Brasilianische Indianer Wenngleich Wied in erster Linie Zoologe war, besaß er von Anfang an ausgeprägtes Interesse für die amerikanischen Ureinwohner. Indem er sorgfältig seine Beobachtungen aufschrieb und bildlich skizzierte, schuf er einmalige Dokumente von Völkern, die schon etwa ein Jahrzehnt später viel von ihrer angestammten Kultur verloren hatten und als Völker inzwischen längst untergegangen oder von der Zivilisation aufgesogen sind. Von gelegentlichen Begegnungen mit Angehörigen assimilierter Stämme wie der Goyatacaces und Machacalis abgesehen, konnte Wied sechs weitgehend intakte Völkerschaften näher kennenlernen: Botokuden,Camacán, Coroados, Coropos, Pataxó und Puri. Botokuden Botokuden oderAymoré leben in geringer Zahl noch in Ostbrasilien. Wied verfaßte die erste authentische Monographie über sie.
Spannend berichtet Wied von der ersten Begegnung mit Botokuden: "Allein auf dem engen Pfädchen, welches zwischen den hohen Waldstämmen sich durchwand, stießen uns manche interessante Vögel auf. Wir schossen einige davon, und eben war ich im Begriff, einen derselben aufzuheben, als ich plötzlich durch den kurzen, aber unsanften Ton einer rauhen Stimme angerufen wurde. Schnell kehrte ich mich um, und siehe da, nahe hinter mir mehrere Botokuden! Nackt und braun wie die Tiere des Waldes standen sie da, mit den großen Pflöcken von weißem Holz in den Ohren und der Unterlippe, Bogen und Pfeile in ihrer Hand. Die Überraschung, ich gestehe es, war für mich nicht gering. Hätten sie feindselig gedacht, so war ich von ihren Pfeifen durchbohrt, ehe ich ihre Nähe überhaupt ahnden konnte. Jetzt trat ich keck zu ihnen hin und sagte ihnen, was ich von ihrer Sprache wußte. Sie drückten mich nach Art der Portugiesen an die Brust, klopften mir auf die Schulter und schrien mir laute, rauhe Töne entgegen, besonders aber riefen sie bei Erblickung der beiden Rohre einer Doppelflinte mit Verwunderung wiederholt: - »Pun Uruhú!« (mehrere Flinten). Camacán
Das Volk lebte nördlich des Rio Pardo im Staat Bahia. Im Gegensatz zu anderen Stämmen ließen sie die Haare lang herabfallen. Wied beschreibt sie als mäßig groß und breitschultrig mit markantem Gesicht. Er wohnte im März 1817 einer Festlichkeit bei und skizzierte sie. Cayapó Cayapó der südlichen Stammesgruppe leben in unbekannter Zahl noch in Minas Gerais und Goias, wo sie vor allem Maisanbau treiben. Coroado = Purí In unbekannter Zahl leben Angehörige des Volkes noch heute in Minas Gerais und Ostbrasilien. Pataxó Wied lernte sie an den Flüssen Rio Grande de Belmonte undMucurí kennen. Die Skizze im Reisewerk zeigt ihre unverwechselbare Haartracht und die Angewohnheit, Säcke auf dem Rücken zu tragen und den männlichen Unterkörper zu verbinden. Man bemerkt aber auch die beginnende Inkulturation einzelner, die portugiesische Kleidungsstücke tragen.
Der junge Botokude Quäck (eigentlich Nuguäck) gehörte im zweiten Teil der Reise fest zur Expeditionsmannschaft und ist auf drei Skizzenblättern Wieds festgehalten worden. Er vermittelte bei Begegnungen mit freien Indianern. Bei der Rückreise nach Europa blieb Quäck zunächst in Salvador. Wied ließ ihn aber nachkommen. Am 12. Februar 1818 traf der Botokude dann in Neuwied ein. Für die Bevölkerung war er eine exotische Sensation. Man ließ ihn Pfeil und Bogen vorführen. Bei den Kindern war er indes durch seine Handfertigkeit sehr beliebt. Dennoch scheint er nicht glücklich geworden zu sein. Eine Zeitung beschrieb sein Los folgendermaßen:
Einsamkeit und Heimweh trieben ihn zu übermäßigem Alkoholgenuß. Während Maximilian Nordamerika bereiste, stürzte Quäck mitten im Winter betrunken aus dem Fenster im ersten Stock des Nebengebäudes und erfror. Maximilian schrieb am 6. Januar 1835 an Carl Friedrich von Martius: Außer einem zweiten Gemälde von Prinz Karl gibt es noch das Quäck-Porträt von Friedrich Theodor Kloß (1802-1878), zu dem Maximilian handschriftlich vermerkte:
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