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Fulda [3]

[202]Fulda, Kreisstadt im preuß. Regbez.Kassel, an den StaatsbahnlinienFrankfurt a. M.-Bebra,Gießen-F. u. a., im altenBuchgau (Buchonia) 256 m ü. M., ist freundlich gelegen, aber unregelmäßig gebaut. Unter den öffentlichenPlätzen sind der Domplatz und der Schloßplatz die ausgezeichnetsten; auf letzterm steht seit 1842 das kolossale Erzstandbild des heil.Bonifatius. Der Dom wurde von 1704–12 nach dem Muster derPeterskirche in Rom erbaut undist 99 m lang.

Wappen von Fulda.
Wappen von Fulda.

Die Vorderseite schmücken zwei Doppeltürme von 57 mHöhe, und dieKuppel erhebt sich 39 m hoch. Ein Überrest des alten Baues ist dieKrypte (Bonifatiusgruft) unter demHochaltar, wo in einem reichverziertenSarkophag die Gebeine des »Apostels derDeutschen« ruhen. Dem Dom gegenüber steht die ehemaligePropsteiSt. Michael, seit 1831 die Wohnung desBischofs, mit der kleinen und interessanten, vonLange restaurierten St. Michaelskirche (s. Tafel»Architektur VIII«, Fig. 1), die 822 vollendet wurde und im wesentlichen die ursprünglicheAnlage (eineNachahmung des heiligenGrabes) noch jetzt zeigt (vgl. v.Dehn-Rothfelser, Mittelalterliche Baudenkmäler inKurhessen,Kassel 1862). Sonst sind zu nennen: dieBibliothek (ca. 80,000Bände und kostbareHandschriften), das stattliche, im Palaststil errichteteSchloß mitGarten undOrangerie, das 1625 gestiftete Benediktinerinnenkloster, das 1238 gestiftete Minoritenkloster (jetzt Möbellager), das neue Reichsbankgebäude und die neue Artilleriekaserne. Im ganzen besitzt F. 6Kirchen, darunter eine neue evangelische, und eineSynagoge. Die Einwohnerzahl beläuft sich (1900) mit derGarnison (Feldartillerieregiment Nr. 47) auf 16,900 Seelen, davon 3826Evangelische und 675Juden. DieIndustrie erstreckt sich auf Baumwollweberei,Damast- und Sackleinwandfabrikation (FuldaerLeinwand),Plüsch-,Filz-,Filztuch-, Wachslichtfabrikation, Wollfärberei,Gerberei, Seifensiederei, Bierbrauerei, Wachsbleicherei, Salpetersiederei, Verfertigung vorzüglicherBlasinstrumente, von emailliertenBlechgeschirren, Schuhstoff etc. Außerdem befindet sich dort eine Eisenbahnhauptwerkstätte. DerHandel, unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1902: 214,9 Mill. Mk.), ist besonders lebhaft in Vieh undGetreide; jährlich finden neun Rindviehmärkte, ein Bullenmarkt und zwei Pferdemärkte und wöchentlich ein Schweinemarkt statt. F. ist der Sitz einesBischofs, einesDomkapitels, eines Generalvikariats, hat 2 Forstämter, Amtsgericht,Spezialkommission etc. An Unterrichtsanstalten bestehen: einGymnasium, eine Oberrealschule, kath. Schullehrerseminar, Militärmusikerschule; an Wohltätigkeitsanstalten: einHospital (im 13. Jahrh. gestiftet) nebst Waisenhaus, ein Landkrankenhaus, ein Mutterhaus der BarmherzigenSchwestern zum heil.Vinzenz vonPaula etc. In der UmgebungFuldas sind besonders derFrauenberg (s. d. 3), derKalvarienberg (an dessen Fuß der Bonifatiusbrunnen),Petersberg undJohannesberg zu erwähnen; 6 km südlich liegt das landgräflicheSchloß Adolfseck mit großemPark und 10 km östlichBieberstein, das ehemalige Jagdschloß der fuldaischenBischöfe. – F. entstand infolge derGründung der gleichnamigenAbtei (S. 201), um die sich bald ein Dorf (mit einer 779 eingeweihten Kirche) ansiedelte, das 1162 befestigt und 1208 zur Stadt erhoben wurde. Mit den Äbten von F. kam es öfter zu Zwistigkeiten, besonders 1320, als AbtHeinrich eineBurg innerhalb der Stadt errichtete, die von denBürgern zerstört wurde. F. verfiel derReichsacht und wurde 1331 zur Wiederherstellung derBurg genötigt. Die im 14. Jahrh. auch in F. ausbrechendePest schrieb derAberglaube denJuden zu, von denen 600 einen martervollen Tod fanden. ImBauernkrieg wurden Stadt undKloster F. 1525 von denBauern erobert, aber diese vomLandgrafenPhilipp vonHessen zurÜbergabe genötigt, worauf die Stadt einige Jahre anHessen verpfändet war. 1734 erhielt F. eine Universität, die indessen 1804 in einGymnasium verwandelt wurde. Im SiebenjährigenKriege wurde F. 1762 von einem hannöverschenKorps unterLuckner genommen. Am 2. Nov. 1850 wurde es von den Preußen besetzt, aber nach demZusammenstoß mit den Österreichern beiBronnzell 9. Nov. freiwillig geräumt und dann auf kurze Zeit von denBayern besetzt. ImKriege von 1866 besetzten es die Preußen 6.Juli abermals. Mehrmals in neuester Zeit haben in F. »amGrabe desBonifatius« dieBischöfePreußens undDeutschlandsVersammlungen abgehalten. Val. »Chronik von F. und dessen Umgebungen« (Vacha 1839);Schneider,Führer durch die Stadt F. (3. Aufl.,Fulda 1899);Hartmann, Zeitgeschichte von F. (das. 1895) u. die oben, S. 201, angeführten Werke.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 202.
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