Äthiopien gilt als eines der Herkunftsländer desmodernen Menschen und als Ursprungsland desKaffees. Es blickt auf rund 3000 Jahre ununterbrochenerGeschichte zurück. Diese lange Zeitspanne einer von außen fast ungestörten Kultur- und Zivilisationsentwicklung macht das Land, das neunUNESCO-Welterbestätten aufweist, auch zu einem begehrtenTourismusziel. Nach derSchlacht von Adua 1896, bei der das kaiserliche Heer Äthiopiens eine italienische Kolonialarmee vernichtend besiegte, blieb Äthiopien neben Liberia zunächst der einzige unabhängige Staat Afrikas. Von 1935 bis 1941 folgte mit demAbessinienkrieg ein brutaler Eroberungsversuch desfaschistischenItalien, bei dem zwischen 330.000 und 760.000 Äthiopier getötet wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg modernisierte KaiserHaile Selassie das Land teilweise. 1974 endete die etwa 700-jährige Herrschaft derSalomonischen Dynastie mit einemPutsch, dem eine sozialistische Einparteiendiktatur folgte. Im Jahr 1991 kam dieRebellenallianzEPRDF nacheinem Bürgerkrieg an die Macht. Die EPRDF hat sich seitdem als Regierungskoalition etabliert und regiert weitgehendautoritär in einemföderalen System. Im Dezember 2019 vereinigten sich drei der vier konstituierenden EPRDF-Parteien zu einer neuen Partei, derWohlstandspartei, die seitdem die Regierung führt. Ab etwa 2005 begann die Wirtschaft Äthiopiens in hohem Tempo zu wachsen (sieheListe der Länder nach Wirtschaftswachstum).
DerBTI-Report von 2020 stellte erste Erfolge einer politischen und wirtschaftlichen Transformation fest.[7]
Im August 2020 wurden von der Regierung unter MinisterpräsidentAbiy Ahmed die Parlamentswahlen mit Verweis auf dieCOVID-19-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben, was zu innenpolitischen Konflikten führte.[8] Ab November 2020 entwickelte sich der Konflikt der Zentralregierung mit der Regionalregierung vonTigray zumBürgerkrieg in Tigray.[9]
Äthiopien liegt amHorn von Afrika und inOstafrika im weiteren Sinne. Das Land ist nach der Fläche der zehntgrößte Staat in Afrika, rund dreimal so groß wieDeutschland. Hinsichtlich der Bevölkerungszahl liegt das Land an zweiter Stelle hinterNigeria. Seine Grenzen sind 5328 km lang und trennen das Land auf einer Länge von 349 km vonDschibuti, auf 912 km vonEritrea, auf 861 km vonKenia, auf 1600 km vonSomalia, auf 883 km vomSüdsudan und auf 723 km vomSudan.
Zwischen 1952 und 1993 hatte Äthiopien einenZugang zum Meer, der jedoch mit der Unabhängigkeit Eritreas verloren ging.
Die Landesnatur Äthiopiens nimmt innerhalb Afrikas eine Sonderrolle ein. Äthiopien ist nebenLesotho das am höchsten gelegene Land des Kontinents: 50 Prozent seiner Fläche liegen höher als 1200 Meter, mehr als 25 Prozent über 1800 Meter, mehr als 5 Prozent erreichen sogar Höhen über 3500 Meter. Dennoch hat der größte Teil des HochlandesMittelgebirgscharakter. Hier herrscht gemäßigtes Klima vor. Die Hochlandränder und die Einschnitte der Flüsse (Blauer Nil,Omo,Tekeze) sind sehr steil.
Der Großteil Äthiopiens wird vomHochland von Abessinien eingenommen; in diesem weitläufigen Hochgebirge liegt auch die HauptstadtAddis Abeba (2370 m). Höchster Berg des Hochlandes ist derRas Daschän (4533 m); weitereViertausender sind derTalo (4413 m), derGuma Terara (4231 m) und derGuge (4203 m). Durch die Mitte des Landes zieht sich in Nordost-Südwest-Richtung derGroße Afrikanische Grabenbruch (der hier auchAbessinischer Graben genannt wird). Auf dessen südöstlicher Seite schließt sich dasSomali-Hochland mit demDeemtu (4377 m) an. Die tiefste Landesstelle befindet sich mit116 m unter dem Meeresspiegel in der Koba-Senke (oderAfar-Senke) amKarumsee westlich der Grenze zu Eritrea.
Das Land reicht von den innerenTropen bis zu den nördlichen Randtropen. Demnach herrschtTageszeitenklima vor,Jahreszeiten sind nicht ausgeprägt. Die klimatischen Unterschiede innerhalb von Äthiopien sind in erster Linie durch die Höhe bedingt, in denTiefebenen ist es heiß und in denHochebenen relativ kühl.
Man kann dreiKlimate unterscheiden: das tropisch-heiße Klima bis 1800 m, das warm-gemäßigte Klima von 1800 bis 2500 m sowie ein kühles Klima über 2500 m. In der Hauptstadt Addis Abeba, die auf ca. 2400 m Höhe liegt, liegt die durchschnittliche Tagestemperatur mittags zwischen 8 und 24 °C.
Im tropisch-heißen Klima (Qolla) ist es durchschnittlich 27 °C warm bei einer jährlichen Regenmenge unter 500 mm Niederschlag. Das warm-gemäßigte Klima (Woyna Dega) ist 22 °C warm bei 500 bis 1500 mm Niederschlag pro Jahr. ImGebirgsklima (Dega, über 2500 m) werden nur 16 °C gemessen, und die Regenmenge steigt bis 1800 mm Niederschlag. Die Hauptregenzeit ist zwischen Mitte Juni und September, eine kleine Regenzeit gibt es zwischen Februar und März.
Äthiopien verfügt über eine lange Geschichte extremer Wetterereignisse. Niederschläge fallen sehr häufig stark konzentriert als Konvektionsstürme. In den letzten drei Jahrzehnten gab es unzählige lokale Dürren und sieben große Dürren, teilweise mit der Folge von Hungersnöten. Bezüglich der zukünftigen Veränderungen infolge derglobalen Erwärmung wird mit einer Verschlechterung der Situation gerechnet, dieBodenerosion, Wüstenbildung, den Verlust an Biodiversität und wiederkehrende Überschwemmungen verstärken könnte.[11] Laut dem Nationalen Aktionsprogramm zur Anpassung (NAPA) werden Landwirtschaft, Wasserressourcen und die menschliche Gesundheit am stärksten negativ vom Klimawandel betroffen sein.[12]
Flüsse Äthiopien ist hydrologisch vom Nil dominiert. Der vom Tanasee rührendeBlaue Nil spendet 80 % des Wassers des Nils an der Mündung. Die Quellflüsse desSobat wieBaro undAkobo, die in denWeißen Nil münden, stellen einen weiteren großen Zustrom des Nils dar (etwa 10 %). Auch der Norden entwässert über denTekeze-Setit in das Nil-Einzugsgebiet. Äthiopien ist zwar nicht die Quelle des Nils, aber der Ursprung des größten Teils des Wassers, das schließlich durch ihn ins Mittelmeer fließt. Darüber hinaus entspringen die dem Grabenbruch folgendenendorhëischen FlüsseAwash undOmo in dem ostafrikanischen Staat; ebenso die Quellflüsse desJuba wie derGanale und der Juba NebenflussWabi Shebelle, die auf der anderen Seite des Grabenbruchs Richtung Indischer Ozean entwässern.
Aufgrund seiner abwechslungsreichen Topographie, diverser geologischer Schichten und verschiedener klimatischer Verhältnisse ist Äthiopien die Heimat für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Von derSavanne über immergrüneFeuchtwälder bis hin zu Regionen mit alpinem Klima haben sich hier viele Lebensräume etabliert.
Äthiopien ist eines der achtGenzentren der Erde. Die äthiopische Flora umfasst ungefähr 7000 höhere Pflanzenarten, von denen ungefähr zwölf Prozentendemisch sind. Äthiopien ist das Ursprungsland desKaffees und verschiedener Getreidearten, wieTeff, sowie derZierbanane (Ensete). Über 20 verschiedene Kulturpflanzen stammen aus diesem Land.
Die Schirmakazie, derBaobab,Wacholder und derMaulbeerfeigenbaum sind typische Baumarten des Landes. Eines der großen Umweltprobleme Äthiopiens ist die Waldrodung, die dazu geführt hat, dass bereits Anfang des 20. Jahrhunderts viele dieser Arten in ihrem Bestand erheblich geschwächt waren. Eine Aufforstung mit schnell wachsendenEukalyptusbäumen im Jahr 1905 hat dazu geführt, dass diese heutzutage den größten Teil der Bäume Äthiopiens ausmachen. Zu einem ähnlichen Problem hat sich die in den 1970er Jahren begonnene Ansiedlung vonProsopis juliflora in Teilen derAfar-Region entwickelt. Die extrem invasive Pflanze wird von der lokalen Bevölkerung als Bedrohung für ihre Landwirtschaft gesehen.
Im Jahr 2023 lebten 23 Prozent der Einwohner Äthiopiens in Städten.[15] Die größten Städte nach einer Schätzung derZentralen Statistikagentur für 2016 sind:
Die Städte Mek’ele, Awassa und Gonder verdoppelten ihre Einwohnerzahl zwischen 2005 und 2016, Addis Abeba, Dire Dawa und Adama wuchsen deutlich weniger stark.
Bevölkerungsstruktur Äthiopiens im Jahr 2020: Äthiopien hat eine sehr junge Bevölkerung
Äthiopien hat eine große und schnell wachsende Bevölkerung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten etwa 11 Millionen Menschen in Äthiopien, bis 1960 verdoppelte sich die Bevölkerung auf etwa 22 Millionen Menschen, um 1987 lebten etwa 44 Millionen Menschen im Land. Äthiopien hatte 2022 123,4 Millionen Einwohner.[16] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug + 2,5 %. Zum Bevölkerungswachstum trug ein Geburtenüberschuss (Geburtenziffer: 31,8 pro 1000 Einwohner[17] vs. Sterbeziffer: 6,5 pro 1000 Einwohner[18]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 4,1, die der Region Sub-Sahara-Afrika betrug 4,5.[19] Auf dem Land ist die Kinderzahl nach wie vor hoch, während sie in den Städten stark zurückgegangen ist.Addis Abeba ist die einzige Stadt Afrikas, wo sie mit 1,3 unter dem Ersatzniveau von 2,1 Kindern je Frau liegt.[20] Da die Stadtbevölkerung nur einen Anteil von 16 Prozent an der Gesamtbevölkerung Äthiopiens hat, wird das Bevölkerungswachstum bei etwa 2,5 Prozent pro Jahr verharren.[21] DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 18,5 Jahren.[22] Im Jahr 2023 waren 39,3 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[23] während der Anteil der über 64-Jährigen 3,2 Prozent der Bevölkerung betrug.[24]
Im Jahr 2040 wird die Bevölkerung bei etwa 136 Millionen liegen, wenn die Fertilität schnell sinkt, oder bei etwa 161 Millionen, wenn sie langsam sinkt.[25] Es ist somit umstritten, ob sich Äthiopien bereits am Beginn desdemografischen Überganges befindet und den damit verbundenenNutzen daraus ziehen kann oder ob das hohe Bevölkerungswachstum auch in der Zukunft die wirtschaftliche Entwicklung des Landes negativ beeinflussen wird.[26]
Im Jahr 2020 waren knapp 750.000 Flüchtlinge, hauptsächlich aus den Nachbarstaaten, in Äthiopien registriert.[27]
Äthiopien ist einVielvölkerstaat mit etwa 90 ethnischen Gruppen, deren Größe von wenigen Hundert bis zu mehreren Millionen reicht. Obwohl geographischAfrika südlich der Sahara zugerechnet, sind große Teile des Landes in ihrer historischen und kulturellen Entwicklung stark von Einflüssen ausVorderasien geprägt.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird das Land auf der politischen und kulturellen Ebene von denAmharen dominiert. Obwohl sie offiziell nur rund 27 Prozent der Bevölkerung stellen,[28] ist ihre Sprache, dasAmharische, Amtssprache und vor allem in den Städten alsVerkehrssprache weit verbreitet. Zusammen mit denTigray, die etwa sechs Prozent[28] der äthiopischen Bevölkerung ausmachen, siedelten sie traditionell als Bauern in den nördlichen Hochländern, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs. Amharen und Tigray können unter dem äthio-semitischen BegriffHabescha (Abessinier) zusammengefasst werden, beide Sprachen zählen zu denäthiosemitischen Sprachen. Zum überwiegenden Teil sind sie Anhänger derÄthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche.
Die zahlenmäßig größteEthnie bilden allerdings dieOromo. Sie waren früher als „Galla“ bekannt, was auf Amharisch auch „heidnisch“ bzw. „nichtchristlich“ bedeutet;[29] diese Bezeichnung gilt heute als abwertend und veraltet. Die Oromo leben im Süden, Osten und Westen des Landes und stellen offiziell 34 Prozent der Bevölkerung.[28] Viele Oromo sind Muslime, es gibt aber auch äthiopisch-orthodoxe sowie protestantische Christen unter ihnen. Die Oromo gehören zurkuschitischen Sprachgruppe. Zu dieser gehören auch dieSomali (6,2 Prozent)[28] undAfar (1,7 Prozent)[28] in den Tieflandgebieten im Osten des Landes, dieAgau (verschiedene Untergruppen im nördlichen Hochland, zusammen mehr als 1 Prozent)[28] sowie dieSidama (4 Prozent),[28]Hadiyya (1,7 Prozent)[28] und andere im südlichen Hochland.
Im Westen des Landes leben in den Grenzgebieten zumSudan undSüdsudan auch kleinere Minderheiten, dienilo-saharanische Sprachen sprechen, wie dieBerta (0,25 Prozent),Gumuz (0,22 Prozent),Anuak (0,12 Prozent),Nuer (0,2 Prozent) undMajangir (0,03 Prozent).[28] Diese Volksgruppen leben zum Teil auch im Sudan bzw. Südsudan. Sie wurden früher von den Hochland-Äthiopiern abwertendShanqella genannt. Sie sind meist von dunklerer Hautfarbe und gelten daher alsSchwarzafrikaner, von denen sich die Hochlandbewohner abgrenzen.[30]
In Äthiopien werden fast 100 Sprachen gesprochen. Die faktische Amtssprache auf der Bundesebene istAmharisch, das zum (süd-)semitischen Zweig des Afroasiatischen gehört und als Muttersprache von etwa 19,8 Mio. Menschen gesprochen wird, als Zweitsprache von weiteren 4 Mio. Äthiopiern. Das kuschitischeOromo ist mit ca. 25,5 Mio. Sprechern die Sprache mit den meisten Sprechern. Allerdings ist die Sprecherzahl einzelner Sprachen oft ein Politikum und Angaben dazu daher mit Vorsicht zu genießen.Englisch ist Bildungssprache und wird in den Oberschulen als Unterrichtssprache verwendet. In einzelnen Bundesstaaten, deren Grenzen entlang von Sprachgrenzen gezogen wurden, dienen die regionalen Sprachen Oromo,Tigrinya,Somali,Afar undHarari alsArbeitssprache der Behörden; Amharisch ist neben der RegionAmhara auch in den ethnisch und sprachlich gemischten RegionenGambela,Benishangul-Gumuz und in der ehemaligenRegion der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker Arbeitssprache.[33] Weitere Sprachen wieSidama undKafficho werden lokal in den Grundschulen verwendet.
2020 beschloss das Kabinett die Zulassung von Oromo, Tigrinya, Somali und Afar als weitere Amtssprachen auf Bundesebene.[34]
Die Sprachen Äthiopiens gehören – sehr ungleich verteilt – zwei großen Sprachfamilien an: demAfroasiatischen (früher Semito-Hamitisch genannt) und demNilo-Saharanischen. Dabei entfallen fast 99 Prozent auf das Afroasiatische, das in Äthiopien mit seinen ZweigenSemitisch (vorwiegend in der nördlichen Hälfte des Landes),Omotisch (im Südwesten) undKuschitisch (im Süden, Westen und Osten) vertreten ist. DieNilo-Saharanischen Sprachen (im Westen Äthiopiens, mit den ZweigenNilotisch,Surmisch undKomuz) machen nur zwischen 500.000 und 1 Million Sprecher aus.
Zur religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung in Äthiopien gibt es widersprüchliche Angaben. Die vorläufigen Ergebnisse der letzten Volkszählung von 2007 geben folgende Zahlen: 62,8 Prozent Christen – davon 43,5 Prozent Äthiopisch-Orthodoxe (Zensus 1994: 50,6 Prozent), 18,6 Prozent Protestanten (1994: 10,2 Prozent) und 0,7 Prozent Katholiken – gegenüber 33,9 Prozent Muslimen (1994: 32,8 Prozent), 2,6 Prozent Anhänger traditioneller Religionen (1994: 4,6 Prozent) und 0,6 Prozent Sonstige (z. B. Atheisten, 1994: 1,8 Prozent).[28] In diversen Enzyklopädien und Nachschlagewerken werden dagegen Zahlen angegeben, die teils stark von diesen offiziellen Angaben abweichen. Der Anteil der Christen bewegt sich dabei zwischen 40 und 55 Prozent, und derjenige der Muslime schwankt zwischen 40 und 50 Prozent.[37] Dem vergleichsweise niedrigen Anteil an Muslimen an der Bevölkerung in den offiziellen Zahlen wird auch von wissenschaftlicher Seite Skepsis entgegengebracht:
“The 1994 CSA census put the percentage of the Muslim population of Ethiopia at 32,8 %, however, this number is doubted by Muslims and many scholars alike. A percentage of ca. 45 % Muslims in Ethiopia […] is believed to be a more realistic estimate.”[38]
Für die Glaubensgemeinschaft derRastafari sind KaiserHaile Selassie und das Land an sich von zentraler Bedeutung. Eine sehr kleine Gruppe von Anhängern dieser religiösen Bewegung lebt inShashemene südlich von Addis Abeba (in Oromia), seitdem sich dort afrikanische Heimkehrer erst aus denUSA, später ausJamaika und dann aus der ganzen Welt niedergelassen haben.
Äthiopischer Priester mit typischen äthiopischen Kreuzen
Anfang des 4. Jahrhunderts verbreitete sich das Christentum in Äthiopien. Das äthiopisch-orthodoxe Christentum, das vor allem unter denAmharen undTigray verbreitet ist, ist die historisch bedeutsamste Religion des Landes. Äthiopien zählt mitArmenien undGeorgien zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Erde.
Die äthiopische Kirche ist im Unterschied etwa zu den griechisch-orthodoxen, katholischen und protestantischen Kirchenmiaphysitisch, das heißt, dass ihre Abspaltung vom westlichen Christentum auf demKonzil von Chalcedon stattfand und sie somit nicht als eine orthodoxe Kirche im Sinne der dyophysitischen russisch- oder griechisch-orthodoxen Kirche gesehen werden kann. Sie steht somit denindischenThomaschristen, denArmeniern, denAramäern und auch denägyptischenKopten nahe. Die religiöse Spaltung geht auf die Definition der Natur Christi zurück. Die miaphysitischen Kirchen vertreten die Lehre, dass Jesus nur eine göttlich-menschliche Natur hatte, während die Dyophysiten glauben, dass er je eine göttliche und eine menschliche hatte. Für diese Konfession sind die äthiopischenRundkirchen typisch.
Seit 1830 sind evangelische Missionare in Äthiopien unterwegs; von 1855 bis 1868 war die PilgermissionSt. Chrischona ausBasel in Zusammenarbeit mit dem anglikanischen Bischof vonJerusalem mit meist deutschenMissionaren in Äthiopien tätig. Auf diese geht unter anderem eine protestantische Bewegung unter den jüdischenBeta Israel (sog. „schwarze Juden“) zurück. DieHermannsburger Mission bemühte sich 1853–1857 um die Missionierung derOromo, wurde aber erst im Jahr 1927 wirklich aktiv; eine erste deutsch-schweizerische Mission unter den Oromo gab es schon 1840 (inShewa), später 1867 (Benishangul/Gubbe) und für längere Zeit mit einem gewissen Erfolg auf der Missionsstation inBalli, südlich Shewa, von 1872 bis 1886, geleitet von deutschen Missionaren derSt. Chrischona Pilgermission aus Basel. Weiter gibt es Missionen ausSchweden,Norwegen, denUSA undDänemark. Der Freikirche derSiebenten-Tags-Adventisten gehören etwa 145.000 Personen an.[39]
Zurzeit gibt es folgende protestantische Kirchen in Äthiopien:
EineOromo-Handschrift in arabischer Schrift ausWällo
DerIslam hat in Äthiopien eine mehr als tausend Jahre alte Geschichte. Seine kulturelle und historische Bedeutung ist damit der des Christentums vergleichbar.[40]
Der erste Kontakt des Islam mit Äthiopien fand schon zu Lebzeiten des ProphetenMohammed statt, als eine Gruppe von Muslimen im Jahr 615 nach Äthiopien floh und dort für mehrere Jahre Zuflucht fand. Ungefähr 20 der Muslime starben in Äthiopien.[41] Die freundliche Aufnahme der muslimischen Flüchtlinge durch den äthiopischen Herrscher soll den Propheten dazu veranlasst haben, das Gebot auszusprechen, die christlichen Äthiopier als einzige Nicht-Muslime vomDschihad zu verschonen. Dieses Ereignis hat bis heute für die muslimischen Äthiopier eine identitätsstiftende Bedeutung. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden mehrere islamische Fürstentümer und Staaten, vor allem im Osten und Südosten des Landes.[42] Durch die Eroberungen unterMenelik II. Ende des 19. Jahrhunderts wurden weite Regionen, die vornehmlich islamisch geprägt sind, Teil des modernen äthiopischen Staates.
Eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des äthiopischen Islams spieltenSufibruderschaften (Tarīqas), die vor allem inHarar,Wällo undJimma Zentren islamischer Gelehrsamkeit gründeten.[43] Waren Muslime im modernen Äthiopien unterHaile Selassie lange Zeit unterdrückt, so erlangten sie ab derDerg-Periode die Gleichberechtigung. Seitdem werden beispielsweise die wichtigen islamischen Feste als nationale Feiertage gefeiert.
Heute sind weite Teile des Landes islamisch geprägt, so die Regionen Somali und Afar,Bale,Arsi, Teile der Gurage-Region, das östliche Wollo, die Harar-Region, die Jimma-Region, Ilubabor undBeni Shangul. Mindestens 34 Prozent der Äthiopier sind Muslime, vor allem die Völker derAfar,Gurage undSomali und ein großer Teil derOromo.
Eine Sonderrolle spielen die äthiopischen Juden, deren Geschichte älter als derTalmud ist. Die äthiopischen Juden teilen sich in drei Gruppen:
DieFalaschen sind Äthiopierjüdischen Glaubens, die sich als Nachkommen des StammesDan betrachten und eine archaische Form des Judentums praktizieren. Sie lebten in den RegionenBegemder undSämen nördlich und nordöstlich desTanasees und wurden als Handwerker von denAmhara undTigray gemieden. In den drei LuftbrückenOperation Moses 1984,Operation Salomon 1991 und Operation Taubenflügel (2011) wurden sie nachIsrael evakuiert.
DieKemant besiedeln das Gebiet nördlich des Tanasees und sind historisch und ethnisch eng mit denFalaschen verwandt. Ihre jüdische Religion haben sie zugunsten des äthiopischen Christentums aufgegeben.[44] Sie sind vom Aussterben bedroht und auf eine Gemeinschaft von weniger als 300 Mitgliedern geschrumpft.
DieFalaschamura gehören nicht zu den eigentlichen Falaschen, werden aber von dem israelischen Oberrabbinat alszwangschristianisierte Äthiopier ursprünglichjüdischen Glaubens betrachtet. Sie sind unterschiedlichen Ursprungs, behaupten aber, letztlich von denBeta Israel abzustammen. Da der israelische Staat nur begrenzt deren Einwanderung erlaubt, gab es 2010 noch 8000 Falaschamura, die in Äthiopien auf die Auswanderung nach Israel warteten.
Mit Hilfe internationaler Geber hat die äthiopische Regierung in den letzten Jahren wichtige Schritte unternommen, um den Bildungsrückstand im Land zu lindern. In Äthiopien stieg die mittlere Schulbesuchsdauer von 1,5 Jahren im Jahr 2000 auf 2,6 Jahre im Jahr 2015 an.[45] 84,1 Prozent der Mädchen und 87,7 Prozent der Jungen besuchen die Grundschule (Regierungszahlen 2013), allerdings beenden diese nur etwa 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Seit mehreren Jahren bemüht sich die Regierung, die Regionen stärker in das Hochschulwesen einzubinden. Neugründungen von 15 Universitäten (durchGIZ International Services) sind Ausdruck dieser Anstrengungen. Der für die nun gut 30 Universitäten bindende strategische Plan der äthiopischen Regierung sieht ein Verhältnis von 70:30 zwischen Studenten der Naturwissenschaften, Medizin und Maschinenbau und solchen der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften vor. Dies bedeutet eine massive Erhöhung der Studentenzahlen, was die Ausbildungsqualität belasten wird, da weder der akademische Lehrkörper noch qualifizierte Studenten (infolge nicht ausreichender Ausbildungsqualität der Schulen) mitwachsen konnten. Der Mangel an Nachwuchsdozenten wird derzeit mit etwa 1200 indischen Professoren überbrückt. Diese Herausforderungen werden Äthiopien auf absehbare Zeit begleiten, denn im neuen Fünfjahresplan ab Juli 2015 ist die Gründung von 11 weiteren Universitäten vorgesehen.[46]
In Äthiopien waren im Erfassungszeitraum 2000 bis 2007 etwa 65 Prozent der ErwachsenenAnalphabeten.[47][48] Bei Frauen war dieser Anteil höher als bei Männern.[48] DieSchulpflicht wird nicht konsequent durchgesetzt.[49] Im Jahr 2016 waren noch 51 Prozent der Äthiopier Analphabeten (59 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer).[50] Bei Personen zwischen 15 und 24 Jahren lag die Analphabetenquote bei 31 Prozent.[51] Äthiopien konnte im Kampf gegen Analphabetismus in den letzten Jahren Erfolge erzielen.
Im April 2021 wurde angekündigt, 5 Millionen Schüler und Studierende sowie 750.000 Lehrpersonen über dasCardano-Netzwerk mit einer digitalen Identität zu versorgen.[52]
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 3,2 % des Bruttoinlandsprodukts.[53] Im Jahr 2020 praktizierte in Äthiopien ein Arzt je 10.000 Einwohner.[54] DieLebenserwartung der Einwohner Äthiopiens ab der Geburt lag 2022 bei 65,6 Jahren[55] (Frauen: 68,9[56], Männer: 62,6[57]) und war damit eine der höheren in Afrika. DieSäuglingssterblichkeit pro 1000 Geburten lag bei 51 und dieMüttersterblichkeit pro 100.000 Geburten bei 353. Nur sechs Prozent der Geburten konnten medizinisch betreut werden.[58][59] Die Lebenserwartung stieg in den letzten Jahren deutlich an, während Mütter- und Kindersterblichkeit sanken.[60]
Die Infektionsrate vonHIV lag 2006 bei circa 6,6 Prozent bei der erwachsenen Bevölkerung. Damit sind in Äthiopien etwa drei Millionen Menschen infiziert. Die Infektionsrate ist in urbanen Gebieten mit 13,7 Prozent deutlich höher als in ländlichen mit 3,7 Prozent. Am stärksten betroffen sind die 15- bis 24-Jährigen. Bis 2006 waren laut UNICEF etwa 800.000 Kinder infolge der Krankheit zu Halb- oder Vollwaisen geworden.[61] Die hohen AIDS-Raten lassen sich unter anderem dadurch erklären, dass Sexualität in Äthiopien noch immer ein Tabu-Thema ist, über das man in der Familie nicht spricht.
Mehr als eine halbe Million Kinder wurden durch AIDS zu Waisen. Nach Angaben von UNICEF leben in Äthiopien mindestens 300.000 Kinder auf den Straßen der Städte. Dort sind vor allem Mädchen von Überfällen und Vergewaltigungen bedroht. Die Gefahr von Drogenmissbrauch und Erkrankungen an AIDS sind hoch.
Als eines der bedeutenden „Weltreiche“ (so der ReligionsstifterMani) in der Zeit derSpätantike gilt das nordäthiopische Reich von Aksum (auch Axum), das eines der erstenchristlichenKönigreiche der Welt war. Es beherrschte (allerdings nur kurzzeitig) auch Teile der südlichenarabischen Halbinsel und des Nordsudans, nicht aber Teile des heutigen Südäthiopien. Wie lange auch Teile des heutigenSudan südlich vonAtbara unter aksumitischer Herrschaft standen, ist umstritten; wahrscheinlich beschränkte sich diese kurzzeitig im 4. Jahrhundert etablierte Herrschaft auf zeitweilige Tributzahlungen. Mit der Ausdehnung desIslam im 7. Jahrhundert (Islamische Expansion) war die äthiopische Christenheit geographisch isoliert.
Seit dem 14. Jahrhundert bemühten sich die äthiopischen Herrscher um Kontakte und Bündnisse mit den christlichen Reichen imspätmittelalterlichen Europa. Europäische Glücksritter gelangten wiederholt an den Hof desNegus, und europäische Kunst war in Äthiopienen vogue.
1493 erreichte dann derPortugiesePêro da Covilhã den Hof des Negus. Er sollte für ein portugiesisch-äthiopisches Bündnis werben, da Portugal zu dieser Zeit begann, seine Herrschaft imIndischen Ozean aufzubauen. 1543 unterstützten portugiesische Hilfstruppen unter dem Sohn vonVasco da Gama,Cristóvão da Gama, die Äthiopier auf Hilferuf des Negus gegen die Truppen desAhmed Graññ vomSultanat Adal, denen sie eine vernichtende Niederlage beibrachten. Ihr Vorhaben, das Land zumKatholizismus zu bekehren, scheiterte jedoch.
Im Zuge desKolonialismus hatte sich Äthiopien immer wieder der Einflussnahme europäischer Mächte zu erwehren, zunächst unter KaiserTewodros derbritischen Äthiopienexpedition von 1868, dann am Ende des 19. Jahrhunderts des Einflusses derItaliener und ihrerKolonie Eritrea. Trotz der modernen Waffen der italienischen Armee schlugen die Äthiopier 1896 unter KaiserMenelik II. – der beizeiten für eine gleichfalls moderne Bewaffnung mit Gewehren und Artillerie gesorgt hatte – die italienischen Invasoren in derSchlacht von Adua zurück, was Äthiopien zusammen mitLiberia zu den zwei einzigen Ländern machte, die imWettlauf um Afrika nicht unter Kolonisation gerieten. Dieses Ergebnis gilt bis in die Gegenwart als wichtiger Sieg einer afrikanischen gegen eine europäische Armee und wurde in der Folgezeit fester Bestandteil des äthiopischen Nationalbewusstseins.
Karte mit Abessiniens nördlichem Kernland (1886) und den Grenzen in Folge der Expansion (bis 1929)
Auf die Sicherung der Unabhängigkeit folgten Eroberungen im Süden, Osten und Westen des heutigen Staatsgebietes. Die neueroberten Gebiete fielen unter ein archaisch-feudales System der Landnahme.
Im Jahr 1931 erließ KaiserHaile Selassie dieerste Verfassung des Landes. In derZwischenkriegszeit trat Äthiopien demVölkerbund bei. Am 2. Oktober 1935 erklärte Mussolini, der Duce desfaschistischenKönigreichs Italien, Äthiopien den Krieg und begann denAbessinienkrieg. Dabei kam es von Seiten Italiens zu einem massiven und systematischen Einsatz vonGiftgas. Obwohl die italienische Armee die Oberschicht des Landes mit Massenerschießungen zu vernichten versuchte, gelang es ihr zu keinem Zeitpunkt, das ganze Land zu kontrollieren. Kaiser Haile Selassie wurde vorübergehend vertrieben. Von 1935 bis 1941 fielen zwischen 330.000 und 760.000 Äthiopier dem italienischen Expansionsdrang zum Opfer, das waren zwischen fünf und zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Während ihrer kurzen Herrschaft in Äthiopien führten die Italiener ein System der Rassentrennung ein, das gewisse Ähnlichkeiten mit derApartheid in Südafrika aufwies. Die italienische Herrschaft über die KolonieItalienisch-Ostafrika, welche aus dem besetzten Äthiopien,Italienisch-Eritrea,Italienisch-Somaliland undOltre Giuba bestand, endete im Zweiten Weltkrieg. Äthiopien wurde von britischen und einheimischen Truppen befreit, und der äthiopische Kaiser Haile Selassie zog im Mai 1941 wieder in Addis Abeba ein. DasFrauenwahlrecht wurde 1955 eingeführt: Die Verfassung vom 4. November 1955 garantierte das allgemeine aktive und passive Wahlrecht für Männer undFrauen.[62][63][64]
Anfang der 1970er Jahre geriet das Kaiserreich in eine schwere Krise. Die verarmten Bauern litten unter den Abgaben an die Großgrundbesitzer, das aufstrebende BürgertumAddis Abebas sah sich in seinen politischen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. DieInflation infolge derDürrekatastrophe von 1973 und derÖlpreiskrise löste Massendemonstrationen von Studenten undStreikwellen aus. Schließlich revoltierten zu Beginn des Jahres 1974 auch Teile deräthiopischen Armee. Haile Selassie wurde am 12. September 1974 gestürzt.
Das Militär bemächtigte sich schnell der Revolution, ein Militärverwaltungsrat übernahm unter Führung von MajorMengistu Haile Mariam die Macht. Am 21. März 1975 wurde dieMonarchie abgeschafft, womit das gemäß der Überlieferung im NationaleposKebra Negest auf die Gründung durchMenelik I. im 10. Jahrhundert v. Chr. zurückgehende Kaiserreich endete, und das Land zu einer sozialistischen Volksrepublik wurde.[65]
Es folgten bald militärische Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten. So wurde 1977/1978 imOgadenkrieg mit Unterstützung derSowjetunion undKubas eine InvasionSomalias abgewehrt. Aufgrund der übermäßigen Repression gegen die Zivilbevölkerung erhielten Separatisten inEritrea immer mehr Zuspruch. InTigray war dieVolksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) aktiv, und auch im Süden und Osten des Landes gab es bewaffnete Widerstände gegen die Regierung.
1984 gelangte Äthiopien unter derÄthiopischen Arbeiterpartei durch eine Reportage desBBC-Fernsehens in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Über Jahre ausbleibende Niederschläge in derSahelzone führten in zwanzig afrikanischen Ländern zu Missernten und Hungersnöten. Auch wegen des anhaltenden Bürgerkrieges war Äthiopien am schlimmsten von dieser Katastrophe betroffen. DieHungersnot in Äthiopien 1984–1985 forderte eine halbe bis eine Million Opfer.
Reorganisation Äthiopiens als „ethnische Föderation“
Administrative Gliederung Äthiopiens bis 1995Bundesstaaten Äthiopiens seit 1995
1991 kollabierte das Regime schließlich. Eine politische Koalition aus verschiedenen Befreiungsbewegungen, dieRevolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker (EPRDF), übernahm die Macht und führte ein föderatives System mit neun autonomen Regionen für die größten Völker und zwei Stadtstaaten (Addis Abeba und Dire Dawa) ein. Diese Koalition unter Führung der Volksbefreiungsfront von Tigray demokratisierte das Land zum Teil und blieb bis zum Jahr 2019 an der Macht. In Artikel 48 der 1995 in Kraft getretenen neuen Verfassung wurde Äthiopien als föderative Republik aus Bundesstaaten, die „durch Siedlungsmuster, Sprache, Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl abgegrenzt“ sein sollten, definiert.[66] In der Forschung wird diese Staatsform als „ethnischer Föderalismus“ bezeichnet.[67] Obwohl den größten Ethnien (Oromo, Amharen, Somalier, Tigrinya u. a.) eine territoriale Selbstbestimmung eingeräumt wurde, kamen andere kleinere der über 80 ethnischen Gruppen nicht zum Zug und ihre Autonomiebestrebungen wurden durch die Regierung unterdrückt. Auch waren die Beziehungen zwischen den einzelnen Regionen aufgrund von Gebietsansprüchen und ethnischen Rivalitäten nicht spannungsfrei. Die Ausbalancierung der ethnischen Interessen und Rivalitäten blieb seitdem eine Grundkonstante der äthiopischen Politik.[68]
Spannungen mit Eritrea 1998–2018 und innere Konflikte
Unter derneuen InterimsregierungMeles Zenawis erlangteEritrea im Mai 1993 nach fast 30 Jahren Krieg die Unabhängigkeit von Äthiopien. Grenzstreitigkeiten und vermutlich auch ökonomische Zwiste führten 1998 jedoch erneut zumKrieg der beiden Länder. Nach Bombardements der äthiopischen Luftwaffe auf die eritreische HauptstadtAsmara und einer Invasion äthiopischer Bodentruppen zogen sich die äthiopischen Bodentruppen, kurz vor Asmara stehend, zurück. Somit ging aus dem Krieg keine Konfliktpartei siegreich hervor. Der Konflikt wurde durch dasAbkommen von Algier im Dezember 2000 beendet, dem zufolge die Blauhelm-Soldaten derMission der Vereinten Nationen in Äthiopien und Eritrea (UNMEE)[69] den fragilen Frieden überwachen. Am 13. April 2002 gab die unabhängige Grenzkommission eine endgültige Empfehlung zur Beilegung der Streitigkeiten ab (Eritrea Ethiopia Boundary Commission, EEBC).[70] Ein Jahr nach der Bekanntmachung lehnte Äthiopien diese jedoch mit der Begründung ab, die StadtBadme, die auslösender Streitpunkt des Krieges gewesen war, solle, anders als von der Kommission vorgeschlagen, auch weiterhin zu Äthiopien gehören. Seitdem herrschte zwischen beiden Kriegsparteien ein unruhiger Frieden.
Im Jahr 2015 entwickelten sich infolge einer extremen Dürre, auf die massive Überschwemmungen folgten und aufgrund der gleichzeitigensozialen Ungleichheit Proteste. Diese wurden teilweise durch Polizeikräfte der Regierung vonHailemariam Desalegn niedergeschlagen, wobei bis Oktober 2016 mehrere hundert Menschen starben.[71][72][73][74]
Am 5. Juni 2018 erklärte die äthiopische Regierung ihre Bereitschaft, die Regelungen des Grenzabkommens von 2002 zu akzeptieren. Dazu gehöre auch die Übergabe Badmes an Eritrea.[75] Am 8. Juli 2018 erklärte Äthiopiens RegierungschefAbiy Ahmed, dass Äthiopien und Eritrea wiederdiplomatische Beziehungen aufnehmen.[76] Zugleich wurde einFriedensvertrag zwischen den beiden Ländern geschlossen.[77] Insbesondere für diese Aussöhnungspolitik wurde Abiy 2019 mit demFriedensnobelpreis geehrt.
In dieser Zeit erlebte Äthiopien zudem ein rasantes Wirtschaftswachstum, das vermutlich auf massive Investitionen in Infrastruktur und Produktion zurückzuführen ist.[78] Obwohl das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf immer noch sehr niedrig ist und Armut außerhalb der großen Städte weit verbreitet ist, hat Äthiopien in Bildung und Infrastruktur investiert.[79] Äthiopien ahmte in dieser Zeit vor allem das chinesische Entwicklungsmodell nach, d. h. schnelle Modernisierung und Investitionen in Infrastruktur und Bildung.[80] Trotz Verbesserungen ist der Lebensstandard nach wie vor prekär. Laut demUNDP leben immer noch 68,7 % der Äthiopier inmehrdimensionaler Armut.[81] Auch die Menschenrechtslage ist prekär: Die äthiopische Regierung macht sich seit Jahrzehnten massiver Menschenrechtsverletzungen schuldig, insbesondere im Bereich der Meinungs- und Pressefreiheit.[82]
Im Oktober 2019 entwickelten sich Proteste, bei denen mindestens 67 Personen starben, nachdemJawar Mohammed, ein Medieneigentümer, politischer Aktivist und Anführer der Protestbewegung aus dem Jahr 2016, eine bevorstehende Tötung seiner Person vermutet und dies verkündet hatte.[83]Nach dem Mord an dem äthiopischen Oromo-MusikerHachalu Hundessa und einer durch die Polizei per Tränengas aufgelösten Trauerversammlung brachen Ende Juni 2020 landesweit Proteste aus, bei denen innerhalb weniger Tage über 160 Menschen starben.[84][85][86]
Im August 2020 wurde die eigentlich turnusmäßig anstehende Parlamentswahl durch die äthiopische Regierung und die äthiopische Wahlkommission um ein Jahr verschoben, mit der offiziellen Begründung, dass eine reguläre Wahl unter der grassierendenCOVID-19-Pandemie nicht möglich sei. Damit zeigte sich die in der Region Tigray regierendeVolksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) nicht einverstanden. Die TPLF kündigte an, dass die Wahlen zum Regionalparlament von Tigray abgehalten würden, und warf Premierminister Abiy Ahmed vor, die Amtsgeschäfte „illegitim“ zu führen. Danach verschärften die Spannungen zwischen Regional- und Zentralregierung. Die Regierung von Tigray betonte das Recht Tigrays zur „Selbstbestimmung und Selbstregierung“ und ließ Aufmärsche der gut und auch mit schweren Waffen bewaffneten Polizeikräfte Tigrays in den Orten der Region abhalten.[87] Nachdem eine regionale Armeebasis in Tigray durch Sicherheitskräfte der Regionalregierung übernommen worden war, ordnete Premierminister Ahmed am 5. November 2020 eine Militäroffensive gegen Tigray an. Über Tigray wurde ein sechsmonatiger Ausnahmezustand verhängt, und die Telefon, Strom- und Internetverbindungen nach Tigray wurden unterbrochen.[88] Am 2. November 2021 wurde infolge der Verschärfung des Bürgerkriegs der landesweiteAusnahmezustand ausgerufen.[89] Im November 2022 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Rebellen geschlossen. Bis dahin hatte der Konflikt knapp einer halben Million Menschen das Leben gekostet und die Region Tigray verwüstet.[90]
Die äthiopische Regierung rief am 4. August 2023 einen sechsmonatigen Ausnahmezustand aus, nachdem es in der Region Amhara zu schweren Konflikten und Instabilität gekommen war. Dies geschah nach Zusammenstößen zwischen derAmhara Fano Miliz und denäthiopischen Nationalen Verteidigungskräften (ENDF) am 1. August. PremierministerAbiy Ahmed begründete die Verhängung des Ausnahmezustands mit der Schwierigkeit, die Situation mit regulären Mitteln zu kontrollieren. Zu den Einschränkungen gehören Versammlungsverbote, willkürliche Verhaftungen und Ausgangssperren. Der Internetzugang wurde gesperrt und Flüge nach Gondar und Lalibela gestrichen. Nach der militärischen Rückeroberung der Städte kam es zu willkürlichen Verhaftungen, vor allem in Amhara.[91]
Äthiopien ist seit 1991 eine föderale parlamentarische Republik (1995 durch die Verfassung bestätigt). Der äthiopische Föderalismus ist ethnisch geprägt, mit starken, auf die einzelnen Volksgruppen bezogenenProporzelementen in den staatlichen Organen und dem in der Verfassung verankerten Recht der einzelnen Ethnien, autonome Gebiete zu gründen und das Staatsgefüge ganz zu verlassen.
Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident, der vom Parlament (Shengo) gewählt wird und vorwiegend repräsentative Aufgaben hat. Der Regierungschef ist der Ministerpräsident, der die Mitglieder desMinisterrats ernennt. DasParlament besteht aus zwei Kammern: demBundeshaus (Yefedereshn Mekir Bet) und demVolksrepräsentantenhaus (kurz genanntParlama). Die Mitglieder werden direkt vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt.
Die Wahlen am 21. Juni 2021 standen unter dem Eindruck desZweiten Äthiopischen Bürgerkriegs in der RegionTigray, weshalb dort auch nicht gewählt wurde. Insgesamt wurde in 102 von 547 Wahlkreisen die Wahl wegen der kritischen Sicherheitslage abgesagt.[92] Die Opposition hat die Wahlen teilweise boykottiert. Dementsprechend gewann die Wohlstandspartei von Premier Ahmed 410 von 436 Sitzen.[93]
Die höchste juristische Instanz ist dasOberste Bundesgericht in der Hauptstadt Addis Abeba, daneben wacht derVerfassungsrat über die Einhaltung der Bundesverfassung.
Zwischen den zahlreichen ethnischen Gruppen Äthiopiens kommt es immer wieder zu bewaffneten Konflikten um Landnutzungsrechte und Rechtsstreitigkeiten. Begünstigt wird die gewaltsame Austragung von Konflikten durch die weite Verbreitung von Schusswaffen im ganzen Land, die ihren Ursprung im Bürgerkrieg hat. Hervorzuheben sind hier die Konflikte derAfar mit denSomali, namentlich denIssa, die maßgeblich zur Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Afar gegen Dürrekatastrophen beigetragen haben.[99] Im Westen des Landes bestehen in den RegionenGambela undBenishangul-Gumuz Konflikte zwischen verschiedenen einheimischen Volksgruppen sowie Hochland-Äthiopiern, die vor allem in den 1980er Jahren dort angesiedelt wurden.[30]
2007 intensivierten sich bei einemAufstand im Ogaden in derSomali-Region die Konflikte zwischen der separatistischenOgaden National Liberation Front (ONLF) und der äthiopischen Armee. Der äthiopischen Regierung wurde vorgeworfen, zeitweise Handel und humanitäre Hilfe für die Region „blockiert“ zu haben. Laut einem Bericht vonHuman Rights Watch habe die äthiopische Armee Zivilisten getötet, misshandelt und vergewaltigt, Dörfer zerstört und die gesamte Bevölkerung in den Rebellengebieten einer Kollektivbestrafung unterzogen.[100] Die äthiopische Regierung wies diese Vorwürfe als Propaganda der ONLF zurück.
DieKaiserliche Armee Abessiniens hatte eine lange Geschichte, die bis in die legendäre Gründung des Staates 980 vor Christus zurückreichte. Das neue kommunistische Regime (Derg) beseitigte nach der Revolution 1974/1975 die alten Streitkräfte und gründete mit finanzieller und militärischer Hilfe derSowjetunion eine komplett neue Armee. DieseStreitkräfte der Demokratischen Volksrepublik Äthiopien wurden nach dem Sieg derRevolutionären Demokratischen Front der Äthiopischen Völker 1991 von denEthiopian National Defense Forces abgelöst. Im Jahr 2005 waren sie 162.500 Mann stark, was sie zu einer der größten ArmeenAfrikas machte. NachUS-Angaben sollen es im Jahr 2012 rund 180.000 Soldaten gewesen sein.
2018 umfasste dasHeer 135.000 aktive Soldaten und mehr als 461 Kampfpanzer. DieLuftwaffe verfügt über eine weitestgehend intakte und relativ neue Ausstattung aus ukrainischer und russischer Produktion, so zum Beispiel Jagdbomber des TypsSuchoi Su-27.[101] Seit der UnabhängigkeitEritreas (1993) verfügt das Land über keineMarine mehr.
Die Beziehungen zu den Nachbarländern am Horn von Afrika und zu den internationalen Geberländern, vor allem den USA und den EU-Mitgliedstaaten, haben Vorrang in der äthiopischen Außenpolitik. China und Indien nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Zudem sucht das Land gute Beziehungen zu den arabischen Staaten sowie der Türkei, Russland und Japan.
Äthiopien hat insgesamt circa 7600 Soldaten zu den UN-Missionen UNAMID (United Nations Assistance Mission in Darfur), UNISFA (United Nations Interim Security Force for Abyei) sowie UNMISS (United Nations Mission in Southsudan) abgestellt und ist damit viertgrößter UN-Truppensteller sowie größter UN-Truppensteller Afrikas. Nimmt man die 4400 beiAMISOM (African Union Mission in Somalia) im Einsatz befindlichen Soldaten noch hinzu, so ist Äthiopien weltweit der bei Weitem größte Truppensteller für friedenserhaltende Maßnahmen.[102]
Äthiopien ist in verschiedenen internationalen Organisationen und Gruppierungen Mitglied. Zu den wichtigsten zählen die Mitgliedschaften in denVereinten Nationen (Gründungsmitglied 1945) und seinen Unter- und Sonderorganisationen, wobei dieECA (VN-Wirtschaftskommission für Afrika) ihren Sitz inAddis Abeba hat, derAfrikanischen Union (bis 2002 Organisation der Afrikanischen Einheit, deren Gründungsmitglied das Land 1963 war; Sitz Addis Abeba) und in derWeltbankgruppe und demIWF. Weiterhin in Regionalorganisationen wie der IGAD (Intergovernmental Authority on Development), derCOMESA (Gemeinsamer Markt süd- und ostafrikanischer Staaten) und beimCotonou-Abkommen (Partnerschaftsabkommen derEuropäischen Union mit den afrikanischen, karibischen und pazifischen Ländern). Das Land hat Beobachterstatus in derWTO.[103]
Äthiopien ist in zwei bilaterale Konflikte mit Nachbarstaaten verwickelt. Zum einen gibt es mit Eritrea Uneinigkeiten über den Grenzverlauf im Nordwesten der Provinz Tigray, die 1998 zumEritrea-Äthiopien-Krieg geführt haben. Zum anderen kam es immer wieder zu Konflikten mit Somalia, da somalische Nationalisten dieSomali-Region (Ogaden) im Osten Äthiopiens an einGroß-Somalia angliedern möchten. Auch dieUnion islamischer Gerichte, die Mitte 2006 die Kontrolle über große Teile Somalias errang, verfolgte dieses Ziel. Mit der Begründung, dass Äthiopien die Einnahme seines Ostens und die islamistische Vereinnahmung seiner eigenen muslimischen Bevölkerung fürchtete, erklärte es der Union am 24. Dezember 2006 offiziell den Krieg. Seither sind äthiopische Truppen in Somalia stationiert und haben gemeinsam mit derÜbergangsregierung Somalias die Union islamischer Gerichte zurückgedrängt. Hinweise, wonach Eritrea Waffen an Gegner der somalischen Übergangsregierung liefere und damit in Somalia ein eritreisch-äthiopischer „Stellvertreterkrieg“ ausgetragen würde, wurden von eritreischer Seite dementiert.
Anfang Juli 2018 teilte Äthiopiens RegierungschefAbiy Ahmed nach einem Treffen mit dem eritreischen PräsidentenIsayas Afewerki in Asmara mit, dass nach jahrzehntelanger Feindseligkeit die Wiederaufnahmeder diplomatischen Beziehungen vereinbart wurden. So ist geplant, Botschaften und Grenzen wieder zu öffnen sowie Flugverbindungen wiedereinzurichten und Häfen zugänglich zu machen. Der Anfang April 2018 neu gewählte Ministerpräsident Abiy Ahmed, der sowohl derEPRDF als auch derOPDO angehört, hatte bereits zu Beginn seiner Amtszeit eine Friedenslösung mit dem Nachbarland angestrebt. Anfang Juni 2018 hatte er angekündigt, den Beschluss einer von den Vereinten Nationen unterstützten internationalen Schiedskommission über den Grenzverlauf beider Länder aus dem Jahr 2002 „vollständig“ umzusetzen und sich aus den umstrittenen Gebieten zurückzuziehen.[104]
Die traditionelle Verheiratung minderjähriger Mädchen und dieVerstümmelung der weiblichen Genitalien sind zwar offiziell verboten, werden aber, besonders außerhalb größerer Städte, weiterhin praktiziert.[105]Homosexualität ist illegal. Das Strafmaß liegt zwischen einem und zehn Jahren.[106] Stigmatisierungen, Tabuisierung, Marginalisierung und Diskriminierung sexueller Minderheiten sind weit verbreitet. Menschen, die ihre Homosexualität offen zeigen, werden inhaftiert und sind in der Haft schweren körperlichen Strafen und Folter ausgesetzt. Im Dezember 2008 forderten mehrere Kirchenführer, das Verbot von Homosexualität in die Verfassung aufzunehmen. Kirchenführer der römisch-katholischen, äthiopisch-orthodoxen und protestantischen Kirche erließen inAddis Abeba eine Resolution, um Homosexualität, die als „höchste Form der Unmoral“ bezeichnet wurde, zu ächten. Gewalt und Übergriffe gegen Homosexuelle werden nicht geahndet; die Gewalt geht häufig von staatlicher Seite aus. Menschenrechtsaktivisten erhalten anonyme Drohungen und werden von der Polizei bedroht, wenn sie versuchen, Anzeige zu erstatten.[107][108]
Anteil der Bevölkerung in extremer Armut (1981 bis 2019)Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf (1950 bis 2018)
Ein signifikanter Teil der Bevölkerung lebt unter der absoluten Armutsgrenze (gemäß aktueller Weltbank-Daten vom Januar 2015 lebten im Jahr 2011 30,7 Prozent von weniger als 1,25 USD pro Tag, 2005 waren es noch 39,0 Prozent).
Der Außenhandel Äthiopiens besteht im Wesentlichen aus dem Export vonKaffee. Deutschland ist der größte Importeur von äthiopischem Kaffee. Äthiopien wurde als einem der afrikanischen Länder von demGruppe-der-Acht-Treffen im Jahr 2005 ein Großteil seiner Schulden erlassen. Außenwirtschaftlich bleibt das Land in Folge hoher Leistungs- undHandelsbilanzdefizite, einer starken Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten und niedriger Devisenreserven anfällig. Die äthiopischen Importe beliefen sich im Jahr 2016 auf 14,7 Milliarden US-Dollar; die Exporte erreichten einen Umfang von nur 2,4 Milliarden US-Dollar. Äthiopien leidet somit unter einem strukturellen Handelsbilanzdefizit, das sich im Jahr 2016 auf 12,3 Milliarden US-Dollar belief. China ist Äthiopiens wichtigster Handels- und Wirtschaftspartner und finanziert eine Reihe von Infrastrukturprojekten in dem Land.[109]
DasBruttoinlandsprodukt pro Kopf lag im Jahr 2024 bei 1.310 US-Dollar, kaufkraftbereinigt bei 4.089 PPP-$. Äthiopien konnte im Zeitraum 2004 bis 2015 sehr hohe jährliche Wachstumsraten zwischen acht und zwölf Prozent desBruttoinlandsproduktes erzielen. Dadurch konnten Fortschritte in der Armutsbekämpfung und beim Infrastruktur-Ausbau erreicht werden. LautWeltbank lebten im Jahr 2000 noch 56 Prozent der Bevölkerung von weniger als $1,25, wohingegen im Jahr 2011 nur noch 31 Prozent ein Einkommen unterhalb dieser Schwelle erzielten.[110]
Die Arbeitslosenquote wird 2012 mit 17,5 % angegeben. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse sind informeller Natur und Unterbeschäftigung ist weit verbreitet. 2013 arbeiteten 72,7 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 19,9 % im Dienstleistungssektor und 7,4 % in der Industrie. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 52,8 Millionen geschätzt, davon 47,3 % Frauen.[111] Gewerkschaften sind erlaubt, allerdings dominiert die staatliche EinheitsgewerkschaftKonföderation Äthiopischer Gewerkschaften das Arbeitsleben des Landes.
Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt sank von 52 Prozent (Stand: 2001)[112] auf 38 Prozent im Jahr 2016 zugunsten eines stark wachsenden Dienstleistungssektors.[113] Durch dieökologische Verschiedenartigkeit gibt es in Äthiopien unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzungssysteme.
Nomadismus: Er existiert in allenWüsten undHalbwüsten in den tieferen Lagen. Meistens treiben die Familien saisonal bedingt ihre Viehherden zwischen verschiedenen Weidegebieten hin und her. Ein Nomadismus, bei dem über Jahre weite Strecken zurückgelegt werden, ist selten. Inzwischen werden die Weideflächen knapper. Das liegt einmal an der zunehmenden Bevölkerung, aber auch an der Ausbreitung von kommerziellen Farmen wie beispielsweise in derDanakilebene. Dort verloren dieAfar in den 1950er und 1960er Jahren ihre besten Weidegebiete entlang desAwash. Diese Farmen wurden 1975 verstaatlicht und teilweise vergrößert. Viele Afar arbeiten heute auf diesen Farmen oder betreiben selber Ackerbau.
Semi-Nomadismus oder Transhumanz: Diese Landnutzung war früher bei vielenOromovölkern weit verbreitet. Dabei werden mit einer Handhacke Felder bearbeitet, um Getreide anzubauen. Heute kommt diese Form der Landnutzung noch in einigen Teilen von Bale vor. In den letzten 100 Jahren wanderten vermehrt Menschen aus dem Norden in den Süden, nachdemMenelik II. den Süden erobert hatte. DerPflug setzte sich immer mehr durch, da er eine intensivere Landnutzung möglich machte.
Brandrodung: Diese Art der Landnutzung kommt in den Grenzgebieten zumSudan vor. Der Busch wird gerodet und/oder abgebrannt. Große Bäume bleiben meist stehen. Der Boden wird dann gepflügt oder mit einer Hacke bearbeitet. Das Land wird so für drei bis fünf Jahre genutzt. Ist die natürliche Bodenfruchtbarkeit erschöpft, folgt eine Ruhezeit von 15 bis 25 Jahren, in der der Boden wieder von natürlicher Vegetation überwachsen wird. Die zunehmende Landknappheit zwingt die Bevölkerung ihre Felder in immer kürzeren Intervallen zu bestellen. Ohne die notwendigen Maßnahmen zumRessourcenschutz ist eine langfristige Nutzung nicht mehr gewährleistet. In vielen Gebieten findet heute ein ähnlicher Prozess wie vor Jahrzehnten und Jahrhunderten im Norden Äthiopiens statt, der zu einer gewaltigen Zerstörung der Ökologie führte.
Ackerbau: Im nördlichen Hochland begann der Mensch vor 7000 bis 8000 Jahren mit sesshaftem Ackerbau. Der Boden wird mit dem meist von Ochsen gezogenenPflug bearbeitet. Die Saat wird breit ausgesät und mit dem Pflug eingearbeitet. Typisch sind Pflanzen, die sichgenerativ vermehren. Dazu gehörenGetreide,Hülsenfrüchte undÖlsaaten. Die wichtigsten Anbaufrüchte sindTeff (dient hauptsächlich in Äthiopien, Eritrea und Dschibuti der menschlichen Ernährung),Sorghum,Mais,Weizen,Gerste,Fingerhirse,Raps,Sesam. Die Bodenfruchtbarkeit wird durchFruchtwechsel mitLeguminosen und einer mehrjährigenBrache erhalten. Auf hofnahen Feldern wird mitTierdung gedüngt.
Um eine Wasserstelle zu erreichen, müssen die Menschen oft stundenlange Fußmärsche auf sich nehmen
Trotz großer Fortschritte im 21. Jahrhundert zählt Äthiopien auch 2019 noch zu den ärmsten Ländern Afrikas und der Welt.[114] Schätzungsweise 49 Prozent der Bevölkerung sindunterernährt (Jahr 2001),[115] auch in ertragreichenErntejahren bleiben Millionen Äthiopier aufNahrungsmittelhilfe angewiesen. Ursachen des Hungers sind Dürre und Überschwemmungen, verschärft durch verbreiteteEntwaldung undErosion.
Die Menschen in Äthiopien sind größtenteilsSubsistenzwirtschaft betreibende Landwirte. Bedingt durch das starke Bevölkerungswachstum jedoch war es ihnen nicht mehr möglich, ihre Familien durch die Erträge der verfügbaren Ackerfläche zu ernähren, was Rodungen zur Folge hat. Der Wald schützte das Land jedoch vor Bodenerosion, so dass langfristig gesehen ein noch größerer Verlust an Ackerfläche zu befürchten ist.[116]
Die Nahrungsmittelhilfe wird zumeist aus dem Ausland eingeführt, während Nahrungsmittel aus wirtschaftlich starken Regionen im Inland wegen der mangelhaften Infrastruktur nur schwer in die vom Hunger betroffenen Landesteile transportiert werden können. Die Abhängigkeit von auswärtiger Hilfe und ihre Folgen tragen ebenfalls ihren Teil zur prekären Ernährungslage bei und sollen mit längerfristig angelegten Entwicklungsstrategien der äthiopischen Regierung und internationaler Hilfsorganisationen verringert werden.[117][118]
Mit Stand von 2017 war der Anteil der Unterernährten trotz der vorhandenen Probleme auf 20,6 % der Bevölkerung zurückgegangen, was vor allem an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes liegt.[119]
Zugang zusauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht derUNO, besitzt lautWHO undUNICEF 2011 nicht einmal jeder zweite äthiopische Bürger.[120] Von 2011 bis 2023 verschlechterte sich dies weiterhin. Laut derWelthungerhilfe hatte 2023 nur jeder 3. äthiopische Bürger Zugang zu sauberem Trinkwasser.[121]
Kinderarbeit ist weit verbreitet: 58,1 Prozent der Jungen und 41,6 Prozent der Mädchen zwischen 5 und 14 Jahren gehen regelmäßig einer Erwerbstätigkeit nach, die überwiegende Mehrheit (95 Prozent) im familiären Betrieb.[122][123] In den großen Städten leben mehrere Hunderttausend Straßenkinder.[124]
Äthiopien ist auf dem großen Sprung nach vorne, was die Entwicklung des Landes (bei stark wachsender Bevölkerung) betrifft. Dazu gehört der möglichst schnelle Aufbau einerInfrastruktur und auch der schnelle Ausbau derEnergiewirtschaft als eine der wichtigen Vorbedingungen für rascheswirtschaftliches Wachstum.
Aufgrund der an vielen Stellen für dieEnergieerzeugung vorteilhaften äußeren Bedingungen hat Äthiopien die Möglichkeit, auf die im Lande reichlich vorhandenen fossileEnergieträger wieKohle oderErdgas weitgehend zu verzichten. Stattdessen konzentriert man sich auferneuerbare Energien:Wasserkraft,Windkraft,Sonnenenergie undGeothermie. Die äußeren Bedingungen in Äthiopien sind günstig, das Land zu einem Großexporteur sauberer und kostengünstiger erneuerbarer Energie zu machen. Fernziel ist der Bau von Wasser- und Windkraftwerken mit einer Leistung von jeweils mehr als 20.000 MW zusätzlich zum existierenden Bestand.
Allerdings steht die Planung in starkem Kontrast zur Realität. Im Zeitraum von fünf Jahren von 2009/10 bis 2014/15 sollte die installierte Leistung nur aus Wasserkraft von ca. 2000 auf 10.000 MW verfünffacht werden. Hingegen lag die gesamte installierte Leistung (inkl. Wasserkraft) im Jahr 2015 bei 2267 MW, der geplante Ausbau der Wasserkraft wurde nur zu 3,9 % verwirklicht.[125] Grund war ein enger Finanzierungsrahmen, der Projekte verhinderte und verzögerte. Seit dem Beginn des Baus derGrand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre (GERD) mit geplanten 6450 MW im Jahr 2011 hat sich der Finanzierungsrahmen nochmals deutlich eingeengt. Das Projekt GERD, ein nationales Prestigeprojekt, muss wegen internationaler Differenzen von der äthiopischen Regierung allein bezahlt werden und verschlang 2015 etwa 15 Prozent des BSP bzw. 60 Prozent des Staatshaushaltes.[126] Eine Entspannung brachte 2016 das bislang größte fertiggestellte Kraftwerk Äthiopiens,Gilgel Gibe III mit 1870 MW installierter Leistung.[127][128]
Im Gegensatz dazu kommt innerhalb Äthiopiens die Elektrifizierung nur schrittweise voran. Waren 2010 weniger als 25 Prozent der Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen, sollten es bis 2015 75 Prozent sein, ein Ziel, das um etwa 15 Prozentpunkte verfehlt wurde. Bis 2020 sollen es 90 Prozent sein.[125] Das sich verzögernde Bauprogramm von Kraftwerken und die zunehmende Elektrifizierung des Landes führen zu Stromknappheit in der Wirtschaft. Speziell im Dürrejahr 2015/16 kam es immer wieder zu Stromausfällen, da die Reservoirs teilweise trocken waren und die Zahl der Verbraucher stark zugenommen hatte.[126] Hier verhinderte das vorzeitig teilweise in Betrieb genommene Wasserkraftwerk Gilge Gibel III mit seinen Wasser- und Elektrizitätsreserven einen partiellen Zusammenbruch der Wirtschaft Äthiopiens.[129]
Ein struktureller Ausbau der Elektrizitätsinfrastruktur wird nach wie vor notwendig bleiben. Die zunehmende Elektrifizierung und das Wirtschaftswachstum sorgen für einen Anstieg des Bedarfs nach elektrischem Strom um 30 % jährlich.[129] Nach der Inbetriebnahme von Gilgel Gibe III im Jahr 2016 stand zunächst genügend elektrischer Strom zur Verfügung. Daraus ergab sich aber unmittelbar ein Defizit bei der Zahl derUmspannwerke und von Übertragungsleitungen, die in zu geringer Zahl vorhanden und schnell überlastet waren und zahlreiche und lang anhaltende Stromausfälle über Tage provozieren.[130] Um dies zu beheben, sind u. a. eine umfangreiche Bereitstellung neuer öffentlicher Umspannwerke vorgesehen, die bis 2018 abgeschlossen sein sollte.[129] Es werden auch private Umspannwerke von Firmen (wie Stahlwerken) gebaut, um Energierationierungen zu umgehen und um die bereitgestellte Energie nutzen zu können.[131]
Trotz des relativen Engpasses bei der Energieerzeugung exportiert Äthiopien Strom, um die Kraftwerke zu refinanzieren und sich vor allem aufgrund des sehr kostengünstigen Stromes den stark wachsenden EnergiemarktOstafrika möglichst vollständig zu sichern. Das Land exportiert seit Juni 2011 Strom nachDschibuti und seit 2012 nach Sudan undKenia – und zwar nahe am Selbstkostenpreis.[129] Strategisch peilt Äthiopien damit eine umfassende Versorgung ganz Ostafrikas (Kenia,Uganda,Tansania,Ruanda, Südsudan sowie weitere Länder) an; die niedrigen Preise sollen angepasst werden, sobald eine umfassende Versorgung steht. Ein Meilenstein konnte hier 2016 verzeichnet werden, als Äthiopien und Kenia mit dem gemeinsamen Bau einer 500-kV-Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung über 1045 km begannen, die Ende 2018 kommissioniert werden soll. Diese Leitung soll mit bis zu 2000 MWe übertragener Leistung ganz Ostafrika versorgen.[129][132] Mittel- bis langfristig soll ein Energiekorridor bis nach Europa geschaffen werden.[129]
Reisen hat in Äthiopien eine lange Tradition, daher gibt es überall (meist bescheidene) Unterkünfte, deren Standard von europäischen Ansprüchen oft weit entfernt ist. In Nordäthiopien, auf der von Touristen stark frequentierte „Historischen Route“, gibt es in jeder Stadt ein Hotel der staatlichen Hotelkette, das westlichen Standards entspricht. Alle größeren Städte werden von derEthiopian Airlines angeflogen. Sehenswürdigkeiten sind unter anderemBahir Dar amTanasee, (Blauer) Nil-Fall, Gondar/Gonder (Palast des KaisersFasilides),Simien-Nationalpark,Axum (Kathedrale, Stelenfelder),Lalibela (Felsenkirchen),Awash-Nationalpark (Awash-Wasserfall),Langano-See,Dire Dawa.Sehenswert ist auch 500 km östlich von Addis Abeba die kleine, zum Weltkulturerbe erklärte Stadt Harar (90 Moscheen, das Wohnhaus vonArthur Rimbaud).
DerStaatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 11,85 MilliardenUS-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 10,07 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 2,4 Prozent desBIP.[133] Die Staatsverschuldung betrug 2015 39,73 Milliarden US-Dollar oder 54,8 Prozent des BIP.[134]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) folgender Bereiche:
FamilieAlfred Ilg vor einer Lokomotive der FirmaSLM, Winterthur, inDire Dawa etwa 1902–1906
Inländischer Schiffsverkehr findet in Äthiopien nur auf den großen Seen (vor allem auf demTanasee) statt. Die Flüsse des Landes sind (bis auf denBaro während der Regenzeit) nicht schiffbar.
Äthiopien ist ein Binnenstaat ohne Zugang zum Meer, daher besitzt es keine eigenen Häfen. Über den Hafen vonDschibuti inDschibuti City laufen 87 Prozent des Import- und Exportverkehrs Äthiopiens sowie 97 Prozent der Importe. In geringem Maße wird auchBur Sudan imSudan genutzt, vor allem für den Export vonKaffee. 2016 wurde eine Vereinbarung über die Nutzung des HafensBerbera inSomaliland erreicht. Berbera soll – nach massiven Investitionen in die Infrastruktur – bis zu 30 Prozent des Außenhandels übernehmen.[136]
Wegen der Bedeutung Dschibutis für Importe und Exporte legt Äthiopien Wert auf den Ausbau guter Verbindungen (Schiene, Straße) nach Dschibuti.
Die Verkehrsinfrastruktur ist wenig entwickelt. Alle wichtigen Städte sind aber bereits (Stand 2018) auf guten Asphaltstraßen erreichbar. Äthiopien verfügte 2003 über insgesamt 33.856 Straßenkilometer, die sich bis Mai 2016 auf 113.213 km aufgrund eines massiven Straßenbauprogramms mehr als verdreifachten. Der Anteil asphaltierter Straßen an der Gesamtlänge aller Straßen betrug in beiden Jahren dagegen etwa ein Achtel und blieb damit weitgehend konstant. Jedes Jahr kommen etwa 11 Prozent neuer Straßen hinzu (Stand: 2011).[137][138]
Der Straßenverkehr gilt als unsicher. 2013 kamen in der Äthiopien insgesamt 25,3 Verkehrstote auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt kamen damit über 23.800 Personen im Straßenverkehr ums Leben. Die Rate an Verkehrstoten ist noch weitaus höher, wenn man sie der niedrigen Motorisierungsrate des Landes gegenüberstellt. 2017 kamen im Land 8 Kraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner (in Deutschland waren es über 500 Fahrzeuge).[139]
Das Land ist durch jahrhundertelangeSubsistenzwirtschaft und Isolation wenig aufAußenhandel und nur eingeschränkt aufBinnenhandel ausgerichtet und verfügte daher nur über wenige Straßen für denTransport. Für eine wirtschaftliche Entwicklung besteht imStraßenbau daher ein sehr hoher Neu- und Ausbaubedarf, vor allem bei Allwetterstraßen, der selbst bei den hohen jährlichen Neubauanstrengungen noch länger nicht gedeckt sein wird. In den beidenRegenzeiten werden zudem viele Transportwege unpassierbar und die Menschen sind oft wochenlang von den Märkten und von medizinischen Einrichtungen abgeschnitten.
Für den Außenhandel wichtig ist vor allem die Strecke zwischen Addis Abeba über Adama zum Seehafen von Dschibuti, wobei vor allem die auch für den inneräthiopischen Verkehr wichtige Teilstrecke zwischen Addis Abeba nach Adama stark frequentiert ist. Seit August 2016 verfügt Äthiopien nun über eine erste voll kommissionierte 85 km langeAutobahn mit jeweils dreiFahrstreifen je Richtung von den Städten Addis Abeba überModjo nach Adama. Zwischen den beiden Endpunkten finden sich sechsAnschlussstellen.[140][141] Eine Weiterführung über 202 km von Modjo entlang desostafrikanischen Grabenbruchs nach Süden nachAwassa ist im Bau (Stand: 2018).[142]
Im Mai 2024 ist ein Einfuhrverbot für Fahrzeuge mitVerbrennungsmotor durch die äthiopische Regierung in Kraft getreten; es dürfen nur nochElektrofahrzeuge importiert werden.[143] Anfang 2024 gab es ungefähr 7.000Elektroautos in Äthiopien.[144] Bis Juli 2024 soll die Zahl auf etwa 70.000 angewachsen sein.[145]
Es besteht eine einzige, insgesamt 756 km lange (davon 656 km in Äthiopien)normalspurige und durchgängigelektrifizierteEisenbahnlinie, welche vonSebeta direkt westlich von Addis Abeba überAwash nachDewele an der Grenze zuDschibuti verläuft und von dort aus weiter zumContainerhafen vonDschibuti City amGolf von Tadjoura geht.[146] Diese Bahnlinie, Ende 2016 offiziell eröffnet, dient als einewirtschaftliche Lebensader Äthiopiens, das selbst keinen Zugang zum Meer besitzt. Zwischen Sebeta und Adama ist die Strecke auf 115 km zweigleisig, sonst eingleisig. 2015 wurde der Grundstein für eine zweite einspurige Bahnstrecke vom Norden Äthiopiens über 268 km von Mek’ele nachWeldiya gelegt, die später nach Dschibuti City verlängert werden soll.[147] Ebenfalls im Bau ist mit Stand von 2018 eine 391 km lange eingleisige Verbindungsstrecke zwischen beiden Bahnlinien zwischen Awash und Weldiya.[148]
Das Telekommunikationsnetz in Äthiopien ist inzwischen gut ausgebaut. In allen regionalen Zentren gibt es öffentliche Telefone und oft auchInternetcafés, Cafés und Telefon-Shops. Die Preise für Telekommunikation, besonders für Anrufe ins Ausland, sind sehr hoch und liegen bei 15 Birr/Minute für einen Anruf nach Deutschland. Internetverbindungen sind oft sehr langsam, so dass eine Nutzung kaum oder nur mit sehr viel Geduld möglich ist. In einigen Teilen des Landes existiert bereits ein Mobilfunknetz. Bisher gibt es Roaming-Abkommen mit dem Betreiber E-Plus und der Telekom. Eine äthiopische SIM-Karte kostet ca. 60 Birr (Stand August 2011) und kann auch von Ausländern in Telekommunikationsläden, Hotels oder direkt beiEthiopian Telecom erworben werden. Die Vorwahl äthiopischer Mobilfunknummern besteht aus den Ziffern 091, gefolgt von einer weiteren Nummer für die Region.Im Jahr 2022 nutzten 19,4 Prozent der Einwohner Äthiopiens das Internet.[149]
Von insgesamt 58Flughäfen in Äthiopien werden nur 15 regulär mit Inlandsflügen bedient. Nur zwei sind internationale Flughäfen, derFlughafen Dire Dawa mit einem einzigen internationalen Ziel (Dschibuti) und derBole International Airport der Hauptstadt Addis Abeba mit 85 internationalen Zielen im Linienflugverkehr. Der jenseits der Kapazitätsgrenzen (6–7 Mio.PAX) operierende Flughafen in Addis Abeba wurde ausgebaut und hat seit März 2019 eine Kapazität von 22 Mio. PAX.[150]
Durch seine christlichen Traditionen und die historische Isolation unterscheidet es sich kulturell deutlich von anderen Staaten inSubsahara-Afrika. Dies äußert sich in der Architektur und Kunst des Landes, unter anderem auch in derÄthiopischen Küche.
Äthiopien hat eine Gesellschaft mit einer alten, traditionsbewussten Kultur. In der gegenwärtigen Phase intensiver Reformen stellen sich verstärkt Fragen der Kulturpolitik. Die Eigenständigkeitsbestrebungen ethnischer Gruppen, denen im Rahmen der Regionalisierungspolitik größerer Spielraum gewährt wird, wirken sich auch im Bildungsbereich aus. Der Zentralstaat zieht sich auf eine Rahmenkompetenz in kulturellen Angelegenheiten zurück. Es obliegt den Regionen zu entscheiden, ob der Unterricht wie früher allgemein in Amharisch oder einer regionalen Sprache gehalten wird.[46]
Die fürSubsahara-Afrika untypische Malerei[151] und die Anfertigung feiner Kunsthandwerksarbeiten (etwa der von den Äthiopierinnen getragene Schmuck[152]) haben ihre Wurzeln im alten nordafrikanisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Sie hielten sich, eingebettet in der ungebrochen christlichen Tradition des Landes, bis heute.
Typische Medien der äthiopischen Malerei waren früherBuchilluminationen,Tafelbilder,Prozessionsbilder undWandmalerei. Es sind drei Epochen unterscheidbar: Die Frühperiode (14. bis Anfang 16. Jahrhundert), eine zweite Periode (mit Kulminationspunkt im 17. Jahrhundert) und die dritte Periode (ab dem Ende des 17. Jahrhunderts).[153]
Einer der bedeutendsten modernen äthiopischen Maler istAfewerk Tekle (Afawarq Takle, 1932–2012), der großformatige Ölbilder, Skulpturen und Gebrauchskunst bis hin zu Briefmarken gestaltete. Er gehört neben Gebre Kristos Desta (1932–1981),Ale Felege Selam (1929–2016) und Alexander Boghosian (Skunder Boghosian, 1937–2003) zu den führenden Malern, die moderne Kunstauffassungen nach Äthiopien brachten.
Diepentatonische traditionelle Musik unterscheidet sich stark von der Musik des übrigen Afrika. Gespielt wird sie vonAzmari genannten Sänger-Poeten, die mit Liedern in Balladenform durch das Land ziehen, alte Geschichten verbreiten und zu aktuellen Themen Stellung beziehen. Sie begleiten ihre Preis- und Schmählieder meist inTej bets (Gaststätten, in denen der HonigweinTej ausgeschenkt wird) auf der Leierkrar, der einsaitigen gestrichenen Kastenspießlautemasinko oder spielen gelegentlich die Flötewaschint.
Die ehrwürdige große Leierbeganna wird nur bei feierlichen religiösen Anlässen gespielt. Die Gesangstradition der äthiopisch-orthodoxen Kirche, zu der auch Instrumentalmusik und Tanz gehört, heißtzema („Klang, Lied, Melodie“). Ihre Einführung wird dem im 6. Jahrhundert wirkenden heiligenYared zugeschrieben. Sakrale und früher bei höfischen Zeremonien verwendete Musikinstrumente sind die Trompetemalakat, die grifflochlose Flöteembilta und die Fasstrommelkebero. Die früher zeremoniell gespielte Kesseltrommelnegarit ist praktisch verschwunden.
Neben den traditionellen Musikformen entwickelte sich ab den 1950er Jahren vor allem in den Großstädten eine vitale Populärmusik, die westliche und einheimische Stile miteinander verknüpfte. Als Grundlage diente dabei neben den traditionellen Musikformen die Militärmusik der seit den 1920er Jahren zunehmend beliebten Militärorchester. Zu den bekanntesten und erfolgreichsten zählten die der Armee, der Polizei und der kaiserlichen Leibwache. Daneben gab es Solisten wie den SaxophonistenGétatchèw Mèkurya, der traditionelle Gesangsstile auf sein Saxophonspiel übertrug und häufig mitFree-Jazz-Saxophonisten wieOrnette Coleman undAlbert Ayler verglichen wurde.
Diese Kombinationen entwickelten sich in den 1960er Jahren weiter, als durch Musiker wieBizunesh Bekele westliche Stile wieRhythm and Blues undSoul integriert wurden oder durchMulatu AstatkeJazz undlateinamerikanische Musik. Von herausragender Bedeutung ist auchTilahun Gesesse, der bis heute als „Stimme Äthiopiens“ gilt und in den 1960er Jahren vom Orchester der Kaiserlichen Leibwache begleitet wurde.
In den 1970er Jahren entwickelten Orchester wie dieWallias Band Analogien zum frühenFunk einesJames Brown. Mit dem Sturz des Kaisers und dem Beginn der Militärdiktatur flüchtete die Mehrzahl der etablierten Künstler, durch diesen Aderlass und die restriktiven Bedingungen der Diktatur verlor die äthiopische Populärmusik ihr hohes Niveau. Bekannte Künstler dieser Zeit warenEthio Stars,Roha Band und der SängerNeway Debebe. Im Ausland zu großem Erfolg kamAster Aweke, die ihre ersten Aufnahmen noch Mitte der 1970er Jahre in Addis Abeba machte und danach in die USA emigrierte. Sie ist heute Äthiopiens international bekannteste Musikerin.
Seit 1994 hat das französische LabelBuda Musique vor allem im Rahmen seiner SerieÉthiopiques rund zwanzig CDs klassischer äthiopischer Populärmusik veröffentlicht und damit zahlreiche Künstler im Westen vorgestellt.[154]
Die ältesten Spielbretter (6.–8. Jahrhundert n. Chr.) des SpielesMancala wurden im Nordwesten Äthiopiens, inMatara undYeha, gefunden.Richard Pankhurst beschrieb 1971 insgesamt103 Varianten dieses Spieles in Äthiopien. Eine ist beispielsweiseLamlameta und wird von denKonso gespielt. Äthiopien hat auch eine eigene Variante desSchachs hervorgebracht,Senterej. Dieses Spiel wird mindestens seit fünfhundert Jahren gespielt. Der wohl größte Unterschied zum bekannten Schach ist dieWerera genannte Eröffnung, bei der die Spieler so schnell oder so langsam ziehen, wie sie wollen, ohne auf den Gegner zu warten.
Äthiopien hat eine lange Tradition von ausgezeichneten Langstreckenläufern und -läuferinnen. Sportler aus Äthiopien gewannen 58 olympische Medaillen (23 Gold, 12 Silber, 23 Bronze; Stand 2021). Die besten Langstreckenläufer und -läuferinnen der Welt kommen aus nur wenigen Ethnien aus Äthiopien undKenia. Der Erfolg wird vielen Faktoren zugeschrieben: genetische Auslese (in der Jahrtausende alten Tradition als Hirten und Jäger in derSavanne im Hochland), hoheMaximale Sauerstoffaufnahme, das Gehen und Laufen im Hochland (von zu Hause zur weit entfernten Schule), hoheHämoglobinwerte durch Leben im Hochland, optimale Laufökonomie durch Barfußlauf von klein auf, Ernährung mit viel Eiweiß und Kohlenhydraten und wenig Fett, Streben nach sportlichem Erfolg als Erwerbschance.[155] Durch den europäischen Einfluss (auch aus Osteuropa) sowie die den Sport organisierenden europäischen Managern (z. B.Jos Hermens) ist das Training gerade in Äthiopien an den modernsten Prinzipien der Trainingslehre ausgerichtet.[156]Fußball undVolleyball zählen zu den beliebtesten Sportarten. Dieäthiopische Fußballnationalmannschaft konnte allerdings nur in den 1960er Jahren vorzeigbare Erfolge verbuchen (Gewinn derAfrikameisterschaft 1962 im eigenen Land) und galt lange Zeit als eine der schwächsten Mannschaften desafrikanischen Fußballverbandes. Erst ab 2005 gab es wieder einen Aufschwung, als die Nationalmannschaft denCECAFA-Cup (die Ost- und Zentralafrikameisterschaft) gewann. Dieser Aufschwung hat sich in den folgenden Jahren fortgesetzt, was sich unter anderem in der seit 1982 erstmaligen Qualifikation für dieAfrika-Meisterschaft 2013 zeigt.
Typische äthiopische Sportarten sindGenna, eine Form desHockeyspiels, welches traditionell um die Zeit der äthiopischen Weihnacht – am 7. Januar – gespielt wird.
AuchGugs, ein Reiterspiel, ist eine bekannte traditionelle Sportart in Äthiopien.
Äthiopien hat eine eigene Zeitrechnung, denÄthiopischen Kalender. Er ähnelt demKoptischen Kalender, ist ihm aber 276 Jahre voraus. Äthiopien ist das Land der 13 Monate („13 months of sunshine“), zwölf Monate zu je 30 Tagen und ein Monat mit fünf bzw. sechs Tagen (Schaltjahrsausgleich). Der Kalender ist gegenüber demGregorianischen Kalender um knapp acht Jahre zurück. Das äthiopische Neue Jahr beginnt immer am 11. September. Da Äthiopien im Bankwesen, Flugverkehr und der Kommunikation international verknüpft ist, werden beide Kalender nebeneinander verwendet. Überall im Land sind Kalender erhältlich, die gleichzeitig beide aktuell gültigen Daten auflisten, beispielsweise entspricht der 7. August 2005 dem 1. Dezember 1997 E. C. (Ethiopian Calendar). Äthiopien rechnet auch die jeweilige Tageszeit anders: der Tag beginnt um 6 Uhr (europäische Rechnung), somit ist in Äthiopien morgens um 7 Uhr „die erste Stunde des Tages“ vorbei (1 Uhr in äthiopischer Zählweise), Mittagszeit ist somit um 6 Uhr äthiopischer Zählweise, 12 Uhr nach äthiopischer Zählweise ist 18 Uhr nach europäischer Rechnung (wegen der Zeitverschiebung aber erst 15 UhrMEZ).
Als Feiertage werden in Äthiopien das Neujahrsfest (11. September), die christlich-orthodoxen Feiertage zu Ostern und Weihnachten sowie die islamischen Feiertage zum Ende des Ramadan und zum Opferfest gefeiert.
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