Ädikula


EineÄdikula (MehrzahlÄdikulä; zulateinischaedicula, Mehrzahlaediculae) ist ein kleines antikesBauwerk bzw.Bauteil.
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ursprünglich istaedicula einDiminutiv vonaedes, was ein Haus oder speziell einen Tempel bezeichnet, dementsprechend istaedicula ein kleines Haus oder „Tempelchen“.Aedicula werden insbesondere die kleinen Nachbildungen von Tempeln genannt, die der Ausschmückung einesSacellum dienten, eines umfriedeten Heiligtums, wie es für die ältesten römischen Kulte typisch ist. Dieseaediculae waren dann meist kleine Bauwerke mit einer Nische, in der sich das Kultbild der Gottheit befand.
In dieser reduzierten Form erscheinenÄdikulä als architektonisches Element: ein kleiner Wandaufbau, der einer Tempelfront ähnlich sah und in dem sich eineStatue befand. Später wurde jede Stützengliederung, die ausSäulen,Pfeilern oderPilastern und einem Dreiecks- oder Segmentbogengiebel bestand und eineNische umrahmte, Ädikula genannt. Dieses Stilelement findet sich im hellenistischen und im römischen Baustil ebenso wie in den an die Antike anknüpfenden BaustilenRenaissance,Barock undKlassizismus. Die Ädikula diente dabei meist zur Gliederung großer Wandflächen. Sie ist häufig an großenToren,Stadttoren oderTriumphbögen und an großen Gebäuden wieThermen undPalästen zu finden. ImMittelalter wurde auch eine kleine Privatkapelle (meist eine Grabkapelle) so genannt.
Es sind folgende mögliche Bedeutungen vonÄdikula zu unterscheiden:
- Schrein im Sinn einesLarariums
- Grabmal oder Teil eines Grabmales mit der Urne oder einem Bildnis des Verstorbenen.
- kleinerantiker Tempel
- kleiner Aufbau zur Bewahrung einesStandbildes
- Umrahmung vonNischen oder von Fenstern mit Säulen oder mit einem kleinenDach undGiebel (Häuschenmotiv – Dreiecksgiebel).
Die letzten beiden Bedeutungen werden oft im Zusammenhang mit einerApsis oder einerFassade verwendet.
Es gibt Formen der Ädikula, die sich nicht direkt an antike Vorbilder anlehnen. Diese kommen in der modernen Architektur vor, unter anderem in öffentlichen Bereichen.
In derrömischen Wandmalerei, speziell derAntoninischen Wandmalerei ist die Ädikula ein häufiges Motiv zur Erzeugung einer illusionistischen Architektur. Bereits imZweiten Stil derPompejianischen Wandmalerei gibt es dieses Motiv mit derselben Aufgabe.
Im griechischen Kulturraum entspricht derÄdikula derNaiskos.
- Naiskos: Griechische Grabstele, um 430–400 BC
- Lararium in derCasa dei in Vettii in Pompeji, um 50
- Grabmal fürJulius Wilhelm Brühl auf dem Heidelberger Bergfriedhof, 19. Jh.
- Grabmal für GeneralFriedrich Wilhelm von Rauch (Invalidenfriedhof Berlin – Entwurf:Friedrich Wilhelm IV./Friedrich August Stüler)
- Ädikula Menz inMaria Himmelfahrt (Ritten), Bildhauerwerk vonPompeo Marchesi, 1818
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Paul Habel: Aedicula. In:Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 445 f.
- Henner von Hesberg:Elemente frühkaiserzeitlicher Aedicula-Architektur. In:Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts. Bd. 53, 1981/1982,ISSN 0078-3579, S. 43–86, S. 43, 86.
- Peter Noelke:Ara et Aedicula – Zwei Gattungen von Votivdenkmälern in den germanischen Provinzen. In:Bonner Jahrbücher. Bd. 190, 1990, S. 79–124.
- Wolfgang Herrmann:Ädikula. In:Otto Schmitt (Hrsg.):Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 1:A – Baubetrieb. Metzler, Stuttgart 1937, Sp. 167–172.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ädikula inDas grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann.
- Ädikula in:Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte