dieser Anteil bereits bei 16,7 % bzw. 1,486 Millionen Personen.[38]
2015 lebten rund 1,813 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (Zuwanderer der ersten oder zweiten Generation) in Österreich, das waren 21,4 % der Gesamtbevölkerung. 2019 waren es bereits 23,7 % bzw. 2,104 Millionen Menschen.[39]
DieWanderungsbilanz Österreichs ist insgesamt deutlich positiv. So lag etwa 2015 die Zuwanderung nach Österreich um 113.067 Personen höher als die Abwanderung aus Österreich. Diese Zahl steigt seit dem Jahr 2009 deutlich; davor war sie allerdings auch deutlich gefallen. Die positive Wanderungsbilanz ist auf die Bevölkerungsbewegungen von Nicht-Österreichern zurückzuführen, denn der Wanderungssaldo österreichischer Staatsbürger ist im langjährigen Trend leicht negativ (2015: −5.450 Personen).
Der Bevölkerungsgewinn ging bis 2014 in erster Linie auf Zuzüge aus der EU zurück (2014: 67 % der Zuzüge aus der EU). Im Jahr 2015 hat sich dieses Bild stark geändert und es findet die Mehrzahl der Zuzüge aus Drittstaaten statt (2015: 68 % Zuzüge aus Drittstaaten und 37 % aus der EU).[40] Die Zahl der Asylanträge stieg von 11.012 Anträgen im Jahr 2010 auf 88.340 im Jahr 2015, nachdem sie seit 2002 fast jedes Jahr gefallen war.[41]
Prognose
Laut Prognosen derBundesanstalt Statistik Österreich würden sich Geburten und Sterbefälle in Österreich noch für etwa 20 Jahre die Waage halten, danach die Geburten- voraussichtlich unter den Sterbezahlen liegen, was zu einem höheren Altersdurchschnitt führen würde. Durch Zuwanderung würde die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 allerdings auf rund 9,5 Millionen anwachsen.[42]
Nur inWien, als einzigem der neun Bundesländer, würde der Altersdurchschnitt niedriger und das Bevölkerungswachstum höher sein als im Bundesdurchschnitt. Die neueste Prognose geht von einem dreimal schnelleren Wachstum für Wien aus als zuvor angenommen (24 % statt 7 %). So wurde Wien im Herbst 2023 wieder eine Zwei-Millionen-Stadt.[43] Es wurde prognostiziert, dass sich Probleme in der sozialen Infrastruktur und im Wohnbau ergeben würden; bereits für 2013 wurde eine jährliche Bauleistung von 10.000 Wohneinheiten als nötig erachtet.
Gesundheitserwartung
Die Analysen der Werte für gesunde Lebensjahre weisen auf signifikante Ungleichheiten zwischen den europäischen Ländern hin. In Österreich lag dieGesundheitserwartung 2016 mit 57,1 Jahren bei Frauen gleich um 16,2 Jahre niedriger als inSchweden mit 73,3 Jahren. Auch die Gesundheitserwartung der Männer lag 2016 mit 57,0 Jahren um 16,0 Jahre niedriger als in Schweden mit 73,0 Jahren.[44]
Die durchschnittlicheLebenserwartung in Österreich betrug 2021 insgesamt 82,07 Jahre, bei den Frauen 84,85 Jahre und bei den Männern 79,42 Jahre (1971: Frauen 75,7 Jahre, Männer 73,3 Jahre).[46] Die Lebenserwartung in Österreich lag damit etwas höher als die Deutschlands. DieSäuglingssterblichkeit beträgt 0,36 %.[47]
DieSuizidrate in Österreich ist hoch: Etwa 400.000 Einwohner sind generell vonDepression betroffen, etwa 15.000 pro Jahr versuchen, sich das Leben zu nehmen; die Zahl der Suizidenten ist in Österreich mehr als doppelt so hoch wie die der Verkehrstoten: Alle sechs Stunden stirbt ein Österreicher durch eigene Hand.[48] Die tatsächlichen Selbsttötungen beliefen sich im Jahr 2009 auf 1273.[49]
Zweisprachige Ortstafel inOberwart (ungarischFelsőőr) im Burgenland
Deutsch ist laut Artikel 8 derBundesverfassung (Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) aus 1920) die Staatssprache der Republik Österreich. Das Österreichische (Standard-)Deutsch ist dabei eine hochsprachliche nationaleStandardvarietät derplurizentrischendeutschen Sprache – unterscheidet sich in Wortschatz und Aussprache, aber auch durch grammatikalische Besonderheiten vom Hochdeutschen in Deutschland, aber auch der Schweiz. DasÖsterreichische Wörterbuch, in dem der Wortschatz zusammengefasst ist, wurde 1951 vom Unterrichtsministerium initiiert, steht seitdem als amtliches Regelwerk über demDuden und ist für Behörden als auch den Schulunterricht bindend.
Anders als in Deutschland und ähnlich wie in der Deutschschweiz ist Mutter- und Umgangssprache eines Großteils (88,6 %[50]) derösterreichischen Staatsbürger nicht Standarddeutsch, sondern einer der vielenoberdeutschen Dialekte. Sieben Millionen Österreicher sprechen einen mittel- oder südbairischen Dialekt bzw. eine von diesen Dialekten beeinflusste Umgangssprache, inVorarlberg und dem TirolerAußerfern herrschen alemannische Mundarten vor. Regionale Dialekte sind außerdem mit Ausdrücken aus benachbarten nichtdeutschen Sprachen durchwoben (so hatte vor allem Tschechisch – neben anderen Sprachen – einen Einfluss auf den Wiener Dialekt). Auch die Verwendung französischer Begriffe am Wiener Hof hatte Einfluss auf einige, vor allem früher benutzte Begriffe (z. B.: „Trottoir“ für Gehsteig).
Die autochthonen Volksgruppen derKroaten im Burgenland, derKärntner Slowenen, derSlowenen in der Steiermark und derUngarn in Österreich haben Anspruch auf muttersprachlichenSchulunterricht und Behördenverkehr. Burgenlandkroatisch und Slowenisch sind zusätzliche Amtssprachen in den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken der Steiermark, des Burgenlandes und Kärntens mit kroatischer oder slowenischer bzw. gemischter Bevölkerung. Weiters ist in einigen Gemeinden des Burgenlandes Ungarisch neben Deutsch gleichberechtigte Amtssprache.
Ende 2023 belief sich der Anteil der römischen Katholiken an der Gesamtbevölkerung in Österreich auf 51 %. Seit 1991 (83 % Katholiken) hat die katholische Kirche pro Jahr rund einen Prozentpunkt ihrer Mitglieder verloren. In den fünf Jahren von 2019 bis 2023 jährlich zwei Prozentpunkte. Die Mitglieder der beiden evangelischen Bekenntnisse haben einen Anteil von 3 %. Somit beläuft sich der Anteil der Mitglieder dieser christlichen Kirchen Ende 2024 auf rund 53 %.[51]
Religionsgemeinschaften in Österreich anhand der Selbstangabe bei den Volkszählungen 1951–2001[52]
Die Basilika vonMariazell, Österreichs bedeutendster katholischer Pilgerort
Bei den Volkszählungen von 1951 bis 2001 wurde die Religionszugehörigkeit als Selbstangabe erhoben. Seit der Umstellung auf Registerzählungen wird die Religionszugehörigkeit nicht mehr erfasst. Im Jahr 2021 führte Statistik Austria im Auftrag des Bundeskanzleramts eine freiwillige Erhebung über „Religionszugehörigkeit der Bevölkerung in Privathaushalten“ durch.[52]Nach der Volkszählung 2001 bekannten sich 73,6 % der Bevölkerung zurrömisch-katholischen und 4,7 % zu einer der evangelischen Kirchen (Protestantismus; überwiegendAugsburger Bekenntnis, seltenerHelvetisches Bekenntnis). Etwa 180.000 Christen, das sind 2,2 % der österreichischen Bevölkerung, waren Mitgliederorthodoxer Kirchen. ZurAltkatholischen Kirche bekannten sich etwa 15.000 Gläubige, das sind rund 0,2 % der Bevölkerung.
Wie in Deutschland sind die Mitgliederzahlen derVolkskirchen rückläufig, Ende 2016 betrug der Anteil der Katholiken mit 5,16 Millionen von 8,77 Millionen nur mehr 58,8 %.[59] Relativ war der Rückgang bei den kleineren evangelischen Kirchen größer, nur noch 3,4 % bekannten sich im Jahr 2016 als Mitglied zu einer der evangelischen Kirchen. Die Zahl Orthodoxer Christen im Land steigt.[60]
Die größte nicht-christliche Glaubensgemeinschaft in Österreich ist derIslam, der seit 1912 anerkannte Religionsgemeinschaft ist. Bei der Volkszählung von 2001 bekannten sich rund 340.000 Personen, das waren 4,3 %, zummuslimischen Glauben – nach Angaben desIntegrationsfonds waren es im Jahr 2009 515.914 Gläubige, was einem Anteil von 6,2 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Nach übereinstimmenden Schätzungen von Innenministerium und Österreichischem Integrationsfonds lebten Anfang 2017 rund 700.000 Muslime in Österreich. Die Zahl stieg vor allem durch Migranten, Geburten sowie Flüchtlinge aus dem arabischen Raum stark.[61] 34,6 % der österreichischen Muslime haben laut einer Studie aus dem Jahr 2017 „hochfundamentalistische“ Einstellungen.[62]
Der WienerStadttempel, die einzige erhaltene historische Synagoge Wiens, ist Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde
ZumJudentum bekennen sich etwa 8.140 Menschen. Die überwiegende Mehrheit davon, rund 7.000, lebt in Wien. Nach Angaben derIsraelitischen Kultusgemeinde Wien sind es österreichweit 15.000.
ZumBuddhismus, der in Österreich 1983 alsReligionsgemeinschaft anerkannt wurde, bekennen sich etwas über 10.000 Menschen. ZumHinduismus, der in Österreich als „eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ gilt, bekennen sich laut Volkszählung 2001 3.629 Personen.
20.000 Personen sind aktive Mitglieder derZeugen Jehovas. Ihre gesetzliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft wurde 2009 beschlossen.
Etwa 12 % der Bevölkerung (rund eine Million Personen) gehören nach der letzten Erhebung im Jahr 2001 keiner der in Österreich gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften an. Schätzungen zufolge lag die Zahl derAtheisten undAgnostiker 2005 bei 18 % bis 26 % (1.471.500 bis 2.125.500 Personen).[63]
Laut einer repräsentativen Umfrage desEurobarometers glaubten im Jahr 2005 54 % der Menschen in Österreich anGott, 34 % glaubten, dass es eine anderespirituelle Kraft gibt. 8 % der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 4 % der Befragten waren unentschlossen.[64][65]
Aufgrund vonpolitischen,sprachlich-kulturellen undideologischen Bedingungen, derentwegen Österreich seit demMittelalter als Teil einerdeutschen Identität aufgefasst wurde, vollzog sich die abschließende Entwicklung eines eigenständigen österreichischenNationalbewusstseins erst nach dem Zweiten Weltkrieg.[66]Bis Anfang des 19. Jahrhunderts existierte kein nationales Identitätsbewusstsein im modernen Sinn. Während für die „unteren“ Bevölkerungsschichten nur lokale Bindungen eine Rolle spielten, lagen bei den Eliten verschiedene, kaum miteinander konkurrierende Identitätsebenen in Gemengelage.[67]
Der Begriff „österreichische Nation“ hat sich als Bezeichnung für kollektive kulturelle, soziale, historische, sprachliche und ethnischeIdentitäten, die sich auf dem Gebiet der Republik Österreich entwickelt und die zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl der österreichischen Bevölkerung geführt haben, eingebürgert. Erste österreichische Wir-Identitäten entstanden bereits imFrühmittelalter. Zur Zeit derHabsburgermonarchie bis 1918 konzentrierte sich die kollektive Identifikation hauptsächlich auf die Dynastie beziehungsweise den Monarchen sowie auf kulturelle Eigenschaften, die als deutsch empfunden wurden. In diesem Zusammenhang siehtErnst Bruckmüller den Ansatz für die Entwicklung „zweier deutscher Nationen“.[68] Dieses Dilemma führte nach dem Zusammenbruch der Monarchie schließlich zu einer „fundamentalen kollektiven Identitätskrise“,[69] die als Mitgrund für das Scheitern der Ersten Republik verstanden wird und die schließlich auch zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 führte.
Bald nach dem „Anschluss“ und während des Krieges begann sich jedoch in manchen Gesellschaftsteilen eine österreichische Identität zu entwickeln, die vor allem durch Oppositionshaltungen zum NS-Regime und im Hinblick auf die Kriegsniederlagen zu erklären ist. Eine wichtige Identifikationsrolle bildete daher der österreichische Widerstand gegen denNationalsozialismus. Mit Bezugnahme auf diesen Sinneswandel prägte der Berliner PolitologeRichard Löwenthal den Spruch: „Die Österreicher wollten Deutsche werden – bis sie es dann wurden.“[70]
Auf breiter Basis entwickelte sich das österreichische Nationalbewusstsein jedoch erst nach dem Kriegsende. Dazu trugen auch politische und gesellschaftliche Erfolge wie der Abschluss des Staatsvertrages und der Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre bei. Heute ist das Vorhandensein einer österreichischen Nation, beziehungsweise eines österreichischen Volkes, überwiegend anerkannt.[71]
Historisch entstandene Ausnahmen sind dieWehrpflicht, die nur für Männer gilt, und die Pensionsregelung. Frauen dürfen in Österreich derzeit noch fünf Jahre früher in Altersruhestand gehen als Männer (Ausnahme: Beamtenruhestand). Da dies laut Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofes dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht, wurde beschlossen, das Pensionsantrittsalter der Frauen bis zum Jahr 2033 schrittweise an jenes der Männer (65 Jahre) anzupassen.
In fast allen Bereichen ist das Durchschnittseinkommen von Frauen geringer als das Durchschnittseinkommen von Männern (Ausnahme: Beamte). Im Jahr 2020 lag der Gender-Pay-Gap bei 18,9 % und damit deutlich über dem EU-Schnitt von 13 %.[73] Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Frauen früher in Ruhestand gehen, einerTeilzeitarbeit nachgehen oder sich der Kindererziehung widmen und daher Aufstiegschancen nicht wahrnehmen. Die außerfamiliäre Kinderbetreuung ist aufgrund desFöderalismus sehr unterschiedlich und so in Teilen des Landes mit der vollen Berufstätigkeit beider Elternteile nicht immer vereinbar. So ist dasGender-Pay-Gap etwa in Vorarlberg zweieinhalb mal so hoch wie in Wien.[74][75]
Die Tariflöhne in Österreich sind für beide Geschlechter gleich. Im Jahr 2021 waren 76,7 % der Männer und 68,1 % der Frauen erwerbstätig,[76] seit 2021 sind erstmals rund 40 % der Abgeordneten im österreichischenNationalrat weiblich.[77]
Auf dem internationalenGender Inequality Index der Vereinten Nationen von 2016 lag Österreich eher oben im geschlechtergerechten Feld auf Platz 24 aber 19 Plätze schlechter als noch 2014. 2022 lag Österreich auf Platz 22 von 193 Plätzen.[78]
Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen in Österreich gehören demMittelpaläolithikum, der Zeit derNeandertaler, an. Der Fundort mit den ältesten Spuren ist dieRepolusthöhle in der Steiermark. Viele weitere Fundstellen liegen in Niederösterreich, die bekanntesten befinden sich in der Wachau – darunter auch die Fundorte der beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, die figürlichen Frauendarstellungen derVenus vom Galgenberg und derVenus von Willendorf.
Nach der schrittweisen Besiedelung aller Regionen Österreichs in derJungsteinzeit, und damit des Übergangs von bis dahin bestehenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer zu bäuerlichen Dorfkulturen, steht dieKupfersteinzeit im Zeichen der Erschließung von Rohstoffvorkommen, vor allemKupfer. Aus dieser Zeit stammt der Fund der berühmten GletschermumieÖtzi im österreichisch-italienischen Grenzgebiet.
Während derBronzezeit zwischen dem 3. und dem 1. Jahrtausend vor Christus wurden immer größere Handelszentren und auch Befestigungen, vorwiegend in Rohstoff-Abbaugebieten, errichtet. Im Umkreis vonHallstatt begann die systematischeGewinnung vonSalz. Nach diesem Ort ist auch die ältere Periode derEisenzeit, dieHallstattzeit, benannt. Die jüngere Eisenzeit, auchLatènezeit genannt, steht im Zeichen derKelten, welche im Süden und Osten des heutigen Österreich das ersteStaatsgebilde errichteten – das KönigreichNoricum, eine Allianz aus dreizehn keltischen Stämmen. Der Westen wurde zu dieser Zeit vonRätern besiedelt.
Römische Provinz und Völkerwanderung 15 v. Chr. bis 700 n. Chr.
Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen ÖsterreichsRömischesHeidentor samt Modell des Originalzustands bei Petronell-Carnuntum
Der größte Teil des heutigen österreichischen Staatsgebiets wurde um 15 v. Chr. vomRömischen Reich besetzt. Der römische KaiserClaudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische ProvinzRegnum Noricum ein, deren Grenzen einen Großteil des heutigen Österreich umfassten. Die östlich vonVindobona (dem heutigenWien) gelegene StadtCarnuntum war die größte römische Stadt, weitere wichtige Orte warenVirunum (nördlich des heutigenKlagenfurt) undTeurnia (naheSpittal an der Drau).
Im 2. Jahrhundert n. Chr. verstärkte sich dieVölkerwanderung und der langsame Niedergang des römischen Reiches. Nach kontinuierlicher Bedrängung der Provinz Noricum durch dieGoten und andere germanische Völker, begann ab dem 6. Jahrhundert die Besiedlung des Gebiets. Vom Osten bis zurEnns siedelten die alsKhaghanat organisiertenAwaren sowie im Süden dieSlawen alsKarantanische Fürsten. Vom Westen bis zur Enns siedelten die zunehmend christianisierten und alsStammesherzogtum unter denFranken organisiertenBajuwaren sowie im heutigen Vorarlberg dieAlamannen.
Frankenreich und Heiliges Römisches Reich 700–1806
Im 8. Jahrhundert wurden zunehmend die großen Gebiete der Slawen und Awaren im Süden und Osten des heutigen Österreichs und darüber hinaus nachPannonien, vomFrankenreich erobert. Das eroberte slawische Karantanien kam unter bairische Kontrolle, als Teil derMarcha orientalis, demOstland derbairischen Stammesherzöge. 805 wurden durchKarl den Großen die eroberten awarischen Gebiete alsAwarenmark (Avaris) zusammengefasst und derenawarischen Fürsten demPräfekten der Mark des bairischen Ostlandes unterstellt, mit Sitz zunächst inLorch und später Oberpannonien der untergeordnetenDonaugrafschaften unterhalb der Enns bis zurRaab (dem heutigenNiederösterreich und östlich angrenzendem Donaugebiet).[79] 828 wurden fränkischeGrafschaften anstatt des bestehenden awarischen und slawischen Fürstentum in der Mark etabliert.[79] Das neue Gebiet wurde in Folge durch dieBajuwaren (Baiern) und Franken besiedelt, und dieChristianisierung, von u. a. zu diesem Zweck 798 gegründetenErzdiözese Salzburg sowieDiözese Passau aus, vorangetrieben und damit die Keimzelle des späteren Österreich gelegt.
Allerdings ging 907 dieses Gebiet an dieMagyaren verloren und erst nach derSchlacht auf dem Lechfeld 955 konnte sich das ostfränkische Reich in dem Gebiet behaupten. Damit konnte hier eine neue Welle bajuwarischer Siedlungstätigkeit beginnen.
Das zurückeroberte Gebiet wurde dann 976 gefestigt durch die Gründung des ältestenHerzogtum auf dem Boden des heutigen Österreichs, demHerzogtum Kärnten, und der Übertragung der übrigen bairischenMarcha orientalis alsMarkgrafschaft durch KaiserOtto II. anLuitpold, den Stammvater der später „Babenberger“ genannten Dynastie. Die älteste bekannte schriftliche Nennung des Namens „Ostarrichi“ stammt aus einem inBruchsal verfassten Dokument vom 1. November 996. Darin ist eine SchenkungKaiser Ottos III. an denBischof von Freising inNeuhofen an der Ybbs „in der gewöhnlichOstarrichi genannten Region“ („regione vulgari vocabulo Ostarrichi“) festgehalten. Diese Urkunde wird heute imBayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt. Aussprache und Schreibweise wandelten sich später zu „Österreich“. Das Gebiet wurde auch alsOstland (lat. „Austria“) oderOsterland bekannt.
Die Markgrafschaft Österreich wurde am 8. September 1156 von KaiserFriedrich I. (Barbarossa) auf dem Hoftag inKreuzhof beiRegensburg zu einem eigenständigen, von Bayern unabhängigenHerzogtum Österreich erhoben. Damit beginnt die eigentliche Geschichte Österreichs als selbständiges Territorium innerhalb desHeiligen Römischen Reiches.
Den Babenbergern folgte 1251Ottokar II. Přemysl aus dem Geschlecht derPřemysliden, der 1282 von denHabsburgern abgelöst wurde. Um ihren Rang zu betonen und ihre Dynastie den Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs gleichzustellen, machteRudolf IV. sein Herzogtum Österreich durch das gefälschtePrivilegium Maius (1358/59; lat.maius „größer“,Komparativ zumagnus „groß“) zumErzherzogtum Österreich. 1365 gründete Rudolf IV. auch dieUniversität Wien. Die Habsburger dehnten ihr Herrschaftsgebiet bis 1526 weiter aus und wurden zum Machtfaktor im Heiligen Römischen Reich. Schon die späten Babenberger hatten dieSteiermark mit Österreich verbinden können, die Habsburger schufen davon ausgehend mit der ErwerbungKärntens,Tirols,Krains und anderer Gebiete einen Länderkomplex in den Ostalpen, derHerrschaft zu Österreich genannt wurde. Ab 1438 besaß die Dynastie fast durchgehend dierömisch-deutsche Königs- und die damit verbundeneKaiserwürde. Ein Teil des Herrschaftsgebiets waren dieVorlande oder auchVorderösterreich genannt.
DieReformation der Kirche konnte sich anfangs schnell durchsetzen, wurde aber im Laufe des 17. Jahrhunderts zurückgedrängt, was von den damaligen Habsburgern als wichtige Aufgabe gesehen wurde. 1713 wurde mit derPragmatischen Sanktion erstmals ein für alle habsburgischen Länder gleichermaßen gültiges Grundgesetz in Kraft gesetzt. Es wurde (erstmals) festgelegt, dass nach dem absehbaren Aussterben der Herrscherdynastie in männlicher Linie die Erbfolge über die weibliche Linie zu erfolgen habe. Daraus ergab sich, dass die TochterKaiser Karls VI.,Maria Theresia, ihm als Monarchin derHabsburgischen Erblande folgen konnte und damit den Töchtern seines älteren BrudersJoseph vorgezogen wurde. ImÖsterreichischen Erbfolgekrieg konnte Maria Theresia, die mitFranz I. Stephan von Lothringen das neue HausHabsburg-Lothringen begründete, die Erbländer großteils für sich behaupten. Als Preußen und Russland im 18. JahrhundertPolen aufteilten, erhielt ÖsterreichGalizien zugesprochen.
Kaisertum Österreich (1804–1867) und Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918)
Das neueKaisertum Österreich war einVielvölkerstaat, in dem außer Deutsch auch Ungarisch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Rumänisch, Kroatisch, Serbisch, Slowakisch und Slowenisch gesprochen wurde. Mit seinen vormals zum Heiligen Römischen Reich gehörenden Gebieten gehörte es ab 1815 zumDeutschen Bund, in dessenBundesversammlung der österreichische Gesandte den Vorsitz führte. Salzburg fiel im Jahr 1816, nach mehrmaligem Besitzerwechsel, als Herzogtum an das Kaisertum Österreich, nachdem es seit 1328 ein eigenständiges geistliches Reichsfürstentum (Erzstift Salzburg) gewesen war.
Metternich prägte Österreichs Außenpolitik und beeinflusste Europa für viele Jahre im 19. Jahrhundert
Leitender Politiker des österreichischenBiedermeiers war der Außenminister und spätere StaatskanzlerKlemens Wenzel Lothar von Metternich. Ihm ging es darum, die Bevölkerung mit Zensur und Spitzelsystem zu kontrollieren, um mittelsRestauration diealte Ordnung, die absolute Monarchie zu erhalten. Die gleichen Ziele hatten zu dem ZeitpunktPreußen undRussland; gemeinsam gründeten diese drei Monarchien dieHeilige Allianz. Andererseits fand in dieser Epoche auch die Industrialisierung Österreichs statt. 1837 verkehrte zwischenFloridsdorf bei Wien undDeutsch-Wagram die erste Dampfeisenbahn, erstes Teilstück derNordbahn.
Unter der Herrschaft von KaiserFranz Joseph I. (1848–1916) erlebte Österreich eine Blütezeit der Künste und Wissenschaften
In derRevolution des Jahres 1848 strebten die Völker der Monarchie nach Demokratie und Unabhängigkeit, Staatskanzler Metternich wurde verjagt. Nur die k. k. Armee unterRadetzky,Jelačić undWindisch-Graetz und die Hilfe der russischen Armee sicherten der Monarchie das Überleben. Am 2. Dezember 1848 löste auf Wunsch der Dynastie der 18-jährigeFranz Joseph den kranken Kaiser Ferdinand I. auf dem Thron ab. Der unerfahrene neue Herrscher hielt 1849 Gericht über die aufständischenUngarn und ließ ein Dutzend der höchsten ungarischen Heerführer hinrichten. 1851 hob er imSilvesterpatent die von ihm selbst oktroyierte Verfassung auf. Seine Popularität war in den ersten 20 Jahren seiner Regierung ausgesprochen gering.
Im Kampf um die Vormachtstellung im Deutschen Bund (Deutscher Dualismus) erzwang Preußen unterBismarck eine Entscheidung im Sinn derkleindeutschen Lösung ohne Österreich. ImDeutschen Krieg 1866 unterlag Österreich, das den Deutschen Bund anführte, den Preußen in derSchlacht bei Königgrätz. Neben den süddeutschen Staaten standen auch das Königreich Sachsen und das Königreich Hannover imDeutschen Krieg auf der Seite Österreichs, die preußische Armee war jedoch in Führung und technischer Hinsicht überlegen. Der Deutsche Bund löste sich auf und Österreich spielte im weiteren deutschen Einigungsprozess keine Rolle mehr.
Bereits 1859 hatte Österreich nach derSchlacht von Solferino die Vorherrschaft in Norditalien verloren. Mit der Niederlage im Deutschen Krieg musste es 1866 auch nochVenetien an das mit Preußen verbündete Italien abtreten.
Der durch die Niederlagen politisch geschwächte Kaiser musste im Inneren tiefgreifende Reformen durchführen und seine(neo-)absolutistische Regierungsweise aufgeben. Gegen seinen zähen Widerstand erreichten seine Berater die Umwandlung in einekonstitutionelle Monarchie: mit dem auf das unzweckmäßigeOktoberdiplom 1860 folgendenFebruarpatent 1861, mit dem derReichsrat als Parlament geschaffen wurde.
Der mit Ungarn erzielteAusgleich von 1867 beendete den Boykott des Staates durch diemagyarische Aristokratie und führte zur Umwandlung des bisherigen Einheitsstaates in dieösterreichisch-ungarische Doppelmonarchie, eineRealunion. InCisleithanien (ein Begriff der Bürokraten- und Juristensprache), der inoffiziell meist Österreich genannten westlichen Reichshälfte, wurde dies durch dieDezemberverfassung 1867, die bis 1918 in Kraft blieb, effektuiert.
In Österreich führten die nationalen Wünsche der einzelnen Völker zu einer politisch überaus schwierigen Situation. Im Reichsrat, dessen Männerwahlrecht sukzessive demokratisiert wurde, bestanden von den 1880er Jahren an nur kurzlebige Zweckbündnisse; tschechische Abgeordnete betrieben Obstruktionspolitik. Der Reichsrat wurde vom Kaiser deshalb oft monatelang vertagt. Die k.k. Regierungen wechselten häufig, eine Politik der kurzfristigen Aushilfen wurde zur Regel – Beobachter sprachen vonFortwursteln statt zielgerichteter Politik.
Nach dem erzwungenen Rückzug aus Deutschland und Italien hatten der Kaiser und seine außenpolitischen Berater Südosteuropa als neues Einflussgebiet erkoren. Mit der 1908 erfolgten Annexion des 1878 mit Zustimmung desBerliner Kongressesbesetzten Bosnien, welche dieBosnische Annexionskrise auslöste, wurde Habsburg für viele politische Aktivisten auf dem Balkan zum Feind, der den nationalen Zusammenschluss behinderte. Außerdem trat die Monarchie dort in Konkurrenz zu Russland, das sich als Schirmherr aller Slawen bezeichnete.
Nach demAttentat von Sarajevo führten die Altersschwäche des 84-jährigen Kaisers, die Selbstüberschätzung der „Kriegspartei“ in Wien und Budapest (aus späterer Sicht eine Clique von Kriegstreibern) und die parlamentslose Regierungssituation im Juli 1914 zur Kriegserklärung anSerbien, aus der auf Grund der „Automatik“ der europäischen Beistandspakte binnen einer Woche der späterErster Weltkrieg genannte Große Krieg entstand. Die Niederlage der Doppelmonarchie, die im Herbst 1918 unausweichlich wurde, führte zu ihrem Ende. Mit 31. Oktober 1918 trat dasKönigreich Ungarn aus der Realunion mit Österreich aus. Parallel dazu teilte sich Cisleithanien ohne Mitwirkung von Kaiser, k.k. Regierung oder Reichsrat auf: in die neuen StaatenDeutschösterreich undTschechoslowakei; in Gebiete, die sich mit solchen außerhalb Österreich-Ungarns zu den neuen StaatenPolen undSHS-Staat konstituierten und in solche, die auf Grund des Ausgangs des Krieges anderen Nachbarstaaten (Italien,Rumänien) einverleibt wurden.
Am 21. Oktober 1918 traten die Reichsratsabgeordneten der deutschsprachigen Gebiete (sie bezeichneten sich selbst als Deutsche) einschließlich jenerBöhmens,Mährens undÖsterreichisch-Schlesiens zum ersten Mal alsProvisorische Nationalversammlung fürDeutschösterreich zusammen. Kriegsende und Zerfall der Monarchie waren bereits abzusehen, auch hätte das Land für einen weiteren Kriegswinter keine Ressourcen mehr gehabt. Den Vorsitz hatte der SozialdemokratKarl Seitz abwechselnd mit dem ChristlichsozialenJohann Nepomuk Hauser und dem GroßdeutschenFranz Dinghofer. Ihr Vollzugsausschuss wurdeStaatsrat genannt und bestellte am 30. Oktober 1918die erste Regierung Deutschösterreichs, deren Minister nach angelsächsischem Vorbild die Bezeichnung „Staatssekretär“ trugen; erster Staatskanzler wurdeKarl Renner, der 1945 bei der Gründung der Zweiten Republik neuerlich eine wichtige Rolle spielen sollte. Erster provisorischer Außenminister warVictor Adler. Auf dem vorwiegend von Menschen mit deutscher Muttersprache bewohnten Gebiet Altösterreichs entstand so ein neuer Staat.
Der Kaiser versuchte Anfang November 1918, den deutschösterreichischen Staatsrat in dieWaffenstillstandsentscheidungen einzubeziehen. Der Staatsrat entschied jedoch, die Monarchie, die den Krieg begonnen habe, müsse ihn auch beenden. Der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien vom 3. November 1918 (die ungarischen Truppen hatten die Front bereits Ende Oktober, zum AustrittUngarns aus der Realunion mit Österreich, verlassen) wurde somit noch von Kaiser Karl I. verantwortet. Kritik wie im Deutschen Reich, wo die zivilen Verhandler des Waffenstillstands später von rechtsgerichteten Politikern als „Novemberverbrecher“ geschmäht wurden, war daher nicht möglich.
Mitglieder der k. k. Regierung, desMinisteriums Lammasch, und desKabinetts Renner, das die Republik vorbereitete und den Zusammenprall der alten mit der neuen Staatsordnung vermeiden wollte, arbeiteten gemeinsam die Erklärung aus, mit derKarl I. am 11. November 1918 auf „jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichtete. Dies war zwar juristisch keine Abdankung, die Entscheidung über die Staatsform war damit aberde facto gefallen. Am 12. November fand dieAusrufung der Republik Deutschösterreich statt und es wurde von der Provisorischen Nationalversammlung formell beschlossen, dass der Staat Deutschösterreich eine demokratischeRepublik und Teil derdeutschen Republik sei.
Erste Republik (1918–1933)
Die neue Republik Österreich wurde Rechtsnachfolger von Österreich-Ungarn und musste imVertrag von Saint-Germain erhebliche Gebiete abtretenVon der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)Vertrag von Saint-Germain, Ratifizierungsurkunde
In denKoalitionsregierungen 1918–1920 (sieheStaatsregierung Renner I bisRenner III undMayr I) entstanden bedeutende Sozialgesetze (etwa Schaffung derArbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten, Acht-Stunden-Tag, Sozialversicherung). DerAdel wurde im April 1919 abgeschafft, Mitglieder der FamilieHabsburg-Lothringen durften nur in Österreich bleiben, wenn sie sich als Bürger der Republik bekannten und jeden Herrschaftsanspruch aufgaben. „Der ehemalige Träger der Krone“ (wie er im Gesetz hieß) wurde, da er die Abdankung verweigerte,auf Dauer des Landes verwiesen, war aber zuvor bereits in die Schweiz ausgereist, um der drohenden Internierung zu entgehen. Die Habsburg-Lothringenschen Familienfonds, quasi Stiftungsvermögen zugunsten selbst einkommensloser Habsburger, wurden zumStaatseigentum erklärt, individuelles Privatvermögen nicht angetastet.
ImVertrag von Saint-Germain wurde 1919 der Staatsname „Republik Österreich“ vorgeschrieben und der laut Verfassung vorgesehene Beitritt zur neuenDeutschen Republik durch die Verpflichtung zur Unabhängigkeit verhindert. Dieses „Anschlussverbot“ war außerdem durch Artikel 80 desVersailler Vertrags bewirkt, welcher das Deutsche Reich zur Achtung der Unabhängigkeit Österreichs verpflichtete.
Einige Gebiete, in denen die Mehrheit der Bevölkerung Deutsch sprach (Sudetenland, Südmähren, Südtirol), durften zudem wegen des entgegenstehenden Willens der Siegermächte nicht zu Österreich gelangen. DerKärntner Abwehrkampf gegen die Truppen desSHS-Königreichs mobilisierte hingegen die internationale Öffentlichkeit und führte auf Wunsch der Siegermächte zurVolksabstimmung in Südkärnten am 10. Oktober 1920, die eindeutig für die Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich derDrau zur Republik Österreich ausging.
Am 21. Oktober 1919, als der Friedensvertrag in Kraft trat, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert und 1920 das neue österreichischeBundes-Verfassungsgesetz (B-VG) beschlossen, in dem unter anderemWien als eigenes Bundesland definiert wird. (Das B-VG gilt in der Fassung von 1929, mit der das Amt des Bundespräsidenten gestärkt wurde, im Wesentlichen bis heute). Im Jahr 1921 wurde dasBurgenland, der überwiegend deutsch besiedelte Teil Westungarns, alsselbstständiges Land im Bund in die Republik aufgenommen. Für die natürliche Hauptstadt des Gebietes,Ödenburg(Sopron), wurde auf ungarischen Wunsch, der die Unterstützung Italiens fand, eineVolksabstimmung durchgeführt, wobei sich die Mehrheit für Ungarn entschied. In den zeitgenössischen österreichischen und ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung waren Divergenzen zu bemerken. Die Bundesregierung stellten seit Herbst 1920 die Christlichsozialen und ihre Unterstützer vom rechten Flügel (sieheBundesregierung Mayr II usw.). Die Sozialdemokraten, Mehrheitspartei im „Roten Wien“, waren nun auf Bundesebene in scharfer Opposition.
DieHyperinflation der frühen zwanziger Jahre wurde 1925 durch die Einführung derSchillingwährung beendet. Die konservative Regierung sorgte dafür, dass der Schilling stabil blieb; er wurde alsAlpendollar bezeichnet. Kehrseite dieser kargen Wirtschaftspolitik war, dass in der 1929 einsetzendenWeltwirtschaftskrise kaum staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der enorm hohen Arbeitslosigkeit vorgesehen waren.
Politische Wehrverbände(Republikanischer Schutzbund,Freiheitsbund) zogen Männer an, die als Sozialdemokraten einen Umsturz fürchteten oder inHeimwehren als Rechte die Demokratisierung ablehnten. 1927 wurde in Schattendorf im Burgenland auf waffenlos demonstrierende Schutzbündler gefeuert. Ein Invalider und ein Kind kamen zu Tode. Die Nachricht vomSchattendorfer Urteil, in dem die Täter freigesprochen wurden, führte am Tag darauf, dem 15. Juli 1927, zur Eskalation imWiener Justizpalastbrand. Die völlig überforderte Polizei schoss wahllos in die große Menschenmenge und machte dann Jagd auf flüchtende Demonstranten. Bei der sogenanntenJulirevolte waren 89 Tote zu beklagen, davon vier Polizisten. Bundeskanzler PrälatIgnaz Seipel („Keine Milde!“) verteidigte im Parlament das Vorgehen der Polizei.
In den folgenden Jahren führten die schlechte Wirtschaftslage und politische Auseinandersetzungen Österreich immer tiefer in eine Krise. In diesen Zeiten gab es nun einerseits Ideen zur österreichischen Identität und zu einem österreichischen Patriotismus und andererseits eine starke Bewegung hin zu einer großdeutschen Lösung und zum Anschluss Österreichs an Deutschland. DerAustromarxismus sprach vom EndzielDiktatur des Proletariats und machte damit allen Konservativen Angst; allerdings wollte man dieses Ziel auf demokratischem Weg erreichen.
Bei der letztenfreien Nationalratswahl der 1. Republik am 9. November 1930 verlor die christlichsoziale Partei die relative Mehrheit, sie erhielt nur 66 von 165 Mandaten, die sozialdemokratische Partei wurde stimmenstärkste Partei und erreichte 72 Mandate. Die Christlichsozialen stellten jedoch mit Unterstützung derGroßdeutschen Volkspartei und demLandbund weiter denKanzler.
Auf der rechten Seite des Parteienspektrums machte sich teilweise die Auffassung breit, die Demokratie sei zur Lösung der Probleme des Landes nicht geeignet.Benito Mussolini war dafür Vorbild. Einer der christlichsozialen Politiker, welche diese Haltung vertraten (es gab auch christlichsoziale Demokraten wieLeopold Kunschak), war BundeskanzlerEngelbert Dollfuß. Als der Nationalrat nach dem Rücktritt aller drei Präsidenten wegen einer Streitfrage um eine Abstimmung auseinanderging, verhinderte er im März 1933 dessen Wiederzusammentreten mit Polizeigewalt und verkündete die „Selbstausschaltung des Parlaments“. Eine von mehr als einer Million Menschen unterzeichnete Petition anBundespräsidentMiklas, für die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Zustandes zu sorgen, blieb erfolglos, obwohl Miklas die Verfassungswidrigkeit von Dollfuß’ Vorgehen klar war.
Dollfuß nützte das nach wie vor gültigeKriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz von 1917, um fortan eigenmächtig Gesetze durch Verordnungen der Bundesregierung zu ändern oder einzuführen. Am 12. Februar 1934 fanden die bis dahin schwelenden Auseinandersetzungen zwischen den regierendenChristlichsozialen(Vaterländische Front) und den oppositionellenSozialdemokraten in von Historikern teilweise alsÖsterreichischer Bürgerkrieg bezeichneten gewaltsamen Zusammenstößen ihren Höhepunkt. Die Regierung setzte dasBundesheer und seine Kanonen ein. Es folgten am selben Tag die Absetzung des Wiener BürgermeistersKarl Seitz und das Verbot der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Vorfeldorganisationen. Gegen Schutzbündler ergingen einigestandrechtliche Todesurteile.
Wenige Wochen danach kam es zumJuliputsch von Anhängern der in Österreich seit 1933 verbotenenNSDAP. Einigen Putschisten gelang es am 25. Juli 1934, in dasBundeskanzleramt vorzudringen, wo Dollfuß so schwer verletzt wurde, dass er kurz darauf, da ihm medizinische Hilfe verweigert wurde, im Amt verstarb. Der Putschversuch wurde innerhalb weniger Stunden niedergeschlagen. Neuer Bundeskanzler wurdeKurt Schuschnigg.
Die Politik des Ständestaates zielte darauf, Österreich als den „besseren deutschen Staat“ darzustellen. In der Tat war Österreich vor dem Anschluss an dasDeutsche Reich die um vieles mildere Diktatur: Mehrere von den Nationalsozialisten verfolgte Menschen, vor allem Schauspieler und Schriftsteller, suchten 1934 bis 1938 in Österreich Zuflucht. Im äußeren Erscheinungsbild kopierte das Regime (dies wurde späterKonkurrenzfaschismus genannt) Elemente aus dem faschistischen Italien und aus dem nationalsozialistischen Deutschland: Aufmärsche mit einem Fahnenmeer, die EinheitsorganisationVaterländische Front, dasFührerprinzip, das Verbot der Parteien.
HatteAdolf Hitler beim Juliputsch noch den Unbeteiligten gespielt, weil Mussolini Österreich damals noch unabhängig erhalten wollte, so verstärkte sich der Druck des Deutschen Reiches auf Österreich nach 1934 von Jahr zu Jahr. Schuschnigg wurde bei Treffen von Hitler eingeschüchtert und erpresst,nationale (= deutschnationale) Minister in seine Regierung aufzunehmen. Als der Kanzler im März 1938 in einem Verzweiflungsakt für den 13. März eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs ankündigte, erzwangen Hitler undGöring durch mehrmalige telefonische Drohungen am 11. März den Rücktritt Schuschniggs und von Bundespräsident Miklas die Einsetzung einer nationalsozialistischen Regierung unterArthur Seyß-Inquart. Parallel zu deren Amtsantritt am 12. März 1938 fand der längst vorbereitete Einmarsch der deutschen Truppen(Unternehmen Otto) statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten mancherorts, z. B. inGraz, die einheimischen Nationalsozialisten bereits die Macht ergriffen. Am 13. März 1938 erließ Hitler, von der Begeisterung seiner österreichischen Anhänger motiviert, das ursprünglich von ihm nicht für diesen Zeitpunkt vorgeseheneAnschlussgesetz. Sofort begann der Terror gegen jüdische Österreicher, der auch in sogenannten „Arisierungen“, das heißt dem Raub an jüdischem Eigentum, seinen Ausdruck fand.[82]
Adolf Hitler verkündet vom Balkon derHofburg den jubelnden Massen auf demHeldenplatz den Anschluss Österreichs am 15. März 1938Befreiung desKZ Mauthausen am 6. Mai 1945
Die gravierendste Folge des „Anschlusses“ war der sofort einsetzende Terror gegen jüdische Österreicher, der später im Massenmord gipfelte. Aus rassischen oder politischen Gründen unerwünschte Menschen flüchteten, sofern sie nicht bald imKZ landeten, zu Zehntausenden ins Ausland.
Österreich blieb im Reich zunächst als Land erhalten, am 14. April 1939 wurden dann aber die ehemaligen Bundesländer und Wien durch das „Ostmarkgesetz“ zu nationalsozialistischenReichsgauen umgebildet, der Name Österreich sollte verschwinden: So wurde das zunächst „Land Österreich“ genannte Gebiet kurz darauf als „Ostmark“ und ab 1942 schließlich als „Alpen- und Donau-Reichsgaue“ bezeichnet. Dabei wurde dasBurgenland zwischen den GauenNiederdonau undSteiermark aufgeteilt,Osttirol an den GauKärnten angeschlossen und der steirische Teil desSalzkammerguts zum GauOberdonau geschlagen. Die FlächeWiens wurde auf Kosten des Umlandes verdreifacht („Groß-Wien“).
Der gebürtige ÖsterreicherAdolf Hitler führte nach seinem beruflichen Scheitern in seinem Heimatland und seiner politischen Karriere in Deutschland Österreich in die nationalsozialistische Willkürherrschaft und ließ in der Folge alle Hinweise auf eine Eigenständigkeit des Landes tilgen. An Hitlers Politik und Verbrechen beteiligten sich zahlreiche Österreicher mit großer Intensität. Bekannte Täter wieArthur Seyß-Inquart,Ernst Kaltenbrunner undAlexander Löhr waren Österreicher. Österreicher stellten KZ-Aufseher,SS-Männer undGestapo-Mitarbeiter. Obwohl sie nur 8 % der Bevölkerung des Großdeutschen Reiches ausmachten, waren 14 % der SS-Mitglieder, 40 % der KZ-Aufseher und 70 % vonAdolf Eichmanns Stab österreichischer Abstammung.[83]
1938 wurde dasDoppellagersystem Mauthausen/Gusen errichtet, welches dasKZ Mauthausen undKZ Gusen umfasste. Im Laufe der Jahre wurde diesem Lagersystem einNetz von Außenstellen angeschlossen, das sich über ganz Österreich erstreckte. Aus ganz Europa wurden in diesen KonzentrationslagernZwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen u. a. in der Rüstungsproduktion und im Straßenbau eingesetzt. Allein in Mauthausen kamen etwa 100.000 Häftlinge ums Leben.
Eines der ersten von der provisorischen Staatsregierung erlassenen Gesetze war dasVerbotsgesetz, mit dem die NSDAP, ihre Wehrverbände sowie sämtliche Organisationen, die mit ihr zusammenhängen, aufgelöst und verboten wurden. Die Volkswahl des Bundespräsidenten wurde, wie schon 1932,sistiert und Karl Renner im Dezember 1945 von derBundesversammlung einstimmig zum Staatsoberhaupt gewählt. Daraufhin, bis 1947, wurde Österreich nach dem Willen der Besatzungsmächte durch eineAllparteienregierung (ÖVP, SPÖ, KPÖ) mitLeopold Figl als Bundeskanzler regiert. Ab 19. November 1947 bildeten ÖVP und SPÖ eine große Koalition. Diese wurde bis 1966 weitergeführt. Nach Renners Tod Ende 1950 wurdeTheodor Körner als Kandidat derSPÖ am 27. Mai 1951 zumBundespräsidenten gewählt. Dies war die erste Volkswahl eines Staatsoberhauptes in der österreichischen Geschichte.
Österreich wurde nach dem Krieg bis 1955 in vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt
Bis 1955 war Österreich, wie auch Nachkriegs-Deutschland, inBesatzungszonen aufgeteilt. Die größte Zone war diesowjetische, zu derOberösterreich nördlich der Donau (Mühlviertel) sowie östlich derEnns,Niederösterreich in den Grenzen von 1937 (d. h. vor der ErrichtungGroß-Wiens), das wieder errichteteBurgenland und inWien die Bezirke 2, 4, 10, 20, 21 und 22 gehörten. Von der Sowjetunion wurden alsDeutsches Eigentum beschlagnahmte Betriebe in einem „USIA“ genannten Konzern zusammengefasst, was gemäß den Beschlüssen derPotsdamer Konferenz Teil der von Österreich zu leistendenReparationen war. Unter den Österreichern, sowohl der Bevölkerung wie auch der Politik, war nach 1945 und bis weit in die folgenden Jahrzehnte hinein die Ansicht weit verbreitet, Österreich sei (wie in derMoskauer Deklaration 1943 formuliert) „erstes Opfer Hitlers“ gewesen, womit die Mitschuld am Zweiten Weltkrieg und amHolocaust heruntergespielt oder geleugnet werden sollte. Der überwiegende Teil rechtfertigte sich später damit, es sei ihmnichts anderes übrig geblieben.[86] Eine Folge dieser „Opferthese“ war die bis heute nur schleppend durchgeführteRestitution geraubten Vermögens.
Mit der Unterzeichnung desösterreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955 durch Leopold Figl für dieBundesregierung Raab I und durch Vertreter der vier Siegermächte und mit dem formal davon unabhängigen (also im Staatsvertrag nicht verankerten) Bekenntnis zurNeutralität sowie der Verpflichtung, keinen erneuten Anschluss an Deutschland anzustreben, erlangte die Republik am 27. Juli 1955 ihrevolle Souveränität.
Am 26. Oktober 1955, nach dem Abzug der Besatzungssoldaten, erfolgte vom Nationalrat der Beschluss über dieimmerwährende Neutralität Österreichs; dieser Tag ist seit 1965 österreichischerNationalfeiertag. Die Neutralität (heute besser: Bündnisfreiheit) ist eine militärische und bedeutete von Anfang an keine Äquidistanz zu den Wertesystemen von West und Ost.[87] Bedingt durch die Neutralität konnten aber sowohl mit den westlichen Ländern als auch mit den damaligenOstblockländern gute kulturelle und wirtschaftliche Bande geknüpft werden, was dem Land in der Zeit des Wiederaufbaues noch lange half.
Den Konflikt mitItalien wegen des mehrheitlich deutschsprachigenSüdtirol, das bis 1918 zurösterreichischen Reichshälfte gehört hatte und von Italien nach demErsten Weltkriegannektiert worden war, brachte Österreich in den 1960er Jahren vor die UNO. Die in der Folge (1969) für die Südtiroler Bevölkerung erreichteAutonomieregelung hat sich bewährt und wurde seither noch weiter ausgebaut.
1966 bis 1970 war dieBundesregierung Klaus II die erste Alleinregierung der Zweiten Republik, gestellt von der christdemokratischenÖVP unterJosef Klaus. 1970–1983 folgten sozialistische Alleinregierungen unterBruno Kreisky (sieheBundesregierung Kreisky I bisKreisky IV). Bedeutend für Österreich war in dieser Zeit die weit gespannte Außenpolitik Kreiskys, die unter anderem durch den Bau der WienerUNO-City und die Internationalisierung derPalästinenserfrage, die Kreisky erstmals vor die UNO brachte, symbolisiert wurde.
UNO-City in Wien, der dritte Amtssitz der Vereinten Nationen
1979 wurde Wien nach der Fertigstellung seinerUNO-City offiziell dritter Amtssitz der Vereinten Nationen neben New York und Genf. Unabhängig davon siedelte sich dieOPEC in Wien an.
1983 fädelte der abtretende Bruno Kreisky eine kleine Koalition der Sozialdemokraten (SPÖ) mit der damals nationalliberalenFreiheitlichen Partei (FPÖ) ein; die FPÖ hatte ihm durch Stillhalten bereits 1970 an die Macht verholfen (sieheBundesregierung Sinowatz). Nach der Wahl des rechtspopulistischen PolitikersJörg Haider zumParteiobmann der FPÖ 1986 beendete die SPÖ auf Betreiben vonFranz Vranitzky die Koalition.
Seit der Öffnung der Grenzen des früheren Ostblocks 1989/90 liegt Österreich nicht mehr an der Ostgrenze des westlich ausgerichteten Europas. Österreich wurde einer der stärksten Investoren in den Reformländern. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurden Menschen aus den einander bekriegenden jugoslawischen Nationalitäten verstärkt in Österreich aufgenommen.
Nach einer positiven Volksabstimmung am 12. Juni 1994 trat Österreich per 1. Jänner 1995 (gemeinsam mit Schweden und Finnland) der Europäischen Union bei.
Nach dem Ende desKalten Krieges 1991 und insbesondere nach dem EU-Beitritt 1995 wurde die Neutralitätspolitik alten Stils für Österreich obsolet. Der BegriffNeutralität ist aufgrund der unterzeichneten EU-Verträge im Wesentlichen auf Bündnisfreiheit reduziert und hat hauptsächlich identitätspolitische Bedeutung; de facto hat Österreich als Vollmitglied der EU, die eine gemeinsame Verteidigungspolitik anpeilt, diesem Vorhaben zugestimmt und kann daher nicht mehr neutral oder bündnisfrei sein.
Österreich hatte in der zweiten Hälfte 1998 sowie in der ersten Hälfte 2006 denVorsitz im Rat der Europäischen Union inne. 1999 wurde derEuro alsBuchgeld eingeführt, ab 1. Jänner 2002 ersetzte der Euro auch als Bargeld denSchilling. Österreich trat 1995 denSchengener Abkommen bei. Am 1. Dezember 1997 hob es die Grenzkontrollen zu Deutschland und Italien auf; seitdem gehört es zumSchengen-Raum. In der zweiten Jahreshälfte 2018 führte Österreich zumdritten Mal den Vorsitz im Rat der Europäischen Union.
Die SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierungen 1986–2000 wurden 2000–2006 von Regierungen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) abgelöst (sieheBundesregierung Schüssel I undSchüssel II). Die damals 14 anderen EU-Mitgliedstaaten reagierten auf die Regierungsbeteiligung der von ihnen als rechtsradikal eingeschätzten FPÖ mit einer vorübergehenden bilateralen Kontaktsperre auf Regierungsebene („EU-Sanktionen“). Nach der Spaltung der FPÖ 2005 wurde das neugegründeteBündnis Zukunft Österreich (BZÖ) Regierungspartner.
Nach einer 2007 in Kraft getretenen Verlängerung der Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf fünf Jahre wurde derNationalrat 2013 erstmals fünf Jahre nach der vorangegangenen Wahl gewählt. Bei dieser Wahl wurden die bisherigen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP mit Verlusten wiederum stärkste und zweitstärkste Partei (zusammen 99 von 183 Mandaten im Nationalrat). 2013 bis 2017 bildeten SPÖ und ÖVP erneut eine Koalitionsregierung (Bundesregierung Faymann II, 2016/17Bundesregierung Kern).
Nach den vorgezogenen Wahlen 2017, aus denen die ÖVP als stimmenstärkste Partei hervorging, bis zurIbiza-Affäre 2019 regierte eine Koalition aus ÖVP und FPÖ (Bundesregierung Kurz I), nach deren Abwahl im Nationalrat durch ein Misstrauensvotum amtierte 2019/20 erstmals eine Regierung unter einer weiblichen Bundeskanzlerin (Bundesregierung Bierlein), nach den Nationalratswahlen am 29. September 2019 amtiert seit Jänner 2020 erstmals auf Bundesebene eine Regierung aus ÖVP und den Grünen (Bundesregierung Kurz II).
Nach dem Bekanntwerden derInseratenaffäre erklärteSebastian Kurz am 9. Oktober 2021 den Rücktritt von seiner Funktion als Bundeskanzler. Kurz wurde in drei Ermittlungsverfahren der Strafverfolgungsbehörde als Beschuldigter geführt. Als sein Nachfolger wurde von der ÖVP Außenminister Alexander Schallenberg vorgeschlagen. Die verbleibenden 15 Mitglieder der Regierung Kurz II wurden mit 11. Oktober 2021 in die Bundesregierung unterAlexander Schallenberg (ÖVP) übernommen. Im Dezember 2021 übernahmKarl Nehammer das Amt des Bundeskanzlers. Die Koalition mit den Grünen wurde fortgeführt. Nach der knappen Bundespräsidentenwahl 2016 hat Alexander Van der Bellen 2022 seine Wiederwahl gleich im ersten Wahlgang geschafft.[91]
Österreich besteht aus neun Bundesländern, Wien als Bundeshauptstadt ist eines davon. Die Länder gliedern sich in insgesamt 79 Bezirke. Darunter ist die Gemeindeebene mit insgesamt 2093 Gemeinden, davon sind 15 Statutarstädte, welche die Bezirksverwaltung selbst ausüben (Stand 1. Jänner 2022).
Karte der neun österreichischen Bundesländer und Nachbarstaaten
Bundesländer und Bezirke von Österreich
Die österreichischen Bundesländer mit ihren Eckdaten
Wien ist eine in23 Gemeindebezirke gegliederte Stadt und seit 1920 zugleich Bundesland.
Städte und Ballungsräume
Schloss Schönbrunn, dahinter Teile des 14. und des 15. Wiener Gemeindebezirks.Graz ist nach Wien die zweitgrößte Stadt Österreichs.
Das mit Abstand größte Siedlungsgebiet in Österreich ist derBallungsraum Wien mit einer Einwohnerzahl von 2,85 Millionen (Stand 2019). Damit konzentriert sich mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Staates in der Hauptstadtregion.
Linz, drittgrößte Stadt Österreichs, Kulturhauptstadt Europas 2009
Weitere größere Stadtregionen umgeben die LandeshauptstädteGraz (Steiermark),Linz (Oberösterreich),Salzburg (Salzburg) undInnsbruck (Tirol). Zu den wichtigeren Städten zählen weiters (von West nach Ost)Feldkirch,Dornbirn undBregenz (Vorarlberg),Villach undKlagenfurt (Kärnten),Wels (Oberösterreich),St. Pölten undWiener Neustadt (Niederösterreich). Insgesamt besitzen 201 Gemeinden sehr unterschiedlicher Größe das Recht, sich Stadt zu nennen (Stadtrecht); nur bei den 15 Statutarstädten ist dies von verwaltungsrechtlicher Bedeutung. Ein großes Problem, vor allem in wirtschaftlich schwachen Gegenden, ist die Abwanderung (Landflucht) der ländlichen Bevölkerung in die städtischen Ballungsräume.
Von insgesamt 2093 Gemeinden in Österreich haben 1834 weniger als 5000 Einwohner.[96]
Auf österreichischem Staatsgebiet findet sich mit demKleinwalsertal einefunktionale EnklaveDeutschlands. Das Kleinwalsertal gehört zwar zu Vorarlberg und grenzt geografisch direkt an dieses, ist aber aufgrund dertopografischen Lage auf Straßen nur über Deutschland zu erreichen. Eine weitere funktionale Enklave Deutschlands ist die GemeindeJungholz in Tirol, die von Österreich aus nicht erreichbar und nur durch den 1636 Meter hohenSorgschrofen mit Österreich verbunden ist. Im Gegensatz zu ähnlichen funktionellen und geografischen Enklaven, wie dem Kleinwalsertal oder Jungholz, istHinterriß kein Zollanschlussgebiet zu Deutschland, obwohl es ebenfalls nur über Deutschlands Straßen erreichbar ist.
DieSaalforste sind österreichisches Staatsgebiet, stehen aber privatrechtlich im Eigentum desFreistaates Bayern.
Eine funktionale Enklave Österreichs bestand früher auf schweizerischem Staatsgebiet. DieSchweizer GemeindeSamnaun war lange Zeit auf dem Straßenweg nicht aus der Schweiz, sondern nur über Österreich (Tirol) zu erreichen. Dies führte dazu, dass die rätoromanische Sprache im 19. Jahrhundert aufgegeben und stattdessen ein demTirolerischen ähnlicher Dialekt angenommen wurde. Mittlerweile gibt es zwar eine Schweizer Straße nach Samnaun, doch besteht nach wie vor eine einst errichteteZollfreizone. Einen ähnlichen Status wie Samnaun hatte bis 1980 die GemeindeSpiss imösterreichisch-schweizerischen Grenzgebiet. Sie war lange Zeit nur über Samnaun erreichbar und hatte mit starker Abwanderung zu kämpfen, weil sie im Gegensatz zu anderen Enklaven kaum wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten bot.
Zudem bildet innerösterreichisch derBezirk Lienz eine Exklave des Bundeslands Tirol; das Bundesland Wien ist als Enklave vollständig von Niederösterreich umgeben.
Präsidentschaftskanzlei im Leopoldinischen Trakt der HofburgBundeskanzleramt am BallhausplatzDasParlament in Wien ist Sitz des Nationalrates und des Bundesrates
Österreich ist nach derBundesverfassung von 1920 in der Fassung von 1929, die 1945 wieder in Kraft gesetzt wurde, eineföderale, parlamentarisch-demokratischeRepublik, bestehend aus neunBundesländern.Staatsoberhaupt ist derBundespräsident, der (aufgrund der Verfassungsnovelle 1929) seit 1951 für sechs Jahre direkt vom Volk gewählt wird; eine einmalige Wiederwahl ist zulässig.
Da Österreich ein Bundesstaat ist, sind sowohl die Gesetzgebung als auch die Verwaltung zwischen Bund und (Bundes-)Ländern geteilt (siehe auch:Föderalismus in Österreich).
Bund
Die Bundesgesetzgebung üben der Nationalrat und der Bundesrat in der Regel gemeinsam aus (Zweikammersystem).
DerNationalrat, mit seinen 183 Abgeordneten, ist die dominierende Kammer und wird nach dem allgemeinen, gleichen, unmittelbaren und geheimen Wahlrecht von allen über 16-jährigen Staatsbürgern nach den Grundsätzen derVerhältniswahl gewählt. Seine Gesetzgebungsperiode dauert fünf Jahre, wenn sie nicht vom Nationalrat selbst oder von Bundespräsident und Bundesregierung durch Auflösung verkürzt wird, um frühere Neuwahlen zu ermöglichen. Eine4-Prozent-Hürde verhindert eine zu große Zersplitterung der Parteienlandschaft im Nationalrat. Die Mitglieder des Nationalrats besitzen ein freies Mandat und genießen berufliche und außerberufliche Immunität.
DerBundesrat wird von den einzelnenLandtagen (den Parlamenten der Bundesländer) nach der Bevölkerungszahl beschickt und vertritt dadurch im Sinne des bundesstaatlichen Prinzips die Interessen der Länder in der Bundesgesetzgebung. Er besitzt in den überwiegenden Fällen nur ein aufschiebendesVetorecht, das durch einenBeharrungsbeschluss des Nationalrates überstimmt werden kann. Nur in Fällen, in denen in die Rechte der Bundesländer eingegriffen wird, besitzt der Bundesrat ein absolutes Vetorecht. Da der Bundesrat nach Parteienproporz beschickt wird, wird häufig kritisiert, dass dort nicht nach Länder-, sondern nach Parteieninteressen abgestimmt werde. Die Mitglieder des Bundesrats besitzen ein freies Mandat und genießen berufliche und außerberufliche Immunität.
Regierungschef ist auf Bundesebene derBundeskanzler, der vom Bundespräsidenten ernannt wird. Üblicherweise wird nach einer Nationalratswahl der Spitzenkandidat der stimmenstärksten Partei mit der Regierungsbildung beauftragt. Dies ist aber keine Verfassungsregel. In der Folge wird dieBundesregierung, das sind Bundeskanzler, Vizekanzler und alle sonstigen Bundesminister als Kollegialorgan, vom Bundespräsidenten auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernannt (wobei der Bundespräsident Vorschläge auch ablehnen kann). Die Bundesregierung bzw. ihre Mitglieder sind vom Vertrauen des Nationalrats abhängig (politische Verantwortlichkeit), weshalb Minderheitsregierungen bisher nur in Ausnahmefällen ernannt wurden.
Land
Die Landesgesetzgebung in den Bundesländern übt der jeweiligeLandtag aus (Einkammersystem). Er wird von den über 16-jährigen Landesbürgern aufgrund des gleichen, unmittelbaren, persönlichen, freien und geheimen Wahlrechts nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. Die Mitglieder der Landtage besitzen ein freies Mandat und genießen berufliche und außerberufliche Immunität.
Der Landtag wählt dieLandesregierung, die aus demLandeshauptmann oder -frau, der erforderlichen Zahl von Stellvertretern und weiteren Mitgliedern (Landesräten) besteht. Die Landesregierung ist dem Landtag politisch verantwortlich.
Die großen Interessenvertretungen werden alsSozialpartner bezeichnet, wenn sie gemeinsam nach Kompromissen in Streitfragen suchen; dadurch sind Streiks in Österreich selten geworden. Gelegentlich werden sie als nicht gewählteNebenregierung bezeichnet und Österreich wird alsKammerstaat kritisiert.SPÖ undÖVP haben die Kammern 2007 inVerfassungsrang gehoben.
Politische Parteien
Wahl-Ergebnisse in Österreich seit 1945, im Hintergrund die Regierungskoalitionen
Seit der Gründung derRepublik Österreich wird die Politik von zwei großenParteien, der christlich-konservativen Volkspartei ÖVP (bis 1934 „Christlichsoziale Partei“, 1934–1938 „Vaterländische Front“) sowie der sozialdemokratischen SPÖ (seit 1991, vorher seit 1945 „Sozialistische Partei Österreichs“ bzw. 1918 bis 1933 „Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs“, davor „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“), geprägt. Beide entstanden schon während der Monarchie und wurden nach der Befreiung Wiens am Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945 neu beziehungsweise wieder gegründet. 1945–1966 und 1986–1999 regierten diese beiden Parteien trotz ihrer weltanschaulichen Gegensätze in einer Großen Koalition. Die positiven Auswirkungen dieser Kooperation wurden unter dem Begriff derSozialpartnerschaft, die negativen als parteipolitischerProporz thematisiert.
Drittes, bis in die 1990er Jahre wesentlich kleineres parteipolitisches Kontinuum ist dasdeutschnationale Lager, welches sich in der ersten Republik vor allem in derGroßdeutschen Volkspartei, in der zweiten Republik im VdU (Verband der Unabhängigen), danach in der FPÖ, der Freiheitlichen Partei Österreichs, sammelte. In den ersten Jahren der Zweiten Republik spielte auch die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) eine Rolle in der Politik des Landes, seit den 1960er Jahren ist sie jedoch als Kleinpartei auf Bundesebene bedeutungslos. Bei regionalen Wahlen, so vor allem inGraz und der Steiermark, erreicht sie auch heute noch teils beachtliche Stimmanteile.
In den 1980er Jahren brach das starre, manchmal auch als „hyperstabil“ bezeichnete Parteiensystem (mit einer der höchsten Dichten an Parteimitgliedern weltweit) auf. Mit der Volksabstimmung gegen dasAtomkraftwerk Zwentendorf und derBesetzung der Hainburger Au erstarkte die Umweltbewegung. 1986 gründeten sich dieGrünen. Die FPÖ hingegen begann sich alsrechtspopulistische Partei neu zu positionieren. Von ihr spaltete sich 1993 dasLiberale Forum ab. Im Jahr 2005 erlebte die FPÖ mit der Gründung des Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ) ihre zweite Spaltung. Bei derNationalratswahl in Österreich 2008 erreichten FPÖ und BZÖ in Summe etwa die Stärke der SPÖ, kamen aber weder für SPÖ noch ÖVP als Koalitionspartner in Frage. DieParteienförderung in Österreich („Demokratiekosten“) ist im internationalen Vergleich, bezogen auf die Einwohnerzahl, nach Japan die zweithöchste – 2014 betrug sie insgesamt 205 Millionen Euro.
Im Oktober 2012 wurde unter dem NamenNEOS – Das Neue Österreich eine neue Partei gegründet und trat zur Nationalratswahl in Österreich 2013 in einem Wahlbündnis mit dem Liberalen Forum an, mit welchem sie in der Folge im Jänner 2014 fusionierte. Bei der Nationalratswahl im Jahr 2013 erreichte die Partei fünf Prozent der Stimmen und zog mit neun Abgeordneten in den Nationalrat ein.
2017 entwickelten sich einige Neuheiten in der österreichischen Parteienlandschaft: die Grünen verfehlten den Wiedereinzug ins Parlament, nachdem sich eine Gruppierung rund um Peter Pilz abgespalten hatte und den Einzug in den Nationalrat schaffte. Die ÖVP tritt nunmehr mit türkiser statt schwarzer Parteifarbe auf und nennt sich „Die Volkspartei“ (bis 2022 „Die Neue Volkspartei“). Bei der Nationalratswahl 2019 zogen die Grünen mit 13,9 % der Stimmen wieder ins Parlament ein und stellen seitdem zusammen mit der ÖVP die Regierung.
DerStaatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 192,6 MilliardenUS-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 187,3 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergab sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,3 Prozent desBIP.[104]
Die Verschuldung des Gesamtstaates einschließlichSozialversicherung erreichte im März 2011 ihren bisher höchsten Stand mit 210,3 Milliarden Euro. Im Jahr 2008 hatte die Gesamtstaatsverschuldung noch 176,8 Milliarden Euro betragen. Dieser sprunghafte Anstieg ist vor allem auf dieweltweite Finanz- und Wirtschaftskrise und die damit verbundenen staatlichen Hilfs- und Rettungspakete für den Finanzsektor und auf Wirtschaftsförderungen zurückzuführen.
DieStaatsverschuldung Österreichs sank zwischen 2001 und 2007 von 66,8 % auf 60,2 % desBIPs. Dennoch wurde dasMaastricht-Ziel von höchstens 60 % niemals seit 1992 – vor dem Beitritt zur EU 1995 – erreicht. Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stieg die Verschuldung Österreichs auf knapp 85 % an.
2011 wurde eine sogenannteSchuldenbremse im Bundeshaushaltsgesetz beschlossen, die konkrete Beschränkungen für das Haushaltssaldo in den Jahren 2012 bis 2016 vorschreibt und ab 2017 das strukturelle Defizit auf 0,45 % des BIP beschränkt.[105]
Österreichisches Außenministerium am WienerMinoritenplatz
Seit dem Beitritt von Tschechien, der Slowakei, Ungarns und Sloweniens zur EU im Jahr 2004 ist Österreich, mit Ausnahme derSchweiz und desFürstentums Liechtenstein, nur von anderen Mitgliedsstaaten der EU umgeben. Seine Sicherheitspolitik konzentriert sich daher auf Terrorabwehr und auf internationale Einsätze des Heeres im Rahmen derEU und derUNO.
Im Kalten Krieg sah Österreich sich an der Schnittstelle zweier einander gegenüberstehender Machtblöcke – derWestmächte und desOstblocks. Gemäß derNeutralität, die derSowjetunion zur Erlangung desÖsterreichischen Staatsvertrages im Jahr 1955 zugesichert worden war, verhielt sich Österreich beiden Machtblöcken gegenüber formell neutral, obwohl es der Sowjetunion gegenüber von Anfang an eine westliche Ausprägung von Demokratie, Wirtschaft und Politik betont hatte.
Die Außenpolitik des Landes trug oft zur Stabilität der Region und zur kooperativen Neugestaltung der Ost-West-Beziehungen bei.Wien wurde als internationaler Konferenzort attraktiv, da man weder in einem NATO-Land noch im Gebiet des Warschauer Paktes tagte. Dieses Konzept wurde allerdings mit demFall des Eisernen Vorhanges 1989 obsolet.
Österreich trat 1995 derEU bei; innenpolitisch wurde argumentiert, man gehe „als neutrales Land in die EU“. (Dass man gegenüber anderen EU-Mitgliedstaaten schwerlich neutral sein kann, wurde öffentlich nicht erörtert.) Später hat sich Österreich dazu entschlossen, diePetersberg-Aufgaben und weitere Beschlüsse im Rahmen dergemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP), eines militärischen Beistandspakts der EU, sowie dergemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU mitzutragen und lediglich explizit militärische Bündnisse zu vermeiden.
Im Jahr 2008 wurde daher mit dem neuen Artikel 23 f (seit 2010: Artikel 23 j)Bundes-Verfassungsgesetz eine rechtliche Grundlage zur Teilnahme an friedenserhaltenden Maßnahmen beschlossen. Das 1955 wieder eingerichteteBundesheer nimmt somit amNATO-ProgrammPartnerschaft für den Frieden teil, das keine Beistandspflicht enthält. In derWesteuropäischen Union, die am 31. März 2010 aufgelöst wurde und die in der GSVP aufgegangen ist, hatte Österreich Beobachterstatus. Die weiteren Entwicklungen rund um GSVP und GASP in der EU sind offen und könnten zu weiteren Herausforderungen für bündnisfreie EU-Staaten wie Österreich führen.
Österreich trat im Jahr 1955 denVereinten Nationen bei. Wien wurde 1980 nachNew York City undGenfdritter Amtssitz des Sekretariats der Vereinten Nationen (ein weiterer Sitz wurde später inNairobi, Kenia, errichtet) und misst diesem außenpolitischen Element traditionell großen Stellenwert bei. 1972–1981 war der später umstrittene österreichische Ex-AußenministerKurt WaldheimGeneralsekretär der Vereinten Nationen. 2009 und 2010 hatte Österreich einen nicht-ständigen Sitz imWeltsicherheitsrat inne. Insgesamt dienten bisher über 50.000 Österreicher unter der UN-Flagge als Soldaten, Militärbeobachter, Zivilpolizisten und zivile Experten in aller Welt. Neben den UN-Dienststellen bestehen in Wien Amtssitze weiterer internationaler Organisationen. Dazu gehören dieInternationale Atomenergie-Organisation (IAEO, seit 1957 in Wien), dieOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Sitz der 1960 in Bagdad gegründetenOPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries) sowie diverseNichtregierungsorganisationen(NGOs).
Die formelle Aufhebung des 1955 beschlossenen Bundesverfassungsgesetzes über die immerwährende Neutralität erfordert eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat, deren Zustandekommen als generell unwahrscheinlich gilt, da das Neutralitätsgesetz aus historischen Gründen Symbolcharakter hat. Im In- wie im Ausland ist daher vielen Beobachtern nicht klar, dass Österreich heute zwar nach wie vor militärisch bündnisfrei ist und Stützpunkte und Truppenbewegungen fremder Armeen auf seinem Gebiet nicht zulässt, die klassische Neutralität aber nicht mehr besteht. Die Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte wählten nämlich den Weg, Einschränkungen der Neutralitätsbestimmungen nicht im Neutralitätsgesetz vorzunehmen, sondern dazu andere, unauffälligere Bundesverfassungsgesetze beschließen zu lassen.
DasBundesheer besteht aus etwa 25.000 Mann im Präsenzstand und rund 30.000 Mann derMiliz. DerPräsenzdienst dauerte bis zum 1. Jänner 2006 acht Monate und seither sechs Monate. Das Militärbudget ist 2021 mit rund 3,3 Milliarden Euro in absoluten Zahlen das höchste Budget in der Geschichte des Bundesheeres, gleichzeitig aber mit 0,8 % des Bruttoinlandsprodukts eines der relativ niedrigsten der Welt.[107]
Die militärischeLandesverteidigung fußt auf der allgemeinenWehrpflicht aller männlichen Staatsbürger im Alter von 17 bis 50 Jahren. Österreich ist damit eines der wenigen EU-Länder, das die Wehrpflicht aktiv aufrechterhält. Frauen können einen freiwilligenWehrdienst ableisten. Seit 1975 können Wehrpflichtige, die einen Wehrdienst aus Gewissensgründen ablehnen, einenWehrersatzdienst ableisten. Dieser dauert seit dem 1. Jänner 2006 neun Monate und kann auch imAuslandsdienst als Friedensdienst,Gedenkdienst oder Sozialdienst abgeleistet werden, wobei er jedoch zehn bis elf Monate dauert.
Regionale Zusammenarbeit
Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ist ein Beispiel erfolgreicher regionaler Zusammenarbeit
Die regionale Zusammenarbeit derEuroparegionen ist eine länderübergreifende Kooperation mit den Nachbarstaaten, vor allem auf wirtschaftlicher Ebene. Die Europäische Union sowie die österreichische Bundesregierung und die jeweiligen Landesregierungen erhoffen sich neben dem Aspekt der länderübergreifenden Zusammenarbeit auch eine Stärkung der potenziell schwächeren Randregionen.
Europaregionen mit österreichischer Beteiligung sind:
Im März 2007 wurde vomMinisterrat dieÖsterreichische Klimastrategie beschlossen, um bis 2012 die Ziele desKyoto-Protokolls zu erreichen, die demKlimawandel, von dem der Alpenraum in besonderem Maße betroffen ist, entgegenwirken sollen. 2020 wurden in Österreich 73,6 Mio. Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent emittiert. Das sind 6,2 % weniger als im Kyoto-Basisjahr 1990. Die größten Emittenten sind die Sektoren Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft.[108]
Im Rahmen des EU-Gesetzgebungspakets von 2021Fit for 55 muss Österreich seine Treibhausgasemissionen außerhalb des Emissionshandels um 36 % gegenüber 2005 verringern.[109][110]
DasUmweltbundesamt ist die Fachstelle der Republik Österreich für Umweltschutz und Umweltkontrolle. In dieser Eigenschaft unterstützt das Umweltbundesamt die Bundesregierung bei der Durchsetzung der Klimastrategie.
DerAustrian Council on Climate Change (ACCC) ist der österreichische Klimabeirat. Der ACCC stellt sich besonders als Informationsportal der nationalen und internationalen Klimapolitik und -forschung dar inKooperation mit dem BML und dem Umweltbundesamt.[111]
DasKlimabündnis Österreich hat das Ziel, dieindigenen Völker zu unterstützen. Das Klimabündnis Österreich besteht aus Gemeinden und Städten, allen neun Bundesländern, Schulen, Bildungseinrichtungen und Betrieben sowie derCOICA, einem Zusammenschlussindianischer Organisationen imAmazonasraum.
Dieerneuerbaren Energien waren in Österreich seit Jahrzehnten das Rückgrat derStromerzeugung. Bis 1997 kamen zwei Drittel der Stromerzeugung aus der Wasserkraft. Im Jahre 2022 hat die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien eine Quote von 85 % erreicht.[112]
Am 25. September 2019 rief Österreich als neuntes Land weltweit durch Stimmen von ÖVP, SPÖ, Neos und Liste Jetzt denKlimanotstand aus. Hiermit hatte man sich dazu bekannt, der Klimakrise und ihren Folgen „höchste Priorität“ einzuräumen. Der Antrag beinhaltet auch das Vorhaben, künftige Gesetze auf deren Auswirkungen auf das Klima zu prüfen.[113]
BeimKlimaschutz-Index, einer von der OrganisationGermanwatch jährlich durchgeführten Evaluierung der Klimaschutzbemühungen von Staaten, erreichte Österreich im Jahr 2020 den 38. Platz von 61 Bewertungen und liegt damit im unteren Mittelfeld unter dem EU-Durchschnitt.[114]
Entwicklung der Gesamtkriminalität in Österreich 2009 bis 2018
Wie in zumindest allen wohlhabenden Ländern derwestlichen Welt gibt es seit Anfang der 1990er Jahre einen allgemeinenKriminalitätsrückgang, vor allem beiDiebstahl undGewaltkriminalität.[118] Hinzu kommt eine gestiegene Sicherheit durch Waffenverbote, von denen Frauen allerdings weniger als Männer profitieren, da sie meist in Beziehungen Opfer von Gewalt werden.[119]
Was allerdings angestiegen ist, ist die Korruption von politischen Amtsträgern und die Verquickung von politischer und privatwirtschaftlicher Kriminalität.[120] Dies liegt nicht nur an den Oligarchisierungstendenzen repräsentativer Demokratien, sondern auch an einer seit einigen Jahren strengeren Gesetzgebung, durch die derartige Vergehen intensiver verfolgt und damit stärker publik gemacht werden.
Für Vergleiche der Gewaltneigung über lange Zeiträume und große räumliche Distanzen hinweg wird die Rate der Tötungsdelikte als Index verwendet.[121] Österreich kam hierbei im Jahr 2016 auf 0,7 Fälle pro 100.000 Einwohner. Ein Höhepunkt war 1991 mit 1,3 Fällen. Die heutigen 0,7 Fälle liegen unter dem Durchschnitt in Westeuropa, der bei eins liegt. Der Durchschnitt in Gesamt-Europa lag bei drei Fällen pro 100.000 Einwohner, der globale Durchschnitt bei 6,1. Ostasiatische Staaten liegen durchschnittlich bei 0,6 Fällen,Singapur bei nur 0,2 Fällen pro 100.000 Einwohner.[122]
Detaillierte, flächendeckende Daten werden seit 2001 in derösterreichischen Polizeilichen Kriminalstatistik veröffentlicht. 2018 wurden erstmals weniger als 500.000 angezeigte Delikte erfasst. Die Aufklärungsquote stieg auf einen Rekord von 52,5 %. In wesentlichen Deliktsfeldern wie Einbruchsdiebstählen in Wohnungen und Wohnhäusern, Kfz-Diebstählen sowie Taschen- und Trickdiebstählen, die als Formen der Kriminalität einen wesentlichen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Menschen haben, ist die Zahl der Anzeigen deutlich rückläufig.[123]
Zudem wird international von einer steigenden Anzeigebereitschaft beziehungsweise einer sich verringerndenDunkelziffer ausgegangen, vor allem beiGewalt gegen Frauen. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass die Kriminalität insgesamt noch stärker zurückgeht, als aus Polizeistatistiken ersichtlich.[124] In jüngerer Zeit werden vor allem Frauenmorde (Femizide) thematisiert, inwieweit dies ein spezifisch österreichisches Problem darstellt, wird kontrovers diskutiert.[125][126][127]
Rechtswesen
Bundesverfassungsrecht
Seit 2012 Sitz des Verfassungsgerichtshofes: Wien 1., Freyung 8Der Verwaltungsgerichtshof Österreichs befindet sich in derBöhmischen Hofkanzlei am Wiener JudenplatzDerOberste Gerichtshof befindet sich imJustizpalastDas Palais Trautson, Sitz des Justizministeriums
Das österreichischeBundesverfassungsrecht ist zersplittert, da es im Gegensatz zu anderen Staaten keinInkorporationsgebot gibt, dem zufolge sämtliche nach Inkrafttreten der Verfassung beschlossenen Änderungen oder Ergänzungen ausschließlich direkt in die Verfassungsurkunde selbst aufzunehmen wären und nicht in gesonderten Verfassungsgesetzen erlassen werden dürften. Verfassungsregeln finden sich daher in Österreich nicht nur imBundes-Verfassungsgesetz selbst, sondern auch in vielen anderen Verfassungsgesetzen und in einfachen Gesetzen enthaltenen Verfassungsbestimmungen.
Vom 1. Juli 2003 bis 31. Jänner 2005 tagte ein Verfassungskonvent („Österreich-Konvent“), der Vorschläge für eine Reform der österreichischen Bundesverfassung erarbeitete. Der VorsitzendeFranz Fiedler erarbeitete einen eigenen Schlussbericht, da über die zukünftige Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern keine Einigung erzielt wurde.
Zentrales Verfassungsdokument ist
dasBundes-Verfassungsgesetz vom 1. Oktober 1920 in der Fassung von 1929 (B-VG) mit den seither ergangenen Novellen, das den „Kern“ des Bundesverfassungsrechts bildet.[128]
EinGrundrechtskatalog fehlt im B-VG. Er wird durch mehrere in Verfassungsrang stehende Rechtstexte gebildet:
das Finanz-Verfassungsgesetz vom 21. Jänner 1948,BGBl. Nr. 45/1948, in der geltenden Fassung, das denFinanzausgleich zwischen „dem Bund und den übrigen Gebietskörperschaften“ (Originaltitel) regelt,[132]
der per 1. Jänner 1995 vom Parlament genehmigte EU-Beitrittsvertrag (BGBl. Nr. 45/1995),[134]
weitere Ratifizierungen von EU-Verträgen.
Daneben bestehen noch mehr als 1.300 rein formelle Verfassungsgesetze und in einfachen Gesetzen als Verfassungsbestimmung bezeichnete Rechtsregeln (diese sichern sonst verfassungswidrige Ausnahmeregelungen ab) sowie Staatsverträge in Verfassungsrang. Am 4. Jänner 2008 wurde das Erste Bundesverfassungsrechtsbereinigungsgesetz (BVRBG),BGBl. I Nr. 2/2008, publiziert. Damit wurden 71 Bundesverfassungsgesetze, 167 Verfassungsbestimmungen und 6 verfassungsändernde Staatsverträge außer Kraft gesetzt oder als nicht mehr geltend festgestellt, außerdem 24 Bundesverfassungsgesetze zu einfachen Bundesgesetzen heruntergestuft und 225 weitere Bestimmungen ihres Verfassungsranges entkleidet.
Europarecht
1995 erfolgte die Übernahme desAcquis communautaire, des gemeinsamen Rechtsbestandes der EU, der durch die seit dem EU-Beitritt unter Mitwirkung Österreichs erlassenenEG-Richtlinien (Rahmengesetze) undEU-Verordnungen (direkt anwendbare Gesetze) sowie durch Letztentscheidungen desEuropäischen Gerichtshofes (EuGH) ständig weiterentwickelt wird. Im Zweifelsfall hat das Gemeinschaftsrecht Vorrang. Betroffen sind insbesondereWirtschafts-,Unternehmens- und Kapitalrecht, lediglich bei den Grundrichtlinien der Verfassung, den sogenanntenBaugesetzen, zu deren Änderung eineVolksabstimmung notwendig ist, wird von der Höherrangigkeit österreichischen Rechts ausgegangen.
Österreich hat – wie insgesamt 17 von 27 Mitgliedstaaten – den EU-Verfassungsvertrag ratifiziert; da die nötige Einstimmigkeit aller Mitgliedsstaaten dafür nicht zu erreichen war, wurde im Herbst 2007 derVertrag von Lissabon abgeschlossen, der die wesentlichsten „Verfassungsbestimmungen“ enthält, ohne sie als solche zu bezeichnen, und der auf Symbole der Staatlichkeit der EU verzichtet. Auch diesen hat Österreich ratifiziert.
Die zentralePrivatrechtskodifikation Österreichs, dasAllgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB) vom 1. Juni 1811 (in Kraft getreten am 1. Jänner 1812), ist eineNaturrechtskodifikation, die 1914–1916 unter Einfluss derHistorischen Rechtsschule tiefgreifend novelliert wurde. Weit reichende Änderungen erfolgten dann erst wieder ab 1970, insbesondere im Familienrecht. Große Bereiche des Privatrechts sind allerdings außerhalb des ABGB geregelt, wobei viele dieser Sondergesetze im Zuge des „Anschlusses“ anDeutschland 1938 in Österreich eingeführt wurden und nach 1945 in gegebenenfallsentnazifizierter Fassung beibehalten wurden; so etwa dasEhegesetz (EheG), dasUnternehmensgesetzbuch (UGB) und das Aktiengesetz (AktG).
Das ÖsterreichischeStrafrecht ist in modernen Kodifikationen wie etwa demStrafgesetzbuch (StGB) vom 23. Jänner 1974 oder derStrafprozessordnung (StPO) vom 31. Dezember 1975, 2004 mit Inkrafttreten am 1. Jänner 2008 durchgreifend geändert, geregelt. Das StGB kennt außer Strafen auch „vorbeugende Maßnahmen“. Sowohl Strafen als auch Maßnahmen dürfen nur wegen einer Tat verhängt werden, die schon zur Zeit ihrer Begehung mit Strafe bedroht war (Verwirklichung desRückwirkungsverbotes im Strafrecht:Nulla poena sine lege, § 1 StGB). DieTodesstrafe ist im ordentlichen Verfahren seit 1950, im außerordentlichen Verfahren seit 1968 abgeschafft.
Staatszielbestimmungen in der österreichischen Bundesverfassung
Österreich ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 57.208 US-Dollar eines der wohlhabendsten Länder der EU. Das gesamte BIP umfasst nominell 524 Milliarden US-Dollar. Davon entfallen auf Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei 1,2 %, Sachgüterproduktion, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung und Bauwesen 28 % und auf Markt- und marktmäßige Dienstleistungen 70,7 %. Im Fremdenverkehr, der im Gegensatz zu vielen Ländern ganzjährig stattfindet, gab es 2016 insgesamt 141 Millionen Übernachtungen (Inländer und Ausländer, davon rund 52 Millionen Übernachtungen von Gästen aus Deutschland). Der in Österreich im internationalen Vergleich hohe Anteil der Industrie ist geprägt durch einen hochentwickelten Maschinenbau, zahlreiche Kfz-Zulieferer sowie etliche große Mittelständler, die hoch spezialisiert und in ihrem Segment zum Teil Weltmarktführer sind.[137]
Reichstes Bundesland ist die Hauptstadt Wien mit einem kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf von 155 % des EU-Durchschnitts. Den niedrigsten Wert erreicht dagegen das Burgenland, das mit 86 % als einziges österreichisches Bundesland unter dem EU-Durchschnitt liegt.
Dieösterreichischen Banken haben sich seit 1989 in denLändern des früheren Ostblocks stark engagiert und zählen dort zu den wichtigsten Kreditgebern. Seit im September 2008 die internationale Finanzkrise schlagend geworden ist, werden das von österreichischer Seite eingegangene Kreditrisiko und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Staatsschulden und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit des Landes daher besonders kritisch betrachtet.
Abschnitt bedarf einer grundsätzlichen Überarbeitung:
Bitte prüfen, ob diese Aussage noch stimmt. Seit 2016 gibt es das zentrale Kontenregister, seit 2017 gibt es den weltweiten Austausch von Kontodaten.
Bitte hilf mit, ihn zuverbessern, und entferne anschließend diese Markierung.
Die österreichischen Banken profitieren noch heute vom strengen österreichischenBankgeheimnis.[139] Nach dem EU-Beitritt wurde die Anonymität der Sparkonten abgeschafft. Aufrecht bleibt aber, dass Konten durch Behörden nicht ohne ausdrückliche richterliche Anordnung geöffnet werden dürfen.
Der Bergbau hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren. So wurde derBlei-Bergbau inBad Bleiberg eingestellt und 2006 endete auch der jahrhundertelange Abbau vonKohle.
Bedeutsam ist der Abbau vonSteinsalz. Hier ist die Fördermenge größer als der Verbrauch im Inland. Salz ist einbundeseigener mineralischer Rohstoff, das heißt im Besitz der Republik Österreich. Der Abbau erfolgt von der privatisierten FirmaSalinen Austria.
Erdöl undErdgas werden im Alpenvorland und im Wiener Becken gewonnen. War Österreich bis in die 1960er Jahre bei Erdöl nochSelbstversorger, müssen heute (Stand 2017) etwa 90 % importiert werden. Die nachgewiesenen Reserven haben sich in den letzten zehn Jahren halbiert und betragen nur noch sieben Jahresförderungen, Ähnliches gilt für das Erdgas. Hier haben sich die nachgewiesenen Reserven von 34 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2007 auf 9 Mrd. m³ im Jahr 2016 verringert.
Der Abbau vonWolfram inMittersill feierte 2016 sein 40-jähriges Jubiläum.
Magnesit wird in der Steiermark und in Kärnten abgebaut.
Im Jahr 2016 waren im Bergbau circa 5000 Personen beschäftigt, der Großteil davon jedoch im Bereich der Stein-, Schotter- und Sandgruben. Untertag arbeiteten 250 Personen, davon etwa die Hälfte in Salzbergwerken und je 50 im Wolfram- und Magnesit-Abbau.[141]
Land- und Forstwirtschaft
Typisch für die Kleinbäuerliche Weinproduktion sind dieKellergassen.
Im Jahre 2007 wurden etwa 38 % der Fläche Österreichs landwirtschaftlich genutzt.[142] Im Jahr 2021 verringerten sich Österreichs produktive Böden um 36,3 km².[143] Österreich ist kein Selbstversorger mit Nahrungsmitteln.[144]
Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern ist Österreich ökologisch gut ausgestattet, was auch Österreichs Stärke in Land- und Forstwirtschaft erklärt. SeineBiokapazität (oder sein biologisches Naturkapital) ist mehr als doppelt so hoch wie der Weltdurchschnitt. Im Jahr 2016 hatte Österreich 3,8 globale Hektar[152] Biokapazität pro Person innerhalb seiner Grenzen, verglichen mit dem Weltdurchschnitt von 1,6 globalen Hektar pro Person. Die Nutzung von Biokapazität hingegen, im selben Jahr, betrug 6,0 globale Hektar pro Kopf. Das ist Österreichs konsumbedingterökologischer Fußabdruck. Damit beanspruchen Österreicher rund 60 Prozent mehr Biokapazität als das Land enthält. Infolgedessen weist Österreich ein Biokapazitätsdefizit auf.[152]
Österreich hat eine kleinstrukturierteLandwirtschaft. Diese versucht sich verstärkt aufQualitätsprodukte zu spezialisieren, da aufgrund derEU-Erweiterung der Konkurrenzdruck weiter zunimmt. Die österreichischen Bauern setzen verstärkt aufökologische Landwirtschaft: Im Jahr 2020 bearbeiten 24.000 Biobauern etwa 26 % der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs. Mit einem Gesamtanteil von knapp 23 % hat Österreich die höchste Dichte von biologischen landwirtschaftlichen Betrieben in derEuropäischen Union.[153] Das landwirtschaftlich wichtigste Gebiet im Anbau von Feldfrüchten ist dasMarchfeld in der Nähe von Wien.
Wein ist ein wichtiges landwirtschaftlichesExportprodukt Österreichs. Der Hauptabnehmer des Weines ist, neben derSchweiz und denUSA, zu zwei DrittelnDeutschland. Im Jahr 1985 wurde der Weinbau durch denGlykolwein-Skandal zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, in der Zwischenzeit haben die Weinbauern ihreQualitätsweine jedoch wieder so stark verbessert, dass wesentlich mehr Wein exportiert werden kann als vergleichsweise vor dem Skandal.
Rund 4 Millionen Hektar, also 48 % der Staatsfläche Österreichs sind Wald.[154] DieForstwirtschaft ist ein bedeutender Faktor, die auch die verarbeitendeHolz- undPapierindustrie dementsprechend beliefert. Holz als Rohstoff wird vor allem in den südeuropäischen Raum exportiert.
Der Tourismus stellt in Österreich einen der wichtigsten Wirtschaftszweige dar. 2013 wurde eine direkte Wertschöpfung von 16,94 Milliarden Euro aus dem Tourismus erzielt, das entspricht 5,3 % des Bruttoinlandsprodukts. Mit indirekten Wertschöpfungseffekten kam der Bereich auf 22,87 Milliarden, 7,1 % des BIP.[158] Der Fremdenverkehr verteilt sich gleichmäßig auf die Sommer- und Wintersaison, wobei aber ein Ost-West-Gefälle sichtbar ist, da der Osten mehr Sommer- und der Westen mehr Wintertourismus anzieht. Bedeutende Sparten sind auch der Kultur- und Städte- sowie der Kur-, Wellness- und Tagungstourismus.
Österreich wurde laut Schätzungen derWorld Tourism Organisation 2015 von 26,7 Millionen Touristen besucht.
Österreich verfügt über eine moderne und leistungsfähigeIndustrie. Etwa 160 österreichische Unternehmen sind derzeit (2016) Weltmarktführer in ihrer Kategorie.[159][160]
Andere bekannte Marken und Unternehmen:Manner & Comp. AG,Linz Textil Holding AG,Sanochemia Pharmazeutika AG etc.
Dienstleistungen
Die Dienstleistungen machen in Österreich den größten Anteil der Wirtschaftsleistungen aus. Dieser wird vor allem durch den Tourismus, den Handel und die Banken erzielt. Dieösterreichischen Banken profitieren noch heute vom strengen österreichischenBankgeheimnis. Nach dem EU-Beitritt wurde die Anonymität der Sparkonten abgeschafft. Aufrecht bleibt aber, dass Konten durch Behörden nicht ohne ausdrückliche richterliche Anordnung geöffnet werden dürfen.
Das kaufkraftbereinigteBruttoinlandsprodukt (BIP) wurde im Jahr 2024 mit 669,2 Milliarden US-Dollar beziffert und entspricht einem BIP von 73.061 US-Dollar pro Einwohner.
2014 lag der Anteil der öffentlichen Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Statistik Austria bei 30,1 Prozent. Nach Berechnungsmethode der OECD waren es 28,4 Prozent. Damit lag Österreich im OECD-Ranking auf Platz sechs und über dem Durchschnitt von 21,6 %; wobei die Sozialausgaben stärker wuchsen als das Wirtschaftswachstum. Der Anteil der Sozialleistungen für ältere Menschen, wie Pensionen, lag bei 44 Prozent beziehungsweise 42,9 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu lag der Wert 1980 bei nur 32 Prozent.[163]
Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten und Arbeitslosen in Österreich von 1946 bis 2012[166]
Per Ende Mai 2015 lag die Zahl der Arbeitslosen (vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) bei 395.518 Personen. 330.326 Arbeitslose waren beimArbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, 65.192 Personen ohne Job besuchten eine Schulung des AMS. Die Arbeitslosenquote betrug 8,6 Prozent. Die vomWifo um jahreszeitliche Schwankungen korrigierte erweiterte Quote inklusive Schulungsteilnehmer lag bei 10,7 %. Das ist die höchste jemals in Österreich gemessene Arbeitslosigkeit, wobei in Ostösterreich die Zuwächse stärker ausfallen als im Westen. Fast jeder Vierte der vorgemerkten Arbeitslosen war über 50 Jahre alt. Überdurchschnittlich stark stieg die Arbeitslosigkeit bei Ausländern.[167]
In den letzten Jahren konnte die Arbeitslosigkeit gesenkt werden. Die Arbeitslosenquote (lautEurostat-Definition) lag im Juni 2018 bei 4,7 % und damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt.[168]Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 10,4 %.[169]
Trotz ausgewogener Einkommensverteilung sind die Vermögen in Österreich stark ungleich verteilt, so dass die Österreicher im Durchschnitt weniger Nettovermögen besitzen als Griechen oder Spanier. Der Grund dafür ist, dass international gesehen viele Menschen zur Miete und nur 60 Prozent im Eigentum wohnen, in Wien nur 18 Prozent.[170] Der Immobilienbesitz jedoch stellt den Großteil des Vermögens dar, denn er ist doppelt so viel wert wie die Unternehmensbeteiligungen und dreimal so groß wie die Finanzvermögen.[171] Der größte Wohnungseigentümer in Österreich (und Europa) ist mit 220.000 Gemeindewohnungen die Stadt Wien.[172] Sie ist nach denÖsterreichischen Bundesforsten auch der zweitgrößte Grundbesitzer.[173]
LautCredit Suisse betrug das Vermögen pro erwachsene Person 2020 in Österreich 290.348 US-Dollar (Schweiz: 673.962, Deutschland: 268.681).[174]
Infrastruktur
Verkehr
Alpentransit am Brenner
Die Verkehrsinfrastruktur ist geprägt einerseits durch die Lage in denAlpen und andererseits durch die zentrale Lage in Mitteleuropa. Dies gilt für Straßen- und Bahnverbindungen gleichermaßen. Die logistische Erschließung der Alpen erfordert vieleTunnel- undBrückenbauten, die extremen Witterungsbedingungen standhalten müssen. Durch die zentrale Lage und die schmale Form gilt Österreich als typischesTransitland, vor allem in Nord-Süd- und Nord-Südost-Richtung, durch die Öffnung desEisernen Vorhangs auch in Ost-West-Richtung. Das bedeutet oft eine wesentlich größere Dimensionierung der Verkehrswege, auch inökologisch sensiblen Gebieten, was Anwohner oft kritisiert haben.
Um diese Gratwanderung zwischen Ökonomie und Ökologie zu bewältigen, wurden oft Maßnahmen bei den Kraftfahrzeugen vorgeschrieben. Es wurde in Österreich beispielsweise vergleichsweise früh gesetzlich vorgeschrieben, in jedem Kraftfahrzeug einenFahrzeugkatalysator einzubauen. Auf bestimmten Strecken durften nurlärmarme LKW verkehren.
Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der im Personenverkehr zurückgelegten Kilometer in Österreich, aufgeteilt auf die verschiedenen Verkehrsträger (Zahlen von 2007):
Seit dem 26. Oktober 2021 gibt es das sogenannteKlimaticket eine Jahreskarte für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich.[176]
2023 gab es 396Verkehrstote in Österreich, darunter 178 Pkw-Insassen, 82Motorradfahrer, 49 Fußgänger und 41 Radfahrer. Im Jahr 1972 (dem „schwärzesten Jahr“ der Unfallstatistik) gab es 2.948 und im Jahr 2012 531 Verkehrstote.[177][178]
In Österreich gilt generell eineGeschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h auf Autobahnen, 100 km/h auf Freilandstraßen und 50 km/h inOrtsgebieten. Auf der Inntalautobahn in Tirol gilt von Zirl bis zur Grenze nach Deutschland ein Limit von 100 km/h.
Seit 2008 ist vom 1. November bis 15. April beiwinterlichen Verhältnissen Winterausrüstung (M&S-Reifen, Mitführen vonSchneeketten etc.) vorgeschrieben.[180]
Lichtpflicht (Tagfahrlicht): Nur füreinspurige Kfz. Vom 15. November 2005 bis 31. Dezember 2007 galt auch für mehrspurige Kraftfahrzeuge das Abblendlicht bzw. Tagfahrlicht tagsüber einzuschalten.
Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen ist in Österreich mit rund 7 % im europäischen Mittelfeld (zum Vergleich:Niederlande 27 %,Deutschland 10 %,Schweiz 9 %). ImMasterplan Radfahren 2015–2025 des österreichischen Umweltministeriums wird als Ziel angegeben, den Radverkehrsanteil imModal Split bis 2025 auf 13 % zu steigern.[181]
Die wichtigste Bahnverbindung Österreichs, dieWestbahn, wird seit 1990 zwischenWien undSalzburg zur Hochleistungsstrecke ausgebaut. Schlüsselstellen hierbei sind derWienerwaldtunnel (die Verbindung zwischen Wien undSt. Pölten) und derLainzer Tunnel (die Wiener Verbindung der Westbahn mit der Süd- und Donauländebahn). Auch dieSüdbahn wird entsprechend ausgebaut. Der dazu vorgesehene Bau desSemmering-Basistunnels wurde nach jahrelangen Einsprüchen derniederösterreichischen Landesregierung 2012 begonnen. DerKoralmtunnel inKärnten, eine neue Bahnverbindung zwischenGraz undKlagenfurt, ebenfalls Bestandteil der neuen Südbahnstrecke, ist seit 2009 im Vortrieb.
Die bedeutendste Schifffahrtsstraße, sowohl für den Passagier- als auch für den Güterverkehr, ist die Donau (sieheDonauschifffahrt). Der Personenschiffsverkehr, der bereits in der Habsburgermonarchie mit derDDSG als damals größter Binnenreederei der Welt forciert wurde, dient heute hauptsächlich dem Tourismus (z. B.DDSG Blue Danube) und findet auch auf demInn und auf den größeren Seen statt. Mit demTwin City Liner, der Wien mitPreßburg verbindet, existiert eine für Berufspendler interessante Verbindung. Meist werden die Gewässer nur im Sommerhalbjahr befahren.
Im Güterverkehr wird fast ausschließlich die Donau genutzt, die durch den Bau desMain-Donau-Kanals wesentlich aufgewertet wurde und so viel Transitverkehr von der Nordsee bis ansSchwarze Meer aufnehmen kann. Hauptsächlich werden Schüttgüter befördert. Die österreichischen Güterhäfen sindLinz,Enns,Krems undWien.
Auch dasLuftfrachtaufkommen erreichte mit 257.850 Tonnen (+18,0 % gegenüber 2023) einen neuen Höchststand, während dieLuftpost mit 5.391 Tonnen um 13,1 % zurückging.[183] Bereits 2023 waren auf den österreichischen Flughäfen 33,2 Millionen Passagiere abgefertigt worden, ein Plus von 25,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr; das Frachtaufkommen lag bei 218.522 Tonnen (+1,7 %).[184]
DieFlugsicherung für den österreichischenLuftraum wird vonAustro Control mit Sitz in Wien übernommen. Für den oberen Luftraum ab 28.500 Fuß (9.200 m) ist Österreich Teil des CEATS („Central European Air Traffic Services“) gemeinsam mit sieben Nachbarstaaten; das geplante CEATS Upper Area Control Centre entsteht inFischamend bei Wien-Schwechat.[189]
Insbesondere im Osten Österreichs wird zudem dieWindenergie stark ausgebaut. Ende 2024 waren in ganz Österreich 1451Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 4028 MW in Betrieb.[190] 2024 wurden rund 16 % des Strombedarfs mit Windkraft gedeckt[191] (2022: 12 %[192]). Der größte Teil der Windkraftanlagen steht in den BundesländernNiederösterreich (Ende 2024: 2199,6 MW) undBurgenland (1419,3 MW).[190] Auch dieSteiermark leistet einen Beitrag (324,2 MW).[190] Strom ausKernkraftwerken wird aufgrund desAtomsperrgesetzes nicht hergestellt. In den 1970er Jahren wurde zwar dasKernkraftwerk Zwentendorf errichtet, es ging aber nach einerVolksabstimmung 1978 nie in Betrieb.
Die Verteilung erfolgt hauptsächlich durch neun Landesgesellschaften, die auch dieletzte Meile zum Endverbraucher haben. Daneben gibt es einige kleinere Versorger, die meist auch im Besitz der öffentlichen Hand sind.
Bei derErdgasversorgung ist Österreich weitgehend vom Ausland abhängig. Zwar gibt es auch in Österreich Erdgasvorkommen, hauptsächlich imMarchfeld undWeinviertel, wo sich auch unterirdische Pufferspeicher als Sicherheitslager befinden, doch tragen diese nur rund 20 % des Jahreserdgasverbrauchs Österreichs bei. Die Hauptversorgung erfolgtaus Russland (70 % der Importe), aus dem Österreich seit 1968 als erstes europäisches Land westlich desEisernen Vorhangs sein Erdgas bezieht. Fünf große Erdgaspipelines durchqueren Österreich, die auch große Teile West- und Mitteleuropas mit Erdgas versorgen.
Hauptimportländer für Erdöl waren 2011Kasachstan mit 29 %,Nigeria mit 17,1 % und Russland mit 16,1 % Anteil am Gesamtimport.[193] Die einzigeRaffinerie befindet sich inSchwechat und wird von derOMV AG betrieben. Die weltgrößte Binnenraffinerie wird außerdem von derTransalpinen Ölleitung und in weiterer Folge von derAdria-Wien Pipeline gespeist.
In Österreich wird das Schulwesen größtenteils durch den Bund geregelt. Abgesehen von Schulversuchen sind deshalb sowohl Schultypen als auch Lehrpläne österreichweit einheitlich. In Österreich bestehtUnterrichtspflicht für alle Kinder, die sich in Österreich dauernd aufhalten. Diese beginnt mit dem auf die Vollendung des sechsten Lebensjahres folgenden September. Die allgemeine Unterrichtspflicht dauert neun Schuljahre. Es existiert eine im Verhältnis zur Zahl öffentlicher Schulen geringe Anzahl an Privatschulen. Jene mit Öffentlichkeitsrecht stellen staatsgültige Zeugnisse aus, die Schüler der Schulen ohne Öffentlichkeitsrecht legen Prüfungen vor staatlichen Prüfungskommissionen ab.
Auf die vierjährigeVolksschule folgt bereits für zehnjährige Schüler eine wesentliche Entscheidung. Sie besuchen entweder die vierjährigeHauptschule/Mittelschule oder das achtjährigeGymnasium mit abschließender Matura. Nach der achten Schulstufe kann jedoch in eineBerufsbildende höhere Schule (BHS) oder in einen einjährigenPolytechnischen Lehrgang gewechselt bzw. von der Hauptschule kommend fortgesetzt werden.
StaatlicheUniversitäten gibt es in Österreich in der BundeshauptstadtWien (8), in den LandeshauptstädtenGraz (4),Linz (4),Salzburg (3),Innsbruck (3) undKlagenfurt am Wörthersee sowie inLeoben undKrems. Seit einigen Jahren sind außerdem Privatuniversitäten mit z. T. großer Spezialisierung auch an anderen Orten lizenziert worden. DieFachhochschule ist eine alternative akademische Ausbildungsform, die in Österreich seit 1994 existiert. DieOECD kritisiert, dass Österreich im internationalen Vergleich zu wenige Akademiker ausbildet und kommt nach ihrer Definition auf 27,6 %. Nach EU-Kriterien liegt der Akademikeranteil allerdings über dem EU-Schnitt, bei 34,6 %.[194]
ImPISA-Ranking von 2015 erreichen Österreichs Schüler Platz 20 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 26 in Naturwissenschaften und Platz 33 beim Leseverständnis. Österreich liegt im Durchschnitt derOECD-Staaten.[195]
Für die Lehrlingsausbildung gilt dasDuale System: parallel zur praxisorientierten Ausbildung in einem Betrieb wird eine berufsbildende Schule besucht, die auch (eventuell mit Aufbaulehrgängen) ebenfalls zur Maturareife führen können.
Das österreichischeFeuerwehrsystem basiert fast vollständig aufFreiwilligen Feuerwehren. Nur in den sechs größten Städten wird der Brandschutz vonBerufsfeuerwehren wahrgenommen. In manchen Betrieben wird auch behördlich eineBetriebsfeuerwehr vorgeschrieben. Aufgaben der Feuerwehren sind insbesondere der Brandschutz und über denKatastrophenhilfsdienst der Katastrophenschutz, die in die Kompetenz der einzelnen Bundesländer fallen.
In der Feuerwehr waren im Jahr 2019 landesweit 341.325 aktive Feuerwehrleute organisiert, die in 5.399 Feuerwachen undFeuerwehrhäusern, in denen 16.509Löschfahrzeuge und 323Drehleitern bzw.Teleskopmasten bereitstehen, tätig sind.[196] Der Frauenanteil beträgt sieben Prozent.[197] In derFeuerwehrjugend sind 28.598 Kinder und Jugendliche organisiert.[198] Die österreichischen Feuerwehren wurden im selben Jahr zu 278.672 Einsätzen alarmiert, dabei waren 43.370Brände zu löschen.[199] DerBundesfeuerwehrverband repräsentiert die österreichische Feuerwehr im WeltfeuerwehrverbandCTIF.[200]
Der Bereich öffentliche Sicherheit fällt in Österreich in die Gesetzgebungshoheit des Bundes. Auch in der Vollziehung ist die Sicherheitspolizei überwiegend in der Hand des Bundesministers für Inneres als oberste Sicherheitsbehörde. Eine Ausnahme bilden dieörtlichen Sicherheitswachen, die von manchen Gemeinden eingerichtet werden dürfen. Österreichweit wurde 2005 die für ländliche Gebiete zuständigeBundesgendarmerie mit den in den Städten vorhandenenBundessicherheitswachekorps und denKriminalbeamtenkorps zum neuenWachkörperBundespolizei zusammengelegt. Ziel dieser Maßnahme war, Zweigleisigkeiten in der Organisation zu beseitigen und die Effizienz zu erhöhen. Die Gemeindesicherheitswachen waren von dieser Maßnahme jedoch nicht betroffen. Aufgaben der Sicherheitspolizei sind insbesondere die erste allgemeine Hilfeleistungspflicht und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Daneben kann der Wachkörper Bundespolizei auch für Aufgaben anderer Behörden eingesetzt werden.
Das Rettungswesen fällt in Österreich in die Kompetenz der Länder, die Anforderung des verantwortlichen Rettungsdienstes erfolgt jedoch bundeseinheitlich. Wo dieser Notruf eintrifft, ist jedoch schon in den einzelnen Bundesländern verschieden. Außer in der Hauptstadt Wien haben bisher nur die BundesländerNiederösterreich undTirol mit einer landesweiten Alarmzentrale direkt Zugriff auf alle einzelnen Hilfsorganisationen im ganzen Land. Aufgaben der Rettungsdienste sind insbesondere der Notfall- und qualifizierte Krankentransport.
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte
Wetterstationen befinden sich über das ganze Land verteilt, in größeren Städten und in allen Landeshauptstädten. Die nationale Einrichtung fürmeteorologische undgeophysikalische Dienste ist dieZentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit mehreren Zweigstellen in den Bundesländern. Zusätzlich gibt es noch die Flugwetterdienste oder spezielle Systeme, wie das BlitzortungssystemALDIS, die auch mit der ZAMG zusammenarbeiten und Daten austauschen.
Zusätzlich zu den Wetterdiensten gibt es in den meisten Bundesländern bedingt durch die alpinen LagenLawinenwarndienste, die Informationen der meist örtlich eingerichtetenLawinenkommissionen weitergeben.
Ein weiterer Dienst, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist der Hochwasserwarndienst, der vor bevorstehendenHochwasserereignissen die betroffene Bevölkerung warnt. Er ist bei den jeweiligen Landesregierungen angesiedelt.
Medien
ORF-Zentrum Küniglberg in WienEntnahmebeutel für Sonntagszeitungen neben Straßen und Gehsteigen
Die österreichische Medienlandschaft zeichnet sich durch hohes Ausmaß an Konzentration auf wenige Unternehmenskonglomerate und durch starken Staatseinfluss auf die den Radio- und Fernsehmarkt beherrschende öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt Österreichs aus.[201] Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2021, welche vonReporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Österreich Platz 31 von 180 Ländern.[202]
Trotz der schwierigen topografischen Bedingungen besitzt Österreich ein gut ausgebautes Telekommunikationsnetz. Es besteht praktisch eine restloseNetzabdeckung im gesamten bewohnten Bundesgebiet von Festnetz-, Mobiltelefonie und modernen Datendiensten. Zu den größten Anbietern zählen dieA1 Telekom Austria,Drei undMagenta Telekom. Durch die hohe Dichte an Anbietern sind die Tarife im Vergleich zu anderen Ländern in Österreich günstiger.
Die lückenlose Netzabdeckung in Österreich begründet sich zum Teil darin, dass das Land für Mobilfunkanbieter ideale Voraussetzungen für Technologie- und Marktstudien bietet. Neue Technologien im Bereich Mobilfunk und Datenübertragung werden oftmals zuerst in Österreich eingeführt. Die Resonanz der Bevölkerung gilt als Maßstab für den Erfolg der Technologie in anderen Ländern, in welchen ein derartiger Feldversuch eine weitaus größere finanzielle Belastung erzeugen würde.
Breitband-Internetzugang ist in Österreich fast flächendeckend erhältlich. Beim Glasfaser-Ausbau hingegen belegt Österreich 2021 einen hinteren Platz. Mit 5,7 % der ans Glasfasernetz angeschlossenen Haushalte liegt Österreich hinter Deutschland mit 7 %, hinter dem OECD-Durchschnitt mit 35 % und hinter Spitzenreitern wie Japan mit 87 %.[204] Der größte österreichweite Netzbetreiber istA1, gefolgt vonDrei undMagenta. Regionale Datennetze existieren in Ballungsgebieten und häufig auch in Gemeinden oder größeren Gebietsverbänden.
2019 nutzten 88 % der Bevölkerung von Österreich das Internet.[205]
Eine lange Tradition hat in Österreich neben der Musik und den Tänzen die traditionsreicheTextilindustrie. Stickerei findet in der Verzierung vonTrachten Verwendung, wie beiDirndl undLoden.
Aufgrund der stark katholisch geprägten Geschichte sind die meisten Feiertage auf Bundes- sowie Landesebene religiöse Feiertage, wobei in den einzelnen Bundesländern die Namenstage derLandespatrone als Landesfeiertage begangen werden. Eine Ausnahme davon ist Kärnten, wo dieVolksabstimmung von 1920 auch zum gesetzlichen Landesfeiertag erklärt wurde. Zusammen mit allen Sonntagen gelten die Feiertage als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung.
Zudem steht es jeder religiösen Gemeinde frei, ihre eigenen Feiertage zu begehen und Angehörige lassen ihre Arbeit an dem Tag ruhen. So feiern etwa die israelitischen KultusgemeindenJom Kippur unabhängig davon, dass es nicht als gesetzlicher Feiertag gilt.
Neben den religiös motivierten Feiertagen gibt es eine Vielzahl lokaler Feste. So haben im Sommer besonders im ländlichen Raum Zeltfeste Tradition. Auch regelmäßig stattfindende Musikfestivals der Hoch- und populären Kultur besitzen ein bestimmtes Ausmaß an Festcharakter. Einen hohen Stellenwert in der Festkultur nimmt die Ballsaison ein, die mit denMaturabällen der Mittleren Schulen oft schon im November beginnt, und wiederholt finden auch noch nachAschermittwoch Vereinsbälle statt. Als ein Höhepunkt der Ballsaison ist besonders der traditionelleWiener Opernball zu sehen.
Musik
Wolfgang Amadeus MozartJohann Strauss (Sohn)Gustav Mahler
In der „leichten Muse“ hat dasNeujahrskonzert der Wiener Philharmoniker lange Tradition. Es wird im Rundfunk und Fernsehen in mehr als 40 Staaten übertragen; gespielt werden dabei Walzer, Polkas und Märsche, dabei regelmäßig vor allem solche von Johann Strauss (Sohn).
Joe Zawinul, der gemeinsam mit dem US-AmerikanerMiles Davis die Stilrichtung des Electric Jazz entwickelte, gilt als der bislang einzige europäische Musiker, der in der Geschichte desJazz von stilprägender Bedeutung war. Seine GruppeWeather Report zählt in Fachkreisen und beim Publikum als die bedeutendste Jazzformation der 1970er und 1980er Jahre.
Großer Beliebtheit erfreut sich sowohl die Volksmusik mit ihren regionalen Formen als auch die volkstümliche Musik. Vertreter des letzteren Genres finden in der erfolgreichen FernsehproduktionMusikantenstadl ein internationales Publikum.
DasBurgtheater in Wien ist eine der ersten deutschsprachigen Bühnen
Das Theater als Kunstform findet in Österreich viel Anklang und auch viel öffentliche Förderung: von derWiener Staatsoper, einem der angesehensten Musiktheater der Welt, und vomBurgtheater, als eine der besten deutschsprachigen Bühnen bezeichnet, bis zum Bauerntheater im Dorf.
Zu den ständig bespielten Bühnen in Wien, Salzburg, Graz, Innsbruck, Linz, Klagenfurt, Bregenz und St. Pölten kommen Theater- und Opernfestivals von denBregenzer Festspielen und denSalzburger Festspielen bis zu den Seespielen inMörbisch am See im Burgenland. In Wien besteht dazu eine Szene an Kabaretts, Kleinbühnen, Kellertheatern und der Alternativkultur gewidmeten Spielstätten.
In St. Pölten wurde, nachdem es 1986 zur Landeshauptstadt erhoben worden war, ebenfalls ein Theater, dasFestspielhaus St. Pölten errichtet. In Wien wurde die MusicalbühneTheater an der Wien aus Anlass des Mozartjahrs 2006 zum Operntheater umgestaltet und ist seither das dritte große Opernhaus in der Stadt; weiters wurde bis 2008 dasRonacher-Theater zur Musicalbühne ausgebaut. In Linz wurde 2012 ein neues Musiktheater eröffnet.
Die österreichische Theaterliteratur der letzten Jahrzehnte umfasst u. a.Peter Handkes mittlerweile legendäre „Publikumsbeschimpfung“,Wolfgang Bauers Aufreger „Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher“,Fritz Hochwälders NS-Aufarbeitung „Der Himbeerpflücker“ undThomas Bernhards Drama „Heldenplatz“, in dem er katholisch-reaktionäre Züge des Österreich von 1988 mit dem enthusiastischen Empfang Hitlers auf dem Wiener Heldenplatz 1938 vergleicht. Als dieses Stück 1988 unter der Regie vonClaus Peymann am Burgtheater Premiere hatte, inszenierten konservative Kreise den bis heute größten Theaterskandal seit 1945.
Eine für das Theater in Österreich wesentliche Gegebenheit ist der ständige personelle und kulturelle Austausch unter den Theatern des deutschsprachigen Raumes, insbesondere mit Deutschland. Dadurch werden für die großen Talente Österreichs die beschränkten Karrierechancen im Heimatland kompensiert.
Die KernphysikerinLise Meitner entwickelte gemeinsam mitOtto Frisch die erste theoretische Erklärung der Kernspaltung.
Das wissenschaftliche Niveau dieser Zeit wurde im Nationalsozialismus zerstört. Nach 1945 wurden nur wenige exilierte Wissenschaftler, später alsKoryphäen ihrer Fächer anerkannt, zur Rückkehr nach Österreich eingeladen. Das Begabtenreservoir in Böhmen, Mähren und Ungarn, das der österreichischen Wissenschaft lang zur Verfügung gestanden war, wurde wegen des Eisernen Vorhangs nicht mehr nutzbar.
Die in Österreich entwickelteGlock-Pistole ist eine weltweit (Österreich, Deutschland, USA) verbreitete Polizeipistole.
Wirtschaftlich erfolgreich haben sich Unternehmen in der produkt- bzw. anwendungsbezogenen Forschung stark spezialisiert und sind heute in der Technik weltweit erfolgreich, z. B.Rosenbauer,Wienerberger,Anton Paar,AVL List undFronius.
Wiener SchnitzelSachertorte mitSchlagobersWeinbau in Wien.
Bedingt durch die österreichische Geschichte haben vor allem Kochkünste aus Ungarn, Böhmen, Italien und Frankreich Einfluss auf heute typisch österreichische Gerichte. Ergänzt wird das Angebot durch traditionelle regionale Kochkunst aus den Bundesländern. Typische Gerichte sind derTafelspitz, dasWiener Schnitzel,Steirisches Backhendl,Brathendl,Gulasch und Fischgerichte wieKarpfen undForelle. Weltweite Bekanntheit haben Süßspeisen erlangt, so zum Beispiel dieSachertorte, dieLinzer Torte, derApfelstrudel und derKaiserschmarrn.
Die Essenseinnahme erfolgte bis vor wenigen Jahren vorwiegend zu Hause. Heute essen – vor allem in den größeren Städten – viele Menschen häufig in Gaststätten, Restaurants, Kaffeehäusern, anWürstelständen undDöner-Imbissen, in Filialen von Fastfoodketten oder auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sich ausbreitenderHedonismus führte seit den achtziger Jahren zu verstärkter Publikation gastronomischer Führer, Tipps und Rangreihungen, zu Medienberichten über Neueröffnungen von Lokalen und zu mehr gastronomiebezogenen Fernsehsendungen als jemals zuvor. Davon erfasste Lokale sind einige Zeit „in“ und erreichen überdurchschnittliche Gästefrequenz. Davon erfasste Gastronomen erreichen beachtliche Medienpräsenz und -prominenz, beispielsweiseSissy Sonnleitner,Reinhard Gerer,Toni Mörwald undHeinz Reitbauer. Der steirische KochJohann Lafer ist vor allem in deutschen Fernsehsendungen stark präsent.
Traditionell gepflegte Kaffeevariationen bilden das Sortiment derKaffeehäuser, die sich nach dem Muster des Wiener Kaffeehauses heute in ganz Österreich finden. Die ersten Kaffeehäuser wurden in Wien kurz nach dem Jahr 1683 eingerichtet. Heute sind sie zumeist Café-Restaurants, in denen die Kaffeehaustradition mit dem Angebot des „bürgerlichen Speisehauses“ kombiniert wird.
Große Tradition hat der Weinanbau, der in Wien, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland betrieben wird. Innereuropäisch und auch in Übersee erfreut sich derösterreichische Wein großer Beliebtheit, und auch im Land selbst wird mit knapp 40 Liter pro Kopf und Jahr gern Wein getrunken. War zuvor hauptsächlich Massenproduktion (im „Doppler“, der Zweiliterflasche) üblich, so haben sich seit den 1980er Jahren viele Winzer auf die Produktion von Qualitätsweinen spezialisiert, die bei internationalen Blindverkostungen hervorragend abschneiden. Im Zuge dieser Entwicklung wurde österreichischen Rotweinen wesentlich mehr Beachtung geschenkt als früher. In den Weinbau treibenden Bundesländern hat sich im 19. Jahrhundert eineHeurigenkultur entwickelt, die bis heute für unkomplizierte, informelle Gastronomie steht und auch bei Touristen beliebt ist. Hier dominiert beim Speiseangebot das kalte und warme Buffet, beim Weinangebot der junge Wein der letzten Ernte.
Bier wird medial kaum beachtet, ist aber als Alltagsgetränk in Österreich wichtig. Mit knapp 109 Litern Verbrauch pro Kopf und Jahr und mit 140 Brauereien – darunter überregionale Traditionsmarken wieGösser,Hirter,Ottakringer,Puntigamer,Schwechater,Stiegl undZipfer – darf sich Österreich als Biernation bezeichnen.
Der Sport in Österreich war und ist oft politisiert. So war Österreich die Heimat desantisemitischen Deutschen Turnerbundes[207] und einiger der mitgliederstärksten Arbeiterturnverbände.[208] Seit 2008 stellt Österreich den Vorsitzenden des internationalen ArbeitersportsConfédération Sportive Internationale du Travail (CSIT).
Wintersport
Innsbruck ist zweifacher Austragungsort Olympischer Winterspiele (1964, 1976)
Im Jahr 1988 konntePeter Seisenbacher als ersterJudoka seinen Olympiasieg von 1984 imMittelgewicht (-86 kg) wiederholen. 1996 wurdeThomas Muster als erster Österreicher überhaupt Nummer 1 derTennisweltrangliste, nachdem er ein Jahr zuvor den Titel vonParis – dieFrench Open, einGrand-Slam-Turnier – gewonnen hatte. Im Jahr 2003 holteWerner Schlager den Weltmeistertitel imTischtennis, im Dezember 2005 erschwamm Markus Rogan bei den Kurzbahneuropameisterschaften über 200 Meter Rücken einen neuen Weltrekord, den ersten für Österreich seit 1912. Bei den Kurzbahnweltmeisterschaften 2008 schwamm er über dieselbe Strecke erneut Weltrekord und wurde damit Österreichs erster Schwimmweltmeister überhaupt.
Der Vereinssport besitzt in Österreich einen hohen Stellenwert. In vielen Gemeinden und Städten sind mehr als die Hälfte der Einwohner in Vereinen sportlich aktiv. Vor allem der Fußball besitzt langeTradition, aber auch weniger bekannte Sportarten stoßen mancherorts auf regen Zulauf. So zählt Österreich beispielsweise imFaustball (besonders Vereine ausOberösterreich) zur Weltspitze und wurde 2007 erstmals Herrenweltmeister, hat außerdem eine der bestenAmerican-Football-Ligen weltweit, und manche der an derDonau oder an größeren Seen gelegenen Gemeinden haben eigeneWassersportvereine.
Österreich war bisher dreimal Veranstalter Olympischer Spiele (Olympische Winterspiele inInnsbruck1964 und1976 sowie1. Olympische Jugend-Winterspiele 2012 in Innsbruck). Insgesamt holten österreichische Sportler 71 Gold-, 88 Silber- und 91 Bronzemedaillen in der Geschichte Olympischer Winterspiele[209] sowie 27 Gold-, 40 Silber- und 47 Bronzemedaillen bei Olympischen Sommerspielen (Stand: September 2022).[210]
DieEishockey-Weltmeisterschaft fand 1964 in Innsbruck statt, 1967, 1977, 1987, 1996 und 2005 in Wien. DieSchwimmeuropameisterschaften fanden 1950, 1974 und 1995 in Wien statt. Die erstenEiskunstlauf-Europameisterschaften der Sportgeschichte fanden 1892 in Wien statt, bis zum Jahr 2000 fanden acht weitere Europameisterschaften in Wien statt, die EM 1981 in Innsbruck.
Vom 7. bis 29. Juni 2008 war Österreich gemeinsam mit derSchweiz Veranstalter derFußball-Europameisterschaft 2008. Die auf Österreich entfallenden Spiele fanden in Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt statt, das Finale war in Wien.
2010 (allein) und2020 (gemeinsam mit Schweden und Norwegen) war man zudem Veranstalter bzw. Mitveranstalter der Handball-Europameisterschaft der Männer.[212] 2010 spielte man in Wr. Neustadt, Graz, Linz, Innsbruck und Wien, wo auch die Finalspiele stattfanden, 2020 in Graz und Wien (die Finalspiele fanden inStockholm statt).[213][214]
Walter Kleindel unter Mitarbeit vonHans Veigl:Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild. Namen, Daten, Fakten. Kremayr & Scheriau, Wien 1987,ISBN 3-218-00455-1.
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Geschichte
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↑Siehe Art. 7. Abs. 1Bundes-Verfassungsgesetz: „Alle Staatsbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten.“
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